Sunday School Musical

 
  • Deutscher Titel: Sunday School Musical
  • Original-Titel: Sunday School Musical
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  • Regie: Rachel Goldenberg
  • Land: USA
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    Zach: Chris Chatman
    Savannah: Candise Lakota
    Miles: Robert Acinpura
    Aundrea: Krystle Connor
    Mrs. Howell: Kesha Ealy
    Charlie: Dustin Fitzsimmons
    Margaret: Amy Ganser
    Anita: Millena Gay
    Mr. Ryan: Mark Hengst
    Mrs. Stewart: Debra Lynn Hull


Vorwort

Abt. Ich fall vom Glauben ab.

Bei unserem heutigen Reviewexemplar kann ich zwei Klappen mit einer Fliege schlagen oder so und auf zwei meiner „Lieblingsopfer“ eindreschen. Asylum Entertainment (die Mockbuster-Stümper, die in letzter Zeit aber nach meiner bescheidenen Einschätzung etwas besser werden und zumindest Sachen rausbringen, die man mit zugedrückten Hühneraugen und allem aufbringbaren guten Willen als „Filme“ bezeichnen kann) und christliche Propaganda. Wie wir seit einiger Zeit wissen, schließen sich diese beiden Motive nicht mehr aus, seit die Asylum-Insassen, nachdem sie mit Kram wie „Transmorphers“, „Alien vs. Hunter“ oder Snakes on a Train leidlich Kohle scheffelten, realisierten, dass der Markt für religiöse Filme für einen einfallsreichen, äh, nee, streichen wir das, dreisten Produzenten weit offen steht. Flugs wurde die Dependance „Faith Films“ gegründet, deren durchschnittliches Level wir vor einigen Wochen mit 2012: Doomsday, einem Möchtegern-Plagiat der „Left Behind“-Reihe im Gewand eines apokalyptischen Katastrophenfilms, ja schon kennenlernen durfte.

Nun muss man als missionarischer Christenmensch ja nicht gleich mit dem Ende der Welt drohen (sonst wären alle Christen Mormonen oder Zeugen Jehovas), es geht ja auch ’ne Nummer kleiner. Gibt’s nicht massenweise christliche Familien, die sich darüber grämen, dass moderne Teenagerfilme alle so schrecklich unanständig sind, weil da geflucht, geküsst und vielleicht sogar geliebt wird? Sollten die nicht nach erbaulicher Unterhaltung für wohlerzogene Kinderleins dürsten? Und gab’s nicht gerade aus dem Haus der Maus ein Multi-Millionen-Dollar-Superduperfranchise namens „High School Musical“, das gestraften Eltern horrende Beträge für DVDs, CDs, Posterbücher und ähnlichen Krimskrams aus dem Portemonnaie leiert? Das müsste doch mit dem, ähem, Teufel zugehen, wenn man da nicht einen dem Herrn wohlgefälligen Abklatsch hinrotzen könnte…

Nun, da liegt’s nun vor mir, das „Sunday School Musical“, und wie üblich verfluche ich meine große Klappe, die mal wieder zu vorlaut war und plapperte, dass ich den Film freiwillig besprechen würde. Dabei hat man mir zwischenzeitlich versichert, dass ich aufgrund akuter Unkenntnis über „High School Musicals“, Hannah Montanas und Jonas-Brüder dieser Welt das Abrippen der Vorbilder gar nicht mitbekommen würde. Schätze, dann muss der Streifen halt über seine Schlechtigkeit allein bei mir punkten. Also dann…


Inhalt

Verlieren wir keine Sekunde und machen klar, dass wir absolut am Puls der Zeit liegen, die aktuelle Jugendkultur verinnerlicht haben und unsere DVDs nicht unbedingt in den tiefsten Südstaaten verkaufen wollen (aber wieviele Wohnwagen haben auch DVD-Player?) – unser Held, Zach von Namen, ist schwarz (d.h. technisch gesehen ist er Mischling, afro-amerikanische Mutter und weißer Vater. Sehr progressiv) und rappt auf dem Weg gen wohin-auch-immer-die-Füße-tragen gar erbaulich vor sich hin („big day, big plans, big hope“, „time for me to shine“), wobei er sich zusätzlich eines eher spastisch anmutenden Tanzstils befleißigt. Ich fürchte also, dass wir musikalisch eher die „urbane“ Richtung (also Hip Hop und R’n’B) pflegen – „fürchten“ deshalb, weil ich erklärtermaßen nicht der größte Fan der modernen black music bin.

„Wohin-auch-immer-die-Füße-tragen“ ist in diesem Fall ein akuter Sammelpunkt von Kids, die sicherlich, täten sie auf normale Schulen gehen, auf täglicher Basis verprügelt würden – es sind freiwillige Sonntagsschüler, selbstredend alles stramme junge Christen, die in den jeweiligen Jugendchören ihrer Kirchengemeinden trällern und justament heute ein wichtiges Ausscheidungssingen zu bewältigen haben (diese Angewohnheit der Amis, noch aus jedem windigen Furz einen Wettbewerb zu machen, geht mir zunehmend auf den Keks. Macht dort drüben eigentlich keiner mehr was, weil’s einfach Spaß macht? Ich beantrage auf jeden Fall an dieser Stelle einen Wettbewerb für die meistupgedatete nichtprofessionelle Schundfilmreviewseite Deutschlands. Und will rückwirkend den Pokal für die Jahre 2001-2008). Sowohl Konkurrenz als auch Publikum sind überschaubar (kein Wunder, wen interessiert schon um-die-Wette-Kirchenlieder-singen?). Neben Zachs Chor, der die Hawthorne-Gemeinde vertritt, sind nur zwei andere Gesangsvereine angemeldet – der Crossroad Church Choir und ein gewisser Bellview-Chor, der aber noch durch Abwesenheit glänzt. Na, dann legen Zach und die Seinen unter der Ägide von Chorleiterin Angela schon mal vor und bringen eine gar nicht sooo schlechte R’n’B-Nummer mit Gospel-Anleihen, garniert durch eine entzückende Pseudo-Boy-oder-Girlgroup-Choreographie, mit der ich mich nicht vor Dieter Bohlen stellen würde. Zach outet sich als der offizielle Husumer der Gruppe (wem Stenkelfeld nichts sagt, sei erklärt, dass er halt die „huuuus“ summen darf). Das Publikum (alle zwölf ungefähr, und das beinhaltet den rivalisierenden Crossroad-Chor) ist aus dem Häuschen und spendet eifrig Applaus, darunter auch ein ganz nettes Mädchen, das speziell Zach schöne Augen macht und von mir daher zunächst als seine Freundin verortet wurde. Isse aber nicht, sondern ihre Zeichens Mitglied des Crossroad-Ensembles, das, da die ursprünglich auf Startposition 2 gelosten Glockenkucker immer noch nicht da sind, nun auch die Bühne entert – und derbst suckt. Also, nicht nur, weil ich deren eher traditionellen Singsang für Ohrenfolter ersten Ranges halte – den Preisrichtern, dem Publikum und dem Hawthorne-Chor geht’s ebenso. Die Jungs und Mädels von der Kreuzung präsentieren ein unharmonisches Potpurri der zehn schlechtesten DSDS-Vorcasting-Ausscheider, das aber halt peinlicherweise gleichzeitig – dagegen klangen die No Angels beim Eurovision Song Contest wie die personifizierte Harmonielehre. Dass sie textlich den Herrn preisen (wie selbstredend auch die Hawthorne-Sänger zuvor), hilft ihnen auch nicht weiter; nach Verklingen des letzten Tons wird nicht mal Höflichkeitsapplaus gestiftet, sondern nur peinlich berührte Blicke. Für den traurigen Haufen ist’s echt eine günstige Schicksalsfügung, dass nicht mal ihre Eltern (gut, aber die dürften das Talent ihrer Junioren wenigstens einigermaßen einschätzen können) sich die Ehre gegeben haben, der Darbietung beiwohnen zu wollen.

