Spy Kids

 
  • Deutscher Titel: Spy Kids
  • Original-Titel: Spy Kids
  •  
  • Regie: Robert Rodriguez
  • Land: USA
  • Jahr: 2001
  • Darsteller:

    Gregorio Cortez (Antonio Banderas)
    Ingrid Cortez (Carla Gugino)
    Carmen Cortez (Alexa Vega)
    Juni Cortez (Daryl Sabara)
    Fegan Floop (Alan Cumming)
    Alexander Minion (Tony Shalhoub)
    Ms. Gradenko (Teri Hatcher)
    „Onkel“ Felix (Cheech Marin)
    Mr. Lisp (Robert Patrick)
    Onkel „Machete“ Isadore Cortez (Danny Trejo)
    Donnagon (Mike Judge)
    Devlin (George Clooney)


Vorwort

Aus mir vollkommen schleierhaften Gründen teilt leider ein Grossteil (hm, make that: „alle“) meiner Freunde und Bekannten nicht meinen Enthusiasmus für Badmovies. Als wir uns gestern (eh, vorgestern, schon nach zwölf) mal wieder auf einen geselligen Filmabend zusammenbestellten und die ehrenvolle Aufgabe, das Programm zusammenzustellen, dann doch wieder bei mir landete, sah ich mich also damit konfrontiert, ein auch für „normale Menschen“ verdauliches Programm zu stricken und musste also in der Videothek, trotz zahlloser badmovie-verdächtiger Neuerscheinungen, bei denen mir das Auge feucht wurde, mehr oder minder in der Blockbuster- bzw. Mainstreamabteilung zuschlagen. Um etwas Auswahl zu haben, wählte ich also die Friseur-Komödie BLOW DRY, das Burton-Fiasko PLANET DER AFFEN (in der vagen Hoffnung, die Gesellschaft wenigstens so zu einem badmovie zu überreden) und SPY KIDS. Ich hätte mir all das sparen können, nachdem sich die versammelte Blase schnell auf den von mir eigentlich nur zu Ausleihzwecken mitgebrachten Disney-Streifen EIN KÖNIGREICH FÜR EIN LAMA einschoss (ja, ich geb´s zu, ich mag witzige Zeichentrickfilme und das LAMA ist für Disney-Verhältnisse spektakulär komisch und böse) und meine drei für teures Geld geliehenen Rentals ungesehenerweise wieder in meiner Jute-Statt-Plastik-Tasche landeten.

Gut, immerhin hatte ich mir solche Filme ausgesucht, von denen ich mir vorstellen konnte, dass ich sie mir auch alleine ansehen würde und so machte ich mich an diesem verregneten Sonntag daran, mir SPY KIDS zu Gemüte zu führen. Ist ja immerhin von Robert Rodriguez, dem genialen Maestro von EL MARIACHI, DESPERADO, FROM DUSK TILL DAWN und THE FACULTY. Angesichts dieses Ouevre steht Rodriguez´ Name auf der Liste potentieller Familienfilmregisseure sicherlich nicht ganz weit oben, aber allein das macht ja neugierig…


Inhalt

Lernen wir also die Familie Cortez kennen, Papa Gregorio, Mama Ingrid und die Abteilung der Kurzen, Carmen und Juni. Eine wunderbare Bilderbuchfamilie, könnte man meinen. Doch die Gute-Nacht-Geschichte von den Spionen, die sich verlieben, die Ingrid der lieben Tochter erzählt, kommt einem doch glatt so vor, als wäre sie echt… ist sie natürlich auch, wie wir dankenswerterweise per visueller Einspielung derselben miterleben dürfen. Spionin Ingrid soll Spion Gregorio ausknipsen, der mit exakt dem gegenteiligen Auftrag unterwegs ist. Wie´s nicht anders sein kann, bringens die jeweiligen Killerparteien nicht übers Herz, verlieben sich unsterblich und sind fix am Heiraten. Die Hochzeitszeremonie gestaltet sich aufgrund eines Hubschrauberangriffs als turbulent und das glückliche Paar entzieht sich den spielverderbenden Attacken per Fallschirm (in Herzform, no less)…

Kaum sind die Blagen erfolgreich mit der Story abgefertigt, dürfen wir die Hi-Tech-Ausrüstung der Cortez´schen Heimstatt bewundern, bei der James Bond gelb und grün vor Neid werden würde. Ingrid kommt es verdächtig vor, dass Gregorio sich ausführlich damit beschäftigt (man ist retired), namentlich mit dem Verschwinden eines ehemaligen Agenten-Kollegen, nicht der erste, der sich buchstäblich in Luft aufgelöst hat.

