Spider-Man 2

 
  • Deutscher Titel: Spider-Man 2
  • Original-Titel: Spider-Man 2
  •  
  • Regie: Sam Raimi
  • Land: USA
  • Jahr: 2004
  • Darsteller:

    Tobey Maguire (Peter Parker/Spider-Man), Kirsten Dunst (Mary Jane Watson), Alfred Molina (Dr. Otto Octavius/Dr. Octopus), James Franco (Harry Osborne), Rosemary Harris (May Parker), J.K. Simmons (J. Jonah Jameson), Dylan Baker (Dr. Curt Connors), Daniel Gillies (John Jameson)


Vorwort

Ich war mir eigentlich gar nicht sooo sicher, ob ich Spider-Man 2 unbedingt im Kino sehen wollte. Den ersten Teil fand ich zwar nett, aber nicht so weltbewegend wie offensichtlich vor allem die nordamerikanische Bevölkerung, und der Teaser-Trailer tat wenig dazu, meine mediokre Begeisterung anzufachen. War ja dann irgendwie logisch, dass ich am ersten erreichbaren Tag im Cinestar sass (razor ist schuld, razor ist schuld)… die Filme, die ich unbedingt sehen will, sehe ich ja bekanntlich nie… Na gut, jedenfalls kann man nach EM-Ende das Sony-Center wieder sicheren Fußes betreten und sich ins Kino pflanzen (6 Euro/Kinotag. War auch schon mal preiswerter)…

Zwei Jahre sind seit den Ereignissen im ersten Film vergangen. Peter Parker geht’s nicht wirklich gut, zwar schwingt er weiterhin im Namen des Guten durch New Yorks Häuserschluchten, doch die Hetzkampagne des Daily Bugle, unterfüttert mit seinen Fotos, setzt ihm genauso zu wie chronischer Geldmangel (seine Spider-Man-Aktivitäten führen dazu, dass er praktisch jeden Job versemmelt, sogar den als Pizzakurier) und die unerfüllte Liebe zu Mary Jane Watson. Harry Osborne knirscht immer noch rachedurstig mit den Zähnen (weil Spidey seinen Papa, den Green Goblin, geplättet hat), bemüht sich aber zumindest, Oscorp am Laufen zu halten. Besorgen soll das der geniale Wissenschaftler Dr. Otto Octavius, der an einer neuen Kernfusionsenergiequelle arbeitet. Wie kaum anders zu erwarten, geht bei der offiziellen Demonstration alles schief, was schief gehen kann und Octavius gerät unter den teuflischen Einfluß seiner nanotechnischen Zusatzarme (don’t ask, see the movie) – er wird zu Doctor Octopus (oder kurz und liebevoll Doc Ock). Ock und Spidey kommen sich naturgemäß gelegentlich in die Quere, als hätte Peter Parker nicht eh schon Probleme genug. Tante May steht kurz vorm Rauswurf aus der Wohnung, Mary Jane macht ernsthafte Anstalten, J. Jonah Jamesons Astronautensohn John zu heiraten und… seine Superkräfte scheinen sich zu verflüchtigen. Peter muss sich entscheiden, ob er mit voller Konzentration Superheld bleiben oder sich ins bequeme Privatleben zurückziehen will. Begreiflicherweise wird ihm diese Entscheidung abgenommen.