Da der Bellview-Chor sich inzwischen fernmündlich endgültig abgemeldet hat, bleibt es an der Jury, eine zweifelhafte Entscheidung zu verkünden. Da der Bezirk aus unerfindlichen Gründen zwei Teilnehmer ins große Staatsfinale schicken darf und man schlechterdings überhaupt nur zwei hat, dürfen beide Chöre in die nächste Runde aufrücken (wäre ich Mitglied bei Hawthorne, würde ich stark dafür plädieren, organisationstechnisch in einen anderen Bezirk versetzt zu werden). Während die Crossroadler, die zumindest überwiegend ihre Fähigkeiten realistisch beurteilen, sich ob der unerwarteten Finalqualifiakation die ein oder andere Stelze abfreuen, ist man im Hawthorne-Lager begreiflicherweise eher unchristlich pikiert, mit solchen Nieten in einen Topf geworfen zu werden.

Hindert Zach und seine Kumpels Charlie (Latino) und Aundrea (harch, was mir an den Amis auch auf den Senkel geht, ist ihre Eigenschaft, gar lustig-individuelle Schreibvarianten in handelsübliche Vornamen zu packen) nicht daran, auf dem Heimweg gut gelaunt freestyle zu rappen und dabei die luschige Konkurrenz im Geiste der neutestamentarischen Nächstenliebe kräftig zu dissen (dass Aundrea allerdings keine anderen Reime einfallen als „they’re lame, they have no game, what a shame“, ist traurig).

Bei Zach zu Hause wird, wie sich das für ordentliche Gläubige gehört, vor’m Mampfen der Dosenspaghettibolognese dem Schöpfer für die reichhaltige Mahlzeit gedankt. Allerdings gibt’s eine verdächtig vakante Position – die des Vaters. Der liebe Papa ist nämlich, wie sich das für einen aufrechten Amerikaner gehört, beim Militär und „on duty“ (also vermutlich im Irak, auch wenn der Film sich tunlichst hütet, hier auch nur durch namentliche Erwähnung der Krisenregion Stellung zu beziehen). Die Ernährung der Familie (neben Zach gibt’s noch einen vielleicht achtjährigen kleinen Bruder) obliegt also Mama, und die hat vor lauter Streß sogar Zachs wichtigen Sangestermin glatt vergessen. Verständlich, hat sie doch ganz andere Sorgen – aufgrund von Sparmaßnahmen des sie beschäftigenden Krankenhauses wurde sie gefeuert (mit Obamas Health Care wär das nicht passiert! *schmoll*). Der Verlust des Arbeitsplatzes impliziert, weil Amis ja für solche Scherze keinerlei Vorsorge zu treffen pflegen, auch den mehr oder weniger sofortigen Verlust der eigenen vier Wände. Die Familie muss zu Tante Janet ziehen und nach kurzer Denkpause fällt bei Zach der Nickel. Tantchen wohnt nicht nebenan – ergo: neue Schule, neue Kirchengemeinde, nix mehr Hawthorne-Chor; schließlich braucht man zu Janets Hütte immerhin gut und gerne (festhalten) 45 Minuten! Eine schier unüberbrückbare Distanz, zweifellos – sofern man noch nie von revolutionären Erfindungen wie Fahrrad, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Laufschuhen gehört hat (man könnte auf den Gedanken kommen, das Regelwerk des Wettsingens würde ihn davon abhalten, weiter mit „seinem“ Chor zu singen, aber wie Future Doc mich unterrichtet, ist das genaue Gegentum hiervon ein noch extrem wichtiger Plotpunkt). Und andere Leute greinen, wenn sie von München nach Hamburg ziehen müssen… das andere Ende der Stadt, DAS ist ein Problem (zugegeben, es *ist* L.A.). Auf jeden Fall ist Zach ausgesprochen pissig, weil die Tatsache, dass Muttchen ihn schon auf der neuen Schule angemeldet hat, recht eindeutig impliziert, dass der ganze Hassel für sie nicht so wirklich überraschend kommt. Zumindest dahingehend kann ich Zackibaby schon verstehen, das ist nicht sonderlich familiär-ehrlich-vertrauensvoll. Jedenfalls zückt Zach sofort die immer wieder gern gesehene Tiefschlag-Karte „wenn-Dad-hier-wäre-müssten-wir-nicht-umziehen“ und trifft damit zielsicher in die mentalen mütterlichen Weichteile.

Wenn’s dem Esel zu wohl ist, geht er auf’s Eis und wenn’s Zach unwohl ist, geht er auf’s Dach, um düster vor sich hin zu brüten und begleitet von ein paar vorsichtig „harten“ Gitarrenriffs gar bösartig gegen Mauerwerk und Stahlträger zu treten. That’ll teach ‚em… Bevor Zach sich in einer schwachen Minuten vielleicht über die Brüstung schwingt, um seinem unerträglichen Dasein ein spektakuläres Ende zu setzen, taucht Aundrea auf und erkennt mit ihrer ganzen sechzehnjährigen weiblichen Intuition, dass ihr Mitsänger gewissen Frust schiebt. Schnell hat Zach sein trübsinniges Herz ausgeschüttet – und, wie es für doofe Schicksen in blöden Filmen Usus ist, bekommt er von Aundrea nicht etwa Trost und moralischen Zuspruch, sondern Vorwürfe eingeschenkt: er denke ja wohl nicht an den Chor, der stehe jetzt dumm da, wo das doch die große Chance sei usw. usf. Derartige Meinungsverschiedenheiten können in einem Musical selbstredend nur durch ein Duett ausgeräumt werden – bzw. man kann’s nur so versuchen. Zach versucht sich also singenderweise zu erklären („Do you think I wanted it this way?“) und Aundrea hört, doofe Kuh, die sie ist, nicht zu („you’re NOT gotta turn on me now!“). Der gegenseitige Wunsch, sich jeweils in die Lage des Anderen zu versetzen, bleibt unerhört, trotz einer kurzen Rap-Einlage. Aundrea stampft wütend von hinnen. Tja, lieber Zach, da zeigt sich’s mal wieder – Freunde in der Not hat nicht mal ein Kirchenchorträllerer.

An den establishing shots der neuen Schule, die Zach mit seinem Erscheinen beehren darf, zeigt sich die chronische Finanzarmut einer Asylum-Produktion – die Jungs durften da offensichtlich nur unter der Auflage drehen, den normalen Unterrichtsbetrieb nicht zu stören, weswegen die Außenaufnahmen offensichtlich am Wochenende gemacht werden mussten – kein Schwanz weit und breit ist zu sehen, das ist schon „I am Legend“-Feeling. Wie’s der Drehbuchautor so will, handelt es sich bei der Schule um die… ta-daa… kirchliche Schule der Crossroads-Gemeinde, was folgerichtig bedeutet, dass Zach schon in seiner ersten Unterrichtsstunde über das nette Mädchen aus dem Nulpenchor stolpert. Die heißt Savannah und wird ihm gleich mal als Partnerin für den… KOCHKURS (???) zugeteilt. Jetzt wundert mich das intellektuelle Niveau der teabagger und Obama-Protestierer nu wirklich nicht mehr: wenn man auf einer christlichen US-Schule (und für anderes bleibt uns der Film den Augenscheinsbeweis schuldigt) tatsächlich nur Kochen und Bibelverse lernt, muss man ja auf dem BIldungsniveau einer Amöbe stehenbleiben (Disclaimer: Aufgrund des Titels besteht natürlich die Möglichkeit, dass es sich bei den dargestellten Schulbetrieben *tatsächlich* nur um freiwillige Sonntagsschulen handelt, aber das würde bedeuten, dass immer nur Sonntage gezeigt werden, und das kann beim besten Willen nicht hinhauen – zumal die Charaktere auch immer nur von „school“ oder „high school“ reden, nie aber explizit von „sunday school“). Nun gut, Savannah zeigt dem ungebildeten Plebejer Zach gleich mal, wie man korrekt ein Ei aufschlägt (sämtliche Hausfrauen meiner Familie dürften sehr erstaunt sein, dass es bu-bu ist, Eier am Rand der Teigschüssel aufzukloppen, sondern man sie auf gefälligst auf der Tischplatte aufditscht). Zach revanchiert sich mit einer kurzen Nachhilfstunde in Pseudo-Street-Slang. Wir erkennen: die beiden können sich auf Anhieb nicht leiden, werden also spätestens zum Abspann die dicksten Busenkumpel sein.

