
- Deutscher Titel: St. George und der Drache
- Original-Titel: The Magic Sword
- Alternative Titel: Ascalon, das Zauberschwert | Das Zauberschwert |
- Regie: Bert I. Gordon
- Land: USA
- Jahr: 1962
- Darsteller:
Basil Rathbone (Lodac), Estelle Winwood (Sybil), Gary Lockwood (Sir George), Anne Helm (Princess Helene), Liam Sullivan (Sir Branton), Danielle De Metz (Mignonette), Merritt Stone (König), Jacques Gallo (Sir Dennis of France), David Cross (Sir Pedro of Spain), John Mauldin (Sir Patrick of Ireland), Taldo Kenyon (Sir Anthony of Italy), Angus Duncan (Sir James of Scotland), Leroy Johnson (Sir Ulrich of Germany), Marlene Callahan (Princess Grace)
Vorwort
Der fiese Magier Lodak entführt die holde Prinzessin Helena. Untypischerweise verlangt er aber weder, dass das Prinzesschen ihn heiratet oder ihr Daddy, der König ein paar Kubikmeter Gold oder das Königreich als Lösegeld rüberschiebt – er will sie einfach an seinen Drachen verfüttern, der ganz erischtlich auf Basis einer Prinzessinnen-Sushi-Diät lebt. Der aufrechte Ritter Sir Branton bietet sich ganz selbstlos an, Helena im Alleingang zu befreien, auch wenn Lodak sieben grässliche Flüche in den Weg jedes potentiellen Retters stellt.
Branton mag vielleicht gerne allein losziehen, aber da hat er die Rechnung ohne den jungen Sir George gemacht. Der ist von der unsterblichen Zauberin Sybil als Pflegekind aufgezogen worden, ist seit neuestem Besitzer des magischen Schwertes Ascalon und hat als Unterstützungstruppe sechs internationale Ritter, die ein paar Jahrhunderte versteinert in Sybils Hütte rumstanden, dabei. Dem Hilfsangebot kann der Kini nicht widerstehen und Branton kann schlecht widersprechen.
Die Truppe macht sich auf den Weg und begegnet zunächst einem furchtbaren baumstammwerfenden Oger, der zwei von Georges Hilfsrittern platt macht. Wie wir als clevere Zuschauer im Gegensatz zum reichlich tumben George schnell bemerken, ist Branton ein fieser Finger, der längst mit Lodak unter einer Decke steckt, um die Prinzessin für sich zu gewinnen. Branton schaltet mit Hilfe von Lodaks Flüchen einen Ritter nach dem anderen aus, bis George ganz auf sich allein gestellt ist. Da ihn peinlicherweise unterwegs auch noch die Magie seines Zauberschwerts verloren gegangen ist, sieht es verdammt so aus, als würde Helena entweder Drachenschmecko werden oder Brnatons Gemahlin werden und beide Optionen sind nicht gerade erstrebenswert…
Inhalt
Wenn „Wichtelhirn“ (Hahn/Jensen) Bert I. Gordon zuschlägt, pflegt in den allerseltensten Fällen noch feiner englischer Rasen zu wachsen. Gordon ist einer der erstaunlichsten Fälle von Diskrepanz zwischen echter Begabung und Langlebigkeit der Karriere. Bert war mit seinen Monsterschinken, gerne trotz völliger fachmännischer Expertise für das Sujet von Riesenviechern handelnd, über dreißig Jahre mehr oder minder erfolgreich im Geschäft – gut, in den 50ern fiel er mit „Earth vs. th Spider“ oder „The Amazing Colossal Man“ unter den Corman-Epigonen nicht weiter auf, aber selbst Ende der 70er hetzte er noch Joan Collins „In die Gewalt der Riesenameisen“. Durchhaltevermögen hatte er, der Bert.
In den 60ern probierte er’s aber mal mit etwas anderem – statt SciFi-Horror sollte es Fantasy für ein jugendliches Publikum sein und so entstand „The Magic Sword“, eine sehr sehr sehr freie Bearbeitung der Legende um St. George, den Drachentöter. In gewisser Weise ein cleverer Schachzug, denn in dem Genre zu dieser Zeit ist eine gewisse Naivität nicht nur zu erwarten, sondern gewissermaßen Voraussetzung, ebenso wie die Zielgruppe (Kids) – verdammt, ich kann mich selbst noch gut daran erinnern, dass ich Alvin Rakoffs „König Salomons Schatz“ mit 9 Jahren im Kino abgefeiert habe; wäre ich nicht 1980, sondern 1962 in dem Alter gewesen, hätte ich vermutlich auch „The Magic Sword“ gefeiert.
