Stargate: The Ark of Truth

 
  • Deutscher Titel: Stargate: The Ark of Truth
  • Original-Titel: Stargate: The Ark of Truth
  •  
  • Regie: Robert C. Cooper
  • Land: USA
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    Ben Browder (Cameron Mitchell), Amanda Tapping (Samantha Carter), Christopher Judge (Teal’c), Michael Shanks (Daniel Jackson), Beau Bridges (General Landry), Claudia Black (Vala), Currie Graham (Marrick), Monena Baccarin (Adria), Tim Guinee (Tomin), Julian Sands (Doci)


Vorwort

Obwohl es dem SG-1-Team gelungen ist, eine Antikerwaffe in die Ori-Galaxie zu schicken, um die aufgestiegenen Übeltuer zu vernichten, herrscht noch lange kein Frieden. Zum einen weiß niemand so genau, ob die Waffe wirklich funktioniert hat, zum anderen terrorisieren die Ori-Priore und die ihnen unterstellten Armeen nach wie vor Welt um Welt auf ihrem Kreuzzug für die Ori-Lehren. SG-1 ist daher auf der Suche nach einem weiteren Antiker-Artefakt, der „Lade der Wahrheit“. Diese könnte die Ori-Gefahr endgültig bannen, leider sind die einzigen Hinweise auf die Lade solche aus Jacksons Visionen und daher nicht sonderlich präzise. Als es SG-1 gelingt, einen Prior zu töten, wird dadurch Ori-Kommandant Tomin (nebenberuflich Valas Ex) klar, dass er auf die falschen Götter gehört hat und steuert wertvolle Informationen bei. Die Lade befindet sich demnach in der Ori-Galaxie. SG-1 macht sich also mit der „Odyssey“ auf durch’s Supertor – allerdings begleitet von IOA-Mann Marrick, der für seine Organisation einen „Plan B“ durchführen soll. Der besteht darin, eine neue Generation von Replikatoren (an denen sich schon die Asgard beinahe die Zähne ausgebissen hatten) auf die Ori-Galaxie loszulassen. Ein klarer Fall einer Lösung, die potentiell schlimmer ist als das Problem. Schnell sind Mitchell und Carter damit beschäftigt, die „Odyssey“ gegen die Replikatoren zu verteidigen, während Jackson, Tomin und Vala in die Hände des Ober-Priors Doci fallen..


Inhalt

Wer sich obige Inhaltsangabe durchgelesen hat, wird schnell erkennen, dass SF-Freunde, die die letzten beiden „Stargate SG-1“-Staffeln verpasst haben, vom ersten der anstehenden vier Direct-to-DVD-Sequels tunlichst die Finger lassen sollten. Wer mit Begrifflichkeiten wie „Ori“ oder „Prioren“ nichts anfangen kann und sich nicht daran erinnern kann, dass Daniel Jackson zeitweise Träger des Bewusstseins des Antikers Merlin war, dürfte hier auf verlorenem Posten stehen (ein Problem, dessen sich die Filmemacher immerhin so bewusst waren, optional eine neunminütige Einleitung, die den unbedarften Neueinsteiger im Eiltempo durch den Ori-Handlungszyklus jagt, vorzuschalten).

In „The Ark of Truth“ geht es nicht mehr und nicht weniger als um den Abschluss des gesamten Ori-Handlungsstrangs (sollte man sich an dieser Stelle nicht unberechtigterweise fragen, warum dieser Abschluss nicht innerhalb der Serie erledigt wurde, die stattdessen mit einer eher unglücklich konstruierten „alternate future“-Story endete, mag man sich vor Augen halten, dass die Entscheidung, „SG-1“ einzustellen, erst kam, als die zehnte Staffel schon beinahe fertigproduziert war und Serien, die mit großen, übergreifenden Story-Arcs arbeiten, langfristiger orientiert arbeiten); die folgenden Filme (der nächste, „Continuum“, ist bereits abgedreht und wird im Sommer ’08 in den USA erscheinen) werden, dem Vernehmen nach, abgeschlossene Geschichten erzählen.

Ein Problem ist, dass die Produzenten trotz der Möglichkeiten, die ein abendfüllender Film im Vergleich zu einer 45-Minuten-TV-Folge bietet, stellenweise arg dem Stil einer TV-Serie verhaftet sind. Wie in quasi jeder Folge stehen sich ein „A-“ und ein „B-Plot“ mehr oder minder gleichberechtigt gegenüber. Neben der „großen“ Story, nämlich Suche, subsequentes Finden und Einsatz der Lade, verwendet der Streifen sehr viel Zeit auf die „B-Story“, den Kampf gegen die Replikatoren auf der „Odyssey“. Ich bin mir nicht sicher, ob das in diesem Fall wirklich eine gute Idee war – als Direct-to-DVD-Release müsste „The Ark of Truth“ nicht von Haus aus das TV-„Must“ aufweisen und krampfhaft – für das aufmerksamkeitsschwache und zappfingerausgestattete TV-Publikum – alle Nase lang Actionszenen einbauen, sondern könnte sich auf die eigentliche Geschichte konzentrieren. Nicht, dass der Replikatoren-Subplot schlecht wäre (auch wenn er, anstelle für die loyalen Fans vielleicht etwas NEUES zu bringen, nur ein bereits im Serienverlauf vielfach durchgenudeltes Motiv wiederaufwärmt) – er bringt natürlich die gewünschten großausgewalzten Baller-Szenen, eindrucksvolle Effektarbeit und einen beinharten mano-a-replicatoro-Kampf, aber die Hauptgeschichte gerät so arg ins Hintertreffen, rückt ins zweite Glied und dient eher für die Atempausen zwischen den Actionszenen anstatt umgekehrt das „meat“ des Films zu sein. Was schade ist, da (und jetzt wird’s SPOILERriffic, also weiterlesen auf eigene Gefahr) ein interessantes moralisches Dilemma aufgeworfen wird, dessen Diskussion sich durchaus angeboten hätte, aber bis auf eine Wegwerfbemerkung Jacksons völlig unbeachtet bleibt – die Lade wurde von den Antikern vor Jahrmillionen geschaffen, um die Ori-Priore (und damit konsequenterweise deren Gläubige) quasi kollektiv gehirnzuwaschen und ihnen die Antiker-Weltsicht aufzuoktroyieren. Die Antiker entschieden sich nach langen Beratungen gegen den Einsatz der Lade und wanderten lieber in unsere Milchstraße aus – das SG-1-Team (dem nicht völlig zu Unrecht von Kritikern ein arg anthropozentrisches Weltbild vorgeworefn sind) stellt solche Überlegungen nicht an. Mir ist klar, dass „Stargate SG-1“ nicht „Star Trek“ ist, d.h. philosophische Betrachtungen „Stargate“ eher fremd sind, weil’s hier um Action und Abenteuer, nicht um Drama und wirkliche Zukunftsentwürfe geht, aber es ist eine vertane Chance – zumal es sich angesichts der gegenwärtigen Weltlage aufdrängen würde, die ein oder andere Parallele zu islamischem Fundamentalismus und/oder dem Boom der fundamentalistischen Christen in den USA zu ziehen (die Eröffnungsszene scheint kurz in diese Richtung zu zwinkern, alldieweil man sie als Anspielung auf „intelligent design“-Debatten verstehen kann). Es gibt Kritiker, die „Stargate SG-1“ sowieso schon ein anti-religiöses Ressentiment unterstellen (die beiden Hauptgegner des Stargate-Teams, die Goa’uld und die Ori, sind aus Sicht der Erdlinge „falsche Götter“) und obschon ich der Ansicht nachhänge, dass eine SF-Serie nicht die Aufgabe hat, negativer Darstellung von Religionen auch positive Darstellung von Religionen gegenüberzustellen, ist es hier, für meinen Geschmack, ein wenig, hm, „von leichter Hand“, wie vom SG-1-Team eine komplette Religion (die, wie Nebenfigur Tomin feststellt, nicht in sich „schlecht“ ist), ausgelöscht wird, und das nicht durch Überzeugung oder Argumente, sondern das Antiker-Äquivalent eines Taschenspielertricks. Eine „moralische Überlegenheit“ kommt dadurch eher nicht zum Ausdruck.

Aber egal. „Stargate“ ist, wie wir schon bemerkt haben, nicht „Star Trek“, und ein Franchise, dass sich, for crying out loud, aus einem Roland-Emmerich-Film entwickelt hat (und zumindest mit dem Spin-off „Atlantis“ eine der erfreulicheren Erscheinungen unter den neueren SF-Serien hervorgebracht hat), ist sicher der falsche Ansprechpartner für metaphysisch-theologisch-philosophische Auseinandersetzungen.

Begnügen wir uns also damit, dass rein formal der Makel bleibt, dass die „wichtige“ Geschichte zugunsten des B-Plots vernachlässigt wird und das, was eigentlich im Mittelpunkt des Films stehen sollte, nämlich der schlüssige Abschluss des Ori-Arcs, wie so oft bei „Stargate SG-1“ im Maschinengewehrgewitter der oberflächlichen Action untergeht. Die Auflösung wirkt ein wenig gehetzt (zumal man sich auch noch ein Hintertürchen für eine etwaige Fortsetzung dieses Handlungsbogens offen lässt), aber wenigstens endet der Streifen nicht mit einem offensichtlichen cliffhanger.

In Sachen Erzählweise und Dialoge liegt der Streifen auf dem Niveau der Serie – ein wenig augenzwinkernder Humor, Technobabble rund um Asgard-Technologie, die üblichen Abstecher in (leichte) Fantasy-Gefilde ob der Einmischung der „aufgestiegenen“ Antiker um Merlin und Morgana LeFay.

Ausgestattet mit einem 7-Mio-Dollar-Budget (hört sich natürlich nach nicht viel an, ist aber halt trotzdem ein x-faches von dem, was für eine Serienfolge zur Verfügung steht), sieht „The Ark of Truth“ stellenweise schon verdächtig nach Kino aus. Die Spezialeffekte sind ausgezeichnet und kommen, da der Film halt doch mehr Zeit hat, sie recht ins Bild zu rücken, durchaus kinematisch rüber. Positiv ist anzumerken, dass der Film seinen Zeit-Vorteil auf die richtige Art und Weise ausnutzt – anstelle im Crash-TV-Stil zu hetzen und zu versuchen, das doppelte einer TV-Folge an Handlung und Action in die 98 Minuten zu packen, nimmt sich der Streifen Zeit – Szenen werden sorgfältiger etabliert, länger ausgespielt, man nimmt sich Zeit, mal eine zusätzliche Zeile Dialog einzubauen. So läuft der Streifen deutlich flüssiger als eine typische hektische TV-Episode, ohne langatmig zu werden oder das TV-Publikum durch Leerlauf zu „überfordern“. Robert C. Cooper, hauptamtlich der wesentliche Autor und Produzent des Franchises, mag nicht der innovativste Regisseur seit Menschengedenken sein, aber es gelingt ihm, „The Ark of Truth“ zu einer kurzweiligen Angelegenheit zu machen.

Die Effektarbeit ist, wie gesagt, top-notch für das, was man mit 7 Mio. US-$ kaufen kann (ein Replikator-Mensch-Hybride sieht sogar richtig gut aus). Zu vermelden ist des weiteren, dass Joel Goldsmith in seinen Score auch themes aus dem originalen Kinofilm eingearbeitet hat – ein nettes Gutzi für die Hardcore-Fans, dass sich der Kreis auch soundtrack-technisch schließt.

Auf Darstellerseite ist das komplette Stamm-Team (minus Richard Dean Anderson, der auch die Serie in den letzten Jahren nur noch für Gastauftritte beehrte, aber im „Continuum“ mit von der Partie sein wird) vertreten. Ben Browder („Farscape“), Claudia Black („Farscape“) und Michael Shanks („Sumuru“) tragen den Löwenanteil der *wichtigen* Szenen, aber auch der Rest der Belegschaft wie Amanda Tapping („The Void“), Christopher Judge oder Beau Bridges haben Gelegenheit, sich auszuzeichnen (ein wenig enttäuscht war ich, dass Judges großes Solo keinen wesentlichen Effekt auf den Ausgang des Films hat). Die Glanzlichter setzen allerdings Currie Graham („NYPD Blue“, „Desperate Housewives“, „Boston Legal“, „Men in Trees“, „Assault on Precint 13“) als arschlöchriger IAO-Agent Marrick und Tim Guinee („Imposter“, „Iron Man“) als Tomin (dem man eine etws größeren Anteil am Prozedere gewünscht häte, das seine Rolle, die des „umgedrehten“ Ori-Jüngers, der trotzdem noch die wertvollen Teile der Ori-Religion sieht, hergibt). „Warlock“ Julian Sands hat als Prior Doci leider praktisch nichts zu tun.

DVD: Bei einem brandneuen Direct-to-DVD-Release gibt’s natürlich keinerlei Kritik an Bild- und Tonqualität. Der Film wird in amamorphem 1.78:1-Widescreen geboten, makellos, perfekte Detail- und Kantenschärfe, problemloser Kontrast, saubere Kompression. Als Sprachfassungen finden sich die üblichen Verdächtigen bei einem europaweit identischen Major-Release an (englischer O-Ton, deutsche Synchro, spanisch, französisch plus die dazugehörenden Untertitelspuren). Auch hier: kein Einwand. Als Extras gibt’s zunächst die schon erwähnte „Einleitung“, einen Audiokommentar mit Robert C. Cooper, Kameramann Peter F. Woeste und „Teal’c“ Christopher Judge, leider auf der etwas technik-lastigen Seite, 20 Minuten Highlights eines Con-Q&A mit Browder, Tapping, Judge, Cooper und TV-Regisseur Martin Wood, ein dreißigminütiges Making-of und Bildergalerien.

Fazit: Mit „The Ark of Truth“ wird das „Stargate“-Franchise sicher keine neuen Fans gewinnen, aber dafür ist dieser Film auch nicht gedacht. Wer mit den letzten zwei Staffeln der Serie seine Freude hatte, dem dürfte auch „The Ark of Truth“ gefallen, der die letzten losen Fäden des Ori-Arcs zusammenklöppelt und, mit den oben gemachten Einschränkungen zu den dramaturgischen Entscheidungen, den TV-Handlungsstrang von „SG-1“ plausibel abschließt (mit „Atlantis“ geht’s ja eh weiter). Mit welchen neuen Geschichten uns das Produktionsteam nun in Zukunft kommen wird, bleibt abzuwarten. „Continuum“ wird wohl das klassische „alternate timeline“-Szenario bemühen, was auch nicht gerade die Originalität in Tüten darstellt, aber lassen wir uns überraschen. „The Ark of Truth“ ist jedenfalls „nur“ ein hastiger Abschluss der TV-Serie, dafür aber ganz gut gelungen.

3/5
(c) 2008 Dr. Acula


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