Superfighter III

 
  • Deutscher Titel: Superfighter III
  • Original-Titel: Hsiao chuan yi chao
  • Alternative Titel: Fearless Hyena | The Shadowman |
  • Regie: Jackie Chan
  • Land: Hongkong
  • Jahr: 1979
  • Darsteller:

    Shing Lung (Jackie Chan)
    Chen Peng Li (James Tien)
    Yen Wong (Sai-kun Yam)
    Dean Shek, Hui Lau Chan, Kuen Li, Tien Chi-Cheng


Vorwort

Und schon wieder Jackie Chan? Ja, ich weiss, wir hatten den Maestro erst kürzlich mit „Hard to Die“ gefeatured, aber mir war heute einfach danach, mir mal wieder ein schönes altmodisches Kung-fu-Spektakel anzusehen, und nachdem ich die betreffende Cassette (ja, hin und wieder schiebt der Doc doch noch ein gutes altes Video in den Recorder) auch schon ewige Zeiten nicht mehr betrachtet hatte (und abgesehen davon erst kürzlich wieder in meinem Fundus wiederentdeckt hatte), lag´s irgendwie nahe. Abgesehen davon ist das ja immer noch meine Website, also mein Wille geschehe ;-)).

Okay, also hier haben wir es mit einem Frühwerk des Maestros zu tun, der nach gerade errungenem Starruhm mit Drunken Master schweren Herzens zu seinem vormaligen Producer Lo Wei zurückkehrte, dem er noch laut Vertrag den ein oder anderen Film schuldete. Immerhin konnte Jackie, aufgrund des enormen Box-Office-Erfolgs von Drunken Master, Lo Wei volle künstlerische Kontrolle über das Projekt abringen, womit Fearless Hyena sich durchaus zu recht als klassisches Jackie-Chan-Star-Vehikel qualifiziert.

Ich muss allerdings eines vorausschicken – mir liegt derzeit nur die übel verkrüppelte United-Video-Version mit dem Namen The Shadowman vor, die schlappe 20 Minuten Laufzeit entbehrt, die grösstenteils wiederum in der von Splendid vertriebenen Fassung mit dem schnieken Titel Superfighter III enthalten sind. Letztere hat sich mir allerdings bislang nicht persönlich vorgestellt (man kann nicht alles kaufen, was man sehen will, vor Jahren allerdings hab ich auch die „Langfassung“ mal bei einem alten Kumpel gesehen). Naja, man nimmt und bespricht, was man kriegt, also dann eben auch eine Kurzfassung (70-Minuten-Filme sind eh angenehmer zu reviewen – bei 140 Minuten wie jüngst bei Supergirl schreibt man sich ja ´nen Wolf…).


Inhalt

China zu Zeiten der Ching-Dynastie (weiss der Geier, wann das wirklich war, tut aber auch nix zur Sache). Ein alter Knabe, unschwer als Kung-fu-Meister zu identifizieren, rennt durchs Gewölle und wird von zwei seiner Schülern aufgegabelt. Der Meister ist angeschlagen und gibt seinen Jüngern auf den Weg, einen gewissen Chen Peng Li zu warnen, er solle sich verstecken. Vor wem? Na, vor dem Oberfiesling, der mit drei schwertfuchtelnden Sidekicks durch die Lande zieht. Die Schüler veranstalten ein Ablenkungsmanöver, um die Fieslingsfraktion vom Meister abzuziehen (der fürderhin seinem Schicksal überlassen wird). Die Schwertfuchtler plätten den einen Schüler recht mühelos, kein Wunder, da sie waffentechnisch überlegen sind – nifty Klapp-Schwert-Speere stehen blossen Händen gegenüber. Der andere Schüler hat das Pech, dem Oberbösmann gegenübertreten zu dürfen, und das der Evil Incarnated ist, erschliesst sich dem geneigten Eastern-Fan an den weissen Haaren, buschigen Augenbrauen und dem ebenso vorgeschriebenen Oberlippenbart. Hier heisst der Fieso Yen Wong und ist aus irgendwelchen unspezifizierten Gründen im Auftrag der Ching-Dynastie unterwegs, um Angst und Schrecken zu verbreiten und eben den gewissen Chen Peng Li, der, so scheint´s, den Chings irgendwann mal mächtig ans Bein gepisst zu haben scheint, unschädlich zu machen. Der aufrechte Schüler outet sich als Mitglied des Zhin-Yi-Clans (womit wir wieder beim üblichen Thema nahezu aller traditionellen Eastern sind, dass sich diverse rivalisierende Kung-fu-Clans gegenseitig auf die Glocke hauen) und endet nach einer netten Kampfszene als Leiche, da er dem schröcklichen Krallengriff des Yen Wong nicht wirklich viel entgegenzusetzen hat, aber immerhin hält er über den Verbleib von Chen Peng Li seine Klappe.

Womit wir dann endlich Jackie Chan vorstellen, der hört hier auf den Namen Shing Lung (was wir aber erst gut 45 Minuten später erfahren, in der deutschen Shadowman-Fassung heisst er allerdings Chi Yong, was aber irgendwie ja auch wurscht ist) und haust mit seinem Grossvater (hint, hint) in einer abgelegenen Hütte. Opa ist unzufrieden über die laxe Trainingseinstellung seines Enkels (wie immer) und hilft dem Nachwuchs auf (für uns, weniger für Shing Lung) humorige Art auf die Sprünge und lässt ihn schliesslich einen Handstand machen, um zwischen seinen Beinen eine Teeschale zu deponieren und sich dann zu verabschieden.

Opa verdient seine Kröten damit, auf dem Markt der nahen Stadt Puppen an Kinder zu verkaufen, Shing Lung, der sich irgendwie von seinem Teeschalenmartyrium befreit hat, gerät an die Hütchenspieler. In Tradition aller Hütchenspieler aller Erdzeitalter lassen die Ganoven Shing Lung zweimal gewinnen und knöpfen ihm dann im dritten Anlauf die Kohle ab. Shing Lung revanchiert sich, indem er einem anderen Spieler zu grossem Gewinn verhilft und die Hälfte des Profits als „Trinkgeld“ einstreicht.

Die Ganovengang kann das natürlich nicht auf sich sitzen lassen und lauert Shing Lung auf dem Heimweg auf. Die Dreierbande, bestehend aus dem abgebrochenen Gartenzwerg „Steinernes Ei“, dem Glatzkopf „Eiserner Schädel“ und dem Fettsack „Grosser Bär“ möchte die ehrlich ergaunerte Kohle zurückhaben, kommt bei Shing Lung da aber an den richtigen, womit wir bei der ersten grossen Slapstick-Kampfszene wären. Shing Lung wischt mit den drei ungeschickten Angreifern erwartungsgemäss den Waldboden auf und klopft dabei blöde Sprüche. Die besten Gangs: jedesmal, wenn Shing Lung „Grosser Bär“ auf die Bretter schickt, resultiert daraus ein kleines Erdbeben; abschliessend wird „Steinernes Ei“ (von Shing Lung despektierlich „Rührei“ und „verlorenes Ei“ tituliert) vom grossen Bären (unfreiwillig) niedergewalzt.

Opa ist zwar erfreut, dass Shing Lung eine bessere Weinsorte eingekauft hat, möchte aber dennoch wissen, wo der Junior die Kohle dafür her hat. Notgedrungen rückt Shing Lung mit der Wahrheit heraus, die wiederum den Opa erzürnt: „Du hast doch nicht etwa unsere Kung-fu-Technik angewendet?“ Ya see… selbstredend ist Opa ein Mitglied des Zhin-Yi-Clans (und zweimal dürft ihr raten, welches) und die Kampftechnik des Clans ist zwar nicht verboten, aber superduperobermegageheim, kein Mensch darf sie niemals nicht sehen (ich frag mich zwar dann, wofür man sie braucht, aber so sind sie nunmal, die Chinesen). Zur Strafe verdonnert Opa Shing Lung zum Stockkampftraining und versohlt ihm dabei nach allen Regeln der Kampfkunst den Hintern und andere Körperteile, bevor er ihn mit dem Befehl „Such dir ´nen Job“ entlässt.

Auf Jobsuche gerät Shing Lung – natürlich – wieder an die Gang, die ihm den Vorschlag unterbreitet, sich doch deren Boss vorzustellen. Widerstrebend lässt sich Shing Lung überreden und wird dem Meister Trin Ker (hahaaa, haben wir gelacht, ihr Dampfhammer-Synchronisierer) präsentiert. Trink Ker betreibt eine ausgesprochen erfolglose Kung-fu-Schule und möchte Shing Lung gegen gute Bezahlung als Lehrer einstellen. Shing ist skeptisch, da er seinem Ohm ja das Versprechen gegeben hat, nicht zu kämpfen, aber Trin Ker ist überzeugt, dass sich da Mittel und Wege finden, und so willigt Shing ein. Shing stellt zunächst mal fest, dass der Name der Schule „Allround-Schule“, da man hier angeblich alle Stile erlernen kann, nicht wirklich massenanziehend ist und denkt sich den neuen Namen „SSS-Schule“ aus. Wofür steht das, fragt sich auch der heraufziehende Meister einer rivalisierenden Schule und Trin Ker klärt die Mehrdeutigkeit auf: sollte der Kunde sich zum Beitritt entschieden, stehen die drei S für „Schlaü (weil man beigetreten ist), „Silber“ (weil das der Kunde zu zahlen hat) und „Super-Kung-fü, während sich die Definition auf „Strohdumm“, „Schade“ und „Schieb ab“ ändert, sollte der Kunde unverrichteterdinge weiterziehen. Der Rivale verlangt eine Demonstration und da kommt Shing Lung ins Spiel. Trin Ker behauptet kurzerhand, selbst der niederste Hausknecht der Schule könne jeden Gegner fertig machen und so entert Shing Lung (nach heftigen Verhandlungen über die Entlohnung) als schielender Haustrottel den Kampfplatz (unbegreiflicherweise musikalisch untermalt von Henry Mancinis legendärem Pink Panther-Thema) und liefert patentierte Jackie-Chan-Martial-Arts-Akrobatik, hauptsächlich mit einer hölzernen Sitzbank. Selbstredend endet der rivalisierende Meister als Häufchen Elend und gemäss den ungeschriebenen Gesetzen der chinesischen Kung-fu-Schülern hat „SSS“ damit die florierende rivalisierende Schule feindlich übernommen.

Opa kränkelt derweil und Shing Lung verplappert sich ein wenig, als ihm entfährt, dass er in seinem neuen Job nur ein bissl kämpfen muss. Yen Wong, der Oberfieso, ist immer noch auf Cheng-Peng-Li-Suche. Seine Schwertträger überbringen ihm die (sich schnell verbreitende) Kunde, dass eine Kung-fu-Schule mit dem Clan-Logo der Zhin Yis Werbung macht (Shing Lung sollte seine Marketing-Strategien doch noch mal überdenken).

Durch Shing Lungs Andeutungen angespitzt untersucht Opa während der enkelischen Abwesenheit dessen vermeintlich geheimes Versteck und findet dort jede Menge Zaster sowie die Notiz, dass dieselbe als Altersvorsorge für den Oheim gedacht sei, sollte Shing einst ins Gras beissen. Opa macht sich daraufhin auf die Socken, dem Lebenserwerb Shings näher auf den Grund zu gehen. Shing (mit einem Groucho-Marx-Gedächtnisschnurrbart) prügelt gerade mal wieder einen Schul-Kunden ordentlich her (Einschub am Rande: ich hab nie ganz kapiert, wo diese alten Kung-fu-Schulen ökonomisch funktionieren… so wie das in den Filmen aussieht, beziehen die ihre Kohle meistens daher, dass irgendein Dödel daherkommt, die Schule herausfordert und, falls im Kampfe unterlegen, ordentlich Zaster abzudrücken hat. Hm. Funktionieren Box-Schulen und Dojos heutzutage genauso?). Dummerweise spottet Shing seinen Gramps in der Audience und versucht ein paar Manöver, um seine Visage zu tarnen, was sein Gegner unfairerweise dazu nutzt, payback-time zu veranstalten. Shing gibt den Kampf unbürokratisch auf und verzupft sich, sein Gegner will die Wettschulden eintreiben, wird aber von Opa daran gehindert, warum auch immer. Dem verblüfften Trin Ker offenbart Opa, der „Meister eures Meisters“ zu sein und zieht dann hustenderweise ab.

