Space Wolf

 
  • Deutscher Titel: Space Wolf
  • Original-Titel: Space Wolf
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  • Regie: Timo Rose
  • Land: Deutschland
  • Jahr: 2003
  • Darsteller:

    Annabell (Anja Gebel)
    Alenka (Yvette Moreaux)
    Benny (Andreas Pape)
    Rainer Strauss (Thomas Kercmar)
    Marc (André Reissig)
    Florian (Sebastian Gutsche)
    Tequila (Ralf Siedek)
    Rob (Robert Kletschka)
    Konrad Wagner (Bela B. Felsenheimer)
    Tom (Timo Rose)


Vorwort

Abt. Selbsternannte Filmemacher ziehen in den Wald.

Ich weiß, dass mein wertes Publikum zum Thema Amateurfilm eine etwas, naja, gespaltene Meinung einnimmt (und zwar blutig-gorig gespalten, newa). Im Forum hat sich tatsächlich eine Pro-Ittenbach-Fraktion gebildet, anderen Forumsteilnehmern wäre es am liebsten, wenn der Doc diese filmischen Ergüsse gar nicht mehr würdigen würde. Zum Glück haben weder die einen noch die anderen was zu sagen :-).

Fakt ist jedenfalls, dass ich in letzter Zeit mit Amateurfilmen mehr Glück als Pech hatte und ich deswegen das Schicksal herauszufordern trachtete – ich erstand auf der letzten Börse für den Gegenwert von 4 Euronen meine allererste SOI-DVD und damit auch meinen allerersten Timo-Rose-Film. Rose ist ja, wie der geneigte Internet-Freak ja nicht zuletzt dem Labelforum bei DVD-Inside entnehmen kann, ein umtriebiges Kerlchen (zumindest was seinen filmischen Output in den Jahren 2002-2004 anging), neuerdings als Gangster-Rapper unterwegs (war zu befürchten, da Rose für Ferris MC schon eine Weile die Videos dreht. Zum „Glück“ ist Ferris nicht gar so peinlich wie seine Kollegen Sido, Azad oder Bushido) und befleißigt sich der guten deutschen Independent-Filmer-Tradition der Kritikunfähigkeit (alles nach bestem Wissen und Gewissen aus jahrelangem Lurken bei Inside zusammengereimt).

Nun gut, ich hatte trotzdem eigentlich nicht vor, mich mit Rose ausführlicher zu beschaffen, aber auf oben genannter Börse gab´s eben einen „jede DVD 5 Euro, 5 Stück für 20 Mücken“-Stand und Euer Doc, der sich schon vier Scheiben ausgesucht hatte, ist ja nicht ganz blöd. Einen Film summa summarum für lau abgreifen, da simma dabei, dat is pri-hi-ma (gratitious Karnevals-reference). Und unter diesen Umständen kann man dann schon mal was mitnehmen, was man normalerweise nicht unbedingt käuflich erwerben würde. Stellte sich nur die Frage, ob Schnaas´ Nikos the Impaler oder eben Roses Space Wolf . Letzterer Entschied dieses Non-Celebrity-Deathmatch nach kurzem Kampf mit den Argumenten „Effekte von Olaf Ittenbach“ PLUS „mit Bela B. Felsenheimer“ (der spielt zwar in Nikos auch mit, aber man muss seine irrationalen Entscheidungen ja irgendwo festmachen). Das Ittenbach-Argument zog nicht unbedingt deswegen, weil ich den Gore-Guru zu einem meiner persönlichen Heroen erklärt habe, sondern weil ich damit zwei der deutschen Amateurblutschmodderer mit einer Klappe schlagen kann (und mich so noch ein Weilchen vor Beyond the Limits drücken kann, hoffe ich :-)).

Und nicht zuletzt lockt Space Wolf mit einer Laufzeit von 70 Minuten im Vergleich zu 100 von Nikos, und man will sich ja, Meinungen von Leuten, auf die man gemeinhin hört, ins Kalkül gezogen, nicht länger als unbedingt notwendig selbst foltern… Aber was weiß ich, vielleicht überrascht Meister Rose mich ja tatsächlich und liefert ein gelungenes Stück Horror-Unterhaltung ab…


Inhalt

Memo an Filmemacher weltweit – wenn Ihr Euch gleich von Anfang an beim Doc unbeliebt machen wollt, macht´s wie Space Wolf und verteilt Eure Vorspann-Karten über die ersten zehn Filmminuten (bei einem Film, der gerade mal 70 Minuten läuft, ist das extrem nervig, wenn die schon laufende Story alle Nase lang von einer schwarzen Titeleinblendung unterbrochen wird). Als zweites fällt mir der irgendwie nicht anders erwartete ultrabillige Videolook auf, als drittes die beiden Miezekatzen, die durchs Bild huschen. Bzw. durch den diplomierten Messie-Haushalt, der sich dem entzündeten Auge bietet. Der selbigen bewohnende Messie ist nicht nur ein solcher, sondern offenbar auch ein Alki, das deuten jedenfalls die diversen Pullen Billigplörre dezent an. Der Mann selbst ratzt vor sich hin und wird von seinen Schnurrmonstern geweckt, was ihn nicht fröhlich stimmt. Frühstück gibt´s aus der verranzten Blechdose vom No-Name-Discounter, schmeckt erwartungsgemäß nicht und wird daher gleich mal mit dem ersten Schluck Hopfenkaltschale runtergespült. Wir stellen vor: Benny, in Ermangelung irgendwelcher anderen für diese Position geeigneten Kandidaten ersatzweise sowas wie unser Held. Na Prost Mahlzeit.

Benny ist offensichtlich ein Vertreter der Theorie, dass die Gültigkeit eines vertretenen Standpunkts im direkten proportionalen Verhältnis zur Lautstärke der Äußerung desselben steht. Mit anderen Worten – er kommuniziert mit Vorliebe brüllend. Und so brüllt er in einem Auto (wann, wie, warum? Egal) einen Kerl namens Rainer an, der sich ein paar Screenminuten später als sein Therapeut outen wird (ich hätte ihn zunächst fast für seinen Papa gehalten): „Ich brauche niemanden und dich schon gar nicht“, pflaumt Benny den souverän-ruhig-gefaßten Seelendoktor an. Grund für Bennys schlechte Laune – Rainer hat ihn zu einem Wochenendausflug (für uns noch unbestimmten Zwecks) zwangsverpflichtet und auch noch Bennys Ex eingeladen. „Fotze“, knurrt Benny. „Kein Grund, sie zu beleidigen“, gibt sich Rainer immer noch perwollgespült (der ist ein Fall von „Sanfte Grüße, Bürger, was sind deine Extreme?“, wenn Ihr versteht, was ich meine). „Ich hab nicht sie, sondern dich gemeint“, brummt Benny und bekräftigt diese freundliche Anrede durch Wiederholung.

Rainer ist trotzdem der Ansicht, dass Benny nicht nur ein Alkohol- und Agressionsproblem, sondern auch ein ganz allgemeines Frauenproblem hat. Davon kann gar nicht die Rede sein, denn Benny steht in Sachen Frauen und ihrer Einordnung in die Gesellschaft felsenfest auf biblischen Grundsätzen: „Die Frau hat dem Mann zu dienen, damit der Mann Gott dienen kann!“ (Sieht aber nicht so aus, als hätte Benny in den letzten fuffzehn Jahren ein Gotteshaus betreten, außer vielleicht um in den Beichtstuhl zu kotzen).

Etwas zusammenhanglos blenden wir kurz um zu einer Tussi, die sich in der nächstbesten Fußgängerzone Winona Ryder spielt, sprich fleißig beim Einklaufen ist. In meinem jugendlichen Leichtsinn hätte ich das Mädel jetzt spontan für die angesprochene Benny-Ex gehalten, aber ich versuche schon wieder mal, einem Amateursplatterfilm eine sinnvolle Dramaturgie anzudichten.

Zurück in Rainers Automobil lässt sich der Therapeut zu einer subtilen Erpressung herab – Nichtteilnahme an dem spaßbringenden Wochenendausflug könnte einen kleinen Hinweis an Bennys Bewährungshelfer zur Folge haben und das wiederum könnte unangenehm für unseren kleinen Tunichtgut werden. Kleinlaut gelobt Benny also, am nächsten Morgen in aller Herrgottsfrüh pflichtschuldigst mit gepacktem Koffer zu erscheinen. Ein wirklich harter Kerl.

