Sumuru

 
  • Deutscher Titel: Sumuru
  • Original-Titel: Sumuru
  • Alternative Titel: Sax Rohmer's Sumuru |
  • Regie: Darrell J. Roodt
  • Land: Südafrika/Großbritannien/Kanada
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Sumuru (Alexandra Kamp)
    Adam Wade (Michael Shanks)
    Taxan (Simona Levin)
    Jake Carpenter (Terence Bridgett)
    Will (David Lazarus)
    Dove (Casey B. Dolan)
    Warrior Captain (Nadia Kretschmer)
    Sumuru Bodyguard #1 (Angelika)
    Sumuru Bodyguard #2 (Linzi Swanepool)
    Taxan Bodyguard #1 (Petra Rocher)


Vorwort

Auf dieses Review wartet die liebe Leserschaft sicher schon gespannt wie der sprichwörtliche Flitzebogen… wann haben wir schon mal die Gelegenheit, ein Werk zu besprechen, dass von einem unserer Gastrezensenten, Forums-Regulars und den-Doc-mit-allerhand-obskuren-Filmen-Verwöhners verbrochen wurde? Nicht alle Tage, geben wir´s zu…

Sumuru debütierte vor einigen Wochen bei RTL2 und bescherte dem übelbeleumundesten Privatsender der deutschsprachigen Welt einen veritablen Quotenhit – und der Doc konnte es dank der in seinem Haushalt vorherrschenden unfreiwilligen Zwangs-Zensur nicht sehen (ich bin der einzige im ganzen Haus, der RTL2 nicht reinkriegt… dabei ist das praktisch *mein* Sender…). Naja, wozu hat man a) Nachbarn und b) einen freundlichen Sponsor (womit damit gesagt sein soll, dass ich mich bei so vielen Leuten wie sonst nie für die Möglichkeit zu einem Review bedanken muß…). Ersterer griff zur Not-Aufnahme, letzterer wurde von mir zur DVD-Überlassung (und vorheriger Anschaffung) genötigt (thanx, Carsten!). Und so konnte ich mir heute in entspannter Atmosphäre (abgesehen vom die Doc-Bude immer noch beherrschenden post-Computertod-Chaos) den Streifen nicht einmal, sondern gleich zweimal hintereinander zu Gemüte führen (denn: wie oft spricht ein Gastrezensent, Forumsregular und mittlerweile auch guter Kumpel einen Audiokommentar?). Stellt sich natürlich die Frage, ob unser Hausrocker zwanzig Bildschirmseiten später vielleicht Ex-Gastrezensent, Ex-Forumsregular und Ex-Guter-Kumpel sein wird – aber das verrate ich fieserwiese erst ganz ganz ganz am Ende 🙂

Also, langsam die Kurve zum Film hin kriegen – Sumuru stammt wie der gute alte Fu Man Chu aus der Feder des Pulp-Autors Sax Rohmer – die männermordende skrupellose Superverbrecherin mit dem Welteroberungstick ist auf den ersten Blick nicht mehr als eine geschlechtsumgewandelte Ausgabe von Fu Man Chu und erlebte nach dem Erfolg der Christopher-Lee-Fu-Man-Chu-Filme Ende der 60er auch zwei Leinwandabenteuer mit Shirley Eaton in der Titelrolle (mindestens einer davon war von unser aller Freund Jess Franco, für den so ein Thema natürlich wie gemalt war). Mit der klassischen Sumuru-Figur hat unsere heutige Sumuru bis auf den Namen nix zu tun – ist aber vielleicht auch ganz gut so, denn Sumuru im Sinne der Romanvorlage paßte eben maximal noch zu den typischen Eurotrashern der 60er (auch wenn die Story schon dafür schwer modernisiert werden mußte) und gäb heutzutage vielleicht noch´ne nette Indiana Jones-Parodie her. Statt dessen haben wir´s mit einem SF-Fantasy-Abenteuerfilm zu tun, und dafür ist Sumuru schon mal ein recht cooler, exotischer Titel. So, und jetzt aber wirklich zum Review, sonst sitz ich nächstes Ostern noch da. Schließlich wartet die Welt gespannt auf des Docs Wort zum Sonntag.


Inhalt

Nach ein paar CGI-Weltraumeffekten, die sicher niemand mit einer LucasArts-Produktion verwechseln wird, aber die man auch schon erheblich übler gesehen hat, finden wir uns im ökonomisch-praktisch gestalteten Cockpit der eben von außen gezeigten Weltraumschleuder wieder und treffen unsere zwei Protagonisten – den etwas müde wirkenden Adam (der mich mit seinem Zickenbart unwillkürlich an Oliver Korritke in Bang Boom Bang erinnert) und seinen Kumpel Jake (ein Beweis, dass unmögliche Frisuren auch in der Zukunft nicht aussterben) – nach den typischen strahlenden SF-Helden sehen die zwei wirklich nicht aus. man versucht, Kontakt mit einer Kolonie aufzunehmen, was aber nicht funktioniert – „die sind etweder tot oder machen Mittag,“ flachst Jake; sollte aber nicht zu sehr verwundern, denn die Kolonie sagt schon seit schlappen 900 Jahren keinen Pieps mehr. Dennoch will man sich den betreffenden Planeten mal genauer ansehen, denn – um gleich mal Butter bei de Fische zu geben -, Jake und Adam sind auf´s Erbgut der Kolonisten scharf, dass die letzte Hoffnung der Menschheit darstelle. Heftige Strahlung macht die angedachte Landung auf Antares, so heißt unser Planet, allerdings schwieriger als gedacht – die automatischen Systeme stellen ihren Dienst ein und die von Jake durchgeführte manuelle Landung endet – nach einer Mischung aus passablen CGIs und nicht immer ganz überzeugenden Model Shots – im Crash in der üblichen Wüsten-Felslandschaft: „Das wird verdammt weh tun,“ ist sich Jake kurz vor dem Impact sicher.

