- Deutscher Titel: Stuff - Ein tödlicher Leckerbissen
- Original-Titel: The Stuff
- Regie: Larry Cohen
- Land: USA
- Jahr: 1985
- Darsteller:
Michael Moriarty (David „Mo/Moet“ Rutherford), Andrea Markovicci (Nicole), Garrett Morris („Chocolate Chip“ Charlie W. Hobbs), Paul Sorvino (Colonel Malcolm Grommett Spears), Scott Bloom (Jason), Danny Aiello (Mr. Vickers), Patrick O’Neal (Fletcher), James Dixon (Postman), Alexander Scourby (Evans), Russell Nype (Richards), Gene O’Neill (Scientist), Brooke Adams, Laurene Landon, Clara Peller, Tammy Grimes, Abe Vigoda (cameo appearances)
Vorwort
Ein neues Dessert erobert Amerika im Sturm – „The Stuff“ ist eine Substanz irgendwo zwischen Joghurt und Eiscreme, schmeckt toll, hat kaum Kalorien und ist, auch dank einer voluminösen Werbekampagne, in jedem Haushalt zu finden. Die Rezeptur ist geheim – was der Konkurrenz von der Nachtischbranche ein Dorn im Auge ist, widersetzt sich das Zeug doch jeglicher chemischen Analyse und droht daher die Hersteller konventionellen Schleckerkrams in den Ruin zu treiben. Deswegen heuern die Naschwerkproduzenten den ehemaligen FBI-Agenten und jetzigen Industriespion David Rutherford an, auf dass er herausfinde, aus was der Stoff, aus dem die Kohle ist, eigentlich besteht. Zur gleichen Zeit entdeckt der achtjährige Jason, der Stuff-Konsum wohl aus eher grundsätzlichen Erwägungen, Naschzeug, das die Eltern auch mapfen, vorsichtshalber abzulehnen, verweigert, dass sich eine Portion Stuff im Kühlschrank selbstätig bewegt. Natürlich glaub ihm kein Mensch, und sein Ein-Kind-Stuff-Vernichtungsfeldzug im nächstgelegenen Supermarkt ist auch eher wenig effektiv. Rutherford hat indes schon die Stuff-Marketingchefin Nicole für seine Sache rekrutiert und stößt bei seinen Ermittlungen auf einen weiteren Verbündeten – „Chocolate Chip“ Charlie Hobbs, den seine geldgieriege Familie zwecks Stuff-Vermarktung aus der eigenen Firma geschmissen hat. In einem kleinen Kaff, das als Testmarkt für Stuff gedient hat, stoßen Rutherford und Hobbs auf gefährliche Ungereimtheiten – die letzten Einwohner des Örtchens sind extrem aggressiv, zombieartig und würgen weißen, schleimigen „Stuff“ aus. Es ist klar- Stuff ist offensichtlich ein lebender Organismus, der von Körper und Geist seines Konsumenten Besitz ergreift, süchtig macht und seinen „Wirt“ letztendlich tötet! Nur Beweise müssten her. Nachdem man Jason als Augenzeugen von widerrechtlicher Stuff-Aktivität aufgegabelt hat, dringen Rutherford und seine Verbündeten in die Stuff-Fabrik ein und entdecken tatsächlich, dass das Zeug direkt aus dem Erdinneren abgepumpt und unbehandelt in Becher verpackt wird. Da Rutherford befürchtet, dass Stuff-Abhängigkeit schon bis in die höchsten Kreise vorgedrungen ist, wendet er sich an den ehemaligen Armee-Colonel und Kommunistenfresser Spears, der eine Privatarmee unterhält und dem man einreden kann, dass Stuff eine kommunistische Geheimwaffe ist…
Inhalt
Ich muss ja leider zugeben, dass ich noch die ein oder andere Genre-Bildungslücke zu schließen habe und aus der Werkstatt des umtriebigen Autoren und Regisseurs Larry Cohen gehört da nicht nur die komplette „It’s Alive“-Trilogie (die mich allerdings, das gebe ich zu, thematisch noch nie wirklich interessiert hat. Killende Babymonster sind nicht mein Ding), sondern auch der mir von wirklich jedem Menschen als Geniestreich empfohlene „God Told Me To“ (aka „Demon“) und, zumindest bis gestern, seine gallige Horror-Satire „The Stuff“ (aber wenn ich so anschaue, was der gute Wortvogel alles noch nicht gesehen hat, sehe ich ja noch recht gut aus…
Mittlerweile gibt’s „The Stuff“ auch in Deutschland auf DVD, wobei die ungekürzte Version bei dem kleinen Label Resurrection Pictures erschienen ist und daher eher selten in Kaufhäusern oder Multimedia-Shops zu finden ist (die Ausgabe von VZM, die ebenfalls keine Jugendfreigabe aufweist, entspricht der früheren CBS/Fox-Videoveröffentlichung und ist an zwei Stellen minimal um wenige Sekunden gekürzt). Auf Filmbörsen ist der Resurrection-Release mittlerweile recht preiswert zu haben und dort schlug dann auch Schreiber dieser Zeilen beherzt zu.
