Spider-Man

 
  • Deutscher Titel: Spider-Man
  • Original-Titel: Spider-Man
  •  
  • Regie: Sam Raimi
  • Land: USA
  • Jahr: 2002
  • Darsteller:

    Tobey Maguire, William Dafoe, Kirsten Dunst, Cliff Robertson, Randy Savage


Vorwort

Ein Comicheld aus meinen Teenagerzeiten kommt endlich auf die große Leinwand und Sam Raimi, Schöpfer der klassischen EVIL-DEAD-Trilogie oder, um mehr Mainstream zu reden, grandioser ernsthafter Werke wie A SIMPLE PLAN oder THE GIFT, haucht dem freundlichen Netzschwinger von Nebenan also den Kinoatem ein…


Inhalt

Der Vorzeige-Nerd Peter Parker, heimlich verknallt in Nachbarstochter Mary Jane Watson und befreundet mit Industriellensohn Harry Osborne, wird bei einem College-Ausflug in ein Genversuchslabor von einer genmanipulierten Spinne gebissen (was zugegeben ein konsequentes Update der originalen „radioaktiven Spinne“ ist und auch mehr inhaltliche Substanz hat). Peter stellt fest, daß er durch den Spinnenbiß die genetisch programmierten Fähigkeiten des Arachniden geerbt hat, er kann an Wänden krabbeln, hat übermenschliche Reflexe, einen Gefahren-Warnsinn und kann Netze aus seinen Händen schießen (ein Unterschied zur Comic-Serie, in der Peter Parker seine Netzdüsen selbst konstruierte). Während Peter unschlüssig ist, was er mit seinen neuen Kräften anstellen soll, hat Harrys Papa Norman Osborne andere Probleme. Das Militär will sein Supersoldaten-Projekt nicht mehr unterstützen und ihm die Mittel streichen, da er keine Erfolge vorweisen kann. Norman Osborne greift zum Selbstversuch und läßt sich mit (für seinen Laborassi verhängnisvollen Folgen) dem kräftesteigernden Gas einnebeln. Fortan leidet der Industriemagnat unter einer Persönlichkeitsspaltung…
Peter versucht sich im selbstgestrickten Kostüm als Amateur-Wrestler (und vermöbelt dabei Randy „Macho Man“ Savage in einer der herausragenden Sequenzen des Films nach Strich & Faden), wird aber vom Veranstalter um seine Gage betrogen. Erzürnt läßt Parker einen Gangster, der den Veranstalter beraubt, einfach seiner Wege ziehen, nur um feststellen zu müssen, daß dieser Gangster auf seiner Flucht seinen Onkel Ben getötet hat (wir Comicfans wissen ja, daß Peter als Waise bei Onkel Ben und Tante May aufwächst). Dermaßen einer Schock-Katharsis ausgesetzt, gelobt Peter, seine Kräfte für das Gute schlechthin einzusetzen und begeht allerlei Heldentaten als SPIDER-MAN und selbstgeschossene Fotos verschaffen Peter Parker noch einen Freelancer-Job beim Daily Bugle (grandios: John J. Jameson!).
Norman Osborne verwandelt sich unter dem verhängnisvollen Einfluß des Gases und unter Zuhilfenahme diverser technischer Gadgets seiner Firma in den Green Goblin und nimmt zunächst mal Rache am Militär und seinem Aufsichtsrat (der ihn als Vorstand gefeuert hat), bevor er auf eine eher allgemeinere Terror Spree geht und sich bald als Intimfeind den freundlichen Wandkletterer im blauroten Strampler aussucht – für Peters Freunde und Familie hat das fatale Folgen…
Fanboy-Herzen werden zweifellos höherschlagen, denn nahezu alle Elemente, die SPIDERMAN zu einem einzigartigen Phänomen in der an Superhelden gewiß nicht armen Comic-Branche gemacht haben, finden sich wieder. Ein Großteil des Lobes dafür gebührt der ausgezeichneten Besetzung – um sich an Tobey Maguire als Peter Parker zu gewöhnen, braucht man zwar ein paar Minuten, aber dann füllt Maguire die Rolle hervorragend aus. Ebenso überzeugend und nah an der Vorlage: Kirsten Dunst (VIRGIN SUICIDES) als Mary Jane Watson. Alt-Mime Cliff Robertson gibt einen vortrefflichen Onkel Ben ab und William Dafoe scheint dafür geboren zu sein, den Green Goblin zu mimen (obwohl Dafoe rein optisch nicht dem Norman Osborne aus den Comics entspricht). Das Script orientiert sich stark an den klassischen Green-Goblin-Eskapaden gemixt mit den Auftaktabenteuern Spideys (die wenigen Abweichungen zum klassischen Comic, die Raimi sich erlaubt, sind akzeptabel und dürften auch den die-hard-fanboys keine schlaflosen Nächte bereiten), funktioniert aber erstaunlicherweise in seinen Human-Interest-Passagen besser als in den reinen Action-Einlagen. Warum? Ganz einfach – Sam Raimi wählte meines Erachtens für die Actionszenen den falschen Weg – die vollständig computeranimierten Kampf- und Netzschwing-Szenen sind einfach zu künstlich, zu cartoonesk und wenig überzeugend. Etwas „herkömmliches“ „Wire-fu“ per Greenscreen in die Szenerie geklatscht wäre hier wesentlich glaubhafter gewesen (zumal die Animation zwar flüssig und schnell, aber eher detailarm ausgefallen ist) – so ein richtiger „atemberaubender“ Aha-Effekt will sich bei den stets als solchen durchschaubaren CGIs einfach nicht einstellen. So bleibt als Action-Showcase-Masterpiece das Wrestling-Cage-Match zwischen „Bonesaw“ Randy Savage und Peter Parker.
Das heißt nicht, daß die Actionszenen wirklich schlecht sind, aber sie sind im Kampf mit den dramatischen Storyelementen deutlich zweiter Sieger. Aber andererseits kommt das dem „Spirit“ des Comics auch nahe, denn auch in den Comics waren die menschlichen Aspekte immer wichtig. Dennoch: SPIDER-MAN ist nicht ganz das Filmereignis geworden, das ich mir versprochen hätte – es ist solides Popcorn-Kino, aber keinesfalls mit grandiosem Kino wie LORD OF THE RINGS o.ä. vergleichbar. Von Sam Raimi hätte man vielleicht etwas mehr erwarten können.


mm
Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments