- Deutscher Titel: Stray Bullet - Das falsche Ziel
- Original-Titel: Stray Bullet
- Regie: Rob Spera
- Land: USA
- Jahr: 1998
- Darsteller:
Robert Carradine (John Burnside), Rebecca Staab (Stella Crosby), Fred Dryer (Forrest Mason), Lorraine McCourt (Francesca), Ian Beattie (Pryke), Brian Begley (Wayne), Tim Murphy (Morris), Kieran Hurley (Doyle), Glen Mulhern (Troy)
Vorwort
Eigentlich wollte Rechtsanwalt John Burnside in der tiefsten Provinz von Maine nur das Testament einer verblichenen Tante eröffnen, doch schon am Flugplatz stolpert er über die attraktive Blondine Stella Crosby, die ihn recht unvermittelt einlädt, mit ihr abends ein Konzert zu besuchen. Leider hat John nicht aufgepaßt, als seine Mama ihm mal erzählt hat, daß man sich von fremden Frauen nicht anquatschen lassen soll und das hat er nu davon… Vom Konzert weg wird John entführt und vor einen finsteren Gesellen namens Pryke geschleppt, der ihn für Stellas Ehemann hält und die Zahlung von zwei Millionen Dollar für geleistete Dienste in Sachen Bankraub und Geldwäsche verlangt. Natürlich glaubt dem armen John kein Schwein, dass er mitnichten der Ehegatte des Mädels ist, sondern stellt nur ein 48-Stunden-Ultimatum. Fatal wird die Lage für John, als er seine Geschichte bei der Polizei erzählt und Stelle mitnichten seine Version bestätigt, sondern als ihren angetrauten Ehegatten identifiziert. Da herrscht Erklärungsbedarf… Stella erzählt dem treudoofen Anwalt, daß sie und ihr Männe unglückseligerweise in eine kriminelle Geschichte verwickelt wurden, sie aber aussteigen wolle und sie dafür Johns Hilfe benötige. Blöd und weltfremd, wie Rechtsverdreher nun mal sein können, läßt er sich von der fatalen Femme einwickeln – schon bald stapeln sich rund um John die Leichen und nun ist nicht nur Pryke hinter ihm her, sondern auch der lange Arm des Gesetzes. Hat Stelle unserem Helden etwa nicht die ganze Wahrheit erzählt?
Inhalt
Wenn ein Film mit der Einblendung „New Concorde presents“ beginnt, weiß der geneigte Cineast, was Sache ist (und wenn er nicht nur geneigt, sondern auch gewieft ist, drückt er geistesgegenwärtig auf die Stop-Taste) – wir haben es einmal mehr mit einer Billigproduktion aus dem Hause Roger Corman zu tun. Und auch, wenn man die Meßlatte dementsprechend etwas tiefer ansetzt, noch nicht mal mit einer besonders guten (was leider Gottes für das meiste zutrifft, was Corman in den letzten Jahren finanziell unterstützt hat)… „Stray Bullet“ ist ein trotz seiner bemühten Drehungen und Wendungen ziemlich vorhersehbarer und unaufregender Thriller, dessen Story keinen Hund hinter’m Ofen vorlocken wird. Die Geschichte ist altbacken und so offensichtlich konstruiert, dass ihr Protagonist (der als Anwalt, rein theoretisch, intelligenzmäßig nicht volldebil sein dürfte, allerdings kenne ich genügend Juristen, die als lebende Antithese hierzu auftreten könnten) ob seiner Unfähigkeit, das böse Spiel rund um ihn herum zu durchschauen, nur noch dämlich wirkt – ja, es ist wieder mal einer dieser Filme, bei denen man dem eigentlich als Helden gedachten Hauptdarsteller alles erdenklich Schlechte wünscht, weil er sich so idiotisch benimmt – den finalen „Clou“ der Story hatte schon ungefähr ’ne halbe Stunde vorher durchschaut (der „Hinweis“ ist aber auch soooo offensichtlich, dass dazu keine besondere Geistesleistung von Nöten ist); ein Thriller für Leute, denen die durchschnittliche SOKO-5113-Folge zu hoch ist, die aber trotzdem gern mal einen „komplexen“ Genrebeitrag sehen wollen.
Als wäre die Geschichte nicht eh schon uninteressant genug, kann Regisseur Rob Spera (der der Welt unsterbliche Gassenhauer wie „Witchcraft“ oder „Leprechaun in the Hood“ bescherte) auch durch seine Inszenierung keine Blumentöpfe gewinnen – das Pacing ist mau (nach einer ganz vielversprechenden Auftaktszene nimmt sich der Film eine viertelstündige Auszeit, bis überhaupt wieder was handlungsrelevantes passiert), schläft in seinen Charakterszenen nahezu ein und gewinnt erst im finalen body-count-intensiven (yet reichlich unblutigen) Shoot-out so etwas wie Energie. Die Kameraführung bemüht sich zumindest um den ein oder anderen originellen Shot, im Gegenzug dazu bemüht sich die unpassende musikalische Begleitung (unvermittelt bricht der Soundtrack ein ums andere Mal in Heavy Metal aus – nicht, dass ich was gegen Metal hätte, Luzifer bewahre, aber hier paßt’s einfach nicht), jegliche Stimmung aus dem Film zu prügeln.