Was Larry Cohen, zumindest bei seinen von ihm selbst verfilmten Drehbüchern (mittlerweile ist Cohen ja wieder dicke im Geschäft als Lieferant von high-concept-Thrillern wie „Final Call“, „Nicht auflegen“ oder Captivity und kann für seine Scripts wieder gut sechsstellige Beträge verlangen), von vielen anderen Horror-Genrezuarbeitern unterscheidet, ist der Umstand, dass es ihm immer wieder gelang, tagesaktuelle Gesellschaftskritik, harten Horror und einer Prise Humor zu verbinden, und „The Stuff“ ist ein Paradebeispiel für Cohens persönlichen Stil. Wer sonst käme auf die Idee, gallige Konsumsatire und Drogenmetaphorik in einer splattrigen Hommage an den schleimigen 50er-Jahre-Horror im Stile von „Der Blob“ und XX Unbekannt zu verpacken? Damit ist eigentlich schon alles Wesentliche gesagt – Cohen verwendet gleich mehrere Motive des Hammer-SciFi-Horrors als lose Grundlage (neben „XX Unbekannt“, in dem ebenfalls eine tödliche Masse aus dem Erdinneren blubbert, natürlich speziell „Quatermass II“, aus dem Cohen bei der „Erstürmung“ der Stuff-Fabrik beinahe direkt zitiert), macht aus dem „Blob“ eine leckere Süßspeise und hat den Nerv, das dann zwar satirisch und gelegentlich seinen Charakteren einen flotten Spruch auf die Lippen zaubernd, aber im Grunde völlig ernsthaft durchzuziehen – wie wenig später auch die Chiodo Brothers bei Space Invaders erweist es sich als goldrichtiger Ansatz, eine aufgrund ihrer schieren Absurdität schon „lustige“ Geschichte relativ straight zu erzählen; „The Stuff“ ist keine Horror-Komödie, obwohl der Zuschauer immer wieder mal eine Stelle zum Schmunzeln findet, sondern etwa im Gleichgewicht reiner Horror und bissige Satire, und, wie wir alle wissen, *kann* Satire an sich lustig sein, muss es aber nicht (die effektivste Satire ist schließlich die, bei der einem das Lachen im Hals steckenbleibt).
