- Deutscher Titel: Star Raiders - Die Abenteuer des Saber Raine
- Original-Titel: Star Raiders: The Adventures of Saber Raine
- Regie: Mark Steven Grove
- Land: USA
- Jahr: 2017
- Darsteller:
Casper van Dien (Saber Raine), James Lew (Sinjin), Brit Laree (Fade), Sara N. Salazar (Caliope), Holly Westwood (Crotalus), Tyler Weaver jr. (Tyr), Andy Hankins (Voss), Will Beckingham (Ryll), Christopher Silk (Lorthos), Michael Grell (Jax), Cynthia Rothrock (Kandra-Syn), Adam Lipsius (Admiral Steele)
Vorwort
Das Terranische Imperium (möglicherweise aber auch genannt „Erd-Föderation“) führt Krieg gegen die Saurianer (die, wie wir durch Star Trek wissen, einen verdammt guten Brandy produzieren). Darob fühlt sich die terranische Patrouille auch absolut im Recht, ein saurianisches Kampfschiff anzugreifen. Doch kommt ihnen Captain Saber Raine, allgemein anerkannt terranischer Held, in die Quere, der erklärt, das Feindschiff stünde unter seinem persönlichen Schutz. Schutz ist Schnurz, meint das terranische Flottenkommando, und sofern Raine seinen eigenen Raumkübel nicht aus der Schusslinie bringt, ist er selbst Angriffsziel. Raine reagiert pissig und vernichtet seinerseits mal eben das terranische Flagschiff. Das wird, vermute ich mal, disziplinarischen Ärger geben…
Viel, viel später. Peinlich für das Königshaus von und zu Ares – die königlichen Erben, Prinz Tyr, der Thronfolger, und Prinzessin Caliope, sind entführt worden. Was normalerweise sicher ein Anlass wäre, die gesamte aresianische Raumflotte auf die Spur der Vermissten zu schicken, ist aufgrund des auf Ares praktizierten Ehrenhändelsystems unschicklich. Wer’s verbockt hat, muss es ausbaden, und das ist in diesem Fall das Dreigestirn von Commander Voss, Waffenmeister Ryll und Aufklärungsspezialistin Fade. Denen hat unbekannte Hand Koordinaten auf dem Quarantäne-Planeten Goros Prime zugespielt. Goros Prime war einst die Hochburg eines tyrannischen Herrschers, der durch konzertierte galaktische Anstrengungen in seine Schranken verwiesen wurde, und ist nun Schlupfwinkel allerhand mehr oder weniger kriminellen Gesindels.
Das triumphale Trio wird nach der Landung auch gleich von allerlei ekligem Gezücht angegriffen, zu Hilfe kommt den Aresianer niemand anderes als Saber Raine, der sich seit Jahren, von den Terranern nicht unbegreiflicherweise als Verräter gebrandmarkt, als freischaffender Söldner durch die Galaxis schlägt. Er hat auch den Aresianern die Landekoordinaten geschickt. Ryll ist ob Raines Vergangenheit skeptisch, aber auf fremden Geläuf und vermutlich so willkommen wie Fußpilz, nimmt man jede Hilfe, die man kriegt. Näheres über den Verbleib des Prinzenpaars weiß Raine aber auch nicht, kennt aber jemanden, der’s wissen könnte. Jax, einen Hehler/Informationsbroker/allgemeinen Schlingel, der sich auch gerne bestechen lässt. Ein aresianischer Power-Zylinder wechselt den Besitzer, und schon kann sich Jax daran erinnern, dass im Gebiet der alten Ruinen verdächtige Aktivität beobachtet wurde.
Das ist auch die richtige Spur, denn Tyr und Caliope schmachten in den dortigen Kerkern. Gefangen gehalten werden sie von Sinjin, dem aus jahrhundertelangem Zwangs-Cryo-Schlaf aufgewachten bewussten Ex-Tyrannen von Goros Prime. Sinjin würde gern nicht mehr wissen als das aresianische Geheimnis der Kontrolle des „Mana-Steins“, aus dem die Aresianischer ihre gesamte Energie (mithin auch die der „Power-Zylinder“) gewinnen. Jenes kennt außer dem Kini traditionsgemäß nur der Thronfolger, vulgo Tyr. Tyr ist ganz heldenmäßig standhaft, auch wenn es seinem Gemüt nicht hilft, die Geräusche der Folter seiner Schwester zu hören. Schließlich knickt Tyr ein – wenn Sinjin seine Schwester gehen lässt, will Tyr die beans spillen, auf der Grundlage, dass Caliope mit der aresianischen Flotte zurück sein könnte, bevor Sinjin den notwendigen Generator gebaut hat. Blöd, dass Tyr nicht weiß, dass der schon fertig ist…
Dieweil kämpfen sich Saber Raine und die drei Aresianer durch den Sumpf, der die Ruinenfestung umgibt und den Sinjin zu einem Defensiv-Kraftfeld, in dem Hochtechnik nicht funktioniert, umgebaut hat. Man erwehrt sich dem Angriff diverser Schlimmtuer, und Saber rückt gegenüber Fade sogar damit raus, warum er einst seine Heimat verraten hat. In dem bewussten saurianischen Schiff saß Cartolus, eine saurianische Freundin, die durch ihren Spionagedienste überhaupt den terranischen Sieg über die Saurianer erst ermöglicht hatte. Da dies aber der terranischen Propaganda bei Bekanntwerden geschadet hätte, sollte sie getötet werden. Das konnte Saber Raine nicht zulassen. Und das erweist sich auch als gute Maßnahme, denn wenig später brauchen er und die Aresianer Cartolus‘ Hilfe, um sich eines Angriffs der „Anneliden“ und ihrer Priesterin (einem Aushilfs-Predator nach der Wurmkur) zu erwehren. Leider geht Voss dabei drauf.
Und Tyr hat in der Zwischenzeit ein unschönes Erweckungserlebnis – Caliope hat längst die Seiten zu Sinjin gewechselt, bzw. den alten Tyrannen überhaupt erst befreit, weil sie sich a) bei der Thronfolge übergangen fühlte (da älter als Tyr) und b) gerne das Universum erobern möchte. Jetzt pressiert’s aber außerordentlich…
Inhalt
Man hat’s nicht leicht, wenn man Fan von Science-fiction-Filmen und insbesondere einer zünftigen space opera ist. Es versucht sich heute kaum noch mehr jemand daran, obwohl Nostalgiker wie ich immer noch gern ein Auge oder zwei zudrücken, wenn Effekte vielleicht nicht top-notch, dafür aber „old-school“ sind. Muss ja nicht immer CGI-Overkill sein. Aber der Markt gibt es offensichtlich nicht her, dass zünftige Low-Budget-B-Weltraumfilme entstehen, wie’s in den 70ern und 80ern noch ging. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wir Fans zwar gerne zuschlagen, wenn irgendetwas so aussieht, als könnte es ein charmanter SF-Film sein, aber dann halt meistens von der Realität mit Schmackes eins in die Fresse bekommen (es kommt dann eben meistens doch nur ein „Nydenion“ ‚bei rum).
Jedenfalls war ich ganz erfreut, als mir bei amazon mal „Star Raiders“ unterkam, ein Film, der mit Casper van Dien und Cynthia Rothrock zumindest B-Star-Power versprach. Little did I know… (obwohl ich’s natürlich hätte ahnen müssen und sollen). Cynthia Rothrock, z.B., das darf ich vorwegnehmen, ist ungefähr eine Minute im Film und hat drei Dialogzeilen, und die kommen dann auch am Ende, wenn eigentlich handlungsmäßig schon alles vorbei ist. Und zudem erscheint sie nur als „Hologramm“. Leicht verdienter Tausender für Cynthia, möchte ich schätzen, hilft mir aber jetzt nicht entscheidend weiter.
Aber der Reihe nach. Kreativer Kopf hinter „Star Raiders“ ist Mark Steven Grove, ein ehemaliger Stuntman, der seit ein paar Jahren mit einer Stamm-Truppe versucht, sowas wie eine Ein-Mann-Filmproduktion auf die Beine zu stellen. Es gelingt ihm immer wieder, ein paar bekannte Nasen zu verpflichten – in „Legend of Tengu“ konnte er Louis „The Lesser“ Mandylor verpflichten, für „Gathering of Heroes: The Legend of the Seven Swords“ gingen ihm Martin Kove und Christopher Atkins auf den Leim, und in „Mind’s Eye“ schauen Malcolm „Mir graut’s vor keinem Gagenscheck“ McDowell und Dean „ich war mal Superman, verdammt“ Cain vorbei. „Star Raiders“ verdient nach meiner Recherche einen Sonderanerkenntnispunkt, weil sein „Star“, van Dien, nicht nur für einen cameo-Auftritt, sondern tatsächlich und allen Ernstes die richtige wichtige Hauptrolle verpflichtet werden konnte.
