Stosstrupp in die Wüste

 
  • Deutscher Titel: Stosstrupp in die Wüste
  • Original-Titel: La guerra du petroli
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  • Regie: Luigi Batzella (als Ivan Kathansky)
  • Land: Italien/Frankreich
  • Jahr: 1979
  • Darsteller:

    Richard Harrison (Richard Benson)
    Florence Cayrol (Lorna)
    Gordon Mitchell (Paul)
    Gino Turine, als John Brown (Louis)
    Jean-Marie Lemaire (Hansen)
    Michel Charrel (Chris)
    Lemmy Carson (Prinz)
    Claude Boisson, als Yul Sanders (Emir)
    John Benedy, als John Benedit (Sohn des Scheichs)
    Antonio Basile (Farouk)


Vorwort

Was der Wurm dem Fisch, sind dem Trashologen neben der Grabbekiste beim DVD-Dealer die Aktionsverkäufe beim Internetshop des geringsten Misstrauens. Womit auch geklärt wäre, wie ich zu „Stosstrupp in die Wüste“ kam, einem Film, von dem ich vorher im Leben nichts gehört habe, dessen Cover allein mir aber spassig genug schien, um ein Review drüber zu schreiben (und ein Screenshot auf der Rückseite zeigt ein halbnacktes Mädel mit Maschinengewehr; wer kann da schon nein sagen?). Dass selbiges mit dem Film nicht wirklich was zu tun hat, hätte ich wissen müssen.

Tja, viel über den Hintergrund kann ich nicht berichten, besonders berühmt ist der Streifen nicht. Soviel zumindest: Wir haben es hier mit einem Söldnerfilm aus der Ecke Eurotrash zu tun, mit dem die ehemaligen Sandalenfilm-Stars Richard Harrison und Gordon Mitchell ihren Kontostand etwas (sehr viel kann’s nicht gewesen sein) aufbesserten. Regisseur Luigi Batzella, hier als Ivan Kathansky unterwegs (andernorts auch als Dean Jones oder Paolo Solvay) zeichnet ebenfalls für (den dem Vernehmen nach äussert tranigen) „Nuda per Satana“ verantwortlich („Auch Djangos Kopf hat seinen Preis“ oder „SS Hell Camp“ stammen ebenfalls von Luigi); das lässt nicht gerade Gutes erahnen.

Okay, wir wollen nicht um den Brei herumreden, bevor er kalt wird, stürzen wir uns kopfvoran in den Film und hoffen das Beste…


Inhalt

Wir beginnen mit einer Konferenz zweier Parteien, die sich nur bedingt wohlgesonnen gegenüber stehen: Auf der einen Seite haben wir Abgesandte eines westlichen Ölkonzerns, die von einem alten Glatzkopf angeführt werden; auf der anderen Seite, die Hände in den Ärmeln versteckend, seine Exzellenz, den libyschen Minister für Öl oder was auch immer (der wenigstens halbwegs arabisch aussieht; wird man nicht von jedem Kameltreiber in diesem Film behaupten können), und seine Männer. Anlass des Treffens ist ein neuer Vertrag, den die Araber frecherweise aufgesetzt haben; Glatzkopf liest sich den Wisch durch und ist wenig begeistert: „Solche Bedingungen können wir nicht akzeptieren!“
Den Gegenentwurf des Konzerns liest sich unsere Exzellenz nicht einmal durch; entweder der arabische Vertrag wird angenommen, oder das war’s mit dem Geschäftsverhältnis, „ein neuer Abnehmer lässt sich leicht finden.“ Glatzkopfs Drohung, wegen Vertragsbruch vors Gericht zu gehen, geht dem Minister dezent am königlichen Allerwertesten vorbei, dafür zieht er sich mit einem Ultimatum zurück: „Es bleibt ihnen eine Stunde Zeit, meinen Vertrag zu unterzeichnen.“
Kaum isser weg, entscheidet Glatzkopf Verhängnisvolles: „Er ist so gut wie tot. Er hat es ja nicht anders gewollt.“
Glatzkopfs Helfershelfer: „Ich habe verstanden. Plan zwei kommt zur Durchführung.“
Glatzkopf: „Ja, schicken sie ihn zu Allah.“

Plan zwei wird ausgeführt, indem der gesamte Hotelkomplex, in dem der Minister nebst Gefolge abgestiegen ist, in die Luft gesprengt wird. Overkill, im Wortsinne. (Und ich frage mich, wie sie die benötigten Mengen Sprengstoff unbemerkt ins Hotel eingeschmuggelt haben.) Natürlich haben wir es hier mit (zerkratzten) Archivaufnahmen einer hin- und sogar herkömmlichen Gebäudesprengung zu tun.

Während Exzellenz und Anhang herausfinden, ob das mit den 72 Jungfrauen stimmt, sehen wir einen Typen im Anzug und mit Koffer aus einem Kleinflugzeug springen und zu so was Ähnlichem wie schmissiger Agentenfilm-Mucke mit dem Fallschirm landen, gleich ins nächste Flugzeug einsteigen und am nächsten Flugplatz ankommen, wo er von einer Limousine erwartet wird. Beim Einsteigen verwandelt er sich in unseren geliebten Richard Harrison, während wir vom (übrigens hochprofessionell spiegelverkehrt eingesetzten) Archivmaterial zum aktuellen Film wechseln – die folgende Fahrt in der Limousine ist allerdings immer noch aus einem anderen Werk geklaut, nur in den Nahaufnahmen (und ich meine wirklich *Nah*aufnahmen, man will ja nicht zuviel von der Umgebung, also alles ausser der Fresse unseres Protagonisten – schicke Brille, übrigens –, zeigen und die Illusion zerstören) ist der spätere Ninjaboy zu sehen.
Wie auch immer. Nachdem er von seinem ungemütlichen Flug berichtet hat („Sind sie schon mit so ner Eierkiste übers Mittelmeer gefahren?“), versorgt uns sein Begleiter mit Exposition: „Es war gar nicht so einfach, mit dem Wagen auf das Gelände zu kommen. Hat mich was gekostet. Naja, was soll’s. Aber auf diese Weise weiss niemand, dass sie im Lande sind. Immerhin sind sie kein unbeschriebenes Blatt hier.“ Aha.

Zielort ist eine Villa; in einem Büro derselbigen wird Harrison, hier übrigens unter dem Namen Richard Benson (ge)läufig, von Glatzkopfs Helfershelfer von vorhin in Empfang genommen: „Na, das ging ja schnell. Ich liebe pünktliche Leute. Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige!“
„Und die der Soldaten.“
„Richtig; ich vergesse immer wieder, dass sie ein alter Soldat sind.“
Subtiler kann man einen Charakter gar nicht einführen.
Der Auftraggeber hat einen Fall unter erschwerten Bedingungen: „Diesmal wartet eine Aufgabe auf sie, die nicht so leicht zu lösen ist. Es könnte sogar sein, dass sie nicht mehr zurückkommen.“
Er erzählt Benson von unserer weggebombten Exzellenz: „Wir hatten gerade einen neuen Liefervertrag mit dem Minister abgeschlossen, da wurde er ermordet.“ (Ohne rot zu werden, ohne rot zu werden!) Und jetzt wolle dessen Regierung den neuen Vertrag nicht anerkennen. Da kann man den dreckigen Arabern nicht einfach so durchgehen lassen, hier kommt Benson ins Spiel: „Was wir müssen, ist ein Exempel statuieren“, wie er sich ausdrückt. Die Szene endet mit einem haarsträubenden Zoom auf den gemeinsamen Handschlag.

Weitere Archivaufnahmen, diesmal von einem Linienflugzeug (aber ebenfalls spiegelverkehrt), schliesslich steigt Benson am Zielort in sein Hotel ab. Als Mann von Welt läuft er mit offenem Hemd und Goldkette durch die Gegend und quatscht das nächstbeste weibliche Geschöpf, dass ihm unter die Augen gerät, blöd von der Seite an: „Ei der Daus, da schlagen mir ja die Flammen aus der Hose.“ Wie gesagt: Ein Mann von Welt.
In der Lobby beobachten im Übrigen zwei Spitzel die Ankunft. Der eine, ein leicht dicklicher Herr mit lichtem Haupthaar, versteckt sich hinter einer Zeitung, der zweite, ein blondes Bubi im weissen Anzug, geht ans Telefon und berichtet einem weiblichen, ebenfalls blonden Gerät: „Er ist angekommen.“
„Gut, pünktlich wie immer.“

Der Gemeinte findet sein Zimmer erfolgreich und richtet sich ein, während aus dem Hintergrund was ertönt, das man durchaus als Pornomucke deuten könnte; wo das wohl wieder… Da läutet das Fernofon neben dem Bett, am anderen Ende ist die Blonde: „Es brennt hier, könnte man was dagegen tun?“
Benson: „Die Feuerwehr rufen.“
„Was kann die Feuerwehr schon nützen, wenn etwas lichterloh brennt?“
„Naja, da gibt’s nur eine Möglichkeit.“
„So? Und wie wäre die? Ich wüsste es gern. (Verrucht) Bist du noch immer darauf spezialisiert?“
„Noch immer.“
„Okay. (Legt auf)“
Äh, ja. Benson wartet mit gezogener Waffe auf seinem Bett, selbige richtet er auf besagtes blondes Gerät, mit Namen übrigens Lorna, als das im kurzen blauen Bademantel eintritt. Sie: „Ich dachte, du würdest mich mit offenen Armen empfangen.“
Man kennt sich offenbar von früher und bricht in ausgiebige Fummelei, sprich Softsex-Szene, aus; Titten! Einen Jump Cut später ist die Tussi dann auch von oben bis unten nackt, während Benson an und auf ihr rumgrabbelt, wobei er aber immerhin seine Hose anbehält. Trotzdem: Harrison mit beginnender Lichtung auf dem Hinterkopf, Pornoschnäuzer und rot angelaufenem Kopf müsste ich nicht unbedingt bei Zungenakrobatik und Sendereinstellen zugucken (Ästhetik, Leute, Ähstetik!); Lorna darf aber bleiben.

Es folgt eine Rückblende (die man erst einmal als solche identifizieren muss), die mit einem geistigen Selbstgespräch Lornas eingeleitet wird: „Was bist du doch für ein Bastard, Benson. Du hast mich so reingelegt, damals in Paris, als alles anfing mit uns. Du warst auf mich angesetzt, und ich bin auf dich hereingefallen, und jetzt kann ich nicht mehr leben ohne dich.“ Blablablupp. Weiber.
Sie und Benson lassen sich durch Paris kutschieren; unterwegs fragt er das Mädel, ob sie vielleicht wen kenne, der Drogen verkaufen, da sie doch in einem Nachtklub arbeitet und so. Lorna streitet ab, von irgendwas eine Ahnung zu haben, und macht Vorwürfe: „Du bist doch wohl nicht mit mir ausgegangen, um durch mich an meinen Chef ranzukommen?“
Aber niemals nicht, so Benson. Überhaupt: Weniger streiten, mehr küssen, „oder verstehst du davon auch nichts?“
„Wofür hältst du mich eigentlich? Ich bin doch keine siebzehn Jahre mehr! (Zu sich) Manchmal wünschte ich, ich wäre es.“ (?)
Nach etwas Geschmuse verspricht sie ihm nun aber doch noch, ihn zu ihrem Boss zu führen. Da hat der Fahrer allerdings was dagegen und hält unseren Turteltäubchen eine Pistole unter die Nase, „auf Bullen steht der Chef nämlich nicht.“
Benson verwehrt sich dagegen, zur Gendarmerie zu gehören, beeindruckt den Fahrer damit allerdings genau gar nicht.

Schliesslich hält er den Wagen unter irgendeiner Brücke an, wo weitere Henchmen die Neuankömmlinge in Empfang nehmen. Teufelskerl, der er ist, nimmt es Benson aber mit allen Bösewichten auf, während Lorna flüchtet, einem Verfolger in die Fresse tritt und dann, aus welchem Grund auch immer, ins Flusswasser springt. Benson wischt mit dem letzten Bösbuben den Boden auf, sieht aber seine Mission gleich welcher Art geplatzt (“Okay, da scheiss der Hund drauf; das Geschäft ist sowieso im Eimer”), steigt ins Taxi und fährt von dannen, die wütenden Rufe Lornas ignorierend. Kehren wir nun in die relative Gegenwart zurück.

Dort schildert Lorna (plötzlich stärker bekleidet als vor der Rückblende, buh!): „Die haben mich damals halb tot geprügelt. Aber ich habe nichts verraten, weil ich dir misstraute.“ (Hä?) Benson fällt aus allen Wolken: „Aber du hast doch wohl nicht gedacht, dass ich ein Bulle bin?“ Doch, hat sie, oder auch nicht. Keine Ahnung. Ihr Groll auf ihn hält sich trotz allem in Grenzen, weiter mit der Fummelei.

Das blonde Bubi und der Dicke warten noch immer in der Lobby, als Benson und Lorna nach Befriedigung fleischlicher Gelüste an die Bar kommen. Blondbubi gibt Benson für dessen Zigarre Feuer und stellt sich als „euer dritter Mann“ vor; Hansen heisst er. Nachdem das Passwort verifiziert ist („Die Wüste brennt“), nähert sich auch der Dicke, der sich Chris nennt. Letzter im Bunde ist Paul (Alt-Muckimann Gordon Mitchell!). Man trinkt auf die Wüste, „auf uns alle“ und „darauf, dass wir zurückkommen.“ (Woll’n wir wetten?)

Nachdem der Stosstrupp nun beisammen ist, verlässt er das Hotel und fährt mit nem Kleinwagen-Cabrio los; unterwegs bespricht die Mission: Um über die libysche Grenze zu kommen, soll’s mit einer Motorjacht aufs Meer hinaus gehen, wo man auf ein Ruderboot umsteigen und gen Küste paddeln wird. Sollten sie aufgegriffen werden, erzählen sie einfach was von einem Schiffbruch. Am Zielort soll unsere Helden dann ein gewisser Louis mit Auto, Waffen und Sprengstoff erwarten.

Im Hotel sprechen zwei Polizisten vor (die in Wirklichkeit nicht solche sind, wenn ich soweit vorgreifen darf), wollen die Gästeliste und fragen ein bisschen rum: „Vier Amerikaner, das könnten die gemeldeten Agenten sein!“ Als die beiden Bensons Zimmer entern, müssen sie allerdings feststellen, dass das Vögelchen ausgeflogen ist und keinerlei Spuren hinterlassen hat. Was für ein Ärger aber auch.

Unser dreckiges halbes Dutzend minus eins rudert inzwischen auf dem Meer rum und vertreibt sich die Zeit mit Gerede, das uns gar nicht weiter am Arsch vorbeigehen könnte. Geschwätziger Streifen.
Schliesslich legt man an einem Strand an, wo Lorna als erste an Land geht, sich bis aufs Unterhöschen auszieht (keine Ahnung wieso, aber ich beschwer mich nicht), und schliesslich von einer kleinen Anhöhe aus Ausschau hält (bzw. posiert, als mache sie grad Fotos für den Playboy). Die Luft scheint rein zu sein. Die Männer kommen nach, wird Zeit nach Louis zu suchen, da springen plötzlich Araber aus den Büschen: „Sie sind illegal ins Land gereist, was wollen sie hier?“
Unsere Helden erzählen ihnen die Geschichte mit dem Schiffbruch, werden aber trotzdem wie Verbrecher abgeführt. Doch Benson, der harte Hund, schafft es, einem unachtsamen Araber die Waffe aus der Hand zu reissen und drückt sie ihm an die Schläfe. Die anderen Wüstenfieslinge übergeben ihre Waffen oder werfen sie zumindest zu Boden, *dann* greifen sie unsere Helden mit blossen Fäusten an. Zum Glück sind die Stosstrupp-Leutchen gute Sportsmänner sowie -frau und nutzen ihre Schiessprügel bloss als hinderliche Balast im Nahkampf. Höfflich, wie sie sind, warten die Bösen wiederum jeweils geduldig drauf, eins in die Fresse verpasst zu bekommen, bis dann die gräuliche Kampfchoreographie mal vorbei ist. Lorna zieht sich wieder an (buh!) und unser Stosstrupp macht sich vom Acker.

Sinnlos in der Wüste herumirrend, stösst Gruppe Benson plötzlich auf ein Auto – am Steuer sitzt Louis („Na, das nenn ich Pünktlichkeit!“)! Endlich mit einem fahrbaren Untersatz gesegnet und das erwähnte halbe Dutzend voll gemacht habend, gurkt man unter der heissen Wüstensonne herum und macht sich Sorgen um Blondie Hansen. Der hat sich vorhin drum eine Verletzung am Bein zugezogen, die sich durch einen roten Farbfleck am Hosenboden sowie Fieber bemerkbar macht. „Mit dem Bein hältst du keine 24 Stunden mehr durch!“, meint Lorna, ohne dass sich dies im Verlaufe des Filmes bewahrheiten würde. Ansonsten reden die Leutchen wieder mal viel Irrelevantes, Redundantes und Uninteressantes sowie Dummfug (Chris über Lorna: „Und zum Schluss endet sie im Araberpuff, oder irgendwo in der Wüste – als Fressen für die Geier!“).

Weiterhin holt Benson ein Zettelchen hervor: „Das sind nur die geographischen Positionen der Ölanlagen, die wir hochgehen lassen sollen.“ Weiter will er die anderen zunächst nicht in den Plan einweihen; je weniger sie wissen, umso weniger kann man allenfalls aus ihnen herauspressen. (Dass die Operation ins Wasser fällt, sollte er ausser Gefecht gesetzt werden, nimmt er in Kauf.)

Schliesslich ist Chris die Sache bezüglich Hansen wirklich nicht mehr geheuer: „Ich glaube, unserm Freund geht’s schlechter. In seinem Interesse sollten wir die Oase anfahren. Was können wir schon riskieren? Unsere Waffen vergraben wir vorher und geben uns als amerikanische Touristen aus.“
Benson zeigt sich einverstanden und in Sichtnähe der Oase hält man zwecks Buddelei an. (Hansen hilft fleissig mit, sooo schlimm kann’s also gar nicht um ihn stehen.) Ist auch besser so, denn schon tauchen berittene Araber auf. Der Anführer stellt sich als Scheich Allah Buh (oder so ähnlich) vor und erbittet Auskunft darüber, was die Europäer auf seinem Land zu suchen hätten. Die behaupten, eine harmlose Touristengruppe auf Safari zu sein.
Scheich: „Ihr könnt verschwinden, die Frau bleibt hier!“
Benson: „Mensch, dir hat man wohl ins Gehirn geschissen, du Wüstenratte!“
Und weiter: „Wir sind freie amerikanische Staatsbürger und wir gehen überall dorthin, wo es uns gefällt!“ (Überlegt euch selbst einen Irak-Witz dazu.)
Als Antwort will der Scheich gleich sie alle als „Gäste“ einsacken. Paul fasst im Namen der andern kurz und prägnant zusammen: „Mann, hau ab! Wir haben keine Lust. Hast du kapiert? Komm, zieh Leine. Verstanden? Kratz die Kurve! *nuschel, nuschel*“ (Den letzten Teil hab ich akustisch nicht verstanden.)
Der Scheich fühlt sich hierauf beleidigt (nicht aber wegen der „Wüstenratte“?), Paul entschuldigt sich unwillig. Bringt aber nichts, die Fremden müssen mitkommen; das Auto bleibt vor Ort.

Bei Sandleutens Zuhause: Der Oberscheich regt sich auf: „Mein Sohn sagte mir, dass sie nicht nur in unser Territorium eingedrungen sind, sondern ihn auf das Schwerste beleidigt haben. Ich fürchte, dass ich sie bestrafen muss!“
Da kann Benson noch so die Ami-Nummer abziehen („Beim nächsten amerikanischen Konsulat werd ich gegen sie protestieren und dann werden sie ihr blaues Wunder erleben, sie Sandfloh-Fürst!“), der Scheich betrachtet die Fremden fürs Erste als seine Gefangenen. „Alles Weitere wird die Regierung in Tripolis entscheiden. Ich bin davon überzeugt, dass sie keine harmlosen Touristen sind. Wir wissen von einem Terrorkommando.“ Am nächsten Morgen werde eine Militäreinheit erwartet.
Die Männer werden weggebracht, nicht aber Lorna: „Madame, sie sind mein Gast“, bietet der Oberscheich an.
„Aber gerne, Exzellenz. Ich habe mir schon immer gewünscht, einmal eine Nacht mit einem richtigen Araberfürsten zu verbringen.“ (!)

Während die Männer gefesselt, in ein Zelt verfrachtet werden und sich über die Knotenkünste der Gastgeber auslassen („Der Junge versteht was von Knoten, das muss ihm der Neid lassen.“ – „Der war sicher bei der reitenden Gebirgsmarine zu Fuss.“), essen der Fürst und Lorna gemeinsam zu Abend. Der Beduine plaudert aus dem Nähkästchen: „Ich hoffe nur, dass du nicht zu diesen Männern gehörst. Ich war bereits von ihrer Ankunft unterrichtet. Sie haben meinen Bruder auf dem Gewissen. Er wollte einen Vertrag nicht verlängern und die Gesellschaft war nicht bereit, auf unsere Bedingungen einzugehen. Also tötete man ihn. Sie sprengten das Hotel in die Luft, in dem er mit seinen Leuten wohnte. Bevor es Morgen wird, lasse sich sie alle töten; nur du wirst leben, weil du eine schöne Frau bist.“
Draussen kreischt irgendein Vieh, Lorna wirft sich dem Fürsten in die Arme und schon in der nächsten Szene treiben sie es. Das Mädel bietet wiederum einen Anblick, der mir gefallen könnte, aber wer hatte die grandiose Idee, dass der Scheich dabei sein muss? Labriges Fleisch, igitt. Wenigstens behält auch er die Hosen an, während Lorna auf ihm herumturnt. Doch plötzlich schläft er ein (von der Tsetsefliege gestochen? Oder doch ein Herzinfarkt?), was Lorna zum Anlass nimmt, ihn mit einen Dolch zu, äh, zu erdolchen halt. Dem Mordopfer entfährt ein Schrei; als einer der Wächter ins Zelt guckt, sieht er allerdings nur Lorna, die vortäuscht, mit dem Fürst heftig rumzumachen.
Schliesslich packt das Mordmädel ihre Kleider zusammen und macht sich aus dem Staub, wobei sie eine Lampe anstösst. Während das Teil fällt runterfällt und das in Benzin getränkte Tuch eines kleinen Tisches in Brand setzt, schleicht sich Lorna aus dem Zelt und an den Wachen vorbei.

Die männlichen Teilnehmer unseres Stosstrupps haben sich inzwischen von den Fesseln befreit, sind ausgebrochen (Zelt als Gefängniszelle: dumme Idee; dabei stehen im Hintergrund auch richtige Gebäude rum) und schleichen sich an den Wachen (Aufmerksamkeit: ungenügend) vorbei. In sicherer Entfernung nehmen sie die Beine in die Hand und rennen zum Auto, bloss Benson kehrt um, weil er Lorna nicht zurücklassen möchte.
Während das Zelt des Fürsten Opfer der Flammen wird und die Araber in kopflose Hektik versetzt, findet er das Mädel, zusammen schleichen nun auch sie sich zum Wagen, wo man schon fast losfahren wollte. *Jetzt* beginnen unsere männlichen Protagonisten (ausgenommen Benson, weil Chef) damit, die Waffen auszugraben, man hat ja massig Zeit. Inzwischen erklärt Lorna ihrem Stecher: „Der Fürst wusste über euch Bescheid.“
Benson: „Dann sind wir alle verloren.“
Lorna (ihren Moralischen kriegend): „Der Fürst wollte Rache, Rache für seinen Bruder. Ihr habt ihn umgebracht!“ (Jaja, und du hast den Fürsten umgebracht, also Maul halten.)
Kaum sind die Waffen ausgegraben, kommen auch schon die Araber herangeritten und eröffnen das Feuer. Unsere Helden geraten umso mehr in Bedrängnis, als dass sie Angreifer aus gleich zwei Filmen abwehren müssen (das fremde Material ist aufgrund anderen geographischen Hintergrundes und anderer Kostümierung der Reiter reeelativ leicht als solches zu identifizieren), aber da diese auch mit einer lethalen Überdosis Zielwasser kein Scheunentor auf 0,43 Meter Entfernung mit einem Medizinball treffen würden, können sie einen Kameltreiber nach dem anderen vom Pferd schiessen, bis die übriggebliebenen das Hasenpanier ergreifen.
Benson und Co. indes entscheiden, die Flucht über die algerische Grenze zu wagen, da sie offensichtlich aufgeflogen sind.

Anderswo: In einer Arztpraxis wird der Assistent des abwesenden Dr. Farouk von den beiden Pseudo-Bullen (ihr wisst schon, die vor einiger Zeit mal Bensons Zimmer durchsucht haben) niedergeschlagen. Als dann Hansen alleinerweise mit dem Wagen vorfährt und sich bei besagtem Doktor melden will (ich dachte ja, er wolle sich endlich mal seine Wunde am Bein behandeln lassen, aber so einfach ist es nicht), wird er von den falschen Polizisten überwältigt, die ihm ein Wahrheitsserum injizieren.

Der Rest vom Stosstrupp wartet indes in der Wüste und fragt sich, wo Hansen bleibt. Erwähnter Dr. Farouk ist übrigens, wie wir nun erfahren, nicht einfach irgendein Quacksalber, sondern auch Kontaktmann unserer Möchtegern-Terroristen. Als Werksarzt der zur Sprengung vorgesehenen Ölraffinerien hat er Zugang zu selbigen, kann ihnen aber auch über die Grenze helfen (also, Benson und Co. jetzt, nicht den Ölraffinerien) – sofern mit ihm alles in Ordnung ist. Sollte Hansen tatsächlich nicht mehr auftauchen, will sich unser Stosstrupp trennen und jeder seine eigenen Wege über die algerische Grenze gehen.

Dr. Farouk hat inzwischen aus der Ferne beobachtet, wie die falschen Bullen seine Praxis verlassen haben und von weiteren zwielichtigen Gestalten im Auto abgeholt wurden. Er klettert durch ein Fenster in sein Haus und findet seinen Assistenten gefesselt am Boden liegen, während Hansen im Nebenraum auf dem Schragen rumdümpelt, schwer benommen, aber sich noch unter den Lebenden befindend (haben die Bösewichte ihren Job mal wieder nur zur Hälfte erledigt). Farouk schüttelt ihn und schreit: „Wer hat meinen Schreiber umgebracht? Wer hat meinen Schreiber umgebracht?“ Welcher Schreiber? Seinen Assistenten kann er nicht meinen, der lebt ja auch noch, wie wir jetzt sehen, als er ihn wütend aufweckt, ins Zimmer holt und beschimpft: „Es ist unglaublich, du schläfst, während daneben jemand ermordet wird.“ Verdammich, wo ist denn die Leiche?
Der Assistent gibt Hansen eine Spritze, auf dass der wieder zu Sinnen komme, während Farouk erklärt: „Es ist der Mann, auf den wir warten!“

Benson und Co. sind sich darüber einig geworden, dass sie Hansen und Dr. Farouk abschreiben können. Schön blöd, denn ohne des Doktors Hilfe kommen sie keinesfalls nach Hause, nicht mal versuchsweise. Paul: „Wir haben keine Chance. Wir kommen niemals allein über die Grenze. Aber wenn ich schon draufgehen soll, jag ich vorher die Öllager in die Luft!“
Die anderen stimmen ihm zu und so macht sich unser Selbstmordkommando daran, die verbleibenden acht Meilen zu den Raffinerien zu stiefeln, um dort das „Abschiedsfeuerwerk“ zu veranstalten.

Farouk und sein Assistent haben Hansen inzwischen wach gekriegt und setzten ihm auseinander, dass er unter Drogen gesetzt wurde und den Bösmännern wahrscheinlich verraten hat, wo die anderen sind. Während Hansen zum Versteck zurückfährt (was ist denn jetzt mit seiner Wunde am Bein?), will Farouk zum Beduinendorf, durch welches der Weg zu den Öllagern führt.

Benson und Co. entern eine Ruine (in der überrascheinderweise plötzlich tiefdunkle Nacht herrscht) und werden dort von bösen Arabern (zu wem gehören die jetzt eigentlich?) mit Gewehren in Empfang genommen. Da taucht im letzten Moment Farouk auf und knallt seine Landsleute, die nicht einmal versuchsweise zurückfeuern, alle ab. Obwohl er ihnen grade den Arsch gerettet hat, begegnen unsere Helden ihm äusserst misstrauisch; erst als er die Losung von sich gibt („Die Wüste brennt“, wisst ihr noch?) und Benson ihn von einem Foto erkennt, darf er die Flossen runternehmen. Kein Grund, verfrüht in Freude auszubrechen, denn, so Farouk: „Hansen ist zum Treffpunkt gefahren; man hat ihm Drogen gespritzt und er hat alle Einzelheiten des Plans an die Gegenseite verraten!“ (Ich dachte, die kennt nur Benson?)
Da ertönt von draussen ein launiges „Hände hoch!“ und unsere Helden drohen endgültig den bösen Arabern zu unterliegen. Doch glücklicherweise fährt Hansen als rettender Engel herbei und knallt mit ner Pistole munter Wüstensöhne ab; diesen wiederum fällt es erst nach ein bis zwei Schreckminuten ein, mal ganz scheu mit ihren Maschinengewehren zurückzufeuern; bis dahin haben sich Benson und Co. aber bereits bewaffnet und erschiessen die Angreifer, einige davon gleich zweimal hintereinander, weil es so schön ist.

Allmählich wird es Zeit, dem Leid ein Ende zu setzen und zum Finale zu kommen, nicht? Unsere Helden stellen den Wagen ab und schleichen sich an eine „Düne“ heran, hinter welcher die Öllager ins Blickfeld geraten. Lorna mal wieder selbstreflexiv: „Schrecklich, was ist bloss aus uns geworden? Das verdammte Geld hat unseren Charakter verdorben.“
Keine Zeit für tiefere Einsichten, es gibt noch was zu sprengen. Der Stosstrupp teilt sich auf und macht sich ans Werk, nur Benson und Lorna bleiben zurück.
Lorna: „Warte, küss mich ein letztes Mal!“
*schmatz*
Benson: „Leb wohl, Lorna.“
Lorna: „Salut, Benson.“
Sehr rührend. Oder auch nicht.
KA-BOOOOM!

Benson und Co. trippeln in der Anlage umher und befestigen diverse Sprengstoffpakete, während sich das Wetter ums Verrecken nicht entscheiden kann, ob es tiefdunkle Nacht oder Morgendämmerung ist. Die eine oder andere Wache wird niedergeschlagen, bis endlich mal alles dort ist, wo es sein soll, und Benson den Fernzünder betätigt. Modellautos und Puppen fliegen brennend durch die Gegend (und weil man nicht sooo viel Archivmaterial hat, wird fleissig recycelt), während unsere Helden sich zurückziehen und von bewaffneten Arabern verfolgt werden. Kaum beim Wagen angekommen, wird Hansen erschossen, wenig später fängt sich auch Lorna eine Kugel mitschiffs ein. Wer vorhin schon Tränen in den Augen hatte, wird jetzt wie ein Schlosshund heulen, während Lorna in den Armen Bensons stirbt, sobald sie ihren letzten Monolog gesprochen hat. Benson ist sehr ergriffen, der Zuschauer nicht.

Wieder in Paris, zurück beim Auftragsgeber vom Anfang. Der freut sich über erfolgreichen Abschluss des Jobs; dass Benson der einzige Überlebende ist (hm, den Tod von Chris, Paul und Farouk hab ich irgendwie nicht mitgekriegt), kann ihm ja egal sein. Benson gewinnt aufgrund der Umstände die ganze Kohle für sich alleine, die Bank wisse schon Bescheid. Doch kaum ist er aus dem Zimmer, greift der Auftragsgeber zum Telefon: „Er kommt. Erledigt ihn.“

Benson tritt draussen auf die Strasse, als er aus heiterem Himmel aus einem vorbeifahrenden Auto heraus unter Feuer genommen und erschossen wird. Er bricht tot zusammen, Schwenk auf den Eiffelturm, Ende.

Wer hier einen spannenden Action-Thriller mit massig Feuerwerk und Keilerei oder auch bloss ein unterhaltsames Trashfest erwartet hat, der hat die Rechnung ohne die italienischen Billigheimer gemacht, die mit der Gage für Harrison und Mitchell bereits an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten gestossen sein dürften und dann das, was an interessanten Sachen vielleicht mal im Drehbuch stand, durch elendig ausgewalztes Gerede und Archivmaterial ersetzt haben.
Die Geschwätzigkeit des Streifens geht einem mit der Zeit unvermeidlich auf den Keks: Infos, die keiner braucht, mehrfache Wiederholungen dessen, was grad schon einer gesagt hat, jede Aussage wird in die Länge gezogen – DAS ist, wie „Stosstrupp in die Wüste“ mit seinen Dialogen umgeht. Ein Tritt in den Hintern (oder auch gleich zwei oder drei) hätten dem Film gut zu Gesicht gestanden – übrigens auch jenseits vom Geblubbere, etwas mehr Action wär ganz nett gewesen.
Und wenn dann mal was passiert (Bensons Fallschirmsprung, Angriff der Beduinen, Explosion der Öllager, etc.), kann man mit tödlicher Sicherheit drauf wetten, dass die Bilder mindestens zur Hälfte aus einem anderen Streifen stammen. Vor allem beim Angriff der Beduinen fällt deutlich auf, dass Stock Footage und aktueller Film kaum eine oberflächliche Ähnlichkeit aufweisen und irgendwie nicht wirklich was miteinander zu tun haben wollen; als hätte der Strand der Sandwüste an der letzten Weihnachtsfeier besoffen in den Ausschnitt gekotzt. Das einzige, was unsere Knalltüten neben dummem Geseiere selbst zustande kriegen, sind Prügeleien sowie Schiessereien, die derart kompetent und beeindruckend choreographiert sind, dass alle Verantwortlichen im Nachhinein aus lauter Scham Seppuku begangen haben (sollten, find ich).

Tja, und dann das grosse Finale. „Inferno eines gigantischen Unterganges“, lügt einen die DVD-Hülle an, ohne rot zu werden, dabei hatte das Inferno damals grad Besseres zu tun (die Haare waschen) und schickte Regisseur Kathansky stattdessen seinen kleinen Bruder vorbei, der grad mal ein paar Modelle aus fremden Filmen abfackeln durfte, bevor ihm auch schon wieder die Luft ausging. Und darauf haben wir den ganzen Film über gewartet? Schande, sag ich nur, Schande! Asche auf das Haupt der Verantwortlichen! Schleift ihre Häuser! Apropos lügende DVD-Hülle: Herumrennende, brennende Menschen oder Bulldozer, die Autos hochheben, suchen wir ebenfalls vergebens. Schiebung!

Der Bodycount ist eher lasch. Wir hätten theoretisch eine ganze Handvoll Kanonenfutter auf Seite der Helden, aber irgendwie fällt den Filmern erst gegen Schluss ein, dass man den einen oder anderen davon, so rein für den dramatischen Effekt zum Beispiel, um die Ecke bringen könnte – dafür werden dann gleich alle mehr oder weniger auf einen Schlag erledigt, wobei wir das bei einigen nicht einmal zu Gesicht bekommen. Buh! Wenigstens bei Hansen mit seiner ach so tödlichen Arschwunde, die ihn mal hinken lässt, mal nicht, hätt ich mit einem vorzeitigen Abgang gerechnet, aber nix ist. So reichen bis zum Finale bloss ein paar Araber den Löffel, fleissig die Hände in die Luft werfend und umfallend (und dies wiederholt, frische Statisten kosten); blutig wird’s nie, wer hat denn schon Geld für so was. Apropos Bösewichte: Dass die ebenso wenig nach Araber aussehen wie der Drehort nach libyscher Wüste (mal vom Archivmaterial abgesehen; gedreht wurde „Stosstrupp in die Wüste“ an Stränden und in Steinbrüchen, würd ich mal schätzen), sei hiermit auch nochmals erwähnt; im Zweifelsfall macht ein Kopftuch den Unterschied.

Eine Kleinigkeit zu Helden und Schurken in diesem Streifen: Erwarten die wirklich, dass ich mich mit Terroristen (Entschuldigung: Söldner) identifiziere? Klar, von allen Menschen auf dieser Welt haben die arabischen Ölfürsten nicht den grössten Sympathiefaktor inne, aber sind sie deswegen böse? Die wollen nur einen etwas besseren Vertrag aushandeln, die Ölgesellschaft fängt gleich mit Mord und Totschlag an! Und Bensons Trupp hilft fleissig mit, Unschuldige abzuknallen, und da ist ja noch der Anschlag. Die Araber haben aus meiner Sicht jedes Recht, Benson und Co. aus dem Verkehr zu ziehen, gottverdammte Terroristen. Es wird zwar angedeutet, dass unser Stosstrupp von der Ölgesellschaft angelogen (und somit unter Vorspiegelung falscher Tatsachen auf die Wüstensöhne gehetzt wird) wird, aber am Problem ändert das genau so wenig wie Lornas ignoriert werdende Gewissensbisse, denn sooo weit verdreht der Auftraggeber die Tatsachen nun auch wieder nicht, dass Benson plus Trupp irgendwie moralisch gerechtfertigt wäre – muss ja nicht unbedingt sein (ein mordendes Arschloch als Protagonist? Her damit!), aber da soll der Film sich auch dran halten und den Stosstrupp nicht als ruhmreichen Helden darstellen, mit denen wir irgendwie Mitleid haben sollen.

Und wenn wir’s schon von den Helden haben: Was ist eigentlich die Aufgabe von Lorna, Hansen und Chris? Wir erfahren, dass Benson der Chef ist, Paul kennt sich mit Sprengstoffen aus, Louis organisiert Wagen und Waffen, doch welche Funktion haben die anderen? Und gleich noch eine dumme Frage: Wer hat nun eigentlich Benson und seine Mannen (sowie Frau) verraten?

Zurück ans Eingemachte: Der Film versagt also in Sachen Spannung, Action und Charaktere, aber das soll nicht heissen, dass man sich über die technische und inszenatorische Unbeholfenheit nicht zumindest ein bisschen amüsieren machen kann. Der teils haarsträubende Einsatz von Stock Footage ist genau so erheiternd wie der konfuse Schnitt (Nachvollziehbarkeit und Continuity sind öfters mal Glückssache), der unmotivierte Wechsel zwischen Tag, Nacht und Dämmerung, oder die epileptische Herumfuchtelei des Kameramannes (jenseits der Handkamera regiert das Den-Apparat-einfach-mal-irgendwo-hinstell-Prinzip, die Horizontale darf dann gern auch mal eine Schräge sein). Und wem das alles nicht genug ist, für den gibt es immer noch die deutsche Synchro, die nicht immer ganz lippensynchron ist, dafür aber mit blöden Sprüchen unterhält. Wie gesagt, ein überragendes Trashfest ist der Streifen trotz alledem nicht, aber wenigstens wird es einem nicht langweilig.

Und da ist natürlich noch Lorna, die schamlos und ausgiebig aus den Klamotten fährt, ganz gleich, ob’s jetzt einen Sinn macht oder nicht, und damit das Auge des männlichen Zuschauers erfreut. Die Softsex-Szenen gehören dennoch in die Lachparade und sei’s der angelassenen Hosen von Seiten der Herren wegen (obwohl… anders rum wär’s mir auch nicht recht). Und: Bei aller erotischer Ausstrahlung, die Harrison hat: Den hätten sie von mir aus ruhig aus der Szene schneiden können; vom fetten Araberfürsten ganz zu schweigen.

Apropos: Für die (eher hirnerweichende, aber ich hab schon Schlimmeres gehört) Pornomucke in den erwähnten Szenen sowie auch für die restliche musikalische Beschallung zeichnet Marcello Giambini alias Pluto Kennedy verantwortlich. Der hat während seiner Karriere so manche Italo-Grütze mit teils doch ganz schmissiger Mucke vertont, wobei die von ihm komponierte Filmmusik sich auch hier wieder mal zwischen erwähnter Schmissigkeit und milde drohender Nervigkeit einpendelt. Und so ganz zu den gezeigten Ereignissen passt sie auch nicht immer (da wird schon mal eine, hüstel, Spannungsszene mit gemütlicher Ferienstimmung unterlegt).

Zu den Schauspielern:
Richard Harrison („Die Giganten von Rom“, „100.000 Dollar für Ringo“, „Einsatzkommando Wildgänse“, “Ninja Terminator“, “Diamond Ninja Force“) ist hier bereits ganz leicht angealtert – siehe die ansatzweise erscheinende Glatze auf seinem Haupt –, macht als Richard Benson aber immer noch eine gute Figur (naja, mehr oder weniger), sofern er sich nicht mit hochroter Birne in Softsex-Szenen stürzt.
Florence Cayrol („11.000 Ruten“) bringt als Lorna, wie gesagt, den Grossteil der Handlung damit zu, nackt rumzulaufen und sich von ekligen Typen (Tschuldigung, Richard) angrabbeln zu lassen. Ihre Sterbeszene ist ein bemerkenswertes Beispiel gehobener Schauspielkunst, so wie Spülwasser eine erfrischende Limonade abgibt.
Gordon Mitchell (“Der Untergang von Metropolis“, “Brenno der Barbar“, „Die letzte Rechnung zahlst du selbst“, “Sartana – Töten war sein täglich Brot“, „Endgame“) als Paul hat, ehrlich gesagt, nicht wirklich viel zu tun. Wenn man ihn schon engagiert hat, hätte man auch ein bisschen mehr mit ihm machen können.
Als Chris haben wir noch Michel Charrel („Bananes mécaniques“, „Convoi de filles“), als Hansen Jean-Marie Lemaire („Convoi des filles“, „Fleurs du Mal“), den Louis macht Gino Turini („Kong Island“), „SS Hell Camp“).

Auf der Gegnerseite hat der Film nicht wirklich was vorzuweisen. Der Beduinenfürst verschwindet, kaum eingeführt, wieder aus der Handlung, die falschen Bullen haben nicht gerade massig viel Screentime. (Welche Schauspieler das waren, geben die Credits nicht wirklich her.)

Angesehen hab ich mir den Streifen auf einer DVD von Marketing Film, die sich zur Abwechslung mal mit den Extras ziemlich zurückhält: Ausser einer „Slideshow“ mit Plakat und Pressefotos gibt’s nadanixnüsch zum Angucken, zudem wurde aus Gründen des Luxus auf eine Originaltonspur verzichtet – der geneigte Käufer muss mit der deutschen Synchronisation vorlieb nehmen; nicht mal ein alternativer Vorspann oder was ähnlich Unnützes hat’s auf die DVD geschafft. Über Qualität von Bild und Ton kann man nicht gross motzen (angesichts billigen Italoschrotts diesen Alters); wenn in den Archivaufnahmen ein paar Kratzer mehr erscheinen, liegt das am Film selber, nicht an der Silberscheibe.

Hmpf, ich muss sagen, ein bisschen mehr hab ich mir von dem Streifen schon erhofft. Aber Starbesetzung (hüstel) und blankziehende Weiber täuschen nicht darüber hinweg, dass es sich bei „Stosstrupp in die Wüste“ um eine etwas dröge Angelegenheit handelt. Senkt man seine Ansprüche, kann man sich aber immerhin ganz nett über die diversen filmtechnischen und darstellerischen Mängel sowie die nackte Lorna amüsieren. Kein Muss für Trashoholiker, aber akzeptabel zum (möglichst sehr) kleinen Preis.

(c) 2008 Gregor Schenker (manhunter)


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 5


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