- Deutscher Titel: Sumpf der lebenden Toten
- Original-Titel: Zombie Lake
- Alternative Titel: Zombie's Lake |
- Regie: J.A. Lazer
- Land: Frankreich/Spanien
- Jahr: 1980
- Darsteller:
Albert, Bürgermeister (Howard Vernon)
Karl, der deutsche Soldat (Pierre-Marie Escourrou)
Helena Anouchka
Jacques Moran
Antonio Mayans (als Robert Foster)
Spitz (Jean Rollin)
Chanac Youri Radionow (als Youri Rad)
Pierre (Burt Altman)
Nadine Pascal, Gilda Arancio, Marcia Sharif, Yvonne Dany, Jean Rene Bleu, Edmond Besnard, René Douglas, Julián Esteban, Alain Petit, Jean Roville, Claude Sendron
Vorwort
Auf unserer wunderbaren Reise durch die internationale Welt des Zombie-Films sind wir nun also in Frankreich angekommen. Man kann sicherlich nicht behaupten, dass der Zombie-Film in Frankreich eine grössere Tradition hat (ich habe lediglich vor Jahren mal einen reichlich unterbelichteten Klopper namens RÜCKKEHR DER LEBENDEN TOTEN auf Video gesehen) und auch unser heutiges Objekt der Begierde zählt nicht gerade zu den Streifen, die dem durchschnittlichen Horror-Fan auf Anhieb einfallen, wenn´s um das spezifische Subgenre geht.
Schon die Entstehungsgeschichte des Films ist ein mittleres Mysterium, denn es scheint bis heute noch niemandem endgültig gelungen zu sein, aufzudecken, wer sich hinter dem Namen „J.A. Laser“ verbirgt. Es geht die Mär, dass das Projekt ursprünglich mal Jess Franco angetragen worden sei, der aber meinte, dass sich der Film unmöglich mit dem vorgesehenen Budget realisieren lasse (das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen… Jess Franco!) und es dann bei einer Überarbeitung des Drehbuchs beliess (das A.L. Mariaux-Pseudonym würde durchaus zu Franco passen); dann sei Jean Rollin, bekannt für seine Sexvampir-Filme, beauftragt worden, wofür wiederum spreche, dass Rollin selbst eine kleine Rolle spielt. Abgesehen davon, dass Rollin nicht dem Pseudonym-Wahn anhing und der Streifen auch stilistisch nicht wirklich zu ihm passt, schwört in den Liner Notes zur jüngsten deutschen DVD-Wiederveröffentlichung durch X-Rated Kultvideo Andreas Bethmann Stein & Bein, dass ihm die Produzenten des Films versichert hätten, weder Franco noch Rollin hätten auf dem Regiesessel Platz genommen. Bethmann verrät uns zwar auch nicht, wer denn nun wirklich den Taktstock schwang, aber glauben wir ihm einfach mal, dass die meisten Quellen, die den Streifen Rollin zusprechen, unrecht haben. Soll ja vorkommen.
Und, eigentlich isses ja auch schon wurscht. Widmen wir uns also weniger filmhistorischen Randnotizen als vielmehr lieber dem Film selbst.
Inhalt
Der Film hat von Anfang an keine Zeit zu verlieren. Ein hübsches Mädchen begibt sich zu einem Waldsee und einem danebenstehenden Pavillon, entkleidet sich und marschiert aufs Wasser zu. Ein hübscher Warnwegweiser mit einem Totenkopf und einem recht unmissverständlichen „Hier-nicht-schwimmen“-Piktogramm wird von ihr nicht nur ignoriert, sondern gleich umgelegt und dann plantscht sie auch schon im See. Diverse Unterwassseraufnahme (die allerdings sehr offensichtlich nicht in einem See, sondern in einem Pool gedreht wurden) erlauben uns tiefergehende Einblicke in die weibliche Anatomie. Dass das Warnschild nicht umsonst aufgestellt wurde, verrät uns verschiedentliches Gemurmel a la „Sortuba, nimm dieses Opfer an“. Mir deucht, die Maid hat eine recht geringe weitere Lebenserwartung. Und schon nähert sich das Unheil in Form eines recht grünlichen einäugigen Zombies mit deutscher Wehrmachtsuniform. Kein Kostverächter sieht er sich das Gepaddel der Madame erst mal eine Weile von unten an, bis er sich ihrer bemächtigt und ein Unterwasserhandgemenge folgt, dessen detaillierter Ausgang uns verborgen bleibt.