Yen Wong entert kurz danach das Areal und erhält wenig taugliche Informationen. Shing Lung sitzt irgendwo traurig am Wegesrand und gibt noch unwissenderweise auf die Frage des vorbeiziehenden Yen Wangs, wo er denn Chen Peng Li finden könne, treuherzig die richtige Richtung an, ehe ihm dämmert, was er angestellt hat (womit wir endlich, hmt-hmt, wissen, dass Chen Peng Li der Opa ist, was wir allerdings schon ungefähr nach drei Minuten im Film festgestellt haben).

Yen Wong spürt Chen Peng Li auf und wischt mit dem krankheitsbedingt nicht in Top-Form angetretenen Dissidenten den Boden auf. Ein mysteriöser Fremder hindert Shing Lung, einzugreifen und sich ebenfalls killen zu lassen. Die Henchmen schliessen aus einer gefundenen Note, dass ein gewisser „schwarzer Skorpion“ ebenfalls in der Nähe sein müsste und ziehen ab. Dieser „schwarze Skorpion“ ist natürlich niemand anderes als der Fremde, ein Krüppel mit Stock, und ebenfalls ein Zhin-Yi-Clansman. Insert melodramatic scene here, wenn Shing Lung gleichzeitig um den gefallenen Opa trauert und dem Skorpion bittere Vorwürfe macht und halbherzige und von jenem mit Leichtigkeit gekonterte Kampfversuche anstellt.

Die zu erwartende Entwicklung setzt sich fort – der Skorpion nimmt Shing Lung als Schüler an und die üblichen Trainingsspielchen, vom Skorpion mit dem in solchen Filmen immer vorhandenen gesunden Mass an Sadismus gegenüber seinem Schüler geprägt, schliessen sich an. Hier spielt sich eine der witzigsten Szenen ab: beim Essen empfiehlt der Skorpion seinem Schüler, auch ein Stück Fleisch zu sich zu nehmen, hindert ihn dann aber mit allen mit Stäbchen erdenklichen Methoden daran, sich desselben auch tatsächlich zu bemächtigen. Eine See-it-to-believe-Szene. Shing gibt den eifrigen Schüler mit freiwilligem Zusatztraining, schliesslich ist er rachedurstig.

Bei einem Stadtgang setzt ein Puppenverkäufer der angeschlagenen Shing-Lung-Seele zusätzlich zu, und als ihm dann zufällig Yen Wong über den Weg läuft, kann er nicht bei sich halten und greift an. Yen Wong hat zwar auf Gekämpfe keinen rechten Bock und hält den Angreifer entweder für gaga oder vom Teufel besessen, haut auf fortgesetztes Verlangen Shing aber trotzdem ordentlich auf die Mütze. Rechtzeitig, bevor der Film ein vorzeitiges Ende nimmt, greift der Skorpion ein, spielt die „mein Enkel ist nicht richtig im Kopf“-Routine runter und schleppt den hyperagressiven Shing ab. Ungefähr fünf Sekunden, nachdem sich die beiden Do-Gooder verzupft haben, fällt auch den blitzmerkenden schwerttragenden Henchmen auf, dass der alte Knabe mit dem Krückstock verdächtig nach dem schwarzen Skorpion aussah. Tja, Pech, Leute, too late.

Der Skorpion macht dem zerknirschten Shing dieweil Vorwürfe: „Du bist zu impulsiv“. Und Shing badet im Selbstmitleid. „Ich bin zu nichts nütze.“ Der Skorp ist immerhin schon mal froh, dass Shing in seiner Rage ganz vergessen hat, die Zhin-Yi-Kampftechniken anzuwenden, ist sich aber auch sicher, dass nur diese Techniken allein gegen Yen Wong nicht reichen und entscheidet sich daher, dem Jungspund eine ganz neue Technik beizubringen, die auf Emotionen basiert (allerdings nicht mehr als eine lahme Ausrede ist, um diverse Drunken-Master-Routinen einzufiedeln). So z.B. den Kampfstil „Freude“, der ebenso wie der Kampfstil „Ironie“ hauptsächlich aus epileptischem Rumgehüpfe zu bestehen scheint, der agressive Kampfstil „Ärger“ soll den Gegner zu unbeherrschten Reaktionen hinreissen und der Kampfstil „Weinen“ (must see) dem Kontrahenten vortäuschen, hier bald den finishing move ansetzen zu können. Gut, Shing lernt diese neuen Stile in Form einer weiteren Trainingsmontage zur Perfektion.