Als nächstes ist Bibelstudium angesagt, und das ist nicht nur der Herrschaftsbereich der freundlichen älteren Reli-Lehrerin Stewart, sondern auch der des brilletragenden Güteklassen-Nerds und Chor-Klavierklimperers Miles, der sofort durchblicken lässt, Zach auf den Tod nicht ausstehen zu können. Der Grund: die Streberleiche Miles, der selbstverständlich alle Bibelverse auswendig kennt und sogar die Seitenzahlen der Hausaufgaben auswendig lernt, vermutet allen Ernstes, Zach wäre ein „Spion“ des Hawthorne-Chors, der die hiesigen Bemühungen sabotieren muss (Miles ist logischerweise der einzige, dessen Einschätzung der musikalischen Fähigkeiten im diametral entgegengesetzten Verhältnis zur tatsächlichen Kompetenz des Chors steht). Irgendein anderer Bursche, dessen Namen ich nie mitbekommen habe, ist aber aufgeschlossen-freundlich genug, um mit Zach das Schulbuch zu teilen.

Später klagt Zach seiner Tante sein schweres Los – in den Crossroads-Chor will er jedenfalls nicht eintreten, seine durchaus berechtigte Begründung: „They can’t sing!“ Seine persönliche Lage wird aber nicht besser, da die Armee mit der ihr innewohnenden Autorität die Dienstzeit seines Erzeugers um ein schlappes halbes Jahr verlängert hat (immer diese Zeitverträge…). Grund genug für Mama zu heulen und für Zach, einmal mehr aufs Dach zu steigen (ich bin mir immer noch nicht ganz sicher, ob er seiner Tante auf die Überdachung kraxelt oder dafür extra nach „Hause“ geht… obwohl, die 45 Minuten Wegstrecke kann er ja nicht bewältigen) und eine traurige R’n’B-Ballade über sein ach-so-schweres Dasein zu croonen („I’ll take one step at a time now, maybe it’s not as bad as it seems“ – soll theoretisch wohl vorsichtig-lebensbejahend klingen, macht aus Zach aber wieder mal nur einen weinerlichen Jammerlappen. Und sowas ist schwarz… pföööh).

Angela (die Chorleiterin, wir erinnern uns) telefoniert dieweil und hinterlässt für uns unbefangene Zuschauer den Eindruck, als würden wir uns demnächst in „Blues Brothers“-Gedächtnis-Gefilde aufmachen. Die Hawthorne-Gemeinde ist nämlich pleite – zehntausend Dollar fehlen dem Etat. Hmm… wieviel war noch grad das Preisgeld? Aundrea, die sich nach dem Grund des Telefonats erkundigt, wird von ihr abgebügelt. Viel lieber unterhält sich Angela mit dem Mädel, das sich unbüro- und -demokratisch angesichts Zachs schändlichem Verrat zur neuen Anführerin des Chors aufgeschwungen hat, über deren neue Ideen (die man uns sicherheitshalber nicht verrät).

Indes, bei Savannah daheim. Ihr Paps stört sein Töchterlein beim Lernen und, ehrlich gesagt, die Anrede „Savannahbanana“ erweckt mir im Verbund mit der Future Doc geschuldeten Erkenntnis, dass Savis Vater der Chefpriester der Crossroads-Gemeinde ist, eher … ungute Assoziationen (aber er ist Evangele und muss sich daher auch nicht an Messdiener halten). Savannah ist eher unspezifiziert deprimiert. Ah, die Begründung wird nachgeliefert, zunächst noch verklausuliert („verklausuliert“ für typische Ami-Sonntagsschul-Absolventen), aber deutlich – ihre Mutter hat kürzlich das Zeitliche gesegnet, weswegen Paps zur Aufheiterung seines Lendensprosses eine erhebende Anekdote zum Besten gibt. Immer, wenn Muttchen bzw. Eheweib nicht weiter gewusst habe, habe sie einen Kaugummi gekaut, eine Bubble geblasen und selbige mit einem Gebet verbunden platzen lassen. Oi. I’m mightily impressed. Daddys Eselsbrücke, mit der er seinem Töchterlein die Unterscheidung einiger biologischer Fachbegriffe erleichtert, ist da schon pragmatischer.

Am nächsten Schultag, im Kochkurs. Die heutige Aufgabe lautet „Glückskekse“ backen und zu den offensichtlich völlig unbekannten Geheimnissen der Herstellung dieses Gebäcks gehört, dass man das „fortune“ schreibt, ehe man den Keks backt. Wär ich nie drauf gekommen. Danke, Faith Films, für diese praktische Lebenshilfe. Über einem vom Savannah dusslig zerschlagenen Ei kommen sie und Zach sich vorsichtig näher. Savannah lädt Zach ein, dem hiesigen Chor beizutreten, aber Zach lehnt ab, denn in seiner Lebenskrise will er gefälligst in Ruhe allein vor sich hin schmoren. Schön, dass gerade die ärgsten Feinde unfreiwillig nachhelfen…

In der Bibelstunde ist nämlich Projekttag angesagt und nachdem Mrs. Stewart zunächst nicht verhindern kann, dass HIER-ICH-ICH-ICH-Diplom-Streber Miles die Klasse mit seinen langwierigen Abhandlungen zum Thema „Das letzte Abendmahl, in der Da-Vinci-Fassung“ zu Tode langweilt, soll Zach sein Projekt vorstellen. Der hat nur keins, aus schlichten Arbeitsverweigerungsgründen. Die Stewart will ihn nachsitzen lassen, nur geht das leider nicht, weil Miles (der offensichtlich auch Stewarts Terminkalender führt) sie auf eine wichtige Lehrersitzung o.ä. hinweist. Ersatzweise könnte, überlegt Miles laut vor sich hin, Zach zur Strafe doch den Proberaum des Chors putzen… putzige Idee, in der Tat, findet auch der Lehrkörper, auch wenn Zach entschieden dafür plädiert, doch lieber nachsitzen zu wollen. An seinen fiesen Racheplänen muss Miles aber noch arbeiten, denn mehr als Zach die Tafel abschrubben zu lassen, fällt ihm als tatsächliche Bestrafung nicht ein (und das erledigt selbst ein obergründlicher Sauberkeitsfanatiker, der Zach nicht ist, in maximal anderthalb Minuten). Ersatzweise wird Zach aber durch eine musikalische Darbietung des Sucker-Chors von Suckhausen gepeinigt. Angesichts bzw. angehörs der beklagenswerten Sangesleistung kann er nur amüsiert den Kopf schütteln. Savannah erkundigt sich, ob Zach mit seiner Expertise dem Deppenverein etwas auf die Sprünge helfen will, aber Zach lehnt aufgrund fortgeschrittener Hoffnungslosigkeit des Falles grinsend ab: „You guys need a miracle!“ (oder wie Mel Brooks sagen würde: „Nur ein Mirakel kann euch noch helfen…“ – WIEEEHAAAA!). Aber so rein wundermäßig befinden wir uns im christlichen Erbauungsfilm ja im genau richtigen Genre…

Zach besucht lieber seine alten Kumpels in deren Proberaum, muss aber zu seiner Ernüchterung feststellen, dass Aundrea und die Ihren mit dem Kapitel Zach mehr oder weniger abgeschlossen haben und auf seine Präsenz keinen gesteigerten Wert legen. Well, d’oh. Zach reagiert sich ab, indem er im Waschraum der Schule (welcher jetzt? I have no idea) Moonwalk und Smurfin‘ trainiert. Nicht ganz Jacko-Niveau, aber immerhin…

Entgegen der ihm gegenüber getätigten Beteuerungen läuft’s ohne Zach bei Aundrea und dem Hawthorne-Chor nicht wirklich rund – zwar sind sie weiterhin ungefähr dreißigtausend Klassen besser als die Crossroads-Tölpel, aber es fehlt ein gewisses peppiges Element. „Mit Zach wären wir besser“, stellt Charlie fest, aber „Zach ist nicht hier“, keift Zicky-Aundrea.

