Strangler of the Swamp

 
  • Original-Titel: Strangler of the Swamp
  •  
  • Regie: Frank Wisbar
  • Land: USA
  • Jahr: 1945
  • Darsteller:

    Maria Hart (Rosemary La Planche)
    Christian Sanders (Robert Barrat)
    Douglas (Charles Middleton)
    Christian Sanders jr (Blake Edwards)
    Martina Sanders (Effie Parnell)
    Pete Jeffers (Nolan Leary)
    Anna Jeffers (Virginia Farmer)
    Joseph Hart (Frank Conlan)
    dark-haired woman (Therese Lyon)
    Chris Drake


Vorwort

Manchmal frage selbst ich mich, wie ich zum ein oder anderen Film in meiner Sammlung gekommen bin. Gut, man hat gewisse Sammelgebiete, die man stärker als andere beleuchtet, oder man hat Phasen (wie meine Bela-Lugosi-Phase), aber every now and then hat einem der Postbote auf einmal einen Film gebracht, von dem man sich eigentlich überhaupt nicht mehr erklären kann, was man mit dem wollte. So ungefähr ging es mir mit STRANGLER OF THE SWAMP. Als ich vor ca. 1 1/2 Jahren sprichwörtlich in der Kohle schwamm (naja, relatively spoken), war Stammkunde bei amazon.com und was mir der dortige Recommendation-Agent so vor die Nase knallte, war fast schon so gut wie bestellt. Eines Tages servierte mir dieser, aufgrund meines heftigen Herumbrowsen in der „40er-Jahre-B-Movie-Abteilung“ eben auch STRANGLER OF THE SWAMP. Zu meiner Schande hatte ich weder von dem Film noch von dem Regisseur Frank Wisbar auch nur irgendein winziges Wörtchen gehört, aber was ich las, klang ganz vielversprechend, so teuer war die DVD auch nicht, also auf´s ADD TO SHOPPING CART-Knöpfchen geklickt und keine Woche später war die Disc dann da.

Frank Wisbar, soviel hatte ich inzwischen rausbekommen, gehörte zu der Garde deutscher Regisseure, die im Aufkommen des Nationalsozialismus ihre Koffer packten und gen USA auswanderten. Wisbar war aber sowas wie ein Spätzünder und ging wohl erst kurz vor oder nach Kriegsausbruch ausser Landes und die Kollegen Lubitsch, Lang & Co. hatten die fetten Fleischtöpfe in Hollywood bereits besetzt. Also blieb Wisbar nicht viel anderes übrig, als für das ärmste der armen Poverty-Row-Studios, die hier schon erwähnten PRC-Studios, zu arbeiten. PRC hatte nie Geld und war hauptsächlich an fetzigen, schnell heruntergekurbelten Streifen interessiert, die leidlich Kasse machen konnten. Wisbar war dort eigentlich vollkommen fehl am Platze, galt sein deutscher Film FÄHRMANN MARIA doch als eines der letzten Meisterwerke des deutschen expressionistischen Films (in der Tradition von Dreyer hatte er sogar VAMPYR-Star Sybille Schmitz für die Hauptrolle gewonnen). Irgendwie überredete Wisbar die PRC-Verantwortlichen, ein paar mickrige Dollar für ein US-Remake des Streifens lockerzumachen. PRC produziert Expressionismus… ein Oxymoron, wenn´s denn eins gibt, aber so geschah es…


Inhalt

Das gute alte Textvorwort informiert uns kurz über alte Legenden, die in den Sümpfen kursieren, über die Wichtigkeit der Fährboote, die zwischen den einzelnen Siedlungen kreuzen und dass jeder, sogar manchmal die Toten, sie benutzen muss… scary stuff, isn´t it, vor allem, wenn wir dann auf einen Galgenstrick schwenken…

Nun gut, das Fährboot, das wir sehen, transportiert einen Toten, einen gewissen Billy, der von Christian Sanders, dem Top-Honcho des Sumpfdorfs, in dem wir uns befinden und Jeffers, in den Sümpfen gefunden wurde. Frau Sanders bemerkt fix, dass um den Hals eine Schlinge gelegt ist. Sollte der „Würger“ zugeschlagen haben? Sanders ist erzürnt, das ist nur diverses Holz- und Lianenzeug, das sich um den Hals des Toten gelegt hat und von Würgern will er nix hören. Die Frauen des Orts sehen´s anders, „you are all marked man!“ geben sie den Herren der Schöfpung auf den Weg.

Die Frauen beschliessen, die vorhin gesehene Schlinge, die offenbar alles Unglück der Welt über unser Dorf bringt, abzunehmen und müssen dafür mit der Fähre des alten Joseph Hart fahren. Auf dem Weg dahin dismissed auch Joseph die Theorien der Frauen als reinen Mumpitz & Aberglauben, aber die Frauen klären ihn (und auch den Zuschauer) auf. Vor Jahren wurde dort an der Schlinge ein Mann aufgeknüpft, Douglas, wegen Mordes, obwohl er stets seine Unschuld beteuerte. Die Tatsache, dass Douglas als Tunichtgut bekannt war und Joseph Hart mit seiner Zeugenaussage das Alibi des zum Lynchen anstehenden widerlegte, führte dazu, dass Douglas den Ort bzw. die Männer, die ihn hängten und deren Nachkommenschaft, mit einem Fluch belegte. Und, so die Frauen, Joseph hatte ja was vom Lynchen, denn so kam er an das einträgliche Fährgeschäft, das vorher Douglas betrieb. Joseph will davon nix wissen, auch nicht, als die Frauen ihm vorhalten, dass schon vier an dem Lynchmord beteiligte Personen bzw. Nachkommen derselben, sich aus dieser Welt verabschiedet haben und alle wurden irgendwie erwürgt.

Na gut, Joseph will die Schlinge jedenfalls als Warnung hängen lassen, aber die Schlinge hat andere Pläne, fällt runter und zwar Joseph direkt um den Hals. Für die Frauen ist das ein Zeichen des Himmels, für Joseph nur ein dummer Zufall. Joseph hat besseres vor, als sich von einem Würger schrecken zu lassen, er ist ja erst 70 und hat noch Pläne für die Zukunft (!), und bald wird seine Enkelin kommen, um das Geschäft zu übernehmen.

Am Abend plagen den Herrn dann doch Gewissensbisse, denn er ist im Begriff, einen Brief zu verbrennen, kommt aber nicht dazu, da die Glocke bimmelt, mit der sich Fahrgäste am anderen Ufer ankündigen. Joseph zerrt das Boot rüber (die Fähre funktioniert in der Weise, dass der Fährmann das Boot an einem Seil rüberzieht… da gibt´s auch nen Fachbegriff dafür, aber den hab ich vergessen). Auf der anderen Seite ist … niemand! Doch dann meldet sich eine Stimme und eine schemenhafte Gestalt schält sich aus dem alles umwabernden Nebel – Douglas, der Gehenkte, der Würger! Joseph kriegt nun doch Muffensausen, zumal sich der Würger des Boots bemächtigt und als erstaunlich stofflicher Geist das Boot zurück zum Fährhaus zieht. Panisch will Joseph die verfluchte Schlinge über Bord werfen, schafft es aber dabei, sich so blöde anzustellen, dass die Schlinge ihm um den Hals fällt und das andere Ende sich um einen Baumstumpf wickelt. Abgang Joseph…

Einige Tage später… Sanders und Jeffers gehen die spärliche Hinterlassenschaft des Fährmanns durch. Ausser zwei Hosen und sechs Hemden scheint´s nur ein paar Briefe zu geben, die Sanders erstmal einsackt. Sanders trägt Jeffers den Posten des Fährmanns an, aber der lehnt dankend ab, er hat zuviel Schiss vor dem Würger. Immerhin sei auch das Seil, mit dem Joseph sich erwürgt hat, verschwunden. Bevor Sanders zu einer weiteren Tirade um Aberglauben und Hokuspokus ansetzen kann, spotten die beiden am anderen Ufer ein hübsches Mädchen (und damit tritt immerhin schon nach 18 Minuten in einem 58-Minuten-Film die weibliche Hauptrolle in unser Leben). Es ist Maria, Josephs Enkelin, die natürlich erst mal ein wenig mitgenommen ist, als Sanders sie vom Ableben ihres Opas in Kenntnis setzt, ganz schonend und nicht unbedingt mit der reinen Wahrheit… „He just slipped over into another world“. Und „a schöne Leich´ war´s“, wie man im Bayernland sagen würde. Immerhin lädt Sanders Maria ein, die ersten Tage erst mal in seinem Haus zu verbringen.
Dort unterhält sich Maria bald mit Mrs. Sanders (wir sind natürlich in einer Zeit, wo sich die Eheleut noch vornehm mit Mr. und Mrs. XY ansprechen). Maria will ungeachtet aller gut gemeinten Ratschläge der Sanders-Frau das Fährgeschäft übernehmen und, da – was Maria ja nicht weiss – kein anderer so recht will, sieht das Mr. Sanders auch sehr wohlwollen. Mrs. Sanders ist bei dem Gedanken unwohl, da bekanntlich creepy stuff im Sumpf happened, aber reinen Wein schenkt sie ihr auch nicht ein.

Mr. Sanders schwört die anderen Dorfbewohner derweil darauf ein, einstweilen über die wahren Hintergründe des Opa-Ablebens und natürlich die Strangler-Geschichte schlechthin Stillschweigen zu bewahren.

Mrs. Sanders kramt das vermeintlich verschwundene Seil aus ihrer Küchenkiste und bringt es zu einer Kirchenruine, knotet es an das Glockenseil und hofft damit, den Fluch gebrochen zu haben.

Sanders derweil informiert den ängstlichen Jeffers, dass er Josephs ominösen Brief gelesen hat – und der ist ein Geständnis! Joseph hatte seinerzeit den Mord begangen und ihn Douglas untergeschoben, was bedeutet, dass man einen unschuldigen Mann gehängt hat. Damit qualifiziert sich Josephs Tod als Selbstmord. Jeffers ist überzeugter denn je, dass der Würger allen Grund hat, die am Lynchmord Beteiligten auszumerzen, aber Sanders wischt die Bedenken mit „passiert ist passiert“ beiseite.

Einige Zeit geht ins Land, Maria führt das Fährgeschäft zu allgemeiner Zufriedenheit, bis ein jugendlicher Schnösel im Anzug aus der grossen Stadt ankommt – es ist Christian Sanders jr., der in seine Heimat zurückkehrt, um hier als Farmer sesshaft zu werden (Farmen im Sumpf? Sachen gibt´s…). (Und damit wäre nach 30 Minuten in unserem knappen Einstünder auch die männliche Hauptrolle endlich eingetroffen). Chris, der sich die Ansprache mit „Junior“ verbittet, wirft gleich mal ein paar Augen probehalber auf die hübshe Maria.

Mama Sanders ist nicht wirklich begeistert von der Rückkehr des Sohnemanns, fürchtet sie doch den Würger, während Papa Sanders approved – damit hören vielleicht wenigstens die Gerüchte auf, er hätte seinen Sohn aus Angst vor dem Fluch weggeschickt.

Die grosse Festivität des Dorfes, der Halloween-Tanz naht und ein gewisser George möchte gerne Maria dazu abschleppen. Dazu tischt er ihr ein paar Teile der Würger-Geschichte auf und meint, sie schwebe in Gefahr. Maria sieht das ähnlich, aber eher deswegen, weil George besoffen ist und sie befürchtet, er würde ihr an die Wäsche gehen. Chris ist der gleichen Ansicht, mischt sich ein und haut George eine aufs Maul. Bei Chris haben sämtliche männlichen Beschützerinstinkte eingekickt und wir wissen es – ja, der Jung´ ist verliebt. Doch im finstren Sumpf steht eine noch finsterere Gestalt und guckt zu – der Würger…

Ein Monat vergeht. Mama Sanders beschwert sich scherzhaft beim Filius, dass der seiner Jugendfreundin Margaret aus dem Weg geht und Chris gesteht seine Liebe zu Maria. Mama ist begeistert, aber Maria weiss noch nichts von ihrem Glück, denn der gute Chris traut sich nicht. „Lass dein Herz dir sagen, wann der richtige Zeitpunkt ist,“ empfiehlt Ma Sanders.

Später unterhalten sich Maria und Chris. Maria erzählt von einem unheimlichen Erlebnis… in der Nacht sei das Signal der Fähre gegangen, aber niemand war am anderen Ufer, aber sie hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Für Chris reicht das aus, um wieder den grossen Protektor zu spielen, nach dem Motto „du gehst mir nicht mehr alleine raus“, aber Maria löst das Rätsel, dass offenbar ein toter Vogel gegen das Signal gefallen sei (?). Naja, Chris immerhin gibt sich jetzt einen Stoss und macht Maria einen Antrag und man küsst sich…

Ein mittelschwer panischer Jeffers macht bei Sanders Senior seine Aufwartung. Der Würger hätte ihn fast erwischt, geifert er und kommt auf die vermeintlich einzige Lösung, den Fluch zu brechen, zu sprechen (nein, mal wieder ein kleiner unabsichtlicher Reim… wie schön). Nach der Legende würde der Fluch nämlich von der Gemeinde genommen, wenn einer der Betroffenen sich dem Würger freiwillig stellen würde. Jeffers denkt dabei gänzlich uneigennützig an Sanders, denn der hat doch im Leben schon alles erreicht, was es zu erreichen gäbe und die Gemeinde würde sein Andenken in Ehren halten… Sanders ist verständlicherweise von dieser Argumentation nicht gänzlich überzeugt und meint, dass es wohl logischer wäre, den grössten Trottel des Ortes, sprich Jeffers, zu opfern, bevor er selbigen hinauswirft.

Auf jeden Fall hat Sanders nun die Schnauze voll, eine Dorfversammlung will er einberufen und dabei den Plan vorstellen, den Sumpf trockenzulegen, damit der Schwachsinn ein Ende hat. Seine Frau weist ihn darauf hin, dass die Gemeinde leider ziemlich pleite ist, aber Sanders hat auch dafür eine Lösung. Er will halt den Kirchenfonds anzapfen, mit dem eigentlich eine Kirche für das Dorf gebaut werden sollte. Ma Sanders ist gottesfürchtig entsetzt.

Chris und Maria planen schon mal ihre gemeinsame Zukunft, d.h. Maria denkt und Chris lenkt, denn der will nichts davon wissen, dass seine Zukünftige am Ende noch das Fährgeschäft weiter betreibt. Den nächsten Kuss der beiden beobachtet wieder die finstere Gestalt aus den Sümpfen…

Sanders ertappt Jeffers dabei, dass dieser mitsamt Frau & Hausrat feigerweise einen spontanen Wohnungswechsel vornimmt. Dann kommt es zu einem dieser hübschen Vater-Sohn-Gespräche, als Chris seinem alten Herrn von seinen Heiratsplänen erzählt. Leider ist Papa nicht glücklich über die Wahl seines Juniors und verbietet die Hochzeit. Schliesslich, so Paps, ist ihr Opa ein Mörder und die gute alte Sippenhaft macht es einer ehrbaren Familie wie den Sanders natürlich unmöglich, solches Gesindel einheiraten zu lassen. Chris ist helle und konfrontiert den Paps damit, dass die Sanders-Familie technisch gesehen genauso ein Mörderverein ist, schliesslich habe man ja einen Unschuldigen aufgeknüpft. Nönö, das ist alles Josephs Schuld, meint Papa, nene, du bist genauso schuld, entgegnet Junior. Trotzdem – die Maid kommt mir nicht ins Haus, entscheidet der Senior und der Junior trägt´s mit Fassung. „Dann siehst du mich halt auch nicht mehr.“ So einfach ist das.

Maria hört in ihrer Hütte einen Schrei, eilt nach draussen und sieht dort gleich Chris an einer Schlinge baumeln. Hastig holt sie den Knaben runter, der auch noch lebt, aber ziemlich fertig ist. „Es war der Würger,“ stammelt Chris, aber sein Gspusi glaubt kein Wort, sondern faselt was von einer „Wildfalle“, in die Chris geraten sei. Dann trabt sie ab, den Doktor aus dem nächsten Ort zu holen, doch der Würger hält sie davon ab. „Chris is doomed“, verkündet selbiger und macht sich auf, sein Werk zu vollenden. Doch die Hütte ist leer, den Chris hat sich verkrochen. „He shall not escape,“ brummt der Geist. Chris hat sich in die Sümpfe geschlagen, Maria sucht, aber findet nicht.

In der Dorfschänke diskutieren die Frauen des Ortes noch den teuflischen Plan Sanders´, die Kirchengelder für die Sumpftrockenlegung zu verwenden und zuhause probt der Gedisste die entsprechende Ansprache für die Versammlung, als Maria hereinplatzt und berichtet, was vorgefallen ist. Sanders glaubt natürlich sofort jedes Wort und macht sich sofort auf in die Sümpfe, um auf die Suche zu gehen, Maria soll den Rest des Ortes zusammentrommeln. Leider sabotiert der Würger diese Aktion, indem er mit seinen übernatürlichen Fähigkeiten alle Fenster und Türen zuschlägt, die Maria öffnen will, bis das verzweifelte Mädel eben alleine wieder ind ie Sümpfe rennt.

Sanders durchsucht den Sumpf und stösst schliesslich auf den mehr tot-als-lebendigen Chris und schleppt ihn ab, Maria trifft die beiden, der Würger immer auf der Verfolgung. Die drei flüchten sich schliesslich in die Kirchenruine und tatsächlich, den heiligen Ort kann der Würger nicht betreten. Chris allerdings leidet unter akuter Atemnot, also ist klar, dass diese Lösung nur temporär sein kann. Sanders versucht, die Kirchenglocke zu aktivieren, aber leider reisst das Glockenseil. Es bleibt nur eine Möglichkeit – der Opfergang und natürlich, denn wahre Liebe bringt jedes Opfer, rafft sich Maria auf, dem Würger freiwillig gegenüberzutreten (abgesehen davon, dass ihr niemand etwas von der Würger-Geschichte, geschweige denn von der sich-selbst-opfern-Legende erzählt hat…). Maria verlässt also das sichere Geviert zwar mit Tränen in den Augen, aber offenbar einer festen Überzeugung im Herzen. Und tatsächlich – als Maria ihm aus eigenem Antrieb näher kommt, weicht der Würger zurück. „Mach deinen Frieden,“ empfiehlt Maria, „mit dem Allmächtigen und lass die Lebenden in Ruhe“. Die Worte scheinen den Würger ausreichend zu besänftigen, denn er verschwindet im Sumpf…

Mit dem Verschwinden des Geists lässt auch Chris´ Atemnot nach und Paps kann nun doch seinen Segen zur geplanten Verbindung geben. THE END.

M an muss Frank Wisbar ein echtes Kompliment machen. STRANGLER OF THE SWAMP ist natürlich kein grosser Film und nicht unbedingt das, was ich einen echten KLASSIKER nennen würde, aber dafür, dass Wisbar mit einem praktisch nicht existenten Budget auskommen musste, ist der Streifen verdammt gut gelungen.

Wisbar macht aus der Not eine Tugend – der nahezu komplett im Studio geschossene Film verbreitet eine eigentümlich unheimliche Atmosphäre, das Sumpf-Set gehört zu den wohl gekonntesten Sets der Epoche, obwohl es relativ einfach und schlicht gestaltet ist, ist die Wirkung überwältigend – der ständig wabernde Nebel, im Verbund mit effektiver Licht- und Schattenspieltechnik, das ist schon in der Lage, wohlige Schauer über den Rücken zu jagen. Man merkt hier in jeder Sekunde die Handschrift der grossen expressionistischen Regisseure – sicher ist STRANGLER OF THE SWAMP nicht auf eine Stufe zu stellen mit VAMPYR oder ähnlichen Filmen, aber das Bemühen, trotz der finanziellen Handicaps Atmosphäre durch Licht und Schatten zu schaffen, ist förmlich greifbar und zumeist auch wirksam.

Auch die verhältnismässig raren Auftritte des Würgers sind ähnlich gelungen – langsam, nahezu unwirklich schält sich die Kontur des Gelynchten schemenhaft aus dem Nebel, unter den gegebenen Umständen ein nahezu perfekter Effekt; und ein schlichtes, aber wirkungsvolles Make-up des „Geists“ passt hierzu perfekt. Merket auf, ihr Möchtegern-Horrorfilmer: richtigen Schrecken erzeugt man nicht mit Blut und Eingeweiden, sondern durch gekonnten Einsatz von Kamera, Beleuchtung und dezenten Effekten. Wenn man´s den kann…

Problematisch wird die Sache dann schon eher bei der Dramaturgie… in 58 Minuten kann man eh keine vernünftige abendfüllende Geschichte erzählen, das ist mir klar, aber ein wenig gewagt erscheint es mir doch, die eigentlichen Hauptfiguren nach knapp 20 bzw. gut 30 Minuten in die Handlung einzuführen. So wirkt dann einiges, trotz des bewusst schon fast „schlafwandelnden“ Tempos des Films (auch hier eine Parallele zu VAMPYR), schon fast wieder gehetzt, z.B. und insbesondere die Liebesbeziehung zwischen Chris und Marie. Etwas weniger Exposition in der Anfangsviertelstunde, dafür etwas mehr Character Development im Mittelteil hätten dem Streifen vermutlich gut getan; aber es ist natürlich klar – PRC wollte einen Horrorfilm und das bedeutet, bei einer Laufzeit von 60 Minuten wollten die Produzenten den „good stuff“, d.h. natürlich das Auftreten des Geists und seine Untaten, in den Vordergrund stellen und nicht die Liebesgeschichte zwischen Chris und Maria. Das aber schwächt wieder das Ende ab, denn die knapp 15 Minuten Filmlaufzeit, die unsere Protagnoisten nun effektiv in love sind, machen den finalen Opferwillen Marias nicht genug glaubhaft, sondern fast schon etwas beliebig. Wie gesagt, dass ist nicht Wisbar anzulasten, sondern geht zweifellos auf das Kerbholz der Billig-Company. In die gleiche Kategorie fallen meine anderen Probleme mit dem Drehbuch, so z.B. dass Sanders Senior Maria sofort glaubt, als sie mit ihrer Würger-Geschichte ankommt, oder dass die Rolle der Frauen im Film und ihrer religiösen Opposition gegen den „rational thinker“ Sanders zumindest ausbaufähig erscheint; man muss allerdings festhalten, dass dem Film ein konsequent religiöser Untertun innewohnt, sei es durch Gebete, relativ viele Bezugnahmen auf Gott und die Tatsache, dass „heiliger Grund“ eine gewisse Rolle spielt. Trotz dieser durchdringenden Religiosität ist dies aber nicht als aufdringlich zu empfinden, sondern passt zum Setting – in einer solch „gottlosen“ Gegend erscheint es nachvollziehbar, dass die Bevölkerung umso gottesfürchtiger wird.

Nicht unter „daran sind die Produzenten schuld“ fällt jedoch, dass ich das Grundsetting etwas unglaubhaft finde – warum sollte derart unwirtliches Sumpfland überhaupt besiedelt sein und dann noch zwecks „farming“? Das mag mir nicht so recht einleuchten, aber irgendeinen Grund brauchte man natürlich, um die Menschen in den Sumpf zu verfrachten, ohne den die Story verständlicherweise nicht funktionieren könnte.

Positiv für einen B-Horrorfilm dieser Epoche ist natürlich zu vermerken, dass Wisbar konsequent auf den seinerzeit obligatorischen „comic relief“ verzichtet, potentiell wäre dafür wohl Jeffers vorgesehen, aber dessen Ängste sind zu tief verwurzelt, zu „real“, um als „funny“ durchzugehen.

Interessant wäre es, STRANGLER OF THE SWAMP mit dem ursprünglichen FÄHRMANN MARIA zu vergleichen, der plotwise wohl ziemlich identisch mit dem Remake ist, aber vermutlich in expressionistischer Tradition weniger „zusammengestaucht“ sein dürfte. Sollte jemand einen sachdienlichen Hinweis haben, ob es FÄHRMANN MARIA irgendwo auf Video geben sollte, bitte Mail_an_mich. Ein weiteres Manko sind – ebenso natürlich bei einer PRC-Produktion – die schauspielerischen Leistungen. Sie sind im Vergleich zu anderen Produkten der Firma nicht wirklich schlecht, aber könnten sooo viel besser sein. Am besten schneidet Charles Middleton als Würger ab. Middleton errang seinen grössten Ruhm als „Ming der Gnadenlose“ aus den alten FLASH-GORDON-Serials, agiert hier aber zurückgenommen und erreicht dadurch maximale creepiness.

Rosemary La Planche konnte sich 1941 mit dem Titel der „Miss Americä schmücken und – she´s quite an eyeful, zweifellos. Mit der grossen Filmkarriere klappte es jedoch nicht. Ausser bit parts (zumeist noch uncredited) in grösseren Filmen reichte es nur zu Rollen in unterbudgetierten B-Filmen wie diesem hier und Wisbars späterem THE DEVIL BAT´S DAUGHTER. La Planche zeigt hier durchaus ausbaufähige Ansätze.

Ziemlich blass bleibt dagegen Blake Edwards – ja, es ist wirklich DER Blake Edwards, der später als Regisseur grandiose Komödien wie die PINK-PANTHER-Reihe bescherte (aber auch einige ziemlich unlustige Pseudokomödien), der sich zu Beginn seiner Karriere auch schauspielerisch betätigte. Edwards hat hier sicher damit zu kämpfen, dass sein Character reichlich underwritten daherkommt (was nicht wunder nimmt, wenn man bedenkt, dass er a) zwar nominell der Hauptdarsteller ist, aber b) erst nach über der Hälfte der Filmlaufzeit ins Geschehen eingreift), aber Ausstrahlung oder Charisma ist was anderes als das, was Edwards hier ausstrahlt.

Okay dagegen agiert der Veteran Robert Barrat als Sanders, der zu diesem Zeitpunkt schon auf dreissig Jahre Filmkarriere zurückblicken konnte, da hat man natürlich ein bissel was gelernt.

Bemerkenswert ist die Kameraarbeit, die unter Wisbars gekonnter Regie aus den beschränkten Möglichkeiten der vermutlich kleinen Sets des das Optimum herausholt, ebenso die musikalische Untermalung, die, obwohl wohl ausschliesslich aus „stock music“ rekrutiert, effektiv eingesetzt wird.

Regisseur Wisbar selbst drehte für PRC ein Jahr später noch THE DEVIL BAT´S DAUGHTER, das Sequel zum jüngst hier besprochenen 1940er-Bela-Lugosi-Schinken THE_DEVIL_BAT, wieder mit La Planche in der Hauptrolle, dann noch einige weitere wohl nicht weiter bemerkenswerte B-Movies in Hollywood, ehe er in den 50ern nach Europa zurückkehrte und dort das übliche Brimborium an Kriegsfilmen und Eurowestern drehte, darunter den bislang einzigen Versuch einer filmischen Auseinandersetzung mit der soeben durch Günter Grass´ neueste Novelle „Im Krebsgang“ wieder ins Gedächtnis zurückgerufenen „Wilhelm-Gustloff“-Katastrophe, NACHT FIEL ÜBER GOTENHAFEN.

Image Entertainment ist es zu verdanken, dass es seit 2001 nun einen erschwinglichen und ansehnlichen DVD-Release dieses, naja „semi-classics“, zu kaufen gibt. Der Print dabei wohl das beste, was man angesichts des Alters und der Herkunft des Quellmaterials erwarten kann, das Bild ist in den entscheidenden Passagen klar genug, der Ton manchmal etwas „matschig“, aber grösstenteils gut verständlich. Leider ist die Disc etwas sehr mager ausgestattet, bei 58 Minuten Spielzeit hätte man sich dann vielleicht doch ein „Double Feature“, vielleicht mit THE DEVIL BAT´S DAUGHTER, gewünscht. Aber immerhin – eine kleine Perle aus dem Hause PRC ist damit für die Nachwelt erst mal erhalten.

STRANGLER OF THE SWAMP ist natürlich, womit wir langsam beim Fazit angekommen wären, nicht das, was man einen Horrorfilm nennen würde, auch nicht bezogen auf die Entstehungszeit, sondern mehr das hätte werden können, was man ein „romantic mystery“ nennt, hätte Wisbar mehr Zeit und Geld gehabt, um seine Vision kompletter realisieren zu können, zwanzig Minuten mehr Laufzeit und damit mehr Entwicklung der Charaktere hätten hier nicht geschadet. So aber kann man immerhin noch einige durchaus unheimliche Momente attestieren, die ihre Wirkung nicht verfehlen, aufgrund der budgetbegründeten dramaturgischen Schwächen bleibt STRANGLER OF THE SWAMP insgesamt eher das Fragment eines gelungenen Films, aber eines, das sich für den filmhistorisch interessierten Cineasten durchaus lohnt.

Interessieren würde mich aber schon, was PRC vom von Wisbar abgelieferten Endresultat hielt – der vermutlich erhoffte Horror-Knaller wurde es ja wohl nicht und ich möchte bezweifeln, dass das Studio sich mit dem Film ´ne goldene Nase verdient hat – aber kommerzieller Fehlschlag heisst ja bekanntlich nicht auch gleichzeitig künstlerisch „Schuss in den Ofen“.

Wie gesagt – filmhistorisch von grossem Interesse, aber für den badmovie-Maniac vermutlich zu betulich im Tempo und insgesamt zu wenig aufregend. Wer sich aber ein wenig Zeit (etwas ironisch bei einem Film von einer knappen Stunde Länge) für einen atmosphärischen, der Tradition deutscher Expressionisten verhafteten B-Movie nehmen will, dürfte STRANGLER OF THE SWAMP mit offenen Armen empfangen. Als Partyfilm allerdings vollkommen ungeeignet.

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 4

BIER-Skala: 5


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