Stephen King – The Night of the Crow

 
  • Deutscher Titel: Stephen King - The Night of the Crow
  • Original-Titel: Stephen King's Nightshift Collection
  • Alternative Titel: Stephen King's The Night of the Crow |
  • Regie: Glenn Takakjian, John Woodward, Jack Garret, Damian Harris
  • Land: USA
  • Jahr: 1983-1988
  • Darsteller:

    Eleese Lester Gabriel Folse
    Brian Caldwell (Walter)
    Ray Adamski (Terry)
    Stephen Nichols
    Del Zamora
    Eric Stoltz


Vorwort

„The Night of the Crow“ ist seit seiner nun auch schon einige Jahre zurückliegenden Erstveröffentlichung auf Video in Deutschland zu einem ziemlich festen Begriff in der Horror- und Stephen-King-Fan-Szene geworden. Aber dies nicht etwa deswegen, weil es sich um Qualitätsware handelt, sondern eher, weil diese Kompilation (vermarktet von den Freunden von Madison Video) gemeinhin als die unerträglichste Veröffentlichung angesehen wird, die mit dem zugkräftigen Namen des „King of Horror“ Schindluder treibt. Wer als Horrorfan die letzten Jahre nicht auf einer ensamen Insel verbracht hat, weiss auch warum – lediglich eine der vier Geschichten lässt sich tatsächlich mit Stephen King in Verbindung bringen, der Rest hat mit dem Meister ungefähr so viel zu tun wie die Fussballnationalmannschaft Maltas mit einer WM-Qualifikation. Im Gegensatz zu Stephen King´s Nightshift Collection, einer anderen Kurzfilmsammlung (in einigen Fassungen letzterer ist Disciples of the Crow übrigens ebenfalls enthalten), die u.a. mit einem Frühwerk von Frank Darabont aufwarten kann, hat man hier einfach mehr oder minder wahllos ein paar vermeintlich horrible Shorts zusammengepackt (wobei einige internationale Releases ohne The Last Hand auskommen), allesamt Gehversuche von ambitionierten Amateuren oder Filmhochschulstudenten – da weiss man dann ungefähr, was auf einen zukommt.

Nun, der Ruf dieses Videos in der grossen weiten Welt ist geradezu bodenlos – kein Wunder, dass Filmmasochist Merkwürden das Kassettchen schon seit Jahren auf seiner latenten Anschaffungsliste stehen hat, aber sich letztendlich noch nie überwinden konnte, seine sauer verdienten Kröten auch tatsächlich zu investieren. Eine günstige Fügung des Schicksals (auch bekannt als die schon des öfteren gewürdigte Kooperation mit DVDMagazin) brachte mich nun erfreulicherweise noch gratis in den Besitz des verhältnismässig neuen FSK-16-DVD-Releases aus dem Hause MVW (auch nicht mehr als der wenig überzeugende Versuch, davon abzulenken, dass wir´s mit einer Madison-Veröffentlichung zu tun haben). Und obwohl noch ein paar andere Sachen auf Halde lagen, konnte ich mich nicht beherrschen – noch am gleichen Tag wanderte die Disc in den Player und ich, auf´s schlimmste vorbereitet, harrte der Dinge, die da kommen sollten…

Eine Anmerkung – da der Film (abgesehen von zwischen die einzelnen Kurzfilme geschobenen kurzen Einspielen einer missmutig kuckenden Krähe) keine Anstalten macht, das ganze als irgendwie zusammenhängende Anthologie zu präsentieren, bespreche ich die einzelnen Kurzfilme jeweils für sich genommen und mache final dann noch einige allgemeien Anmerkungen. Ich denke, das macht Sinn.


Inhalt

The Last Hand

Regie: Glenn Takakjian

Ein jungdynamischer, schnieke gekleideter Schlipsträger verlässt in Begleitung seiner Aktentasche sein Büro, während in einer Tiefgarage ein alter Knabe mit extrem schlechten Klamottengeschmack hypernervös eine Knarre aus dem Handschuhfach seiner Schleuder fiedelt und dabei fast an diversen Herzinfarkten krepiert, was ihn dazu veranlasst, mehrere Dosen seines Medikaments zu schlucken (heftige Überdosis, möchte ich vermuten) und wiederum anderswo eine Pokerrunde die Karten mischt und ungeduldig wartet. Nachdem wir mehrere höchst aufregende Minuten zwischen diesen verschiedenen spannungsgeladenen Events hin- und her schalten (und uns zwecks allgemeiner Erhöhung des eh schon nervenzerfetzenden Spannungspegels vom angesprochenen Yuppie nur Einstellungen halsabwärts gezeigt werden), scheint sich tatsächlich so etwas wie eine, hm, Handlung zu entwickeln. Der Yuppie erreicht die Tiefgarage, in der auch der herzkranke Knarrenheinz rumsitzt, verliert kurz seine Autoschlüssel, hebt sie wieder auf, schliesst seine Sportkalesche auf (mann, ich rutsch vor lauter Extase auf meinem Sofa rum wie seinerzeit bei Speed) und kuckt schliesslich verdutzt in den Lauf der Pistole. Der alte Sack kann den Schiessprügel zwar kaum gerade halten, aber er schafft´s entgegen aller Annahmen des Publikums tatsächlich, den Abzug durchzuziehen und den Yuppie eine vor den Latz zu ballern.