The thing is… leider Gottes hat Mark Steven Grove kein großes Talent als Regisseur, Drehbuchautor, Cutter, Spezialeffektsupervisor, o.ä. Das kann man schon nach den ersten Sekunden von „Star Raiders“ feststellen, wenn wir in eine Weltraumschlacht geworfen wurde, deren CGI-“Qualität“ zu Zeiten von „Babylon 5“ mit Recht ausgelacht worden wäre. Und was 1994 lächerlich gewirkt hätte, ist anno 2017 halt nicht mal mehr für eine semiprofessionelle Indie-Produktion tragbar – ich hatte auf meinem 386SX Demos, die mich mehr überzeugt haben. Das ist leider dann ein deutliches Indiz auf things to come, denn besser wird’s ab da auch nicht mehr – spätestens beim Blick in Caspers Raumschiff und sein „Periskop“, das nun wieder nicht wesentlich besser aussieht als die Flugzeug-Steuerhörner aus „Plan 9 From Outer Space“ konstatieren wir kopfschüttelnd, dass wir uns wieder mal haben verarschen lassen. Naja, ich zumindest. Wenn’s aus „Star Raiders“ Unterhaltungswert zu ziehen gibt, dann also bestenfalls aus Trash-Gesichtspunkten.
Das, was Grove uns an Story anbietet, ist jetzt gar nicht mal sooo schlecht, wenn wir uns auf den Level eines zwölfjährigen Star-Wars-Fans herunterbeamen. Saber Raine, der Held, der weil er seine persönliche Ehre höher schätzt als Loyalität zu seinem „Land“, zum Outlaw wurde, ist ein ganz brauchbarer Charakter, und Caliopes Heel-Turn von der angeblich opferbereiten Schwester zur Would-Be-Erobererin hätte auch einen besseren Film dramaturgisch befeuern können. Es ist halt mal wieder die gute alte Diskrepanz zwischen Wollen und Können, zwischen Ambition und Resultat, die „Star Raiders“ als ernsthaften Film versenkt und in die versiffte Trashecke schiebt.
Zum einen ist’s so, dass „Star Raiders“ über weite Strecken ein „Trottel latschen durch den Wald“-Film ist, und dieses „Genre“ wird auch nicht besser, wenn’s von amerikanischen Nasen anstatt hochqualifizierten teutschen Amateurfilmern praktiziert wird. Dass die Kostüme der aresianischen Ritter aussehen, als wären sie mal wieder aus weggeworfenen Motorradprotektoren zusammengefaltet worden, hilft ebenso wenig wie das „Design“ der diversen Monster, die unseren Helden über den Weg laufen (Gipfel ist sicher die „Anneliden-Priesterin“ mit ihrer „Predator-Kostüm aus Omas Klamottenkiste“-Verkleidung. Muss man gesehen haben!).
Bei Bösens wird dieweil eine Art „Masters of the Universe“-Cosplay betrieben (was Sinjins Elite-Zombie-Kämpfer mit schicker Skelettmaske angeht). Sinjins Design selbst ist gar nicht soooo übel und eine relativ gute Idee – sein Schädel fehlt überhalb der Nase, so dass sein „Gehirn“ freiliegt, aber die Ausführung ist halt nicht mal mehr meh, sondern mau. Caliopes Kostüme sind allerdings quite nice. Was auch reeeelativ gut funktioniert, sind die frei im Raum schwebenden und gestengesteuerten Computerdisplays, die natürlich stärker beeindrucken würden, sähe man die heutzutage nicht in jedem zweiten Werbespot.
„Leider“ wahrt „Star Raiders“ ein gewisses Mindestkompetenzlevel – es sieht alles aus wie eine semiprofessionelle Billigproduktion aus, aber um den Streifen zum „Robot Monster“ oder wenigstens „Space Mutiny“ des 21. Jahrhunderts zu erklären, fehlt dann doch wieder dieser gewisse Wahnsinn. Man merkt, Grove und sein Team nahmen das Projekt schon ernst und waren bemüht, das bestmögliche Ergebnis abzuliefern. Sure, sie hätten einsehen können, dass das, was sie in Angriff genommen hatten, mit den vorhandenen finanziellen und technischen Mitteln nicht umzusetzen ist, bis auf wenige Ausnahmen geht ihnen aber die Ed-Wood-Einstellung „dann nehmen wir halt Radkappen als Ufos“ ab; vielleicht auch ein Problem des CGI-Zeitalters, in dem es kaum mehr nötig ist, so drollig zu improvisieren, weil man „irgendwas“ schon schnell in der post am Computer hinschludern kann, was zwar auch nicht „gut“ aussieht, aber eben auch nicht beömmelnswürdig komisch ist.
Etwas überrascht war ich, dass in einem FSK 12-freigegebenen Film Arm-Ab-Splatter okay geht. Times change.
Das Stichwort „ernst nehmen“ führt uns zu den Schauspielern. Und da muss ich natürlich an erster Stelle Casper van Dien herausstellen. God bless his poor little heart – in einem Film, bei dem man sich wirklich nicht beschweren könnte, wenn er darauf bestanden hätte, sich eine Papiertüte über den Kopf zu ziehen, gibt er tatsächlich alles! Und das meine ich wirklich positiv! Van Dien geht die Rolle mit der Professionalität und Einstellung an, als gelte es Hamlet aufzuführen, er legt eine Prise Selbstironie in die Rolle (als er ein Insektenmonster tötet, kann er sich natürlich ein „I HATE bugs!“ nicht verkneifen), und hat im nunmehr fortgeschrittenen Alter etwas, was er als pretty face zu „Starship Troopers“-Zeiten noch nicht hatte: Ausstrahlung. Mit ein paar ins Gesicht gekerbten Falten, dem Zwei-Wochen-Bart und graumelierten Haaren ist er tatsächlich ein überzeugender „lovable space rogue“, bei dem’s auch nicht albern wirkt, dass er in dem SF-Film ein Kostüm trägt, das deutlich an swashbuckler-Helden angelegt ist (inklusive Säbel, der auch geschwungen wird). Ich wusste es bis dahin nicht, aber jetzt will ich einen groß angelegten Weltraumpiratenfilm mit Casper van Dien in der Hauptrolle sehen (ein „Eispiraten“-Remake vielleicht?).
Der Restcast, bestehend aus Groves Stammensemble, kann nicht mal van Diens Wasserreicher das Wasser reichen, aber für einen Haufen Amateure (zumindest gehe ich mal davon aus, dass keiner von denen eine Schauspielschule auch nur von weitem gesehen hat) geben sie sich allemal Mühe. Gut, James Lew hat eine eindrucksvolle Karriere als Bit-Part-Darsteller (wann immer irgendwo ein asiatischer Thug gesucht wurde) hinter sich, verbirgt sich hier aber unter der Sinjin-Maske und muss also gar nicht schauspielern… Britt Laree ist als Fade ganz passabel, wie auch Sara N. Salazar eine akzeptable böse Prinzessin abgibt. Tyler Weaver jr. scheint ein ganz annehmbarer Jung-Martial-Artist zu sein, jedenfalls hat er flashy moves drauf, die momentan noch ganz gut als Ersatz für Charisma durchgehen. Will Beckingham ist als Ryll dann schon eher einer, dem man das Laientum ansieht, von einigen der Klein- und Nebendarstellern wollen wir aus Barmherzigkeitsgründen nicht weiter reden. Aber wie gesagt – es bemühen sich alle sichtlich.
Die IMDb behauptet übrigens, der Film wäre auf dem SyFy Channel zu sehen gewesen. Suchen die jetzt ernsthaft Leute, die’s NOCH billiger (und wesentlich schlechter) als Asylum können?
Die Blu-Ray kommt von Tiberius Film. Die Bildqualität ist okay (wie man das halt von einem Shot-on-RED-Film erwarten kann), die Synchro, naja… nich so dolle, aber der O-Ton ist brauchbar. Als Bonusmaterial gibt’s nur den Trailer.
Theoretisch hätte „Star Raiders“ ein Trashfeuerwerk sein können, aber wie gesagt, es fehlt der Wahnsinn – alle Beteiligten vor und hinter der Kamera waren sichtlich bemüht, einen brauchbaren Film abzuliefern. Sie hätten es, wie auch schon gesagt, besser wissen können und müssen, aber ich kann einerseits nicht zu sehr draufkloppen, andererseits macht der Film dann doch wieder weniger Spaß als er sollte. Casper van Dien ist allerdings zu bewundern. Wenn ich ihn nicht schon sowieso mögen würde, wäre ich spätestens jetzt Fan.
© 2019 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 8
BIER-Skala: 4
Review verfasst am: 29.03.2019