Straflager der Geschändeten

 
  • Deutscher Titel: Straflager der Geschändeten
  • Original-Titel: Yeasu daetal-og
  • Alternative Titel: Great Escape of Women's Prison | The Women's Great Escape |
  • Regie: Jang Il-Ho
  • Land: Südkorea
  • Jahr: 1976
  • Darsteller:

    N.A. Yoon Mi-Ra
    N.A. Lee Dae-Keun
    N.A. Nam Seong-Hun


Vorwort

Woran liegt das eigentlich, dass deutsche Labelbosse, zumindest die im Independent-Bereich, so polarisieren müssen? Olli „Marketing“ Krekel wird eh von kaum jemandem ernst genommen, Thomas „Laser Paradise“ Buresch wird nie lernen, wie man eine ordentliche DVD auf den Markt wirft, Timo „SOI“ Rose gehört auch nicht wirklich zu den kritikfähigen Menschen in userem Lande und auch Andreas „X-Rated“ Bethmann wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch nie in die Liste der 100 beliebtesten Persönlichkeiten im Business aufgenommen werden, und sei´s allein wegen seiner eigenen filmerischen Ambitionen („Rossa Venezia“ etc.).

Aber zumindest hat Meister Bethmann etwas, was ihn von den anderen Genannten unterscheidet – eine gewisse Philosophie (nicht unbedingt eine, die ihn zum besten Freund von Alice Schwarzer prädestinieren würde, aber es ist eine), und zu der gehört, dass er bei X-Rated nur Filme veröffentlicht, die seinem persönlichen Geschmack entsprechen. Das mag aus betriebswirtschaftlicher Sicht wenig nachahmenswert erscheinen (andererseits scheint er deswegen auch nicht am Hungertuch zu nagen), ist aber immerhin konsequent. Als vor einigen Monaten angekündigt wurde, X-Rated würde eine eigene Eastern-Reihe lancieren, hätte man sich – das Ouevre von X-Rated und das Filmschaffen des Meisters selbst vor Augen gehalten – schon denken können, dass zumindest nicht ausschließlich handkantenschwingende Kung-fu-Akrobatik das Licht der DVD-Welt erblicken würde. Nach Erscheinen der ersten zwei Titel war dann das Aufheulen der traditionalistischen Easternfans, die sich eben nicht zusammengereimt hatten, worauf ich hinauswill, groß. Im Camp der gelben Tigerinnen und Straflager der Geschändeten nämlich waren die ersten Releases unter dem X-Rated-Easternbanner und, Hand aufs Herz, was habt Ihr vom Autoren des Standardwerkes zum Thema „Frauenfolterfilme“ ernstlich anderes erwartet? (Ja, inzwischen ist nach einem Film der Tokugawa-Reihe auch ein „richtiger“ Eastern erschienen, geschenkt.)

Der Doc, Frauenknastexperte, konnte natürlich nicht widerstehen – und sichert e sich zumindest eine leihweise Überlassung des „Straflagers“ zwecks Besprechung (danke!).


Inhalt

Ein japanischer Offizier wird per Krad in irgendeinen gottverlassenen Teil vermutlich höchst kriegiersch angeeigneter besatzter Gebiete gekarrt, weil er dort den Posten als Kommandeurs eines Lagers übernehmen soll. Sein Schofför beruhigt den auf Langeweile eingerichteten Major, dass es dort jede Menge hübsche Mädels gibt. Vor einem Tunnel warten zwei japanische Soldaten auf das eintreffende Seitenwagenmotorrad (hm, nicht mal ´n Auto? Kein Wunder, dass die den Krieg auch verloren haben). „Das Empfangskommittee“, vermutet der Major nicht grundfalsch. Aber er hat sicher nicht damit gerechnet, dass die vermeintliche Eskorte ihre Degen zückt und Major samt Fahrer plättet. „Und wieder zwei Uniformen mehr“, freut sich einer der Mörder.

Kann es sein, dass die zwei Jungs Japaner nicht wirklich gut leiden können? Jo, kann es, denn es sind nämlich Koreaner, und als solche Widerstandskämpfer, die in ihrer Freizeit, also wenn sich nicht gerade Japaner massakrieren, aus japanischen Flaggen durch konzertierten Einsatz von Textilfarbe koreanische pinseln (womit auch relativ eindeutig festgestellt wäre, dass der Streifen entgegen seiner Synchronisation nicht etwa in China, sondern in Korea spielt und auch da her kommt. Eigentlich keine große Geistesleistung, trotzdem scheint sich das noch nicht überallhin durchgesprochen zu haben).

Nach der fröhlichen Malstunde steht ein Angriff auf eine unspezifizierte Einrichtung der Besatzer auf dem Programm. Der nächtliche Überfall, geleitet von unseren beiden Helden aus der ersten Szene, kostet etliche Japaner das Leben.

Nun endlich findet der Erzähler die Zeit, uns vermeintlich notwendige Exposition, gelabert über ein paar Landschaftsaufnahmen, aufs Auge zu drücken. „China 1943“, erklärt er, wie schon angedeutet, in völliger Verkennung der Faktenlage. Die Japaner regieren mit eiserner Knute, die chinesische Armee ist quasi nicht mehr existent, der Widerstand ist die vertrauensvolle Aufgabe vereinzelter Guerillakämpfer, die den lieben langen Tag das tun, was Guerillas zu allen Zeiten erledigt haben. Nachschublinien unterbrechen, kleinere Stützpunkte des Feinds angreifen und, damit wir langsam zum Thema kommen, Gefangene aus den unmenschlichen Lagern des Feinds befreien.

Wieder einmal wird ein japanischer Offizier mit der Seitenwagenmaschine durch die Prärie gekarrt (sowohl Krad als auch Gegend kommen uns sehr bekannt vor), mit dem Unterschied, dass der transportierte Offizier, ein gewisser Leutnant Fung Kao, wie man schon dem Namen entnemen kann, nicht der nächstbeste Fließbandarbeiter von Honda oder Mitsubishi, sondern ein elender Kollaborateur ist, ein Chinese, der sich opportunistischerweise der vermeintlichen Siegermacht angeschlossen hat und nun sein Heimatdorf und seine liebe Mami besuchen will.

Aus sicherer Deckung beobachten Wang und Hung, so heißen unsere beiden tapferen Guerilleros nämlich, Fung Kao und erkennen ihn als ihren alten Kumpel aus gemeinsamem Jugendtagen wieder. Hung will mit dem verräterischen Ex-Freund gleich mal kurzen Prozeß machen und ihn sicherheitshalber umlegen, der bedächtigere Wang aber macht sich irrationale Hoffnungen, dass die Freundschaft überdauert habe und man mit Fung Kao reden könne (ohne zu viel vorwegzunehmen, aber hätte Hung sich durchgesetzt, wäre der Film jetzt vorbei).

So aber erreicht Fung Kao unbeschadet seine Heimatgemeinde und staunt die sprichwörtlichen Bauklötze, dass man dem Heimkehrer in Nippon-Uniform nicht gerade einen überschäumend begeisterten Empfang bereitet. Seine liebe Mama jedenfalls kennt prinzipiell keine Japaner und ignoriert daher auch den Sohnemann nach Kräften. Sein Bruder weist ihn auf den Umstand hin, dass rein aus ethnisch-logischen Standpunkten es keine Japaner in der Familie geben könne (wie Pratchett sagen würde, kann daher jede gegenteilige Information, und sei´s die leibhaftige Inkarnation des Überläufers, als statistischer Fehler eingestuft und geflissentlich ignoriert werden).

Wang und Hung suchen dieweil ihre Frauen auf. Praktischerweise haben die beiden Jungs Schwestern geehelicht, die bei deren Mutter leben. Als im Untergrund operierende Widerständler können Wang und Hung nicht häufig bei ihren Gefährtinnen vorbeischauen, daher ist das Hallo natürlich groß, auch wenn der Hauptgrund des Besuchs eine Warnung vor Fung Kao ist. Mama ist sich allerdings sicher, dass Fung Kao kein Vaterlandsverräter ist – schließlich ist er a) Familie (nämlich ein Neffe, muss wirklich letzte Provinz sein, da ist jeder mit jedem verwandt. Wie in Alabama und Niederbayern ;-)) und b) war er doch als kleener Lütt anwesend, als sein Onkel von den bösen Japanern aus nicht näher erläuterten Gründen standrechtlich erschossen wurde (per Flashback dürfen wir auch zukucken). Hung findet schließlich die Kompromißformel, dass er Fung Kao fragen und mit selbstpersönlichen Händen umbringen werde, so sich rausstellen sollte, dass er tatsächlich zum Japaner geworden ist. Das ist doch mal ein Wort unter Männern.

Weil die Herren der Schöpfung gleich wieder in den Untergrund verschwinden wollen, gibt´s tränenreichen Abschied mit den respektiven Frauchen. Wangs Gspusi Yuen Yin sieht´s ganz besonders ungern, dass ihr Begatter sich so schnell wieder vom Acker macht und bittet heftig darum, mitgenommen zu werden, sie könnt´ doch auch helfen (Tee kochen?). Wang lehnt entschieden ab – das ist zu gefährlich für Weibsvolk (der Vietcong sah das 20 Jahre später anders). Grad wollen Wang und Hung sich in die Büsche schlagen, da spaziert rein zufällig Fung Kao in Begleitung einer japanischen Patrouille vorbei. Die Frage, ob Fung Kao nun für die Besatzer oder die einheimischen Unterdrückten spielt, stellt sich also erst gar nicht. Während Hung sich relativ unbürokratisch schleicht, muss Angeber Wang erst mal die ganze Japaner-Bande kung-fu-technisch aufmischen (wat mut, dat mut) und versucht dann, über eine Mauer zu flüchten. Unfairerweise hängt sich ihm ein Japaner ans Bein. Offensichtlich bringt Menschenfreund Wang es nicht fertig, der Klette mit dem freien Fuß gegen die Rübe zu treten o.ä., also bleibts an Yue Yin hängen, sich einen handlichen Stein zu greifen und damit dem aufdringlichen Japaner den Schädel einzuschlagen. Wang haut ab, der Japaner ist hin und Fung Kao hat was zu verhaften, nämlich Yin. Und, weil wir schließlich hier nicht bei „Guido Knopp erzählt den Zweiten Weltkrieg“, sondern einem Film namens Straflager der Geschändeten sind, wird Yin gleich mal gefoltert. Aber noch recht zivil (d.h. in Abu Gharib würde das vermutlich kein Aufsehen erregen) – die beliebte Finger-zwischen-Bambusstäbe-einklemmen-Methode wird ausprobiert, zeigt aber keine Wirkung. Yin mag nicht verraten, wohin die Widerständler geflohen sind.

Also greift Fung Kao zu psychologischen Mitteln und lässt Yin probehalber mal ihr eigenes Grab schaufeln (und zwar so prominent auf dem Hof der örtlichen japanischen Garnison, dass Mama Yin mit angemessen traurig-entsetztem Blick durchs Hoftor stieren und zukucken kann. Die Japaner sollten Eintritt verlangen). Nachdem sie sich auf ca. 1,5 m Tiefe durchgegraben hat, aber trotzdem noch immer nix verraten will, erteilt Fung Kao ihr die Anweisung, das Grab wieder zuzuschaufeln (kann der sich mal entscheiden? Ich hab in meiner Berufspraxis doch auch immer äußerst ungern Entwürfe geschrieben, die nie rausgingen…).

Fung Kao gibt noch nicht auf – eine weitere Folterstunde schließt sich an und der fiese Fung spielt recht demonstrativ mit einer Zange… was er damit macht? (Das erfahren wir später oder im „Bonusmaterial“ der DVD). Da auch diese kleine Session nicht zur gewünschten Redseligkeit der Gefangenen führt, gibt Fung Kao sich geschlagen und überantwortet Yin einem fairen rechtsstaatlichen Prozess (you bet), an dessen Ende das für Mord zu erwartende Todesurteil steht. Aber es ist halt Krieg und da braucht man Arbeitskräfte, demzufolge wird das Strafmaß in lebenslängliche Zwangsarbeit umgewandelt (dürfte ja auch ungefähr auf´s gleiche rauslaufen). Womit wir dann beim „Straflager“ angekommen wären.

Dort geht´s zu wie im üblichen Frauenlager-Film – die Wärter sind fiese Schweine und piesacken die hart im Steinbruch schuftenden Schnuckis nach allen Regeln der Kunst. Yin landet in einer der ebenfalls üblichen 8-Frau-Zimmer. Die Belegschaft ist ebenfalls das übliche – die lokale Queen Bee schimpft sich (aber auch nur, wenn wir das Bonusmaterial heranziehen) „die Tigerin“, ebenso findet sich die in asiatischen Frauenlagerfilmen unabdingbare fette Qualle unter den Zellengenossinnen. Yin stiftet erst mal Unmut durch die Tatsache, recht verschwiegen zu sein (obwohl die Tigerin fürs Protokoll vermerken lässt, dass es „so schlimm hier auch wieder nicht ist“. Manche Frauen haben echt keine Ansprüche) und Nahrungsaufnahme verweigert. Fatso stürzt sich sofort gierig auf die verschmähte Portion (schließlich gibt´s nur einmal am Tag Futter, da muss man nehmen, was man kriegt), aber nur solange, bis die Kolleginnen feststellen, dass Yin deswegen nichts spachtelt, weil man ihr ein paar Hacker aus dem Gebiß gemeißelt hat (Zange, you remember?). Fatso plagt daraufhin sofort das schlechte Gewissen und sie schiebt schamhaft die Reisschale zurück gen Yin (eh? Ich mein, die will und kann vermutlich nicht mal Reis schlabbern, also who cares?).

Nun, tun wir mal so, als würden uns die anderen Gefangenen außer Yin wirklich interessieren tun. Sprich: Vorstellungsrunde, Fatso hört auf den schönen Spitznamen „Reisschüssel“ (sehr charmant) und sitzt, wie alle anderen Girls auch, wegen Mord an einem Japaner ein. Ihren Fall bekommen wir per Flashback geliefert. Weil Fatso immer hungrig ist und´s für die arme chinesische Bevölkerung kaum was zu beißen gibt, hat sie einen Job als Küchenhilfe in einer Japaner-Einrichtung angenommen und nachts ein wenig Mundraub verübt. Dabei wurde sie allerdings von einem schmächtigen japanischen Hänfling (ungefähr ein Viertel von ihr) ertappt und der geschmacksverirrte Besatzer hielt es für eine pfiffige Idee, die fette Kuh allen Ernstes zu vergewaltigen (würg, obwohl allein technisch schwer vorstellbar). Fatso wehrte sich allerdings (die muss sich eigentlich nur auf ihn drauffallen lassen und hin ist er) und tunkte ihn in eine Suppenschüssel, in der er ersoff. Andere Mädels, die sich auch Spitznamen ausgesucht haben, die unmittelbar mit der Entleibung ihrer jeweiligen Opfer zu tun haben („Klinge“ für eine, die ihren Kerl einfallslos erstochen hat, „Feueralarm“ für eine, die ihren Typen mitsamt seiner Bude abgefackelt hat und „Schuh“ für das Girl, das sein Opfer mit ihren Holzschuhen ins Jenseits geprügelt hat), stellen sich vor, aber nur eine bekommt noch einen eigenen Flashback (dafür hab ich prompt nicht mitbekommen, ob die einen Namen hatte).

Sie war mit ihrer Schwester Zirkusartistin („ein kleiner Zirkus und bestimmt gab es bessere Nummern“, Baby, da hast du völlig Recht, auf ´nem Einrad rumeiern und dabei ein paar Gegenstände vom Boden aufpicken, ist nicht grad große circensische Kunst, auch nicht, wenn die cleveren Filmemacher die auf einer drittklassigen Soundstage gedrehten Aufnahmen mit ein paar echten Stock-Footage-Zirkusaufnahmen von echten Akrobaten, also Trapez und so, aufpeppen), doch an einem bösen Tag kam ein böser Japaner in die Garderobe yaddayaddayadda. Natürlich hat auch dieser fiese Hund nur Spontanbesamung im Sinn… Sie rammte dem Bösmann ein Messer ins Rücken, sterbend konnte er ihrer Schwester aber noch was mit seinem Degen verpassen und so verröchelt böser Vergewaltiger und heldenhafte Gutfrau gemeinsam: „Mit mir ist es aus“, haucht die Schwester noch melodramatisch. I am so not impressed.

Die Zellenbesatzung ist aber ob der gar traurigen Geschichten so ergriffen, dass sie im Chor heult und bittere Tränen vergießt. Die Welt ist halt schlecht, grausam und ungerecht.

Die Tigerin vertraut Yin – relativ untypisch für solche Anlässe – sofort und ohne weiteres; Yin wird noch am gleichen Abend in den großen Fluchtplan eingeweiht. Mit dem für solche Dinge angemessenen Grabewerkzeug „gestohlene Löffel“ haben die Schnuckis einen amtlichen Tunnel gegraben (fast wie in Naked Gun 33 1/3, fehlt wirklich nur noch die elektrische Beleuchtun) – der ist sogar schon fast fertig, nur ein paar Meter fehlen noch, bis man unter der Mauer durch ist (und dann? Dann hilft vermutlich Buddha…).

Yins Mama wird bei Fung Kao vorstellig (harte Sitten dort – die alte Schachtel wird gefesselt vorgeführt! Das geht selbst Fung zu weit…). Von der Kamera unbeobachtet hat Fung Kao mittlerweile auch ihre andere Tochter Mai Lin verhaften lassen, und, weil er ein ganz besonders sympathischer Zeitgenosse ist, führt er der Mama auch gleich vor, was er mit der Kleenen macht: Wasserfolter (man kennt das ja: Frau kopfüber montiert und dann Wasser drüber kippen. Ein Spaß für die ganze Familie). Fung Kao markiert den Gönnerhaften – wenn Mama verrät, wo die Männer stecken, könnte er Mai Lin freilassen… Mai Lin hat den Durchblick: „Er wird uns alle töten, er ist der Satan!“ (Man muss doch nicht immer gleich dramatisieren!).

Im Steinbruch werden dieweil Steine gekloppt und geschleppt und die Mädels sind kameradschaftlich genug, sich dabei auch unter die Arme zu greifen (wow, Solidarität leb). Unter den japanischen Offizieren ist Tagesgespräch, wer neuer Lagerkommandant werden soll. Ein Oberstleutnant Wieheißternoch macht sich da gesteigerte Hoffnungen, aber nix genaues weiß man wie üblich nicht. Ein Kollege rät ihm, sich beim derzeitigen (Interims?) Kommandanten Ito liebkind zu machen. Ito hat nämlich den direkten Draht zur militärischen Chefetage.

Gelegenheit zum Liebkindmachen bietet sich mit der Ankunft des Frischfleisches, eh, der neuen Gefangenen, darunter Mama und Mai Lin. Die ältere Dame spuckt recht renitente Töne während der Ausladung, was den Oberstleutnant gleich mal auf die Palme bringt: „Dunkelhaft!“ Milder stimmt ihn da schon der Anblick Mai Lins, die er mit geübtem Kennerblick als genau das klassifiziert, was Ito gefallen könnte. Während Mama also – welch Zufall – in die gleiche Zelle gestopft wird, in der schon Yue Yin sitzt (tränenreiche mother and child reunion inbegriffen. Pures Melodrama), wird Mai Lin auf direktem Wege dem Herrn Ito zugeführt. Der Oberstleutnant gibt ihr noch einen guten Rat – Ito hält sich selbst für einen begnadeten Poeten, Mai Lin solle doch bitte so tun, als ob ihr die zweifelhaften Dichtkünste gefallen.

Ito ist nicht nur Hobbydichter, sondern auch ein typisch minderbemittelter Hofschränzling, der seinen Posten weniger praktischer Erfahrung als jahrzehntelanger Inzucht unter Aristokraten zu verdanken hat und, aus Gründen der allgemeinen Subtilität, ein Hitler-Bärtchen im Gesichte trägt (und einen äußerst geschmacklosen Kimono, aber das hat wohl weniger was mit der Message zu tun). Von hübschen Mädchen scheint er aber wider Erwarten echt was zu verstehen, denn bei Mai Lins Anblick macht er Stielaugen. Nur der Gefängniskittel, der törnt eher ab. Darum möge sich die holde Maid doch bitte in ein hellrosa Nachthemdchen werfen, während er eine seiner Balladen vorträgt (Freunde grausiger Musikdarbietungen in schlechten Filmen kommen voll auf ihre Kosten, wenn Ito zur Laute greift und von Halmen, die sich im Wind wiegen, rezitiert und dabei seinem Instrument ein paar Schrammelgriffe, die jeder Punker im Erstsemester für primitiv halten wird, abquält). „Ich habe Inbrunst in meine Seele gelegt“, süßholzraspelt er nach vollzogener Saneseinlage, verteilt Komplimente („du bist bisher die schönste Frau“. Naja, man muss sich Steigerungsmöglichkeiten offen lassen) und legt sie flach. Einfach so. Gegenwehr wird nicht geleistet.

Jedenfalls bleibt Mai Lin die ganze Nacht und hinterläßt immerhin so guten Eindruck bei Ito, dass der die Geschenkeschatulle aufmacht und ihr ein Paar Seidenstrümpfe schenkt, verbunden mit der Auflage, dass sie die beim nächsten Rendezvous trägt. Und dem Oberstleutnant wird aufgetragen, Mai Lin wie ein rohes Ei zu behandeln… nur Innendienst und Essen aus der Offizierskantine (hm, das hat sich doch mal gelohnt). Mai Lin nutzt das, um vor ihren Zellengenossinnen die Nase ganz weit oben zu tragen, demonstrativ ihre Strümpfe anzulegen und ihre baffen Gefährtinnen (sie ist übrigens in eine andere Zelle gesteckt worden) mit einem ebenfalls von Ito verehrten Lippenstift zu necken. Die Weiber fahren auf den Lipstick ab wie Pucki, der badmovie-Kater, auf seine Privatdroge „Miezelinos“ (3,70 Euro die 100-g-Packung. Falls sich jemand fragt, warum der Doc ständig pleite ist), und beginnen sich sofort wie die Furien zu kloppen und sich im Gesicht anzumalen (versteh einer die Weiber. Kerle aufreißen können sie eh nicht, wozu also sich aufdonnern? Oder ist ihnen einfach nur langweilig? Dann würde ich mal die Arbeitsquoten erhöhen…).

Der Lippenstift ist aber schnell vergessen, als das Essen serviert wird und Mai Lin anstelle der obligatorischen klumpigen Reispampe (Uncle Bens ist das nicht…) ein apart angerichtetes und erlesenes Mahl aus Geselchtem und Gesottenem nebst Beilagen vor die Kauluke gestellt wird (angesichts der Tatsache, dass der Mampf einfach durch die Klappe unter der Tür durchgeschoben wird, erschließt sich mir zwar nicht, wie sichergestellt ist, dass Mai Lin den Kram tatsächlich kriegt und nicht einfach die erst beste Gefangene hinter der Tür darüber herfällt, aber die Gefangenen sind sehr sittsam und artig hier). Fürnehm nimmt Mai Lin zwei, drei Bissen, ganz etepetete, und überlässt dann gnädig mit einem schnippischen „Den Rest könnt ihr haben“ der hungrigen Meute die Restbestände. Food Fight!

Yins Freundinnen sind dieweil ein wenig ratlos – zwar haben sie eifrig Tunnel gegraben, aber da es ihnen an unterirdischem Orientierungssinn (Frauen halt) und einem Kompass fehlt, sind sie nicht sicher, ob sie tatsächlich in die richtige Richtung gebuddelt haben (darüber hätte ich mir, ehrlich gesagt, ´nen Kopf gemacht, BEVOR ich 50 Meter-Schächte mit Löffeln grabe. Seufz. Aber aus dem Leben gegriffen). Mai Lin stolziert dieweil wie die Königin von Saba Hand in Hand mit dem ihr aus selbiger fressenden Oberstleutnant, der sich geistig schon als neuer Lagerhäuptling fühlt, über den Hof. „Schon komisch, dass Yin so´ne Schwester hat“, echauffiert sich die Tigerin über die Kollaborateurin.

Aber ist Mai Lin wirklich mit fliegendem Unterrock zum bösen Feind übergelaufen? Mitneffen und nichten, denn sie beauftragt einen Gärtner (Gärtner? Im Straflager? Ich wiederhole mich: kein Wunder, dass die Japaner auch verloren haben), eine Botschaft an das Widerstandsnest zu übermitteln.