Cohen setzt hauptsächlich an zwei Punkten an – zum einen natürlich am Konsumwahn, an dem sich sieben Jahre zuvor schon George A. Romero in „Dawn of the Dead“ abgearbeitet hatte. Wir kaufen und konsumieren, postuliert er, alles, was uns die Werbung andient (und die Werbekampagne für Stuff ist im Filmkontext ein großes Thema, nicht von ungefähr greift sich Rutherford als erste Verbündete mit Nicole ausgerechnet diejenige, die das Stuff-Marketing – ohne allerdings das Zeug selbst zu sich zu nehmen – entwickelt hat), egal ob wir es brauchen (eine weitere Nachtischsorte braucht schließlich kein Mensch), ohne Rücksicht auf eventuelle Schadwirkung und überhaupt ohne zu wissen, *was* wir eigentlich kaufen. Ich weiß nicht, ob Cohen Stand 1985 tatsächlich Recht damit hat, dass die Lebensmittelaufsicht (ja, Cohen schneidet auch diesen Aspekt durchaus an) keine rechtliche Handhabe hat, sich die Zusammensetzung eines Nahrungsmittels erklären zu lassen, wenn keine offensichtliche Gesundheitsgefährdung vorliegt (da müsste man sich mal die Anchor-Bay-US-DVD und den dortigen Audiokommentar zu Gemüte führen), aber er verweist auch auf die Geheimrezeptur von Coca-Cola. Nebenher bekommt, seiner Zeit voraus, die probiotische Bewusstesserfraktion ihr Fett weg (indem der Hinweis darauf, dass „Stuff“ lebendig ist, von einigen Charakteren damit weggewischt wird, dass im Joghurt ja auch lebende Bakterien drin sind, und das mit Absicht und weil’s gesund ist). Großes Ziel Nummer 2 ist die metaphorische Gleichsetzung von Stuff mit Drogen – Stuff bringt seine Benutzer in ein Abhängigkeitsverhältnis, dirigiert nach ausreichendem Konsum sprichwörtlich den Willen des Benutzers und bringt ihn schlussendlich unausweichlich um. Wenn man sich Junkies im Endstadium ansieht, ist das, auch wenn’s nicht nett sein mag, wirklich nicht weit weg vom realweltlichen Äquivalent eines Zombies; leere, weitestgehend geistlose Hüllen, deren Existenz sich nur noch auf den nächsten Schuss ausrichtet, insofern passt diese filmische Übersetzung ganz gut und lässt mich sogar darüber nachgrübeln, warum diese Verbindung noch nicht öfter von Filmemachern erkundet worden ist (oder, falls sie das tatsächlich getan haben sollten, warum zum Geier ich mich nicht daran erinnern kann). In einem bösen Kicker-Ende geht Cohen sogar soweit, Stuff – obwohl die Tödlichkeit der Substanz mittlerweile erwiesen und allgemein bekannt ist – auf dem schwarzen Markt im Untergrund vertreiben zu lassen (in der Szene hält übrigens Patrick Dempsey, späterer TV-Star durch „Grey’s Anatomy“ seinen Zinken erstmals vor eine Filmkamera). Die Rettung durch die paramilitarischen stolzen Antikommunisten dürfte auch noch ein wohlgemeinter Nod Richtung Kubricks „Dr. Seltsam“ sein.
Dass bei all der Satire und dem großartigen Hintergrund hierfür die eigentliche Geschichte und die darin handelnden Charaktere nicht ganz so überzeugen können, dürfte auch daran liegen, dass eine gute halbe Stunde gedrehtes Material auf der Strecke blieb (und auch nicht auf der Anchor-Bay-DVD enthalten ist; angeblich existiert das Material aber noch und *könnte* theoretisch irgendwann mal ans Licht kommen); das Storytelling ist sehr hektisch, speziell in der Anfangsphase, in der der Rutherford-Plot noch parallel mit dem Jason-Plot läuft und wir ständig zwischen den beiden Schauplätzen hin- und herschalten, da will sich keine echte Spannung einstellen, weil wir als Zuschauer wissen, dass sich die beiden Plotlines erst verbinden müssen, ehe wir wirklich