Sub Zero – Unter Null

 
  • Deutscher Titel: Sub Zero - Unter Null
  • Original-Titel: Sub Zero
  • Alternative Titel: Sub Zero - Eisige Jagd | Unter Null |
  • Regie: Jim Wynorski (als Jay Andrews)
  • Land: Kanada
  • Jahr: 2005
  • Darsteller:

    Costas Mandylor (John Deckert/Goodwill), Nia Peeples (Kelli Paris), Linden Ashby (Solomon Davis), Michael Sunczyk (Mike Foster), Jim Thorburn (Mike Frazier), Colin Lawrence (Pete Tanner), Jacqueline Samuda (Sasha Mirov), Mike Dopud (Dr. Petrov Jenko), Michael Ryan (General Cook), Alistair Abell (Lt. Brill), Dalias Blake (Officer McCoy), Michael Kopsa (Präsident Jordan)


Vorwort

Böse gemeine russische Terroristen überfallen eine UN-Forschungsstation irgendwo in Sibirien, ballern alle Wissenschaftler tot, jagen die ganze Hütte in die Luft und rauschen mit ihrer sicherlich zuvor unauffällig geparkten Hercules-Transportmaschine hinfort, nicht ohne zuvor einen Zauberwürfel, äh, eine Fernsteuerung, mit der man ein Dutzend EMP-verschießende Satelliten (von der UN ins Orbit geschossen, um post-9/11 den Muselmanen Mores lehren zu können… hm, man mag mich korrigieren, aber wenn’s irgendeine Organisation gibt, der ein globaler EMP am Beduinenhintern vorbeigeht, dürften’s die Taliban sein) kontrollieren kann. Die Russen schießen den Terrorvogel zwar unbürokratisch über’m Himalaya vom Himmel, der Würfel allerdings hat den Crash überlebt und liegt auf na, 7500 m Höhe an der Nordwand des K2. Da wäre er prinzipiell ja nicht schlecht aufgehoben, dummerweise ist das Ding noch eingeschaltet – und die aktuelle Programmierung für die Satelliten lautet „in 72 Stunden aus allen Rohren feuern, was der EMP hergibt“. Das ist dann doch eher schlecht. Weil bekanntlich im Himalaya nur selten Bergsteiger der kompetenten Sorte rumlungern, verfallen die Amis auf den Plan, John Deckert (in der deutschen Fassung komischerweise John Goodwill) anzuheuern, der nach einem bedauerlichen Mißgeschick bei einer Bergrettung keinen Fuß mehr auf einen Felsen gesetzt hat und sich lieber als Bulle in L.A. verdingt. Für den schmalen Obolus von 10 Mio. Dollar sind Deckert und sein schnell zusammengetrommeltes Team gerne bereit, die Selbstmordaktion (am K2 herrscht nämlich um die Jahreszeit Schlechtwetter) in Angriff zu nehmen.

Im Basislager angekommen stellen die Bergvagabunden fest, dass sie auch noch zwei russische (bzw. ukrainische) Wissenschaftler eskortieren dürfen – die haben nämlich die Expertise zur Entschärfung des Würfels, sind aber wenigstesn auch routinierte Everest-Besteiger. Pete Tanner, den Deckart als Führer ausgekuckt hat (hm, normalerweise würde ich einen Sherpa bevorzugen), fällt einem unerwarteten Herzinfarkt zum Opfer (kein Wunder – ist ja auch der einzige Schwarze weit und breit), was die Expedition aber nicht vor größere Probleme stellt (seit wann könnten Neger auch bergsteigen, newa…). Unter Zeitdruck krabbelt das Team also auf den Berg – überraschenderweise noch verstärkt durch Deckarts alten Kumpel Solomon Davis, der sich eigentlich in ein buddhistisches Kloster zurückgezogen hatte -, geplagt von Stürmen, Gletscherspalten und ähnlichen Widrigkeiten, während die Killersatelliten als Warnschuss schon mal Havanna und Nordkorea (ich glaube, die Terroristen werden von George W. Bush gesponsort) plätten…