Damit wir nicht vergessen, dass unsere Plotte Space Wolf heißt, schlägt mit Hilfe einiger angesichts des vermuteten Budgets gar nicht mal so miserabler Weltraum-CGIs ein Asteroid auf unserem blauen Planeten ein. Da kommt sicher auch nix gutes bei ´rum.

Rainer (der scheinbar abseits seines Minivans kein Zuhause hat) steht irgendwo am Straßenrand und ruft seinen Vorgesetzten (?), Konrad Wagner (uns aller Bela!), an. Ich hab den Dialog tatsächlich beinahe komplett mitstenografiert, in der vagen Hoffnung, diese Szene könnte irgendwas mit dem Restfilm zu tun haben, habe mich aber dahingehend mächtig getäuscht (ich weiß, hätte ich mir denken können), und belasse es daher bei der kurzen Zusammenfassung, dass auch Wagner ein unglaublich sensitiver Gutmensch ist (aber mit schwarzlackierten Fingernägeln), der den armen irregeleiteten Schäfchen nur Gutes tun und sie in die Herde der zivilisierten Menschheit zurückführen will und daher wohl irgendwie als Veranstalter des anstehenden Anti-Agressions-Seminars (darum handelt es sich bei dem Wochenendausflug) fungiert. Mit Beendigung des Telefonats hat sich auch die Beteiligung des Trommel-Arztes an diesem Film offiziös erledigt. Das ging schnell, Herr Rose hat ja noch nicht mal die „directed by“-Karte eingeblendet. Welchen künstlerischen Erwägungen die Entscheidung geschuldet ist, gewisse belanglose Bewegungsabläufe wie „Rainer steckt sein Handy ein und dreht sich zu seinem Auto um“ in Ultrahochgeschwindigkeit zu zeigen, erschließt sich mir nicht auf Anhieb, aber es ist sicher sehr sehr kewl (oder phat oder was der moderne Hiphopper von Welt gerade dazu sagt).

Zu unserer allgemeinen Erbauung führt Benny ein Videotagebuch (warum er sich aber nur ´ne s/w-Kamera leisten kann? I don´t know) und dem sülzt er nun die Ohren voll. Dem anstehenden „Zeltlager“ kann er keine guten Seiten abgewinnen, seine Ex Annabell ist eh ne blöde Fotze, seine Scheißkatzen nerven ihn, zu Fressen ist auch nix im Haus, weder für die Miezen noch für ihn (das unterscheidet nun wieder Benny von mir. Auch wenn mein Kühlschrank leer ist, Pucki, der badmovie-Kater, muss keinen Hunger leiden), der Bierbestand ist auf vernachlässigenswerte drei Pullen gesunken (die zischt Benny vermutlich in´ner Viertelstunde weg). Ich fürchte, unser Protagonist hat eine ziemlich negative Lebenseinstellung. Halt, doch nicht, denn trotz allem, macht er zumindest einem Video-Diary weis, fühlt er sich wohl, schließlich braucht er nichts und niemand außer sich und seinen Schmusekatzen (gerade waren´s noch Scheißviecher. Kann er sich bitte einigen?).

Der Meteorit ist mittlerweile endgültig in einem Waldstück eingeschlagen, wo sofort merkwürdige Dinge vor sich gehen.

Der nächste Tag- Rainer, sein yuppiehafter Assistentenschnösel Marc und eine Fuhre potentieller Hartz-IV-Empfänger (sprich die Therapiegruppe) tuckern gen wohin-auch-immer-sie-wollen. Ein besoffener Typ versucht sich anhaltenderweis eine Mitfahrt zu verschaffen, wird aufgrund differierender Routenplanung abschlägig beschieden, verschwendet seine Alloholvorräte durch beherztes wutentbranntes Hinterherwerfen der Dose und stürtz elegant in den Straßengraben. Applaus, Applaus, das war der oscar-verdächtige Auftritt von Olaf Ittenbach. Womit wir auch unseren zweiten und letzten „Stargast“ abgefrühstückt hätten, den Rest des Films bestreitet unser regulärer Cast. Von der Tonspur plärrt Ferris MC den inoffiziellen Titelsong „Im Zeichen des Freaks“, was im Umkehrschluß bedeuten muss, dass our film proper jetzt, nach gut 10 Minuten, langsam beginnen kann. Na, da freuen wir uns doch!

Zumal wir langsam darangehen, unsere hochsympathischen Protagonisten kennenzulernen. Neben Rainer und Marc haben wir als Autobesatzung da Benny, einen korpulenten kuttentragenden Headbanger namens Tequila (ich zweifele dezent an, dass das in seinem Perso steht), ein blondes Mädel, dass sich zu meiner Überraschung (wie oben angeführt, hätte ich ja spontan die diebische Elster für die Ex gehalten) als Annabell entpuppt sowie zwei weitere Typen namens Tom (zu dem kommen wir später) und Rob (letzterer von der Fraktion „cannon fodder“). Tequila und Benny (mit Jim-Beam-Flasche in der Hand. Herr Therapeut, ist das, äh, clever?), die sich die Rückbank teilen müssen, kotzen sich schnell bilderbuchmäßig an, was größtenteils daran liegt, dass Tequila Benny fortgesetzt anrülpst. Die folgerichtige Beinahe-Klopperei provoziert eine bissige Bemerkung Annabells, die wiederum von einer Beleidigung durch Tom gekontert wird, selbige wiederum kann Benny nicht auf sich sitzen lassen, seine Attacke wird aber nun handgreiflich von Tequila unterbunden. Jeder gegen jeden und Benny mittendrin. Das kann ein heiteres Wochenende werden (soviel zum Anti-Agressions-Training). Marc droht schon mit dem Anruf bei den jeweiligen Bewährungshelfern.

Zum Glück ist der Bestimmungsort „irgendwo mitten im Wald“ schon erreicht und Rainer, zu gut für diese Welt, ist immer noch guter Hoffnung, dass, wenn sich alle an die Regeln halten, alle viel Spaß haben werden (dass er diesen Satz innerhalb von drei Minuten dreimal im selben Wortlaut bringt, spricht m.E. nicht wirklich für seine therapeutischen Fähigkeiten). Die Auffassungen von „Spaß“ sind aber ersichtlich gegenläufig, denn Tequila bekundet lautstark seine Ambition, Benny bei nächster sich bietenden Gelegenheit, im Zweifelsfall jetzt sofort und auf der Stelle, zwanglos von der lästigen Bürde des Lebens zu befreien. Mit Müh, Not und aller aufzubietender Vaterlandsliebe können die Streithähne davon abgebracht werden, sich an Ort und Stelle gegenseitig zu massakrieren, wobei die Sympathien von Tom und Rob offenbar eher bei Tequila zu liegen scheinen. Rainer lächelt sein „ich-bin-der-herzensgute-Therapeut“-Lächeln, schwingt sich in seine Karre, um den nächsten Schub juvenile delinquents anzukarren (als ob er und Marc mit denen, die sie schon versammelt haben, nicht schon heillos überfordert wären) und braust ab. Die zweite Ladung besteht aus der uns bereits bekannten Ladendiebin Alenka, einem ebenfalls eher stattlich konstruierten Kerl namens Florian und einem dritten Gesellen, von dem ich beim besten Willen inklusive Nachspann keinen Rollennamen mitgekriegt habe. Scheint also auch cannon fodder zu sein.

Tequila unterhält die versammelte Bande mit seiner eindrucksvollen Fähigkeit, das Alphabet in korrekter Reihenfolge der Buchstaben (hätte ich ihm ehrlich gesagt, so rein von den intellektuellen Fähigkeiten her, gar nicht zugetraut) zu rülpsen. Warum hat der Kerl noch keine eigene Fernsehshow? Das ist doch einwandfrei Pro7/RTL-II-Niveau! Benny hält in einem unerwarteten Anfall von Ratio, der allerdings vermutlich eher darauf fußt, dass er beschlossen hat, Tequila rein grundsätzlich nicht ausstehen zu können, diese Fähigkeit für eine eher lässliche Kunst.