Nun, die Hawthornes könnten sich damit beruhigen, dass ihnen zumindest der vorletzte Platz im Finale sicher ist, denn der Crossroads-Chor hat inzwischen die Saugstärke eines Industriestaubsaugers erreicht – selbst Fans der Zwölftonmusik oder Anhänger der frühen Einstürzenden Neubauten würden ihren Gesang als zu dissonant ablehnen. Zach kuckt unschuldig mal in den Proberaum und ertappt seinen Freund ohne Namen dabei, wie der in einer Probenpause auf einer Mundharmonika herumbläst („Amazing Grace“ – das ist Vorschrift in solchen Filmen) und das nicht schlecht. Nachdem Savannah ein wenig dahingehend drängelt, lässt sich Zach dazu herab, der Chorgemeinschaft mit beschränkter Hoffnung ein paar Tipps zu geben. Miles, der nach wie vor der Überzeugung anhängt, dass alles ganz prima so ist, wie es ist, ist zwar strikt dagegen, aber der Rest der Gruppe hat gegen Ratschläge nichts einzuwenden. Die müssen natürlich in Songform dargeboten werden. Zach beginnt mit einem kleinen Rap, ehe der Song in einen drum’n’bass-orientierten Poptrack umschlägt und breitet die frohe Kunde aus, dass beim Singen streng genommen nichts dagegen spricht, auch ein wenig Spaß zu haben, rumzutanzen und aus sich herauszugehen, solange – und diese Botschaft bezahlt ihnen die Baptistengemeinde Süd-Los Angeles – die „Message“ nicht verwässert wird, und die lautet natürlich „Allahu akbar“; äh, tschuldigung, falscher Kulturkreis, „Gott ist der Scheff und furchtbar toll und lasst ihn uns preisen“. Zachs Performance ist ansteckend – schnell hüpft und tanzt der ganze Chor wild durch den Proberaum (sogar die schüchterne Margaret, so’ne typische graue Maus). Nur Miles macht grimmige Miene zum fröhlichen Spiel. Jedenfalls wird Zach erneut eingeladen, dem Chor beizutreten, und aus der klaren Absage ist mittlerweile schon ein „bin nicht sicher“ geworden. Miles, der olle party pooper, besteht auf einer demokratischen Abstimmung, erleidet aber eine schmähliche Niederlage, weil er wenig überraschenderweise der einzige ist, der gegen Zachs Aufnahme per Akklamation stimmt.

Die Hawthorne-Singers leiden dieweil darunter, dass Aundrea mit den Fortschritten überhaupt nicht zufrieden ist und Zach, der mal wieder auf Besuch vorbeischneit, kommt ihr da gerade richtig. Es ist ihr zu Ohren gekommen, dass er dem Crossroad-Chor beigetreten ist? Zach verneint – „I help them to get their act together“ (pffz. Als echter Schwarzer würde man doch „get their shit together“ sagen). Aundrea ist trotzdem stinkig, denn „das ist die Konkurrenz“. „Jetzt sind sie Konkurrenz?“, wundert sich Zach. Da geht’s Aundrea sichtlich ums Prinzip – ob die Chaos-Crossroad-Clubber nun was auf dem Kasten haben oder eher nicht, Zach ist jetzt der offizielle Verräter und wird von seiner ehemaligen Kumpeline eher unhöflich hinauskomplimentiert. Für Zach ist das Entscheidungshilfe genug – die SMS „I’m in“ ist schnell an Savannah geschrieben. Sie erreicht Savi, während sie mit Miles an der Schule herumsitzt. Miles erneuert seine Ansicht, dass die Aufnahme Zachs der Anfang vom Ende für den Crossroads-Chor wäre (und das wäre inwiefern schlecht?). Sav widerspricht und damit sind wieder die Voraussetzungen für ein Duett gegeben (wobei Miss Lakota in ihrer einzigen echten Sangesnummer ein voice-double bemüht). „Boss of me“ heißt das gute Stück und ist leider keine They Might Be Giants-Coverversion, sondern ein belangloses Pop-Rock-Stück, in dem Miles und Savannah sich gegenseitig ihre Vorurteile vorhalten und das in Savannahs Feststellung „you’re cute when you’re mad“ kulminiert.

Ich habe mich bislang mit Wertäußerungen zurückgehalten, aber jetzt, ungefähr zur Halbzeit, muss ich schon mal anmerken… der Streifen ist halbwegs professionell gemacht, aber stinklangweilig, da helfen auch die Songs nicht…

Miles geht zu psychologischer Kriegsführung über und schleimt Zach vor Mrs. Stewart die Ohren voll wg. seiner Hilfsbereitschaft. Damit gibt er der Lehrerin eine disziplinarische Handhabe, denn Zachs schulische Leistungen sind ungefähr so unter aller Kanone wie die Sangeskünste seiner neuen Mitstreiter. Stewart stellt daher ein Ultimatum: entweder Zach schreibt in der nächsten Arbeit ein „B“ oder besser, oder mit dem Chorsingen isses Essig. Savannah belauscht die Unterredung, aber Zach spielt ihr gegenüber heile Welt.

Vielleicht ganz gut so, denn für „kaputte Welt“ braucht Savannahbanana keine Mitspieler, das schafft sie ganz alleine (merke: wir basteln jetzt wieder etwas melodramatischen Pathos). Ihr Paps hat nämlich eins ihrer Lieblings-Shirts zu heiß gewaschen, jetzt ist es hin. Daddy ist zwar zerknirscht und entschuldigt sich, aber sein Augensternchen nutzt dies zur Generalabrechnung, denn Mama (R.I.P.) ist so was nie passiert und überhaupt… Uh-oh. Wütend schreit sie ihren Vater an, er solle sich gefälligst aus ihrem Zimmer subtrahieren (wo sie ihn doch gerade erst ebenso wütend herbeizitiert hat), was natürlich der ideale Zeitpunkt ist, damit Papa Prediger seinen „Gott-hat-für-jeden-einen-Plan-auch-wenn-wir-den-nicht-verstehen“-Sermon loswerden kann. „Ich glaube nicht daran“, pfeift ihm Savannah das Lied der vom Glauben Abgefallenen und befiehlt ultimativ väterliche Verpissung. Christian Film Scriptwriting For Extreme Dummies (is there another kind? Naja, ich mochte The Visitation).

Am nächsten Tag trabt Zach mit seinem Eipott im Ohr aufs Schulgelände und wundert sich, dass alle Schüler draußen auf den Bänken sitzen und nicht in den Klassenzimmern hirnen. Kommt daher, erläutert Savannah, weil heute „freiwilliger Tutor-Tag“ ist (oder sowas ähnliches), will sagen, die Intellenzbestien den nicht-ganz-so-Cleveren kostenlose Nachhilfestunden geben. Da bietet es sich doch an, dass Savi unserem wohl nicht so bibelfesten Zach einen heiligen Spruch zum Fraß bzw. zur Interpretation vorwirft – Sprüche 26:19, ist das Thema (das bitte ich ggf. selbst nachzugooglen. Mir persönlich wäre Austin 3:16 wesentlich lieber). Es geht um „Reflektionen“ und Zach analysiert theologisch-fundiert, dass das Gleichnis umgerechnet heißt, dass man sich erst selbst verstehen muss, ehe man andere verstehen könne, weil man schlussendlich „gleich“ sei. Klingt für mich nicht gerade nach blanker Logik, aber deswegen studiere ich auch nicht Theologie. Jedenfalls schafft das genügend Vertrauen, dass man sich gegenseitig von seinem entbehrungsreichen Leben berichten kann und Charmeur Zach versichert ob Savis Enthüllung, mutterlos zu sein, dass er gut verstehen könne, wie man sich fühlt, wenn einem ein Elternteil abgeht (obwohl „tot“ und „mit der Armee unterwegs“ nicht *ganz* das gleiche zu sein scheint, dünkt mir). Auf jeden Fall ist „bonding“ angesagt (nicht „bondage“, harhar. Das wird die Google-Crowd verwirren).

Dieweil, in Hawthorne. Aundreas Chor ist nicht aktiv scheiße, dennoch aber gibt’s grave news von Angela. Die Kirche ist offiziell blitzeblitzeblank, am Monatsende gehen die ewigen Lichter aus. Der Chor ist entgeistert – jetzt, wo die große Chance direkt vor der Tür steht? Nix zu ändern, seufzt Angela, zwar käme der Gemeinde das Preisgeld sehr recht, aber man kann sich’s nicht mal mehr leisten, den Chor überhaupt zum Finale zu karren (hmpf. Ich will nicht meckern, aber könnten da nicht die Eltern ’ne Fahrgemeinschaft bilden o.ä.?). Aundrea nölt der verpassten Gelegenheit hinterher, was Angela dazu veranlasst, dass es hier nicht um selbstsüchtige Egotrips, sondern um die Kirche an sich geht. Bekanntermaßen bereits Spezialistin für wutige Abgänge fügt Aundrea ihrer diesbezüglichen Sammlung einen weiteren hinzu – und zieht sich auf Zachs altes Grübel-Dach zurück. Theoretisch wäre das jetzt Zeit für die obligatorische Montage, aber aus Zeitgründen beschränken wir die auf zwanzig Sekunden und ein kurzes Reprise des Titelthemas.