Nachdem man aber in der Dorfschänke eine Szene später den Fall des „verschwundenen Mädchens“, das nur mal schwimmen gehen wollte, debattiert, können wir mit gewisser Sicherheit davon ausgehen, dass der Zombie-Zyklop im Endeffekt den längeren gezogen hat. Sollte das Mädel bis morgen nicht auftauchen, so einigen sich die Dorfbewohner, wird man den Bürgermeister alarmieren. Pierre, der Postbote und Wortführer unter den Peasants, präsentiert eben jenem (tags darauf? Who knows) die Klamotten der Vermissten. Der Bürgermeister ist sichtlich nervös. Wenn die Vermisste sich bis zum nächsten Tag nicht einfindet, will er die Polizei verständigen (morgen, morgen, nur nicht heute ist offensichtlich das Dorfmotto), obgleich er vermutet, dass „alle Polizisten der Welt“ nicht helfen könnten. Nur ein Scherz, versichert er dem verständlicherweise verunsicherten Pierre, sicher ist die Maid „nur“ ertrunken.
Der See liegt offensichtlich (naja, d.h. weniger offensichtlich, mir erschloss sich das erst später) an einer alten Mühle, und von dort karrt eine Frau eine Schubkarre weg. Zombie-Zyklop sieht die Frau, verfolgt sie, greift sie an und beisst ihr in den Hals, um ihr Blut zu schlabbern (Vampir-Zombie?).
Wenig später können die Dorfbewohner eine Frauenleiche durch den Ort tragen und dem Bürgermeister sprichwörtlich vor die Tür schmeissen. Der Papa der Dahingeschiedenen ist sauer, von den Politikersprüchen a la „ich werde nicht ruhen, bis Gerechtigkeit gewaltet hat“ nicht überzeugt, sondern will RACHE! Der Bürgermeister gibt zu bedenken, dass „wir alle wussten, dass das eines Tages passieren würde“… shudder.
In einem completely unrelated bit fragt der Bürgermeister zwei Kinder nach ihren Beobachtungen, bevor er in einem alten Buch schmökert. „Das Feueropfer eines kleinen Kindes oder einer Jungfrau besänftigt Sortuba und schützt das Dorf führ ein Jahr, wenn die Asche der Opfer in den See gelangt.“ Übel, übel, diese vergangenen okkulten Kulte, und ihre Rituale.