Die Kinder ahnen von der bewegten Vergangenheit ihrer Erzeuger nichts, haben aber offenbar ihre Psychoknackse dennoch weg. Juni hat ausser eingebildeten Freunden keine weitere und auch Carmen hat ein gewisses Problem. Naja, wenn mich meine Eltern jeden Morgen über einen Marine-mässigen Hindernisparcours gescheucht hätten, wäre vermutlich auch das ein oder andere hängengeblieben. Juni schwärmt für die reichlich schräge Kinder-Fernsehshow FLOOP´S FOOGIES, in der ein offenbar gehirnamputierter Moderator in einer Virtual-Reality-Welt, umgeben von, äh, Viechern (eben den Foogies), die aussehen wie eine wilde Kreuzung von monstermässigeren Muppets, Teletubbies und Geisterbahnfiguren, blöde Lieder singt. Juni besitzt nicht nur sämtliche denkbaren Foogie-Actionfiguren, sondern hat auch selber einen Foogie entworfen. An diesem Morgen stellt Floop einen neuen Foogie, Donnamight, vor und dem ungetrübten Adlerauge von Gregorio entgeht nicht, dass der Foogie von seiner Gesichtsphysiognomie irgendwie aussieht wie der verschwundene Agent Donnagon (hm, natürlich erlaubt auch der Name des Foogies gewisse Assoziationen… Subtilität ist nicht die Stärke von Floop :-)).

Während Juni vor Augen des Papas auf dem Schulhof gebullied wird und sich Gregorio vor dem geistigen Auge vorstellt, wie er den ebenso bullyhaften Paps des Rüpels vermöbelt (und von den Kids als Held gefeiert wird), aber selbstredend seine kostbare Tarnexistenz nicht durch ein scharfes Wort oder sonstige Aktion aufs Spiel setzt (toller Vater, ehrlich… gut, der Kerl ist zwei Köpfe grösser, aber es gibt ja wohl noch andere Mittel und Wege als sich-aufs-Maul-schlagen, um derartige Probleme zu lösen, Elternabend, anyone?), gehen anderswo finstere Dinge vor sich.

Genauer gesagt, im rather auffälligen Hideout unseres heutigen Schurken, nämlich in Floops Schloss. So schlecht scheint man also mit Kindersendungen nicht zu verdienen, denn die Immobilie sieht irgendwie teuer aus… das Teil ist mindestens so gross wie Neuschwanstein und als Innenarchitekt wurde offenbar der Production Designer von Tim Burton nach einer extremen Zucker-Überdosis angeheuert. Floop, in Begleitung seines treuen Assistenten Minion, stellt gerade seinem Kunden Mr. Lisp seine neuesten Kreationen vor. Die Foogies, das haben wir uns ja schon erfolgreich zusammengereimt, sind nichts weiter als mutierte Geheimagenten, leider führt die Mutation zum Verlust gewisser Fähigkeiten, weshalb sie für Mr. Lisp, der ominöse und nicht näher spezifizierte finstere Pläne, die ohne Zweifel mit der Erringung der Weltherrschaft zu tun haben, hegt, nicht weiter brauchbar sind. Auch die „Superdaumen“, Roboter in, you get it, Daumenform, erweisen sich als eher kampfuntauglich, doch als letzten Trumpf zieht Floop aus dem Ärmel —- Kinderroboter! Z.B. in Form der Tochter des Präsidenten. Unbezwingliche Kampfmaschinen ohnehin, gelle. Damit lässt sich was anfangen, ist sich Lisp sicher, doch leider fehlt den Killerkids, den „Spy Kids“, wie Floop sie kreativerweise nennt, noch das Gehirn… so können die Spy Kids z.B. nicht sprechen, was ich für eine reichlich blöde Ausrede halte… Sprachausgabe beherrscht ja mittlerweile jeder Taschenrechner und ein paar gespeicherte Sätze sollten doch ausreichen, um einen der Roboter so nahe an sein Ziel zu bringen, um die bösen Dinge zu tun, die er vermutlich anstellen soll. Na, was soll´s, jeder Film braucht seinen McGuffin, dann also eben ein „Gehirn“.