Zurück in der Story marschiert Zach mit einem frustrierten Flunsch von der Ausgabe der letzten Bibelforscher-Klassenarbeit auf Savannah zu. Aber Zach hat heute ein Clownsbatallion in den Frühstücksflocken gefunden und aufgefuttert – „A minus!“ Ein echter Scherzkeks.. Eine Szene weiter hocken Zach und Savannah auf dem bewussten Dach (das langsam Hauptdarsteller-Credit verdient… und überhaupt: um der Schnalle zu imponieren, sind 45 Minuten Wegstrecke kein Problem, aber für die Chorprobe zu weit, wa, Keule?) und ratschen über seinen alten Turf, aber da taucht Aundrea auf, um Zach ein paar feindselig gemeinte Beleidigungen einzuschenken. Nach verquerer Mädchenlogik ist die Tatsache, dass die Hawthornes pleite sind und nicht am Finale teilnehmen können, unzweifelhaft natürlich Zachs Schuld und das unverfrorene Unverfrorentum, an der neuen Schule tatsächlich Freunde (und noch dazu im Chor!!ELF) gefunden zu haben, schlägt dem Faß die Krone zwischen die Augen usw. usf. Zach hat keinen Bock auf Streitereien, was Aundrea freilich so auslegt, dass ihm seine alten Freunde nicht mehr wichtig sind – jep, Miss Aundrea qualifiziert sich zweifellos für die ehrenvolle „stupid bitch“-Ruhmeshalle. Da dies ein Christenfilm ist, wird sich das aber wohl leider noch in Wohlgefallen auflösen. Wo ist ein Slasherkiller, wenn man ihn braucht?

Zach besucht inzwischen auch schon Savannahbananapapa-Gottesdienste. Der Pfaffe predigt über die diversen obstacles in life, die man überwinden müsse, und das bringt Zach auf eine grandiose Idee. Schnell schreibt er einen Zettel, der im „lesen-und-weitergeben“-Verfahren an die diversen CCC-Mitglieder übergeben wird. Der geniale Plan: „Crossroads + Hawthorne compete together?“ Nichtmal Miles scheint der Sache prinzipiell abgeneigt gegenüber zu stehen, aber bevor eine Gruppendiskussion erfolgen kann, muss der Crossroads-Chor leider einen Liveauftritt im Gotteshaus absolvieren. Die Gläubigen sehen der Darbietung mit gesundem Pessismismus, Augenrollen und allgemeiner „hoffentlich-ist-bald-vorbei“-Einstellung entgegen, aber dank Zachs Input ist aus den Tontauben (hähä) innerhalb kürzester Zeit ein vorzeigbares Gesangsensemble geworden, das ein traditionelles (irisches) Kirchenlied recht kompetent darbietet. Das Publikum ist angemessen positiv überrascht. Ohne dass es eigentlich eine dazu passende vorhergehende Szene gegeben hätte, versöhnen sich Savannah und ihr Vater, aber nur kurz, denn die Besprechung von Zachs Vorhaben ist natürlich wichtiger. Zachs Vorschlag wird für gut befunden, zumal im offiziellen Regelbuch nichts darüber steht, dass die Aufnahme anderer Chöre explizit verboten wäre (siehe oben – es hätte also offensichtlich formal nichts dagegen gesprochen, wenn Zach in sienem alten Chor weitersingt. Außer die bewussten 45 Minuten Weg natürlich).

Und so tauchen die Crossroadler in voller Besetzung bei den Hawthornes auf, die – speziell Aundrea natürlich, von sich auf andere schließend – gemeine Bosheiten wittern. Zach unterbreitet seinen Fusionsvorschlag. „Warum sollte ich?“, mosert Aundrea (und man merke auf: „ich“, nicht etwa „wir“). „Weil du es liebst, zu singen“, meint Zach (was streng genommen kein Argument ist, denn auch ich liebe es zu singen und tu’s trotzdem bestenfalls unter der Dusche). „NEIN“, krakeelt Aundrea, aber „wir brauchen euch“, fleht Weichei Zach. Charlie ist der erste, der sich erweichen lässt und die Seiten wechseln, was Vorbildcharakter hat, nur Aundrea bockt noch ein Weilchen, schlussendlich aber fällt ihr nichts mehr ein, was sie Zach an den Kopf schmeißen könnte und tritt der Gemeinschaftschorneugründung bei. Miles warnt Aundrea aber vor foul play: „Ich will gewinnen!“ „Ich auch“, kontert Aundrea.

Die erste gemeinsame Probe – Zach kommt wie üblich zu spät und erlebt daher nicht mit, dass Charlie und Aundrea die musik-theoretischen Warm-up-Übungen der Crossroads (die die Singerei seriös, aber eben weitgehend talentfrei betreiben) wie „lalala“- und „mimimi“-Singen in verschiedenen Tonlagen für ziemlichen Torfsinn halten. Zudem sabotiert Aundrea aus purer Absicht die Harmonie durch konsequentes zu laut sein (angeblich, weil Miles seinerseits zu laut in die Tasten haut). Es kommt zum programmierten Egoclash, die Hawthornies drohen mit Ausstieg, gerade noch rechtzeitig taucht Zach auf (der könnte jede Menge Ärger ersparen, täte er einfach mal spaßeshalber *pünktlich* kommen) und kann durch eine couragierte Motivationsnummer („I’m on a mission, I can’t complete it without you“, „to overcome differences is difficult, but we can do it“) die Katastrophe verhindern. Alles schwoft, alles singt, alles tanzt, alles lacht. Da kann Zachs Mama richtig stolz auf ihn sein und sagt ihm das dann auch.

Der Tag der Tage… kaum angekommen, rutscht Miles das Herz sofort in die Hose, denn die Konkurrenz erscheint übermächtig – z.B. der Church of the Gospel Youth Choir, Sieger der letzten drei Jahre, und in solider 20-Mann-und-Frau-(all-black)-Stärke angetreten. Hm, hat Miles gemeint, die setzen dieses Jahr aus Mitleid aus? Die Gospeljugend legt auch einen mitreißenden Auftritt hin (auch wenn der Text eher einfallslos ist: „In the morning I pray, in the evening I pray, when I’m dreaming I pray“. Wäre mir als Tagesablauf etwas zu monoton), der Groove (angetrieben von einem Möchtegern-Snoop-Dogg an der Kirchenorgel) reißt sogar die Juroren mit. Jedenfalls ist die Meßlatte hoch gelegt. Zehn Minuten vor dem Auftritt erspäht Savannahbanana Ungemach. Ein stattliches Mitglied des Gospeljugendchor schleppt sich in konspirativer Manier zum Kampfgericht und flüstert dem Oberjuror etwas ins Ohr. Savannah wird gleich schlecht – sie geht nach draußen und erinnert sich Gottseidank usw. an Mamas alten Kaugummi-Gebetstrick. Das beruhigt offensichtlich wirklich die Nerven. Hilft aber nicht gegen miesgelaunte Juroren, denn der Oberschiedsrichter beamt sich in die Garderobe unserer Helden und verkündet, dass es irgendwie unschicklich wäre, einen gemischten Chor zuzulassen (wenn im Regelbuch diesbezüglich nichts drin steht?) und die Crossroads/Hawthorne-Kombination deswegen disqualifiziert sei. Mächtig traurig, aber „da können wir nichts machen“, gibt Savannah sofort und auf der Stelle auf (soviel zur Wirksamkeit des Kaugummitricks). Aundrea nölt, wie es ihre Art ist, Zach hält sich mit geistreichen Wortbeiträgen (schließlich ist es diesmal ausnahmsweise DOCH seine Schuld) fürnehm zurück, so dass es der schüchternen Margaret überlassen bleibt, Kampfgeist und Teamspirit zu zeigen…

… und so marschiert der komplette Chor in durchaus nicht unbedrohlicher Manier vor dem Richtertisch auf und fordert ultimativ Gerechtigkeit im biblischen Sinne. Zacharias 7, 9 wird zitiert: „Administer true justice, show mercy and compassion to one another!“ Ha, wie will sich ein bibelwerfender Preisrichter da aus der Schusslinie bringen? Gegen den Allmächtigen Herrn wird schließlich nicht argumentiert, verdammich. In der Tat leiern unsere bibelfesten Freunde (hat sich das harte Studium doch gelohnt) der Jury einen Kompromiss aus dem Kreuz – sie dürfen auftreten, aber außer Konkurrenz. Das hilft, streng genommen, unseren Helden, die ja eigentlich das Preisgeld für die Hawthorne-Gemeinde gewinnen wollen (nehme ich jedenfalls an), zwar keinen Meter weiter, wird aber jubelnd zur Kenntnis genommen.