Was auch stört, ist die gewählte Location – Corman wich Ende der 90er Jahre aus steuerlichen Gründen öfter mal zum Dreh nach Irland aus – und Irland ist zwar auch grün and stuff, aber kein überzeugendes Double für Maine oder das angrenzende Kanada (und wenn auf dem angeblichen Provinzflughafen von Maine ’ne Air-Lingus-Propellermaschine rumschippert, darf man sich dann doch dezent über die Leistungsfähigkeit und Reichweite von 18-Sitzer-Turboprops wundern).
Darstellerisch wird Routine geboten – Robert Carradine, Mitglied des bekannten Schauspieler-Clans und bekannt aus Blödelfilmen wie „Revenge of the Nerds“, der Western-Kuriosität „The Long Riders“ (in der alle Film-Brüder auch von real-life-Brüdern gemimt wurden) und kleineren Rollen in größeren Filmen wie „Escape from L.A.“ oder „Ghosts of Mars“, ist zwar prinzipiell wie geboren für die Rolle eines Durchschnittstypen, der in eine ihn in jeder Hinsicht überfordernde Räuberpistole hineingezogen wird, scheitert aber an seinem stupiden Charakter, der es unmöglich macht, mit ihm zu sympathisieren.
Der topgebillte und in Ehren ergraute Fred Dryer (lange Jahre knallharter Cop in der populären Krimiserie „Hunter“) begnügt sich mit einem wenig einprägsamen Kurzauftritt, Rebecca Staab (Sue Storm in der Eichinger/Corman-Co-Produktoin „Fantastic Four“, die nie offiziell das Licht der Welt erblickte, „T.N.T.“, „Substitute 3“) bekommt die hinterhältige Femme Fatale ganz gut hin, ohne schauspielerische Glanzpunkte zu setzen.
Ian Beattie als Schurke Pryke sorgt für das notwendige Quentchen Overacting.
Bildqualität: Der Vollbildtransfer ist für ein preiswert produziertes B-Movie halbwegs anständig gelungen – die Schärfe ist okay, die Farben lebendig. Allerdings ist der Print für einen Film neueren Baujahrs doch unnötig verschmutzt und von recht häufig auftretenden kleinen Stör-Speckles gekennzeichnet. Natürlich ist das insgesamt ein besserer Transfer, als man ihn von Billiglabeln wie Madison oder CTI kennt, aber durchaus verbesserungsfähig.
Tonqualität: Geliefert werden zwei deutschsprachige Tonspuren in Dolby Digital 5.1 und 2.0. Die 2.0-Spur scheint mir insgesamt den lebendigeren Eindruck zu machen, vor allem Geräuscheffekte kommen in der vermeintlich primitiveren Technik deutlich besser zum Ausdruck als bei der insgesamt etwas blah abgemischt erscheinenden 5.1-Spur, die vielleicht ein wenig klarer differenziert ist, aber insgesamt kraftlos und leiser wirkt.
Extras: Neben drei Trailern aus dem Laser-Paradise-Programm werden uns eine ausführliche Slideshow (ca. 40 Filmbilder) und Text-Filmographien für Rob Spera, Dryer, Carradine und Staab geboten, wobei man in den letztgenannten drei Fällen eher von Biographien sprechen sollte, besonders die Biographie für Fred Dryer ist in Relation zu seiner eher bescheidenen Rolle von schon ausufernderm Umfang. Und wenn mir sowas schon mal auffällt – die Menüs sind zwar recht pfiffig gestaltet, haben aber wenig Bezugspunkte zum Film…
Fazit: „Stray Bullet“ ist ein in allen Belangen durchschnittlicher Thriller aus der Corman-El-Cheapo-Factory und verfügt über nichts, was einen gesteigerten Erinnerungswert ausmachen würde – ein Film, den ein wenig gratitious nudity und violence nicht geschadet hätte. Die Story ist vorhersehbar, Spannung will sich nicht einstellen und selbst die große Actionszene am Ende reißt gewiß niemanden vom Hocker. In den Videotheken stand sowas früher (in den guten alten Zeiten, die Älteren werden nickend wissen) weitgehend unbeachtet irgendwo in den Regalen an der Grenze zur Porno-Abteilung und wurde nur ausgeliehen, wenn alle Top-Titel schon weg waren. Ich wüßte also nicht, warum man sich einen zwar anständig gespielten, aber vollkommen belanglosen Film wie diesen kaufen sollte… die DVD selbst ist technisch akzeptabel, ohne zu Begeisterungsstürmen Anlaß zu gebieten.
2/5
(c) 2004 Dr. Acula