Erks, viel viel Exposition, wird Zeit, dass die Story ins Rollen kommt. Das Verschwinden von Donnegon setzt die OSS, die nicht näher definierte Geheimdienstbehörde, der Gregorio und Ingrid angehören (was ich für etwas schwachsinnig halte, da die beiden ja ursprünglich auf verschiedenen Seiten arbeiteten und nach ihrer Heirat offenbar sofort in den Ruhestand gegangen sind – so heisst es, dass sie seit „neun Jahren“ ausser Dienst sind und das ist ungefähr Carmens Alter), in Alarmzustand und Gregorio ist auch ganz heiss drauf, wieder ins Feld zu ziehen. Ingrid nervt so lange, bis sie mit darf und als „Kindermädchen“ Cheech Marin angeheuert wird, eh, „Onkel“ Felix. Die Superspione erweisen sich als ziemlich eingerostet und werden trotz beneidenswerter Ausrüstung ohne grössere Probleme von Floops Super-U-Boot eingesackt (ordentliches Imperium für einen Teletubbie-Dressierer). Das löst nun wieder im Cortez-Heim den sprichwörtlichen Roten Alarm aus und Felix hasselt die Kinder in einen Escape Pod, gerade rechtzeitig, bevor Thumb-Roboter das Haus überfallen und sich Felix greifen. Die Kids aktivieren den Escape Pod und werden von diesem, nach gewissen Schwierigkeiten (weil Juni, technisch unbegabt, wie wir Jungs nun mal sind, den Autopilot ausschaltet) zu einem „sicheren Haus“ gebracht. Diese Hi-Tech-Hütte ist mit schönstem Agenten-Krimskrams wie Jet-Packs etc. ausgestattet und die Kids, denen divere Lichter über die Vergangenheit ihrer Eltern aufgehen, richten sich erst mal häuslich ein.

Im Floop-Schloss befreien sich Ingrid und Gregorio mittels eines Ring-Lasers, hangeln sich über ein vorgetäuschtes Fallensystem (CGIs täuschen einen wegbröckelnden Boden und bodenlose Tiefe drunter vor), lassen sich dann aber im „Virtual Room“, eine Art Holodeck, das nur von Aussen zu öffnen ist, einsperren, wo Floop sie dann abholen kann. Der Grund, warum Floop hinter Gregorio her ist: vor Jahren arbeitete Gregorio an einem Künstliche-Intelligenz-Team des OSS mit und entwickelte dabei ein künstliches Gehirn. Als der OSS klar wurde, dass das Projekt in falschen Händen ziemlich gefährlich sein könnte (sind sie das nicht alle), ordnete der Dienst in einem seltenen Anfall von Geheimdienst-Verantwortungsbewusstsein die Zerstörung aller Projektdaten an. Nur Gregorio brachte es seinerzeit nicht übers Herz, das etwa faustgrosse Mini-Gehirn zu zerstören (siehe oben – das macht wenig Sinn… aber es ist ja ein Kinderfilm :-)). Letzteres weiss aber Floop noch nicht, noch will er nur Gregs Mitarbeit an seiner Roboterarmee erpressen.

Während die Kids sich mit dem Agentenspielzeug ausrüsten, bekommen sie Besuch von Ms. Gradenko, der attraktiven OSS-Tante und diversen böse aussehenden Henchmen. Gradenko informiert die Kids, dass der böse Floop die Eltern entführt hat und auch ansonsten ein schlimmer Finger sei. Der Beweis: ein Ausschnitt aus Floops TV-Show – rückwärts abgespielt ergibt das Gepiepse der Foogies den herzzerreissenden Hilfeschrei „Floop ist ein Irrer, bitte helft uns!“. Solchermassen gebrieft gibt Carmen Ms. Gradenko eine Botschaft von Felix an die OSS weiter: „Das dritte Gehirn lebt!“ Das gierige Leuchten in den Augen der OSS-Tussi lässt Verrat erwarten… und so ist es auch… draussen vor der Tür wartet eine mittelgrosse Thumb-Armee, natürlich steht Gradenko auf der Lohnliste von Floop. Das Gehirn wird auch schnell (äusserst lasch versteckt) entdeckt und wir dürfen erfahren, wozu die Jetpacks rumstehen… für eine ordentliche Jagd (meine suspension of disbelief wurde aufgrund der diversen Manöver, die die diversen Träger der Packs vollführen, hart strapaziert… denn da die Teile nicht die geringsten Steuerungen oder Kontrollen haben, dürfte man, so wie ich das sehe, mit denen nur in genau eine einzige Richtung fliegen können, nämlich nach oben… unsere Helden und auch die Bösewichter vollführen aber Flugkunststücke, die jeglicher Physik spotten… mal ganz abgesehen davon, dass Carmen mit den Dingern umgeht wie ein Weltmeister im Jetpack-Fliegen). Na gut, nach einem bedauerlichen Unfall mit Jetpack-Düsen und Gradenkos Frisur gelingt es Carmen, nicht nur den in arger Bedrängnis befindlichen Juni zu retten, sondern auch das Gehirn abzugreifen und sich nach einem geschickten Ablenkungsmanöver neu einzukleiden und fürs erste zu entkommen.