Also rauf auf die Bühne – nicht mehr offiziell im Rennen zu sein scheint der gemischten Chortruppe gewisse Sonderrechte einzuräumen; wo die anderen Teilnehmer gerade mal 90 Sekunden auf der Bühne verbringen durften, schlagen die Guten (TM) (sofern man eine Gospel-Truppe als „die Bösen“ sehen will) soviel Zeit schon mit einem Intro-Duo von Zach und Aundrea tot, ehe der Rest des Chors einsteigt und weniger singt als vielmehr wieder drollige Billo-Choreographien aus Dee!s Abfalleimer vorführt, Breakdance-Moves andeutet und Salti schlägt. Zachs entzündetes Auge erblickt sogar seinen Vater in voller Uniform, der noch rechtzeitig den Taliban o.ä. entkommen ist. Das Lied handelt relativ simpel davon, dass man singt, weil man glücklich ist und endet mit einem dramatisch gehauchten „me-he-he-heeeeeeeeheeeee“ Zachs. Standing Ovation! Sogar den Gospeljunioren gefällt’s.

Kommen wir zur Preisverleihung. Den Pokal und die Geldprämie gewinnen erwartungsgemäß die fiesen Gospelkanaillen, doch der fette Petzerich ergreift das Mikrofon und emotional überwältigt die Chance, sich einen Platz im Himmel zu verdienen, indem er im Namen seiner Truppe (mit der er das hoffentlich vorher abgestimmt hat) den Preis an die „wahren Gewinner“ weiterreicht. Dagegen kann dann auch der verknöchertste Bürokrat in der Jury nichts mehr ausrichten (hm, man vergebe mir, dass ich offensichtlich schwer materialistisch ausgerichtet bin, aber ich hätte den Doofis bestenfalls den Pokal geschenkt und das Preisgeld schön behalten). Jubel! Das schreit eigentlich nach einer gemeinsamen großen song-and-dance-Nummer der rivalisierenden Chöre, aber der Komponist hatte offenbar keine Lust mehr, dafür noch’n Lied zu schreiben. So beschränkt sich die Siegesfeierlichkeit darauf, dass Aundrea und Zach Angela den 10.000-Dollar-Scheck in die Hand drücken (mal ganz nebenbei gefragt – was halten eigentlich die Crossroader davon, dass die Kohle NUR an die Hawthorne-Gemeinde geht? Okay, Crossroads sieht nicht so aus, als würden sie im Geld schwimmen, und freilich sind alles aufrechte Christen usw., aber Gedanken machen darf man sich doch mal). Savannah und Zach hauchen sich einen schüchternen Kuss auf die Lippen (was lustigerweise nun wieder einige Hardcore-Christen dazu veranlasst, den Film zu verdammen, weil so ein kleines Bützche ja mindestens so schlimm ist wie vorehelicher Sex und einem anständigen Film nichts zu suchen hat. Meine Güte, ich bin ja einiges gewöhnt, aber ich dachte, wir hätten wenigstens das TIEFSTE Mittelalter überwunden) und damit ist alles happy und alles endy. Roll Credits!

Hmtja. Das war ja nicht so schlimm wie befürchtet.

Wenn wir unsere feindselige anti-religiöse-Propaganda-Brille mal absetzen, stellen wir fest, dass „Sunday School Musical“ sich summa summarum eine „Anhalter“-Gedenkbewertung verdient: „größtenteils harmlos“. Bis auf einige insgesamt eher unwesentlichere Kleinigkeiten gab’s kaum etwas, was mir persönlich auf die Nerven ging oder meine Rationalität beleidigte (ganz anders als beim erwähnten „2012: Doomsday“). Klar, es gibt die zu erwartenden und trotzdem nicht minder umsympathischen „es ist schon alles in Ordnung so und ganz in Gottes Willen, wenn er dir die Mutter wegnimmt“-Platitüden, aber sie halten sich ebenso in Grenzen wie Bibelzitate und aufdringliche Pro-Kirchen-Werbung – „Sunday School Musical“ richtet sich an eine bereits religiöse Zielgruppe und hat es daher nicht mehr nötig, offenkundig für die „richtige Sache“ zu missionieren, sondern kann es bei einigen „bestärkenden“ Elementen belassen; es gibt keine Seitenhiebe gegen Nicht-Religiöse (weil die im Film überhaupt nicht stattfinden – hier glaubt jeder brav an Gott, hat ein Kruzifix umhängen, geht Sonntags in die Kirche usw. usf.) – das macht den Streifen im Umkehrschluss für „Ungläubige“ verhältnismäßig leicht konsumierbar, ganz im Vergleich zu „2012: Doomsday“ oder simplen Hetzfilmen wie „Megiddo 2: The Omega Code“ oder der „Left Behind“-Reihe. Im Gegenteil – für das erzkonservative Genre des christlichen Erbauungsfilms ist „Sunday School Musical“ regelrecht progressiv: die Familie des Helden ist gemischtrassig, die Musik bestätigt moderne Entwicklungen der Pop-Musik von Hip Hop bis hin zu drum’n’bass, und die Songtexte befassen sich nicht ausschließlich damit, den Herrn zu preisen, sondern behandeln auch mal allgemeingültigere Themen wie das Verzweifeln an den Hindernissen, die einem vom Leben in den Weg gelegt werden, den Wert von Vertrauen und Zusammenarbeit und, wenn denn mal wirklich auf die missionarische Trommel geschlagen wird, ist das Statement „solange man nicht vom rechten Weg abkommt, ist es völlig in Ordnung, dabei auch Spaß zu haben“ für die Verhältnisse der „alles, was auch nur entfernt spaßig sein könnte, ist verboten“-Doktrin so mancher fundamentalistischen Gemeinde schon fast das Äquivalent einer Luther-These an der Schloßkirchentür.

Obschon diese Elemente vorhanden sind, tun sie für die eigentliche Filmstory (das bisschen, das wir – zugegebenermaßen – haben) nichts zur Sache. Religion ist ein begleitendes Thema des Films, aber kein beherrschendes – die Geschichte würde ohne den Mumpitz genauso gut (bzw. schlecht) funktionieren, es gibt keine göttliche Einmischung (im Gegenteil, die einzige Szene, in der ein Charakter akut versucht, durch ein Gebet gen Himmel eine positive Entwicklung zu erreichen, bringt genau *nichts*). Christliche Werte werden hochgehalten, aber in bescheidenem und vergleichsweise unauffälligem Rahmen (und wir räumen auch neidlos ein, Schwachsinn wie den „es-ist-alles-in-Gottes-Plan“-Quark haben auch schon Filme gebracht, die nicht explizit christlich-religiös motiviert sind).