Idealer Zeitpunkt für den Auftritt einer neugierigen Reporterin, einer recht nervigen Blondine namens Katja. Katja setzt sich in den Dorfkrug, bestellt und inhaliert einen Cognac und blökt in den Raum: „Ich bin Katja, die Reporterin“. Professionalität allenthalben. Gut, es funktioniert, Pierre fühlt sich angesprochen. Katja vermutet hinter dem verschwundenen Mädchen eine gute Story und hat sich schon über den „See der Verdammten“ informiert. Der örtliche See-Experte ist aber der Bürgermeister und Pierre eskortiert Katja zu dessen Chalet (das schon ein ordentliches Chateau ist, if I´m any judge – Bürgermeister verdienen zuviel Geld). Der Bürgermeister ist zunächst nicht sehr erbaut über den Besuch und sein Zorn lindert sich erst, als Katja enthüllt, ein Buch über den Sortuba-Kult und den See der Verdammten mitzuhaben. Nun wird der Bürgermeister recht redselig und liefert Background-Info en masse. Zunächst mal hat die Bezeichnung „See der Verdammten“ nichts mit dem Sortuba-Kult zu tun, für den war der See „lediglich“ eine Opferstätte und Richtplatz. Das mit den Verdammten hat einen ganz anderen Hintergrund und den liefert uns die gewählte Quasselstrippe in Form eines ausführlichen Flashbacks…
Generic Billigkriegsfilmfootage setzt uns ins Bild, wir sind im Jahr 1944. Die Deutschen sind auf dem Rückzug und werden dabei pausenlos von allierter Luftwaffe und Resistance angegriffen. In eben jenem Dorf rettet ein aufrechter Leutnant namens Karl bei einem Tieffliegerangriff der hysterisch und etwas planlos in der Prärie stehenden Einheimischen Helena das Leben. Helena verliebt sich sofort und auf der Stelle in den edlen Retter, was uns der Bürgermeister als Erzähler in blumigster Hedwig-Courths-Mahler-Prosa verklickert. Immerhin fällt die Liebe auf fruchtbaren Boden, sprich auch Kalle ist nicht abgeneigt und so trifft man sich zwecks körperlicher Vereinigung in der alten Mühle (lesson learned: im Zweiten Weltkrieg trugen französische Landfrauen nie Unterwäsche, legten aber viel Wert auf Make-up). Im Austausch für überlassenes Sperma schenkt Helena ihrem Karl ein Amulett. Zum Glück für Helena fällt dieses Bekanntschaft auf ihre fruchtbaren Tage, denn sie ist sofort schwanger, was sich günstig trifft, denn Karl muss wieder an die Front. Mehr unübersichtliche Kriegsspiel-Footage folgt (wer da auf wen ballert, bleibt weitestgehend unklar), die Deutschen sind weiter auf dem Rückzug – offenbar marschiert die unschlagbare deutsche Armee im Kreis, wenn sie auf ihrem Rückzug ein zweites Mal an unserem Dorf vorbeikommt (kein Wunder, das wir den Krieg verloren haben, eh…), und zwar neun Monate später. Karl besucht seine Helena und sein neugeborenes Töchterchen, hat aber nur ungefähr zwei Minuten Zeit, bevor er weiterziehen muss, das reicht grad für das Versprechen, wiederzukommen. In der Narration hechelt Katja bereits dem Happy End der Story entgegen, aber aber… Die örtliche Resistance, unter Führung von Pierre, vom Radio dazu aufgefordert, die Deutschen überall zu bekämpfen, handelt nach dem Motto „Ich mach dich kalt im Hinterhalt“ und schiesst den kleinen Wehrmachtstrupp bei der NATO-Pause (oder wie man das früher nannte) nach Strich und Faden über´n Haufen (wobei auch einer der Soldaten sein Auge verliert…), inklusive Karl. Helena, so informiert uns der Bürgermeister in der Narration, starb in der selben Stunde (romantisch, isn´t it?). Zurück im Flashback ist der Bürgermeister auch aktiv (nicht wesentlich jünger) und zwar in selber Rolle und als solcher findet er es nicht okay, dass die Resistance beabsichtigt, die toten Deutschen einfach rumliegen zu lassen (die Tatsache, dass ein SS-Trupp on the way ist, der bei solchen Dingen verhältnismässig wenig Spass versteht, verleiht seiner Rüge eine gewisse Motivation). Die Resistanceler lassen sich breitschlagen, die Leichen in den See zu schmeissen (ich würde daraus nicht mehr trinken).
Das alles, so schliesst der Bürgermeister seine Erzählung, liegt zwölf Jahre zurück. HÄ? Sooo… that would set our film im Jahre 1956 oder 1957. Ich könnte das glauben, wenn nicht alle Dorfbewohner und sonstigen Leute so rumlaufen würden, als wäre es 1980! Frisuren, Klamotten, Fahrzeuge, alles irgendwie nicht sehr Fifties-Like! Tja, sieht so aus, als hätten wir uns da ein klein wenig vergaloppiert, gelle? (Würde der Film 1980 spielen, tät die Story nicht funktionieren, also entschied man sich für das vermeintlich „kleinere“ Übel… tut trotzdem weh :-)).
Nichtsdestotrotz fühlt sich unser Blondchen ausreichend informiert und verdrückt sich fürs erste aus der Handlung. Der See bekommt dieweil wieder Besuch, und zwar von einer (VW-)Busladung Basketballspielerinnen. Zwei der Mädels planschen gleich mal nackig im See, während der Rest des Teams das tun, was Basketballerinnen nun mal so tun, na, was wohl? Klar, Volleyball spielen (!). Während der Bürgermeister etwas gefrustet den Obduktionsbericht der totgebissenen Frau studiert („Wolf oder wolfsähnliches Tier“), springt nun auch der Rest der Sportlerinnen in den See und ruft damit natürlich die Zombies auf den Plan. Praktischerweise ergibt sich die Aufteilung 1 Zombie pro Spielerin und so nimmt das muntere Gruppenplantschen mit Anfassen seinen Lauf. Doch eins der Mädel kann entkommen und stürmt topless in den Dorfkrug, labert kurz was von „Monstern am See“ und fällt dann in Ohnmacht.
Dem Bürgermeister wird´s zu bunt, er ruft bei der nächstbesten Polizeipräfektur an. Der dortige Inspektor hält den Maitre, der selbstverständlich dämlich genug ist, von marodierenden Zombies zu erzählen, für tassenmässig nicht mehr so ganz sortiert zu halten, schickt aber, mehr oder weniger, um die Nervensäge ruhig zu stellen, zwei Flics namens Moran und Spitz in die Provinz, die dort nebenher Urlaub machen dürfen.
Spitz und Moran treffen schnell ein und werden vom Bürgermeister gleich in die diversesten Einzelheiten des Sortuba-Kults eingeweiht und halten den Knaben verständlicherweise für mittelschwer gehirnamputiert.
Die Zombies erheben sich aus ihrem See und marschieren fröhlich (na ja, herumstaksend und -tappend) durch die Gegend. Karl driftet gen Heimstatt seiner Helena ab, schockt erst mal Helenas Mama und tappert dann zu seinem mittlerweile zwölfjährigen Töchterchen (das zur allgemeinen Verwirrung ebenfalls auf den Namen Helena hört). Helena Junior (nervigerweise von einer Erwachsenen, die mit Kinderstimme spricht, synchronisiert) erkennt nicht nur prompt, dass der grünliche wehrmachtsuniformtragende, sich in „Nnnhg-Nnnhg“-Lauten artikulierende Omaschreck nichts böses im Schild führt, sondern auch das Amulett von Mama (thanks to photography auf dem Nachttisch). Emotional überwältigt hängt Zombie-Karl das Amulett der Kleinen um den Hals.
Unsere Polizisten verrichten Polizeiarbeit. Sort of. Genauer gesagt besteht ihre Taktik damit, in die Dorfkneipe zu marschieren und dort „Wer weiss irgendwas?“ zu brüllen. Heuert die Jungs für den nächsten TATORT an! Die Dorfbewohner erzählen Stories vom Pferd bzw. vom verfluchten See, denn Moran und Spitz dann persönlich in Augenschein nehmen. Eh. Ich frage mich allerdings ernsthaft: WARUM verhören die beiden Trottel nicht einfach das überlebende Mädchen? Hä? Na? Also. Gut, am See haben die beiden Cops natürlich bessere Gelegenheit, sich von den Zombies attackieren zu lassen. Spitz wird von einem Zombie in den See gezerrt, Moran von zwei anderen Untoten angebissen und angezapft. Abgang Cops.
Die Zombies haben mittlerweile wohl Gefallen an Spaziergängen durchs Dorf gefunden und gehen auf ihre mörderöse Rampage. Zunächst fällt ihnen in der alten Mühle ein Pärchen zum Opfer, das dort gerade Beischlafsvorbereitungen trifft. Zombie-Zyklop setzt sich vom Rest der Truppe an und randaliert in der Dorfkneipe, als wäre er Terence Hill ohne Bud Spencer. Die Zombies sind selbstverständlich bevorzugt an jungen attraktiven weiblichen Opfern interessiert und meucheln von daher ein junges Ding, das in einem Waschzuber hockt und sich einseift sowie eine andere Mademoiselle, als die sich gerade ihren verrutschten Strumpfhalter richtet. Der Bürgermeister sieht sich aufgrund des etwas ausser Kontrolle geratenen Untoten-Unwesens einem wütenden Mob (naja, ein paar Statisten, die Mistgabeln schwenken und anklagende Blicke tragen) gegenüber. Die von ihm abgesonderten Allgemeinplätze wie „wir haben´s ja gewusst“ oder „die Vergangenheit hat uns eingeholt“ scheinen die aufgeregten Dörfler wenig zu beeindrucken, sind sie doch der Krisenbewältigung eher wenig dienlich. Auch der Hinweis des Bürgermeisters, man hätte die Deutschen seinerzeit doch begraben und nicht einfach in Sortubas See werfen sollen (schliesslich mag Sortuba seine Opfer ja aschenförmig und nicht en bloc), stimmt die Dorfbewohner nicht versöhnlicher. „Wir töten sie nochmal,“ outet sich Pierre als Vordenker (Postboten, so sind sie nunmal… ausgenommen natürlich diejenigen, die hier mitlesen [und meiner, der ist nett]).
Die Zombies führen uns ein kurzes Unterwasseruntotenballett vor (sieht man auch nicht alle Tage), bevor sie mal wieder ins Dorf schlendern. Der Bürgermeister, opportunistisches Wiesel, das er, wie alle Politiker, nun mal ist, hat sich an die Spitze der Bürgerwehr gestellt und führt mit den mittlerweile gut bewaffneten (d.h. jede Menge Schiessprügel tragenden) Dörflern einen hübschen Hinterhalt durch. Würde theoretisch klappen, wenn nicht jeder Depp wissen würde, dass man etwas nicht mehr lebendiges nicht wirklich töten kann, demzufolge verpufft die Bleiorgie ziemlich wirkungslos. Karl setzt sich ab und holt seine Tochter zu einem kurzen Abendspaziergang zur Mühle ab. Das Kind geht auch wohlerzogen brav mit. Am Ufer des Sees warten allerdings die restlichen Zombies und die sind weniger an guten Beziehungen mit den Lebenden interessiert, ganz besonders Zombie-Zyklop, der in Helena mehr eine halbhohe Blutkonserve sieht. Karl stellt sich dem Zyklopen in den Weg und mit diversen Grunzlauten wälzen sich die Kontrahenten durchs Gras (Zombie-Zyklop ist auch nicht schlauer als die Dorfbewohner und versucht Karl mit einem Messer zu, eh, „töten“!). Karl bedeutet seinen Kumpels mit einem deutlichen Hinweis auf das Amulett und einigen „gnuggh“-Lauten, dass Helena unter seinem persönlichen Schutz steht. Helena verabschiedet sich mit den Worten „Komm bald wieder, ich hab dich lieb“ und läuft nach Hause. Das Kind hat das, was der Anglophile „guts“ nennt, Respekt.
Dem Bürgermeister schwant übles und er eilt zum Hause der Perriers, was, wie wir nun erstmals erfahren, der Nachnahme von Helena ist. Oma Perrier berichtet von Helenas Erlebnissen, das Mädel pennt derweil vor sich hin und spricht im Schlaf Sätze, die jedem Familienvater wie Öl runtergehen: „Papa, ich freu mich, dass du wieder da bist. Papa hat mich lieb.“
Katja, die Reporterin, ist wieder da. Der Bürgermeister quasselt sich ins reinste Zombie-Delirium, braucht aber natürlich den genialen Hinweis der Blondine, wie man der Plage Herr werden könnte. „Feuer“ ist die Lösung, wie´s der Sortuba-Kult nun mal vorschreibt. Ach, wie genial. Und Katja weiss natürlich auch, wie man das anstellen kann. Napalm! Bekanntlich in jeder französischen Landgemeinde stets zu freier Verfügung. Und, so´n Glück, die Gemeinde hortet seit WW-2 auch ein paar von den Deutschen zurückgelassene Flammenwerfer.
Immerhin, der Bürgermeister denkt mit und ahnt, dass er Helenas Hilfe braucht. Helena ist, was man ja irgendwo auch wieder verstehen kann, wenig erpicht darauf, an der Vernichtung ihres Daddies mitzuwirken. Der Bürgermeister spielt die Mitgefühls-Karte. „Dein Papa sehnt sich nach Erlösung, hilf ihm!“ Helena will´s sich überlegen.
Die Zombies morden weiter, ihr jüngstes Opfer ist die Tochter des Bürgermeisters (von der wir genau jetzt erfahren, dass sie existiert). Helena lässt sich schliesslich breitschlagen, morgen abend soll´s den Zombies an den Kragen gehen. Helena fordert aber einen Eimer Menschenblut als Köder (ein erstaunliches Kind) und das Versprechen, ihrem Papa nicht weh zu tun (wie sollte das nun wieder funktionieren? Schmerzloses Abfackeln?)
Die Zombies lassen sich von der von Helena gelegten Blutspur gen Mühle locken. Katja will ein paar coole Zombie-Bilder schiessen, wird aber selbstverständlich noch schnell angeknabbert und ausgeblutet. Karl ist, da er sowieso in der Mühle Helena treffen will, der erste dort. Helena füttert ihren Papa mit Blut, frisch aus dem Eimer, direkt aus der Handfläche. Lecker (was für ein Kind!). Die anderen Zombies folgen auf dem Fusse. „Ich bring Nachschub,“ verspricht Helena und geht stiften, die Zombies laben sich an der Sich-nicht-wehrenden-Blutquelle Eimer. Während Helena vor sich hin heult (schlechtes Gewissen berechtigt, man bringt seinen Daddy nicht um, nicht mal, wenn er ein Zombie ist…), stürmen die Dorfbewohner mit dem, eh, „Flammenwerfer“ das Areal. Der Flammenwerfer ist nicht viel mehr als ein wurmstichiger Benzinkanister und offenbar Marke Eigenbau des Requisiteurs, sieht echt gefährlich aus und hat bestimmt kein VDE- oder GS-Prüfzeichen (sprich: I wouldn´t go near that thing… not even far…). Die Zombies werden flambiert (wobei ich mir die Frage stelle, warum die Dorfbewohner nicht einfach die Mühle in Brand stecken anstelle jeden Zombie einzeln anzuzünden), wobei sie relativ unüberzeugend „brennen“ (will sagen: wenn sich ein Zombie seine Uniformjacke ausziehen würde, wäre er gerettet). Zombie-Dummy-Puppen stürzen brennend in den See, dazu ertönt mysteriöses Gelächter (das mit der Erlösung scheint wohl doch nicht so hinzuhauen…), und die immer noch vor sich hin flennende Helena gibt ihrem abfackelnden Daddy noch einen letzten Gruss mit auf den Weg: „Leb wohl Papa, gib Mama im Himmel einen Kuss, du bist mein bester Freund…“. FIN.
Ob nun Jean Rollin, Jess Franco, oder wer-auch-immer der Regieverantwortliche war – der SUMPF DER LEBENDEN TOTEN (Herr Bethmann, wo ist da ein SUMPF?) ist ein ziemlicher Schmarrn und von daher eine rechte Gaudi für Trashfreunde. Man weiss mal wieder gar nicht, wo man anfangen soll…
Das Drehbuch ist ein echter Witz. Der übernatürliche Brimborium des Sortabu-Kults macht ebensowenig Sinn wie die (oben bereits angedeuteten) Zeitabläufe (naja, die Beziehung eines Zombie-Papas zu seiner 35-jährigen Tochter wäre filmisch wohl auch weniger ergiebig als die vorliegende Variante). Keiner weiss, was die mörderischen Aktivitäten der Wehrmachts-Zombies nun eigentlich auslöst. Hat das was mit dem Sortabu-Kult zu tun? War´s unsere erste Badenixe? Widrige Winde? Mond im Haus des Uranus? Oder was? Selbst die italienischen Dünnbrettbohrer bemühten sich wenigstens, irgendeine noch so hanebüchene Begründung für den von ihnen verzapften Blödsinn zu liefern, hier darf sich der geneigte Zuschauer also selbst ausdenken, was denn eigentlich los ist.