Sehr zum Verdruss seines Gehülfen Minion sorgt sich Floop mehr um das Wohl seiner Show („irgendetwas fehlt“, murmelt Floop nach einer Aufnahme im VR-Studio und einer eher erschreckenden Gesangseinlage) als um den Bestand seiner Roboter-Armee, doch Minion hat vorgesorgt und Roboter-Doubles von Carmen und Juni anfertigen lassen.

Die Robo-Doubles orten die Originale ohne Probleme, da Carmen dumm genug war, sich einen Sender anhängen zu lassen. Robo-Carmen stopft Juni auf so ein Spielplatz-Karussell und schubst es ordentlich an. Allen Fliehkräften zum Trotz kann sich nicht nur Juni darauf halten, sondern auch noch Robo-Carmen aus dem Stand in selbigen draufjumpen und Juni das Gehirn entreissen, worauf sich die Robodoubles sofortemang verzupfen.

Guter Rat ist nicht allzu teuer, ein Hochzeitsfoto mit entsprechender Beschriftung und der Herstelleraufdruck ihrer Spion-Gadgets führt sie ohne weiteres zu Machetes Spy Store. Machete ist nicht nur Danny Trejo (jubel!), sondern auch der örtliche Q, Gregorios Trauzeuge und auch noch älterer Bruder Isadore. Machete hat keine rechte Lust, helfend einzugreifen, weil er keinen Bock mehr hat, auf seinen „kleinen Bruder“ aufzupassen.

In Floops Schloss erweist sich derweil Minion als wahrer Schurke vom Dienst, denn nun, wo er das Gehirn hat, braucht er Floop nicht mehr und lässt ihn in den Virtual Room sperren. Die Kids schleichen sich aus Machetes Heim und klauen dessen Spezial-Mini-Flugzeug und die Karte von Floops Schloss, die Machete praktischerweise hat (rather convenient, I suppose). Während Minion die Gehirn-Produktion auf vollen Touren laufen lässt, schaffen es Juni und Carmen aufgrund diverser gegenseitiger Beleidigungen und daraus folgenden Steuerschwierigkeiten, beide Tragflächen ihres Jets zu verlieren. Immerhin, man ist nahe genug an Floops Schloss, um auszusteigen und in Scuba-Gear meeresseitig das Schloss zu infiltrieren. Carmen tappt in die jetzt erstaunlicherweise real-deal-mässige Bodenfalle und Juni landet (wie die Eltern, so die Kids) im Virtual Room und trifft den dort eingesperrten Floop.

Minion, der sich nunmehr als alter Ex-Kollege von Gregorio entpuppt, der wegen egomanischer Tendenzen gefeuert wurde, foogiefiziert den armen Gregorio in das Modell, das Juni entworfen hatte (den entsprechenden Zettel hatten die Eltern dummerweise dabei). Juni kann den vollkommen demoralisierten Floop, der im Grunde seines Herzens nicht böse ist, aufbauen und so mit dem Meister selbst dem VR-Raum entkommen. Juni rennt Carmen über´n Haufen, die aus nicht näher durchschaubaren Gründen ein Thumb-Kostüm trägt und kann in Ketten vorbeigeführte Foogies nach dem Aufenthaltsort der Eltern ausquetschen (dass er einen Armbandcomputer hat, der das Rückwärtsgenuschel der Foogies in comprehensible language übersetzt, schadet dabei natürlich nicht). Ingrid und Foogie-Gregorio werden befreit, Mr. Lisp taucht auf, um seine Bestellung entgegenzunehmen (auch Gradenko, mit erheblich weniger Haarwuchs als vorher, ist mittlerweile eingetroffen). Eltern und Kinder können Minion überwältigen, Dad wieder in einen Menschen verwandeln und Minion sogar in einen Foogie verwandeln, was bei dem aber auf gar nicht so viel Widerstand stösst… ein paar Finger, Augen und sonstige Gerätschaften mehr können einem Megamaniac ja auch nicht schaden. Die Robo-Kids wenden das Blatt wieder vorübergehend, so dass Floop beordert wird, die Kids umzuprogrammieren. Minion ist jedenfalls wieder Herr der Lage und kann im Gegensatz zu allen anderen Foogies auch weiterhin vorwärts sprechen (IITS) und beabsichtigt, die Effektivität seiner Roboter-Armee anhand der Eliminierung der Cortez-Familie zu demonstrieren. 500 gegen 4 ist ein wenig unfair (Gregorio: „Ich nehm die hundert links vorne, du die hundert rechts vorne, Carmen die hundert hinten in der mitte, Juni die hundert hinten rechts“), aber, um das Verhältnis gerade zu biegen, taucht (woher auch immer) mit einem Knalleffekt Machete auf. Natürlich würde auch das nicht gutgehen, aber gerade rechtzeitig hat Floop einen Geistesblitz und programmiert den Robo-Kids „freien Willen“ ein, worauf die sich auf die Fieslingsfraktion stürzen und selbige in die Luft schmeissen (?)…

Später… das Cortez-Heim wird von Thumb-Robotern gepflegt, das Fernsehen berichtet von allerhand guten Taten, die unbekannte „Wunderkinder“ überall auf der Welt bewirken (äh, da die Kids doch angeblich wie die Kinder von allerhand Staatschefs aussehen, sollte die nicht jemand erkennen??), Machete ist wieder in die Familie integriert, die Kids vertragen sich. OSS-Chef Devlin hat einen neuen Auftrag, aber Gregorio ziert sich. „Der Auftrag ist auch nicht für euch,“ korrigiert Devlin, nimmt den schwarzen Balken vor seinen Augen weg und entpuppt sich als George Clooney (!), „sondern für die Kinder!“. Die aber wollen nur akzeptieren, wenn die ganze Familie mitmachen darf… schliesslich ist „eine Familie zu sein“ schwerer als jeder Agentenauftrag…

Tja, und wie macht sich nun Robert Rodriguez, Meister des unkontrollierten Blutvergiessens (oder habt ihr DESPERADO und FROM DUSK TILL DAWN schon vergessen?), nun als Regisseur von familienkompatibler Kiddie-Fare? Verdammt gut!

SPY KIDS ist in dem, was der Film sein will, absolut erfolgreich – im Gegensatz zu den meisten „kindgerechten“ Agentenfilmen (so wahnsinnig neu ist die Idee ja sicher nicht) zieht Rodriguez (mal wieder in Personalunion als Editor, Drehbuchautor, Co-Produzent, Komponist, Special-Effects-Supervisor und Regisseur am Werke) sein Konzept eines nahezu vollkommen gewaltfreien und dennoch spannenden und aktionsreichen Action-Thrillers für Kinder durch, ohne dabei seine Trademarks, die er in seiner beeindruckenden bisherigen Vita geprägt hat, vermissen zu lassen. Die Flashback-Montage zu Filmbeginn über das Kennenlernen und die Heirat der Cortez-Eltern zählt mit zum besten, was Rodriguez bislang inszeniert hat und auch sonst muss sich SPY KIDS optisch bzw. visuell nicht hinter den anderen Filmen des Maestro verstecken (ein 35-Mio-Dollar-Budget hilft natürlich weiter… das ist immerhin das zehnfache Budget von FROM DUSK TILL DAWN, nur mal so als Vergleichswert). Die Special FX sind dabei gut bis beeindruckend, ein Sonderlob muss man an das Production Design insbesondere des Floop-Schlosses verteilen, auch die diversen Agenten-Gadgets (wie Elektroschock-Kaugummi etc.) sind witzig und gut umgesetzt, das Special-Make-up von KNB ist bizarr-kreativ-amüsant (aber wohl für kleinere Kinder ein wenig zu furchteinflössend).