Inhalt

Na, endlich mal wieder eine Cinetel-Produktion von Jim Wynorski, der sich mal wieder unnötigerweise hinter dem Pseudonym Jay Andrews versteckt (spätestens seit Claudia Christian das im Audiokommentar von „Final Voyage“ entspannt ausplauderte, ist das doch kein Geheimnis mehr), dem es hier mit ein paar Jahren Verspätung also beifiel, eine Aldi-Variante von „Cliffhanger“ und „Vertical Limit“ realisieren zu müssen. Ich war ja, als mir die DVD aus dem letzten Sponsorenpackl entgegenpolterte, darauf eingestellt, dass Wynorski günstig an eine Wagenladung „Vertical Limit“-Footage herangekommen sein könnte, aber auf den ersten Blick habe ich keine Sequenzen wiedererkannt (und auch die IMDb weiß erst mal nix), was dafür spricht, dass Jimbo tatsächlich mal alles, bis auf die diversen establishing shots von National Geographic, die leidlich erfolgreich so tun, als würden die in den kanadischen Rockies gedrehten Bergactionszenen tatsächlich in Pakistan spielen, selbst gedreht hat (oder inzwischen RICHTIG RICHTIG gut darin ist, fremde Szenen in seinen Kram zu integrieren).

Die Storyline, an der neben Wynroski noch William Langlois („Crash Landing“, „Bone Eater“) und mein alter „Freund“ Jonas Quastel („Crackerjack“, Ripper 2: Letters from Within) werkelten, ist natürlich solide zusammengeklaut und stellt sowohl ein zeitgemäßes Update (Terroristen anstatt herkömmliche Gangster) als auch eine wesentlich unspektakulärere Abart von eben „Cliffhanger“ (Costas Mandylor spielt hier den Stallone-Charakter für die geistig Armen, dazu kommt die Bergung eines MacGuffin aus hochalpinem Territorium) und „Vertical Limit“ (das Setting und der Umstand, dass „Gegner“ der Helden weniger greifbare Terrorschergen, sondern die Naturgewalten an sih sind). Das zieht originalitätsmäßig die Wurst natürlich nicht vom Teller, zumal die drei Autoren ihr Script nun nicht gerade mit wahnwitzig ausgefeilten Charakteren bevölkern (besonders dramatisch, bzw. gerade eben „undramatisch“, ist der Umgang des Scripts mit Solomon Davis, der ja als ziemlich große und wichtige Nummer eingeführt wird – quasi als der „Rambo III“ unter den Bergfexen -, aber nicht mal irgendwelche unterhaltsamen pseudobuddhistischen Weisheiten von sich geben darf, sondern nur im Finale für den nominellen Helden einspringt. Was ihm auch nicht gut bekommt), aber es ist wenigstens eine einigermaßen taugliche und im Gegensatz zu Jimbos sonstigen filmischen Eskapaden nicht schon tausendunddrölfzigmal abgespulte Blaupause.

Man sollte meinen, ein vergleichsweise schlichtes Bergabenteuer sollte Wynorski nicht allzuviel Gelegenheit für torfnasige Blödsinnseinfälle bieten, aber da kennt Ihr den alten Jim schlecht. Dass eine Expedition wie diese das Wagnis eingehen sollte, ohne Sauerstoffgeräte auf den K2 zu kraxeln, ist schon dämlich genug (wie blöd wäre es, wenn wichtige Teammitglieder aufgrund Sauerstoffmangels ausfallen würden? Auch wenn alle erfahrene Bergsteiger mit einschlägiger Erfahrung sind, ist die Misison doch wohl wichtig genug, um ein derartiges Risiko vorab auszuschließen…), und die Prämisse der EMP-Satelliten laboriert nicht nur daran, dass ich beim besten (bzw. schlimmsten) Willen meine suspension of disbelief nicht davon überzeugen kann, die friggin‘ UN könnte so eine Operation durchführen (und wenn sich die ganze Welt einig wäre – jede Veto-berechtigte Großmacht würde es sich sicher streng verbitten, eine derartige Waffe in die Hände einer notorisch unzuverlässigen und manipulierbaren Organisation wie der UNO zu legen), sondern auch daran, dass die Autoren mal wieder nicht wissen, wie so ein elektromagnetischer Puls eigentlich funktioniert (ich wiederhole meine dringliche Bitte aus dem Firehawk-Review: das plot device des EMP sollen nur Schreiberlinge verwenden dürfen, die seine Funktionsweise auf einer halben DIN-A4-Seite befriedigend erklären können) – und von der Würfel-Fernsteuerung, die schätzungsweise das user-unfreundlichste Bedienerinterface seit Einmottung des DOS-Prompts aufweist, will ich gar nicht erst reden. (SPOILER) Den großen Gummihammer packen unsere Freunde aber im Showdown aus, in dem Held und Heldin sich durch einen beherzten Sprung vom K2 vor dem bösen Verräter (natürlich nicht der, der den ganzen Film über eifrig Verdacht auf sich lenkte) retten – bevor unser Pärchen zu dekorativem Blutmatsch am nächsten Felsvorsprung wird, zieht John die Reißleine an seinem Fallschirm (!). So’n Glück, dass ihr ausgerechnet an der einzigen Stelle am K2 rumstandet, wo’s 1000 Meter linealgemeißelt senkrecht runter geht…