Worauf wir zur Pokerrunde schalten, die händeringend auf das Erscheinen ihrer zwei fehlenden Mitspieler warten. Es herrscht ein wenig Unfrieden, weil der Organisator der Runde für einen verhinderten Kumpel den allgemein unbeliebten David verpflichtet hat (alle Teilnehmer scheinen Arbeitskollegen zu sein). David gilt als schlemiger speichelleckender Emporkömmling – man missgönnt ihm, dass der Fimenchef den Grünschnabel beförderungstechnisch dem verdienten Altmitarbeiter Morty vorziehen will und ihn zum Marketing-Chef machen will. Andererseits herrscht gewisses Verständnis dafür, dass Morty, neben David der zweite verspätete Zocker, nach seinen zwei Herzanfällen und seinem Gesamtzustand nicht wirklich repräsentativ für die Firma wäre. Okay, okay, alles klar, wir können aufhören. Morty ist der alte herzkranke Killer und David derjenige, den er gerade zum Radieschen-nach-unten-bekucken geschickt hat. Endlich, mit über einer Stunde Verspätung, taumelt Morty herein, sieht aus wie der Tod auf Urlaub, macht aber einen auf alles in Ordnung, fällt aber fast auseinander, als ihm verklickert wird, dass David heute der Special Guest der Pokerrunde ist und man auf diesen noch wartet. Aber nicht lange, denn wer steht da plötzlich in der Tür? Niemand anderes als David, der vermeintlich soben hingerichtete Yuppieschnösel. Morty trifft – nicht ganz unverständlicherweise – halbwegs der Schlag, aber es bleibt ihm nichts anders übrig, als böse Miene zum guten Spiel zu machen oder umgekehrt. Man spielt Poker mit einer offenen Karte und Morty bekommt als offene einen hübschen Buben ausgeteilt. Als Morty sich die Karte genauer ansieht, beginnt der Bube drauf heftigst im Gesicht zu bluten und ein Blick auf David lässt Morty entsetzt feststellen, dass auch dem ruhig dasitzenden Anzugträger Blutströme über die Visage laufen – natürlich nur sichtbar für Morty… Man zockt also eine Weile vor sich hin, irgendwann ist es an Morty zu geben. Morty kündigt eine neue Spielvariante ein, aber da er die Karten gibt, ohne sich vorher die Mühe zu machen zu mischen – und vor allem heftigst geistesabwesend wirkt – zieht er sich langsam den Unmut seiner Spielgefährten zu. Daher wird er von dem fetten und vor sich hin rülpsenden Lou verarscht, der serviert ihm ein gut durchgeschütteltes Dosenbier. Als Morty die Dose öffnet, verwandelt sie sich vor seinem geistigen Auge in eine Pistole, die seinen Nebenmann plättet. Aber es war natürlich wieder nur eine Vision, mehr als eine heftige Bierdusche hat in Wahrheit nicht stattgefunden (der Ehrenrettung der Spielerrunde halber stellen wir fest, dass nur Lou die Sache für einen echt gelungenen Joke hält, der Rest hält Lou mehr für einen absoluten Vollidioten, womit der Nagel auch auf den Kopf getroffen wird). Weil´s gar schrecklich heiss in der Bude ist, wird darüber schwadroniert, ob schwitzen oder frieren vorzuziehen ist, worauf David kryptisch und mit verzerrter Stimme beiträgt, dass ihm Kälte nichts ausmachen würde. Buaah, wie dämonisch. Zumal plötzlich einer der Spieler spurlos verschwindet – Morty kriegt die Krise und kuckt unter´m Tisch nach, wo er eine Leiche findet. Nein, das Ding lebt noch… Naja, Morty ist inzwischen ein Kandidat für die gut sortierte Klapse Eures Vertrauens, klarer Fall. Eine neue Pokerrunde wird ausgerufen und Morty bekommt von David ein, wenn man mich fragt, ziemlich gutes Blatt gegeben: zwei Paare, Asse und 8er. Damit kann man doch was anfangen. Morty aber nicht, denn der lässt sich sicherheitshalber drei neue geben. In extremer Superzeitlupe teilt David die neuen Karten aus und beginnt dabei – mit Hilfe ziemlich grütziger Latex-Effekte, bei lebendigem Leib zu verwesen… für des armen Alten lädierten Herzelein ist das nun endgültig zu viel und zum Entsetzen seiner Spielkameraden kippt er kopfvoraus in die Einsätze. David beugt sich über Morty und… plötzlich finden wir uns in der Garage wieder, wo David – quicklebendig und ziemlich unerschossen – sich über den auch in dieser Realitätsebene herzinfarktenden Morty beugt und versucht, dem alten Zausel seine Pillen zu verabreichen – jaja, es war alles nur eine near-death-experience… Morty allerdings ist von seinem Horrortrip nicht wirklich geläutert, sondern versucht, obwohl er wirklich bestens am Krepieren ist, immer noch, seine heruntergefallene Knarre aufzuheben – was ihm gelingt – und David zu plätten. Letzteres Erfolgserlebnis bleibt ihm versagt, die Kanone rutscht ihm aus den Händen, geht von selber los und – welch Ironie – die Kugel killt Morty (zumindest sieht das so aus)…

