Sugar Skull Girls

 
  • Original-Titel: Sugar Skull Girls
  • Alternative Titel: Potent Media's Sugar Skull Girls |
  • Regie: Christian Grillo
  • Land: USA
  • Jahr: 2016
  • Darsteller:

    Leslie Easterbrook (Azrael), Michael Berryman (Hobbs), Addy Miller (Luna), Isabella Sobejano (Venus), CeCe Hagen (Blue), Anika Buchanan (Lindsay), John Amplas (Demetrius), Carmela Hayslett (Pale Witch), Scott Strasbaugh (Theodore Longbone), Morgan Elise Beatty (Meredith Vanderhorn), Moriah M. Tobin (Mindy)


Vorwort

Opa Demetrius ist traurig, weil seine Enkelin Ana in die nächste Welt aufgefahren ist. Im Gegensatz zu anderen trauerenden Opis (was mit der Generation dazwischen passiert ist, verrät man uns sicherheitshalber nicht), beschränkt sich Demetrius nicht darauf, sich in seinem Wohnwagen dem Suff zu ergeben. Wohl dem, der ein Medium kennt, wie z.B. die magisch begabte Azrael. Die kennt nämlich den passenden Zauberspruch, mit dem man eine Seele aus der Schattenwelt wieder in die unsere transferiert. Leider ist ihr Assistent Theodore ein debiler Volltrottel, der ungefähr so doof ist wie klein – panisch schmeißt der Kerl nicht die eigentlich hierfür vorhergesehene Locke des Mädchens in die Zauberbrühe, sondern drei aus unerfindlichen Gründen herumliegende Voodoopuppen. Der Spruch funktioniert prächtig, nur erscheint statt Ana ein Trio grell geschminkter Teenage-Schreckschrauben namens Luna, Venus und Blue…

Der gute Oheim ist aber nicht wählerisch und adoptiert eben ersatzweise die drei Junior-Dämoninnen aus der Schattenwelt. Die gehen ein Jahr später, wie sich das für ordentliche Teenager gehört, auf die High School, sind dort begreiflicherweise Freaks und Outsider und vertreiben sich die Zeit damit, Meredith Vanderhorn, das beliebteste Mädchen der Schule (und dementsprechend eine blasierte Zicke vor dem Herrn) zu foppen. Unerwartete Unterstützung bekommen sie dabei von der neuen Schülerin Lindsay, die sich, weil sie bei Meredith gleich mal auf dem falschen Fuß gelandet ist, an die Dämoninnen anhängt und bei ihren groben Scherzen mitspielt, so z.B. eine kleine unauffällige Verhexung Merediths, die dadurch plötzlich zum größten Fan des offiziellen School-Obernerds Mindy wird, was selbstredend hilariöse Folgen hat.

Nun mahlen die Mühlen der Schattenwelt langsam, aber bestimmt, und inzwischen hat auch die „Pale Witch“, Herrscherin der Schattenwelt, mitbekommen, dass drei Seelen aus ihrem Reich entflohen sind, und bei allem Verständnis für einen Kalauer unter Bösmannsheimern, es gibt ja noch irgendwo Regeln, und wenn jeder nach Belieben aus dem Schattenreich raus- und reinspaziert, ist doch die ganze bleichhexige Autorität im Eimer. Naja, wer als offizielle rechte Hand einen Volldrömel wie Hobbs hat, der muss wenigstens selber schauen, wie er den Laden zusammenhält. Es müssen also Maßnahmen ergriffen werden, um die Ausbüxerinnen wieder in die heimische Finsternis zu befördern. Das sollen einige der fähigsten Kürbiskrieger der bleichen Hexe erledigen, die sich jedoch zu allgemeiner Überraschung, nicht zuletzt der der drei Dämonenschwestern, als den Girls und ihren magischen Kräften, über deren Ausmaße sich die Mädels selbst noch nicht so im Klaren sind, nicht gewachsen.

Aber die Hexe gibt nicht auf – bei einer Make- und Sleepoverparty bei Lindsay (die derzeit allein ist, weil ihre Mutter sich geschäftlich in New York aufhält) kommt es zum nächsten Angriff aus der Dämonenwelt. Dafür hat sich die Hexe bei ihrem Haus- und Hofzauberer Polaxus („nenn mich Paul“) ein paar Monster besorgt, die sogenannten „Mordles“. Die sind zwar dafür, dass sie im handlichen Fußballformat gehalten sind, recht mächtig, aber im Zweifel mit einer gut gezielten Baseballkeule allemal ganz unmagisch zu erledigen.

Die Hexe versichert den vier Freundinnen, dass die Sache noch lange nicht ausgestanden ist. Da fragt sich Lindsay natürlich schon, warum die Hexe so unausstehlich nachtragend ist. Luna, Venus und Blue müssen zugeben, dass sie das leicht aus dem Ruder gelaufene Ritual zur Ana-Rückgewinnung ausgenutzt haben, um sich in die Menschenwelt zu beamen, wo alles doch deutlich lustiger ist. Der Haken daran – und der bereitet den drei Dämonengirls durchaus ein schlechtes Gewissen – Ana ist nach wie vor in der Gewalt der bleichen Hexe und irgendwie ist das ja auch nicht sonderlich fair. Und wie lange sich die Mädchen den Angriffen der Hexe und ihrer dämonischen Streitmächte noch erwehren können, ist dann ja auch noch die Frage, zumal mit Lindsay jetzt noch jemand in Gefahr geraten ist, der mit der Sache eigentlich nix zu tun hat: Blue schlägt vor, die Hexe bei einem Handel zu überlisten. Die Girls schlagen der Hexe vor, im Austausch gegen Ana – der aber in der Menschenwelt vollzogen werden soll – in die Schattenwelt zurückzukehren. Was sie natürlich nicht vor haben, sondern mit Azraels Hilfe die Hexe bannen wollen. Nur lässt sich die erst mal nicht auf den Deal ein, denn nach ihrer Rechnung stehen ihr VIER Seelen zu (drei stiften gegangene Dämoninnen + Ana) zu, und wenn die dem Tausch zustimmen würde, fehlt ja immer noch eine. Lindsay offeriert sich im Vertrauen auf das Funktionieren von Blues Plan als Austauschseele Nummer Vier, was der Hexe attraktiv genug vorkommt, um auf den Handel einzugehen.

Aber selbstredend spielt die Hexe mit gezinkten Karten – warum sich mit vier Seelen zufrieden geben, wenn man fünf haben kann? Kann Azrael die Lage retten?


Inhalt

Manche Trends laufen an mir einfach vorbei. Und das ist auch ganz gut so, denn wenn ich auf dem Laufenden wäre, was bei dreizehn-vierzehn-fünfzehnjährigen Mädchen so angesagt ist, würde ich mir ernsthafte Sorgen über mein Befinden machen. Also noch mehr als sonst. So wusste ich bis gestern abend auch nicht, was es mit „Sugar Skulls“ auf sich hat – als mir der Titel beim Durchblättern von amazon primes Videoangebot über den Weg lief, glaubte ich nach den zwei Sätzen der dortigen Inhaltsangabe, so ’ne Art Killerpuppenfilm mit Mädchen-Puppen a la Charles Band serviert zu bekommen. War dann eher nicht so. Wie sich durch couragiertes Aprés-Film-Googlen ergab, bezeichnet „Sugar Skull“ einen Zeichen- und Schminktrend, wonach Mädchen der just genannten Altersgruppe „süßes“ Grusel-Make-up entwerfen – mir scheint das ein jugend-subkultureller Auswuchs des auch in nichtlateinamerikanischen Kreisen populärer werdenden mexikanischen „dio de los muertes“, dem „Tag der Toten“, zu sein, zu dessen sichtbaren Ausprägungen ja auch die Gestaltung hübscher Skelettpuppen gehört. Okay, es mag schlechtere Ideen als Grundlage für einen Low-Budget-Film geben.

„Sugar Skull Girls“ richtet sich demzufolge auch nicht an die Zielgruppe der Hardcore-Splatterhorror-Enthusiasten, sondern eben auch an die Teeniegirl-Crowd, die „Halloweentown“ und den „Zauberern vom Waverly Place“ gerade den ein oder anderen Lenz entwachsen sind, aber noch nicht reif für das richtige Erwachsenenleben sind. Sprich: der gute alte Doc ist mal wieder überhaupt nicht der ausgekuckte Rezipient für diesen Film, aber wenn ich mich davon stören ließe, müsste ich auch meine „My Little Pony – Friendship is Magic“-Scheiben wegwerfen (oops. Habe ich das grad öffentlich zugegeben? Naja, man kann sich den Ruf ja nur einmal ruinieren).

Erdacht hat die ganze Chose ein gewisser Christian Grillo, der in maßloser Überschätzung seiner eigenen Bedeutung für die Welt auch unter den Bezeichnungen „Mr. Potent“ und „Potent Media“ firmiert – der offizielle Titel des Films lautet denn auch „Potent Media’s Sugar Skull Girls“, was ich solange mit Nichtachtung strafen werde, bis die großen Studios ihre Namen auch den Titeln ihrer Filme voranstellen („Walt Disney’s Star Wars Episode IX – The Mouse Strikes Back“). Grillo ist offenbar so eine Art Hansdampf in allen Gassen, seine Filmographie meldet Tätigkeiten als Regisseur, Cutter, Komponist, Kameramann, Produzent, Schauspieler, Autor, VFX-Künstler, Set-Dekorateur, Kostümdesigner und Stuntman. Fast schon ein unerwarteter Anflug von Bescheidenheit, dass er im Nachspann nur in sechs Funktionen genannt wird (eigentlich sogar nur in fünf, denn für den Score lässt er sich als eben „Mr. Potent“ kreditieren). Nun gut, da hält sich also jemand für den nächsten Robert Rodriguez. Gibt ja auch schlechtere Vorbilder, und im Indie-Bereich ist es ja oft genug schiere Notwendigkeit, dass man als Verantwortlicher auch in eigentlich fachfremden Gebieten mal mit anpackt. Kreiden wir das Mr. Grillo also mal nicht speziell an.

Die Story ist nicht weiter bemerkenswert – herzensgute Dämoninnen, die sich in unserer Welt herumtreiben, sind jetzt auch keine bahnbrechend neue Idee, aber die Sache deucht mir einigermaßen passend für die ausgesuchte Zielgruppe zusammengestrickt. Die Mädels sind nicht fürchterlich furchteinflößend – Luna hat andeutungsweise Vampir-Fangzähne und würde mit ihrem Make-up in Goth- und Emokreisen sicher nicht negativ auffallen, Venus ist rot angelaufen und Blue, große Überraschung, steht auf die Farbe Blau, sowohl was Klamotten und auch Haarsträhnchen angeht. Sie freunden sich mit einer echten Menschin an und ziehen durch ihre unerlaubte Abwesenheit den Zorn ihrer Königin, der Pale Witch, auf sich, und müssen nun Einfallsreichtum, Teamgeist und, schnief, menschliche Werte beweisen, um die von ihnen ausgelöste Bredouille zu allgemeiner Zufriedenheit (wenn auch nicht unbedingt der der Hexe) aufzudröseln. Ist ein bewährtes Storykonstrukt, appelliert durchaus – nach anfänglicher mean-spiritedness, denn das, was die Dämoninnen mit Meredith machen, ist bei aller Biestigkeit der Schulprinzessin nicht gerade nett… – an allgemeinverträgliche soziale Werte und wird dabei nie so grimdark, dass es dabei auch zufällig zukuckenden jüngeren Geschwistern gruseln könnte (obwohl sogar dem ein oder anderen Kürbiskopf selbiger zermatscht wird. Fast wie bei Bethmann…). Da muss sich kein Elter – abgesehen vielleicht von evangelikalen Sturköppen, die alles, was entfernt mit Fantasy und „evil imagery“ zu tun hat, für verdammenswertes Teufelszeuch halten – Sorgen machen, dass die Sprößlinge moral verdorben werden.

Dabei nimmt sich die ganze Nummer angemessenerweise bei albernen Einfällen wie Kürbiskriegern und Plaste-und-Elaste-Minimonstern auch nicht ernst, wobei das größte Gag-Potential einerseits im noch zu würdigenden Overacting, andererseits in den Dialoggefechten zwischen der von ihren eigenen Unterlingen unterminierten Hexenkönigin und ihrem dödeligen Haushofmeister Hobbs liegt. Sind keine Brüller, aber manche Lines machten mich doch schmunzeln.

Die Effekte sind, najaaa… Grillo bedient sich teilweise Stop-Motion (für einige der Mordles-Animationen, und oft mehr stop als motion), teilweise CGI über „normalen“ Masken – ich sag’s beinahe ungern, aber die Kürbisköppe, die einerseits zwar schreiend dämlich aussehen, andererseits durch die CGI ein bissl unheimlicher wirken als sie von rechts und links wegen dürften, sind für die Preisklasse des Films gar nicht SO übel realisiert, ein bisschen wie Muppet Show auf Acid (die 1,5 Mio. Dollar, die die IMDb „vermutet“ glaube ich keinen Meter Feldweg weit. Wenn’s ein Zehntel davon war, ist das vermutlich noch wohlwollend geschätzt). Andere CGI für die Portale zwischen den Welten sind simpel, aber zweckmäßig; andere „Effekte“ wie die riesenhafte Gestalt, in der die Hexe sich schließlich in unsere Welt beamt oder die „Flugsequenzen“ der Raketenmotorräder, die die Kürbiskrieger in einer Art „Star Wars“-„Hommage“ fliegen dürfen, sind von äußerst schlichter Natur (wer mag, kann mal aufpassen, wie oft wir das Raketenmotorrad, das Luna kapert, tatsächlich „im Flug“ sehen, nämlich gar nicht).

Der Score ist nicht gänzlich uncharmant, speziell eine Fake-80er-Synthpop-Nummer, die zur Makeover-Sequenz (und als Abspannsong) gespielt wird, hat’s mir durchaus angetan. Filmisch leidet die ganze Angelegenheit natürlich unter dem extrem billigen Videolook – wenn man auf Digital dreht, *kann* das nach Film aussehen, oft genug tut’s das aber nicht, weil gerade eben Low-Budget-Filmer nicht die Möglichkeit haben (oder den Willen…), in der Post-Produktion diesen kristallklaren Videolook etwas herauszufiltern, damit das Resultat nicht nach schnell runtergerissener Daily Soap, sondern eben nach *KINO* wirkt. Das ist aber ein generelles Problem in dem Budget-Bereich, den ich daher auch nicht ganz besonders Grillo vor’s Knie nageln will.

Die Hauptdarstellerinen sind ganz sympathisch, aber eher so mittelgut talentiert. Addy Miller kann sich immerhin einen kultigen Mini-Auftritt attestieren lassen, war sie doch im zarten Alter von zehn Jahren das ikonische Zombie-Kind mit Teddybär in der Pilotfolge von „The Walking Dead“. Eine Mörderkarriere hat sie nach diesem Start nicht gerade aufgebaut, aber sie ist mit kleineren Film- und Fernsehauftritten und Indiefilmen gut beschäftigt. Isabelle Sobejano spielt hier ihre zweite Langfilmrolle und stand jüngst in der demnächst erscheinenden Horrorkomödie „Thursday the 12th“ vor der Kamera. CeCe Hagen, mit vierzehn Jahren zur Drehzeit die „kindlichste“ der drei Dämonenschwestern (aber auch die cleverste) spielte zuletzt im Indie-Drama „Searching for Venice“. Für Anika Buchanan (Lindsay) ist „Sugar Skull Girls“ die erste Hauptrolle. Ich würde jetzt keinem der vier Mädchen die ganz große Karriere prophezeihen, aber – I’ve seen worse performances, und man muss auch sehen, dass das Script nicht unbedingt den Teeniemädchen die besten Szenen zuschanzt.

Die haben nämlich die mehr oder weniger namhaften Gaststars. Als Azrael brilliert z.B. die ewige „Police Academy“-Callahan Leslie Easterbrook, die nach „The Devil’s Rejects“ hier einen weiteren Anlauf in ihrer Spezialdisziplin „to out-Karen-Black Karen Black“ unternimmt. Das Overacting muss man mal gesehen haben, das macht Spaß, das bringt Frohsinn. Ordentlich Fun hat auch Charakterschädel Michael Berryman („The Hills Have Eyes“, der sich mit angeklebtem Zauselbart und Mini-Teufelshörnchen als Schattenwelt-Minister Hobbs zum Horst macht – aber dem guten Michael grauste es ja auch noch nie vor etwas („Voyage of the Rock Aliens“, hust-hust). John Amplas (Titelfigur in George A. Romeros Vampir-Allegorie „Martin“ und öfter mal in kleinen Rollen beim Zombie-Großmeister) muss irgendwann zwischen „Martin“ und 2016 jegliches mal vorhandene darstellerische Talent für zwei Flaschen Whiskey und einen Cheeseburger versetzt haben – seine Demetrius-Performance ist schlichtweg grauenhaft. Andererseits: auch derlei Anti-Schauspiel ist schon wieder auf eine perverse Art und Weise sehenswert. Die Pale Witch spielt mit Gusto Carmela Hayslett, die in einigen Regionen der USA als Horror-Hostess „Roxsy Tyler“ die Fernsehschirme unsicher macht.

Zu sehen ist der Kram in englischer Originalfassung für umme für amazon-prime-Abonennten. Stay tuned for some outtakes im Abspann.

Sollte man sich nun die 70 Minuten Zeit nehmen? Naja, wahrscheinlich nicht wirklich. Obwohl – Easterbrook und Berryman machen schon ordentlich Spaß, insbesondere, wenn man eben ihren Status innerhalb der Film- und Genre-Welt bedenkt, und hier absolut keine Scham zeigen, sich in einem Film für Teeniegirls, die vermutlich keine Ahnung haben, WER da vor der Kamera herumalbert, zum Affen zu machen. Das ist sympathisch. Für Horror-Freunde ist „Sugar Skull Girls“ natürlich nichts – und auch als campy comedy gibt der Streifen letztlich nicht genug Material her, um sich eine echte Empfehlung zu verdienen. Aber wer einfach mal wieder etwas *anderes* anschauen will und kein Problem damit hat, seine innere vierzehnjährige Tussi zu channeln, wird sich zumindest nicht exzessiv langweilen – etwas für die experimentierfreudigen Abende…


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 5


mm
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