Nichtsdestotrotz (oder gerade deswegen) ist „Sub Zero“ einigermaßen erträglich kurzweilig – ich hab schon langweiligere Wynorski-Filme gesehen, auch wenn sich das große Bergabenteuerthrillgefühl nicht einstellen mag; was natürlich daran liegt, dass Wynorski eben nicht in wirklich bösartig-gefährlicher hochalpiner Lage drehen konnte, sondern nur auf vergleichsweise harmlosen 3000ern (oder so) in Kanada – der Aufstieg auf den K2, den bekanntlich gefährlichsten aller Himalaya-Riesen, wirkt wie eine gemütliche Bergwanderung, in der nie wirklich geklettert werden muss (die Expedition stapft praktisch ausschließlich durch Schneefelder) und selbst die aufgebauschten Naturgewalten erscheinen nicht als *die* tödliche Bedrohung (der Sturm, mit dem unsere Helden kämpfen müssen, lässt sich problemlos im Zelt aussitzen; die Gletscherspalte, die einen Burschen aus dem Team nimmt, bzw. der Sturz in selbige ist absolut selbstverschuldet, und die große Lawine, die natürlich noch abgehen muss, wird dadurch ausgelöst, dass – in einem nicht weiter aufgelösten Subplötchen – ein Terrorist eine pakistanisch-amerikanische Militärbasis angreift und dort mit den Flugabwehrkanonen um sich ballert. Hm, *das* könnte eine Szene aus „Vertical Limit“ gewesen sein… grübel… ist lange her, dass ich den gesehen habe).

Aber das sind nun mal auch die Probleme, mit denen man als B-Movie-Produzent kämpfen muss, wenn man sich zur Aufgabe gestellt hat, packende Bergsteiger-Action zu zeigen, aber nur 14 Tage Drehzeit, ’ne wenig aufregende Location und nur ’ne Sporttasche voller unnumerierter, kleiner Dollarscheine als Budget hat. You have to fuckin‘ compromise. Unter dieser Maßgabe muss man Wynorski bescheinigen, dass er seiner Himalayamär immerhin ein ganz akzeptables Pacing mitgegeben hat – niemand wird aufgeregt auf der Sofakante rutschen und ins Kissen beißen, aber es gibt auch keine gravierenden Längen; klar, das halbherzige Charaktergedöns, speziell eben um Solomon, ist die Mühe nicht wert, aber es hält den Betrieb nicht wesentlich auf (abgesehen davon, dass es mir ein paar logistische Kopfschmerzen bereitet), und die Zwischenschnitte zum präsidialen Krisenstab sind ausgesprochen überflüssig, doch die Actionsequenzen sind passabel über den Film verteilt, erreichen aber nie wenigstens oberes B-Niveau. Die Kameraarbeit von Michael Wale („Dark Water“) ist okay, der Schnitt könnte etwas flotter sein, der Score von Mike Neilsen („Meteor – Der Tod kommt vom Himmel“, „Devil’s Diary: Schreib es hinein, so wird es sein“, „Malibu Shark Attack“) ein bisschen überdramatisch für das Dargebotene, jedoch tauglich.

Ziemlich grauenhaft – und das selbst für die Maßstäbe, die wir an chronisch unterfinanzierte und lustlos heruntergekurbelte Wynorski-TV-Filme anlegen – ist allerdings die VFX-Arbeit. See, Maestro Jimbo kam offenkundig nicht an taugliche „Militärmaschine fliegt über Berge“-Footage heran und musste sich daher für Flucht und Crash der Terrorbrigade CG-Imagery bedienen. Und die ist schlichtweg bodenlos schlecht – jede Hundefutterreklame hat bessere CGI. Die Weltraum-FX für die Satelliten würden ein Videospiel von 1998 auch nicht gerade vor Neid erblassen lassen, sind allerdings etwas tolerabler als die Flugzeug-CGI. Zum Glück ist der Streifen nicht gerade effektlastig…