Objektiv betrachtet ist „The Magic Sword“ natürlich ziemlich furchtbar – den klassischen „Save the princess“-Quest kann man kaum unorigineller und unaufregender abspulen. Sir George ist ein wahnsinnig nutzloser Held (selbst sein magisches Prop ist über weite Strecken des Films eben das, nämlich nutzlos), der kaum echte Heldentaten vollbringt und mit spektakulärer Betriebsblindheit Brantons verräterisches Schurkentum ignoriert. Die „Flüche“, die Lodak (der lustigerweise in seiner ersten Szene als „Rodak“ vorgestellt wird, weil Branton sich offensichtlich verhaspelt und Bert I. Gordon der „zweiter Take ist für Kommunisten“-Schule angehört) sind fast schon enervierend unspannend – und dass die Masken für den „Oger“ und die „Old Hag“ himmelschreiend schlecht sind, versteht sich von selbst.
Ausstattung und „Effekte“ sind lächerlich und machen so manchem Community-Theater ernstliche Konkurrenz. Aber Ihr wisst schon – für den Freund erlesen guter schlechter Unterhaltung ist „The Magic Sword“ ein Freudenfest, egal ob es die miesen Make-ups, die dussligen Kostüme, die durchschaubaren Studiokulissen oder den großen furchtbaren zweiköpfigen Drachen angeht. „The Magic Sword“ macht Spaß. Das liegt z.B. auch am ewigen Sherlock Holmes Basil Rathbone, der ungeachtet der Tatsache, dass Film und seine Rolle des Lodak Tinnef sind, den old-fashioned college try gibt und den bösen Behelfsmagier mit all der Gravitas eines großen Mimen gibt – der Kontrast zwischen Rathbones engagierter Performance, seinen idiotischen Lines und dem ihm umgebenden Schlonz sorgt allein schon für gute Unterhaltung.
Dazu kommen hysterische Details wie Sybils Entourage aus „siamesischen Zwillingen“ (zwei Typen, die man einfach in ein extrabreites Kostüm gesteckt hat) und einem Schimpansen, die grusligen Akzente der internationalen Ritter (der deutsche Ritter begrüßt den König stilecht als „Mein Kaiser!“, ist dafür aber auch der erste, der ins Gras beißt), die 79-jährige (!) Estelle Winwood mit Atombusen als Sybil, die sich zu guter Letzt in einen Panther verwandelt, um Lodak zu killen (jep, unser Held kuckt dabei verdutzt zu), Anne Helms ebenso prächtig herausgestellte Brüste, Liam Sullivan als fieser Sir Branton, dem man von der ersten Sekunde an ansieht, welch falsches Spiel er spielt und natürlich Gary Lockwood (Gary Mitchell aus der legendären Star-Trek-Episode „Spitze des Eisbergs“ und Frank Poole aus „2001: Odyssee im Weltraum“), der ohne Anflüge von Charisma den farblosesten Helden aller Zeiten mimt. Es ist eine wahre Freude!
Für mich ist „The Magic Sword“ einer der unterhaltsamsten Gordon-Filme – in keiner Weise einem guten Film ähnlich, aber ein schönes Beispiel für einen kuriosen, lächerlichen Kiddie-Fantasy-Film, der gerade aufgrund seiner ebenso beherzten wie hilflosen Machart auch für trashliebende Erwachsene mehr als nur einen Blick wert ist.
Gibt’s auch als Rifftrax-Version, wobei ich von der eher abraten möchte. Nicht nur, dass „The Magic Sword“ schon in MST3K bearbeitet wurde und die Wiederholung also eher unnötig ist, ist das Riffing mehr miss als hit und nimmt erst in der letzten halben Stunde Fahrt auf. Bis dahin sind das sehr sehr viele Rohrkrepierer als Gags und beißt sich an unlustigen running gags fest – stimmt nicht unbedingt sehr optimistisch für die MST3K-Neuauflage.
3,5/5
(c) 2017 Dr. Acula
Review verfasst am: 22.01.2017