Inhalt

Give my regards to Sam Raimi, der Mann lernt beständig dazu. Spider-Man 2 ist ein um Klassen besserer Film als Spider-Man, was auch zu einem Gutteil daran liegt, dass Raimi inzwischen versierter im Umgang mit den Mitteln und Möglichkeiten einer multimillionenschweren Blockbusterproduktion hat. Raimis Regie wirkt insgesamt flüssiger und trotz der erneut breiten Raum einnehmenen human interest-scenes flotter und aktionsreicher (keine Frage, auch die Tricks sind wesentlich besser. Zwar sieht der CGI-Spiderman immer noch nicht richtig GUT aus, aber erheblich gelungener als der Farbklecks aus Teil 1 und Doc Ock ist zweifellos eine Meisterleistung der FX-Kunst). Der zweite Punkt, der Spider-Man 2 wenigstens eine, wenn nicht zwei Etagen über dem Vorgängerfilm ansiedelt, ist das x-mal bessere Script. Okay, natürlich hatte Teil 1 die schwerere Aufgabe, aus Charakteretablierung, Entstehungsgeschichtung UND zünftiger Superheldenaction ein plausibles, schlüssiges Drehbuch zu stricken, aber ganz besonders während des Genusses von Teil 2 merkt man, wie hakelig der erste Film an manchen Stellen doch war. Teil 2 ist in sich wesentlich stimmiger und runder, die verschiedenen Handlungsstränge greifen präzise und filigran ineinander und verquicken sich zu einem in angenehmen, nicht unbedingt hyperrasanten, aber stets vorwärtstreibendem Tempo. Die Charakterszenen bringen den Film nicht zum Stillstand, sondern tragen essentiell dazu bei, dass Spider-Man 2 die Stimmung der Comic-Vorlage noch genauer trifft als der erste Film – mit der Ausnahme, dass auch der zweite Teil im Vergleich zu den Comics relativ gebremst humorig ist – anders als in den Comics kommt Spidey ohne Sprücheklopfen aus, für die Gags ist hauptsächlich JJJ zuständig.
Natürlich gibt’s trotzdem ein paar Kritikpunkte – eine Szene, die offensichtlich als Anknüpfung zur speziell von US-Kritikerseite hochgelobten „Brückenszene“ aus Teil 1 konzipiert wurde, ist nicht nur äußerst unglaubwürdig, sondern überhaupt nicht auf Linie mit dem Comic (war die Brückenszene auch nicht), die ist wirklich „pathetisch“ im negativen Wortsinn (Ihr werdet sie sicherlich identifizieren, wenn Ihr sie seht). Ebenfalls etwas nervig – der Film leidet etwas unter dem Herr der Ringe-Syndrom und präsentiert ähnlich wie Return of the King mindestens fünf Enden, von denen mal locker zwei bis drei komplett überflüssig sind. Eine davon ist der vermutlich uneleganteste Sequel-Aufhänger seit dem letzten Friday the 13th-Film (der andere mögliche Sequel-Aufhänger ist dagegen mit sehr leichter Hand eingeführt, Spidey-Fans sollte der Name „Curt Connors“ ja durchaus was sagen). Aber die positiven Eindrücke überwiegen enorm.
Schauspielerisch bin ich mittlerweile soweit, dass ich mich an Tobey Maguire wirklich gewöhnt habe – langsam „wird“ er für mich Peter Parker (d.h. meine Vorstellung aus den Comics und seine Performance beginnen sich zu „überlagern“), vom Charakter her hat er den unglücklichen Peter sowieso drauf. Kristen Dunst ist wie eigentlich immer sehr nett anzuschauen (wem sie im ersten Teil zu „slutty“ für Mary Jane war, dürfte mit ihrer Entwicklung zufrieden sein). Alfred Molina – wow, Respekt. Ich muss zugeben, ich hatte Molina nicht unbedingt auf der Liste für Doc Ock, aber der Mann IST Doc Ock. Mit James Franco als Harry Osborne bin ich immer noch nicht ganz glücklich, der ist mir einfach zu yuppiehaft-glatt. Absolut dead on einmal mehr J.K. Simmons als J. Johan Jameson – wie dem Comic entsprungen. Natürlich hat Raimi nicht vergessen, den üblichen Cameo-Auftritt von Bruce Campbell (köstlich) und einen für seinen Bruder Ted (ganz groß!) einzubauen.

Fazit: Spider-Man 2 ist sicherlich wieder nicht der große Klassiker, aber ein hochunterhaltsames Popcorn-Movie, das beinahe alles, was Konkurrenzprodukte wie der grausige Van Helsing falsch machten, richtig macht. Der Film verlässt sich nicht ausschließlich auf das Effektgewitter, sondern legt mindestens ebensoviel Wert auf ein schlüssiges Script, trifft den Ton der Vorlage exakter als der erste Teil (mit den obligatorischen Änderungen, was Doc Ocks Entstehung angeht – Nanotechnik ist halt einfach Zeitgeist -, und der Andeutung, Peters Kräfte wären auch von seinem psychischen Zustand abhängig, sollten auch Fanboys und -girls leben können) und macht schlicht und ergreifend ein gerüttelt Maß Spaß. Wenn sich Raimi ein bissl offensichtlich heutzutage obligaten Patriotismus gespart hätte und die CGIs vielleicht *noch* ein bisschen realistischer gewesen wären, wäre ich sicher noch glücklicher gewesen, aber eins ist mal klar: Spider-Man 2 ist zweifellos eine der besten Multi-Mio-Dollar-Produktionen aus Hollywoods Hexenküche – ich beginne mich schon mal prophylaktisch auf Teil 3 zu freuen…


mm
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