Splatter University

 
  • Deutscher Titel: Splatter University
  • Original-Titel: Splatter University
  • Alternative Titel: Highschool des Grauens |
  • Regie: Richard W. Haines
  • Land: USA
  • Jahr: 1984
  • Darsteller:

    Forbes Riley (Julie Parker), Rick Randig (Mark Hammond), Dick Biel (Father Jenson), Kathy LaCommare (Cathy Hunter), Ken Gerson (Tom Scavelli), Sal Lumetta (Wolf), Clifford Warren (Classroom Wise Guy), Noel Stilphen (Margaret), Mary Ellen David (Mrs. Bloom), Dan Eaton (Father Williams), Joanna Mihalakis (Doreen), Terri Horak (Donna), Denise Texeira (Denise)


Vorwort

Der geisteskranke William Graham, seines Zeichens paranoider Schizophreniker, bricht aus der Klapsmühle aus und tötet bei der Gelegenheit noch einen der dortigen Bediensteten.
Drei Jahre später wird am St. Trinian’s College eine Lehrerin ermordet. Wiederum drei Monate später tritt Julie Parker die Nachfolge der zwangsweise Verblichenen an. Aber die ganze Sache kommt nicht recht in Schwung – niemand hat ihr erzählt, dass ihre Vorgängerin im Klassenzimmer abgeschlachtet wurde (und man gemeinhin vermutet, der Täter wäre in College-Kreisen zu finden), ihre Schüler scheinen sie aktiv zu bestreiken, ihre progressiv-neumodischen Unterrichtsmethoden sind den konservativen Klerikern um den im Rolli umherrollenden Schulleiter Father Jenson ausgesprochen suspekt, und ihre Zimmerwirtin Mrs. Bloom ist eine fürchterliche Tratschbase vor dem Herrn.
Wenigstens unter den Kollegen findet sie Anschluss – Cynthia entwickelt sich zu ihrer besten Freundin und Mark Hammond hegt romantisches Interesse an Julie, das durchaus auf Gegenliebe stößt. Doch im Staate Trinian müffelt’s bedenklich – ein unbekannter Killer meuchelt sich durch die sexuell aktiven Studentinnen, und Julie fragt sich, warum Mark ihr verheimlicht, dass er schon mit ihrer Vorgängerin intim war (was Cathy ihr brühwarm auf die Nase bindet). Sehr verdächtig…


Inhalt

Schön, wenn man die Inhaltsangabe mal wieder etwas knapper gestalten kann. Wir befinden uns mal wieder in Tromaland, auch wenn „Splatter University“ bestenfalls als „halboffizieller“ Troma-Film durchgeht. Eigentlich wurde der Streifen von Troma nur vertrieben, aber Lloyd Kaufman wird immerhin als „creative consultant“ kreditiert und Regisseur/Co-Autor Haines durfte, nachdem er schon den „Toxic Avenger“ geschnitten hatte, den Startschuss für Tromas zweites Leib-und-Magen-Franchise, „Class of Nuke’em High“, inszenieren.

„Splatter University“ ist dennoch ein gutes Beispiel für die, je nach Standpunkt, geniale oder dreiste Methode der Tromatologen, wie man einen Film vermarktet – reißerischer Titel, reißerische Tagline, reißerisches Posterartwork, ein paar seriös-quotabel klingende Pseudokritikerstimmen („THE MOST TERRIFYING FILM OF THE YEAR“), entsprechendes Pressematerial und Giveaways, fertig ist die Marketing-Kampagne für einen, so hofft der geneigte Konsument, dann auch ordentlich sleazigen Splatterfilm. Und hat man sich dann im Kino hingesetzt (kaum zu glauben, aber wahr – anno 1984 lief solcher Kram zumindest in Amiland noch Kinos) bzw. Video oder DVD ausgeliehen oder erworben, stellt man fest, dass man nicht nur einen der langweiligsten, sondern auch noch einen der prüdesten 80er-Slasher erwischt hat.