Die beiden Mädels haben sich ein wenig abgesetzt und plaudern – nicht darüber, wieso der Herr Therapeut es für eine töfte Idee gehalten hat, zwei zarte Frauenzimmer zu einem Zeltlager mit fünf schwerst gestörten potentiellen Gewalttätern mitzunehmen, sondern eher über ihre persönlichen Gründe der Teilnahme (Künstler Timo Rose zeigt uns das mehrminütige Gespräch der beiden konsequent aus einer einzigen Kameraeinstellung, nämlich einem extremen close-up auf die Gesichter der beiden). Annabell gibt zu Protokoll, mehr oder weniger freiwillig und zwar Benny zuliebe, hier zu sein, möglicherweise erhofft sie sich, dass Benny die von ihm terminierte Beziehung wieder aufleben lässt (gut, ich frag mich, warum ein relativ schmuckes Girl wie Annabell unbedingt wieder zu einem wahrhaft pathetischen Loser von Vollidioten wie Benny zurück will, aber, wie sagt man so schön: „Man steckt nicht drin!“). Wirklich zum Brüllen ist aber der Grund, warum Benny sie in die Wüste geschickt hat – sie hat´s mit anderen Kerlen getrieben (okay…), und zwar – für Geld (HUCH!). Alenka hält das nicht ganz unrichtigerweise für einen durchaus gültigen Ansatz für eine Beziehungsbeendigung seitens des Partners, aber Annabell behauptet, die Herumhurerei für ihr „Selbstwertgefühl“ zu brauchen (kann es sein, dass da jemand mal wieder ein gaaaanz leicht verschrobenes Frauenbild hat?). Dies war der erste Moment, an dem meine Stirn und die berühmt-berüchtigte Delle in der Tischplatte wieder mal nähere Bekanntschaft schlossen. Dass Filme aber auch immer so weh tun müssen…

Annabells Background hätten wir damit wissenschaftlich ermittelt, jetzt müssen wir noch ergründen, welche Klatsche Alenka hat. Ganz einfach – Kleptomanin (hätten wir uns nun schon fast denken können) und depressiv. Verheerende Kombination, vor allem, wenn man eine drei Monate alte Tochter hat und die staatlichen Autoritäten einem gern das Sorgerecht abknöpfen würden. Das Baby steckt schon mal im Heim und das ominöse Seminar stellt Alenkas letzte Chance dar, doch noch persönlich für Aufzucht und Wohlergehen des Kindes sorgen dürfen können zu wollen. Anderweitig gehen sich Tequila und Benny weiter gehörig auf die jeweiligen Kekse und Rainers wider besseres Wissen vorgetragene erneute „was-werden-wir-für-einen-Spaß-haben“-Routine kommt in diesem Zusammenhang nicht gut an. Das Ende vom Lied – Rainer findet sich nackig an einen Baum gefesselt wieder (Marc wird von Tom mit an die Kehle gehaltenem Messer in Schach gehalten). Mir deucht, unser genialer Psychofritze hat * leicht * die Kontrolle verloren. Und die täte Not, denn der uns bislang nicht weiter aufgefallene Florian zeigt uns, was sein persönlicher Dachschaden ist – Exhibitionistenattacke! Florian zeigt (dankenswerterweise off-screen) Rainer seinen Schniedel und türmt dann ohne Hosen ins Gelände. Äh. Ja. Sehr schön.

Tiefschürfender Einschub:

Ich hab ja prinzipiell nichts dagegen, wenn jeder, der eine Kamera halten kann, Filme macht. Ich unterstütze das ja auch irgendwo. Ich fände es allerdings nett, wenn das Resultat dieser Experimente nicht nur aus zufällig aneinandergereihten Szenen besteht, sondern man als Zuschauer ohne Zuhilfenahme einer Rechenlehre o.a. den Zusammenhang erfassen kann. Klartext: Dass es nachfolgend, nicht wie von mir zunächst als logisch erachtet, mit einem Flashback weitergeht, vielmehr auf die Baumbindeaktion (bis auf einen Nebensatz) von keinem der Protagonisten, inklusive Rainer dem Sanftmütigen, nochmals eingegangen werden wird, erschloss sich mir erst ein Weilchen später. Das Kapitel „Schlüssiger Narrative“ im Handbuch „Drehbuchschreiben & Regieführen für Anfänger“ lesen wir noch mal nach, Herr Rose. Danke.

Tiefschürfender Einschub Ende.

Rainer führt mit seinen Schützlingen Einzelgespräche (und zwar, tadada-tamm, in seinem Auto. Der Kerl hat also offenbar wirklich kein Büro und muss seine ganze Therapie mobil erledigen). Erster Kandidat ist Florian, der Rainer auch dort sofort ungefragt seinen Dödel zeigen will und diesen erst wieder einpacken mag, sofern Rainer zugibt, dass der hübsch ist (der Dödel, also). Ansonsten werde er (also Florian, nicht der Dödel, obwohl auch Florian ein Dödel ist) „Vergewaltigung“ kreischen.

Kandidat Nr. 2 ist Tequila, dessen kommunikative Beteiligung am Therapiegespräch sich allerdings auf wahlweise zustimmendes oder verneinendes Rülpsen beschränkt. Da muss selbst Rainer mit einem „bei dir ist Hopfen und Malz verloren“ (außer vergoren in Dosen- oder Flaschenform, wage ich mal zu vermuten) kapitulieren.

Der nächste Delinquent ist Tom, der an spontanen und vehementen Gewaltausbrüchen (nicht wirklich) leidet und deswegen auch eine Therapie bei Rainers geschätzter Kollegin Dr. Kortex (ähm) durch eine Messerattacke abgebrochen habe. „Sie ist mir ins Messer gelaufen“, beteuert Tom heulend (manisch-depressiv scheint der also auch nocht zu sein), nur um drei Sekunden später Rainer fast an die Gurgel zu gehen, weil er sich provoziert fühlt (zugegeben: Rainers gebetsmühlenartig vorgetragens „niemand will dich provozieren“ KANN einen geistig stabilen Menschen in den Wahnsinn treiben).

Sein viertes Einzelgespräch führt Rainer im weitläufigen Gelände mit dem namenlosen Cannon-Fodder-Guy, dessen tragischer Background es ist, eine vielversprechende Ausbildung aufgrund eines heftigen Drogenproblems abgebrochen zu haben (nachdem wir jetzt, bis auf Rob, wissen, was die respektiven Dachschäden unserer Beteiligten sind, halten wir es da wirklich für eine gute Idee, diesen Haufen brägenloser Volldebiler ZUSAMMEN auf ein lustiges Zeltlager zu schicken? Der „Seminar“-Teil der ganzen Operation erschließt sich mir übrigens auch noch nicht. Wird auch nicht mehr).

Bei all diesen Knallschoten im Wald brauchen wir natürlich noch einen offiziösen Schurken, diese Rolle übernimmt freundlicherweise Marc. Erstes Zeichen hierfür: er richtet Annabell freundlich aus, dass Rainer sich über einen Blowjob ihrerseits freuen würde. Annabell kontert mit einem pseudocoolen Spruch. Da er bei ihr scheinbar auf Granit beißt, schießt Marc sich auf Florian ein, der eh gerade trauerklößig und von der Welt unverstanden in der Gegend rumhockt. Marc führt aus, dass es ihn nicht wundert, wenn Rainer Florian nicht helfen könne, da Rainer ohnehin ein Versager sei, Florian im Fachgespräch als „krank“, „ekelhaft“ und „Psychopathen“ bezeichnet habe (okay, die ersten beiden Adjektive dürften verhältnismäßig unstrittig sein) und überhaupt von der ganzen Materie nix verstehe, er, also Marc hingegen, sei Florians Freund und wolle ihm helfen. „Ich brauche keine Hilfe“, keift Florian. Dies erntet Marcs absolute Zustimmung und so schlägt der Junior-Yuppie-Therapeut vor, Florian mit Rainers attraktiver achtzehnjähriger Tochter bekanntzumachen. (Okay, an dieser Stelle unterzeichne ich offiziell und mit jedem Siegel die Kapitulationsurkunde. Ich gebe es auf, diesem Plot folgen zu wollen).