Jedoch schälen sich unsere Freunde halbwegs heile aus der qualmenden Wreckage, auch wenn Jake ein fies aussehender Metallsplitter in der Schulter steckt (das ist jetzt schon, trotz FSK-12, mehr Splatter und Gore als uns der ganze Mangler_2 gönnte), den Adam beherzt – nach Verabreichung eines sichtlich gut wirksamen Schmerzmittels, Jake ist unmittelbar nach Verabreichung im siebten Himmel – rausrupft (hm, lernt man im Erste-Hilfe-Kurs nicht, sowas tunlichst drin zu lassen, weil erst das Rausziehen alle durch den Fremdkörper blockierten Blutgefäße öffnet? Hab ich gerade in daful gelesen 🙂 Gut, geben wir der zukünftigen Medizin den benefit-of-doubt). Der so verarztete Jake hört prompt die Hunde heulen (zumindest einen), was von Adam als Anzeichen eines medikamentösen Deliriums gedeutet wird. Aber – da kläfft tatsächlich ein Köter und Adam macht sich auf, die canine Anwesenheit mal auszuchecken. Der Wuff gehört einem langhaarigen Balg von sieben oder acht Jahren, den ich ernsthaft mehrere Minuten lang (bis es nämlich ausdrücklich als „er“ angeredet wurde) für ein Mädchen hielt. Okay, es ist ein Junge, wird zukünftig auf den Namen Will hören, und hält Adam für ein momentan vernachlässigbares Problem, weil „die Schlangengarde“ (Jesus, bitte nicht die Schlangenreiter aus Ator II) hinter ihm (und Hund) her ist. Daher gehen Will nebst Hund, der übrigens auf den schicken Namen „Hund“ getauft wurde (warum auch nicht? Ich hatte einen Hamster, dem ich höchst kreativ den Namen „Hamster“ verpaßt hatte) stiften. Adam versucht sich an der Verfolgung.

Nichtsdestotrotz gerät Will in die Fänge der finstere Blicke um sich werfenden (und selbstverfreilich exklusiv weiblichen) Schlangengarde, kann zwar noch Hund in die Wüste schicken (quite literally) und seinen Dolch zücken, wird aber unbürokratisch von der Obergardistin k.o. geschlagen und abgeschleppt, zur „Opferzeremonie“ (was vermutlich nicht wirklich fröhlich ist). Adam, der nicht kommt zur rechten Zeit, findet das, was übrigbleibt, nämlich den Dolch und erspäht einen fetten Tempel auf dem nächsten Bergesgipfel. Bevor er dem allerdings auf den Grund gehen kann, erschüttert ein Erdbeben der „schüttel-die-Kamera“-Variety das Areal (und ja, es ist mir lieber, die Filmemacher verwenden einen billigen Trick wie diesen, der funktioniert, anstelle einen Effekt, den sie nicht können, zu bemühen). 6,2 auf der Richterskala, informiert Jake seinen Kollegen.

Adam infiltriert den schicken Tempel (durch die Vordertür – Memo an Schlangenkult-Hohepriester: Wachen aufstellen! Spart Ärger, ehrlich!) – dort haben sich eine Vielzahl attraktiver weiblicher Geräte in schicken Outfits und mit altertümlichen Waffen (Lanzen, Hellebarden u.ä.) versammelt und chanten monoton „Sumuru Sumuru“. Und da ist sie auch schon, Ladies and Gentlemen, Sumuru, die Königin von Antares, in ihrem leckeren Metall-Bikini und unpraktischen Cape. Hier im Tempel allerdings ist sie nicht die unumstrittene Chefin, denn da sei Hohepriesterin Taxan (klingt irgendwie nach Medikamentenreklame… „bei Risiken und Nebenwirkungen sagen sie ihrem Arzt, er sei ein Apotheker“) vor, die ihrem Schlangengott, eh, ihrer Schlangengöttin, soviel Zeit muß sein, nun ganz gerne ein Blutopfer darbringen würde. Und die Götterschlange, eine big-ass-CGI-Kobra, läßt sich auch nicht lange bitten, erscheint durch einen Tunnel und macht einen recht hungrigen Eindruck. Sumuru sieht zwar nicht so aus, als würde ihr der ganze Ritus sonderlich viel Spaß bringen, macht aber gute Miene zum bösen Spiel. Da wird das ausersehene Opfer hereingeführt und es ist natürlich Will – worauf Sumurus Leibwächterin Dove (und da denke ich jetzt an eine Seife mit niedrigem PH-Wert….) die Gesichtszüge entgleisen, denn der ist ihr kleiner Bruder, und den möchte sie doch gerne retten. Kampflustig fordert die die Schlangengarde heraus (sollte Sumuru nicht ein königliches Machtwort sprechen?) und verwickelt eine der Gardistinnen in einen nicht unkompetenten, aber vielleicht etwas unglücklich montierten Zweikampf, den sich die Riesenschlange eine Weile lang unbeeindruckt ansieht – nachdem sich das Kampfesglück zugunsten Doves entwickelt hat, mampft das Vieh allerdings, in der Hinsicht wohl eher leidenschaftslos, die auf die Verliererstraße abgebogene Gardistin samt Haut, Haar, Helm, Uniform und Stiefel. Mahlzeit, sach ich ma.

Theoretisch könnte man nun sagen, okay, Blutopfer ist Blutopfer, und an der Gardistin war sicher auch mehr dran als an dem abgebrochenen Gartenzwerg von Will, aber Taxan, being very obviously evil and stuff (hat´s schon mal „gute“ Charaktere in B-Filmen gegeben, die einen Namen mit „x“ hatten? Fällt mir gerade mal ein), reagiert etwas gereizt – auf Störung der Opferzeremonie steht die Todesstrafe. Sumuru läßt die Königin raushängen (hehe) und weist darauf hin, dass nach den Gesetzen Frauen nicht getötet werden dürfen (wäre kein gutes Pflaster für Serienkiller). Taxan und Sumuru liefern sich ein Niederstier-Duell und die Königin macht deutlich, nicht abgeneigt zu sein, die sichtlich bestehenden Rivalitäten an Ort und Stelle und sofort permanent aufzulösen. Diesen dramaturgisch wohl gewählten Moment nutzt Jake, um sich per Kommunikator bei Adam, der sich bis dahin unauffällig im Hintergrund gehalten hat, zu melden – wissend, dass seine Anwesenheit als durchaus störend empfunden werden könnte, nimmt er die Beine in die Hand. Taxan hetzt ihre Kriegerinnen auf ihn, will ihn aber lebend haben (vermutlich, um ihn als sadistic bitch, die sie ist, persönlich zu Tode zu befördern). Sumuru möchte selbst anwesend sein, wenn der Kerl geschnappt wird und macht sich auch auf die Strümpfe. Will, der sich Adams Flucht prophylaktisch angeschlossen hat, und der Raumfahrer werden von den Schlangengardistinnen mit Gewehren beschossen – Adams Laserpistole schindet da schon erheblich mehr Eindruck. Jake und Will bringen sich im Raumschiffswrack in vermeintliche Sicherheit, Adam fängt sich noch einen Armbrustbolzen (etwas despektierlich als „Pfeil“ bezeichnet) ein, schleppt sich aber ebenfalls noch ins Wrack. Wird ihm nur nicht mehr viel bringen, meint Will, weil der Pfeil vergiftet und damit tödlich ist.