Haines und seine drei (!) Mitschreiberlinge (Michael Cunningham, John Elias Michalakis [Produzent, Autor und Regisseur von „I Was A Teenage Zombie“, nach dessen Fertigstellung er Mönch wurde und sein Leben der Buße widmete… Geschichten, die das Leben schrieb] und Miljan Peter Ilich [„Flesh Eating Mothers“]) haben sich mit 75 Minuten Laufzeit nun wirklich keine Marathondistanz vorgenommen, versagen aber kläglichst dabei, auch nur in Ansätzen so etwas wie einen Plot (von „interessant“ wollen wir mal nicht reden, wir wissen schließlich, wie Slasherfilme so ticken) zu erzählen.
Grundsätzlich handhaben die vier Autoren ihre Geschichte als ein „whodunit“ – um die Identität des Killers wird ein mächtiges Geheimnis gemacht (bei seinem Ausbruch aus der Irrenanstalt sehen wir nie sein Gesicht), um dessen Auflösung sich dann immerhin zwei Kandidaten bewerben: auf den einen davon werden so viele Verdachtsmomente geworfen, dass er schon kein „red herring“ mehr ist, sondern eher ein „red pottwal“ – ich war schon fast wieder enttäuscht, dass er am Ende nicht der Täter war. Für Kandidat Nr. 2 (den glücklichen Gewinner demzufolge) spricht eigentlich nur, dass er ’n bisschen altmodische Moralvorstellungen hat (womit jetzt auch den weniger intellenten Lesern klar sein sollte, wer hier der Mordbube ist). Das, der Umstand, dass Julie tatsächlich ein paar Ermittlungen anstellt (Cops gibt’s in dem Paralleluniversum, in dem der Film spielt, offenkundig nicht), und dass Haines & Co. die Chuzpe haben, (oi, SPOILER) ihr „final girl“ tatsächlich abzumurksen, sind aber die einzigen Vorzüge des Scripts.

Die Charaktere sind sowas von … blah, selbst die, mit denen wir als Zuschauer vermutlich fraternisieren sollen. Julie ist langweilig, Mark ist langweilig, Cathy ist langweilig, die Studenten (von denen vermutlich die Hälfte älter sind als die Lehrer) sind ober-ober-ober-langweilig und werden eigentlich nur genutzt, um mit nichtssagenden Dialogsequenzen Zeit totzuschlagen (in einem Film, der, ich wiederhole mich, nur 75 Minuten zu füllen hat); gut, ein paar der weiblichen Studis werden als Opfer gebraucht, aber da ihr jeweiliges Ableben nicht mal ihre diversen Boyfriends gesteigert interessiert, warum soll’s mich scheren? Die Dialoge sind von erlesener Scheusslichkeit, das Tempo quasi nicht vorhanden, ein Spannungsbogen stellt sich nur hinsichtlich der „wann-ist’s-endlich-vorbei“-Frage ein. Und über all dem schwebt die latente Befürchtung, dass Haines und die Seinen (wie’s bei einem Troma-Film ja durchaus denkbar ist) den ganzen Krempel nicht ernst gemeint haben, aber leider völlig vergaßen, etwas auch nur entfernt Lustiges ins Buch zu schreiben (es sei denn, man rechnet die Fähigkeit des Killers, nach Belieben in Kleiderschränken seiner Opfer zu erscheinen, als „lustig“).

„Splatter University“ ist selbstredend ein Film, der praktisch nichts gekostet hat – und auch absolut danach aussieht. Dieweil ich grundsätzlich ein Freund von location-Drehs bin, wäre es natürlich sinnvoll, wenn die entsprechenden locations auch nach was aussehen. Realismus in allen Ehren (alldieweil ich vermute, dass der Kram größtenteils tatsächlich auf einem College-Campus gedreht wurde), aber lange Korridore und Klassenzimmer sind erst mal langweilig (ganz spaßig ist höchstens das Finale in und um einen Lastenaufzug, wie er in College-Unterrichtsgebäuden sicherlich an der Tagesordnung ist). Und wenn man nicht in der Lage ist, etwas visuell Ansprechendes daraus zu machen (weil die Kameraleute, darunter „Combat Shock“-gaffer und -lighting designer Jim Grib, vollauf damit ausgelastet sind, halbwegs das zu filmen, was Regisseur Haines vermutlich im Bild haben möchte), wird das ganze Prozedere eben optisch lahm und bleibt langweilig anzusehen.
Da die Dialogszenen zwischen den Kills, die eh erst in der zweiten Filmhälfte mit größerer Frequenz auftreten, zumeist für die, eh, „Handlung“, nicht viel zur Sache tun, und Haines allenfalls in den letzten 7-8 Minuten auf die Idee kommt, es mit (nicht funktionierender) Spannungserzeugung zu versuchen, tut sich der Streifen extrem schwer damit, die Aufmerksamkeit des Publikums zu erhalten. Chris Burke („Mob War“, „Der Kühlschrank“) müht sich auf der Tonspur mit schrägen elektronischen Klängen um Wirkung, doch was er tatsächilch an Atmosphäre aufbaut, machen die extrem generischen Rockabilly-Songs, die nach dem Willen des Films das sind, was sich der Teenager 1984 in seinem Lieblingsdiner reinzieht, mühelos wieder kaputt.

Bleiben noch die Schauwerte eines Slasher-Films, der sich zudem noch „Splatter University“ nennt, ergo Tits ’n Gore, das mindeste, was man von Troma, die ihren gesamten Ruf auf dieser Erfolgsformel gründen, erwarten kann. Äh. Ihr erinnert Euch an ein paar Absätze weiter oben? „Einer der prüdesten Slasher?“ Das war kein Scherz. Nackte Haut bleibt Fehlanzeige (angesichts der mitwirkenden Damen bin ich da jetzt aber auch nicht üüübermäßig traurig) und die „Splatter“-Szenen sind schier lächerlich (wobei der Eröffnungskill, bei dem ein Doktor oder Pfleger oder was auch immer des Spitals durch gezielten Stich in die Weichteile erlegt wird, für Männer zumindest psychologisch weh tut…) – in den allermeisten Fällen beschränkt sich das auf „Messer wird in Großaufnahme in ein Kissen gesteckt, aus dem ein bissl Ketchup sploddert“, und wenn sich der Film beinahe was zutraut (einen Messerstich in den geöffneten Mund eines Opfers z.B.), fällt ihm grad noch rechtzeitig ein, dass er das kompetenzmäßig nicht drauf hat und schneidet weg. Dass dem Ding tatsächlich eine Jugendfreigabe in Teutonien verweigert wurde, ist mir beinahe ein Rätsel (es is‘ halt ziemlich misogyn, aber das ist nunmal auch die zentrale Motivation des Killers), dass es noch *2002* beschlagnahmt wurde, ist schier unbegreiflich.

Die Darsteller sind allesamt schlecht – auch und vor allem Forbes Riley, die beinahe so etwas wie eine Karriere machte (eine Nebenrolle in Megiddo: The Omega Code 2, ein paar TV-Gastauftritte in Serien wie „24“, „Pretender“, „Seven Days“, wobei TV-Reporter ihre Spezialdisziplin zu sein scheinen). Ja, sicher, mit der langweiligen Figur täte sich auch Meryl Streep schwer, geschenkt, man kann trotzdem wenigstens so tun, als hätte man wenigstens ein klein wenig Bock auf seinen Job.
Ric Randig (ansonsten nur noch mit einem Bit-Part in Tromas „Stuck on You!“ auffällig geworden) ist extrem langweilig als Mark Hammond, Dick Biel („Slime City“) hat zumindest eine ganz nette Szene, ist ansonsten aber auch viel zu wenig exaltiert für den Part.
Über den Rest des zwar umfangreichen, dafür aber auch herzlich untalentierten Ensembles breiten wir den bekannten Mantel der Barmherzigkeit.

Bildqualität: Mir liegt die olle Astro-Kultklassiker-Ungeschnitten-DVD vor. Womit man in der DVD-Zeitalter-Steinzeit ernstlich Geld verdienen konnte (oder wollte…)… Lausiger 1.66:1-Letterbox-Transfer (4:3), mit Defekten und Verschmutzungen, mittelmäßig scharf, von den Farben her sehr blass.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton jeweils Dolby Mono 2.0. Beide Spuren bringen ein gewisses Grundrauschen mit, sind aber zumindest erträglich.

Extras: Werbematerial und Artwork als Galerie.

Fazit: Stupider, langweiliger, öder, prüder Slashermurks der untersten Kategorie – von Machart und Schauspiel her eine knappe Liga über dem hiesigen Schmodder-Amateur-Output, für ein kommerzielles Produkt jedoch fraglos ein totaler Rohrkrepierer. Einfach ignorieren, den Scheiss…

1/5
(c) 2012 Dr. Acula


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