Species II

 
  • Deutscher Titel: Species II
  • Original-Titel: Species II
  • Alternative Titel: Species II: Offspring | Species II: Origins |
  • Regie: Peter Medak
  • Land: USA
  • Jahr: 1998
  • Darsteller:

    Michael Madsen (Preston Lennox), Marg Helgenberger (Dr. Laura Baker), Natasha Henstridge (Sil), Mykelti Williamson (Dennis Gamble), George Dzundza (Colonel Carter Burgess Jr.), James Cromwell (Senator Judson Ross), Justin Lazard (Patrick Ross), Myriam Cyr (Anne Sampas), Baxter Harris (Dr. Orinsky), Peter Boyle (Dr. Herman Cromwell)


Vorwort

Erster Amerikaner auf dem Mars (an dieser Stelle bitte ich, sich das bekannte Scherzfoto zu denken) – Senatorensohn, College-Football-Star und All-Around-Good-Guy Patrick Ross, hat die Ehre, die staubige Marsoberfläche als erster betreten zu dürfen und ein paar Bodenproben zu sammeln. Blöd nur, dass in denen nicht nur marsianischer Staub, Dreck und vielleicht die ein oder andere Bakterie rumschimmelt, sondern auch etwas Böses, und das kommt mit dem US-Raumschiff auf die Erde… wo die US-Regierung anderweitig blöde war und ein neues Alien-Mensch-Hybriden-Projekt genehmigt hat. Eve (wahlweise geklont oder aus einem anderen tiefgefrorenen Embryo gezüchtet, so ganz einig ist der Film sich da nicht) ist eine domestizierte Sil-Ausgabe, deren Alien-Gene und vor allem deren Paarungstrieb man auf Sparflamme köcheln lässt. An Eve wird getestet, wie man etwaigen neuen Alien-Unterwanderungsversuchen wirksam entgegentreten kann. Bis jetzt hat Laura Baker, die, um Eve einigermaßen vor den gröbsten Fiesheiten des Militärs schützen zu können, das Projekt leitet, allerdings eher … nichts erreicht. Die mittlerweile zurückgekehrten Mars-Astronauten klagen, zumindest zwei von dreien, über indifferentes Unwohlsein – kein Wunder, sie sind mit Alien-DNS infiziert worden und vermehrungswillig. Dr. Orinsky, ein Wissenschaftler des Weltraumprogramms, der routinemäßige Bluttest durchführt, wird von einer bloßen Blutprobe Patricks gekillt. Schnell ist klar – ein Alien ist unterwegs und muss aufgehalten werden. Als bewährter Alien-Jäger wird Preston Lennox rekrutiert – weil Ross unauffindbar ist, wird seine Kollegin Sampas gestellt. Preston kommt zu spät, um den Paarungsakt zu verhindern, aber wenigstens kann hier noch die Vermehrung an sich gestoppt werden. Gamble, der dritte Astronaut, ist frei von Alien-DNS, bleibt noch Ross, der aber schon munter dabei ist, sich einen ganzen Kindergarten sich rasend schnell entwickelter Junior-Aliens zuzulegen (die jeweiligen Mütter beißen dabei natürlich stets ins Gras). Baker stellt fest, dass Eve eine telepathische Verbindung von Alien zu Alien mit Patrick Ross hat – nachdem man ihre Alien-Fähigkeiten durch Bestrahlung steigert, kann sie sachdienliche Hinweise zu Patricks Aufenthalt liefern. Der (der sich mittlerweile nach Selbsterkenntnis zwar erfolgreich die Rübe weggeschossen, aber nicht mit den regenerativen Fähigkeiten der Aliens gerechnet hat) lässt sich bereitwillig fangen, denn die Verbindung funktioniert auch in die andere Richtung und sowohl ihm als auch Eve steht nach einer Paarung unter Aliens der Sinn; und ein Abkömmling dieser unheiligen Beziehung wäre nach Ansich von Baker schlichtweg unaufhaltsam…


Inhalt

Nachdem Species dem seit den 70ern chronisch blanken Studio MGM einen soliden Batzen Geld eingespielt hatte (der Film war kein Megahit, aber überraschend erfolgreich genug), setzte sich die übliche Hollywood-Maschinerie in Gang – ein Sequel musste her. Das Drehbuch verfasste Chris Brancato, der der Welt bis dato einige Folgen von „Beverly Hills, 90210“ (ugh) und die eher wenig wohlgelittene first-season-„Akte X“-Folge „Eve“ bescherte (und erschütternderweise das Script für den 2010 anstehenden „The Flash“-Kinofilm schreibt); ans Regiepult wurde der Routinier Peter Medak gelassen, der mit „The Changeling“ 1980 einen Horror-Semiklassiker verantwortete und sich mit den Gangsterfilmen „The Krays“ und „Romeo is Bleeding“ zumindest einiges Renomée bei Kritik und Publikum verschafft hatte. Einige Darsteller des ersten Films konnten wieder verpflichtet werden – Forest Whitaker lehnte wohl dankend ab, Michael Madsen, Marg Helgenberger und Natasha Henstridge waren weniger wählerisch. Mit George Dzundza, James Cromwell, Mykelti Williamson und Peter Boyle wurde ein zumindest solider zweite-Reihe-supporting-cast angeheuert. Deren Schuld ist es nicht, dass „Species II“ – wohl erwartungsgemäß – in einem echten Desaster endete…

Den Schuldkübel können wir genüsslich über Brancato ausleeren, der so ziemlich alles falsch macht, was man bei einem „Species“-Sequel falsch machen kann. Nicht nur, dass er das Franchise unnötig aus der „Realität“ entfernt („Species“ tat in keiner Sekunde so, als würde er zu einem anderen Zeitpunkt als 1995 spielen. „Species II“ möchte gerne auch in der „Echtzeit“ spielen, schießt sich aber schon mit der Mars-Mission ins Knie), hanebüchenes Technobabble als Ersatz für schlüssige Plotentwicklung nimmt (da rhabarbert ein Charakter schon mal darüber, dass er Fossilien in einem „Mars-Meteoriten“ zweifelsfrei einer 100 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxis zugeordnet hat… bitte WAS? Und da wundert sich der Typ, dass er in der Klapse sitzt?), geht offensichtlich davon aus, dass Alien-DNS sozusagen universell gültig und kompatibel ist und verschenkt den einzigen „originellen“ Punkt des ersten Films (dass es dort eben ein *weibliches* Alien-Monster mit dem Wunsch nach Vermehrung mit dem perfekten Partner war) zugunsten einer 30er-bis-50er-Jahre-Pulp-SciFi-Vergewaltiungsfantasie (SIE wollen unsere Frauen!!ELF!), was den Streifen weniger wie das Sequel zu einem halbwegs intelligenten modernen SF-Schocker als wie ein mit schnieken Effekten aufpoliertes Remake eines beliebigen „böse Aliens“-B-Movies aus Hollywoods Drive-in-Küche um 1958 rum wirken lässt (oder wie eine doofe Variante von Hammers cleveren „Quatermass“-Filmen, denen das Franchise eh einiges schuldet). Anders ausgedrückt – Brancato hat schlicht nicht verstanden, warum „Species“ in seiner eingeschränkten Art und Weise funktionierte und meinte, eine schlichte Geschlechterumkehrung wäre eine tolle Abwandlung des Themas, wo doch die *ursprüngliche* Geschlechterumkehrung gerade der Kniff, der Hook, der USP des ersten Teils war (okay, abgesehen von Natasha Henstridges Hupen). Oder, eine andere Möglichkeit, Brancato war von dem „female empowerment“-Subtext des ersten Teils (eine Frau, die ihre Sexpartner selbständig aussucht und ihr unliebsame Kandidaten *sehr deutlich* zurückweist, ähm) so schockiert, dass er es dem anderen Geschlecht mal so richtig heimzahlen wollte (SPOILER: Wenn man betrachtet, dass Eve im Showdown, sagen wir mal, „sehr phallisch“ [und noch oral!] getötet wird, kommt einem diese These nicht mal mehr so abseitig vor…).

Schon fast kein Wunder mehr, dass Brancato ansonsten nichts wirklich gehaltvolles einfällt als das gnadenlose Abklappern von Evil-Military-/Evil-Politician-Klischees (die so aufdringlich sind, dass es einem um fähige Mimen wie Dzundza und Cromwell, die sie spielen müssen, leid tut), verhunzten Charakteren (Laura Baker soll erstens nach den Erlebnissen aus Teil 1 das neue Projekt persönlich leiten und zweitens dann auch noch „Beschützerin“ für Eve spielen? Den Part, in dem sie sich in Teil 1 für Sil eingesetzt hat, muss ich verpasst haben; Madsens Preston Lennox wird zu einer Karikatur seiner selbst, und auf die in Teil 1 doch deutlich implizierte Liebesgeschichte zwischen den beiden geht im Sequel keine alte Sau mehr ein), und doofen eigenen Ideen (nachdem man festgestellt hat, dass Gamble wegen einer Erbkrankheit von den Aliens nicht angegangen werden kann, ist er von Stund an an vorderster Alien-Bekämpfer-Front… und – SPOILER – der „Trick“, die Aliens mit einer menschlichen Krankheit zu infizieren, um sie zu besiegen, na, der geht zurück bis auf SF-Urvater Wells persönlich; oder das „Psychotron“, in dem Eve zur Steigerung ihrer Alien-Abilities „bestrahlt“ wird). Kurz gesagt – das Script hat keinerlei „redeeming values“, auch nicht in den von mir im ersten Teil teilweise noch gelobten Dialogen, Brancato lässt kaum eine Klischee-Line aus.

