- Deutscher Titel: Subspecies II: Bloodstone
- Original-Titel: Subspecies II: Bloodstone
- Alternative Titel: Bloodstone - Subspecies II | Subspecies II - In the Twilight | Helldance | Subspecies II - Helldance |
- Regie: Ted Nicolaou
- Land: USA
- Jahr: 1993
- Darsteller:
Anders Hove (Radu), Denice Duff (Michelle), Kevin Spirtas (Mel), Melanie Shatner (Rebecca), Michael Denish (Popescu), Pamela Gordon (Mummy), Ion Haiduc (Lt. Marin)
Vorwort
Vampir Radu wähnt sich am Ziel seiner Träume – er hat seinen Vater, Vampirkönig Ladislas, ebenso gekillt wie seinen gutherzigen Bruder und Rivalen Stefan, und dessen sterbliche sort-of-Geliebte Michelle erfolgreich vampirisiert. Der „Blutstein“, Zeichen der ultimativen Macht des obersten Vampirkäses, ist auch schon praktisch in seinen Händen, doch dann mopst Michelle die Reliquie, flüchtet aus der transsylvanischen Provinz nach Bukarest und fleht fernmündlich bei ihrer Schwester Rebecca um Hilfe.
Ehe Becky allerdings in Rumänien eintreffen kann, wird Michelle bei ihrem täglichen Vampirschönheitsschlaf für tot gehalten und im Leichensack abtransportiert, der Blutstein von der Polizei beschlagnahmt. Michelle gelingt es, sich zu befreien und in einem Theater, in dessen Requisitenkammer gottlob ein brauchbarer Schneewittchensarg rumsteht, Unterschlupf zu finden.
Dieweil Becky unter Asisstenz des Botschaftsschnösels Mel und des rumänischen Legenden- und Altertumsexperten Popescu nach Michelles Verbleib fahnden, trifft auch Radu in der Hauptstadt ein – es beginnt ein fröhliches Katz-und-Maus-Spiel, denn Michelle, die mittlerweile zwangsläufig den vampirischen Lebensstil adaptiert hat, will so ihrer Schwester nicht unter die Augen treten (und Radu schon gleich mal gar nicht), und der Blutstein ist mittlerweile in Beckys Besitz…
Inhalt
Ich muss mal wieder ein Geständnis ablegen – ich bin möglicherweise der weltgrößte Full-Moon-Fan (wahrscheinlich aber auch nur der zweitgrößte, schließlich sei da der Wortvogel vor), aber mit zweien der erfolgreichsten Charles-Band-Franchises konnte ich noch nie sonderlich viel anfangen – „Puppet Master“ (nix gegen die Idee, aber spätestens bei Teil 3 war der Drops gelutscht, verdaut, wieder ausgeschieden, ins Grundwasser versickert, neu abgepumpt und zu Bonaqua verarbeitet) und „Subspecies“, die rumänische Vampirsaga von Ted Nicolaou, die sich, den spin-off „Vampire Journals“ eingerechnet, auch über immerhin fünf Teile schleppte. Mag im Falle des Fangzahnepos daran liegen, dass Vampire nicht meine Lieblingsmonster sind und mir „Subspecies“ in seinen verschiedenen Ausprägungen den (von Charlie Band wohlmeinend auf fünfzigtausend Laserdiscs verwursteten) Trailern nach zu… ernsthaft, zu seriös erschien, und – das ist mehr oder minder noch heute so – von Full Moon/Charles Band erwarte ich nur in Ausnahmefällen (und eher nicht in seinen Endlos-Franchises) ernsthaften Horror, sondern leichtgewichtigen Fun (Ausnahmen haben die Regel).
Nun purzelte mir aus einem der letzten Sponsoren-Pakete „Subspecies II“ in seiner Hartbox-Inkarnation aus dem Hause Retrofilm entgegen (die übrigens mal wieder ein schönes Beispiel dafür ist, wie sich die Hartboxfetischisten von skrupellosen Profitgeiern ausnehmen lassen. Drin liegt nämlich die stinknormale Screenpower-Scheibe von anno dunnemals). Was will man da machen? Meine einzige ernstliche Erfahrung mit dem Franchise ist zwar, „Vampire Journals“ ausschnittsweise im Digi-TV gesehen zu haben, aber das soll mal kein Hindernis sein.