Und tut gut daran, denn die Schwertträger haben den Skorpion am Wickel und sind dabei, ihn in die ewigen Skorpionjagdgründe zu befördern, doch Shing kommt zur Hilfe. Seltsamerweise sind die Henchmen verblüfft, Shing sprechen zu hören, sie hielten ihn für stumm (??? Als Shing vor wenigen Screen-Minuten Yen Wong attackiert, war er durchaus der Sprache mächtig… also wohl wieder nur ein weiterer Beweis, dass es für machthungrige Superschurken immer schon schwer war, anständiges Personal zu finden). Obwohl die Schwertfuchtler unfairerweise auch zu zweit und zu dritt angreifen, gelingt es Shing Lung dank überragender Moves relativ unproblematisch, wenngleich auch langwierig (was uns den Genuss einer sehr gut choreographierten ausführlichen Fight-Szene bringt), zu besiegen, und da steht ihm auch schon Yen Wong gegenüber – guess it´s showdown time. Shing Lung ist zunächst mal mehr mit Einstecken als Austeilen beschäftigt, erinnert sich aber just in the nick of time an die eben erlernten neuen Techniken und belästigt Yen Wong erstmal mit dem Ironie-Kampfstil, was diesen doch ein wenig echauffiert. Grandios allerdings wird´s, als Shing auf „Weinen“ umstellt und den Böstuer damit übel aus der Fassung bringt (wobei ich mich schon frage, wie man mit diesen Techniken irgendwann mal einen Gegner besiegen wird – das sind rein defensive
Taktiken, ohne selbst mal aktiv einen Schlag auszuteilen… hm, vielleicht wartet man einfach ab, bis der Gegner erschöpft zusammenbricht). Okay, auch Shing Lung hat von der reinen Verteidung genug und schaltet auf „Frohsinn“ um, wird etwas aktiver und lässt die gestählten Muckis spielen. Überlegene Atemtechnik lässt Shing Lung sogar diverse Handkantenschläge gegen die Halsschlagader ohne weitere Schäden überstehen, dann greift er sich des Bösmanns Beine, hebt ihn hoch und bricht ihm das Rückgrat. Abgang Yen Wong.

Friedlich kann Shing Lung seinen Meister in einer Schubkarre durch die Landschaft, eh, karren. Ende.

Fearless Hyena ist nicht Drunken Master, das wollen mir mal festhalten. Lo Weis Filme ertranken nicht gerade in grossen Budgets und so gibt´s keine aufwendigen Sets, keine grossen Massenszenen, sondern nur eine handvoll Schauspieler, zwei-drei Sets und ansonsten jede Menge Action im Grünen. Trotzdem ist der Streifen hochgradig unterhaltsam, da Jackie Chan hier seinem persönlichen Stil richtig freien Lauf lassen konnte. Parallelen zu Drunken Master sind offensichtlich, sowohl was die Storyline als auch die Ausführung angeht, aber verzeihlich – schliesslich ist Drunken Master einer der ungebrochenen Klassiker des Genres und Jackie kann man schon verzeihen, seine Star-is-born-Performance dort in Eigenregie noch mal zu kopieren.

Die Story wenig aufregend, vorhersehbar und genau das, was man hunderttausendmal in anderen traditionellen Martial-Arts-Spektakeln gesehen hat, rivalisierende Clans, ein Oberbösewicht in Diensten der Powers-That-Be, der junge Held, der eine wichtige Person verliert und von einem Meiser in die hohe Kampfkunst eingeweiht wird, die ganze Palette. Zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere war auch Jackie Chan noch nicht in der Lage, absolute Innovation auf diesem Gebiet zu schaffen und, wenn das ganze halbwegs kompetent umgesetzt wird, können ja auch solche Plotten durchaus Spass machen, vor allem, wenn man schon dutzende ähnlich gelagerter Filme gesehen hat und seine internen Vergleiche anstellen kann (allerdings macht es das manchmal schon schwer, die Streifen auseinanderzuhalten…). Jackie würzt das zünftige Martial-Arts-Treiben mit Kostproben seines spezifischen slapstickhaften Humors und erzielt dabei in den zwei humorigen Kampfszenen hochwirksame Resultate. Gen Finale hin verzichtet der Film dann aber auf weitere komödiantische Eskapaden und unterwirft sich gänzlich den Konventionen des ordinären Rachefeldzugdramas, aber die herausragende Actionsequenz, in der sich Jackie mit den drei schwertschwingenden Sidekicks des Schurken auseinandersetzt, wiegt die Humorfreiheit des letzten Akts locker wieder auf.