entscheidend weiterkommen (würde Rutherford ohne Jason auf die richtige Spur kommen, wäre der Subplot um den Kurzen ja überflüssig). Problematisch ist auch der Charakter Rutherfords selbst, der uns als amoralisch, schlicht finanziell interessierter Sack vorgestellt wird und ja eigentlich nur die Rezeptur von „Stuff“ ermitteln soll, aber für meinen Begriff zu schnell primär darauf abzielt, das Zeug aus dem Verkehr zu ziehen, anstatt, wie es seine Auftraggeber ja wünschen, diesen nur die Möglichkeit zu bieten, eine Stuff-Kopie auf den Markt zu werfen. Dieser moralische „Turn“ ist nicht recht glaubwürdig, ebenso wie die Tatsache, dass Nicole praktisch ohne on-screen-Erwähnung von der loyalen Stuff-Promoterin zu Rutherfords Verbündeten wird, hier fehlt jede Erklärung; ich muss davon ausgehen, dass Cohen des flotteren Pacings wegen diese Charakterentwicklungen streichen musste (New World Pictures, die die schlappen 1,7 Mio. Dollar Budget rausrückten, war zu dieser Zeit zwar immer noch ein Talentschuppen, in dem neue Talente und Aktive aus der zweiten Reihe auf eigene Faust loslegen konnten, hatte aber natürlich immer ein Auge darauf, dass die Endresultate auch gut zu vermarkten sind, und „The Stuff“ sollte nun mal, denke ich, als Horrorfilm vermarktet werden und nicht als Charakterdrama). Diese rumpelige Storytelling überträgt sich leider auch auf die Inszenierung selbst, die doch an einigen Stellen quietscht, hakt und ruckelt, da fehlt oft genug der Anschluss zwischen den Szenen, es wird deutlich, dass Cohen sich gezwungen sah, zwar die Action- und Horrorparts zu erhalten, aber eben auf die schlüssigen Verbindungssequenzen notgedrungen zu verzichten, d.h. alles wirkt ein wenig gedrängt, sehr hektisch, der natürliche Flow des Films geht verloren, man wird als Zuschauer manchmal ziemlich heftig aus dem Film herausgerissen, wenn Charaktere, die gerade noch meilenweit voneinander entfernt waren, wieder vereint sind und Ereignisse, von denen man denkt, sie müssten den Figuren zu denken geben, ignoriert werden.
Dies sind aber, da lege ich mich fest, höchstwahrscheinlich Probleme der Post-Produktion und des Endschnitts – dass New World ein 110-Minuten-Film für einen kommerziellen B-Reißer-Release zu lang war, ist nachvollziehbar, ebenso, dass die Firma die „money shots“ um jeden Preis in der Endfassung behalten wollte (allerdings flogen auch einige Stop-Motion-Effekte von David Allen raus). Die interne Schlüssigkeit ist da halt gerne mal zweiter Sieger gegen die finanziellen Interessen des Produzenten (ich melde aber hiermit bereits jetzt Interesse an einem „Director’s Cut“ an – noch ist Herr Cohen ja aktiv und könnte, wenn er wollte…). Von der reinen handwerklichen-technischen Seite ist „The Stuff“ für das mikrobenhafte Budget (um mal eine Hausnummer zu nennen, einer der bekanntesten New-World-Filme dieser Ära, die King-Adaption „Kinder des Zorns“, kostete ungefähr das Doppelte – und sieht nicht gerade teuer aus…) ziemlich beeindruckend. Die Kameraführung von Paul Glickman (der für Cohen bereits „God Told Me To“ fotografiert hatte, aber auch Al Adamsons gefürchteten Heuler „Dracula vs. Frankenstein“) ist absolut zufriedenstellend, das Pacing, dank des nun schon inflationär berichteten Verzichts auf „langweiligen“ Charakterstuff ausgesprochen flott (und selbst die Parts, die aus Jasons Perspektive geschildert werden, sind nicht so schlimm, wie ich, bekennender Hasser von Kinderprotagonisten, befürchtet hatte), allerdings eben ziemlich unrhythmisch.
Bei den Special FX haben einige Koryphäen Hand angelegt – David Allen („Puppet Master 1-5“, „RobotJox“, Robot Wars, „Flesh Gordon“, „Das Tier“), Oscar-Nominent Jim Danforth (Equinox, „Conan der Barbar“, „Freitag der 13., Teil 8“), Paul Gentry („Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“, „Last Action Hero“, Shrunken Heads, „24“), Jim Doyle („A Nightmare on Elm Street“, „Prom Night II“), David Stipes („Die Nacht der Creeps“, Krieg der Eispiraten, „Tales from the Darkside“, „Star Trek – The Next Generation/Deep Space Nine/Voyager“) – das ist schon ein ziemliches Who-is-who der preisbewusst arbeitenden Effekttüftler, die dafür sorgen, dass der Stuff auch wirklich gut aussieht – von matte paintings über Miniaturen bis hin zu richtig großen Effektsequenzen, in denen der Stuff von Feuerlöschschaum gespielt wird, wird einiges aufgefahren (und man bedient sich für eine Sequenz nicht nur des selben Tricks, sondern sogar des gleichen vertikal drehbaren Raums, in dem Johnny Depp dereinst im ersten „Nightmare“ sprichwörtlich an die Decke ging) Lediglich einige aufkopierte Flammen künden vom begrenzten Finanzrahmen des Films. Womit ich nicht gerechnet hatte (da sieht man mal, in welcher Unkenntnis ich an diesen Film ging), ist die Härte der Splattereinlagen – platzende und zermalmte Köpfe, halbierte Körper, hossa. Dafür, dass der blutig-sudelige Kram auch angemessen patent aussieht, sorgen Experten wie Ed French („Creepshow II“, „Mutant Hunt“, „Star Trek VI“, „Hellraiser: Bloodline“, „Return to Sleepaway Camp“), Steve Neill („Sador – Herrscher im Weltall“, „Laserblast“, „Fire Syndrome“) und Michael Maddi („Der Blob (Remake)“, „Scanners II/III“, „Freitag, der 13.: Das letzte Kapitel“). Höhepunkt der kruden Einfälle ist zweifellos der Abgang von Garrett Morris – hoihoi.
Für 1,7 Mio. Öre kriegt man, wenn man ersichtlich schon ein guter Teil des Budgets für die Effekte verplempert hat, keinen sonderlich eindrucksvollen Cast. Michael Moriarty, obwohl von Cohen oft und gerne gebucht (so in „American Monster“, „It’s Alive III“, „Return to Salem’s Lot“, aber auch in „Troll“, „Pale Rider“ und langjährig in „Law & Order“ zu sehen gewesen), ist für mich einer von diesen Schauspielern, die durchaus okay agieren, denen aber das gewisse Etwas zum wirklichen „leading man“ fehlt, das Charisma, die Screenpräsenz, die einen Akteur von einem Zweite-Reihe-Mitläufer zu den, der oben über dem Titel auf dem Plakat steht, machen. Nun, es kann nicht jeder Johnny Depp sein, und das, was er in „The Stuff“ zu tun hat, bewerkstelligt er durchaus in Ordnung, aber ein prägnanterer Schauspieler hätte vielleicht mehr rausholen können (wie für alle anderen wesentlichen Schauspieler gilt aber, dass seine Figur unter der fehlenden Charakterentwicklung leidet und das grundsätzlich der Glaubwürdigkeit der Aktiven abträglich ist) – sein „Kampf“ mit einem Stück Stuff, dass sich auf seinem Gesicht festgesetzt hat, ist aber große Klasse. Andrea Marcovicci kam 1976 durch eine wichtige Rolle in der Komödie „The Front“ (an der Seite von Woody Allen) zu frühem Ruhm, den sie aber nicht in die erhoffte Glanzkarriere umsetzen konnte – drei Jahre später war sie schon im Big-Budget-Trash „Airport ’80 – Die Concorde“ angekommen, von dort aus ging’s direkt ins Fernsehen, wo sie zumeist unbedeutende Gastrollen spielte; nur gelegentlich tauchte sie im B-Kino auf („Spacehunters“). Für sie gilt ähnliches wie für Moriarty – für eine größere Nebenrolle wäre das okay, als nominelle zweite Hauptrolle ist sie mir etwas zu austauschbar und belanglos. Die Show stielt sowieso Garrett Morris („Black Scorpion“, „Der Hotelboy“, „Hunter“, „Saturday Night Live“), der