Obschon’s nicht ganz einfach ist, in „Bloodstone“ (schnuckligerweise im Zuge des Neo-Vampir-Booms in Folge des „Twilight“-Dumpfsinns als „Subspecies in the Twilight“ vermarktet… demselben raffgierigen Winkelzug verdanken wir auch die Wiederveröffentlichung des alten „Nick Knight“-Pilotfilms als „Twilight Vampire Cop“. Hurga-hurga) „hineinzufinden“. Zwar müht sich ein voice-over, den geneigten Zuschauer ob der Tatsache, dass Teil 2 trotz des Austausches einiger Darsteller (inklusive Hauptdarstellerin Denice Duff, die für die Laura Tate übernimmt) nahtlos an den Vorgänger anschließt, auf den aktuellen Stand der Dinge zu bringen, aber das „wie, warum, wer und überhaupt“ ist für den unvorbereiteten Betrachter recht unübersichtlich. Das Script, verfasst von Nicolaou höchstselbst, erledigt aber einen sauberen Job, die interne Mythologie der Reihe aufzudröseln; es braucht dafür den ein oder anderen Block expository dialogue, der aber vergleichsweise schlüssig eingebracht wird (da Nicolaou auch neue Charaktere einführt, die als Stellvertreter des Zuschauers Erklärungsbedarf haben) – nicht immer ganz elegant, aber passabel, zumal Nicolaou auch kurzen Prozess mit Charlie Bands Mini-Kreaturen-Fimmel macht (Franchise-Veteranen erinnern sich: der Titel der Serie, „Subspecies“, bezieht sich auf puppengroße Dämonen, die Radu in seinem Böstun unterstützen, in Teil 1 eine gewichtige Rolle spielen, in Teil 2 nach einem kurzen Auftritt zur Wiedererweckung des im Finale des Vorgängers gepfählten Radu aus der Story verabschiedet werden. Das mag außer Charlie auch noch Stop-Motion-Guru Dave Allen verärgert haben, tut dem Film aber in jeder denkbaren Beziehung gut).
Im Übrigen ist das „Subspecies II“-Buch beinahe ein Musterbeispiel für effektives B-Movie-Storytelling – es gibt ein MacGuffin, den „Blutstein“, der streng genommen für die eigentliche Plotte keine gesteigerte Bedeutung hat und genauso gut jeder andere x-beliebige Gegenstand sein könnte (ich mag nur mal wieder nicht richtig aufgepasst haben, aber *was genau* dieser Stein tut, außer dass es sich offenkundig für den Chefvampir ziemt, ihn zu besitzen, ist mir entgangen), es gibt drei verschiedene Parteien, die das Ding haben bzw. haben wollen und sich deshalb wahlweise verstecken oder gegenseitig jagen. Das ist ein geradezu primitives Gerüst, aber eins, das nur von untalentierten Nulpen völlig verbockt werden kann und Nicolaou ist (Das St. Francisville Experiment, Teds unangebrachter Versuch, im found-footage/mockumentary-Genre mitzuschwimmen, mal elegant außen vor gelassen) keine.
Die einfache Plotkonstruktion und die nicht übermäßig tiefen, aber passabel gezeichneten Charaktere halten die Geschichte schön am Laufen. Radu, dem bösen Vampir, hat man ein wenig Tragik mit auf den Weg gegeben (er kämpft eigentlich „nur“ um die Anerkennung seiner obererzbösen Mutter, der er nichts recht machen kann); die vampirisierte Michelle, die einerseits zwar Hilfe von ihrer Schwester sucht, andererseits aber auch tötet und Blut trinkt und nicht unbedingt scharf auf Gepflöcktwerden ist, bringt ein wenig Ambivalenz ein, und Rebeccas Motivation ist durch die verwandschaftliche Beziehung zu Michelle durchaus glaubwürdig. Es gibt ein-zwei Dinge, die mich stören; zum einen ist mir „Mummy“, die Vampirmutter, etwas zu over-the-top für den ansonsten eigentlich vergleichsweise, ähm, geradlinig-bodenständigen Ansatz, zum anderen ist das der Charakter Mel, der sich zum Showdown verabschiedet und somit komplett unnötig ist, weil er nichts Relevantes zur Handlung beiträgt (andererseits ist es regelrecht erfrischend, eine Figur zu haben, die im dritten Akt der Heldin knallhart „Vampire? Blödsinn. I’m OUTTA here!“ entgegenschleudert und das auch konsequent durchzieht). Ansonsten umgeht das Script gröbere Blödheiten, sondern nervt nur noch mit dem seinerzeit studiotypischen offenen „Fortsetzung-folgt“-Ende.
Von der produktionstechnischen Seite rangiert sich „Subspecies II“ eindeutig bei den höherwertigen Full-Moon-Produkten ein. Schließlich macht hier schon einmal der Rumänien-Dreh Sinn, da die Plotte nunmal eben dort spielt – es muss nicht Buftea eine „amerikanische Kleinstadt“ mimen, sondern Bukarest spielt sich selbst.
Kameramann Vlad Paunescu (auch Produzent so ziemlich jedes in Rumänien gedrehten Full-Moon-Hobels) und Nicolaou haben auch ein gutes Händchen für stilvolle, atmosphärische Shots. Es schadet sicher nicht, dass Nicolaou sich durchaus an der expressionistischen Murnau-Schule orientiert und seinen Vampir oft und gern als Schatten auftreten lässt (was in der Tat die hier primär gebrauchte „Verwandlungsfähigkeit“ des Vampirs ausmacht. Radu hält sich nicht mit der Transformation in eine Fledermaus o.ä. auf); dem einen oder anderen Zuschauer könnte diesers Stilmittel etwas „overdone“ erscheinen, da der gute Ted es wirklich in praktisch jeder Radu-Szene einsetzt, aber in Verbindung mit den angemessen authentischen Sets und Locations kommt hier mal zur Abwechslung wirklich angenehm-gruslig-gothisches Feeling auf (diese Schattentricks sind übrigens überwiegend „Handarbeit“, sprich old-school-mäßig und sehr gefällig zeichentrickanimiert), wozu auch passt, dass Nicolaou es trotz der vergleichsweise „schnellen“ Handlung tempomäßig nicht übertreibt – der Film ist nie lahm oder langweilig, sondern passt sich vom Rhythmus, vom Flow her der modrigen Atmosphäre an (der Score könnte etwas passender sein, und die zwei Szenen in einer rumänischen Metal-Disco, in der Michelle ein Opfer aufreißt, wirken ein wenig deplaziert, aber die beiden Songs, die die Kapelle „13 Ghosts“, ein Projekt der FX-Leute Wayne Toth und Norman Cabrera, intoniert sind an und für sich nicht übel). (Whoa. Sentence from Hell.)
Wo wir schon gerade „FX“ erwähnt haben – das Vampir-Make-up ist einigermaßen eigenständig; die extrem langen (und schätzungsweise für Alltagsverrichtungen eher unpraktischen) Finger des Vampirs sind eine nette Idee, das Design des Gesichts erinnert mich an das Meat-Loaf-Vampir-Make-up aus dem „I’d Do Anything for Love“-Video, was prinzipiell auch erst mal nichts Schlechtes ist. Die praktisch vollverweste Vampir-Mutti ist make-up-technisch okay, aber, wie ich schon erwähnte, mir etwas zu sehr OTT. Die Gore- und Splattereffekte sind nicht sonderlich zahlreich (die härteste Sequenz verbrät Nicolaou gleich zum Auftakt der Radu-Reanimierung), „italienisch“ geprägt (mit fast schwarz suppendem Kunstblut), aber technisch in Ordnung (und für eine Full-Moon-Produktion erst recht…).
Zu den Darstellern – Anders Hove, gebürtiger Grönländer und Radu-Darsteller in allen vier offiziellen „Subspecies-Teilen“, zu sehen u.a. auch in „Critters 4“, dem Dogma-Film „Mifune“ und ansonsten mittlerweile hauptsächlich im dänischen TV zugange, müht sich redlich, unter seiner Maske auch Emotionen zu zeigen, aber zur großen, memorablen Vampir-Performance reicht’s letzten Endes nicht ganz.
Denice Duff („Hell Comes to Frogtown II“, „Bloodfist V“, „Sign of the Vampire“, „Night of the Living Dead 3D: Re-Animation“) fährt kurz aus ihren Klamotten, ist generell nett anzusehen, aber darstellerisch ein wenig mit der für einen Genre-Film relativ gehaltvollen Rolle überfordert; auch Shatner-Tochter Melanie („Syngenor“) bleibt relativ blass (sie hat’s dann mit der Schauspielerei auch gelassen).
Kevin Spirtas („The Hills Have Eyes II“, Friday the 13th Part VII: The New Blood) belässt es bei der Imitation eines unlackierten Türpfostens.
Michael Denish (außer seinen Auftritten in der „Subspecies“-Reihe nicht weiter aufgefallen) und Ion Haiduc (Stammgast in den rumänisch-basierten Full-Moon- und Kushner-Locke-Produktionen) mögen nicht die größten Schauspieltalente auf Erden sein, bringen aber durch motiviertes Spiel ein wenig Schwung in die Sache.
Pamela Gordon („L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn“) scheint zu overacten, aber unter dem Ganzkörper-Latex-Anzug ist das nur zu vermuten…
Bildqualität: Der Screenpower-Release bringt den Streifen in intendiertem 4:3-Vollbild – kein High-End-Transfer (die Scheibe hat ja auch schon fast zehn Jahre auf dem Buckel) und vermutlich der damaligen Laserdisc weit unterlegen, aber man kann’s zumindest noch ansehen. Ginge natürlich schon mit mehr Schärfe, mehr Kontrast und weniger Rauschen. (Bei der Gelegenheit: die DVD verweigerte in meinem Notebook, ich musste mir die Screenshots daher aus dem Netz zusammengeiern…)
Tonqualität: Ausschließlich deutscher Ton in Dolby Digital 2.0. Zweckdienlich, aber nicht herausragend.
Extras: Bildergalerie sowie Trailer zu diesem sowie dem vierten Teil der Reihe. Das dazugehörige „Videozone“-Segment hat erst Intergroove für den „Subspecies in the Twilight“-Release dazugepackt.
Fazit: Zumindest in einem Punkt hab ich mich nicht getäuscht – „Subspecies II“ ist im Vergleich zu dem, was Full Moon in schöner Regelmäßigkeit Anfang der 90er auf den Markt warf, ein seriöser, ernsthafter Horrorfilm, der sich – Ted Nicolaou sei dank – nicht nur darauf konzentriert, irgendwelche von Charles Band zu verhökernde Spielzeuge zu präsentieren, sondern auf eine sorgfältig erarbeitete, wirkungsvolle gothische Schaueratmosphäre setzt. Das Script erfindet das Rad nicht neu, ist gleichwohl effektiv, die FX sind nicht zahlreich, dafür aber okay, nur bei den schauspielerischen Leistungen hapert’s dann leider. Duff und Shatner sind als Hauptdarstellerinnen zu schwächlich, Hove als Bösewicht bemüht, aber dann doch nicht ganz mit der notwendigen Gravitas ausgestattet. Das hindert mich daran, „Subspecies II“ in den Pantheon der „unmissable“ Full-Moon-Granaten aufzunehmen, aber nicht daran, den Film trotzdem dem Freund des gepflegten gothic horror zu empfehlen; vom Full-Moon-Logo sollte man sich da nicht abschrecken lassen.
3/5
(c) 2011 Dr. Acula