Grundsätzlich (und ich schreibe dies, wie erwähnt, in völliger Unkenntnis der „High School Musical“-Reihe. Ich werde hier ganz bestimmt nicht dafür bezahlt, auch noch die Originale der Mockbuster anzukucken) orientiert sich der Plot von Regisseurin Rachel Goldenberg und Co-Autorin Ashley Holloway an der klassischen Sportfilm-Formel: zusammengewürfelte Außenseitertruppe muss sich gegen talent- und kontrahentenbedingte Widerstände zum großen Ziel durchkämpfen und triumphieren. Ob das nun „MIghty Ducks“ im Eishockey, „Bad News Bears“ im Baseball oder eben ein gemischter Kirchenchor in „Sunday School Musical“ sind/ist, macht im Endeffekt für die Formel keinen großen Unterschied (mit der Ausnahme, dass es glaubhafter ist, ein Haufen unkoordinierter Junior-Spastiker lernt einigermaßen kompetent Baseball zu spielen als dass ein Haufen stimmbandgeschädigter Kehlkopfmonster das harmonische Singen lernt). Goldenberg und Holloway variieren die althergebrachte Story hauptsächlich in zwei Punkten – zum einen wird der „Haufen“ erst im Filmverlauf zusammengewürfelt (normalerweise ist die „Teamzusammenstellung“ Bestandteil des ersten Akts eines solchen Films), zum zweiten ist die Rollenverteilung umgekehrt als in den üblichen Klischees: die von Anfang an „Talentierten“ sind auch die locker-flippig-lässigen Chaoten, die untalentierten Pfeifen sind die, die streng nach Lehrbuch vorgehen und keinerlei Fantasie haben. Die „übliche“ Formel ist eher, dass die letztgenannten „Bürokraten“ auch das Talent mit Löffeln gefressen haben (oder es zumindest glauben) und die „Chaoten“ für unfähige Loser halten, so dass sich im Filmverlauf herausstellen kann, dass die überheblichen Angeber vom flippigen Outsider noch was lernen können.

Was im Sinne der „Botschaft“ leider praktisch vollkommen vergessen wird, ist das Salz in der Suppe des guten Drehbuchautors, nämlich der „Konflikt“. Bis auf Aundrea und Miles sind praktisch alle Figuren unerträglich lieb und nett, dass einem die Galle hochkommen kann. Und selbst Miles, der anfänglich Zachs zentraler Antagonist zu sein scheint, ist schnell „bekehrt“ und erhebt auch gegen die angestrebte Chorfusion keine ernsthaften Einwände (man kann das auch als das gesungene hohe Lied auf Konformität betrachten – sobald Miles klar ist, dass der Rest „seines“ Chors gegen Zach nichts hat und ihn gerne aufnimmt, passt er sich der Mehrheit an), so dass als „Konfliktherd“ nur noch Aundrea übrigbleibt, die aber ausgesprochen schwach geschrieben ist – ihre Vorwürfe an Zachs Richtung sind erheblich weniger fundiert als Miles‘ Verdächtigungen (die sind zwar auch mehr oder weniger sinnlos, aber zumindest noch mit leidlicher Berechtigung begründbar; wieso Aundrea auf den Trichter kommt, alles wäre Zachs Schuld, bleibt offen, da weder eine bestehende Rivalität zwischen ihr und ihm postuliert wurde noch eine SO enge Freundschaft, dass ein „persönlicher Verrat“ ernstlich in Betracht kommen könnte); sie ist schlicht und ergreifend die „stupid bitch“ des Films, eine egoistische Zicke, die im Kontext eines „Entwicklungsfilms“ eigentlich die Hauptfigur sein müsste, weil sie diejenige ist, die im Filmsinne die größte „Reise“ von blöder Mistkuh bis zur bekehrten Teamplayerin durchmacht; aber vermutlich wären unsere Autorinnen daran gescheitert, eine solche Figur für den Zuschauer auch noch einigermaßen sympathisch zu gestalten (was für die Hauptfigur eines solchen Selbstfindungsdramas für Jugendliche unabdingbar ist).

Eine echte vertane Chance ist es, dass die Schreiberinnen praktisch völlig darauf verzichten, die Kontraste zwischen den beiden Chorgruppen zu thematisieren – sofern ich den Film richtig verstanden habe, kommen Zach und die Seinen aus einer eher „toughen“ Gegend, wo Geringverdiener, Großfamilien, Afro-Amerikaner und Latinos eher niederer Schicht leben, während Savannah, Miles & Co. eindeutig Vertreter der oberen Mittelschicht darstellen sollen, wo Geldnöte und Existenzangst keine Rolle spielen, während in Hawthorne jeder Dollar vor der Ausgabe drei- bis fünfmal umgedreht werden muss. Das böte eigentlich Feld weites Feld für dramaturgisch ausbeutbare Konflikte über vermeintliche und tatsächliche soziale Ungerechtigkeiten, Vorurteile rassistischer und gesellschaftlicher Art, also, wenn wir so wollen, auch genau das Thema, in dem ein „guter“ religiöser Film ansetzen könnte und die Message von Verständigung über ethnische und soziale Schranken hinweg verbreiten könnte. Allerdings: Totalausfall – upper- und lower-class-Kids kommen ohne weiteres miteinander aus, einzig die Egos von Miles und Aundrea geraten aneinander. Will man’s positiv sehen, könnte man auf den Gedanken kommen, dass der Film insofern *tatsächlich* die schrankenlose Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichsten ethnischen und gesellschaftlichen Schichten vorlebt, aber in der Form, wie sich Buch und Film einer auch nur angedeuteten inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Thema verweigert, kommt man als Zyniker, den Gedanken „alles ist in Gottes Plan“ berücksichtigt, schon auf die Idee, dass die „versteckte“ Botschaft diejenige ist, dass man mit dem, was man hat, gefälligst zufrieden zu sein hat, weil der Große Herrgott im Himmel das ja alles absichtlich so eingerichtet hat – if you’re poor, it’s His Will, and you’ll stay poor. Schließlich kann man beim besten Gewissen nicht behaupten, dass die geschilderte Problematik – speziell in God’s Own Country – eben keine wäre.

Zusammenfaselnd ist zum Drehbuch festzustellen, dass es ganz große Hämmer einigermaßen elegant vermeidet (der einzige wirkliche Kopfpatscher ist dummerweise Zachs zentrales Dilemma, dass er durch die enorme 45-Minuten-Wegstrecke von seinen Freunden getrennt wird. Mama Mia, dem Knaben ist echt nicht mehr zu helfen), seine Charaktere aber durch die Bank eindimensionale Flachzangen sind, das religiöse Setting neben der dezenten Grundbotschaft mehr oder weniger nur den Backdrop abgibt, aber jede handelsübliche Teenie-Soap oder -Sitcom die komplette Geschichte (minus der Singerei) bequem in einer 23-Minuten-Episode untergebracht hätte. Es gibt also auch jenseits der song-and-dance-Einlagen jede Menge belanglosen Filler-Krams, der nicht wirklich zum Fortgang der Geschichte beiträgt. Selbstverständlich ist das gebotene Entertainment züchtig und bieder, so dass der finale Kuss von Zach und Savannah in der Tat aufgesetzt erscheint (nichts deutet vorab darauf hin, dass die beiden aneinander Interesse haben, dass über eine Kumpelfreundschaft und zweckgebundene Zusammenarbeit hinausgeht) – dass man sich über dieses kleine Küsschen aber derart echauffieren kann wie einige Ober-Fundis, beweist nur einmal mehr die Borniertheit dieser Leute, die sich vermutlich durch Zellteilung fortgepflanzt haben.

Filmisch ist das ganze von Regiedebütantin Goldenberg halbwegs ordentlich herunterfilmt – klar, das hat bestenfalls das Niveau eines schwächeren TV-Films, die Kameraführung ist langweilig, der Schnitt eher träge und trotz oder gerade wegen der zahlreichen Musicaleinlagen will die Plotte einfach keine Fahrt aufnehmen, auch nicht hin zum „dramatischen“ Showdown beim Staatsfinale, aber niemand der handwerklich Beteiligten muss sich für das, was er letztlich abgeliefert hat, ernstlich schämen. Es ist eben unambitioniert und billig – da darf man sich aber angesichts der Asylum-Abstammung des Werks nicht wundern. Sets und Kostüme sind auf mittlerem TV-Niveau, teilweise musste man sich wohl den Begebenheiten der Locations, an denen gedreht wurde, orientieren (so wundern wie oben im Text gesagt die „leeren“ establishing shots, und dass in man in einem Klassenzimmer die Pulte der Schüler quer zum Lehrerpult aufbaut, hab ich ehrlich gesagt noch in keiner Lehranstalt gesehen – hier wird uns das bei den „Bible Study“-Stunden gezeigt).