Handwerklich sind dem Film wenig Vorwürfe zu machen – Medaks Regiestil ist poliert, glattgebügelt, optisch gefällig, dem routinierten Kameramann Matthew F. Leonetti („Action Jackson“, „Red Heat“, „Star Trek VIII + IX“, „Dawn of the Dead (2004)“) gelingen, vor allem in den (wenigen echten) Dialog- und Charakterpassagen, einige unerwartet eindrucksvolle Bilder, aber eine echte Handschrift ist nicht zu erkennen; gut, zumindest das liegt auf Linie mit Teil 1, bei dem Roger Donaldson auch nicht gerade Individualitätspreise gewann. Es ist slick, es hat visuell solides Niveau, das man durchaus im Kino zeigen kann und nicht direct-to-video verklappen muss, aber es ist halt in keiner Sekunde *auffällig*. Zudem fehlt es dem Film an echter Spannungsentwicklung, da von Anfang an klar ist, dass wir irgendwie zu einer Konfrontation von Patrick und Eve kommen müssen und demzufolge alle Ereignisse, die sich zuvor abspielen, gelinde vernachlässigen können (abgesehen davon relegiert es die menschlichen Protagonisten zu bloßen Randfiguren, da es auf *sie* wirklich nicht ankommt). Immerhin legt Medak ein flottes Tempo vor – allerdings erst nach einer relativ lahmen Auftaktphase, in der die beiden Plotlines (Patrick/Eve) ausführlich vorgestellt werden, sobald Patrick aber erst mal ans Poppen & Killen kommt, gibt’s kaum noch Leerlauf.

Der Score von Ed Shearmur („Tales from the Crypt: Demon Knight“, „Wimbledon“, „Sky Captain and the World of Tomorrow“) ist nicht sonderlich einprägsam, aber doch zumeist atmosphärisch passend (und das end-title-Theme ist sogar regelrechte „eerie“). Den Fehler des Vorgängers, sich durch übermäßigen Gebrauch angesagter Popsongs zu datieren, vermeidet Teil 2 (bis auf eine kurz angespielte Apollo-Four-Forty-Nummer) überwiegend.

Dies auch, weil „Species II“ in Sachen Action und vor allen Dingen Splatter und Gore gegenüber dem regelrecht zurückhaltend-charakterorientierten ersten Teil ein bis drei Schippen drauf legt. Begnügte sich „Species“ noch mit zwei-drei kurzen Splattereinlagen, so lässt das Sequel die Sau raus – da platzen Bäuche und Köpfe, penetrieren Tentakel (was mich wieder in meiner Überzeugung bestärkt, dass die „Species“-Produzenten doch den ein oder anderen Hentai gesehen haben müssen), das ist alles technisch recht ordentlich gemacht und ausgesprochen drastisch (1998 war die FSK offenbar gut drauf, da kam auch „Octalus“ mit dem blauen Siegel aus der Werkstatt, und das ist ’ne regelrechte Splattergranate). Die Weltraumeffekte zu Beginn sind akzeptabel, wenngleich nicht auf allerhöchstem Niveau, die Mars-Szenen allerdings ausgesprochen langweilig (aber immerhin zwei Jahre früher dran als „Mission to Mars“, „Red Planet“ und Ghosts of Mars). Die finale Monster-a-Monster-Konfrontation wird nicht per motion-capture-CGI, sondern mit schlichten man-(bzw. woman-)-in-suit-Effekten bewerkstelligt, wobei die Monsteranzüge zumindest okay ausgefallen sind (und einige Traum- bzw. Aliensex-Szenen dürften dem alten Gigers H.R., der für sein Design zumindest einen Credit und damit ein paar Dollar abstaubt, gefallen). Nackte Tatsachen gibt’s, da die Sex-Thematik grundsätzlich erhalten blieb, zuhauf, wobei La Henstridge überraschenderweise die Bluse bis kurz vor der Zielgerade anbehält.

Schauspielerkino ist Teil 2 der Serie natürlich noch weniger als der erste Film. Michael Madsen amtiert größtenteils auf Autopilot und lässt seine generische screen-personality die Arbeit erledigen, Marg Helgenberger steht ihre neue Frisur nicht (ja, ich kann mich auch an solchen Kleinigkeiten aufhängen) und befleißigt sich ansonsten kaum schauspielerischer Aktivität, auch Natasha Henstridges Typberater lag frisurentechnisch eher daneben, und während sie im ersten Teil ja gar nicht mal erfolglos versuchte, auch die „menschlichen“ Facetten ihrer Figur umzusetzen, leiert sie im Sequel (obwohl Eve ja „menschlicher“ angelegt ist als Sil) eine eindimensionale, ausdruckslose Schaufensterpuppenperformance herunter. Mykelti Williamson („Forrest Gump“) spielt zumindest einigermaßen lebhaft einen essentiellen jive-talkin‘-booty-huntin‘-Klischeeneger (sorry, anders kann man’s nicht ausdrücken, aber immerhin überlebt er). Justin Lazard („Universal Soldier: The Return“) versucht als Aushilfs-Tom-Cruise-für-Drittweltländer Eindruck zu schinden, ohne zu überzeugen, meinem Bedauern für James Cromwell („W.“, „Spider-Man 3“, „Star Trek XIII“) und George Dzundza („No Way Out“, „Bestie Krieg“, „Crimson Tide“) habe ich bereits Ausdruck verliehen – beide können furchtbar geschriebenen Rollen mit ihren erwiesen darstellerischen Fähigkeiten nicht retten. Spaß hat zumindest Peter Boyle („Während du schliefst“, „Monster’s Ball“, „Alle lieben Raymond“) als eingeklapsmüllerter Wissenschaftler, der’s ja schon immer gewußt hat.

Bildqualität: MCM/Fox müssen bei der DVD irgendwie ein Flag falsch gesetzt haben, mein DVD-Player wollte die eigentlich anamorph codierte Scheibe nämlich nur in Vollbild abspielen, das PC-Laufwerk erzwang dann allerdings das richtige (1.85:1)-Format. Von diesem Fauxpas, den ich aber durchaus auch technischen Problemen meines vielfältig spinnertem DVD-Player-Fuhrparks zutraue, ist der Print angemessen, störungs- und verschmutzungsfrei, mit Schärfe- und Kontrastwerte, wie man sie bei einer Major-Veröffentlichung guten Gewissens voraussetzen darf.

Tonqualität: Wie bei „Species I“ hat man die Wahl zwischen deutschem, spanischen und englischem Ton. Wie meistens hab ich mich auf den O-Ton gestürzt, der angenehm gemischt ist (die Dialoge könnten vielleicht ein bisschen mehr im Vordergrund stehen) und selbstverständlich rauschfrei ist. Eine Vielzahl von Untertitelspuren wird mitgeliefert.

Extras: War die Scheibe (aus dem Boxset) des ersten Teils noch bare bones, so hat man beim zweiten Teil wenigstens das Bonusmaterial mit draufgepackt. Wir erhalten also neben dem Trailer und einer allgemeinen MGM-Programmvorschau (von 2000 oder so, wohlgemerkt) einen Audiokommentar von Peter Medak sowie drei deleted/extended scenes (eine vierte extended scene gibt’s in anderen Regionen, in Deutschland hätte diese Bonusszene für eine FSK 18 gesorgt und wurde daher sicherheitshalber weggelassen).

Fazit: Eins muss bei aller berechtigten Kritik an „Species II“ festgehalten werden – man KANN den Film anschauen, ohne wirklich offensiv genervt zu sein, ab ca. Minute 20 nimmt der Streifen ordentlich Fahrt auf, das technische Niveau ist absolut in Ordnung, die Effekte halten bei Laune und das Ensemble ist zwar nicht top-motiviert oder mit gruseligen Rollen gestraft, aber zumindest routiniert genug, um den Zuschauer nicht verzweifelt nach dem Kino-Ausgang oder der STOP-Taste des DVD-Players suchen zu lassen. Allerdings wird einem schon während der Ansicht auffallen, wie schlecht der Film geschrieben ist und wie sehr er dem „Geist“ des ersten Teils vollständig zuwiderläuft. Als schlichter Sexscifihorror-Streifen ohne Bezug zum Vorgänger und „klammheimlich“ als B-Film in die Videotheken gebracht, wäre das sicher nicht besser, aber zumindest würde man sich nicht wirklich drüber beschweren können, als Sequel zu einem relativ eigenständigen und ordentlich gescripteden Major-Film (und immerhin noch als ein solches, das ernstlich ins Kino gebracht wurde), ist „Species II“ aber ein Versager vor dem Herrn. Bei MGM erkannte man das besser spät als nie, schickte das Franchise erst einmal in einen sechsjährigen Hiatus und reanimierte es dann als DTV-Serie. Da gehört der Kram dann auch hin, da schadet er niemanden (z.B. Schauspielern, die eine echte Karriere haben). Prädikat: noch guckbar, aber nur des Handwerks wegen.

2/5
(c) 2009 Dr. Acula


mm
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