aus seinen wenigen Szenen als geschasster König der Schoko-Chips auf Rachefeldzug alles herausholt. Paul Sorvino (Papa von Mira, „Cruising“, „Chiller – Kalt wie Eis“) ist mir als Kommunistenfresser etwas zu plump, zu dick aufgetragen, zu sehr Parodie denn Satire, aber dennoch unterhaltsam. Als (auch so kreditierte) Gaststars fungieren Danny Aiello („Hudson Hawk“, „Leon – der Profi“, „Mondsüchtig“) als Informant aus der Lebensmittelaufsicht und Patrick O’Neal („Matchless“, „Kaz“, „Alarmstufe Rot“) als bösartiger, rein kommerzinteressierter Konzernchef. Kinderdarsteller Scott Bloom (später in ein paar Folgen von „Wer ist hier der Boss?“ und in Hal Needhams unnötigem „Schlitzohr“-TV-Aufguss „Bandit’s Silver Angel“ am Start) ist nicht aktiv nervig, aber auch nicht wirklich überzeugend. In Cameo-Auftritten in Stuff-Werbespots sind die Starlets Brooke Adams (Shock Waves, „Dead Zone“, „Manchmal kommen sie wieder“) und Laurene Landon (Barbarian Queen II: The Empress Strikes Back, Wizards of the Lost Kingdom II), Clara Peller, das langjährige „Gesicht“ der Wendy’s-Hamburger-Werbekampagne, Broadway-Star Tammy Grimes (Mutter von Amanda Plummer) und Abe Vigoda (bekannt aus „Der Pate“) zu sehen. Einen kurzen Bit-Part als Supermarkt-Kassier absolviert der spätere Talk-Radio- und „Alarmstufe Rot 2“-Star Eric Bogosian.
Bildqualität: Resurrection Pictures hat mittlerweile zwei Auflagen von „The Stuff“ herausgebracht, die sich aber nur in der Verpackung unterscheidet – die Erstauflage kommt im schicken Pappschuber, die Zweitauflage in einem eher mäßig gestalteten Amaray (das ist sogar so mies gestaltet, dass ich eigentlich davon ausging, wieder mal ein Bootleg erworben zu haben). Beide Versionen bieten aber einen überraschend guten 1.85:1-Widescreen-Transfer (anamorph) mit soliden Schärfe- und guten Kontrastwerten. Verschmutzungen oder Defekte fallen nicht auf.
Tonqualität: Der englische O-Ton sowie die deutsche Synchronfassung, die sich einigermaßen erfolgreich darum müht, unübersetzbare Wortspiele (wie den Spitznamen Rutherfords, der im Original „Mo“ lautet, weil „I ask for mo‘ money“, im Deutschen „Moet“, weil „ich immer mit Moet-Champagner ins Bett gehe“) durch eigene Scherze zu ersetzen, liegen jeweils in Dolby Digital 2.0 vor. Da ich gestern nacht um eins nicht mehr in der Stimmung war, mich auf englischen Ton zu konzentrieren, hab ich mich mit der Synchronfassung begnügt – die ist zweckdienlich, rauschfrei, kein besonderer Ausbund an Dynamik und spektakulärem Mix, aber eben völlig brauchbar.
Extras: Leider nur der Trailer. Für umfangreiches Zusatzmaterial muss der geneigte Kunde sich an den US-Release von Anchor Bay halten.
Fazit: Auch wenn „The Stuff“ einige Schwächen hat – namentlich das unrhythmisch-hektische Storytelling aufgrund der Konzentration auf die Effekt-, Action- und Horror-set pieces) und die wenig charismatischen Hauptdarsteller -, eins steht zweifellos fest: das Ding macht Laune. Wer aus Ideen todernst gemeinter Hammer-SF-Horrorfilme und 50er-Jahre-B-Kintopps eine beißende Satire macht, ohne dabei in Klamauk zu verfallen, sondern einen seriösen Grundton wahrt und noch Platz für ein paar heftige Splatter-FX hat, verdient sich seinen Platz in meinem Buch der coolen Leute zweifellos (den hatte Larry Cohen zwar schon seit jeher, schließlich bin ich ein Riesenfan von „American Monster“ und „Ambulance“). „The Stuff“ ist nicht perfekt, aber ein großes Vergnügen für den aufgeschlossenen Genre-Fan und ein weiterer Beweis für das große Talent Cohens, Horror, Sozialkritik und Fun unter einen Hut zu bringen. Heartily recommended!
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(c) 2009 Dr. Acula