Zum Cast: Costas Mandylor, der sich wohl mittlerweile damit abgefunden hat, außer gelegentlichen Ausreißern wie in der „Saw“-Reihe nie mehr über leading-man-in-crappy-movies-Status hinauszukommen, wirft entsprechenderweise nicht gerade all sein Herzblut in die Waagschale. Mandylor, den wir B-Affeccionados aus Heulern wie „Fist of the North Star“, Gangland oder Stealth Fighter kennen, versucht’s hier probehalber mal unter Verzicht auf sein potentiell durchaus vorhandenes Charisma und holzt sich recht unambitioniert durch Schnee und Eis. Die immer noch schnucklig anzusehende Nia Peeples („Halbtot“, „Blues Brothers 2000“, „Deep Star Six“) hat praktisch gar nichts zu tun (und weil eben überwiegend in Bergsteiger-Klamotten gehüllt, kann sie nicht mal dekorativ aussehen), Linden Ashby (hier zuletzt im fürchterlichen Artsyschmartsy-Kurzfilm Fifteenth Phase of the Moon geortet und auch in „Into the Sun“, „Blast – Das Atlanta-Massaker“, „Wild Things 2/3“ und „Resident Evil: Extinction“ zu sehen) müht sich redlich, den fürchterlich underwritten daherkommernden Solomon-Davis-Charakter lebendig zu gestalten. Ein „A for effort“, aber auch ein „F for futile“. Jacqueline Samuda („Stargate SG-1“, „The L-Word“) spielt eine klischeehafte „cold-hearted bitch“ ohne sonderlichen Erinnerungswert, Serienspezialist Mike Dopud („Battlestar Galactica“, „Smallville“, „Stargate Universe“, und mindestens vierfaches Boll-Opfer in „Postal“, „Seed“, „Dungeon Siege“ und „BloodRayne 2: Deliverance“) macht sich als ihr menschelnder Kollege ganz erträglich. Ganz erstaunlich für Wynorski: alle weiblichen Ensemblemitglieder behalten ihre Klamotten an. Hoffentlich hatte Jimbo wenigsten ’ne versteckte Kamera in der Damengarderobe – wozu dreht der Bursche sonst Filme?

Bildqualität: Die VCL-DVD präsentiert den Streifen in schlichtem Vollbild. Die Schärfewerte sind allenfalls durchschnittlich (und interessanterweise sehen die stock-footage-Naturaufnahmen wesentlich besser aus als das selbstgedrehte Material), der Kontrast ist erträglich, die Kompression brauchbar. Defekte oder Verschmutzungen gibt’s nicht.

Tonqualität: Deutsche und englische Sprachfassungen stehen jeweils in Dolby 5.1 zur Auswahl. Ich hab mich ausnahmsweise mal mit der deutschen Synchronspur befasst und stelle erfreut fest, dass die eine professionelle Bearbeitung spendiert bekommen hat. Gute Sprecher, solide Übersetzung, und sogar noch brauchbarer Musik- und Effektmix.

Extras: Ein paar Filmografien.

Fazit: Tjahm. Ich würde nicht soweit gehen wollen und ernstlich empfehlen, auf die Suche nach dieser Scheibe zu gehen (zumal amazon.de momentan einen geradezu hysterischen Listenpreis verlangt… auf’m marketplace gibt’s die Scheibe aber *deutlich* billiger), außer man ist beinharter Wynorski-Komplettist (viel Spaß!). „Sub Zero“ ist nicht offensiv schlecht und besser als manches, was Wynorski ohne viel Federlesens und unmotiviert auf Zelluloid (bzw. Video) gebannt hat, um es einem arglosen Kabelsender für die Nachtschleife zu verhökern, nicht wegzudiskutieren ist allerdings auch, dass „Sub Zero“ auch für einen B-Film der besonders preiswerten Sorte, selbst in seinen großen Spannungs- und Actionsequenzen, nicht gerade aufsehenerregend spektakuläre Stunts oder Effekte bietet. Man kann sich das Ding an einem verregneten Nachmittag anschauen, wenn’s für lau (bzw. die Gebühr für den Digitaldekoder) auf irgendeinem Spartenkanal Marke Silverline verklappt wird, man kann’s aber auch ebenso gut lassen.

2/5
(c) 2010 Dr. Acula


mm
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