Stung

 
  • Deutscher Titel: Stung
  • Original-Titel: Stung
  •  
  • Regie: Benni Diez
  • Land: Deutschland/USA
  • Jahr: 2015
  • Darsteller:

    Matt O’Leary, Jessica Cook, Lance Henriksen, Clifton Collins


Vorwort

Irgendwo in Neuengland gibt der alte Geldadel in Form von Mrs. Perch und ihrem buckligen Sohn eine Gartenparty. Das Catering übernehmen Julie und ihr einziger Angestellter Paul – Julie hat das nicht gerade erfolgreiche Unternehmen von ihrem Paps geerbt und ist natürlich bestrebt, bei einflussreicher Kundschaft – auch der Bürgermeister hat sich angesagt – guten Eindruck zu hinterlassen. Paul ist der erste, der das Problem bemerkt: die Wespen sind heute ganz besonderes agressiv und auch ziemlich groß für den Geschmack eines anständigen Phobikers. Gelb-schwarz gestreifte Fluginsekten sind allerdings begreiflicherweise für Julie kein Grund, den Gig platzen zu lassen. Platzen tun dafür bald schon die Partygäste, denn wer unglückseligerweise von einer der fliegenden Nervensägen gestochen wird, wird in Windeseile unfreiwillige Mama eines mannsgroßen Wespenmonsters mit nicht gerade besseren Partymanieren. Die fröhliche Feier wird zum Gemetzel – die wenigen Überlebenden, darunter Julie, Paul, Mrs. Perch und Sohn sowie der Bürgermeister, verschanzen sich in der Perch-Villa und finden heraus, dass Perch Juniors Gartenbau-Experimente mit illegalem Pflanzendünger für die Mutation der Wespen verantwortlich sind…


Inhalt

Dann also ein Film, an dem ganz offiziell das FFF schuld ist – vor ein paar Jahren veranstaltete die Produktionsfirma RatPack auf dem Festival einen „Ideenwettbewerb“, dessen Sieger seinen Einfall in Form eines Low-Budget-Films in die Tat umgesetzt sehen sollte. Man kann natürlich jetzt lang und breit diskutieren, inwieweit das, was sich im Absatz weiter oben abspielt, ernsthaft als „Idee“ durchgeht, wenn auf dem Syfy-Channel solcherlei Kram im Wochentakt Premeiere feiert, aber ich nehme ja praktisch jede Ausrede für eine deutsche Genrefilmproduktion, auch wenn sich „deutsch“ letztlich auf Drehort und Regisseur beschränkt, im Cast gibt’s keine einzige deutsche Nase…

Selbst der Drehbuchautor Adam Aresty (unbeschriebenes Blatt) kommt aus den Staaten (und ein wenig schofel find ich schon, dass der Ideenwettbewerb-Sieger nicht mal mit einem im Nachspann verstecktem Mini-Credit gewürdigt wird). Regisseur Diez legt nach einigen Kurzfilmen seinen ersten Abendfüller vor (seine größte Ruhmestat sind die visuellen Effekte für den völlig an mir vorbeigegangenen deutschen Mysterythriller „Du hast es versprochen“).

„Stung“ bemüht sich nicht, irgendetwas anderes zu sein als ein launiges B-Movie, das mit coolen Creature FX und blutigen Splattereien punkten will. Ob man das allein schon gut finden soll, weil’s aus Deutschland kommt und immerhin die Meßlatte, den gewöhnlichen Asylum-Creature-Feature, einigermaßen mit Luft unterm Hintern überspringt, ist eine Geschmacksfrage. Liefe sowas, wie erwähnt, auf dem Syfy-Channel, wäre ich keineswegs enttäuscht, das Format für „Kino“ hat „Stung“ nicht, weil er – und da müssen wir einfach mal wieder ehrlich sein und die Deutschland-Fähnchen bedröppelt wieder zusammenrollen – außerhalb seiner FX nichts zu bieten hat. „Stung“ verschießt alles, was er an „Plot“ hat, quasi in den ersten dreißig-vierzig Minuten, hat bis zu diesem Zeitpunkt auch schon alles an cannon fodder abgemurkst, was rumlief, und muss dann mit seiner verbleibenden Handvoll Charaktere die zweite Filmhälfte mit nicht sonderlich spannendem Hide-and-Seek-Spiel überbrücken, bis es zu einem auch nicht sonderlich spannenden (oder logischen) Showdown kommt. Ich habe selten einen Film gesehen, der ab Mitte des zweiten Akts dramaturgisch so… *nichts* mehr auf der Pfanne hat. Wo ein einigermaßen geschickter Drehbuchautor die Eskalationsschraube sanft angezogen hätte (erst mal greifen Wespen an, dann werden sie größer, dann kommen die Monsterwespen aus den Leichen), rasen Aresty und Diez in zwei Minuten durch die „Evolution“ ihrer Monster (selbst die Xenomorphen aus „Alien“ ließen sich das erheblich mehr Zeit… wie das alles biologisch funktionieren soll, ist mir schleierhaft) und haben dann eben für den Rest des Films nichts mehr übrig, was die Situation weiter befeuert (oder nichtd daraus machen, wenn sie etwas haben, wie den kuriosen Gedanken, dass Parch jr, weil die Wespe ihn in seinen Buckel gestochen hat, anstatt Brutkasten einer Monsterwespe zu werden, zu einer Art „Hybriden“ wird).

Dass die brandenburgische Pampa (und ein heruntergekommenes Schloss ebenda) kein überzeugendes Double für ländliche amerikanische Gebiete abgeben kann, ist relativ klar, aber wenigstens bastelt „Stung“ sich nicht wie weiland „Virus Undead“ ein amerikanisches Deutschland… Die Effekte sind, wie gesagt, top notch für die Sorte Film, und halten jeden Vergleich mit US-Ware locker aus (und, auch das sei noch mal erwähnt, den typischen Asylum/Corman-Kram schlägt „Stung“ sowohl an Qualität der FX als auch Blutigkeit mühelos).

Mit Matt O’Leary („Stirb langsam 4.0“, „Frailty“) und Jessica Cook („Awkward – Mein sogenanntes Leben”) hat Diez ein sehr sympathisches Protagonisten-Pärchen zur Verfügung, Clifton Collins („Star Trek“, „Crank 2“) haut mich als buckliges Muttersöhnchen nicht gerade vom Hocker, und Lance Henriksen spielt zwar einen erheblich größeren Part als ich vermutet hatte, ist dafür aber auch deutlich gelangweilter und versprüht bei jeder Line den Charme der „ich erzähl den Scheiß hier nur, weil er im Drehbuch steht“-Paycheck-Mentalität.

Fazit: Simpler blutiger Monsterheuler, der sich keine Illusionen darüber macht, was er ist, aber auch mit sehr wenigen Einfällen und einer dramaturgisch völlig verkorksten zweiten Hälfte zurechtkommen muss. Ansehbar, aber auch keine große neue Hoffnung für den deutschen Genrefilm (Killer-Artwork, though).

Toter Hund: Ich glaube, Mrs. Parch‘ Pudel muss dran glauben…

2/5
(c) 2015 Dr. Acula


mm
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