Sumuru ruft derweilen die das Schiff belagernden und mordlustigen Gardistinnen zur Ordnung. Die beschweren sich zwar, weil „Frauen Männer töten dürfen“ (nicht meine Welt, sag ich euch, nicht meine Welt), aber weil Taxan nicht da ist, kann Sumuru sich dank ihrer royalen Autorität durchsetzen und – mutig, mutig – das Raumschiff entern (ich für meinen Teil würde ja erst mal das Äquivalent eines red-jerseys vorschicken). Weil Adam aber vor sich hin leidet, hat Jake keine Veranlassung, Sumuru erst mal einen Laser-Volley überzubraten. Sumuru rupft Adam den Giftpfeil aus dem Haxen, jagt ihm aber gleich noch eine Haarnadel rein (Schlangengift-Antidot… jetzt versteh ich auch, warum Sumuru diese Frisur trägt, da kann man allerhand praktisches drin verstecken, besser als ein Rucksack). Adams Bewußtsein empfiehlt sich („Männer“, seufzt Sumuru. Aber ist doch bekannt, dass wir Kerle in solchen Situationen Weicheier sind).

Sumuru befiehlt, Adam zur Dokteuse zu schaffen und Jake zu baden (?), bevor sie ihm ein paar Fragen zu stellen beabsichtigt. Will sucht verzweifelt nach Hund, rennt aber nur in seine Schwester, was zu einer etwas langatmigen character scene (dazu vielleicht noch in der Analyse, wenn ich mich dann noch daran erinnere, etwas hierzu schreiben gewollt zu haben… eh, war das jetzt grammatisch korrekt?) führt, der wir entnehmen, dass Will und Dove sich ganz doll lieb haben und Dove verspricht, immer auf den Kurzen aufzupassen und ihn nach Kräften zu beschützen.

Adam komm auf einem bequem aussehenden, wenngleich runden Bett (die Antareanerinnen bevorzugen sowieso die runde Kral-Architektur) wieder zu sich, Jake (nach meiner Ansicht ungebadet, aber vielleicht versteh´ ich auch nur was falsch) wird von Sumuru-Soldatinnen hereingehasselt. Jake macht sich Sorgen, weil er außer Will bislang kein männliches Wesen gesichtet hat – sind die Kerle hier am Ende ausgestorben? Das wäre ziemliches Künstlerpech, denn dann wäre Antares auch schon von dem heimtückischen Gen-Virus befallen, und darum sind unsere Freunde überhaupt hier. Zudem, als wäre das nicht genug Schwarzmalerei, hat Jake auch ein paar geologische Tests durchgeführt und herausgefunden, dass Antares tektonisch hochgradig instabil und kurz vor dem fröhlichen Auseinanderfliegen steht. „Erinnerst du dich an Krypton?“ düstert Jake (ich hab da mal was gehört :-)). In zwei, maximal drei Monaten ist´s vorbei mit Antares. Dumm gelaufen. Immerhin – Will, der erstaunliche Freiheiten genießt, wenn ich das mal so sagen darf, wird per Med-Scanner (und der ist ein würdiger Nachfolger von Pilles Salzstreuer) untersucht und für genetisch einwandfrei befunden, bevor ein weiteres Erdbeben alles und jeden wieder kräftig durchschüttelt.

Die Antareaner sind das allerdings gewohnt und halten es für nicht weiter der Rede wert – die Schlagengöttin treibt halt Unsinn im Erdinneren. Sumuru läßt verkünden, Adam (und zwar nur ihm, was Jake nicht gerade mit Enthusiasmus quittiert) eine Audienz zu gewähren, sobald sie fertiggebadet hat. Das Bad entpuppt sich als G-Rated-Duschszene (grr, diese no-nudity-Klauseln, man sollte sie verbieten) – mich überrascht, dass Adam beim Dusch-Endstadium zukucken darf. Nachdem sich die Queen in etwas klamottäres gewickelt hat, zeigt sie dem verblüfften Adam, dass sie mit dessen Laserwumme durchaus umzugehen weiß (auch wenn der Reparaturtrupp ein Loch im Kral-Dach beheben darf). Sumuru komplimentiert ihre Entourage hinaus, um mit Adam ein paar Takte unter vier Augen zu belabern – das kann nur in einer längeren exposition-by-dialogue-Szene enden. Könnte ich jetzt 1:1 abschreiben, aber da sich so arg viel kinematisches nicht tut, ausser das Sumuru durchaus zeigt, was sie zu bieten hat, die Reader´s Digest-Fassung: Sumuru mag die Königin eines verhältnismäßig primitiven Stammes von Kolonisten-Nachkommen sein, ist aber nicht auf den Kopf gefallen. Adam schenkt keinen reinen Wein ein, sondern behauptet, man habe nur allgemein mal nach dem Rechten sehen wollen, sei aber wegen diverser kriegerischer Auseinandersetzungen und den üblichen Nachkriegswirnissen erst jetzt (nach 900 Jahren, wie gesagt) dazu gekommen und führt ihr mittels seines Armbanduhrcomputers ein Hologramm vor, das Sumuru zwar durchaus beeindruckt, aber von ihr keinesfalls für Zauberei gehalten wird – she being a rational thinker. Auf ihre durchaus berechtigte Frage, was genau Adam und Jake denn nun eigentlich wollen, redet Adam sich auf ein allgemeines „helfen“ raus und weist auf den instabilen Planetenkern hin – das sei mitnichten das Werk einer mißgelaunten Riesenschlange. Damit erzählt er – zu seiner dezenten Überraschung – Sumuru allerdings nix neues, da man Öl und Gas fördere, sei den Antareanern das mit der Tektonik durchaus bewußt, der Schlangenkult sei eine Erfindung Taxans, der aber durch die Häufung der Beben starken Zulauf in der Bevölkerung habe (das ist, wie jeder historisch Interessierte wird bestätigen können, ein zutreffendes Verhaltensmuster). Und das spielt Taxan mächtig in die Hände, weil sie sowieso Anspruch auf den Thron erhebt – zwar wird die Königin nicht geboren, sondern gewählt, aber Taxans Familie hat schon diverse gekrönte Häupter hervorgebracht, weswegen die auch in diesem Sinne aufgezogene Hohepriesterin die Königswürde als ihr gottverdammtes Geburtsrecht erachtet. Womit der Tisch für zünftiges Intrigen- und Ränkespiel gedeckt wäre.

Adam ist an den innenpolitischen Verhältnissen weniger interessiret, sondern sorgt sich um´s Praktische – in drei Monaten macht der Planet die Biege, vorher muß die ganze Sippschaft evakuiert werden. Sumuru weist nicht ganz fälschlicherwiese darauf hin, dass – selbst wenn sie ihren Segen dazu geben sollte, Adam und Jake ihre Möhre ja geschrottet haben, wie alles, was Männer anfassen. Was Adam wieder auf die Idee bringt, sich mal nach ebenjenen, nämlich den Sackträgern unter den Antareanern, zu erkundigen. Kein Problem, die kann er ruhig sehen. Die schuften nämlich im Tagebau – „Männer haben Muskeln, keinen Verstand,“ doziert Sumuru (stört euch Mädels doch sonst nicht…), die Entscheidungen müssen die Frauen treffen, das ist der natürliche Lauf der Dinge (oh weia, wenn das mal wirklich so wäre… es gäb nur noch Schuhgeschäfte auf der Welt und wir Kerle wären alle Al Bundys). Adam hält das für brutale Unterdrückung und sagt es: „Das ist brutale Unterdrückung!“ Okay, Sumuru räumt ein, zur Fortpflanzung braucht man die Männer auch noch und zeigt Adam, dass auch eine matriarchalische Gesellschaft wie die ihre das Küssen nicht verlernt hat (wundert mich aber schon etwas… ist doch eigentlich DAS Klischee von Cat Women on the Moon etc., dass der irdische Held der Amazone das Abschlabbern beibringen muß). Küssen oder nicht küssen, trotzdem hält Adam die ganze Chose für Sklaverei (während Taxan und ihre Schlangengarden das Geschehen argwöhnisch beobachten). Sumuru haut Adam daraufhin ein paar Mal kräftig auf´s Maul, bis der sich zu wehren beginnt und die Königin in den Schwitzkasten nimmt. Diese Form der Majestätsbeleidigung wird allerdings von der Leibwache nicht toleriert. „Sperrt ihn ein und den anderen auch,“ schimpft Sumuru.

Taxan hat andere Pläne – „bringt die Wachen um und bringt den Mann von den Sternen zu mir!“ Hm, das mit dem „Frauen darf man nicht töten“ scheint Taxan eher als Richtlinie denn als Gesetz zu sehen. Trotz einer Warnung von Will mischen die Schlangengarden die Sumuru-Kämpinnen auf und auch Dove fängt sich einen Pfeil midriffs, eh, mittschiffs ein, was ihr die Gelegenheit zu einer melodramatischen Sterbeszene TM verschafft: „Sag Sumuru, was hier passiert ist,“ röchelt sie Will zu, ehe sie verscheidet. Adam hingegen findet sich in Taxans Wohnstube wieder, wo sich die Hohepriesterin gleich mal in verführerische Pose räkelt (Matriarchat hin oder her, die „Waffen der Frauen“ wissen die Mädels auf Antares durchaus noch einzusetzen) und Adam die Laserwaffen aus dem Kreuz leiern möchte. Unser Held hat keinen Bock darauf, sich in den Zickenkrieg einzuschalten, sondern versucht, an ein paar Informationen zu kommen, z.B. was vor 900 Jahren eigentlich passiert ist. Taxan erzählt was von zürnenden Göttern, die den terraformenden Siedlern auf´s metaphorische Haupt geschlagen hätten und schlägt unbürokratisch vor, man könnte doch zusammen über Antares herrschen. Adam fällt durchaus auf, dass das nicht ganz den Sitten und Gebräuchen der hiesigen Religion entspräche, aber Taxan ist flexibel: „Ich kann meine eigene Religion erschaffen!“ Echt prima, Hohepriesterin zu sein…

Da erspäht des Helden Auge ein notdürftig bedeckter Plasmafernseher, eh, antiker Monitor, der allerdings von ein paar Taxan-Haustierchen, sprich Schlangen (wär nix für Indy Jones, der Job), bewacht wird. Adam tritt eins der possierlichen Tierchen tot, was Taxans Brust zwar zornesbeben läßt, aber da Adam mit seinem Armbandthingie den Monitor anwerfen kann, ist der Frevel schnell verziehen. „Magie,“ haucht Taxan und will selbige natürlich umgehend haben (besitzergreifendes Miststück). Da Adam sich weigert, ruft Taxan ihre Wachen herein – doch unter den Schlangengarden-Rüstungen verbergen sich… Sumuru und Jake! Und Sumuru ist sauer – wegen des angeordneten Mordes an Frauen soll sich Tasan vor der Vollversammlung verantworten. „Du hast keine Beweise,“ nölt Taxan. Hm, Will könnte es bezeugen, meint Sumuru und Adam dient sich auch ungefragt als Augenzeuge auf. Dumm nur, dass die Aussage eines XY-Chromosomträgers im Antares´schen Justizsystem keinen gesteigerten Wert hat, worauf Taxan hilfreich hinweist. Wo sie recht hat, hat sie recht, erkennt Sumuru und haut ihre Rivalin daher einfach k.o.

Was tun, sprach Zeus? Sumuru empfiehlt die Flucht in die „verlorene Stadt“ in der „verbotenen Zone“ (zwei Klischeefliegen mit einer Klappe geschlagen), die alte Kolonie, die vom „Licht des Todes“ dahingerafft wurde. Keine schlechte Idee, finden unsere Helden, denn dort findet sich nben dem alten Quantenreaktor (Physiker bitte gar nicht erst drüber nachdenken) ein Personentransporter, mit dem man die ganze Planetenbelegschaft evakuieren könnte, so man ihn flott kriegt. Sumuru macht allerdings deutlich, dass sie vordringlich daran interessiert ist, die männlichen Störenfriede loszuwerden. Da Taxans loyale Kriegerinnen den Flüchtenden auf den Fersen sind, schlägt Will eine Alternativroute durch die unterirdischen Tunnelsysteme vor, die aber von Sumuru verworfen wird, weil sie an die Oberfläche führt, wo man von den Häschern auf Kilometer erspäht werden könnte. Außerdem… der Tunnel führt zu einem Gefängnis und das hat die Königin eigentlich nicht auf der Sightseeing-Tour vorgesehen. Kein Wunder, denn dort werden Männer in männer- und menschenunwürdigen Verhältnissen festgehalten (Grube mit Gitter druff). Jake möchte die Gefangenen umgehend befreien, Sumuru ist verständlicherweise strikt dagegen (wird ja schließlich seine Gründe haben, warum die Jungs eingeknastelt sind) und Adam, tja, der hält die Zeit für Menschenrechtsdebatten berechtigterweise nicht wirklich für gekommen. Für Jake allerdings ist die Freilassung der Gefangenen ein nicht verhandelbarer Punkt. Taxans Kriegerinnen sorgen dafür, dass man sich zunächst akuteren Problemen zuwendet – die Königin hat mit dem „Frauen-nicht-töten“-Grundsatz jetzt auch keine gesteigerten Probleme mehr und killt einige der Schlangengardistinnen, Adam versiegelt per Laser den Tunnel, so dass Jake doch noch die armen Männer befreien kann, was sich Sumuru zähneknirschend bieten läßt.

Unsere Helden, Sumuru, Will und zwei loyale königstreue Soldatinnen trekken also hinaus in die Wüste gen verbotene Zone. Während Taxan die umgehende Arrestierung der Verräterin Sumuru befiehlt, ist die wegen der Gefangenenbefreiung ein wenig verstimmt. Adam nimmt die Königin beiseite und erklärt ihr, dass Jake sich deswegen so echauffiert, weil seine Eltern einst in ein Arbeitslager gesteckt wurden (Torstens laut Audiokommentar frühere Drehbuchfassung, in der Jake unschuldig im Knast saß, gefällt mir da allerdings deutlich besser). Taxan schlußfolgert dieweil, dass Sumuru und Tross in die verbotene Zone unterwegs sind, aber ihre Kriegerinnen sind nicht recht motiviert, die Verfolgung aufzunehmen, weil, „um, es ist verboten,“ wie sich die Oberkriegerin eloquent ausdrückt. Taxan erteilt einen schlangengöttlichen Segen, womit dieses Problem aus der Welt geschaffen wäre.

An der Wüste stören mich eigentlich mal wieder nur die idyllisch plazierten LKW-Reifen, die wundersamerweise 900 Jahre überdauert haben. Ein erneutes Erdbeben läßt unsere Protagonisten malerisch einen Hügel herunterrollen. Adam weist erneut darauf hin, dass es besser wäre, wenn Sumuru ihren königlichen Koffer packen und mit ihm wegfliegen würde, schließlich ist Taxan eh schon dabei, das Volk gegen sie aufzuhetzen. Ein gut erhaltenes Skelett markiert, wie es sich für einen anständigen Expeditionsfilm gehört, den Eingang zur „verbotenen Zone“ – anhand der radioaktiven Verseuchung des Knochenhaufens dezidiert Jake, dass der Quantenreaktor der Kolonie hochgegangen sei – das sei das ominöse „Licht des Todes“ gewesen.

Erneut bebt die Erde – Will wird ein bissl verschüttet, was Anlaß gibt, den Med-Scanner wieder auszupacken. „Ich hab doch keine versteckten Krankheiten,“ erinnert sich Will an die erste Untersuchung und macht damit Sumuru, die sich widerstrebend auch mal abscannen läßt (healthy as fuck, die Gute) neugierig – sie würde jetzt doch schon ganz gerne mal die ganze und reine Wahrheit erfahren. Adam rückt notgedrungen damit raus, dass der bewußte Gen-Virus, ein Souvenir der bakteriologischen Kriegsführung, die „Geschlechtszellen“ angegriffen und den männlichen Teil der Menschheit unfruchtbar gemacht habe – er selbst und Jake seien die letzten gesunden Männer (puh, das muß wirklich ein hartes Los sein, selbst für den geübtesten Stecher) und die offenbar vom Virus auch nicht beeinträchtigten Antareaner seien damit der Menschheit letzte Hoffnung auf das Überleben an sich. Adams Ansinnen, dieser Mission hilfreich und eierstockspendend zur Seite zu stehen, läßt Sumuru erst mal unbeantwortet – zunächst muß mal das Raumschiff gefunden werden.

Die Kolonie selbst, überragt von einer geborstenen Kuppel, ist jedenfalls schnell gefunden und mit beherztem Laserschuß verschafft man sich Einlaß. Taxans Truppe allerdings mag nicht so recht folgen, den Damen flattert das Höschen, so dass sich die Hohepriesterin genötigt sieht, exemplarisch eine ihrer Gefolgsleutinnen zu erschießen (sogar recht explizit, beinahe hätte ich „für FSK12“ geschrieben, aber dann fiel mir der Herr der Ringe wieder ein :-)). Jake entdeckt den Generator, der sich mit einem beherzten Fußtritt auch zu ordnungsgemäßem stromerzeugenden Betrieb überreden läßt – Adam und Sumuru checken das Raumschiff aus, das in recht gutem Zustand ist. „Hoffentlich gibt´s ne Bedienungsanleitung,“ scherzt Adam angesichts der veralteten Technologie, während Sumuru zu bedenken gibt, dass sie ihm noch nicht in die Hand versprochen habe, mitzufliegen. „Du hättest wenigstens eine Zukunft,“ weist Adam nochmals darauf hin, dass die Lebenserwartung der Antareaner planetenbedingt nicht besonders hoch ist, und bereitet den Start vor.

Jake findet Beweise für seine Quantenreaktor-Explosions-Theorie, die auch das ominöse „Licht des Todes“ und die Entstehung des Frauenkults erklären würde. Da die Männer der Schöpfung mit dem Reaktor und die Frauen mit der Feldarbeit beschäftigt waren, interpretierten die dadurch mehrheitlich überlebenden Frauen den durch die aktive Tektonik des Planeten bedingten explosiven Abgang des Reaktors als Zeichen der Götter und übernahmen das Kommando (eine gar nicht mal so schlechte Erklärung für die Entstehung der matriarchalischen Gesellschaft, auch wenn die Alice-Schwarzer-Emanzenbrigade sicherlich bemängeln wird, dass dies impliziert, zur Zeit der Weltraumkolonisation die Frauenrolle auf Kinder, Küche, Scholle beschränkt war und es wohl keine Ingenieurinnen o.ä. gab. Aber Sumuru ist auch keine Sozialstudie.) Die Königin bekommt angesichts dieser Eröffnungen ihren Moralischen: „Unsere ganze Gesellschaft beruht auf einem Irrtum?“ Soll vorkommen, tröstet Adam, während Will, der mittlerweile in Jake einen Ersatzdaddy bzw. Großen Bruder gefunden hat, immer noch um Hund, den mittlerweile nicht wieder aufgetauchten Flohträger, trauert (seine entleibte Schwester scheint ihn weniger zu tangieren… naja, emotionale Bindung zu Haustieren soll schon öfter übertrieben worden sein).

Der altersschwache Generator droht wg. Überlastung in die Luft zu fliegen, aber das Schiff ist aufgetankt genug. Jake will den Generator abschalten, aber justament diesen Zeitpunkt suchen sich Taxan und ihre Kriegerinnen zum Generalangriff aus. Taxan will Sumuru, und die Königin läßt sich nicht lange bitten – catfight-time. Die beiden Mädels schenken sich nix, und der Kampf ist wirklich ansprechend choreographiert und geschnitten. Jake treibt zur Eile an – der Generator wird bald durchbrennen und dann ist schluß mit lustig und christlicher Raumfahrt. Sumuru macht prompt ernst und kickt Taxan gegen ein günstig bereitstehende Trafo-Tafel o.ä. – fröhliches Hohepriesterinnen-Brutzeln. „Das hat weh getan,“ kommentiert Adam den fatalen Elektroschock bissig.

Aber, Schurken in B-Filmen gehorchen ungeschriebenen Gesetzen, so auch Taxan, die sich noch mal aufrappelt, aber kurzerhand von Adam über den Haufen geschossen wird: „Dass die auch immer wieder aufstehen müssen…“ Das Raumschiff wird erfolgreich gestartet und hat genug Saft, um zum Sirius zu fliegen. Sumuru und Adam kommen sich endgültig romantisch näher (wat mutt, dat mutt), auch wenn die Königin um ihr dem Untergang geweihtes Volk (das dem durch den Himmel speedenden Raumschiff mit großen Augen nachkuckt) trauert. Nach dem alles besiegelnden Kuß allerdings überrascht Adam Jake mit dem Wunsch, direkt neben dem Tempel zu landen – schließlich ist das Raumschiff groß genug, das (zahlenmäßig überschaubare) Antares-Volk komplett einzuladen und gen Sicherheit zu karren.

Gesagt, getan, Sumuru zeigt sich ihrem Volke (und einer der versklavten Männer überreicht ihr das Symbol ihrer Macht, etwas, das wohl herzlich gerne eine Peitsche sein würde, aber darüber kann jede Domina, die was auf sich hält, nur müde kichern; Sumuru schmeißt das Ding daher auch umgehend in den Staub) und verklickert ihren Untertanen in drei Sätzen, dass man jetzt zu den Sternen fahren werde. Erstaunlicherweise sind die Peoples sofort Feuer und Flamme von der Idee (ist ´ne kleine Unglaubwürdigkeit – ich würde da doch erwarten, dass einige sich sperren, aus Aberglauben o.ä.) und steigen ein. Man könnte also starten, doch da wird der Raumer kräftig durchgeschüttelt? Ist es ein weiteres Erdbeben? Nein, es ist die Riesenschlange, die vermutlich zu der Erkenntnis gekommen ist, dass ohne Volk = keine Opfer. Also verbeißt sich das Viech in eine der Landestützen des Raumschiffs. Adam hat die rettende Idee – mit den Bremstriebwerken wird das Reptil vom Landebein entfernt und mit den Haupttriebwerken geröstet – Schlange à la flambée. Nun steht dem Aufbruch ins All nichts mehr im Wege.

Und, nein, das darf nicht wahr sein, Will bekommt sogar seinen Wuffwuff wieder (erstaunlicherweise offensichtlich der einzige Köter auf dem ganzen Planeten… wo kommt der her?). „Ein ganzes Universum für uns allein,“ haucht Sumuru beim Anblick der Unendlichkeit. „Da haben wir uns ganz schön was vorgenommen,“ entgegnet Adam trocken und das Raumschiff warpt in den Sonnenuntergang, eh, in die unendlichen Weiten der Galaxien…

Eins ist an Sumuru schon mal hochgradig sympathisch – der Streifen behauptet nie, etwas anderes zu sein als die legitime Fortschreibung der Pulp-Adventures der 30er bis 50er Jahre und der entsprechenden trashig-charmanten Filmabenteuer wie Cat Women on the Moon – zweifellos grobkörniges, comicartiges Entertainment, klar, aber der Film atmet den Geist der alten Flash Gordon-Serials, der zeitgenössischen anspruchslosen Abenteuer-Science-fiction-Geschichten der klassischen SF-Magazine wie Astounding etc. Das kommt heutzutage eher selten vor, denn wenn B-Filmer sich an SF-Themen wagen, dann nehmen sie sich oft viel zu ernst und bemühen die falschen Klischees – Resultate sind dann filmische Trainwrecks wie die hier besprochenen Total Reality oder Timelock, die zwar vielleicht auf den ersten Anschein die besseren, fundierteren Geschichten haben mögen (oder zumindest so tun), aber an ihrer bierernsten Attitüde scheitern (nicht zu Unrecht sagt man allerdings auch, das wenige Bevölkerungsgruppen humorloser und -resistenter sind als die SF-Geeks). Sumuru ist ein Fun-Film, der nicht ernstgenommen werden sollte, nicht ernstgenommen werden will und sich selbst nicht ernst nimmt.

Das muß im Umkehrschluß nicht zwangsläufig zu einer offiziellen Heiligsprechung führen – auch Sumuru hat seine Schwächen. Die Story ist sicherlich nicht originell zu nennen, funktioniert aber ziemlich gut – sie bedient sich aus dem Fundus der Genre-Klischees und walzt diese genüßlich aus und spickt sie mit einigen In-Jokes für Genrefreunde (ich habe, um den Spaß nicht zu verderben, nur den Krypton-Joke in obigem Text herausgestellt). Der Streifen verliert sich gottseidank nie in Technobabble (und in der einzigen Szene, in der Jake Adam ein wenig technisch zulabert, nutzt Adam dies zu einer ironischen Bemerkung) und konzentriert sich auf die Fantasy-/Abenteueraspekte der Story, ohne dabei elementare Logik ganz aus den Augen zu verlieren – der Aufhänger für die Entwicklung der Frauengesellschaft ist, wie angedeutet, ziemlich clever und schlüssig, wenn gleich ein wenig chauvinistisch (was mir aber herzlich wenig ausmacht) – fragen, warum eine Frauengesellschaft hauptsächlich in freizügigen Bikinis herumläuft, sollte man sich natürlich nicht, aber warum sollten wir speziell Sumuru vorhalten, was dreitausendzwölfzig andere Amazonen-Filme vorher auch schon etabliert haben – es ist ein Klischee – und, wie Torsten auch auf dem Audiokommentar anmerkt, schließlich wollen wir ja auch was SEHEN :-).

Die Charaktere sind für eine kleine trashige Pulp-Fantasy recht ansprechend gestaltet – Jake und Adam sind nicht die klassischen Heldentypen, sondern eher average guys, die irgendwie sehen müssen, wie sie mit der Situation, in die sie der Zufall, die „Laune der Natur“, geworfen hat, umgehen und verfolgen zunächst (und sogar ziemlich lange) reichlich selbstsüchtige Motive (sofern man „Selbstsucht“ mit „Gewährleistung des Fortbestandes der menschlichen Rasse“ gleichsetzen will), Sumuru ist auch nicht die klassische naive nixblickende Amazone, sondern eine intelligente, durchaus machtbewußte und mitdenkende Frau. Lediglich Taxan erfüllt als Erzbösewichtin nur die cartoonartige eindimensionale Schurkenrolle – immerhin hat man ihr ein wenig Background mit auf den Weg gegeben.

Was ein wenig das Sehvergnügen trübt, ist die, zweifellos dem Medium TV und dem mediokren Budget geschuldete, dialoglastige Zähigkeit. Für Freunde der Rollercoaster-Action-Schule ist Sumuru nichts – es wird schon fast bedenklich viel gequasselt, und das vor allem in zwei sehr langen und den Filmflow doch ein wenig störenden Expositions-Passagen, namentlich Adams Konversationen mit Sumuru respektive Taxan, in denen im Hauruck-Verfahren die komplette Hintergrundgeschichte des Streifens erklärt wird. Weniger wäre hier vielleicht etwas mehr gewesen – oder zumindest die etwas gleichmäßigere Verteilung der notwendigen Exposition. Der Eindruck, der Film würde in diesen Szenen fast zum Stillstand kommen, verstärkt sich noch etwas dadurch, dass die beiden Sequenzen, nur durch ein kurzes Action-Intermezzo unterbrochen, quasi unmittelbar aneinander anschließen.

Was mir auch nicht so gefällt, ist der zugegeben gesetzlich vorgeschriebene romantic subplot mit Adam und Sumuru, der mir etwas zu aufgesetzt erscheint – die parallele „Beziehungskiste“ Jake/Will entwickelt sich da deutlich natürlicher und nachvollziehbarer (obwohl ich als bekennender Kinderhasser – in Filmen, wohlgemerkt, wobei mein Privatleben glücklicherweise auch ohne Kurze auskommt – auf Will und seinen Wauwau dankend hätte verzichten können; aber – wie gesagt: die Beziehung Jake/Will ist ein durchaus elementares Gegengewicht zu der Sumuru/Adam-Geschichte). Etwas verwundern mag gerade an Will, dass er sich relativ unbefangen an Jake annähert und ansonsten hauptsächlich an seinen Köter denkt, während ihm seine tragisch verstorbene Schwester recht am Allerwertesten vorbeizugehen scheint, aber das hat die einfache Erklärung, dass die Schwester/Bruder-Beziehung mit heißer Nadel gestrickt und im dargestellten Umfang nachträglich in das Script eingefügt wurde, nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Film mit dem ursprünglichen Drehbuch nicht auf 90 Minuten kommen würde (die entsprechende Charakter-Szene mit Dove und Will ist zwar durchaus gelungen geschrieben und gespielt, hält den Filmflow aber doch deutlich auf).

Erfreulich aus meiner Sicht (das mögen andere Betrachter anders sehen) ist, dass der Film trotz der betriebenen Fun-Attitüde nicht auf Teufel komm raus versucht, witzig zu sein. Der Spaß an Filmen wie Sumuru ergibt sich aus der Verwendung und der gelegentlichen Übertreibung von Genreklischees, da braucht´s keinen überflüssigen comic-relief-character. Jake tendiert zwar dazu, ab und an einen lustigen Spruch zu reißen, aber das hält sich in einem annehmbaren Rahmen und ist nie zu aufdringlich, „Witz-komm-raus“-mäßig.

Okay, verlassen wir die Drehbuchkritik und kommen zu den technisch-handwerklichen Aspekten des Films. Darrell Roodt, einer der wenigen international halbwegs bekannten südafrikanischen Filmemacher (das Apartheidsdrama Cry, the Beloved Country und das ebenfalls politisch ambitionierte Whoopi-Goldberg-Musical Serafina gehen auf sein Konto), zieht den Film routiniert durch – in den Dialogpassagen fällt ihm vielleicht etwas zu wenig ein, um sie visuell interessanter zu gestalten, dafür sind die Actionszenen (es hätten ruhig ein paar mehr sein können, für meinen Geschmack – ich liebe Fights mano-, eh, womano-a-womano :-)) durchaus rasant und stilsicher inszeniert (den ersten Kampf zwischen Dove und der Schlagenkriegerin hätte man vielleicht etwas weniger zerhacken sollen). Roodt profitiert ungemein von der ausgezeichneten Kameraarbeit seines Stamm-DOP Giulio Bicari, der aus den begrenzten Möglichkeiten des nicht unbedingt mega-ergiebigen Wüstensettings das Maximum herausholt und teilweise wirklich episch-opulente Bilder liefert (und der vehemente Einsatz von Farbfiltern zwecks Schaffung einer „außerirdischen“ Atmosphäre ist ausnahmsweise mal nicht nervig). Überhaupt ist die Kameraführung recht dynamisch und beweglich. Man könnte sich insgesamt eine ein wenig aufwendigere Ausstattung wünschen (andererseits – die Antares-Kolonie besteht insgesamt vielleicht aus 100 Peoples… die werden sicher keine goldbeschlagenen Thronsäle bauen), dafür gefällt der „realistische“ down-to-earth-Look der Raumfahrzeuge (allerdings hab ich zuviele B-Movie-Showdowns in Fabrikhallen mit Laufstegen, Geländern etc. gesehen, als das mich diese Location nun wieder gesteigert vom Stengel gefetzt hätte. Paßt zwar eigentlich jetzt gar nicht zum Thema, fiel mir aber gerade ein und wird deswegen sofort geschrieben. Bäh.).

Die Spezialeffekte sind größtenteils recht ansehnlich geraten – die CGIs von FrameWerk verhehlen nie ihre Herkunft aus dem Rechner, wirken aber überzeugender als die vor allem in der Bruchlandungssequenz eingesetzten Modelle (da überzeugt die Greenscreen-Arbeit nicht immer vollständig), und ein-zwei FX-Shots gen Filmende sind wirklich fast schon poetisch schön. Dafür ein Kompliment. Die CGI-Monsterschlange wird sicher niemandem Alpträume bereiten (dafür ist sie schön comic-mäßig bunt und böse), aber unter Berücksichtigung der monetären und zeitlichen Möglichkeiten anständig animiert.

Aufgrund der angestrebten Familienkompatibilität bleibt die Chose natürlich verhältnismäßig clean (wenngleich deutlich blutiger als der ab 16 freigegebene Mangler 2, der vermutlich auf absehbare Zeit als Referenz herhalten wird müssen). Angesichts der Vielzahl an attraktiven jungen Damen wünscht man sich als hormongesteuerter Macho doch die amerikanische Sitte, solche Filme in zwei Versionen zu drehen – eine „jugendfreie“ für die TV-Sender und eine „unrated version“ für den Heimvideomarkt… beim ein oder anderen Frauenzimmer hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn es das Kostüm (übrigens sind die Kostüme durchaus gelungen, erotisch und ansehnlich, wenngleich vermutlich im realen Leben furchtbar unpraktisch… aber bei „uns“ quälen sich Frauen ja auch mit 14-cm-Stöckelschuhen über´s Kopfsteinpflaster) mal kurz verlassen hätte…

Zu erwähnen wäre noch die musikalische Untermalung von Guy Farley. Sein Score ist größtenteils unaufdringlich, aber recht effektiv, lediglich die „main themes“ gefallen mir persönlich gar nicht – es ist nämlich diese generic pseudo-Ethno-Mucke (mit den „ahawaaahaa“-Vocals a la Nusrat Fateh Ali Khan), die ich in zu vielen Softpornos mitanhören mußte, als dass ich sie jetzt noch mit einem anderen Genre in Verbindung bringen könnte. Ist aber wohl Geschmacksfrage.

Kommen wir nun zu den Schauspielern. Alexandra Kamp ist, zugegeben, so ziemlich absolut nicht mein Typ, aber ich konstatiere (unter gewissem Heulen und Zähneklappern), dass sie die Rolle schon mal rein optisch ziemlich gut verkörpert (als „Amazonenkönigin“ kann man schließlich nicht eine abgebrochen 1,50-m-Tussi hinstellen, da muß man schon etwas darstellen). Auch schauspielerisch zieht sich Kamp in ihren dramatischen Szenen nicht allzu schlecht aus der Affäre und in den Action-Szenen ist sie besser, als ich erwartet hätte. Michael Shanks (bekannt und beliebt aus Stargate SG-1) hat bei mir mit dem schon oben beschriebenen Handicap zu kämpfen, dass ich mich den ganzen Film über fragte, an wen er mich mit seinem lächerlichen Bärtchen erinnert (bis ich eben auf „Keek“ kam), spielt aber mit natürlicher likeability und bringt den „Normalo“, der bis über beide Ohren in einem Schlamassel drinsteckt, für das er nix kann und das ihn eigentlich auch überfordert, recht gut rüber. Simone Levin (Derailed, Spiders) sorgt als Erzschuftin Taxan für die nötige Dosis Fun durch Overacting – die hat sichtlich Spaß an der Rolle und das überträgt sich. Terence Bridgett (From Dusk Till Dawn 3) halte ich jetzt mal fieserwiese nicht für der Welt allergrößten Schauspieler, aber er zieht sich passabel aus der Affäre (was er auch einigen recht witzigen Dialogen verdankt). David Lazarus als Will verdient sich das größte Kompliment, das ich einem Kid Actor verleihen kann: ich möchte ihn nicht pausenlos an die Wand klatschen, also kann er nicht so schlecht gewesen sein. Von seiner Filmschwester Casey B. Dolan hätte ich ganz gerne mehr gesehen… nächstes Mal bitte größere Rolle!

Gesichtet habe ich Sumuru in der DVD-Fassung von Columbia TriStar. Diese bietet vorzügliches Bild (bis auf zwei-drei kleinere Bildstörungen durch Störblitze) – 1.78:1-Widescreen im 4:3-Verfahren – und akzeptablen, wenn auch nicht herausragenden Ton (dem originalen Stereotrack wurde in beiden mitgelieferten Sprachfassungen – deutsch/englisch – ein 5.1er-Upmix verpaßt) – könnte vielleicht in den Action-Szenen ein wenig mehr reinknallen, aber man kann gut damit leben. An Extras gibt´s ein achtminütiges Making-of, das ich mir etwas ausführlicher gewünscht hätte – für ein reines Promo-Making-of vermittelt es zwar auch einige interessante Informationen, wirkt aber doch etwas abgehackt. Dazu finden sich noch eine Fotogalerie sowie deutsche und englische Untertitel. Ha, und natürlich will ich nicht verschweigen, dass Torsten Dewi einen informativen und unterhaltsamen Audiokommentar aufgenommen hat, der viel an Background-Wissenswertem liefert und auch alles andere als bierernst ist.

Womit wir langsam zum Ende kommen wollen und zu den gefürchteten letzten Worten: Sumuru ist das, was ich „good natured fun“ nennen würde – ein Film, der nicht behauptet, Filmkunst zu sein, auch nicht so tut, als würde er das SF-/Fantasygenre neu erfinden, sondern bewußt mit den Konventionen des Genres arbeitet und spielt. Eine etwas aktionsgeladenere Inszenierung hätte nicht geschadet, um dem Film noch den zusätzlichen Kick zu verpassen, aber ich hab in den letzten Monaten erheblich schlimmeres gesehen (und das oft, wie die Stammleser sicher bemerkt haben). Zum zügellos-bierseligen Partymovie reicht´s letztlich nicht ganz, nichtsdestotrotz ist Sumuru anspruchslose, charmant-trashige Unterhaltung, die sicher den Fans der comichaften „klassischen“ Pulp-Adventures am besten gefallen wird (danke für die fuffzich Euro, Torsten…).

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


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