Nächster Punkt auf Marcs Strichliste ist „Benny belabern“. Dem erzählt er nämlich, dass er Rainers dummes Geschwafel nicht mehr hören könne, der Therapeut ein Lügner und Verräter sei (äh ja) und es Marc danach gelüste, Rainers Posten zu übernehmen: „Ich säg´ ihn ab!“ (Das interessiert Benny jetzt vermtlich genau wie sehr?). Benny überrascht uns mit Menschenkenntnis: „Ich hab sie von Anfang an für ein Arschloch gehalten und ich hatte Recht.“ Hindert ihn nicht daran, Marc eine Kippe auszugeben. So ermutigt, bindet Marc Benny den nun wirklich mindestens gelbgestreiften-Bär-mit-lila-Schleife auf, Rainer wolle Benny irgendetwas unspefiziertes anhängen, was seine Bewährung nixen würde. „Ich wußte es“, schäumt Benny (ich bezweifle das), ohne dass diese angebliche Bestätigung irgendwelcher kruder Verschwörungstheorien ihn zu einer wie auch immer gearteten Handlung veranlassen würde.

Was wir jetzt unbedingt brauchen, sind zusätzliche interne Konflikte – Tom bezeichnet Annabell als „Dorfmatratze“ und bekommt dafür von Benny (warum auch immer, er hat sie ja eigentlich aus ebenjenem Grund abserviert) ordentlich was vors Freßbrett geballert. Nach diesem schlagenden Argument hilft Benny dem so gefällten Tom aber kameradschaftlich wieder auf die Beine und spendiert ihm sogar einen Schluck aus der Whiskey-Pulle (iih, wo der doch aus´m Mund blutet. Kriegt man doch HIV von oder schlimmeres). Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, Tom baut sich einen Joint und der auf einmal sehr sozial veranlagte Benny warnt den Kiffer, das ja nicht Rainer sehen zu lassen (also ob jetzt ein Joint im Anti-Agressions-Seminar wesentlich schlimmer ist als Whiskey, will ich mal so stehen lassen. Nach meinem Erfahrungsschatz sind Alkis im allgemeinen leichter reizbar als Kiffer), weswegen sich das neue Freundesduo in die Wälder verdrückt.

Gelb/grün-getintete POV erinnert uns daran, dass streng genommen auch noch irgendwo ein außerirdisches Monster rumkraucht.

Benny und Tom erzählen sich gegenseitig ihre traurigen Lebensgeschichten – Benny hängt an der Flasche, seit seine Eltern sich bei einem Autounfall aus diesem Leben verabschiedet haben, da war er grade zarte 16, Tom kennt seine Erzeuger überhaupt nicht und ist im Heim aufgewachsen. Tragik, nimm deinen Durchlauf. Außerdem nagelt Benny noch Tom ans Knie, dass er Annabell wgen ihrer Herumhurerei abgelegt habe. Tom findet das sehr rücksichtsvoll von Benny, er selbst hätte ihr ein „Verpiss dich, Fotze“ nebst einem Messerstich in die Brust verpasst. „Den Stil ist hart, aber er gefällt mir“, kommentiert Benny, und da er offenbar einen Bruder im Geiste gefunden hat, präzisiert Tom, dass er seine Ex-Therapeutin mit 13 Messerstichen niedergestreckt habe (wow, die muss ihm wirklich * oft * ins Messer gelaufen sein. Soviel zum „Versehen“). Benny wendet sich leicht irritiert ab und Tom spuckt ihm nach. Na, allerbeste Busenkumpel werden die wohl doch nicht mehr.

Rainer sülzt meanwhile Alenka die Ohren voll, die Kleptotusse mag aber davon gar nix wissen. Erstens Mal ist ihrer unmaßgeblichen Meinung nach Klauen besser als für Geld arbeiten (okay, wenn man den gewissen Nervenkitzel braucht) und es überhaupt ja gar nicht angehe, dass Rainer über sie und ihre Tochter urteile (jupp, Barbara Salesch oder Alexander Hold wären dafür geeigneter. Ab in den Bau mit der Schnalle). Schließlich könne man ihr ja wohl keinen Vorwurf machen, wenn sie auf diese Weise für ihren Lebensunterhalt sorge, wo sie doch nichts gelernt habe, nichts kann, noch nicht mal ´nen Partner hat, dafür aber ein Kind im Heim hat. Mannometer, mir kullert die einsame Träne des Mitleids über die Wange. Noch mehr solche sozialen Härtefälle und ich werde NPD-Wähler. Rainer nölt über seine 20-jährige berufliche Praxis, gespickt mit wundervollen Erfolgen, und verspricht, dass Alenka unter seiner geistigen Führung „auf den richtigen Weg“ zurückfinden werde. „Ich glaube dir, aber wenn du mich anliegst, vergiß deine Spermaproduzenten!“, zischt Alenka und für die intellektuell weniger Begünstigten im Publikum übersetzt Rainer „Spermaproduzenten“ sicherheitshalber in „Hoden“.

Weil dem Regisseur nach einer sinnlosen Prügelszene war, greift nun Tom den arglosen Benny an. Nach ein paar zumindest heftigstes Grinsen erzeugenden „Martial Arts“-Einlagen (unterlegt mit Videospiel-Prügelgeräuschen) gelingt Benny mit Müh und Not die Flucht und Tom freut sich: „Das ist ja wie zuhause hier.“ Schön, dass wenigstens einer seinen Fun hat. Marc hat die Attacke allerdings beobachtet, aber, da er ja, wie wir uns bereits zusammengereimt haben, nichts besseres zu tun hat als dafür zu sorgen, dass dieses Wochenende in einer mittelschweren Katastrophe endet, macht er Tom zu dessen gesteigerten Erstaunen nicht zur Schnecke, sondern gibt ihm vielmehr sein Messer (offenbar zuvor im Nachgang zur „wir-fesseln-Rainer-an-den-Baum“-Aktion temporär beschlagnahmt worden; echt schick, dass wir immer noch nicht wissen, wie die Szene überhaupt aufgelöst wurde) zurück. Tom wundert sich, nimmt das Geschenk aber dankend ab und stapft von hinnen.

Rainer fällt auf, dass Tom sich unerlaubt von der Truppe entfernt hat und macht sich auf, den Abgängigen zu suchen. Der hat mittlerweile feststellen müssen, dass er sich gehörig verfranzt hat. Rainer führt auf der Solo-Suche nach dem Vermißten Selbstgespräche und ein wenig Monster-POV erinnert uns jetzt, nach geschlagenen 37 von 71 Minuten daran, dass wir es nach dem Selbstverständnis des Films mit einem Horror-/Splatterfilm zu tun haben. Ich bin ja normalerweise nicht derjenige, der Goreszenen mit der Stoppuhr in der Hand erwartet, aber ES WIRD LANGSAM VERDAMMT ZEIT. Also greift das Monster Tom an und ropft ihm die Kehle auf (es verblüfft mich sehr, dass es mit einer vielleicht halben Sekunde Blut und Splädda vorerst sein Bewenden hat. Ein Alarmzeichen – Rose versucht´s mit Suspense? Ohjemine, ob das mal gut geht?). Das Monster scheint nach seiner ersten fatalen Attacke auch Rainer aufs Korn nehmen zu wollen, aber erst mal passiert nix weiter (das war ja auch unmenschlich viel Action auf einmal, das muss man erst mal sacken lassen).

Rob geht einen Baum düngen, wird aber von Florian belästigt, der mal wieder sein Zeigebedürfnis befriedigen muss. „Was wird das?“, fragt Rob unbeeindruckt ob der Schniedelwutzpräsentation und kommt zu einem für Florian eher unglücklichen Schluss. „Ich bin nicht schwul“, kreischt Florian und flüchtet panisch vor dem gleichgeschlechtliche Gelüste vermuten lassenden Rob, dieweil Alenka ihre kleptomanische Ader befriedet und diversen Kram aus den Zelten klaut und in den Wald trägt (ich fürchte, da wird noch ´n Plotpoint draus). Während Rainer ins Camp zurückstolpert, schreit Benny Rob an, wonach er von Anfang an vermutet hätte, dass ebenjener vom anderen Ufer sei. „Gehofft vielleicht“, grinst Rob.

Obwohl sich hier eigentlich dramatische Entwicklungen anbahnen, schaltet unser Regisseur lieber zu mal wieder äußerst schlüssig in den Narrative eingebrachter „gratitious nudity“. Sprich – for no reason außer dass wir was zu spannen haben, zeigt uns Annabell, womit der liebe Gott sie so gesegnet hat. Nicht, dass ich mich beschweren möchte, denn das ist zumindest bis jetzt der visuelle Höhepunkt des Films.

Benny und Rob sind inzwischen zu einem Kampf übergegangen, der wieder mal beweist, dass jemand, der seine Kung-fu-Kenntnisse maximal aus Jackie-Chan-Filmen erworben hat, es mit der praktischen Anwendung derselben doch eher lassen sollte. Benny fängt einen verunglückten High-Kick seines Kontrahenten an, zückt irgendwoher ein Messer (dass er sowas hat, ist ihm im Kampf mit Tom vorhin nicht eingefallen?) und sticht so ein lockeres Dutzend Mal in Robs Knie (bzw. in das blutbesudelte Requisit, das ersatzweise als „Bein“ vor die Kamera gehalten wird). Die Streithähne werden getrennt und Rob stürzt schreiend zu Boden. „Der verblutet doch“, entsetzt sich Annabell, mittlerweile von ihrer kleinen Nackteinlage zwecks Umziehen zurück (von Stichwunden am Knie? Lernt Ihr Kiddies eigentlich gar nix mehr in Erste-Hilfe-Kursen? Paar Dreieckstücher, ´nen Gürtel oder ähnliches, abbinden, feddich. Schlechtestenfalls kann Rob seinen Unterschenkel in Zukunft unterm Arm spazierentragen, aber besser als verbluten ist das allemal). Naja, zu medizinischer Hilfeleistung sehen sich auch Rainer und Marc, die nominellen Aufsichtspersonen, nicht genötigt (die grübeln vermutlich eher drüber nach, wie sie das ihrer Rechtsschutzversicherung beibringen), Tequila zollt Benny ob dessen grandioser Leistung Respekt, Benny heult rum, dass er das ja gar nicht gewollt habe (jaja, Rob ist ihm vermutlich auch zehnmal ins Messer gelaufen, Knie voran) und Florian kriegt spitz, dass er unhöflicherweise nicht mehr im Mittelpunkt steht, bittet freundlich darum, dass sich doch ausnahmsweise mal jemand um ihn kümmern könne und geht in die Wälder stiften (R.I.P.).

Nach längerer Denkarbeit kommt Rainer doch noch auf die verwegene Idee, mit dem Auto Hilfe holen zu wollen (ich würde ja an seiner Stelle Rob ins Auto packen und zur Hilfe fahren, aber das ist wohl wieder nur der Samariter in mir. Jedenfalls halte ich Rob, oben angesprochene Maßnahmen vorausgesetzt, durchaus für transportfähig). „Ausgerechnet jetzt“, flucht Rainer und nicht zum letzten Mal habe ich das Gefühl, dass der Rainer-Darsteller seine drehbuchgemäße Line ein paar Takte zu früh murmelt, denn er sagt dies, BEVOR er feststellt, dass die Karre nicht anspringen will (denn dass er damit die Situation an sich meint, kann ich nicht glauben, denn für blutige Angriffe der Seminarteilnehmer aufeinander gibt´s wohl keinen wirklich * günstigen * Zeitpunkt). Dass die Kalesche nicht mal ein traurigens Anlass-Jodeln von sich gibt, liegt daran, dass ein krummer Hund sämtliche Kabel im Motorraum zerschnippelt hat. So´n Pech aber auch wieder. Für die extrem Doofen im Publikum verdeutlicht uns ein kurzer Flashback, dass diese Destruktion auf das Konto Marcs geht (da wär ich jetzt, ohne diese Hilfe, niiiiiiie selber draufgekommen).

Apropos Marc, der kniet neben Rob und behauptet steif und fest, der Kniegepiekste sei schon auf der Suche nach dem Löffel zum Schmeißen. Kann er auch behaupten, er hilft nämlich kräftig nach, indem er dem Schnappatmenden fies die Nase zuhält (sieht natürlich keiner). Exitus Rob. Also, den Marc, den mag ich jetzt nicht mehr, glaub ich. Der Fieso nutzt die aufkommende Panik unter den Jungschen Amateur-Psychopathen zum allgemeinen Rainer-Bashing: „Das passiert unter Rainers Kontrolle!“ Rainer ist von seinem Exkurs zur verreckten Karre zurück und kommt auf die Idee des Jahrtausends – neun Leute im Wald, von denen wir ja wohl der ein oder andere ein Handy haben. Nur leider sind die Cellphones weg – weil, tadadatamm, genau das der Kram war, den Alenka vorhin aus den Zelten geklaut hat. Alenka ist nun aber nicht nur kleptomanisch, sondern leider auch ein bisschen schwach im Erinnerungsvermögen-Department und kann sich leider nicht erinnern, wo sie den Schotter versteckt hat (noch mal tschuljung, wenn ich mich einmische, aber ICH behalte mein Handy bei MIR und leg´s nicht irgendwo ins Zelt). Die Tragweite dieser Enthüllung veranlasst Tequila dazu, sich einen spitzen Ast anzueignen und selbigen in Rainers Schulter zu rammen (und zwar glatt durch). Während der Junkie (der während dieser ganzen Konfrontation verdächtig abwesend war) irgendwo einen Baum anstarrt, als hätte er von der Existenz pflanzlicher Vegetation bislang allenfalls in schlechten Filmen erfahren und Rainer bewußtlos zusammengebrochen ist, strickt Marc bereits an seinem perfiden Plan zur Übernahme der Weltherrschaft bzw. zumindest der Übernahme von Rainers Posten. Wenn alle die gleiche Story erzählen, gibt´s kein Problem mit der Bullerei und sein Vorschlag wäre, dass man sich darauf einigt, Rainer hätte Rob umgebracht. Annabell springt fast der Draht aus der Mütze, aber Benny zieht den Vorschlag wohlwollend in Erwägung, alldieweil er sonst in den Bau wandern würde, ebenso wie Tequila ob seines Angriffs auf Rainer. Annabell zieht sich lebensmüderweise auf den Standpunkt zurück, die reine Wahrheit berichten zu wollen. „Wem wird man schon glauben, uns allen oder Rainer?“, grinst Marc sardonisch. Tequila wäre auch für Marcs Vorschlag, nur leider gehen dem ekelhaften Yuppiefiesling jetzt etwas die Pferde durch, denn er propagiert, um die ganze Angelegenheit wasserdicht zu machen, dass Benny Rainer doch endgültig plattmachen soll.

Da allerdings spielen selbst unsere Hobby-Gewaltologen nicht mehr mit. „Bring ihn doch selbst um“, bescheidet auch Tequila den Gedanken abschlägig. Wider Erwarten hat also auch der noch lebende Rest unserer Therapiegruppe trotz des zusammengerechneten IQs eines Toastbrots mitbekommen, dass Marc nicht mehr alle Steine auf der Schleuder hat. Marc schüttelt resignierend den Kopf: „Euch ist nicht mehr zu helfen, ihr Loser!“ Benny empfiehlt ihm, sich schleunigst zu verpissen. Marc verpisst.

Florian sitzt irgendwo im Wald und zieht sich die ein oder andere Nase Koks rein (von der ich wieder nicht wissen will, woher er sie hat) und wird, weil auch unser Weltraummonster weiß, was sich für einen ordentlichen Horrorfilm gehört, umgehend attackiert. Das Vieh schlitzt Florian mit seiner Krallenpranke auf und reißt ihm einen Arm ab. Dummerweise erhaschen wir nun auch unseren ersten guten Blick auf das Untier – nach dem Willen seines Schöpfers (Olaf I.) sieht das Vieh aus wie ein billiges Bigfoot-Kostüm und erinnert mich verdächtig an den unsterblichen (und verbotenen) Gassenhauer Night of the Demon.

Zu allem Überfluß beginnt es auch noch zu regnen. Benny möchte nach Hause und, weil er halt doch´n Guter ist, Rainer mitnehmen. Der, mittlerweile zu sich gekommen und entgegen bisher im Film etablierter medizinischer Regeln noch nicht verblutet, behauptet aber, alles im Griff zu haben (darüber kann man trefflich streiten, Junge) und plädiert dafür, zu warten, bis die „Anderen“ kommen (welche anderen? Okay, nach nochmaligem Drübernachdenken vermute ich, er meint Florian und Junkie Guy). Auf ärztliche Hilfe scheint er nicht wirklich Wert zu legen (that´s commitment!). Die Parole „ab in die Zelte“ wird ausgegeben, aber Tequila wird lieber nass als sich in ein enges Zelt zu verkriechen (nur weil er ein handelsübliches Dreimannzelt alleine ausfüllt?). Benny weigert sich ebenso, worauf Rainer kryptischerweise „es geht doch“ von sich gibt. Des Rätsels Lösung: Rainer hat mal wieder seinen Text verbaselt und wozu sollten wir einen zweiten Take machen? Bennys nächste Line ist nämlich, dass er zugibt, Rainer sei der Boss, und JETZT muss dessen „es geht doch“ kommen. Naja, kommt´s halt noch mal. Tequila und Benny schließen einen Waffenstillstand.

Rainer befiehlt den Jungs, hierzubleiben, er wird gehen (wohin eigentlich auch immer). Nun, er geht zum Auto, wo intelligenterweise Marc auf bessere Zeiten wartet und von Rainer verdientermaßen eine aufs Maul geschlagen bekommt. Rainer begehrt Auskunft über Marcs Motivation. Die läuft zunächst mal auf ein lässiges „jeder braucht ein Hobby“ hinau, wird aber, nachdem Rainer zur allgemeinen Überraschung des Publikums enthüllt, dass Marc ihn sabotiert habe (ach???), dahingehend präzisiert, dass Marc es (und zumindest dahingehend entwickle ich ein gewisses Verständnis) nicht toll findet, dass Rainer die Bande gescheiterter Existenzen wieder auf die zivilisierte Menschheit loslassen wolle. „Sie verdienen eine zweite Chance, Arschloch“, fällt Rainer erstmals aus seiner „mir-kann-keiner-meine-Sanftmütigkeit-rauben“-Rolle. Marc hält die Seminarteilnehmer durch die Bank für Abschaum. Benny, der Rainer gefolgt ist, verhindert, dass Rainer auf Marc losgeht (zumindest deutet das seine „er ist es nicht wert“-Zeile an, obwohl Rainer nicht wirklich Anstalten macht, irgendwelche Dummheiten zu machen) und stellt klar, dass sich eher Marc als Abschaum qualifizieren würde (sagen wir´s so: Ihr nehmt euch nicht viel…)

Junkie Guy latscht weiterhin eher weniger tangiert von den bisherigen Vorfällen durchs Gelände und Marc verdünnisiert sich unter Äußerung gar finsterer Drohungen in die Büsche. Rainer fällt ein, dass man ja tatsächlich einen Generator mitgebracht hat, der für Licht sorgen kann. Selbiger wird aus dem Auto geladen, ins Camp getragen und angeworfen. Monster-POV greift Junkie Guy an und verwandelt dessen Visage in Spaghettisoße Bolognese.

Rainer erklärt seinen Zöglingen, dass es bis zur nächsten Stadt satte 30 Kilometer sind, für´n Fußmarsch ein bissl weit. Tequila, der wie die meisten der Kids stark dafür wäre, sofort die Heimreise anzutreten, gibt ein verächtliches Geräusch von sich. Marc wird, als hätte ich´s nicht schon lange geahnt, vom bösen Alien-Bigfoot angegriffen und der Länge nach gespaltet (langsam wird die Sache wirklich gorig – und die Kill-Frequenz nimmt heftig zu. Naja, wir müssen auch schon langsam auf´s Ende hinarbeiten).

Im Camp wird nach wie vor erregt diskutiert, ob man gleich oder doch erst am nächsten Morgen gen Stadt latschen soll. Alenka ist zuständig für die hysterischen Ausbrüche (eigentlich verwunderlich, dass keiner sie durchprügelt, weil sie die Handys verschlampt hat. ICH würde ihr die ein oder andere zur Gedächtnisauffrischung langen, psychisch gestört und nicht verantwortlich zu machen für ihr kleptomanisches Tun hin oder her. Ok, der Fairneß halber – Benny fragt mal nach und würde wohl auch handgreiflich werden, wenn nicht ausgerechnet Tequila ihn davon abhalten würde) und droht Rainer eloquent an, ihm den Schwanz abzureißen. Tequila beschwert sich, dass Rainer keinen Notfallplan ausgearbeitet parat hält und findet drei Jahre Knast sympathischer als eine Nacht hier im Wald (übrigens verhaspelt sich in dieser großen Dialogszene der ein oder andere der Darsteller im Text). Weil Tequila weiterhin Rainer anmosert, es „verschissen“ zu haben, sieht der sich genötigt, mal rhetorisch in den Raum zu fragen, wer ihm seine Schulterverletzung „beigefügt“ habe (ist das ´n Wort, „beifügen“? Ist das Psychologen-Spraak?). „Ich?“, tut Tequila unschuldig, „ja und?“ Soll sich mal nicht so haben, der Rainer, ist doch nur ´ne Fleischwunde, gelle. Benny schlägt vor, es einfach „durch den Wald“ zu probieren, vielleicht findet sich ja auch ein anhaltbares Auto (im Wald. Ja. Klar.) Rainer besteht aus unerfindlichen Gründen darauf, an Ort und Stelle zu verharren und erst am Morgen aufzubrechen.

Dann wundert sich Rainer plötzlich, warum die Knallköppe alle ein paar Schritte zurücktreten. Drah di net um, oh-oh-ooh, der Bigfoot, der geht um. Und reißt Rainer ein paar gemeinhin als lebenswichtig betrachtete Innereien raus. Annabell ist vor Schreck paralysiert und das Monster scheint sich aus ebenfalls nicht näher durchschaubaren Gründen zu ihr hingezogen zu fühlen – holt aber trotzdem mit der Pranke aus und streckt das Girl nieder. Benny und Tequila entdecken ihre Heldenchromosome, bewaffnen sich mit Knüppeln und prügeln auf den außerirdischen Predator ein. Zwar entwickeln sie dabei durchaus den Enthusiasmus einer hirnamputierten Neonazi-Bande, die einen afrikanischen Asylanten am falschen Ende der Stadt entwickelt, allerdings ohne ähnliche Wirkung zu entfalten. Der Monsterbigfootyeti boxt Tequila den Kopf vom Körper. Monster und Benny stehen sich nun mano-a-monstro gegenüber und keuchen beide den hechelnden Atem der Unsportlichen. Benny tut rätselhaftes – er legt seinen Knüppel nieder. Hm, hat er eine Wesensverwandschaft zwischen sich und dem Vieh from outer space erkannt? Gibt er auf und wartet auf den Tod? Oder hofft er einfach, das Wesen würde diese Friedensgeste anerkennen und sich anderweitigem Zeitvertreib widmen? Was auch immer er damit bezweckt, er erreicht nur, dass das Monster ihn extrem gorig auseinandernimmt (das hat nicht mal Benny verdient, denn er war nicht der unsympathischte Charakter des Films).

Es liegt wohl doch an den Mädels, den Tag bzw. wenigstens sich selbst zu retten. Annabell ist nämlich nicht tot, sondern nur leicht angeschlagen und kann Alenka daher bei der Monsterterminierungsaktion unterstützen. Man nehme einige stabile Äste (soweit waren auch Tequila und Bonetti, äh, Benny, schon), benütze selbige aber nicht als Knüppel, sondern als Pflöcke und ramme sie dem außerirdischen Monstrum in die fellbedeckte Plauze. Psychologen könnten sicherlich seitenweise Abhandlungen über Penetrationsallegorien aus dem Ärmel schütteln, aber ich lasse as. Zu einem scheußlich-schrägen symphonsichen Score wird das Monster geWitchfinder Generaled, Alenka flashback dabei noch mal kurz zu Tequila und Benny (warum auch immer), endlich bricht das Alien zusammen und haucht seinen extraterrestrischen Odem auf. Bei Morgendämmerung können Alenka und Annabell Richtung Stadt wandern… The End.

Soderla, das war mein erster Rose. Ich will nicht soweit gehen und behaupten, dass es definitiv auch mein letzter war (sag niemals mals, newa), aber so richtig drängen, seine anderen Werke wie Rigor Mortis oder die diversen Mutation-Filme unter die Pupillen zu nehmen, nö, das tut´s mich dann auch nicht. Denn Space Wolf ist mit Sicherheit kein guter Film.

Wobei ich Meister Rose, der sich in bester Egomanen-Manier nicht nur die Aufgabe des Regisseurs, sondern auch die des Produzenten, Drehbuchautoren, Kameramannes, Schnittmeisters und Darstellers ans Bein gebunden hat, noch nicht mal das Bemühen absprechen möchte, nicht nur den üblichen deutschen Amateur-Gore-Schmodder-Schotter zu bewerkstelligen, sondern (hüstel), so was ähnliches wie ´ne Story und Charaktere einzubauen. Nur macht guter Wille allein halt noch keine Kompetenz und an Kompetenz mangelt es Space Wolf in ziemlich vielen Hinsichten, auch das vermutete vernachlässigenswerte Budget mit in Betrachtung gezogen.

Fangen wir also mal bei der Geschichte an – oookay, mörderisches Alien tobt durch irgendwelche Laub- und Nadelwälder. Ist jetzt nicht so die berühmte Wucht in Tüten, rein originalitätsmäßig gesehen. Deswegen beglückt man uns auch mit der, cough-cough, psychologischen Komponente der Agressionsabbauseminarologen, die rein laufzeittechnisch gesehen sogar den Löwenanteil des Films ausmacht. Und genau da beginnen die Probleme – dramaturgisch gesehen ist Space Wolf ´ne Katastrophe, alldieweil uns mehr oder weniger zwei Plotten präsentiert werden, die so arg viel nicht miteinander zu tun haben – welche Konflikte innerhalb der Gruppe herrschen, ist im Endeffekt völlig schnurz, weil die Gesellen ja eh nur dazu da sind, um in der zweiten Filmhälfte dekorativ vom Monster gemeuchelt zu werden; es werden also nur Konflikte aufgebaut, die aber nicht gelöst werden (es sei denn, man betrachtet es z.B. als Lösung, dass Tequila und Benny angesichts der tödlichen Bedrohung beschließen, ihre persönlichen Animositäten vorübergehend auf Pause zu schalten). Wir haben also gut 35 Minuten lang den Versuch eines psychologischen Thrillerdramas und weitere 35 Minuten lang einen schlicht gestrickten Monster-Bodycount. Passt nicht wirklich zusammen, fügt sich auch nicht wirklich zusammen.

Zumal die geneigte Zielgruppe, die auf fröhliche Blutschmoddereien wartet, vermutlich gar nicht die Geduld mitbringt, sich durch die erste Hälfte des Films ohne heftiges Vorspulen durchzutanken, und das kann ich ihr noch nicht mal verübeln, denn – ich sag´s immer wieder, Filme, die völlig ohne auch nur ansatzweise sympathische Charaktere (die hiesigen unterscheiden sich nur dadurch, dass manch einer weniger unsympathisch ist als der andere) auskommen, haben es verdammt schwer, vor allem, wenn letztlich Horrorfilme ja, psychologisch betrachtet, davon leben sollten, dass man als Zuschauer zu den Charakteren eine Bindung aufbaut, mit ihnen leidet und ihnen das Überleben wünscht. Bei den Gesellen, die Space Wolf auffährt, wünscht man sich eigentlich nur, dass das Monster kurzen Prozeß macht. Es sind einfach keine Personen, mit denen man sich identifizieren kann – klar, jeder beliebige Slasher-Film hat in seinem Charakter-Baukasten Klischees wie „dumme Sexhusche“ oder „Arschloch vom Dienst“, aber auch seine designierten Überlebende(n). Davon kann in Space Wolf nicht die Rede sein (warum ausgerechnet Alenka überleben darf und schlußendlich sogar die Co-Heldin gibt, ohne die das Monster nicht besiegt würde, ist ein Mysterium. Die ist nun wirklich die nervigste Figur im ganzen Film – seit wann dürfen Diplom-Hysterikerinnen überleben?). Es sind alles, ausnahmslos alles, Figuren, die sich nur in der Ausgestaltung ihrer Widerlichkeit unterscheiden (ja, da beziehe ich auch Rainer, den Gutmenschen, mit ein).

Natürlich ist schon die Grundidee „Anti-Agressions-Seminar“ in Form eines Zeltlagers im gottverlassenen Wald mit einer derart katastrophenförderlich zusammengestellten Truppe debil genug (andererseits: nichts ist so debil, dass ich es so manchem Psychofuzzi nicht tatsächlich zutrauen würde). Der einzige interessante Aspekt an der Geschichte liegt im Charakter „Marc“, der aus seinen persönlichen Motiven heraus nach Kräften versucht, das „Seminar“ zu sabotieren. Die Idee ist zwar auch nicht die unbedingt taufrischeste, aber zumindest nicht so abgedroschen wie das „böse Weltraummonster“ und hätte, ein paar interessantere und nachvollziehbarere weitere Charaktere vorausgesetzt, einen netten kleinen fiesen Psychothriller, meinetwegen sogar mit Slasher- und Splattereinlagen, hergegeben (ich will mal wieder nicht angeben, aber aus dem Szenario schreib ich in ein-zwei Tagen ein halbwegs erträgliches Script, indem „Marc“ seine Opfer auf Grundlage ihrer Psychosen der Reihe nach abmurkst).

Jedenfalls ist diese erste, „psychologische“ Hälfte schon allein aufgrund ihrer dümmlich-unausgegorenen „Psychologie“ eben recht ungenießbar (allein Annabell und ihre „ich-lasse-mich-für-Geld-ficken-weil-ich-das-für-mein-Ego-brauche“-Nummer ist zum Schreien). Leute, die wir nicht leiden können, schreien sich an und verprügeln sich, quatschen dummes Zeug, lassen die Hosen runter, blablabla. Ziemlich nervig, und auch die noch anzusprechenden gelegentlichen optischen Mätzchen helfen nicht wirklich. Da ist man selbst als nicht-unbedingt-Freund der sinnlosen Metzelarien schon richtiggehend dankbar, wenn nach 37 abgezählten Minuten der erste Kill sich einstellt und * endlich * das Leichenzählen beginnt. Sämtliche Versuche um eine vernünftige Dramaturgie werden mit diesem Zeitpunkt zwar ebenfalls über den Haufen geworfen (abgesehen vielleicht vom ein oder anderen verzweifelten Bemühen um Suspenseerzeugung), aber es wird dann wenigstens geschmoddert. Das beginnt noch relativ zahm mit dem sekundenbruchteilskurzen Kill an Tom und steigert sich bis zur exzessiven Zerlegung Bennys im Showdown. Wie, warum und was interessiert an dieser Stelle eh schon keinen mehr, die Hauptsache ist jetzt einfach, DASS, wenn Ihr versteht, was ich meine, wovon ich, meine lieben intelligenten Mitleser, mal ausgehe. Das ist in dieser Filmphase zwar ungefähr so spannend und emotional mitreißend wie eine Wiederholung einer x-beliebigen Meisterfeier des FC Bayern München, aber es passiert wenigstens was, es sorgt für eine gewisse Unterhaltung, und man freut sich schon allein darüber, dass diese doofen Schwachmaten endlich eliminiert werden.

Bevor ich die Drehbuchkritik beende, merke ich noch an, dass die Dialoge, wie in Amateurfilmen nicht selten, eher von der, naja, wie sag ich´s höflich, weniger prickelnden Sorte sind (und unhöflich gesagt: teilweise godawful), und falls irgendeine Art von Humor beabsichtigt gewesen sein sollte, hab ich das nicht mitgekriegt.

Okay, also zur filmischen Umsetzung. „Filmisch“ ist natürlich schon wieder ein großes Wort, wenn der Streifen in keiner Sekunde seineVideoherkunft verleugnen kann. Hab ich andererseits auch schon schlimmer gesehen. Die Kameraführung hat Licht und Schatten – gelegentlich ist sie für den Kontext eines Amateurfilms richtiggehend rasant und mit viel Bewegung, was ich immer als einen positiven Aspekt bei nichtprofessionellen Produktionen betrachte, auf der anderen Seite nervt Rose aber durch unnötige, langanhaltend-statische extreme Close-ups auf Gesichter (die große Dialogszene von Annabell und Alenka ist ein besonders anschauliches Beispiel. Da wird sicher zwei-drei Minuten einfach nur direkt auf Alenkas Gesicht gehalten, Annabells sehen wir nur am Rande, ohne auch nur den kleinesten Zucker der Kamera) – immer dann, wenn die Szenen dialogintensiver werden, fällt Rose optisch nicht mehr so wahnsinnig viel ein, was er mit der Kamera anstellen könnte. Anfänglich ganz witzige Gimmicks wie das Hochspeeden einzelner Szenen, ersatzweise gerne auch mal Slowmotion, laufen sich schnell tot und sehen nach dem von mir so hochgeschätzten „kuckt-das-kann-ich-auch“-Syndrom aus. Farbverschobene Monster-POV zählt nun auch nicht gerade zu den allerneuesten Errungenschaften des Genres. Inszenierung auf einen Spannungsbogen hin zählt auch nicht zu den Paradedisziplinen des Regisseurs – in der ersten Hälfte schleppt sich der Film über seine vermeintlichen Charakterkonfrontationen, die Monsterattacken in der zweiten Hälfte sind vorhersehbar und unspannend gestaltet.

Die Effekte sind bekanntlich gewerkelt von Olaf Ittenbach, dem Oberguru der deutschen Splatterszene – okay, da gibt´s kein Vertun, Olaf weiß, wie´s geht. Die Effekte sind angemessen hart und krude (besonders die „Körperspaltung“ Marcs und die finale Vernichtung Bennys), manchmal mit eher einfachen Mitteln gebastelt (wie Bennys Attacke auf Robs Bein oder die Abtrennung von Florians Arm), aber durchaus effektiv. Splattervielseher werden sicherlich keine schlaflosen Nächte bekommen, aber die Goreeskapaden sind durchaus solide und der Kunstgriff, sie vergleichsweise dosiert und sich immer weiter steigernd einzusetzen, ist zumindest ein kleines Anerkenntniskärtchen wert. Welches ich aber umgehend für das lächerliche Monsterdesign wieder kassiere. Der Monstersuit liegt so etwa auf dem Level des erwähnten Night of the Demon oder dem von Alien Terminator und ist demzufolge nicht wirklich angsteinflößend, sondern eher heiterkeitserregend.

Die Musik von Kamil Majewski will bei mir nicht recht zünden, zumal sie auch desöfteren mal nicht wirklich gelungen eingesetzt wird und angesichts des Gebotenen auch dann und wann zu dick aufträgt. Ferris MCs Track ist für einen Rap-Verächter wie mich gar nicht mal so übel.

Bei Amateurfilmen schütte ich meinen Zorn bekanntlich eher ungern über den Darstellern aus. Es sind nun mal keine Profis, sie verdienen nicht die 20 Mio. $ pro Film, die einem Tom Cruise oder Mel Gibson nachgeworfen werden, und das hat zumeist auch seine Gründe, die schlicht und ergreifend beim Thema „Talent“ begründet sind. Ich möchte aber Timo Rose empfehlen, bei allem Enthusiasmus für seine Kumpels, die da spielen, doch mal einen zweiten Take zu filmen, wenn seine Akteure sich deutlich merkbar im Text verhaspeln, eine Zeile an der falschen Stelle aufsagen o.ä. Lässt nämlich nicht nur die Darsteller unnötigerweise schlecht aussehen, sondern macht einfach auch einen unprofessionellen Eindruck. Dies vorangeschickt, sind die Darsteller an sich nicht sooo nervig (wie ihre Charaktere z.B.), Andreas Papeder Benny verkörpert, könnte, wenn er einen netteren Charakter hätte, durchaus sympathisch rüberkommen. Ähnliches gilt für Anja Gebel als Annabell, wohingegen die Darstellungskünste von Ralf Siedek als Tequila (obwohl, den Bilderbuch-Metal-Headbanger-Kuttenträger-Proleten, wie ihn sich der Otto Normalverbraucher in seinen kühnsten Alpträumen vorstellt, bringt er treffend rüber, inklusive gepflegter Aussprache wie „macht dat“ oder „wat is“) oder Yvette Moreaux (ich will hoffen, dass das ein Yvette-Mimieux-Gedächtnis-Pseudonym ist) als Alenka deutlich limitierter erscheinen. André Reissig als Marc ist durchaus angemessen fies, was mich einmal mehr darin bestärkt, dass mir ein reiner, aber dafür besser ausgearbeiterer Psycho-Schlitzer besser gefallen hätte als die abgegriffene Alien-Plotte. Thomas Kercmar legt mir seinen herzensguten Sozialarbeiterpsychologen Rainer viel ZU herzensgut und sozialarbeiterisch an, das ist ja soviel Güte und Milde, da wird einem ja die Milch sauer. Für die berühmte Biotonne sind die sinn- und verstandlosen Kurzauftritte von Olaf Ittenbach als besoffenem Anhalter und Bela B. – der Arzt hat ungefähr dreißig Sekunden Screentime, dagegen ist sein Auftritt in Francos Killer Barbys vs. Dracula (der aber vielleicht filmisch noch schwächer ist als Space Wolf) großes oscarverdächtiges Schauspiel – damit ist wieder erwiesen, dass Bela wirklich für jeden Schmarrn zu haben ist. Der Regisseur selbst fungiert als Tom.

Die DVD kommt natürlich von Roses Lauslabel SOI (was „Sword of Independence“ bedeutet, wollte ich eigentlich auch schon immer nicht wissen) und kurioserweise in einem Tonformat namens „SOI Surround“ (putzig). Die Bildpräsentation spielt sich in 1.85:1-Widescreen im 4:3-Letterbox-Verfahren ab und ist mäßig. Schärfe und Farben sind zwar in Ordnung, die Kompression knickt aber bei schnelleren Bewegungen ziemlich ein. Insgesamt für eine Amateur-Produktion aber noch im grünen Bereich.

Der Ton krankt an der üblichen Amateur-Krankheit, dass er stellenweise an der Unhörbarkeitsgrenze angesiedelt ist (kurios: der Streifen ist optional englisch untertitelt – manchmal untertitelt die Sub-Spur Dialoge, die im O-Ton nicht zu hören sind, manchmal werden im Film minutenlange Dialoge gemurmelt, zu denen man sich die Untertitel spart). Die Musik ist gut abgemischt.

Als Extras findet sich regulär der Trailer und das „unzensierte“ Musikvideo zu Ferris MCs „Im Zeichen des Freaks“ (directed by Rose, was es bei dem recht biederen Clip, in dem Ferris als „Killerpuppe“ eine Kindergeburtstagsfete aufmischt, zu zensieren gäbe, weiß ich nicht). Als Hidden Feature (SOI-Logo im Menü anwählen) wird zunächst noch mal der Trailer abgespult (aha), dann gibt´s eine Fuhre Deleted Scenes (erstaunlich genug, dass es tatsächlich gestrichene Szenen gab!), überraschenderweise (neben einer dankenswerterweise gekickten Szene, in der sich Benny ein roh geschlürftes Ei nochmal durch den Kopf gehen lässt und einer etwas, hehe, enthüllenden Szene, aus der sich erschliessen würde, dass das Lager der Clique vielleicht 10 Meter vom der Straße entfernt ist) handelt es sich hierbei hauptsächlich um verlängerte Gore-Einstellungen. Letztes Feature ist eine erneut vom Ferris-Track beschallte Slideshow.

Fazit: Space Wolf hätte schlimmer sein können (auch wenn ich letztlich nicht wirklich ausmachen kann, was wirklich positiv zu bewerten ist), aber insgesamt mal wieder ein Film, dessen Zielgruppe sich mir nicht recht erschließt. Wer einen sinnvollen Film mit schlüssiger Dramaturgie erwartet, verzweifelt an der recht tranigen Umsetzung der ersten Hälfte und den schmoddrigen Special FX im zweiten Teil, den Gorehounds wird ebenfalls die langwierige Auftaktphase ohne spekulative Blutsuppereien nicht gefallen und der Splatteranteil insgesamt zu gering sein. Abschließend möchte ich mich dahingehend äußern, dass Timo Rose hier keinen Totalausfall a la Dark Area liefert und mit Kamera und Schnittpult durchaus grundsätzlich umzugehen weiß, aber seine Zukunft eher eben da sehen sollte (wenn er nicht als Gangsta-Rapper zu Ruhm und Ehren kommt) als im kreativen Bereich Drehbuch/Regie. Denn damit kann er nicht wirklich was anfangen…

Insgesamt ist Space Wolf ob seiner diversen hirnrissigen Elemente und der blutigen Schmoddereien als Partyfilm nicht ganz ohne, aber es gibt auf dem Sektor sicher auch besseres und unterhaltsameres (auch von Amateuren).

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 4


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