Hm, sollte sich das, was ich soeben geschrieben habe, auch nur entfernt interessant anhören, so bitte ich um tiefstempfundene Vergebung, das war dann ein Versehen. Die knapp zwanzig Minuten, die „The Last Hand“ vor sich hin schleicht, entwickeln sich selbst für hartgesottene Allesseher und Testbildenthusiasten zu einer vortrefflichen Geduldsprobe. Diese Kurzgeschichte wäre sicher schrecklich gern eine Folge aus Twilight Zone (man kann sich förmlich Rod Serlings Narration dazu vorstellen), scheitert aber an absoluter Talentlosigkeit sämtlicher Beteiligten. Wobei ich nach Titel-Einblendung, die Glenn Takakjian als Regisseur nennt, noch so etwas wie leise Hoffnung hatte, denn Takakjian inszenierte später den zwar nicht wirklich bemerkenswerten, aber zumindest leidlich unterhaltsamen Monsterhorror Metamorphosis – The Alien Factor, der sich hierzulande zu einem bescheidenen Videorenner entwickelt hatte. Vielleicht hätte Takakjian ein schleimiges Meuchelmonstrum in seine hiesige Plotte einbauen sollen – vielleicht wäre dann wenigstens IRGENDETWAS in diesem Kurzfilmchen passiert. Was wir aber de facto haben, ist eine selten idiotische Story, ein Haufen der unfähigsten Knallchargen diesseits einer durchschnittlichen Richter Alexander Hold-Folge, einfallslose Kameraführung, einen (abgezählt in Zahlen: 1) lächerlichen Make-up-Effekt und, Ehre, wem Ehre gebührt, eine halbwegs anständige musikalische Untermalung, die aber andererseits mächtig an einen typischen Angelo-Badalamenti-Score (und ganz speziell den von Twin Peaks) erinnert. Hm, jetzt wo ich das schreibe, fällt mir auf, dass man den „visuellen Stil“ (hüstel), den Takakjian hier ausprobiert, als einen scham- und talentlosen krampfhaften Versuch um eine David-Lynch´esque Atmosphäre interpretieren könnte. Da billige ich dem guten Glenn aber vermutlich mehr künstlerische Ambition zu, als es angemessen wäre. Belassen wir es dabei: The Last Hand ist mit Abstand der schäbigste Möchtegern-Horrorkurzfilm, den ich anzusehen das Missvergnügen hatte. Eigentlich kann´s nur besser werden, aber der nächste Beitrag ist…

Disciples of the Crow

Regie: John Woodward

Wir befinden uns im Jahre 1971 sowie im Provinznest Jonah, Oklahoma, welches inmitten geradezu endloser Maisfelder belegen ist. Mitten in jenen, ergo den Maisfeldern, treffen wir den jungen Billy (jung means vielleicht zehn oder elf Jahre), der vor einem Holzkreuz hockt, ein aus Maiskolben gefertigtes Kruzifix schwingt und irgendetwas undefinierbares am Holzkreuz befestigt, was eine herumflatternde Krähe sichtlich erfreut. Wenig später trifft sich irgendwo in einer Scheune eine Gruppe Kids unter der Führung von Billy und pantscht eine Gemüsesuppe, äh, irgendeinen okkulten Zaubertrank, und Billy murmelt dabei irgendwelchen Blödsinn a la „Ihr sollt Ihm jedes beliebige Tier opfern, nur nicht die Krähe, die ist heilig.“ Ganz schön finster und dämonisch, diese Kiddies. Haben vermutlich alle zu oft Black Sabbath gehört.

In der örtlichen Baptistenkirche hetzt ein angeheuerter Gastprediger denn auch eifrig gegen die verkommenen Moralvorstellungen der damaligen Gegenwart und die Gemeinde, die nicht wirklich so aussieht, als hätte sie abseits eines Gottesdienstes von all diesen verwerflichen Abartigkeiten wie Sex & Drugs & Rock´n´Roll auch nur was vom Hörensagen mitbekommen, lauscht ergriffen, mal mit Ausnahme der Dorfjugend, die sich verschwörerische Blicke zuwirft. Tja, was haben die bösen Kinderles denn vor? Nun zunächst mal tun sie das, was selbst dem hartgesottensten Gorehound Tränen (entweder vor Lachen oder des Mitleids) in hellen Strömen über die Wangen jagen wird… ein vielleicht achtjähriges Mädel „opfert“ einem bunten Plastik-Wippspecht (geschmacksverirrte Leute stellten sich sowas mal in die Blumenbeete), Marke 0,49 Euro im Idiotischer-Nippes-Laden des Vertrauens, ein Glas voll „Blut“ (das selbst in solcher Hinsicht eher ungeübte Gemüter zweifelsfrei als Tomatensaft aus´m Tetrapak identifizieren werden). In der Nacht, als die Eltern des Städtchens sicherlich von all den perversen Dingen (und aktiver Beteiligung an denselben) träumen, vor denen ihre Prediger sie gewarnt haben, bewaffnen sich die Dorfkids mit Mais-Dolchen, Äxten u.ä. und metzeln ihre Erzeuger nieder. Undankbare Brut, und da fragt man mich, was ich gegen Kinder habe…

