Star Trek Beyond

 
  • Deutscher Titel: Star Trek Beyond
  • Original-Titel: Star Trek Beyond
  •  
  • Regie: Justin Lin
  • Land: USA
  • Jahr: 2016
  • Darsteller:

    Chris Pine (Captain James T. Kirk), Zachary Quinto (Spock), Kurt Urban (Dr. Leonard McCoy), Simon Pegg (Montgomery Scott), Zoe Saldana (Nyota Uhura), Anton Yelchin (Pavel Chekov), John Cho (Hikaru Sulu), Idris Elba (Krall), Sofia Boutella (Jaylah), Joe Taslim (Manas), Lydia Wilson (Kalara), Deep Roy (Keenser), Shohreh Aghdashloo (Commodore Paris)


Vorwort

Die Enterprise ist im dritten Jahr ihrer Fünf-Jahres-Mission und zwei Drittel ihrer Führungscrew plagen Selbstzweifel. James T. Kirk ist nun so alt wie sein Vater war, als er starb, und fragt sich, ob er nur versucht, einem Idealbild seines Vaters zu entsprechen oder tatsächlich wirklich etwas *für sich selbst* erreicht hat. Indes hat Spock mit Uhura Schluss gemacht, weil er sich moralisch verpflichtet fühlt, zum Wiederaufbau des vulkanischen Volkes beizutragen, und denkt, nachdem er über den Tod seines alternate-timeline-alter-ego unterrichtet wird, verstärkt über seine Sterblichkeit nach.

Solche Überlegungen werden aber verdrängt, als die Enterprise von der gigantischen Raumbasis Yorktown aus zu einem Rettungseinsatz beordert wird. Kalara, die Kommandantin eines Raumschiffs einer bislang unbekannten Spezies, bittet um eine Mission zur Rettung ihrer auf einem fremden Planeten abgestürzten Crew. Der Haken – der Planet liegt hinter einem Nebel, der jegliche Kommunikation mit Starfleet unmöglich macht. Die Enterprise wird also mal wieder auf sich allein gestellt sein.

Kaum im betreffenden System angekommen, wird das Schiff vom Warlord Krall und seinen Schwarmschiffen angegriffen und ordnungsgemäß zu Klump geschossen. Wer nicht getötet wird, wird bei der Evakuierung von Kralls Schiffen entführt. Kirk und Chekov bruchlanden mit der abgetrennten Untertassensektion, Scotty landet bei der ebenfalls auf dem Planeten gestrandeten Kriegerin Jayla, McCoy und der schwerverletzte Spock retten sich in eine Art antiken Tempel. Die restlichen Überlebenden landen als Gefangene in Kralls Lager.

Es stellt sich heraus, dass alles eine von Krall organisierte Falle war. Der Schuft, der sein Leben durch das Absaugen von Lebensenergie anderer Wesen künstlich verlängert, ist scharf auf eine Superwaffe, deren entscheidender Bestandteil im Rahmen einer diplomatischen Mission auf der Enterprise aufbewahrt wurde!


Inhalt

Ich gebe es zu – obschon ich dem „Abramsverse“ durchaus aufgeschlossen gegenüber stehe, war ich ein wenig skeptisch, als ich davon hörte, dass die Regieduty für den dritten Film des Reboots an Justin Lin gehen sollte. Der Regisseur von „The Fast and the Furious“ Teil 3 bis 6 schien mir nicht auf Anhieb der geeignete Mann für „Star Trek“ zu sein.

Aber das ist halt schon das Missverständnis. Die aufgemotzte Neufassung des Franchise ist halt nicht mehr „your daddy’s Star Trek“, es ist Star Trek für das 21. Jahrhundert und dessen Kinopublikum und der Ansatz der „alten“ Star-Trek-Filme, irgendwo zwischen zerebraler SF und purer Nostalgie herumzuschwimmen, hält eine Serie, dessen ursprüngliche Fanbase nun mal schon rein aus biologischen Gründen nicht zahlreicher wird, im Zeitalter der 300-Mio-Dollar-Blockbuster nicht am Leben.

„Star Trek“ braucht anno 2017 keine politischen Ausführungen zur Expansion der Föderation oder diplomatische Missionen bei Klingonen oder Romulanern, sondern Action und Adrenalin – das hat sich bereits in den beiden ersten Abrams-Filmen so abgezeichnet und Justin Lin treibt das auf die Spitze. „Beyond“ ist praktisch eine durchgängige Actionszene, in der weder den Charakteren noch dem Zuschauern große Atempausen bleiben. Dass das Script von Simon Pegg und Doug Jung dennoch immer wieder da und dort Zeit findet, einen cleveren und „Star Trek“-mäßigen Dialog einzubauen und sich auch würdig von Leonard Nimoy verabschiedet (und das sogar in character development für Zachary Quinto integriert), ist beinahe schon ein Wunder.

„Star Trek“ hat schon in der TNG-Kino-Phase versucht, sich zu modernisieren, aber wo „Insurrection“ auf dem Niveau einer halbgaren Doppelfernsehfolge hängen blieb und „Nemesis“ nicht nur albern, peinlich, sondern vor allem für fast alle Figuren erschreckend out-of-character war, geht „Beyond“ all-in, veranstaltet Carnage wie seit „First Contact“ nicht mehr, bietet Space-Battle-Action, Boden-Combat und Zweikämpfe, und bleibt dabei dennoch den Charakteren treu – es sind nicht ganz die gleichen Figuren wie in de „classic“-Timeline, aber wir erkennen Chekov, Sulu, Kirk & Co. doch wieder. Lins Regie und Peggs Script gönnen auch jedem von der Stammbesatzung mindestens zwei-drei gute Szenen (was mehr ist, als so mancher der klassischen Filme von seinem Ensemblecast sagen kann), in der er seine Fähigkeiten einsetzen kann (gerade angesichts Chekovs vergrößertem Part muss man Anton Yelchins frühen Tod einmal mehr bedauern).

Ein Actiongewitter in der Rasant eines Fast-and-Furious-Films geht zwangsläufig auf die Kosten der Story, und da macht „Beyond“ keine Ausnahme. Krall ist sicher einer der schlechter geschriebenen Schurken des Star-Trek-Universums, und seine Motivation, seine Pläne, sind lange nur als „evil for evil’s sake“ zu erklären (der Film versucht mit der Überraschung im Finale, wer Krall eigentlich ist, seinem Schuft etwas mehr Tiefgang und eine gewisse Tragik zu geben, versagt dabei aber), da kann auch ein Schauspieler vom Kaliber Idris Elbas nicht viel retten (schon gar nicht unter dem Alien-make-up). Dagegen macht Sofia Boutella („Kingsmen“, „Streetdance“) Spaß – hätte nichts dagegen, wenn die Produzenten ihre Figur für zukünftige Verwendung im Abramsverse wiederkommen lassen würden. Freunde von „The Expanse“ freuen sich über Shohreh Aghdashloo als Sternenflotten-Offiziöse.

Der Main Cast ist mittlerweile comfortable in seinen Rollen – Karl Urban als perfekter neuer McCoy wird für mich immer herausragen, aber Chris Pine und Zachary Quinto stehen ihm nur in wenig nach (und in einer Szene, in der Krall Kirk am Kragen hat, sah ich tatsächlich zum ersten Mal Shatner in Pine…). Pegg, Cho, Yelchin und Saldana – sie alle haben ihre „moments of glory“.

Trotz des Schwergewichts auf Action und einem ordentlichen body count kommt der Humor nicht ganz zu kurz – es ist sicherlich keiner der quotabelsten Star-Trek-Filme, aber mehr als einmal darf schon gegrinst und gekichert werden.

Die Effekte sind größtenteils state-of-the-art. Abstriche muss man leider bei den CGI für eine Motorradfahrt (it makes sense within context) und beim großen Schwerelosigkeits-Schlussfight zwischen Kirku nd Krall machen. Aber für die meiste Zeit liefert „Beyond“ beeindruckende Visuals (allein die Yorktown-Station ist ein Hinkucker ersten Ranges und die Enterprise-Zerstörung und ihr Crash ordentlich wuchtig).

Man muss als Trekkie, Trekker oder einfach nur Star-Trek-Fan der alten Schule akzeptieren, dass „Star Trek“ nun halt „auch“ remmidemmi-Kino ist – akzeptiert man das, ist much fun to be had mit „Beyond“. Akzeptiert man es nicht, muss man wohl auf die neue „Discovery“-Serie warten. I’m in luck, I like both approaches…

4/5
(c) 2017 Dr. Acula


mm
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Wortvogel
Wortvogel
18. März 2017 14:42