Richtige Richtung oder nicht, die Tigerin will unbedingt sofort ausbrechen. Praktischerweise stellt sich ein nächtlicher Gewittersturm ein. Tigerin unternimmt einen Solotestlauf und stellt erfreut fest, dass der Gang tatsächlich die Lagergrenzen überwunden hat (purer Zufall, I suppose). Freudestrahlend hechelt sie zurück in die Zelle und verbreitet die frohe Kunde. In Zweiergruppen soll die Flucht von statten gehen, Tigerin und ein Girl, das ich zunächst als Yin identifiziert hatte, wohl aber doch die komische Zirkusartistin ist, bilden das erste Pärchen. Kaum auf der vermeintlich sicheren Seite raus aus dem Gang und auf dem Weg in die nahen Wälder, bemerken unsere Intelligenzbestien tatsächlich, dass die bösen Japaner die Gegend rund ums Lager von den Wachttürmen aus mit Scheinwerfern anstrahlen und dabei das dekorative Loch im Boden ja durchaus bemerken könnten (ach?). Beim Versuch, den Ausstieg notdürftig zu tarnen, geraten die beiden in den Suchstrahl der Scheinwerfer (oh, seid ihr DOOF, Mädels) und werden prompt erschossen. Wie kann man auch nur so dämlich sein?

Den Rest der fluchtwilligen Meute verlässt ob des Fiaskos das Mütchen. Anderswo, in den Berge, hocken die Gorillas, äh, Guerillas und erhalten vom Gärtner die Nachricht über die Inhaftierung der jeweiligen Ehefrauen plus Schwiegermutti.

Im Lager wird der Fluchtversuch von den Autoritäten verständlicherweise etwas übelgenommen. Und weil der sadistische Lagerkommandant von Welt ja nicht einfach das ganze Pack an die nächste Wand stellen kann – könnte er natürlich schon, aber nicht in so einem Film –, lässt er sich ein zünftiges perfides Spielchen einfallen (sprich, es folgt die Szene, die den Film von allen anderen 7.583 gleichgelagerten Filmen abzuheben versucht, oder, anders ausgedrückt, der money shot). Alle am Fluchtversuch beteiligten Grazien (in Ersparnis etwaiger ernsthafter Ermittlungsarbeit werden prophylaktisch sämtliche Zelleninsassinnen als Komplizinnen ausgemacht, was ja auch wieder stimmt, so I don´t blame them japanese) dürfen mit verbundenen Augen über den Todesbalken wandeln. Das ist so ungefähr das, wonach es sich anhört – ein Schwebebalken, dessen natürliche Sturzzone mit angespitzten Holzpflöcken gespickt ist. Runterfallen könnte also fatal werden (da hab ich aber mal echte Angst um Fatso, denn dass die mit einem gesunden Gleichgewichtsempfinden ausgerüstet ist, könnte man zumindest für diskutabel halten). Die Prozession über den Balken fordert ihren gerechten Tribut (wobei wir in der geschnittenen deutschen Fassung, wozu ich weiter unten noch detailliert ausführen werde, die eigentlich interessanten Sachen nicht sehen dürfen), wobei das Schicksal hauptsächlich diejenigen Mädels ereilt, die wir bislang nicht näher kennen (und das wird jetzt wohl auch nix mehr werden mit dem Kennenlernen). Gerade als Mama ihre ersten zaghaften Schritte auf dem schmalen Grat übernimmt, findet sich Mai Lin ein und versucht, ihrer lieben Mutti ins Gewissen zu reden. Sprich, sie soll doch einfach auch ihren falschen nationalistischen Stolz vergessen und zu den Japanern überlaufen. Wütend fetzt sich Mama die Augenbinde von der Rübe und redet Klartext – wenn´s nach ihr geht, hat sie nur noch eine Tochter, und die kollaboriert nicht mit dem Feind! Tja, sieht so aus, als müsste Mai Lin zum nächsten Muttertag keine Schachtel Pralinen mehr kaufen.

Dieweil tut sich anderswo überraschendes, nämlich im örtlichen Hauptquartier der Japanesen. Fung Kao stellt nämlich befriedigt fest, dass seine Bewerbung als neuer Lagerkommandant positiv beschieden wurde (das wird den Oberstleutnant aber nicht wirklich freuen). Sein Vorgesetzter ahnt allerdings, warum Fung so scharf auf den Posten ist: „Ist da nicht eine alte Liebe von ihnen im Lager?“ „Ich hab sie vor Jahren geliebt“, seufzt Fung. Verschmähte Liebe, ach, ist das nicht ein klassisches Motiv…

Der neue Kommandant zieht auch fix im Lager ein und hat einen Spezialbefehl, was Mai Lin, Yue Yin und ihre liebenswerte Mutti angeht, die sollen zwecks Spezialverhör dem Geheimdienst überstellt werden und, weil er ja eh nix besseres zu tun hat, will er den Transport persönlich übernehmen. Bei den Japanern bricht aber wenig später Verwirrung aus, als Fung Kao, per Krad (wir kennen das ja) chauffiert, an die Lagertüre klopft und sich als neuer Kommandant vorstellt. „Aber der ist doch schon seit einer Stunde da“, wundert sich der wachhabende Offizier. Schätze, einer von den beiden Kommandanten ist eine billige Imitation… genau, der erste „Neue“ ist nämlich Hung, der sich, da die Japaner, effizient wie sie nun mal sind, die Lage schnell peilen und die vermeintliche Geheimdienstüberstellung als raffinierten (naja) Fluchtversuch durchschaut haben. Hung gelingt mit Müh und Not die Flucht, die drei Damen vom Grill allerdings bleiben eingekäscht. Der Oberstleutnant wundert sich speziell über Mai Lin: „Die war doch mit dem alten Kommandanten befreundet, warum will die fliehen?“ (Das könnte jetzt in eine Matrix-Diskussion ausarten. Wer de.rec.film.misc liest, wird verstehen, was ich meine). Fung Kao ist das relativ wurscht, er hat sein gieriges Auge eh gleich auf Yin geworfen, die aber die bewährte „ich-tu-so-als-würd-ich-ihn-gar-nicht-sehen“-Masche abzieht.

Der improvisierte Familienrat (in reduzierter Zwei-Frau-Besetzung) tagt in der Zelle. Mama ist sich sicher, dass Fung Yin zugrunde richten will, aber Yin hat sich schon mit der Märtyrerrolle arrangiert, im Falle des Falles will sie sich selbst mördern.

Auch bei den Guerillas herrscht nach dem gescheiterten Befreiungsversuch die typische Katerstimmung. Der bedächtige Wang gibt zu bedenken (eh, was für´n Deutsch wieder), dass man es beim nächsten Versuch vielleicht doch mit einem Plan versuchen sollte (krasse Idee), während der hitzköpfige Hung am liebsten sofort zur nächsten Spontanaktion schreiten möchte (darum haben Widerstandskämpfer auch immer so ´ne geringe Lebenserwartung. Die denken nicht). Fungs Bruder, der sich auch dem Widerstand angeschlossen hat, mischt sich ein und unterbreitet den Vorschlag, er könnte sich mal besuchstechnisch ins Lager bewegen und seinem Bruderherz ins chinesische (bzw. koreanische, aber bleiben wir mal bei der Synchro) Gewissen reden. „Er ist nicht schlecht“, hofft er irrationalerweise und wird daher mit guten Wünschen und vielleicht der ein oder anderen Butterstulle auf die Reise geschickt.

Mittagspause im Steinbruch (purer Luxus, die leben im Arbeitnehmerparadies) – die Essensausgabe gestaltet sich problematisch, als nach Ende der Reisschälchen noch eine unversorgte Gefangene übrig ist. Verrat! Wer hat sich da unerlaubterweise zweimal bedient (an wen würdet Ihr nu denken?)? Die Mädels hüllen sich in peinliches Schweigen, ehe Fatso einen überraschenden Anfall von horizontaler Geschwindigkeitsaufnahme erleidet und versucht, eiligst den nächsten Hügel zu erklimmen. Fung Kao beweist uns, dass er als Kind an der Schießbude offenbar gut geübt hat und erlegt die Mamsell per gezieltem Blattschuß (okay, die ist nicht wirklich ein schmales Ziel, aber die Entfernung ist auch nicht zu verachten). Theoretisch müsste Fatty jetzt relativ hinüber sein, aber wir sind ja in einem asiatischen Film und da ist Logik ein untergeordnetes Kriterium. Deswegen kann die erschossene Diätkandidatin noch mal aufstehen, melodramatisch zu ihren Kameradinnen latschen, dort die gestohlene Reisschale abliefern und sich mit dem zu erwartenden „Ich hatte Hunger und hab´s nicht mehr ausgehalten“ moralisch rechtfertigen (an der Stelle frag ich mich, wie lang die eigentlich schon im Lager war. Wenn´s länger als vier Wochen ist, sollte die von Rechts wegen ein paar Pfund abgenommen haben, so dreißig-vierzig ungefähr) und malerisch zu Fung Kaos Füßen endgültig tot zusammenbrechen. I Was A Fat Zombie From Hell, oder was?

Fung Kao zieht sich zu einem gepflegten Solobesäufnis in seine Kemenate zurück und stiert nachdenklich-vergrätzt auf das Foto Yins, das er ständig im Deckel seiner Taschenuhr mit sich herumträgt. Ich glaub, der liebt sie immer noch, der Depp. Und damit wir nun endlich mal kapieren, wieso der Eimer überhaupt auf diese schmalbrettige Idee kommt, das könnte auch nur ansatzweise auf Gegenseitigkeit beruhen, flashen wir mal kurz zurück in glückliche Jugendtage. Und, Überraschung, da sehen wir, dass Wang, Fung und Yin mal die allerallerbesten Freunde waren und die beiden Jungs sich freundschaftlich um die Gunst des Mädchens gekabbelt haben (z.B. durch sportliche Wettläufe etc.). Eines Tages, als Wang und Fung per Pferdekutsche zu Yin unterwegs waren, fragte Fung Wang, ob er denn schon mal mit einer Frau geschlafen habe, bekam nur eine verlegene Herumdrucks-Antwort, gab daraufhin noch ein „Muss doch auch mal sein“ zum bestne und kam sich wenig später sicherlich wie der letzte Vollidiot auf Buddhas Erdboden vor (und mit Recht), als Yin ihn zwar freundschaftlich begrüßt, Wang dagegen enthusiastisch um den Hals fällt. Tja, soviel zur unerfüllten Jugendliebe. Da kann man dann schon mal ein wenig ausrasten und seinen nächstbesten Offizier anschnauzen, er solle ihm sofort die Gefangene 207 zuführen, das wäre im Normalfall Yin, aber da gab´s grade noch einen ominösen Zoom auf ihren Nummern-Sticker… (abgesehen davon, mal was ganz anderes: Bei aller Liebe für Kollaborateure und Überläufer, bei der damals in Japan vorherrschenden Meinung, Chinesen und Koreaner wären Untermenschen, soll ich wirklich glauben, die Japaner würden einen Chinesen/Koreaner zum Lagerkommandanten befördern und ihm ganz grundsätzlich eine relativ hohe Position innerhalb ihres Militärs andienen? Bin mir sicher, dass das den Nazis nicht eingefallen wäre. Lasse mich aber von Historikern gern eines besseres belehren).

Nr. 207 wird also in des Kommandanten Gemach geführt, aber der muss ein anerkennendes „Schlau“ von sich geben. In der Sträflingskluft mit der bewußten Nummer steckt nämlich nicht das erhoffte Junggemüse, sondern die überreife Mama, die clever die Klamotten mit ihrer Tochter getauscht at, in der vagen, wenn auch nicht unberechtigten Hoffnung, Fung würde sich die mal persönlich vorknöpfen. Sie interessiert haupsächlich, warum Fung den Seitenwechsel vollzogen und sich auf das Ärgern der Familie, der er ja auch über anderthalb Ecken angehört, spezialisiert hat, aber da Fung sich mittlerweile einen amtlichen Seier angesoffen hat, ist er zu seriösem Diskurs nicht mehr in der Lage, wohl aber dazu, die Dame erwürgungstechnisch abzumurksen. „Das wollte ich nicht“, rülpst er zwar nach der Mordtat, was ihn aber nicht daran hindert, in einem maniacal laughter auszubrechen (der Allohol, der Allohol, der tut uns allen nicht sehr wohl. Ja, ich weiß, das war „reim dir oder ick fress dir“.)

Die Besuche für Fung reißen nicht ab – jetzt kommt sein Bruder. Fung freut sich zwar wirklich, ihn zu sehen und bietet ihm more or less an, sich ihm unbürokratisch anzuschließen. Da kommt er bei dem wahren Patrioten, der sein Bruder nun mal ist, an den grad richtigen. Die rhetorischen und intellektuellen Fähigkeiten des Bruders (´nen Namen hat der, soweit ich mitbekommen habe, nicht) sind aber eher zweifelhafter Natur. Ob ich nämlich mitten in der Höhle des Löwen flammende nationalistische Reden halten und, nachdem Fung ihn dezent darauf hinweist, dass es China (bzw. Korea, you get the point) ja nicht mehr geben würde und man daher brüderlich auf die Siegerseite wechseln sollte, noch blökt, „keinen Bruder“ mehr zu haben (hach, sind diese Asiaten alle nachtragend. Da wechselt man einmal die Staatsangehörigkeit und schon kennt einen keiner mehr), würde ich mir zumindest drei- bis fünfmal überlegen. Es kommt, wie´s kommen muss, Fung kann gar nicht anders, als seinen Geschwister einknasteln zu lassen. Der tritt da gleich mal demonstrativ in den Hungerstreik (alles verfluchte Märtyrer, diese Resistancler). Fung, der sein Herz für Familie erkannt hat, unternimmt einen Versöhnungsversuch und besucht seinen Bruder in der Zelle, mit einer verzweifelten Bitte um Verständnis. Kann er aber lange warten – anstelle der erhofften verständnisvollen Worte bekommt Fung nur eine Ladung unverdauten Happa-Happas direkt aus der brüderlichen Mundhöhle auf die Visage. Diese Verschwendung wertvoller Lebensmittel nimmt Fun emotional fürchterlich mit (was mit dem Bruder passiert, soll uns von nun an nicht mehr gesteigert interessieren. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, jetzt ist er gesund und kann wieder gehen, wie Louis de Funes sagen würde).

Wächter in einem Frauenstraflager zu sein ist offensichtlich das Karrieregrab für anderweitig aufgrund mangelnder Gehirnaktivitäten nicht mehr einsetzbare Soldaten. Anders kann ich mir das Verhalten des nun prominent agierenden Japaners nicht erklären. Bei der Arbeit im Steinbruch bittet sich Yin eine Pinkelpause aus, die von unserem Wärterfreund gewährt wird. Es kümmt ihm zwar etwas spanisch bzw. chinesisch vor, dass Yin nicht einfach hinter den nächsten Busch geht, sondern ewig weit in die Prärie stakst, aber ihre Rechtfertigung „ich genier mich“ scheint ihm zu genügen. Nicht nur das, auf Drängen von zwei anderen Mädels dreht er sich sogar noch um! Diese offen ausgesprochene Einladung zum Stiftengehen (natürlich war das auch so geplant. Offenbar rechnen die China-/Koreamädel berechtigterweise darauf, dass die Japaner zwar Barbaren und Unmenschen sind, sich aber trotzdem an grundlegende Höflichkeitsregeln halten) nutzt Yin, um zu türmen. Immerhin, unserem unterbelichteten Wächter geht relativ schnell der Knopf auf, dass es seinem weiteren Lebensweg schaden könnte, wenn er sie einfach abhauen lässt und bläst auf der Trillerpfeife Alarm. Die üblichen Schäferhunde werden losgelassen. Yin findet sich ebenso obligatorisch an der gesetzlich vorgeschriebenen Felsenklippe wieder. End of the road. Unten plätschert ein Gebirgsbach, der sich aber, den asiatischen Göttern sei´s gedankt, für Yins verzweifelten Hechtsprung in einen ausreichend tiefen (und ungefähr tausendmal breiteren) See verwandelt. Sollte die Flucht am Ende gelingen? Sieht gut aus, denn sie wird von einem alten Fischer aufgepickt, der rein zufällig gerade mit seinem Ruderboot vorbeipaddelt. Er nimmt sie mit zu sich nach Hause. Entweder ist der Alte ein Vollidiot oder mit der dunklen Seite im Bunde. Was wollen wir wetten?

Als Yin aus ihrem Erschöpfungsschlaf erwacht, sieht sie sich erst mal der Enkelin des alten Knaben gegenüber, die ihr Tee serviert und versichert, dass sie in Sicherheit sei. Der Opa kündigt eine Überraschung an. Die Überraschung trägt ´ne japanische Uniform und heißt Fung Kao – natürlich hatte der alte Knacker, in Erfüllung des „Flucht-aus-dem-Frauenknast“-Klischees Nr. 069b nix besseres zu tun, als zu petzen. Fung Kao ist sauer auf Yin, weniger wegen der Flucht an sich, sondern weil sie nicht freiwillig zurückgekommen ist (eh, das würde dem Sinn einer Flucht ja auch irgendwie diametral entgegen laufen, oder?). Weil sie das nämlich nicht getan hat, musste er die Flucht offiziell melden, was ihm wirklich in der Seele weh tut – er mag´s nämlich eigentlich nicht mit ansehen, wenn Yin in den Klauen des Geheimdiensts landet (aber ein Problem damit, bei ihr höchstselbst Amateurzahnarzt zu spielen, hatte er nicht. Naja, so manch einer legt eben lieber selbst Hand an). Schließlich, und das macht er nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten deutlich, will er sie haben (haben haben haben, mein Gott, besitzergreifend sind die Leut heutzutage). Er wirft sich auf sie, fetzt ihr die Kleider vom Leib und verpaßt ihr die ein oder andere heftige Watschn.

Zurück im Lager wird das Leben für Yin nicht leichter – Fung lässt sie auspeitschen, teilt ihr Schwerstarbeit zu (sie muss allein eine gefüllte Lore schieben und das Wachpersonal ist angewiesen, jeden zu vertreiben, der ihr zu helfen versucht). Fung tobt sich jedenfalls ordentlich aus, prügelnderweis, und so macht Yin schnell einen nicht mehr ganz taufrischen Eindruck. Aber immer noch will hofft Fung drauf, dass seine alte Flamme irgendwann mal gescheit werden könnte. „Sag, dass du mir gehörst und ich mache dich zur Königin des Lagers!“ Nicht gerade das Angebot, dass frau nicht ablehnen kann. Muss Fung also weiter fies und böse sein – und weil er weiß, was sich für den bewußten weltgewandten Sadistenkommandeur gehört, verlangt er von ihr, seine Stiefelsohlen abzulecken oder mit der Sprache rauszurücken, wo die Rebellen sich verschanzt haben. Aufrecht bis zum Letzten leckt sie lieber, was dem Herrn nu auch wieder nicht recht ist, sie von sich schubst, einen tierischen Rappel bekommt und in seinem Büro rumtobt. Man solle ihm die Tusse doch bitte schön aus den Augen schaffen, die will er nie wieder sehen.

Und so wird ein verdächtiges Gestell auf dem Lagerhof aufgebaut. Könnte ein Galgen werden, wenn´s fertig ist. Fungs Adjutant ist ein wenig verstört – von Todesurteilen ohne Gerichtsverfahren hält der nämlich nicht viel, aber Fung bläst sämtliche Einsprüche durch Verweise auf seine Kompetenzen als Lagerscheffe beiseite.

Aus unerfindlichen Gründen teilt Mai Lin inzwischen die Zelle mit Yin und versucht, die ebenfalls zum bewährt erfolglosen Mittel des Hungerstreiks greifende Schwester mit ein wenig anständigem Futter (sie genießt trotz des vormaligen Fluchtversuchs scheinbar immer noch die Privilegien der Mätresse) aufzupäppeln (damit das Aufhängen schneller geht von wegen mehr Gewicht oder wie?). Die Mitgefangenen halten das nun für den idealen Zeitpunkt, Mai Lin wegen ihrer Verbundenheit zum Feind zur Schnecke zu machen. „Geh doch zurück zu deinem japanischen Beschäler!“, schlägt man ihr vor (was zum Geier ist ein „Beschäler?“ Hat den Ausdruck schon mal jemand gehört?). Mit gespreizten Krallen stürzt sich die Meute losgelassener Furien auf Mai Lin, die zwar unbescheiden darauf hinweist, dass ohne ihren körperlichen Einsatz es den Gefangenen rein essenstechnisch noch schlechter gehen würde (ein Beweis für diese These würde mich interessieren). Hilft nix, es ist Catfight-Time. D.h. sowas ähnliches, sechs gegen eins ist halt selten fair und auch nicht gerade aufregend anzusehen. Yin versucht zwar, dazwischenzugehen, wird aber ignoriert. Es liegt an den Wärtern, den Kampf aufzulösen und Mai Lin in eine andere Zelle zu verlegen. Immerhin stellt Yin fest, dass Mai Lin ihr nicht nur kulinarische Hochgenüsse, sondern auch eine geheime Botschaft zugesteckt hat. Und in der erklärt sich das vermeintlich verräterische Schwesterherz – was sie tut, ist alles nur im besten Sinne, sie habe Kontakt zu den Widerständlern und die würden demnächst auch eine Befreiungsaktion starten. Alles wird gut, sozusagen, wenn da nicht noch das Problem mit der angedachten Aufknüpferei wäre. Sowas kann einem bekanntlich den besten Tag versauen.

Das weiß auch Mai Lin, die sich deswegen clever den Zugang zu einem Telefon erschleicht und ihren Männe Hung anruft (!) (Trifft sich günstig, dass die Rebellen einen ordnungsgemäß erreichbaren Telefonanschluß haben. Den Eintrag im Telefonbuch möcht ich gern sehen). Mai Lin macht ordentlich Panik wegen der anstehenden Hinrichtung und Hung sagt netterweise für den morgigen Tag eine Aktion zu.

Der nächste Morgen, nach dem Willen von Fung für Yin der letzte auf diesem schönen Erdenball. Seinem Adjutanten ist die ganze Sache immer noch nicht recht, denn seiner Ansicht nach muss bei jeder Hinrichtung ein offizieller Delegierter der Militärgerichtsbarkeit anwesend sein (Ordnung muss schließlich sein, wo kämen wir denn dahin, wenn jeder aufhängen könnte, wen er wollte?). Firlefanz, meint Fung und lässt die verschnürte Yin zum Schafott führen. Netter Mensch, der er ist, räumt er ihr eine aller-aller-aller-alalalalalalallerletzte Chance ein (das war wieder mal eine nette Pop-Anti-Culture-Reference, die ausser Hardcore-Grand-Prix-Eurovision-Fans keine Sau versteht. Perlen vor ebenjene geworfen. Seufz). Spuckt sie den Unterschlupf der Rebellen aus, lässt er sie frei. Resultat erwartungsgemäß nada, Yin ist bereit, vor ihren Schöpfer zu treten (Memo an den Henker: so wie du die Schlinge um ihren Hals gelegt hast, wird das aber nix, die rutscht doch raus! Mei, lernt man in Japan denn gar nix mehr?). Dieweil ihre Schwester fast schon baumelt, tourt Mai Lin sabotierenderweise durch die Anstalt und rupft alle Telefonleitungen aus den Buchsen.

Yin hängt – aber nur kurz, denn da ist der große Held Wang und stellt unter Beweis, dass auch er unter die Kunstschützen gegangen ist, indem er den Strick durchschießt (andererseits, vielleicht hat auch er auf den Henker gezielt, wie Orlando Bloom in Pirates of the Caribbean). Startschuss zur großen Attacke der Widerständler, die in beeindruckender Stärke das Lager stürmen und jeden Japaner niedermetzeln, dem sie habhaft werden können. Fung gelingt es, Hung eine Kugel in die Schulter zu verpassen und dann die Beine in die Hand zu nehmen. Wang legt das Schicksal seiner doch leicht angeschlagenen Gattin vertrauensvoll in Hungs Hände und nimmt die Verfolgung des Übeltuers auf, während Mai Lin die Befreiung der restlichen Gefangenen anleitet.

Fung flüchtet in sein Büro, wo er um militärische Unterstützung zu telefonieren gedenkt, was aus dem kühnen Grunde, dass die fleißige Mai Lin auch dort Kabelausrupferin gespielt hat, scheitert. Wang spürt ihn dort auf und fordert ihn auf, sich zu ergeben – schließlich ist Wang ein Gutmensch TM und mag Fung nicht einfach so umlegen, sondern möchte, dass er sich in einem ordentlichen Gerichtsverfahren verantwortet (wer dieses durchführen sollte, wo´s doch kein chinesisches Staatswesen mehr gibt, sei dahingestellt). Fung Kao hält davon nun wieder weniger und nimmt Reißaus durch eine Seitentür.

Weit kommt er aber nicht, denn nach einem wehmütigen Blick auf Yins Foto in seiner Taschenuhr wird er – von wem auch immer – umgelegt (soviel zum fairen Prozeß, aber Anmerkung folgt weiter unten). Die überlebenden Widerstandskämpfer (die durchaus Verluste erlitten haben) und die befreiten Gefangenen brechen zum langen Marsch in die Berge auf…

Also, man könnte direkt meinen, die Festlandasiaten hätten was gegen ihre japanischen Nachbarn… Wir Deutschen dürfen uns eigentlich nicht über die Darstellung unserer Großvätergeneration in WK-Zwo-Filmen beschweren, unsere damaligen Verbündeten und Mit-Looser aus dem Land der aufgehenden Sonne kommen nämlich auch nicht besser weg. Kaum ein asiatischer Film über die Umtriebigkeiten der Japaner in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, der die Hondas, Mitsubishis und Toyotas nicht als elende sadistische unmenschliche Drecksbande zeichnet. In westlichen Kulturkreisen ist man zugegebenermaßen nicht wirklich erschöpfend über japanische Kriegsverbrechen informiert, aber das, was man so hört, macht auch wirklich nicht den Eindruck, als wären die Tenno-Treuen als liebenswerte, sympathsiche Besatzer aufgetreten (und dafür muss man nicht mal die Men behind the Sun-Filme als Referenz hernehmen).

Auch das Straflager der Geschändeten lässt keinen Zweifel daran, wer die Buhmänner sind. Die koreanische 70er-Jahre-Sleaze-Produktion (von der koreanischen_Filmdatenbank interessanterweise unter der Rubrik „Anti-Kommunismus“ eingeordnet, was ich irgendwie nicht ganz nachvollziehen kann, denn die Japaner waren eins bestimmt nicht, nämlich Kommunisten), die zwecks besserer internationaler Vermarktungschancen von cleveren Verleihern als taiwanesische oder Hongkong-Produktion ausgegeben wurde orientiert sich in Intention und Machart deutlich am legendären Shaw-Brothers-Klopper und Ahnherren sämtlicher asiatischer Frauenlagerfilme The Bamboo House of Dolls (demnächst auch in diesem Theater), nur eine Nummer kleiner, in jeder Hinsicht schwächer und leider auch langweiliger.

Wie bei den meisten zeitgenössischen asiatischen Lagerfilmen steht die politische Komponente stark im Vordergrund – der Kampf gegen die Besatzer, die Vorführung der selben als unmenschliche Unterdrücker, und die Verteidigungder eigenen Nation ist den Filmemachern erheblich wichtiger als die Befriedigung voyeuristischer Triebe eines westlichen Publikums. Die Story dient daher weniger als Mittel zum Zweck, um diverse Folterszenarien aneinanderzureihen, sondern um anhand vier exemplarischer Beispiele richtiges und falsches Verhalten im Falle feindlicher Besatzung darzustellen. Wang und Hung stehen für den aufrechten Kampf aus dem Untergrund, Yin und ihre Mutter für die selbstlose Aufopferung im Dienste der höheren, gerechten Sache, Mai Lin für die scheinbare Zusammenarbeit mit dem Feind mit dem Ziel, dessen Vormachtstellung durch Sabotage und Spionage zu untergraben (mit gewissen Risiken für Leib und Leben) und Fung Kao schlußendlich für bedingungslosen (und in keiner Sekunde als etwas anderes als moralisch verabscheuenswert gezeichneten) Opportunismus.

Innerhalb dieses engen vorgezeichneten Rahmens, der wenig Platz für Überraschungsmomente bietet, da die Charaktere quasi vordefiniert sind und kaum Spielraum für echtes character development haben, funktioniert die Geschichte einigermaßen gut, wobei die Verhaltensweisen verschiedener Figuren für „weiße Teufel“ wie unsereins relativ unnachvollziehbar sein dürften. Selbstaufopferung fürs Vaterland ist anno 2004 in diesen Breiten glücklicherweise ziemlich out. Es wird schon deutlich, dass der Streifen erstens einem völlig anderen Kulturkreis entstammt, in dem nationale Werte deutlich höher angesiedelt werden als familiärer Zusammenhalt oder schlichter survival instinct und zweitens, dazu komme ich gleich noch, nicht zu verkennende propagandistische Züge trägt.

Plakative Exploitation-Elemente findet man nur gelegentlich – ähnlich wie auch Girls in a Tiger´s Cage, der später von Tomas Tang zum Frauenlager_der_Nina weiterverarbeitet wurde und auch das Bamboo House , gibt sich Straflager der Geschändeten allergrößte Mühe, in dieser Hinsicht zahm und zurückhaltend zu bleiben. Nackt- oder Sexszenen werden allenfalls angedeutet und nie konsequent durchgespielt – nackte Tatsachen bleiben also der Fantasie des Betrachters überlassen. Was dem Drehbuch an Foltereien einfällt, ist zwar böse, aber nicht zum graphischen Exzess getrieben wie in etwa zeitgleich gedrächten europäischen Nonnen- und Frauenknastfilmen a la Franco, D´Amato & Co. Einzig die Zahnszene geht wirklich mal über das bloße Andeuten von echter Gewalt hinaus, prompt ist sie in der DF geschnitten (siehe unten). Die Gesamtatmosphäre des Films ist insgesamt weniger eine depressiv-bedrückende, schließlich soll der Film sein domestisches Publikum nicht „downen“, sondern vielmehr Gefühle des nationalistischen Patriotismus wecken (selbst in der um einige Minuten bedeutungsschwangerer Dialoge, s.u., gekürzten deutschen Fassung werden eifrig Fahnenappelle gehalten, die man unschwer als Propaganda erkennen kann und die, so macht das Label „Anti-Kommunismus“ doch noch Sinn, auch der beständigen Angst Südkoreas vor Übergriffen aus dem kommunistischen Norden geschuldet sein dürften. Totalitäre Regime nehmen sich ja bekanntlich in der Wirkung nicht viel). Kurz gesagt, wer auf die klassischen Zutaten des europäisch-westlichen WIP-Films hofft, also lesbischen Sex, obligatorische Duschszene und Catfights galore, der wird bitter enttäuscht.

Die Struktur des Films ist nicht immer glücklich – auf nichtssagende Flashbacksequenzen wie die Rückblenden zu den „Straftaten“ der fetten Gefangenen und der Zirkusartistin hätte ich absolut verzichten können, da sie zur Sache nichts beitragen; es handelt sich bei beiden Figuren um völlig untergeordnete Figuren. Das Erzähltempo ist eher träge. Zwischen aktionsgeladeneren Sequenzen stellt sich doch ein ums andere Mal Leerlauf ein (der natürlich hauptsächlich auf uns als westliches Publikum zum Leerlauf wird, das koreanische Publikum wurde in diesen Phasen natürlich mit der bewußten Propaganda gefüttert, die für unsereins aber eben eher befremdend wirkt, da man den übersteigerten Nationalismus, den der Film predigt, natürlich auch falsch interpretieren kann. Und wo das hinführt, muss ich an dieser Stelle sicher nicht ausführen).

Die Inszenierung ist dabei bieder, besondere Kunstfertigkeiten von Regie, Kameraführung oder Schnitt sind nicht zu beobachten. Die Actionszenen kommen natürlich nicht ohne die typisch asiatische Hektik aus und sind gelegentlich unübersichtlich, die einzige Martial-Arts-Szene ist relativ kompetent, ohne ein Aufreger zu sein. Kurios ist gelegentlich der Soundtrack, der in bewährter Tradition asiatischer Genrefilme nichts unversucht lässt, die möglichst unpassende Musik zum Geschehen abzuspulen (Höhepunkt ist sicher die beschwingt mexikanisch-lateinamerikanisch angehauchte Mucke zum Showdown).