Wenden wir uns also den musikalischen Darbietungen zu – ich muss wiederholen, aktuelle „black music“ ist mein Ding nich‘ so. Ich halte praktisch alle zeitgenössischen Rapper für hirnlose Spackos, die R’n’B-Crooner für hirnlose Eunuchen und R’n’B-Sängerinnen für zweifellos leckere, aber durch ihre Sangeskünste meine Fußnägel aufkreuselnde Sirenen (vgl. Beyonce, Rihanna) mit zweifelhaftem Männergeschmack. Wenn mir jetzt schon die hochglanzproduzierten Megaseller aus den Charts nicht zusagen, werd ich mit dünn produzierten Sparversionen sicherlich auch nicht glücklich werden. Immerhin muss man den Komponisten Don Raymond, DaJuan Cowen und Wayne Peet zubilligen, dass sie immerhin bemüht sind, ein möglichst weites Feld moderner urban music abzudecken – von Gospel über theoretisch radiotauglichen R’n’B bis hin zu Rap und drum’n’bass-Klängen, aber die Songs sind größtenteils langweilig, haben keine catchy hooks, keine sing-a-long-Refrains, keinen Wiedererkennungswert, keinen Ohrwurmcharakter. Sie plätschern am Zuschauer vorbei, und der hat die Melodie in dem Moment vergessen, in dem der letzte Ton verklingt. Ist mir schon klar, logo, dass man für ein billiges DTV-Musical keine Zauberkünstler der Komponistenzunft bekommt, aber wenn in meiner Erinnerung die beiden irischen traditionals noch am ehesten Eindruck schinden, spricht das nicht für die Songschreiber. Die Texte sind, wie sich das für ein richtiges Musical gehört, meist situationsbezogen, kommentieren/erläutern den Plot oder werden von den Charakteren als Dialogersatz genutzt, zumindest das bekommen die Macher hin (dass die Texte diesseits des Film-Formalen nichtssagend sind, steht auf einem anderen Textblatt). Einigen der Songs hat man annehmbare Choreographien spendiert – nichts herausragendes, aber zumindest koordinierte Tanzbewegungen, die man nach einer Stunde Jazzdance-Training noch nicht drauf hat.

Deutliche Abstriche muss man bei den Schauspielern machen. Immerhin singen die meisten Darsteller selbst, und das, außer wenn sie es sollen, nicht schlecht. Chris Chatman fehlt nur leider jede Ausstrahlung; der junge Bursche, für den „Sunday School Musical“ die erste und bislang einzige schauspielerische Erfahrung darstellt, bleibt, ähem, farblos – er kann ganz gut tanzen, er kann ganz gut, aber nicht überwältigend gut singen, aber mit dem Spielen, speziell in seinen „großen“ Charakterszenen, kann er nicht überzeugen.
Candise Lakota, die sich peinlicherweise ausgerechnet für „ihre“ große Nummer stimmdoublen lässt, konnte schon Credits in großartigen Filmwerken wie „Curse of Alcatraz“ oder „Lords of the Underground“ sammeln, zeigt sich aber auch speziell in den „schwierigeren“ Szenen, also da, wo echte, tiefe Emotion gefragt ist, überfordert.
Robert Acinpura („Kurdish Spring Break“ – ???), macht, so lange er den bösmeinenden Streber-Nerd spielt, zumindest beim Zukucken einigen Spaß – das sind, speziell in Filmen, in denen die übrigen Darsteller keine echten komischen Momente zu spielen haben und man so als Akteur recht leicht herausstechen kann, dankbare rollen. Leider wird seine Figur im Schlussakt sehr stiefmütterlich behandelt.
Krystle Connor (für Asylum auch in „Death Race 3000“ und „The Terminators“ am Start) hat vielleicht die beste Singstimme des Ensembles und bringt zumindest ihren überwiegend hassenswerten „doofe Ziege“-Charakter auf den Punkt.
Dass mit Millena Gay (als Zachs Mutter) jemand mitspielt, der schon im Marilyn Chambers-Sexfilmchen „Little Shop of Erotica“ mitgespielt hat, darf man der christlichen Zielgruppe gar nicht erzählen, Asylum-Stock-Company-Mitglied Mark Hengst („2012: Doomsday“, „Countdown: Jerusalem“ [der der Inhaltsangabe nach ein Hetzfilm von „Megiddo“-Ausmaßen sein dürfte. Color me interested], „Death Race 3000“, „The Terminators“) mimt Savannahs Priestervater und abgesehen von dem zumindest suspekten Savannahbanana-Dialog erledigt er einen halbwegs plausiblen Job.

Bildqualität: Aus unerfindlichen Gründen (naja, aus den selben Gründen, warum Asylum die Dinger rausrotzt… hoffen, dass ein „High School Musical“-geplagter Elter das Ding für seine Hannah-Montana-anbetende Tochter mitnimmt) hat sich KSM des Films erbarmt. Der anamorphe 1.78:1-Transfer ist, wie sich das für einen aktuellen Film gehört, gut genug. Solide Schärfe, auch auf Flachbildequipment, keine Grieseligkeiten, keine Defekte, keine Verschmutzungen, guter, albeit unbeanspruchter Kontrast.

Tonqualität: Für ein Musical ist mir der Musikton erheblich zu dünn – wird wohl eher an der Produktion der Tracks als an der eigentlichen Qualität der Tonspur liegen (deutscher und englischer Ton werden in Dolby 5.1 geboten), aber so richtig Spaß dürfte die schmalbrüstige Musikproduktion auch anspruchslosen black-music-Anhängern nicht machen. Der Dialogton ist in der OF ebenfalls ziemlich schlapp, aber gut verständlich und differenziert abgemischt. Aber irgendwie scheint man generell bei dieser Tonspur die Bässe vergessen zu haben… Die deutsche Fassung ist übrigens schlau genug, die Songtexte standardmäßig (aber abschaltbar) zu untertiteln.

Extras: Als Bonusmaterial gibt’s Asylum-üblich ein ca. 20-minütiges Making-of (hab ich mir nicht angetan), 5 Minuten Outtakes (dito) und acht Minuten Karaoke zum „Mitsingen“ (warum man immer das auch wollen könnte, btw: dito). Trailer und Slideshow kommen noch obendrauf.

Fazit: Ich hatte schlimmeres befürchtet – abgesehen von den zu erwartenden, aber noch zurückhaltend gesetzten religiösen Botschaften, die aber erfreulich unmissionarisch daherkommen und sich daher, so meine Vermutung, eben an bereits entsprechend Indoktrinierte wenden und nicht angetan sind, aus einem rationalen Agnostiker entweder einen glühenden Jesus-Freak oder einen amoklaufenden Massenmörder zu machen, spielt sich „Sunday School Musical“ wirklich inoffensiv. Das Script ist eine belanglose by-the-numbers-Angelegenheit und vermeidet tunlichst jedes auch nur halbwegs „kontroverses“ Thema (bis auf die „interracial relationship“ von Zachs Eltern), die Songs sind professionell gemacht, aber unmemorabel, die Choreographien nicht weltbewegend, aber praktikabel, die darstellerischen Leistungen überwiegend nicht sonderlich gut, aber auch nicht zum Haareausraufen, die handwerklichen Qualitäten des Streifens auf biederem Kabel-Fernsehfilmniveau. Resultat für den Trashfreund, der vielleicht auf ein Lachfeuerwerk gewartet hat (oder sich wenigstens schon ein Beißholz zurechtgelegt hatte, um sich folgenlos ärgern zu können) – der Streifen ist harmlos und hauptsächlich langatmig. Freiwilliger Humor wird nicht geboten, da sich der Streifen bis auf Miles‘ Spionagevorwürfe vergleichsweise ernst spielt, unfreiwilliger Humor bleibt ebenfalls außen vor, dafür ist das Produkt dann wieder zu gelackt, zu poliert und auch zu unambitioniert gemacht – mehr abbeißen als man runterschlucken könnte, war Rachel Goldenbergs Prämisse offenbar nicht. Als Ersatzdroge für die „High School Muscial“-Filme taugt der Streifen wohl auch nicht – ohne sie gesehen zu haben, gehe ich davon aus, dass Disneys Teenie-Filme etwas mehr filmischen und musikalischen Schwung mitbringen (und bessere Darsteller haben). Es war also, summa summarum, nicht schmerzhaft, aber auch nicht sonderlich unterhaltsam. Da hab ich mir für meine 10 Piepen ja doch „mehr“ erhofft…

(c) 2009 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 3


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