Jackie Chan himself ist hier eindeutig noch in seiner Entwicklungsphase – noch hat er seine spezielle Filmpersönlichkeit nicht ganz zur Blüte gebracht und mit „schauspielen“ an sich hat er hier noch nicht wirklich soo viel am Hut, aber seine körperliche Präsenz ist beachtlich (mehr als ein Mucki-Shot ist zu bewundern) und seine Kampftechnik bereits spektakulär, einige der von Jackie selbst hervorragend choreographierten Action-Sequenzen hätten durchaus Platz in einem Best-of-Programm.

Seinen Co-Stars lässt er hier nicht allzuviel Raum zur Entfaltung – Genre-Veteran James Tien liefert eine routinierte Performance und eine grosse Kampfszene, Sai-kun Yam hat wenig Gelegenheit, seinen abgrundtief bösen Charakter Yen Wong irgendwie tiefgründiger anzulegen, so dass das mehr eine Standard-Darbietung, die die üblichen Schurkendarsteller Hongkongs vermutlich im Schlaf spielen konnten, wird, aber ein guter Kämpfer ist er alle mal.

In der mir vorliegenden 70-Minuten-Fassung gibt´s natürlich kaum Raum für Charakterisierungen (ich bilde mir ein, dass die SUPERFIGHTER-III-Fassung diesbezüglich etwas ausführlicher war), statt dessen gibt´s nur wenig Leerlauf zwischen den verschiedenen Kampf- und Trainingsszenen, so dass sich Fearless Hyena in dieser Form hauptsächlich für einen anspruchslosen Kung-fu-Action-Abend empfiehlt, bei dem man nicht wirklich denken , sondern hauptsächlich ein paar spektakuläre Fights vor die Glotzbuchten bekommen will – was allerdings, wenn ich darüber spezifisch nachdenke, vermutlich genau das ist, was Konsumenten dieser Ware, inklusive mir, wirklich wollen. Schade nur, dass die United-Fassung eine (selbst von mir, obwohl das wirklich zwölf Jahre mindestens her ist, wohlwollend erinnerte) länger lustige Sequenz, in der Jackie in drag auftritt und Gegner mit seinen „Brüsten“ vermöbelt, entbehrt. Naja, da die kurze Version eh nicht mehr erhältlich ist, dürftet Ihr, solltet Ihr Euch den Streifen anschaffen wollen, diesem Problem nicht zum Opfer fallen.

Fearless Hyena ist kein Streifen, den man in den Rang eines absoluten Klassikers erheben müsste – wer die „traditionellen“ Jackie-Chan-Filme nicht soo mag, sondern mehr seine moderneren Action-Comedies, muss hier nicht unbedingt zuschlagen, sondern kann es bei Drunken Master 1 und 2 belassen, die vermutlich das Nonplusultra in dieser Richtung darstellen (der erste Meister aller Klassen würde sich auch als Empfehlung aufdrängen), aber wer sich mit Jackie Chan näher beschäftigt und sich auch mit seinen Frühwerken auseinandersetzen will, kommt an dem Film nicht vorbei. Zu vermeiden ist allerdings das Pseudo-Sequel Fearless Hyena II, vom skrupellosen Producer Lo Wei mit einem wenig überzeugenden Double und vielen aus dem ersten Film entlehnten Fightszenen, zusammengeschustert, als Jackie Chan das Projekt wutentbrannt verliess.

Insgesamt also eine anspruchslose Kung-fu-Komödie mit einem recht gut aufgelegten Jackie Chan, zwei-drei herausragenden Szenen und ansonsten all dem, womit handelsübliche Kung-fu-Orgien aus den 70ern eben so aufwarteten.

(c) 2001 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 7


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