Das Drehbuch ist nicht ohne Fehl und Tadel, aber den Grossteil der im innewohnenden Naivität kann man wohl gelinde dem Fakt zuschreiben, dass es sich eben um einen Film für Kinder handelt – dass man es in dem Fall mit Naturgesetzen und interner Logik nicht so genau nimmt, um statt dessen lieber einen optischen Gag oder eine slapstick-hafte Aktion zu präsentieren, mag man da durchaus verzeihen. Ansonsten bezieht das Drehbuch seine Stärken hauptsächlich aus dem „klassischen“ Twist, die Kids als die „besseren“ Erwachsenen darzustellen („schick niemals einen Erwachsenen, um den Job eines Kindes zu tun“, wie Carmen so hübsch formuliert), die ihre Eltern alle Nase lang aus irgendwelchen Bredouillen retten müssen. Wie gesagt, das alles funktioniert über weite Strecken ziemlich gut, lediglich das Finale ist mir etwas lasch geraten, aber da spricht natürlich jemand, der mindestens zwanzig Jahre älter ist als die Zielgruppe und ein paar tausend Filme zu viel gesehen hat…

Erwähnenswert die gute Filmmusik, die, obwohl von einer Vielzahl von Komponisten intoniert, ziemlich rund wirkt und wieder ein paar grosse (und typische) Danny-Elfman-Themes featured.

Grosses Schauspielerkino braucht man natürlich bei einem grösstenteils effektbetonten juvenile adventure nicht zu erwarten. Aber immerhin… Antonio Banderas (DESPERADO, ASSASSINS, TWO MUCH, ZORRO) spielt seinen Gregorio mit leichter Ironie und gewisser Selbstparodie seines Latin Lover-Images, seine Filmfrau Carla Gugino, die ich bislang nicht kannte, ist attraktiv, bleibt aber ansonsten etwas farblos. Viel Semi-Prominenz tummelt sich in Nebenrollen. Als Fiesling Minion agiert Tony Shalhoub (MEN IN BLACK), der für meinen Geschmack vielleicht etwas zu sehr down-to-earth geschneidert ist, vor allem im Vergleich zum vollkommen abgedrehten Fegan Floop von Alan Cumming. Teri Hatcher (LOIS & CLARK) hat als Ms. Gradenko leider nicht viel mehr zu tun, als eine wenig überzeugende Frisur-Katastrophe spazieren zu tragen und Robert Patrick (TERMINATOR 2, DOUBLE DRAGON) bekommt gleichfalls eher wenig Möglichkeiten, zu zeigen, dass er schauspielerisch doch etwas drauf hat. Amüsant ist ohne Zweifel der gutgelaunte Cameo-Auftritt von George Clooney und die Rodrigeuz-Spezeln Cheech Marin (CHEECH & CHONG, FROM DUSK TILL DAWN) und Danny Trejo sieht man immer wieder gern. Besonders natürlich Danny Trejo (FROM DUSK TILL DAWN, DESPERADO, CON AIR, ANACONDA), der leider eigentlich auch nichts zu tun hat, aber ich freu mich einfach immer wieder, wenn der ultracoole Danny mal wieder einen netten Auftritt hat (vielleicht ist im mittlerweile abgedrehten Sequel seine Rolle etwas grösser, würd´ mich freuen).

Bis jetzt hab ich die Child Actors ausgespart. Treue Leser wissen vermutlich, dass ich normalerweise von Kinderschauspielern nicht wahnsinnig viel halte, und obwohl auch SPY KIDS mein generelles diesbezügliches Vorurteil sicher nicht endgültig revidieren wird, bescheinige ich zumindest Alexa Vega ´ne Menge Potential, die Kleine ist für ihr Alter schon reichlich cool, während ihr Filmbruder Daryl Sabara schon dazu tendiert, mir über die Filmlaufzeit etwas auf die Nerven zu gehen – aber selbst da gibt´s schlimmeres und die eigentliche Zielgruppe wird sich sicher mit dem „Loser“ identifizieren können.