Zwölf Jahre später… der inzwischen ausgewachsene (damit hab ich übrigens ein Problem, dazu weiter unten) Billy, zwecks besserer Identifizierung mit einem Leberfleck am Kinn ausgestattet, gegen den sich Peter Maffays Warze wie eine unauffällige Pigmentstörung ausnimmt, beschäftigt sich immer noch mit seinem kleinen Alter in den Maisfeldern. Ein latzhosentragender Junge hat genug von der Krähen- und Spechtverehrerei und flüchtet durch die Maisfelder. Dieweil cruisen Burt und Vicky, ein junges Paar, in ihrer Schrottmühle über die Landstrasse durch die Felder und kotzt sich nach Art der Jungverliebten prächtig an, man kennt das ja, sie macht ihm Vorwürfe, sich verfahren zu haben, er rät ihr, die Klappe zu halten usw. usf. Vor lauter Streiterei bekommt Fahrer Burt nicht mit, das ihm der Latzbehoste direktemang vor den Kühlergrill jumpt und diese Begegnung naturgemäss als zweiter Sieger beendet. Während Vicky den obligatorischen hysterischen Anfall zelebriert, untersucht Burt den Kadaver und spricht sich moralisch von jeglicher Schuld frei, denn obgleich er das Kind zweifelsfrei überfahren hat, ist er sich ziemlich sicher, dass der Maisdolch, den die Leiche im Körper stecken hat, kein Sonderzubehör seiner Karre ist. In den Taschen des Jungen findet Burt auch ein paar Maiskörner. Wie jeder rational denkende Mensch packt Burt den Korpus in den Kofferraum und das Pärchen düst los, um irgendwo Autoritäten zu finden, die die Sache regeln können. Das Radio orgelt nur religiösen Mumpitz, aber der Satz „es ist hier kein Platz für die Anhänger der Maiskörner“ erregt Burts Aufmerksamkeit – für zwei Sekunden, dann ist´s auch wieder vergessen. Billy opfert indes ein Karnickel, während Burt und Vicky sich über die komischen Plakate am Strassenrand wundern: „Entweihe dieses Land und es wird dich wieder ausspucken.“ Teuflisch teuflisch. Das es sich bei einer Vogelscheuche um ein gar hübsches Skelett handelt, entgeht der Beobachtungsgabe unserer Protagonisten, die ergo in Jonah, laut Ortsschild der „nettesten kleinen Stadt in Oklahoma oder irgendwo sonst“ eintreffen. Wie nicht anders erwartet ist die „City“ menschenleer (abgesehen von dem von unseren Helden ungesehenen Gör, das wieder unserem alten Freund, Herrn Wippspecht, ein Tässchen Tomatensaft, äh, Blut, und Mais opfert). Vicky ist ob der Verlassenheit der Stadt beunruhigt und drängt zur Weiterfahrt, aber Burt hängt den coolen Macker raus und räsoniert, dass die Ortsbelegschaft sich vielleicht nur bei einem Herbstfest amüsiere. Da eine Bar mit einem OPEN-Schild lockt, will er dort nähere Informationen sammeln – und weil sie ein paar Kinder gröhlen hören, schliesst Burt daraus, das alles ziemlich in Ordnung sei. Nur leider ist die Bar recht verwüstet und sowohl das gerahmte Richard-Nixon-Bild als auch der auf Oktober 1971 stehende Kalender lassen Vicky ahnen, dass im Staate Oklahoma doch irgendwas faul ist, wenngleich sich Burt sicher ist, dass es dafür sicher eine logische Erklärung gibt. Burts nächster Plan (und angesichts der bekannten religiösen Übertreibunen, für die die Midwest-Bewohner bekannt sind, vielleicht gar nicht mal so dämlich) besteht darin, zur Dorfkirche zu fahren. Unterwegs spielt Vicky enthusiastisch mit dem aus der Jungenleiche geborgenen Maisdolch und leckt sogar daran! Wir wünschen guten Appetit. Burt geht das auf die Nerven (kann ich verstehen), aber Vicky lässt nicht mit sich reden: „Du spielst deine Spiele und ich meine!“ (??). An der Kirche angekommen versucht Burt ihr den Dolch zu entreissen und schneidet sich dabei in die Hand. Autsch. Nun, auf jeden Fall muss Burt die Kirchenuntersuchung solo durchführen, Vicky wartet schmollend im Auto. Die Kirche ist von blasphemischen Zeichnungen von Krähen und Mais verziert und das Kircheinnere hübsch mit jeder Menge Mais dekoriert. Ungesehen von Vicky (obwohl sie sich nicht wirklich Mühe geben, sich „anzuschleichen“) nähern sich die bewaffneten Kids. Burt findet eine Bibel „für junge Leser“ und der unspezifizierten Schmonzes über „Ihn, der hinter den Reihen wandelt“ bestärken nun auch Burt, das irgendwas im Busch ist. Bevor er weiterlesen und sachdienliche Hinweise finden kann, wird er vom mordlustigen Billy unterbrochen, dieweil draussen dessen Jünger das Auto attackieren und systematisch zu Klump schlagen, während drin Vicky hysterisch krakeelt. Irgendwie scheint es Burt zu gelingen, Billy zu besiegen (tötet er ihn? Haut er ihm nur eine temporär wirksame Faust aufs Maul? Bricht Billy entkräftet zusammen? Die unübersichtliche Schnittsituation macht es leider unmöglich, definitives festzustellen). Es gelingt ihm, Vicky die Wagenschlüsel zuzuwerfen und die schafft es, die Mühle in Gang zu setzen und sich dem blutdürstigen Zugriff der Killergören zu entziehen. Flugs noch Burt an Bord genommen und ab geht die Flucht. Burt fragt sich – wie auch der Zuschauer – wie die Killerkids zwölf Jahre unbehelligt und ohne, dass irgendjemand davon Notiz nahm, ihr Unwesen treiben konnten, bleibt aber eine Antwort schuldig. Als Ausgleich entgeht dem Blödmann, dass die Kühler-Warnlampe ein unsympathisches „HOT“ vor sich hin blinkt – und warum? Weil im Kühler ein Maiskolben steckt… schätze, unsere so knapp Enktommenen sollten sich nicht zu sicher fühlen…

Uaaaaargh. Ich wusste ja aufgrund der, hüstel, enthusiastischen Kritiken u.a. im Heyne-Stephen-King-Filmbuch so ungefähr, was mich erwarten würde, aber dieser Kurzfilm ist wirklich eine Frechheit, für die Stephen King ein Rudel untoter Anwälte auf John Woodward und Johnny Stevens, die „Macher“ dieses, da passt das Wort nu wirklich, Machwerks hetzen sollte, die jeden Tropfen Lebenssaft aus den beiden Herren quetschen sollten. Das ganze basiert, falls es irgendjemand nicht mitbekommen haben sollte, lose auf Kings grimmiger Kurzgeschichte „Kinder des Mais“, die bekanntlich auch ursächlich für die Endlos-Serie Kinder des Zorns ist (Teil 1 und 3 der Reihe find ich übrigens nicht schlecht, der Rest ist allerdings für die Tonne), und gelegentlich schimmert die literarische Vorlage sogar durch (die ersten Szenen mit Burt und Vicky kommen der Story recht nahe), aber die Veränderungen, die Woodward als Drehbuchautor und Regisseur vorgenommen hat, sind mit hanebüchen noch sehr freundlich umschrieben. Was zum Teufel der Schwachsinn mit den Krähen soll, bleibt mir ebenso verborgen wie der Sinn des idiotischen Plastikspechts (Specht? Wieso eigentlich Specht? Antwort: es gibt verhältnismässig selten Plastik-Wippkrähen zu kaufen…). Des weiteren scheint mir Billy letztendlich – im Kontext der Vorlage – zu alt, eigentlich sollte der den Löffel schon zwangsweise gereicht haben (da die Woodward´sche Adaption aber keinerlei Rückschlüsse auf das Verhalten und die Regeln des Kinderkultes zulässt, kann es natürlich auch sein, das Woodward dieser Aspekt vollkommen wurscht war). Ein paar Schwächen der Story sind – geben wir´s zu – auch auf die Vorlage zurückzuführen, selbst bei aller Abgeschiedenheit der Käffer im mittleren Westen ist die Kröte, dass über Jahre hinweg niemandem auffällt, was in Jonah (bzw. Gatlin in der Originalstory) vorgefallen ist, schwer zu schlucken, allerdings bleibt das im Rahmen dieser Schändung schon ein zu vernachlässigendes Problem. Als wäre die Adaption der Story und die blanke Idiotie einiger Elemente nicht schon schlimm genug, bedient sich der Streifen dann auch noch absolut debiler Darsteller, allen voran Woodward himself in einer wahrhaft blamablen Vorstellung als Sektenguru Billy. Über den Namen der Vicky-Darstellerin schweigen sich selbst die Credits schamhaft aus, und das ist auch gut so, denn die gute Frau kann sicherlich keine Drohbriefe gebrauchen, die sie für ihre darstellerische Leistung zweifellos verdient hätte. Der Typ, der den Burt spielt (ich könnte den Namen nachschlagen, hab aber keinen Bock dazu), hat hoffentlich auch nie ernsthaft eine Karriere als Schauspieler in Erwägung gezogen.

Aber eins muss man dann doch zugeben – nachdem man sich durch die Einschlafhilfe The Last Hand gekämpft hat, erweist sich Disciples of the Crow als willkommene Abwechslung. Natürlich ist auch dieser Short objektiv gesehen vollkommen wertlos und lotet Untiefen der Schundigkeit aus, die man ansonsten höchstens von Gesellen wie Joe D´Amato erwarten würde, aber im Vergleich zum Vorgänger-Kurzfilm kann man sich über die dargebotene Doofheit zumindest leidlich amüsieren (wie gesagt, wem beim Anblick des komischen Spechts nicht zumindest ein debiles Grinsen über die Visage schleicht, leidet vermutlich unter Gesichtslähmung). Insofern hebt sich Disciples of the Crow dann doch leicht über das „Niveau“ (Tiefgarage, vierte Ebene) von The Last Hand – man hat zumindest was zu lachen – horrible Splattereffekte sollte man allerdings nicht erwarten, denn so diese mal vorhanden waren (ich hab die uncut-Fassung – leider? – nie gesehen), sind diese dem FSK-16-Rating zum Opfer gefallen. Schätze mal, das war ganz gut so.

The Night Waiter

Regie: Jack Garret

Der junge Walter berichtet uns per Voiceover-Narration über seine schreckliche erste und einzige Dienstnacht als Nachtkellern in einem gewissen Hotel. Als Walter dort eintrifft, erwartet ihn zunächst mal ein energischer Anschiss des Nachtportiers Terry ob einer zehnminütigen Verspätung, die mit der sofort ausgesprochenen arbeitgeberseitigen fristlosen Kündigung endet. Als Walter wie der begossene Pudel persönlich vom Acker zu schleichen gedenkt, springt ihm Terry hinterher: „Du musst unterscheiden, zwischen einem Anschiss und Verarschung zu unterscheiden. Zeig Rückgrat! Du solltest mir ins Gesicht springen!“ Walter kapiert ob des offensichtlich subtil-seltsamen Humors seines Vorgesetzten zwar zunächst mal railroad station, aber irgendwann fällt der Groschen und er tituliert Terry als komplettes Arschloch. Terry freut sich über dieses Kompliment ein Loch in den Bauch und heisst Walter offiziell als neuen Mitarbeiter des Hotels willkommen. Walters Aufgabe wird es sein, die diversen nächtlichen Wünsche der Gäste zu erfüllen. „Wenn ich Probleme habe, rufe ich sie an?“ spekuliert Walter. „Welche Probleme?“ wundert sich Terry, „hat dich jemand vor diesem Hotel gewarnt?“ Erneut ist es an Walter, Fragezeichen zu spielen, was der Kollege nun jetzt wieder meint. Die Nacht ist ruhig und Walter pennt an seinem Schreibtisch ein, wird unsanft durch das Telefon und die Bestellung eines Schinken-Käse-Sandwich geweckt. Als Walter die Bestellung ausliefern will, fällt ihm laute Swing-Musik aus dem gegenüberliegenden Zimmer Nr. 321 auf und als dann – bibber – eine knochige Klauenhand das „Nicht-stören“-Schild raushängt, fällt dem armen Juniorkellner glatt das Tablett aus der Hand. Entsetzt rapportiert Walter bei Terry, der die ganze Angelegenheit professionell auf „du hast deine erste Bestellung verpfuscht“ komprimiert und erst mal eine Runde austreten geht. Walter nutzt die Auszeit des Kollegen zu einer Untersuchung dessen Portiersloge und stösst auf einen Eimer Zeitungsausschnitte, die einen mysteriösen Vorfall vor langer langer Zeit in eben diesem Hotel zum Thema haben. Der zurückgekehrte Terry gibt auch nur zu gerne die passende Gruselgeschichte, für uns Zuschauer dankenswerterweise bildhaft durch einen Flashback dargestellt, zum besten: Damals, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, zog ein Flitterwöchner-Paar in Zimmer 321. In der Nacht fand der Ehemann voraus, dass seine Braut wohl so unberührt wie gewünscht nicht mehr war und brachte sie im Affekt um. Wieder bei Sinnen, verübte der Gehörnte Suizid im Badezimmer. Angeblich sollen die Geister von densölben spuken jetzt in den Gewölben (verzeiht mir die Grammatik, aber den alten Kalauer wollte ich mir nicht entgehen lassen) und das bewusste Zimmer sei erst seit einer knappen Woche wieder zum Bezug freigegeben. Selbstredend hält Terry die Geistermär für nicht mehr als ziemlichen Blödsinn, während Walter ordentlich die Hosen voll hat. Nichtsdestotrotz muss er immer noch ein Sandwich ausliefern. Nachdem er trotz der ellenlangen Verspätung für selbiges sogar noch ein Trinkgeld kassiert, spricht ihn eine zombiehafte Gestalt aus dem Türrahmen von Zimmer 321 an und warnt ihn, sich nie wieder hier blicken zu lassen, ansonsten „töte ich dich mit blossen Händen“. Walter spekuliert angesichts des leicht kranken Humors seines nächtlichen Cow-orkers auf einen stupiden Scherz desselben und ruft sicherheitshalber in der Portiersloge an, wo Terry sich aber ordnungsgemäss meldet. PANIK! Doch zu seinem Entsetzen findet Walter auf seinem Schreibtisch eine Bestellung: eine Flasche Schlammpagner für Zimmer 321… Walter heischt bei Terry um Hilfe, aber der, der zugibt, die Bestellung angenommen zu haben, befiehlt autorität, das Prickelwasser auszuliefern. Mit klopfendem Herzen (und vermutlich Rallyestreifen in der Unterhose) nähert sich Walter dem Zimmer – die Tür ist offen, drin´ ist´s finster, also macht er erst mal Licht. Und ehe er sich´s versieht, wird er von einer Gestalt in der lächerlichsten Zombie-Maskerade seit meiner letzten Halloween-Party (die nicht stattgefunden hat, hehe) attackiert. Nach kurzem Handgemenge offenbart sich der vermeintliche Zombie als Terry, der sich scheckig lacht und Walter zum Bestehen der „Feuertaufe“ gratuliert. Walter findet´s verständlicherweise nicht gar so spassig, bemerkt aber ebensowenig wie der köstlich amüsierte Terry, dass im Badezimmer Blut aus den Armaturen blubbert… Und so kommt´s nicht überraschend, dass der mächtig angefressene Walter bei seinem grummelnden Abgang das plötzliche Schreien und Gurgeln aus Terrys Kehle nur als weiteres Kapitel aus Terrys Programm „Witzischkeit kennt keine Grenzen“ hält, obwohl der arme Nachtportier gerade von einem echten Zombie gewürgt wird… bin gespannt, wie Walter das am Morgen dem Geschäftsführer erklären will.

Wie sich aus obiger Zusammenfassung mühelos ergibt, ist auch The Night Waiter, eine Filmhochschularbeit, nicht mehr als das gruselige Äquivalent zu einem gespielten Witz – die Plotte kapriziert sich auf seine hach-wie-überraschende Schlusspointe, die keine Menschenseele auch nur annähernd erschrecken wird (wer nicht kapiert, worauf das Filmchen hinaus will, als es die Gruselgeschichte aus den 40ern hervorholt, sollte doch mal überdenken, ob er sich nicht lieber ein Plätzchen im Affenhaus des örtlichen Zoos reservieren sollte. Offensichtlicher geht´s nimmer). Für einen Fünf-Minuten-Sketch wäre das ganze vielleicht noch ergiebig genug, aber auf satte zwanzig Minuten gestreckt entwickelt sich das Werk doch zu einer recht zähflüssig-ermüdenden Angelegenheit, zumal Terrys dumme Sprüche nicht wahrhaftig witzig sind und die sonstigen spärlichen Dialoge kaum Anlass zur Freude bieten. Von einem formalen bzw. handwerklichen Blickwinkel her gesehen ist The Night Waiter bislang allerdings mit Abstand das professionellste Werk – Garret gelingen einige stimmungsvolle Aufnahmen seiner Location, aber die allgemeine Drösigkeit seines Scripts und die wenig überzeugungskräftigen Effekte berauben das Filmchen all seiner Möglichkeiten. Die Darsteller Caldwell und Adamski ziehen sich für den Status einer Amateur- bzw. Studentenproduktion halbwegs zufriedenstellend aus der Affäre, aber insgesamt ist auch dieser Kurzfilm effektiv nicht mehr als eine recht sinnfrei Verschwendung von Rohstoffen (und Zuschauer-Zeit). Dank der formalen Überlegenheit ein wenig besser als die bisherigen zwei Filmchen, aber nixdestotrotz nichts, worauf die Beteiligten sonderlich stolz sein sollten. Setzen wir also unsere spärlichen Hoffnungen also in das letzte Werk…

Killing Time

Regie: Damian Harris

Jim ist ein talentierter Comiczeichner, der die Inspiration für seine phantastischen (im Sinne: Phantastik als Genre) aus allem zieht, was er sieht und was ihn umgibt, kurz, er ist ein recht fantasievolles Kerlchen, nur leider kommerziell vollkommen erfolglos. Auch sein neuester Vorstoss, eines seiner Werke bei einem Verlag unterzubringen scheitert. Der Verlger findet die Story zwar nicht schlecht, aber insgesamt zu esoterisch und zu wenig horribel – ihm fehlt der „Kick“. Enttäuscht berichtet Jim seine erneute Abfuhr seinem Kumpel Whitey, ohne auf die Fernsehnachrichten, die von schändlichen grabräuberischen Aktivitäten („wieder Särge aufgebrochen, Leichen werden vermisst“) zu achten. Whitey gibt Jim zu verstehen, dass dieser „solange über Dinge nachdenkt, bis sie Realität werden“. Hm. Ich weiss nicht, ob das irgendwie darauf anspielen soll, dass Jims Comics was mit der Grabraubserie zu tun haben, aber geben wir ihm mal den benefit-of-doubt. Jim plagt die Sucht, er braucht Zigaretten, also suchen die beiden einen 24-Stunden-Supermarkt auf. An der Kasse steht ein ungesund wirkendes Mädchen, bei dessen Anblick Jim es sich gleich bezüglich der Sargnägel anders überlegt und Whitey zum Aufbruch drängt, doch der will unbedingt noch Futter kaufen und ihm kommt das Girl hinter der Theke auch gleich bekannt vor: „Eileen??“ Das Mädel reagiert nicht auf Ansprache und lässt es auch recht willenlos zu, dass Whitey ziemlich uncharmant ihren Arm untersucht und in der Ellbeuge einen mysteriösen Einstich, der sich zu einem Monster von blauen Fleck entwickelt hat, entdeckt. „Das ist nicht Eileen,“ insistiert Jim (und wir schliessen zwischen den Zeilen, dass Eileen eine frühere gemeinsame Freundin der beiden Typen ist, die allerdings wohl unter der Erde ruhen sollte – ausgesprochen wird das nie). Whitey ist sauer auf Jim, dennoch treten die beiden ihren Broterwerbsdienst an, beide arbeiten in einem viertklassigen Stripschuppen, Jim als Kellner (sowas gibt´s? Männliche Kellner in Striplokalen?), Whitey als Fotograf (wozu braucht ein Striplokal Hausfotografen? Für Erpresserfotos?). Irgendwie kommt es zu einem unglücklichen Zusammenstoss zwischen einem der dort beschäftigten Mädchen, Whitey und einem Gast, der dazu führt, dass der schleimig-schmierige Gangstertyp von Lokal-Chef das von einer Agentur vermittelte Mädchen säuerlich einem Agentur-Repräsentanten in die Arme schubst und das Agentur-ertragsverhältnis verbal kündigt und, wenn er grad dabei ist, auch Whitey feuert. Für Jim, der das ganze Prozedere ungläubig beobachtet, hat der Chef noch was ganz besonderes am Start – ein Spiel um Jims Job – einmal würfeln, bei gerade fliegt Jim auch, bei ungerade darf er bleiben. Und das Würfeln übernimmt der Chef selbst – Jim „gewinnt“ das Spielchen und behält seine Stelle.

Whitey ist naturgemäss ein wenig erregt über den Rauswurf und will dies damit kompensieren, noch mal wg. Eileen den Supermarkt aufzusuchen, wovon ihm Jim dringend, aber vergeblich abrät. Während Jim in heimischer Wohnung fernsieht und Fotos aus alten gemeinsamen Zeiten mit Eileen betrachtet (scheint eine etwas komische Dreierbeziehung gewesen zu sein, auf den Fotos sieht Jim alles andere als happy und glückselig aus), brät Whitey mit seinem Motorrad durch die nächtlichen Strassen.

Am nächsten Morgen wird Jim telefonisch geweckt und ins Leichenschauhaus bestellt – dort liegt Whitey nämlich und, wie´s das in solchen Fällen so vorkommen soll, ist hinüber. Da Whitey keine Angehörigen hat, darf Jim den Leichnam identifizieren. In einem unbeobachteten Moment untersucht Jim die Leiche und stellt fest – ta-daa – das auch Whitey nun in der Ellbeuge den ominösen blauen Einstichs-Fleck aufweist (sollte das einem Leichenbeschauer nicht auffallen?). Jim wittert Ungemach und entert den bewussten Supermarkt, wo nur ein schnöseliger Jungspund beschäftigt ist und felsenfest versichert, dass keinerlei Eileen zu irgendeiner Zeit hier beschäftigt sei. Jim schnappt sich ein paar Alkoholika und legt sich vor dem Laden auf die Lauer. In der Tat fährt zu nächtlicher Stunde ein Lieferwagen vor – die zombifiziert wirkende Eileen wird von einem Kerl in den Laden geführt. Jim beschliesst, dem Lieferwagen zu folgen und wird Zeuge, wie an verschiedenen auch nachts geöffneten Betrieben wie Restaurants oder Tankstellen die untoten Angestellten abgeliefert werden, vor dem Einsatz aber noch eine Injektion erhalten.

Jim schleicht sich, wie auch immer, ins Hauptquartier der Organisation ein, wird aber überwältigt und bekommt eine Injektion verpasst…

Später, im Supermarkt – ein Typ klatscht ein Comicheft auf den Tresen und beansprucht Berechnung desselben, doch der Typ an der Kasse hackt nur sinnlos auf selbige ein und sieht verdächtig aus wie ein zombifizierter Whitey. Und mit leerem, untoten Blick steht in Supermarkt-Uniform auch Jim zwischen den Regalen …

Killing Time, basierend auf einer Kurzgeschichte von Dennis Etchinson, markiert in jeglicher Hinsicht den eindeutigen Höhepunkt der Kompilation – was aber letztendlich auch nicht mehr heisst, als das wir es mit einer sehr trübe schimmernden Perle inmitten eines Güllehaufens zu tun haben. Immerhin hat der Film eins, was den drei anderen Vertretern („Disciples of the Crow“ eingeschlossen) abgeht – eine interessante Grundidee. Nur ist eine passable Storyidee halt nicht alles, vor allem, wenn man nicht in der Lage ist, diese innerhalb von zwanzig Minuten plausibel zu erzählen. Nein, ich erwarte nicht, dass mir ständig alles vorgekaut wird, aber Killing Time lässt den Zuschauer doch ein ums andere Mal im Regen stehen – die Story ist verworren, wenig nachvollziehbar und weist das ein oder andere Plothole auf. Was hat es nun damit auf sich, dass Jims Comic-Bilder angeblich Realität werden? Warum muss man sich selbst zusammenreimen, dass Eileen tot ist? Und wie zum Geier gelangt Jim schlussendlich in das Hauptquartier der Bösen? Und wer sind die überhaupt und was bezwecken sie (oder sind sie ein reines Wirtschaftsunternehmen – die ultimativen Kapitalisten sozusagen, tote Angestellte verlangen schliesslich keine Kohle). Wie gesagt, irgendwo steckt da eine faszinierende Idee dahinter, die es wert wäre, vielleicht mal etwas ausführlicher beleuchtet zu werden, aber es kommt mir fast so vor, als hätten es die Filmemacher – möglicherweise aus monetären Gründen – mit Rumpffassung bewenden lassen müssen. Dafür offenbart die filmische Machart des Streifens Talent – Killing Time ist der mit Abstand bestaussehendste Kurzfilm der Sammlung, das hat durchaus Kinoqualität – die Überblendungen von Comic-Szenen in die Realität sind gekonnt, Regisseur Harris liefert einige atmosphärische dichte Aufnahmen und einige gekonnte schwarz-weiss-Sequenzen: visuell ist Killing Time für die Verhältnisse eines mit wenig Geld und viel Enthusiasmus gedrehten Kurzfilm voll überzeugend. Schade, dass der Inhalt da nicht ganz mithalten kann, so siegt der Style leider über den Content. Aber Damian Harris deutet an, zu höherem berufen zu sein und in der Tat, der Sohn von Schauspielerlegende Richard Harris stellte in der Folge das Goldie-Hawn-Drama Deceived („Getäuscht“) und den Ellen Barkin/Larry Fishbourne-Thriller Bad Company auf die Beine (allerdings dreht er momentan mit Christopher Lambert…). Talent zeigt sich halt auch im Frühstadium (und es wundert nicht, dass die drei anderen Regisseure nichts vergleichbares in ihrem Ouevre haben).

Darstellerisch wird angemessene Kost geboten – keiner der Akteure drängt sich für künftige Grossaufgaben an (und der Eric Stoltz, der als Nachtclub-Besitzer kreditiert wird, ist natürlich mitnichten derjenige aus Pulp Fiction & Co.), aber für einen schwer durchschaubaren Horror-Kurzfilm (wobei auch hier der Horror nicht von der plakativen, effektleistigen Seite kommt) ist´s in Ordnung. Auf jeden Fall der mit Abstand beste der hier vertretenen Shorts.

Nun noch ein paar allgemeine Worte. Stephen King – The Night of the Crow wäre ohne Killing Time ein kompletter Griff ins Klo, und selbst das recht vielversprechende Debüt des späteren Regisseurs von Major-Filmen Harris eingerechnet, würde ich nicht wagen zu behaupten, dass die Disc (oder das frühere ungeschnittene Video) die Investition auch nur eines einzigen Euros wert wäre – die drei ersten Kurzgeschichten sind Bodensatz (vor allem natürlich die ersten beiden), wie er langweiliger, uninteressanter oder amateurhafter kaum sein könnte.

Die DVD-Präsentation von MVW, einem Sublabel von Madison, schlägt in die entsprechende Kerbe. Eine interessante rechtliche Frage wird dadurch aufgeworfen, dass als Abspann für „The Last Hand“ (im übrigen werden die Abspänne en bloc am Ende gezeigt was absolut idiotisch ist, noch dazu, wo Madison diejenigen für „Disciples of the Crow“ und „The Last Hand“ vermutlich selbst gemacht hat) der von David Winters´ cleverem Ironic-Horror „The Last Horror Film“ (dt. „Love to Kill“ bzw. „Maniac 2“) abgenudelt wird (aber das erklärt immerhin, wieso auch im Vorspann die Namen Joe Spinell und Caroline Munro auftauchen (es wird ja wohl keiner davon ausgehen, dass die entsprechenden Nasen tatsächlich mitspielen!) – ganz schön dreist (wenn jemand den aktuellen Rechteinhaber für The Last Horror Film kennt, könnte man sich ein Spässchen erlauben). Ansonsten präsentiert sich die Disc in der üblichen lauen Bild- und Tonqualität (mit gutem Willen als akzeptabel für Amateurproduktion zu bezeichnen), wobei der Ton ausschliesslich in Deutsch vorliegt. Als „Extras“ gibt´s wieder eine konzeptionslose Fotogalerie und die berüchtigten Madison-„Specials“, drei ausgewählte Filmszenen aus dem Hauptfilm zum Extra-Anwählen (und ich weiss immer noch nicht, was das soll).

Wie ich schon in meinem Kurztest auf dvdmagazin.net ausdrückte – mir fallen eigentlich maximal drei Anschaffungsgründe für diese DVD an: 1. Man will seine Freunde mal richtig erschrecken. 2. Man hat Feinde, die man vertreiben oder denen man ein besonders fieses Geschenk machen will. 3. Man ist Alkoholiker und hat sich alle anderen schlechten Filme dieser Welt schon lustig gesoffen – allerdings bezweifle ich, dass eine durchschnittliche Säuferleber genug aushält, um sich zumindest „The Last Hand“ und „The Night Waiter“ amüsant zu saufen. „Disciples of the Crow“ ist den ein oder anderen unfreiwilligen Lacher wert und „Killing Time“ kann man zumindest als Fingerübung eines später zu Renomee gekommenes Regisseurs würdigen. Insgesamt bleibt das Urteil aber hart, aber ungerecht: Finger weg!

(Zur Klarstellung: ohne Killing Time würde die Compilation durchaus auf zwei Bomben mehr kommen).


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


mm
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