Natürlich schadet dem Film auch, dass er keinen eigentlichen Hauptdarsteller, keine „Heldenfigur“, mit der der Zuschauer sich identifizieren könnte, hat, zumal die dargereichte Auswahl an Charakteren nicht unbedingt zu positiver Identifikation einlädt (obwohl man schon mal festhalten muss, dass ein französischer Film einen „guten“ deutschen Nazi beinhaltet und zumindest ein paar Verhaltensweisen der Resistance in Frage stellt – möglicherweise lese ich da wieder viel zu viel Subtext in einen extrem billigen Horrorreisser hinein, aber man kann sich´s ja auch einreden :-)) – die Figuren sind entweder unsympathisch (Pierre, der Bürgermeister) oder dämlich (die Reporterin, die Polizisten) gezeichnet, die Opfer sind namenlos – zum „Mitzittern“ kommt´s da nur schwerlich.
Immerhin ist die Inszenierung straff und verliert sich nicht in Nebensächlichkeiten (was dann doch dafür spricht, dass „J.A. Laser“ ein Profi und kein First-Timer ist), selbst der längere Flashback ist nicht weiter störend (wird allerdings von dem äusserst blumigen Erzähler nahezu totgelabert; ganz so blöde ist man ja doch nicht und Bilder interpretieren kann ich auch ohne Sprüche aus dem Poesiealbum), die Zombies werden von Beginn an eingesetzt und ihre Angriffe sind gut über die Laufzeit verteilt, gelegentlich zeigt sich sogar gewisses Gespür von Zusammenwirken von Bild und Musik, auch wenn der Synthi-Pop-Soundtrack (der mich immer wieder an MIAMI VICE erinnert) an anderer Stelle manchmal unpassend wirkt.
Zombie-Fetischisten interessiert natürlich der Effektgehalt. Okay, ein Zombie-Schlachtefest a la Romero oder Fulci braucht man hier nicht zu erwarten, Gore-Effekte gibts quasi null, lediglich ein paar „Halswunden“ der angebissenen Damen (und ab und an schiebt der Make-up-„Whizz“ die entsprechenden „Verletzungen“ sogar auf die richtige Halsseite) und das Design der Zombies ist eher, naja, sparsam. Das Make-up-Department beschränkte sich auf Gesichtsbegrünung, etwas Augen-Make-up und ein paar dekorative Narben und Wunden, aber damit kann man unter Umständen besser fahren als mit „gross“-Effekten a la EVIL DEAD 1, wenn man weiss, dass für letztere technische Kompetenz und Budget fehlen. Sprich, die Make-up-Effekte sind zwar eher schlicht, aber relativ effektiv (zumindest bei unseren beiden „lead Zombies“ Karl und Zyklop; die restlichen Zombies tragen meist ihre Stahlhelme, um den Fakt zu verbergen, dass sie eher leicht durchschaubare Nur-Gesicht-Gummimasken tragen) – sonderlich bedrohlich wirken sie aber natürlich nicht.