Für Kids zwischen acht und vierzehn dürfte SPY KIDS eine Offenbarung sein – ein Film speziell für sie, trotzdem mit den Zutaten, die sie eben gemeinhin aus dem „normalen“ Mainstream-Actionkino gewohnt sind, der Film hat ein zünftiges Tempo, viel Action, coole Spezialeffekte, eine ganze Menge Humor und ist dabei eben nicht „der“ typische Kinderfilm mit Moral, erhobenem Zeigefinger und „kindgerechter“ Langsamkeit see_footnote. Sicher hat auch SPY KIDS seine Botschaft bezüglich der Wichtigkeit familiärer Werte, aber der Streifen prügelt diese Botschaft nicht mit dem Vorschlaghammer in die Köppe der Audience, sondern schafft es, wie die besseren Disney-Filme, sie sanft in einen unterhaltsamen Rollercoaster-Ride zu packen und sie somit nebenher, unaufdringlich und dadurch vielleicht einprägsamer zu vermitteln. Und die Tatsache, dass Robert Rodriguez seinen Film trotz und wegen des Inhalts genauso inszeniert, als wäre es der nächste DESPERADO (ihr wisst schon, wie ich das meine… nicht, was Leichenberge angeht, sondern Style und Tempo), handelt es sich bei SPY KIDS um einen Kinderfilm, bei dem auch Erwachsenen nicht langweilig wird, ganz im Gegenteil, den Streifen kann man sich zwar im Kreise seiner Familie ansehen, muss aber nicht – auch eine reine „Erwachsenenrunde“ kann mit SPY KIDS ihren Spass haben – dafür sorgen eingestreute Filmzitate und Referenzen, ausgezeichnete Action-Fotografie und eben das hochgehaltene Tempo. Ein echter Gute-Laune-Film, dessen wenige Schwächen eben daran liegen, dass „wir“ Erwachsene nicht die angestrebte Zielgruppe sind – versetzen wir uns zurück in unsere Kindheit, wo wir über Filme wie diesen schier vor Begeisterung ausgeflippt wären, und übergehen die Dinge, die einen Erwachsenen in einem Film vielleicht stören könnten, Kinder aber eben nicht. Für alle Jungen und Junggebliebenen ist SPY KIDS jedenfalls ein Gewinn.

Meine einzige (und grösste) Sorge ist daher schlicht und ergreifend, ob Rodriguez angesichts des enormen Erfolgs von SPY KIDS, der allein in den USA über 100 Mio. Dollar einspielte und damit ein hochprofitables Unternehmen war (obligatorisches Sequel, wie gesagt, bereits im Anmarsch), seine Wurzeln nicht ganz vergisst und uns doch noch auch mit blei- und gewalthaltiger Kost versorgen wird. Denn, mal ehrlich… so ganz schlecht waren die anderen Rodriguez-Sachen ja auch nicht :-)))

Ja, ich weiss – die allzeit präsenten Kinderpsychologen warnen immer wieder vor der Reizüberflutung durch Computerspiele, Videofilme, die zu viel an Farben, Lärm, Action und Tempo beinhalten – kreuzkiesel: unsere Kids wachsen in einer bunten, lauten und schnellen Welt auf – ist es da wirklich klug, sie von „laut, bunt und schnell“ so lange wie möglich behütet zu lassen? Kids von heute sind klüger und intelligenter als die Erwachsenen, die sich angeblich damit auskennen, offenbar glauben – SPY KIDS ist z.B. laut, bunt und schnell – aber ich glaube nicht, dass ein durchschnittlicher Neunjähriger davon überfordert wäre. Ich weiss es doch selber – als ich in dem Alter war, hab ich auch lieber „normale“ Filme für Erwachsene gesehen als Kinderfilme, weil die, die Kinderfilme mein ich jetzt, einfach sturzlangweilig waren. Insofern ist es mir lieber, Regisseure von heute drehen Kinderfilme, die einerseits die Konventionen von „Erwachsenenfilmen“, was Speed, Effekte, Action angeht, einhalten bzw. anpassen, aber dafür mit kindgerechten Inhalten füllen. Gäb´s mehr Filme wie SPY KIDS, bräuchten die Kinder nicht in für sie nicht geschaffene (und oft nur als blossen pekuniären Gründen auf Jugendfreigabe getrimmten) Actionheuler a la SCORPION KING etc. zu rennen. Abschweifende Fussnote Ende.

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 2

BIER-Skala: 7


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments