Spplat Attack

 
  • Deutscher Titel: Spplat Attack
  • Original-Titel: Spplat Attack
  •  
  • Regie: Kathy Weiss
  • Land: USA
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    William Shatner, Lizabeth Shatner, Elisabeth Shatner, Tom Kaye, Eric Mancow


Vorwort

Eines schönen Tages unterbreitet ein wasserköpfiges omnipotentes Alien den Intelligenzvölkern der Galaxis einen interessanten Vorschlag – um in den Besitz einer Waffe zu kommen, die ihrem Eigentümer die Herrschaft über das Universum, wie wir es kennen, gewährleisten würden, sollen Elitekämpfer der Föderation, des Klingonenimperiums und der Borg ein Turnier austragen, the winner takes it all. Da das ausersehene Spielfeld allerdings ein Paintball-Areal irgendwo in New Jersey ist, können wir uns ausmalen, dass dieses hübsche Szenario leider nur den Backdrop für ein gar lustiges Gotcha-Spiel darstellt, auch wenn sich Captain William Shatner garselbst als Anführer der Föderationstruppen persönlich aufs Schlachtfeld stürzt… Die Teilnehmer müssen, um Punkte zu erhalten, nicht nur ihre Kontrahenten mit Farbe markieren, sondern auch diverse Missionen durchführen und können sich durch Eroberung der Flaggen der gegnerischen Teams einen gehörigen Bonus verschaffen.


Inhalt

Äh, ja, ich bin blöde, ich weiß. Ich WUSSTE von Anfang an, dass „Spplat Attack“ nichts weiter ist als ein mit der Videokamera abgefilmtes Paintball-Spiel, und trotzdem war ich doof genug, dem DVD-Dealer für die Scheibe fünf Euro rüberzuschieben. Nun gut, ich bin halt auch in tiefster Seele immer noch ein Trekker, und als solcher ist man eher undiskriminierend, wenn’s um neuen Stoff geht.

Trotzdem – ein richtig vernünftiger Grund, warum man sich erwartungsvoll vor die Glotze hängt und einem Haufen militaria-verrückter Vollidioten beim sich-gegenseitig-mit-Farbe-bekleckern zukucken soll, will mir auch trotz reiflicher Überlegung einfach nicht einfallen, selbst wenn ein in Würde in die Breite gegangener William Shatner persönlich daran beteiligt ist. Obwohl hartgesottener Allesseher, brauchte ich im Endeffekt zwei Anläufe, um mir den „Film“ zu Gemüte zu führen und selbst in der dosierten Verabreichung kam ich nur mit Mühe ohne geistige Defekte davon. Es macht einfach keinen Spaß… haufenweise Bekloppte schleichen durch Wald und Felder und tun so, als wäre Paintball a) ein ernstzunehmender „Extremsport“, b) eine produktive Freizeitbetätigung und c) für einen etwaigen Nicht-Mitspieler, vulgo Zuschauer, interessant anzusehen. Gut, ein paar Minuten lang kann man sich über die beknackten Typen, die in ihren „Uniformen“ rumlaufen und Blödsinn wie „das ist wie der Zweite Weltkrieg, Korea und Vietnam an einem Tag“ von sich geben (insert brain now), ja beschränkt amüsieren, aber spätestens nach 20-30 Minuten geht mir zumindest irgendwie der Witz daran verloren; es stimmt mich eher bedenklich, wie „ernst“ die Spieler den Schmarrn zu nehmen scheinen – wenn ernstlich ein „Panzerfahrzeug“ mit Farb-Kanone aufgefahren wird, fasse ich mir schon konsterniert an den Kopf (und sei’s, dass das dem Fairplay-Gedanken eines Spiels doch ziemlich zuwiderläuft). Zwar bemühen sich die Teilnehmer, durch Allianzen, Infiltration und Verrat ein wenig Schwung ins Prozedere zu bringen, aber warum? Es ist trotzdem langweilig.

Sein größtes theoretisches Plus, nämlich den Star Trek-Bezug, verschenkt das Spiel (übrigens eine Benefiz-Veranstaltung, was die Sache nicht wirklich besser macht) grandios – die Föderationsspieler tragen teilweise einigermaßen den Kinofilmen ähnlich sehende Uniformen, die „Klingonen“- und „Borg“-Outfits sind nur mit viel Fantasie als solche zu erkennen. Auch die zu erfüllenden Missionen sind stinknormale Paintball-Missionen (einen bestimmten Ort erreichen, sichern, markieren, ggf. ein Weilchen halten) und haben keine Berührungspunkte mit dem Star-Trek-Universum. Mit ein bissl Mühe hätte man da wenigstens Szenarien stricken können, die den Trekker zumindest peripher tangieren.

Es bleibt also an William Shatner, dem ganzen Spektakel ein Fitzelchen Unterhaltungswert zu entlocken und obwohl sich Mr. Shatner mit einem sehr pathetischen Voiceover (quasi „in character“) sich redlich müht, ein bissl Star-Trek-Stimmung aufkommen zu lassen, entgeht mir mit zunehmender Laufzeit auch daran der Reiz, auch wenn’s hin und wieder amüsant ist, den nicht unbedingt in körperlicher Top-Form befindlichen Captain mit fortschreitender Dauer des Spiels doch ziemlich geschafft durchs Gelände krauchen zu sehen. Immerhin – Shatner wollte offenbar nicht alleine leiden und rekrutierte daher Ehefrau Lizabeth als Scharfschützin für sein Team, dieweil seine Tochter Elisabeth (kommt der da nicht durcheinander?) als „neutrale Kriegsberichterstatterin“ zwischen den Fronten hin und her turnt und diversen Spielern dumme Statements aus der Nase leiert.