Die Schauspieler… hmmm… naja…. Jess-Franco-Veteran Howard Vernon (DR. ORLOF in ungefähr hundertachtundfünfzig Filmen) holzt sich als absolut charismafreie Labertüte über die Laufzeit (gegen den ist der übliche Bond-Gegenspieler mit „talking killer“-Syndrom ein verschlossener Autist). Pierre Escourrou versucht, unter seiner Maske so etwas wie Emotionen rüberzubringen, aber es bleibt selbstredend beim Versuch. Child Actress Anouchka (kann mir nicht vorstellen, dass die sowas wie Karriere gemacht hat) ist nicht bei schauspielerischen Aktivitäten zu beobachten (zudem grausig synchronisiert) und was Jean Rollin angeht, na gut, jetzt hat man den Kerl wenigstens mal gesehen.
Ein echter Hammer ist die im vergangenen Jahr erschienene DVD von X-Rated Video (uncut; die vormalige deutsche Videofassung war hauptsächlich um die Erotik-Elemente erleichtert). Einen Print von dieser Güte hab ich in dem Bereich lange nicht mehr gesehen, absolut edel! Lediglich wenn der Film auf Footage aus anderen Streifen zurückgreift (namentlich die Kriegs-Szenen) gibt´s da und hie einen leichten Drop-out), aber ansonsten kristallklares Bild, wie´s der Film eigentlich nicht verdient hat – hier war digitale Überarbeitung in ihrer besten Form am Start (wie auch die neuen Opening Titles beweisen), auch der Ton ist satt und klar. Dazu spendierte Andreas Bethmann der DVD ein wenig Zusatzmaterial, so den deutschen und amerikanischen Trailer, eine Still Gallery mit Pressematerial und Aushangfotos sowie „alternative Szenen“. Für den etwas prüderen spanischen Markt wurden nämlich die Nackt-Szenen noch mal mit halbwegs bekleideten Damen gedreht, stellenweise mit anderen Kamerawinkeln, vor allem die Basketballerinnen-Szene spielt sich so etwas anders ab. Interessantes Zusatzmaterial für die Freaks, insgesamt also eine der besten DVD-Präsentationen eines Trashfilms, die mir seit langem unter die Pupillen kam, mit dem einzigen kleinen Manko, dass der „Hauptfilm“ nicht gechaptered wurde, was das Wiederfinden bestimmter Stellen erschwert. Dennoch – das ist eine Präsentation, an der sich die diversen Blood- und Red-Edition-Labels als Reference orientieren können. SO wird das gemacht, dickes Kompliment an Andreas Bethmann & seine Crew.
SUMPF DER LEBENDEN TOTEN ist also mitnichten „das grauenvollste Zombie-Massaker der Filmgeschichte“, wie es das ursprüngliche deutsche Filmplakat herausschreit, sondern ein echter Trash-Klopper, aber als solcher ausgesprochen unterhaltsam. Handwerklich recht ordentlich heruntergekurbelt (wenn man über die Schwimmbecken-Unterwasseraufnahmen hinwegsehen kann), mit leidlich akzeptablen Make-up-Effekten, viel viel nackter Haut (zumeist von durchaus sehenswerter Qualität, har-har) und ein paar Anti-Schauspielern, ist der ganze Spass für den Trash-Gourmet ein kurzweiliges Vergnügen. Wer seine Zombie-Filme natürlich nur an Blut- und Ekelgehalt misst, wird mit dem Film nicht viel Freude haben, sondern sollte dann eher zu den Produkten made in Italy greifen, wer aber Spass an einem vielleicht etwas altbackenen, dafür aber umso freizügigeren Billig-Zombie-Spass (und das in einer, wie erwähnt, makellosen DVD-Präsentation) hat, sollte nicht zögern und den SUMPF DER LEBENDEN TOTEN seiner privaten Horror-Kollektion hinzufügen. Eine (den Reizen des badmovies an sich aufgeschlossene) bierselige Horrorparty könnte sicherlich schlechter fahren als mit diesem Streifen (mann, mann, ich höre schon die Morddrohungen, wenn ich jetzt abschliessend behaupte, dass ich diesem Film einen höheren Unterhaltungswert zubillige als Raimis EVIL DEAD… aber ich tu´s trotzdem!).
(c) 2001 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 8
BIER-Skala: 7
Review verfasst am: 01.09.2001