Selbst für südkoreanische 70er-Jahre-Verhältnisse dürfte der Streifen darüber hinaus nicht besonders üppig budgetiert gewesen sein. Aufwendig ist am Straflager der Geschändeten nicht viel – selbst der aufgrund seines mehr als nur ähnlichen Steinbruch-Settings sich als Vergleich geradezu aufdrängende Girls in a Tiger´s Cage hatte da mehr zu bieten, dafür vermeidet das Straflager ganz grobe Anachronismen (wie den Hubschrauber im Tigerkäfig); lediglich bei einem Kleinbus bin ich mir relativ sicher, dass der anno 1943 nicht vom Band lief. Das spektakulärste „Set“ ist sicherlich der Todesbalken und selbst der sieht nicht so aus, als hätte es länger als drei-vier Stunden gedauert, den aufzubauen.

Schauspielerisch sind natürlich keine Wunderdinge zu erwarten. Namen zu nennen drängt sich nicht wirklich auf (und bietet sich auch nicht an, da sämtlichen Internetpublikationen zu diesem Film genau die drei oben angeführten Darsteller zu entnehmen waren, und wen die nun wirklich spielen, mögen andere Geister als meiner entscheiden). Der Darsteller des Fung Kao macht seine Sache ziemlich gut – es gelingt ihm stellenweise relativ überzeugend, die Zerrissenheit seines Charakters darzustellen und Nuancen in sein Spiel zu legen. Fung Kao ist auch dank der Performance seines Schauspielers nicht nur der sadistische Schweinehund, sondern gewinnt ein paar Facetten. Yue Yin hat größtenteils nicht mehr zu tun, als vor sich hin zu leiden und als Fußabtreter für die schuftigen Bösartigkeiten Fung Kaos zu dienen, Mai Lin erledigt ihren Job mit relativ geringem mimischen Aufwand. Die restlichen Darsteller sind reine Nebenfiguren ohne größere Bedeutung (auch Wang und Hung als nominelle Helden haben zu wenig screentime, um ernstliche darstellerische Beurteilungen anstellen zu können).

X-Rated machte sich mit der Veröffentlichung dieses Klassikers, immerhin hübsch im Retro-Design der zeitgenössischen deutschen Videocassette, nicht nur Freunde, denn es handelt sich beim präsentierten Film nicht um die ungekürzte Version, sondern in Punkto Lauflänge um die deutsche Videoversion. Offensichtlich gab es Probleme mit dem zur Verfügung stehenden Master, so dass man sich labelseitig entschloss, die vormals gekürzten Szenen nicht aufwendig in den Film einzuarbeiten, sondern als „Bonusszenen“ im Extra-Material zu verstecken. Dies ist für die Grindhouse-Crowd-Zielgruppe ärgerlich, denn das meiste, was nach Exploitation aussieht, wurde für die deutsche Kinoauswertung geschnitten. Insgesamt sind drei Schnittblöcke zu verzeichnen. Unter „alternatives Ende“ verbirgt sich weniger ein solches denn vielmehr eine vollständige Fassung des „richtigen“ Endes – die Sequenz dauert immerhin gut vier Minuten und macht schlußendlich deutlich, dass Fung Kao sich selbst richtet, was schon eine gewisse Aussage darstellt und den Film insgesamt deutlich schlüssiger macht. Unter „Entfallene Szenen“ finden sich die drei „blutigen“ Szenen des Films, seltsamerweise in umgekehrter chronologischer Reihenfolge – erst die „ungeschnittene“ Todesbalken-Szene (die nicht gerade in Gore watet – mehr, als dass man zwei der Gefangenen inmitten des Pflock-Feldes liegen sieht, ist da nicht zu erwarten), dann folgt die Zahnbehandlung Yins durch Fung Kao (für Zahnarztphobiker sicher nervenaufreibend, aber auch nicht übermäßig explizit), als drittes die ungeschnittene Variante der Auftaktszene, in der Wang und Hung den japanischen Offizier und seinen Fahrer töten (warum man das geschnitten hat, auch das ist nämlich nicht gerade Splatter pur, erschließt sich mir auch nicht). Diese drei kurzen Schnipsel summieren sich auf knapp eine Minute. Der dritte Block „Bonusszenen“ beinhaltet gut 9 Minuten ausführlicherer Dialogszenen, die hauptsächlich flammend vorgetragene nationalistische Reden beinhalten (am interessantesten davon ist eine erweiterte Fassung der Szene, in der Yins Mutter Fung Kao gegenübersteht, bevor er sie erwürgt). Alle Zusatzszenen liegen in einem sehr obskuren Ultra-Widescreen-Format (ca. 3.00:1) vor und sind untertitelt (die Untertitel scheinen sich übrigens auf die koreanische Dialogfassung zu beziehen, da alle Charakter dort andere, vermutlich die ursprünglichen Original-Namen tragen). Als zusätzlichen Bonus gibt´s noch die Abtastung des Original-Kinolichttons, von der Lauflänge hier identisch mit dem Hauptfilm, allerdings unterscheidet sich die Tonqualität ein wenig und die Kinofassung weist ein leicht abweichendes Aspect-Ratio auf (die Fassung des Hauptfilms scheint ein wenig gematted zu sein). Nicht fehlen darf natürlich der deutsche Kinotrailer.

In Punkto Restaurierung des Hauptfilms an sich hat sich X-Rated wieder ziemliche Mühe gegeben. Das Aspect Ratio dürfte irgendwo bei 2.55:1 o.ä. Liegen. Der verwendete Print kommt ohne größere Verunreinigungen oder Störungen ein, lediglich senkrechte Laufstreifen ziehen sich permanent durchs Bild. Der Transfer ist insgesamt auf der eher unscharfen Seite, die Farben wirken manchmal etwas zu übertrieben. Die deutsche Synchronisation liegt etwa on par mit vergleichbaren 70er-Jahre-Synchros, vermeidet aber zumindest größere Peinlichkeiten und fällt nicht, wie z.B. Sweet Sugar in Pornoklischees zurück. Der Ton knarzt allerdings vernehmlich. Wahlweise kann man sich den Film auch in einer chinesischen Sprachfassung mit englischen Untertiteln ansehen.

Schreiten wir also langsam zum Urteil. Wie kaum anders zu erwarten war, ist das aufregendste am Straflager der Geschändeten sein deutscher Verleihtitel. Der Film selbst ist ein vergleichsweise zurückhaltender Vertreter des Frauenlager-Genres, der der Materie nichts grundlegend neues abgewinnt, in der gekürzten Fassung (und die müssen wir ja zugrundelegen, da die Bonusszenen eben nur das sind, nämlich nicht in den Film integrierte Zugabe) auch aus den altbewährten Strickmustern des Genres kaum etwas wirklich Hinguckenswertes abspult. Die patriotischen Floskeln, die bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit mit dem Holzhammer serviert werden, sind zwar anfänglich für westliche Zuschauer leidlich erheiternd, auf Dauer – da selbst uns schnell klar ist, welcher Punkt gemact werden soll – aber doch eher ermüdend und da das zaghafte Tempo des Films den geneigten Konsumenten nicht wirklich pausenlos aus dem Sessel fetzt, ist man gelegentlich versucht, zu vermeintlich interessanteren Stellen (die dann aber nicht wirklich kommen, da die „major scene“, der Todesbalken, in der gekürzten Fassung auch keine Sonderpreise gewinnt) vorzuspulen. Sicherlich ist es löblich, dass solche alten Schinken, wie sie in den 70ern die Bahnhofskinos dieser Welt heimsuchten, wieder einem interessierten Publikum zugänglich gemacht werden, aber der asiatische Frauenlagerfilm hat deutlich deutlich bessere Werke hervorgebracht, sowohl was die puren eingesetzten filmischen Mitteln, den Exploitation- und Sleaze-Faktor als auch die elegantere Verpackung der politischen Botschaften angeht – das Bamboo House of Dolls ist da sicherlich an allererster Stelle zu nennen. Straflager der Geschändeten ist kein handwerklich-technisches Schlachtfeld wie der jüngst besprochene Frauengefängnis 2, zum unterhaltsamen Trashfetzer fehlen ihm aber die entscheidenden Zutaten aus den Gewürzgläsern „Exploitation“ und „Sleaze“ – der Streifen ist dafür zu ernst angelegt. Eher etwas für Komplettisten des Genres.

(c) 2005 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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