Gut, über zwei Dinge hab ich mich dann doch noch amüsiert – den drolligen „giant head“-Alien, der an Debilität und Peinlichkeit kaum zu überbieten ist (aber komplizierte Maske oder Trickhexereien waren nicht zu bewerkstelligen, weil der Darsteller persönlich on location auftreten musste) und den besten Spruch des Films, der passenderweise im Nachspann versteckt ist und den ich, damit Ihr Euch die Investition in diese Disc sparen könnte, hier mit Freuden spoilere. Dem Event vorgeschaltet war wohl eine Art warm-up-Party, bei der die jeweiligen Team-Captains auf einer Bühne vorgestellt wurden. Der „Klingonen-Captain“ begrüßt Shatner mit den warmen Worten: „For every song you ever sung, for not getting ‚Star Trek V‘ right and for the episode ‚Spock’s Brain‘ I’m gonna kick your ass!“ Shatners gequältes Grinsen ist schon Gold wert.

Auch von der rein filmhandwerklichen Seite ist das Video eher anstrengend und z.B. nicht als Entspannungstherapie bei Migräneanfällen o.ä. zu empfehlen. Der Videolook ist von Haus aus billig-schäbig und sieht nie anders aus als mit dem Camcorder von Aldi gefilmt (also schwaches Amateurfilmniveau), Handkameraaufnahmen sind übelkeitsfördernd, und dank eines eher konfusen Schnitts ist’s eh nicht möglich, dem Spielverlauf einigermaßen sinnvoll zu folgen (zwar werden alle Nase lang dankenswerterweise Punktestände eingeblendet, aber irgendeinen akuten Bezug zu dem, was wir gerade gesehen haben, scheinen diese Zahlen nicht zu haben, da könnte man genauso gut einen Zufallsgenerator die Punkte auswürfeln lassen).

Zugekleistert wird das Ding dann noch durch einen pompösen Pseudo-Symphonie-Score, der in einem C-SF-Movie auch nicht unangebrachter gewesen wäre.

Bildqualität: Wenn man davon absieht, dass der Look des „Films“, wie erwähnt, aufgrund der Videoherkunft eben schon mal ziemlich schäbig ist, ist die Bildqualität an sich in Ordnung. Das Video wird in Vollbild präsentiert, die Farben sind lebendig, die Schärfe gut, die Kompression dezent im Hintergrund arbeitend. Bildstörungen oder -verschmutzungen gibt’s nicht.

Tonqualität: Der Konsument kann zwischen der englischen Originalfassung und einer deutsch übersprochenen Tonspur, jeweils in Dolby 2.0 (was’n los, Marketing? Kein 5.1er-Split?) wählen. Da Shatners Narration noch so ziemlich das beste am Film ist, sollte man natürlich die O-Ton-Fassung wählen. Die Tonspuren sind rauschfrei und sehr gut verständlich. Optional zuschaltbare deutsche Untertitel sind vorhanden, die übersetzen allerdings nur dann, wann’s ihnen gerade in den Kram passt, etliches an Dialog wird von den Subtitles schlicht ignoriert.

Extras: Im Gegensatz zur mit dem umfangreichen Trailerarchiv glänzenden „Mind Meld“-DVD ist „Spplat Attack“ vergleichsweise magersüchtig ausgestattet. Wir dürfen William Shatner fünf Minuten bei seinen Vorbereitungen auf das große Spiel zusehen, fünf Minuten „Outtakes“ bewundern und uns auf zahlreichen Texttafeln über die Grundlagen des Paintball-Sports, die richtige Ausrüstung, das Spielfeld und Shatners Spezialwaffe informieren. Dazu gibt’s noch eine Diashow sowie den Trailer auf „Mind Meld“ und eine „verlorene Szene“ aus der Nimoy/Shatner-Doku, die das Highlight der gesamten DVD darstellen dürfte.

Fazit: „Spplat Attack“ ist eigentlich nur der Beweis, dass Hardcore-Trekker blöd genug sind, alles zu kaufen, was irgendwie ansatzweise mit ihrem Lieblingsfranchise zu tun hat (hey, das ist keine Beleidigung, ich war ja genauso doof). Unter Umständen kann es ja möglicherweise nicht völlig unspaßig sein, selbst an einem Paintball-Spiel teilzunehmen, wenn man denn Fun daran findet, anderen Leuten beim Kriegsspielen die Klamotten vollzusauen, aber in silbrig gepreßter Scheibenform ist das ganze ungefähr so witzig wie das Ausfüllen der Anlage XIII b zum Hartz-IV-Antrag oder sich von einer wildgewordenen Kampfschildkröte die Zehen abknabbern zu lassen – ergo gar nicht. Ein erlesen schwachsinniges Produkt ohne Existenzwert, das man selbst bei gutwilligster Herangehensweise maximal einmal ansehen und dann in die hinterste Ecke seines DVD-Regals stellen wird. Wenn überhaupt, sollte man sich dieses Ding nur im (mittlerweile ebenfalls zu Grabbeltischpreisen erhältlichen) Doppelpack mit „Mind Meld“ anschaffen, aber solo taugt dieses… Machwerk erheblich weniger als ein schlechter Jess-Franco-Film. Einfach nur doof, langweilig, uninteressant.

1/5
(c) 2005 Dr. Acula


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