- Deutscher Titel: Space Rangers
- Original-Titel: Hyper Space
- Alternative Titel: The Black Forest | Black Forest |
- Regie: David Hue
- Land: USA
- Jahr: 1989
- Darsteller:
Thomas Stanton (Richard Norton)
Arias Christensen (Lynn-Holly Johnson)
Ryan Drezak (Don Stroud)
Raymond Scully (James van Patten)
Samuel „Tubbs“ Tubarian (Ron O´Neal)
Roberta Villalobos (Rebecca Cruz)
Psycho (Big John Studd)
Android (Professor Toru Tanaka)
Matt Cheng (Jeff Imada)
Vorwort
Eins muss man den deutschen DVD-Publishern lassen – sie bringen nicht unbedingt das heraus, worauf ich händeringend warte, aber aber sie schaffen´s immer wieder, Sachen zu veröffentlichen, die ich entweder verdrängt oder mit einem „sowas-wird-eh-nie-auf-DVD-rauskommen“ resignierend jegliche VÖ-Chancen abgehakt hatte. Gut, von Best Entertainment, Madison und ähnlichen Klitschen bin ich mittlerweile einiges gewohnt, aber das nun auch ein, hüstel, renommiertes Label wie EuroVideo damit anfängt, 80er-Jahre-Gurken aus dem Niemandsland der hintersten Videothekenregale auf nichtsahnende DVD-Konsumenten loszulassen, das war nun nicht wirklich zu erwarten.
Jedenfalls liegt seit neustem auch Hyper Space, bzw. in seiner deutschen Inkarnation Space Rangers genannt (beide Titel haben mit dem Film ziemlich genau nichts zu tun, aber immerhin noch mehr als der mir immer noch Rästel aufgebende kursierende Alternativtitel Black Forest), eine chronisch unterfinanzierte SF-Gurke mit einem der von mir semikultisch verehrten Vierte-Reihe-Mitte-Martial-Arts-Stars, Richard Norton. Der hat das Kunststück fertig gebracht, in etlichen Hongkong-Filmen mit der Creme de la Creme wie Jackie Chan und Samo Hung gearbeitet und dabei immer gut ausgesehen zu haben, dafür aber in seinen Starring-Vehicles aus amerikanischer Schmiede einen Grützefilm nach dem anderen ablieferte. Space Rangers gehört, das kann ich vorwegnehmen, denn den Film kenne ich auch ohne DVD wie meine Westentasche, zu den letzteren und dennoch – oder gerade deswegen – mochte ich den Film immer gerne.
Egal, ich will noch mal auf meinen Einleitungsabsatz zurückkommen (vernünftige Struktur in meinen Reviews? Soweit kommt´s noch). Wenn jetzt schon Space Rangers das Licht der DVD-Welt erblickt, kann´s eigentlich nicht mehr lange dauern, bis zwei meiner Lieblings-Videoschundklopper from days of yore (in meiner VHS-Sammlung leider verschollen) auch auf Disc rauskommen – also, liebe Labels, ich warte auf Phantom Raiders (mit dem unvergleichlichen Miles O´Keeffe) und White Phantom (mit Willi, dem weißen Ninja. Liebe OFDB, davon gab´s übrigens mal ein UFA-Tape. Ich weiß was, was Ihr nicht wisst, nänänä-nänä-näää). Erwarte binnen der nächsten drei Monate Vollzug (und Reziexemplare).
Okay, also das wollte ich mal gesagt haben, jetzt können wir zum Film übergehen. Wie gesagt, ich bringe dem Streifen schwere nostalgische Erinnerungen entgegen. Mein Bauchgefühl sagt mir zwar, dass ich den Film, wenn ich einigermaßen fair bin (bin ich bekanntlich nie), ziemlich verreißen müsste, aber ob ich DAS über´s Herz bringe, kann ich dem geneigten Publikum nicht versprechen. Da müsst Ihr jetzt sehen, wie ihr zurecht kommt…
Inhalt
Also, wollen wir mal so tun, als würden wir den Film zum ersten und nicht zum umpfzigsten Mal sehen (in der Tat zählt meine abgenudelte VHS-Kopie zu den öfter gesehenen Tapes. Das hat sicher irgendwas zu bedeuten, weiß bloß nicht was…). Dann allerdings wäre sicherlich das erste, was wir bei einem Film mit dem Titel Hyper Space bzw. Space Rangers erwarten (auch wenn wir den Covertext berücksichtigen) – genau, irgendeine dusslige höchst irdisch aussehende Lagerhalle/Werkstatt of some sorts, deren, hüstel, futuristisches Ambiente stilecht durch ein paar wild in der Gegend rumliegende gelbe Schläuche erzeugt wird. Draußen vor der Tür sitzen in ihrer Karre unser großer Held Richard Norton, der hier Stanton heißt, und sein Partner Matt Cheng (Sidekick des Helden im Prolog, noch dazu Asiate in einem US-Film? War schön, dich gekannt zu haben, Matt…), Cops, eh, tschulligung, „Ranger“ mit Überwachungsauftrag. Some guy or other entert das Lagerhaus, was unsere Bullen zu blindem Aktinionismus veranlasst. Genauer gesagt, Stanton soll mal nachsehen. „Warum ich?“, ärgert sich Stanton. „Hast die längere Nase“, wisecracked Cheng und bereitet uns subtil auf das Humorlevel unseres Films vor.
Der some-guy-or-other ist niemand anderes als die früh verstorbene WWF-Wrestling-Legende Big John Studd und ihres Zeichens ein Schrank von Wohnzimmerausmaßen und hat in seinem Jute-statt-Plastik-Täschchen einen abgetrennten Kopf dabei (was man halt immer so mitnimmt, gelle).. Der grobe Klotz geht auf den mit irgendwelchen unspezifzierten Tätigkeiten beschäfigten Muckimann in der Lagerhalle los. Muckimann her oder hin, Big John Studd ist ungefähr doppelt so groß und daher klar auf die Gewinnerstraße abgebogen (der Zweikampf ist sicher nichts für die Freunde filigraner asiatischer Kampfkunstchoreographie). Stanton stürmt in den Raum und tut sein Copthing, d.h. zückt seine Wumme und beantragt Einstellung der Kampfhandlungen, was den großen Burschen begreiflicherweise sehr peripher tangiert. Also wischt er mit Stanton lieber den Boden auf (nachdem er ihm den mitgebrachten, aber nicht wirklich, eh, echt aussehenden Kopf an die Rübe geschleudert hat. Teuflisch!), bis der sich heimtückischerweise mit einem Schweißbrenner bewaffnet. Der Große ist aber NOCH heimtückischer und pustet mit purer Lungenleistung die Schweißflamme aus. Gemein. Findet auch Stanton: „Oh shit.“ Es fällt ihm allerdings ein, dass man einen ausgepusteten Schweißbrenner durchaus wieder anzünden kann. Stichwort anzünden, das tut er auch mit einem Knüppel, dessen sich Big John bedient – es hilft Stanton nur wenig weiter, dass das Riesenbaby jetzt mit einem brennenden Knüppel um sich drischt. Er ist sogar so schockiert, dass er sein Schweißgerät fallen lässt (ein wahrer Supercop) und sich statt dessen lieber mit einem Seil bewaffnet. Das wird natürlich auch schnell angezündet, so dass wir (in einer besseren Welt, bei einem höheren Budget und bei einem kompetenten Kampfchoreographen) einen tollen spektakulären Kampf zwischen flammender Keule und flammendem Seil bekommen (könnten, wie gesagt, bessere Welt und so). In einem kaum an Cleverness zu überbietendem Schachzug peitscht Stanton mit dem Seil die Sprinkleranlage an – des Bösmanns Keule wird gelöscht und der Bösmann selbst macht ein angemessen dummes Gesicht.
Stanton glaubt, den Gegner nunmehr soweit im Griff zu haben, um ihn ordnungsgemäß verhaften zu können, hat die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht. Der nämlich, seines Zeichens ein Kopfgeldjäger (und ich dachte immer, Kopfgeldjäger in zivilisierten Zeiten schnippeln ihren Zielpersonen nicht die Rüben ab), was „in dieser Stadt illegal“ ist, wie uns Stanton glaubhaft versichert, mag nicht verhaftet werden. Stanton schubst ihn in einen Stapel Kartons und fackelt ihn ab, was wir dank eines eher offensichtlichen Zensurschnitts (allerdings ist die DF tatsächlich satte sieben Minuten länger als die US-Fassung, wenn ich der IMDB glauben darf) nicht sehen dürfen. Im gemütlichen Schein des vor sich hin schmurgelnden Geplätteten möchte Stanton eine qualmen, findet aber ironischerweise kein Feuerzeug und beschließt daher, das Rauchen aufzugeben. That being funny, I suppose. Und alles mächtig SciFi.
Bevor das geneigte Publikum es sich vielleicht anders überlegt und die Cassette oder DVD als Kopier- bzw. Preßfehler zum Laden zurückbringt (sowas kann passieren – ich hatte mal eine Foreigner-CD, komplett mit aufgedrucktem Label etc., auf der sich zu meiner – und auch der des Ladenbesitzers, als ich sie umtasuchte – gesteigerten Verblüffung übler Hillbilly-Country befand), blenden die Produzenten sicherheitshalber den Vorspann und eine erklärende Texttafel ein. Demnach befinden wir uns im 21. Jahrhundert (weia, müssen wir uns also wieder ranhalten) und die Autoritäten hätten zur Lösung des Atommüllproblems genialerweise beschlossen, die nuklearen Abfälle einfach im Weltraum zu verklappen. Die spezielle Spezialeinheit, die dafür zuständig ist, wird genannt… Space Rangers (zumindest in der DF. Wie das in der Originalfassung mit den Titeln „Hyper Space“ und „Black Forest“ rein sinnmäßig funktionieren soll, kann ich mir nicht zusammenreimen). Nach den Opening Titles, gegen die eines typischen 80er-Jahre-Fred-Olen-Ray-Quickies ambitioniert wirken, sehen wir ein gar nicht mal vollkommen debil aussehendes Raumschiffsmodel vor einem Starfield-Backdrop rumcruisen (überzeugender würde es natürlich wirken, wenn sämtliche Effektshots halt nicht genau nach dem aussehen würden, was sie sind, nämlich nach Modellen, die vor einem Sternenfeld-Hintergrund hin- und hergezogen werden.). Nach einigen bedeutungsvollen Einstellungen der diversen Sets, eh, Fazilitäten des Schiffs (damit wir uns schon mal darauf einstellen können, wie wenige verschiedene Locations wir in den nächsten 80 Minuten haben werden) geht´s, soweit, so klassisch Alien, in den Tiefschlaf-Raum, wo die Crew des Schiffs (wenn das Schiff einen Namen hat, so ist er in der DF unter´n Tisch gefallen. Vielleicht heißt der Kübel ja „Black Forest“) mehr oder weniger dabei ist, aus ihrem Schönheitsschlaf zu erwachen (das das Budget begreiflicherweise keine Schlaf-Kokons o.ä. hergegeben hat, liegen die Damen und Herren einfach mit Atemmasken auf gewöhnlichen Pritschen). Der erste, der aufwacht, ist Stanton und ihm steht der alptraumindizierte Angstschweiß sprichwörtlich auf der Stirn. Wir können also davon ausgehen, dass der Prolog eine Flashback-Traumsequenz war, die noch irgendwas bedeutungsvolles aus Stantons Vergangenheit darstellen wird.
Der Rest der Crew bedient die üblichen Klischees – da hätten wir Arias, die hübsche kühle zugeknöpfte Blonde, die aber, offensichtlich von der ersten Sekunde an, ein Auge auf Stanton geworfen hat (ob der Konkurrenz nicht verwunderlich), Lobos, die heiße, temperamentvolle Latino-Braut, Drezak (mit so einem Namen kann man gar nicht Held sein), den personifizierten Klischee-Machoarsch, Captain Scully, ein unsicheres Bürschchen und wandelnder Minderwertigkeitskomplex und den token black guy (noch nehme ich Wetten darauf an, wer als erster drauf geht) Tubbs, Veteran, alter Sack, Schnarcher und besonderer Busenkumpel von Stanton. Diese Belegschaft hat gerade acht Monate verpennt (verdeutlicht im humorösen Dialog von Tubbs und Stanton: „Wie spät ist es?“ – „April!“). Tubbs überprüft seine Unterhose und stellt sehr enttäuscht fest, dass er in der ganzen langen Zeit nicht einen einzigen feuchten Traum gehabt hat (!), das kränkt die Männerseele. „Du bist zu alt“, juxt Stanton.
Einen Ehrenpunkt erhält dieser kleine ultrabillige B-Film für die anschließende Sequenz – hier wird etwas angerissen, woran die meisten Big-Budget-Major-SF-Filme keinen Gedanken verschwenden. Wenn man acht Monate nur rumgelegen hat, ist´s mit den Muckis nicht mehr allzuweit her und deswegen betreibt die komplette Crew Krafttraining. Dafür, dass die Szene aber hauptsächlich für lustige Komedypopomedy mißbraucht wird, zieh ich davon wieder einen halben Punkt ab: Tubbs macht keuchend Sit-ups: „Wie viele waren das?“ „13“, kunftet Stanton aus. „Hat sich angefühlt wie 14“, röchelt Tubbs. Der Captain korrigiert arrogant Stantons Umgang mit den Geräten, Drezak macht sich lieber gleich zum Affen.
Wo wir gerade dabei sind, haken wir schnell noch den Punkt „gratitious nudity“ auf der Checkliste ab, alldieweil Lobos sich zwecks Dusche aus ihren Klamotten schält, währenddessen Tubbs und Stanton, nein, dankenswerterweise nicht auch duschen, sondern sich rasieren und wichtige Exposition daherlabern (abgesehen davon, dass mir die Penetranz, mit der Stanton seinen Kumpel Tubbs als „alter Freund“ anredet, bereits jetzt auf den Keks geht. So reden doch echte Leute nicht miteinander, oder, alte Freunde?). Tubbs ist nämlich jetzt seit 30 Jahren auf hoher See bzw. im schwarzen All, hat die Schnauze voll und beabsichtigt, nach Rückkehr zur Erde die Rente einzureichen (mei, reicht´s nicht, dass der Kerl schwarz ist? Braucht er unbedingt noch ein zweites Todesurteil?), um sich dort um seine Familie zu kümmern (oh, Tubbs, du könntest dich gleich erschießen und der Welt und dir viel Kummer ersparen). Weitere Gemmen des anspruchsvollen Humors werden zelebriert:
Tubbs: Ich lade dich jedes Jahr zu Thanksgiving und Weihnachten ein.
Stanton: Machst du deine berühmte Truthahnfüllung?
Tubbs. Aber sicher.
Stanton: Dann komm ich nie.
Brüller. Absoluter Brüller (sofern man nie eine Folge von Married with Children gesehen hat).
Arias entdeckt dieweil auf der Brücke mit ihrem PC aus dem Jahr 1984 (also schon zu Zeiten dieses Films veraltet) dies oder das im System. Trotzdem wird erst mal in der Messe gegessen (Alien-Gedächtnisszene die nächste. Ich erkenne langsam ein Muster…). Drezak erzählt Witze, die noch unlustiger sind als die, die der Film eh schon auffährt und die ich deswegen nicht zitiere, Stanton mosert über den undefinierbaren Papp, der sich als Essen getarnt auf den Tellern befindet, was wiederum dem Captain Gelegenheit gibt, Stanton eins wegen seines freiwilligen Abgangs von den Rangers reinzuwürgen (ich wittere ein Trauma bei Stanton). Stichwort Rangers, Lobos erfreut die Tafelrunde mit dem Hinweis, dass die Ranger-Akademie ihren Aufnahmeantrag positiv beschieden hat (womit man so alles die interstellaren Funkfrequenzen belastet), der Captain, dem selbiges in seiner Jugend verwehrt blieb, kann daraufhin noch ein bissl schimpfen und seine Komplexe ausleben. Summa summarum, eine gut funktionierende Crew, wie man sie gern auf jedem Tiefenraumflug als Gefährten hat (da kann man nur hoffen, dass die Lebensversicherung auch bei Amokläufen an Bord zahlt).
Tubbs meißelt sein Todesurteil in Granit, indem er vor versammelter Belegschaft seinen Abschied ankündigt und (mit Ausnahme des im Zuge des Rangers-Dialogs kindsköpfig hinausgestürmten Capitanos, scheint mir ein echter führungskräftiger Haudegen zu sein) alle zum Thanksgiving-Truthahn einlädt. Mein Gott, toter als tot kann man doch gar nicht sein. Arias ruft Stanton auf die Brücke (und wir bemerken, dass die Türen den guten alten Star-Trek-SWOOSH-Mechanismus perfektioniert haben).
Stanton eilt auf die, hüstel, Brücke (dort würde ein Pygmäe Platzangst kriegen), wo Arias grave news verkündet – die Computersysteme spinnen, der Funkkontakt zur Erde ist abgerissen, über die Monitore huschen nur sinnlose Zahlenkolonnen (da hat man wohl ein Zufallszahlenprogramm auf´m 64er hingerotzt). Waaah! Das Problem, doziert Arias, liegt nicht an den Brückensystemen. Schnelldenker Stanton hat den Durchblick: „Dann muß es irgendwo anders liegen!“ (No kidding!)
Angesichts einer derart dramatischen Enthüllung drängt sich natürlich das filmische Mittel einer ergreifenden „nothing-happens-in-large-amounts“-Montage auf, in der wir alle Crewmitglieder nacheinander bei ihren menial tasks beobachten dürfen. Megaspannend. Und füllt gut und gerne 2 Minuten. Dann endlich hält es Stanton für angebracht, den Captain zu informieren (ohnehin schon vielsagend, dass Arias nicht dem nominellen Obermotz des Raumschiffs berichtet, sondern den Umweg über Stanton geht, dessen offizielle Funktion an Bord des Schiffes mir eh nicht ganz klar ist. Die anderen haben definierte Aufgaben – Drezak ist für die Ladung zuständig, Arias für die Computer, Lobos ist die Pilotin und Tubbs der Scotty, eh, Maschineningenieur). Die Situation ist sogar so schlimm, dass unsere Helden nicht mal wissen, ob sie wirklich nur 8 Monate gepennt haben oder viel länger im Tiefschlaf verbracht haben (hm. Sind sie dann an der Erde vorbeigezuckelt oder wie?). Als Ursache vermuten Stanton und Arias einen „radiation burn out“ während des Flugs (dafür allerdings sind alle Beteiligten verdammt unbekümmert, was eventuelle Verstrahlung angeht. Bei einem „burn out“ des Atommülls wäre das doch mein erster Gedanke). Der glorreiche Captain reagiert mit heilloser Überforderung.
Immerhin, man versammelt sich in der Messe und bespricht die Lage. Und die ist in einem Wort schlecht. Und in mehreren Worten grauenhaft, niederschmetternd, deprimierend, selbstmordgefährdend schlecht. Alle Navigations- und Computersysteme sind hinüber, und man hat Sprit verloren. Kein Beinbruch, rechnet Arias vor, die Rückreise wird sich damit nur um 67 Tage verzögern (es gibt schlimmeres). Weil man mittlerweile ein Leck als Fehlerquelle ausgemacht hat, scheißt der Captain prophylaktisch Drezak, weil für die Verstauung des Atomkrempels verantwortlich, zusammen. Tubbs hat allerdings neue schlechte Nachrichten – der Spritlevel ist niedriger als gedacht. Die Neuberechnung bringt ans Licht, dass das Schiff, um die Erde sicher zu erreichen, nur mit 1 % der maximalen Geschwindigkeit reisen kann und das würde die Reise doch auf lockere 22 Jahre, 9 Monate und 18 Tage verlängern. Okay, das IST ein Beinbruch. Der Captain hat einen seltenen Geistesblitz und verfällt auf die naheliegende Lösung, die 22-und-ein-paar-zerquetschten Jahre im Tiefschlaf zuzubringen, aber Drezak legt sein Veto ein (hat der was zu sagen?), er will lieber sterben als zwei Jahrzehnte verpennen (hm, er kann sagen, was er will, aber ich würde für den verlängerten Matratzenhorchdienst plädieren. 22 Jahre sind ´ne Menge, okay, aber tot ist tot). Lobos spekuliert, dass ihre Auftraggeber ja vielleicht ein Rettungsteam schicken könnten, aber wiederum spielt Drezak den Spielverderber und behauptet, dass man wohl kaum 500 Millionen in eine solche Mission investieren werde (hm, und das Schiff, das sich sicher gratis zusammengebaut hat, schreibt man einfach ab? Harte Zeiten). Stanton unterbricht die Diskussion mit einem beherzten Hinweis darauf, dass die Prioritäten erst mal auf das unmittelbare Überleben gerichtet werden sollten.
Auf einmal befinden wir uns wieder im Lagerhaus vom Prolog – ich schätze, Stanton schläft und träumt wieder. Zusammen mit sienem Partner schleicht er durch ein Labyrinth aus Kisten und Schachteln, auf der Suche nach einem Verdächtigen. Der Verdächtige ist Professor Toru Tanaka, den wir alle aus Filmen wie Running Man oder Dead Heat (oder steinalte Wrestling-Fans als Tag-Team-Partnre von Mr. Fuji) kennen. Eine schier endlos lange Hide&Seek-Sequenz, in der die Protagonisten minutenlang durch Kistenreihen schleichen und sich natürlich nie sehen oder finden (kennt man aus alten Zeichentrickfilmen) schließt sich an. Falls David Hue, der Regisseur, meinte, das könnte eventuell spannend oder suspensful sein – you´re wrong, buster. Nach gefühlten zwanzig Minuten schubst Toru einen Kistenstapel auf Stanton (woah, Action!), was insofern peinlich ist, als Stanton dabei seine Wumme verliert. Noch peinlicher wird das ganze, da man sich in einem Spielzeuglager befindet und in den umgefallenen Kisten – Spielzeugpistolen eingemottet waren, die zufälligerweise exaktemente GENAU so aussehen wie die Kugelspritze unseres taffen Helden. Stanton greift sich einen Schießprügel und stellt Toru, doch der hat seinen Partner am Kragen (fieserweise mit der Würge- und vermutlich auch Kopf-ab-Schnur schon um den Hals). Toru verlangt nur zehn Minuten Vorsprung, dann würde er Cheng freilassen (warum er ein solches Angebot machen sollte, wo doch anhand des Aufklebers auf Stantons Wumme klar ersichtlich ist, dass er sich eins der Spielzeuge gegriffen hat, ist ´ne andere Frage). Grummelnd knickt Stanton ein. Toru gibt ein philosophisches Statement ab: „Sei nie unachtsam, wenn ein Leben auf dem Spiel steht!“ Na, da haben wir aber wieder was gelernt. Ich nehme stark an, dass Toru Cheng das Köpfchen abschneidet, weil wir ja sonst kein Trauma hätten, unter dem Stanton leiden könnte, aber entweder wacht Stanton zu früh auf oder die Szene ist geschnitten. Ich tippe eher auf letzteres.
Anyway, es ist der nächste Morgen angebrochen und Stanton schiebt sich zwecks Frühstück in die Mensa. Dort ist heftiges Frustschieben angesagt. Ob Stantons Spruch „Hier herrscht ´ne Stimmung wie in der Leichenhalle“ nun wirklich für Auflockerung der Gemütslage sorgt, möchte ich dahingestellt sein lassen. Arias hat allerdings eine Idee ausgeklügelt – mit dem Space Shuttle (hmpf), dem Beiboot des Schiffes, könnte man den Rückflug zur Erde in nur 31 Monaten bewältigen. Das ist doch ein Wort! Gut, ein paar kleine technische Änderungen müssten schon noch am Shuttle vorgenommen werden, Zusatztanks, Tiefschlafeinrichtung etc., dennoch bricht natürlich allgemeiner Jubel aus und die Crew freut sich auf die sichere Heimkehr. Blöderweise hat Arias´ Idee einen leichten Pferdefuß, den sie intelligenterweise erst jetzt verkündet – mit dem Shuttle kann mitnichten die ganze Crew, sondern nur EINE Person heimfliegen (wenn wir später das Interieur des Shuttles sehen, ist das auch völlig klar und wirft kein gutes Licht auf die Intellenz der Crew, dass die wirklich geglaubt haben, man könnte zu SECHST mit dem Ding fliegen. Nicht mal gestapelt oder mit Stehplätzen!). Diese eine Person hätte immerhin eine 74%-ige Chance, heil anzukommen, bei zwei Passagieren wären´s nur noch 39% usw. usf. (und warum, du dumme Kuh, hast du deinen Vortrag nicht mit dem Satz eröffnet: „Ich wüßte eine Möglichkeit, wie einer von uns schneller nach Hause kommt“? Hätte keine unangebrachten Freudenstürme ausgelöst).
Der Captain sieht´s locker, kein Problem, sobald er auf der Erde angekommen ist, wird er sich umgehend um Hilfe kümmern. Der Rest der Crew sieht es aber gar nicht mal als so ausgemacht an, dass er es ist, der fliegen sollte (keine Frage, „der Kapitän verlässt als letzter das Schiff“ ist ein Argument, das crewseitig ins Spiel gebracht wird). Wer aber dann? Lobos denkt an sich, weil „ich bin die beste Pilotin!“ Kein Argument, stellt Drezak fest, das Shuttle fliegt mit Autopilot. Da abzusehen ist, dass eine sachliche Diskussion ungefähr so sinnvoll ist wie die Diskussion im hiesigen Forum, ob Freddy vs. Jason nun ein Fun-Film oder eine elende Zeitverschwendung ist (for the record, ich rechne mich der zweitgenannten Fraktion zu), schlägt Stanton den guten alten Losentscheid vor, was per demokratisch durchgeführter Abstimmung beschlossen wird. Zwar findet der Captain das nölig „unfair“ und weiß dabei Drezak an seiner Seite (wobei der bestimmt auch nicht dafür ist, dass der Captain fliegt), aber, mein Gott, was hat so´n Captain schon anzuschaffen?
Die method of choice ist das gute alte Hölzchen-Ziehen, das längste Holz gewinnt, erläutert Stanton die Spielregeln, und zwar darum, weil wenn´s anders wäre (also das kürzeste), möglich wäre, dass ein fieser Falschspieler sein Hölzchen abbrechen könnte. Drezak reklamiert, dass Stanton den Spielleiter und Holz-Ausgeber mimt, aber Stanton verklickert ihm, dass derjenige welcher als letzter ziehen, mithin also die geringste Chance hat, worauf Drezak einen vorgeschlagenen Rollentausch dankend ablehnt. Also wird gezogen – Lobos zieht und verliert, Drezak zieht und verliert, Arias zieht und verliert big (bzw. short) time (und das, obwohl Stanton ihr vorher versichert hat, dass „alles gut wird“. Volldepp, romantischer). Auch der Captain verliert – Sieger der Lotterie wird, na, jetzt sind wir ja alle soooo überrascht, Tubbs. „Ich hab noch nie irgendwas gewonnen“, freut sich der alte Knabe, als hätte er gerade den 10-Mio-Euro-Jackpot geknackt. Der Captain wittert Verrat und eine Verschwörung – bestimmt hat der raffinierte Stanton seinem alten Kumpel Tubbs das kurze Hölzchen zugeschustert. „Das war Absicht“, schnauft er und rennt trotzig aus der Messe (ob´s wirklich clever ist, Leuten Kapitänsposten zuzuschanzen, die sich im Krisenfall verhalten wie ein fünfjähriges Kind?).
Egal, es muss sowieso erst das Shuttle auf Vordermann gebracht werden. Arias ist beim allgemeinen Basteln nicht recht bei der Sache und Lobos keift, dass die ganze Operation mit ihr als echter Pilotin viel besser funktionieren würde als mit dem Autopiloten (diese Crew ist wirklich absolut krisenfest. Dagegen ist die Nostromo-Crew ein Musterbeispiel für Disziplin). In 27 Stunden soll das Shuttle starten. Tubbs packt schon mal seine Siebensachen und wird von Stanton besucht. Tubbs ist rätselhafterweise in melancholischer Stimmung (fällt sogar Stanton auf, der bemerkt, dass 22 Jahre mit ihm nicht auszuhalten wären) und vermacht Stanton seine (selbstverständlich illegale, aber so schwer an Bord zu schmuggeln war der Kram wohl nicht) Waffensammlung (ob die sich noch als nützlich erweisen wird?). Stanton interessiert sich mehr für Tubbs´ ebenfalls illegal gehaltenes Kuschelmonster, eine fiese (und schlecht hingetrickste) klauenbewehrte Kreatur, die in einem Terrarium haust. „Ich halte ihn, weil er böse ist wie ich“, grinst Tubbs und bietet an, länger an Bord zu bleiben, um den Fehlerteufel im System persönlich zu finden. Kommt nicht in Frage, weil das Shuttle unbedingt JETZT gestartet werden muss (warum eigentlich? Ich meine, das Schiff ist doch angeblich noch auf Kurs Erde. Jede weitere Verzögerung des Starts würde doch eigentlich nur bedeuten, dass die Chance, mit dem Shuttle die Erde zu erreichen, größer wird oder seh ich da was gravierend falsch?). Der Rest der Crew, meint Stanton, wird sich schon mit der Lage abfinden. Sieht Tubbs anders – Stanton sei als Ex-Ranger lebensbedrohliche Situationen gewohnt und könne ihnen gleichmütig begegnen, aber die anderen, die könnten durchknallen. Das bringt Tubbs auf die Idee, doch mal nachzufragen, warum Stanton die Rangers verlassen hat, aber Stanton schweigt eisern, auch, als Tubbs eine gewisse Peggy (wen?) ins Spiel bringt, die Stanton wohl mal zu ehelichen beabsichtigte. Laberlaberlaber. Tubbs wird philosophisch und unterbreitet den Vorschlag, seinen Platz mit Stanton zu tauschen, schließlich habe er sein Leben schon hinter sich, Stanton sei viel jünger etc. pp. Stanton lehnt natürlich heldenmäßig entschieden ab und behauptet, die Rangers verlassen zu haben, weil er Ruhe und Frieden gesucht habe. Das glaubt Tubbs ihm nicht.
Mein Gott, ich wusste gar nicht mehr, dass der Film eine derartige Labertasche ist. Könnte vielleicht endlich mal was passieren? Ich mein, der Film ist schon über die Halbzeitmarke und streng genommen hat sich bislang nichts ereignet, was man nicht auch in fünf Minuten hätte zusammenfassen können.
Na, ein bedrohlicher POV-Shot, der sich auf Tubbs´ Kabine zubewegt, ist doch schon mal ein Anfang. Allerdings ist´s nur Lobos, die unter dem Vorwand, ein Gespräch unter vier Augen mit Tubbs zu suchen, in dessen Kabine eintritt und sich sofort a) aus den Klamotten schält (aber nur aus der Uniformjacke. Das geht auch einsatzfruediger) und b) Tubbs an den Hals schmeißt. Der kann sein Glück vermutlich gar nicht fassen, aber natürlich geht´s Lobos nicht nur ums nähere Kennenlernen, sondern will sich nur als Beifahrerin für seinen Shuttletrip aufdrängen, schließlich könnte man auch zu zweit durchkommen. Sie schmatzt ihm einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. „Ich werde immer an dich denken“, kalauert Tubbs ablehnenderweis, „wenn ich an etwas besonders billiges denke!“ Aua, das hat gesessen. Ein Charmeur alter Schule.
Meaningful shots aller leeren Sets schließen sich mal wieder an (gibt ja immre noch ein paar Minuten totzuschlagen, ehe wir den Abspann rollen lassen können). Daran kann sich natürlich nur eine Montage anschließen, in der wir allen Crewmitgliedern bei ihren gegenwärtigen Tätigkeiten zusehen können. Stanton zeichnet eine Videobotschaft für Peggy auf, ohne dabei auf den Punkt zu kommen, den er vielleicht machen möchte, Arias liest ein Buch, der Captain sucht in seiner Kabine nach einwerfbaren Drogen, Lobos starrt in ihre Kollektion von Schminkspiegeln und Drezak – huch? Der ist nicht in seiner Kabine! Verdammt, es wird doch nicht etwa ENDLICH etwas passieren??
In der Tat, wir bringen langsam unseren Plot in Schwung. Drezak steht an der Shuttleschleuse und versucht, sich Einlass zu verschaffen, wird aber vom Captain ertappt. Die beiden liefern sich einen Fight, in dem es ihnen problemlos gelingt, die Luftschleuse nach DRAUSSEN zu öffnen (das sind Sicherheitsvorkehrungen. Da ist wirklich einfach in Kopfhöhe ein Knopf „Open Airlock“ angebracht, da kann man natürlich prima versehentlich draufdrücken und schon geht das Türchen auf und bläst die Luft (und alles, was nicht niet- und nagelfest ist) ins Weltall. Kompetent ausgedacht, das System (selbst aus unterschiedlichen Gründen als Deppenfilme zu klassifizierende Werke wie Hydra – Verschollen in Galaxis 4 und Naked Space schafften es, eine Luftschleuse als das darzustellen, was sie gemeinhin ist – eine Schleuse mit AUSSEN- und INNEN-Schott). Bevor sich die beiden Streithähne selbst in den Weltraum pusten können, gelingt es Held Stanton, das Schott zu schließen und den Kampf aufzlösen. Der Captain petzt Drezaks Versuch, ins Shuttle einzudringen, aber Drezak ist clever genug, die Situation genau andersrum darzustellen – einen validen Punkt hat er ja auch, denn was suchte der Captain am Shuttle? Außerdem sei der Captain ja auf Droge (das war jetzt aber gemein). Eigentlich völlig wurscht, meint Tubbs, der dazugestoßen ist, Stanton hat den Zugangscode fürs Shuttle nämlich geändert, um ihn (also Tubbs) zu schützen (hm. Inwiefern schützt das Tubbs? Okay, es kann kein anderer mit dem Shuttle starten, aber man kann ihn immer noch umlegen). Stanton hat Drezak als Schuldigen an der Kampfeinlage ausgemacht und droht ihm an, ihn im Wiederholungsfall in Einzelhaft zu nehmen (? Ist Stanton der offizielle Bordbulle? Und hat er für solche Fälle ´ne Einzelzelle an Bord? Und ganz abgesehen davon, wenn man eh nur einen Gefangenen hätte, wär´s dann nicht automatisch Einzelhaft?), und zwar so lange, bis er „an der eigenen Scheiße erstickt!“ (wie unflätig. Wie unhöflich. Wie unappetitlich). Drezak stößt trotz dieser finsteren Zukunftsaussichten ein paar düstere Drohungen an Tubbs´ Adresse aus: „Wir sehen uns wieder!“ (Davon ist bei normalem Fortgang der Dinge auszugehen).
Lobos versucht´s nochmal mit einer Privataudienz bei Tubbs – wenn der alte Knacker nicht auf Sex anspringt, dann vielleicht auf Reichtümer, und da habe sie einige beiseite geschafft (als intergalaktische Müllfrau? Respekt), und die könnte Tubbs haben, wenn er sie mitnimmt. Dafür müsste er allerdings noch leben, denn – wir kommen zum money shot des Films – sein Haustiermonster hat ihm gerade einen beträchtlichen Teil der Magengrube weggeknabbert und hockt in dem dadurch entstandenen Loch noch drin (den, hüstel, Goreeffekt hätten selbst deutsche Amateurfilmproleten Marke Schnaas wesentlich besser hinbekommen). Eeek! Lobos killt das Untier (Waffen liegen dank Tubbs´ Sammlung ja genügend rum), wird aber von Stanton, der herbeieilt, als chronisch mordverdächtig angesehen. Schnell bildet sich eine Vollversammlung am Tatort. Der Captain dummfragt, wer für die Bluttat verantwortlich sein könnte, Stanton zitiert die übliche „jeder-ist-verdächtig“-Routine und Drezak, der deklariert die Angelegenheit einfach zu einem Unfall (völlig von der Hand zu weisen ist die These ja auch wieder nicht. Das Viech KANN sich ja aus seinem Terrarium befreit und seinen Halter angefallen haben. Auch badmovie-Kater Pucki verübt ja hin und wieder Mordanschläge auf mich), viel wichtiger ist doch jetzt die Frage, wer Tubbs´ spontan freigewordenen Platz einnimmt. Der Captain theoretisiert, dass das in Stantons Hand liege, der ja den Code programmiert habe. Älläbätsch, kontert Stanton – der einzige, der den neuen Zugangscode wußte, ist Tubbs. Das ist doch jetzt mal ein perfekter Anwendungsfall für Homer Simpsons gutes altes D´oh! Captain Scully lässt sich davon jedoch eine gute schlechte Theorie nicht verderben und hält das vielmehr für´s perfekte Cover: Niemand würde doch Stanton verdächtigen, seinen besten Freund abgemurkst zu haben, nur um dessen Freiflugticket übernehmen zu können, oder? Stanton reagiert säuerlich und kloppt sich mit dem Captain, dieweil Lobos unauffällig zum Shuttle schleicht, finsteres im Sinn.
Sie droht, das Shuttle per Überdruck zu zerstören (wie immer das auch technisch funktionieren soll), falls Stanton nicht den Code rausrückt. Das dabei auch satte zwei Decks des Mutterschiffs hops gehen würden (und, wenn damit einhergehend, die Crew wohl schon mal die Groschen für den Fährmann über den Styx beiseite legen sollte), wird von ihr billigend in Kauf genommen. Stanton versucht, sie argumentativ zu überzeugen (fat chance, sucker!), aber sie weiß etwas, was er nicht weiß, nämlich, dass das Schiff selbst keine zwei Jahre mehr zusammenhalten werde (wenn der Fehler sich mit dem gleichem Tempo weiter durch die Systeme frißt – ist das ein Computervirus der langsamen Sorte oder was?) – das bedeutet im Umkehrschluß natürlich, dass der Shuttleflieger sich keine Gedanken mehr darum machen muss, ein Rettungsteam in Auftrag zu geben. Lobos spielt das alte „ich-zähl-bis-drei“-Spielchen und wird bei „drei“ von Drezak erschossen. Der hat sich nämlich eins von Tubbs´ Schießgewehren gegriffen (und ich soll jetzt also glauben, der alte Knabe hatte die Dinger im GELADENEN Zustand an Bord? Mein Gott, das ist ja wirklich unverantwortlich, tsk-tsk). Das hat er aber nicht im Dienste der Allgemeinheit getan, sondern eher deswegen, weil er den gleichen Plan wie Lobos verfolgt, nur mit anderen Mitteln. Er will, falls Stanton nicht mit dem Code rausrückt, das Schiff sprengen, sondern Arias totballern.
Gegen solcherlei Fiesoduckigkeiten gibt sich Stanton geschlagen und wirft dem Kontrahenten eine Codekarte hin, die für mich erstaunliche Ähnlichkeit mit einer handelsüblichen Kreditkarte hat. Drezak probiert das Kärtchen am Kartenleser des Shuttle-Terminals aus, to no avail, denn, haltet Euch fest, das ist LUSCHTIG, es IST eine handelsübliche Kreditkarte. Hahaa. Des Bösmanns Zorn lenkt ihn lange genug ab, dass Stanton sich auf ihn stürzen und in einen Kampf vermitteln kann, in dessen Verlauf diverse Leitungen aus der Wand gerissen werden und das Areal in den angemessen vernebelten Zustand bringen. Das Geschehen verlagert sich in den Lagerraum für den Atommüll, wo ich persönlich jetzt nicht unbedingt wild um mich schießen würde, aber Drezak sieht das anders. Es wird weiter gekämpft, Drezak haut Stanton den Gewehrkolben auf den Dez und beabsichtigt ihn anschließend in die nächste Welt zu ballern, was aber mangels Munition nicht funktioniert. In einem unbeobachteten Moment hat Stanton ihm nämlich das Magazin geklaut und puhlt jetzt ultracool (das hab ich auch schon mal in einem besseren Film gesehen) one-by-one die Kugeln aus selbigem. Er ist schon ein Hund, unser Held. Drezak lässt Wumme Wumme sein und versucht, Stanton zu erwürgen. Stanton rupft ein Stromkabel aus der Wand und hält es seinem Feind probehalber ins Gesicht. Es wirkt. Unser Held ergreift die Flucht und einen Knüppel, den er aber offenbar an der nächsten Ecke wieder ablegt, denn er kommt nicht darauf zurück.
In der Messe debattieren der Captain und Arias. „Jetzt ist jeder auf sich selbst gestellt“, beweist der Capitano, dass er wahrhaft dem Club der verantwortungsbewußten Schiffsführer angehört („Captains and Ladies first“, gelle?). „Jeder, der das Shuttle will, muss die drei anderen eliminieren“, führt er vertrauenserweckend fort (an Arias Stelle wäre ich jetzt, eh, doch ein wenig besorgt), um dann völlig überraschend ein Kooperationsangebot zu unterbreiten: „Zwei könnten es schaffen. Ich würde das Risiko eingehen!“ Never trust a man on drugs – selbstverständlich ist das gutherzige Angebot nur Ausrede für einen Annäherungsversuch in killender Absicht. Arias greift sich ein Messer und rammt es ihrem Kapitän in Notwehr in die Plauze…
Sie kann sich gleich bei Stanton ausheulen: „Ich hab den Captain erstochen!“ „Ist er tot?“ Ja, auch ein Held kann blöde Fragen stellen, aber, gar so unberechtigt war sie nicht, wie wir gleich noch merken werden. Arias hat schon wieder eine neue Problemlösung ausgetüftelt – mit dem Brückencomputer könnte man eventuell den Shuttlezugang overriden (wow. Das ist ja nun wirklich ´ne Geistesleistung. Wäre so ziemlich das erste, was mir eingefallen wäre). Allerdings hat unser Mädel doch etwas gelernt – bevor sie Stanton verraten will, wie das geht, muss er ihr Stein und Bein schwören, sie mitzunehmen, was Stanton natürlich stantepete gelobt (ich würde in der Situation auch ALLES versprechen, was nur geht, und sei´s das Gelöbnis, in Zukunft sexuell enthaltsam zu leben). Auf dem Weg zur Brücke inspiziert man die Messe, wo eigentlich ein toter Captain rumliegen sollte. Tut er aber nicht, nur ´ne Blutlache ist zu sehen. Egal, angestochener Captain kann warten, erst mal auf die Brücke, Code knacken. Arias brillanter Plan ist mal wieder einer von der Sorte, den sich nur jemand ausgedacht haben kann, der nie in seinem Leben auch nur vor einem Taschenrechner gesessen hat. Sie will eine Stromüberlastung im Brückencomputer erzeugen und diese dann in den Shuttlecomputer einspeisen (this is so stupid on many levels. Oder hat von Euch schon mal einer ´ne Stromüberlastung auf Diskette gespeichert oder per e-mail verschickt?).
Aus unerfindlichen Gründen gibt´s im Computer einen Kurzschluß (hm, ist das nicht so ungefähr das, was du haben wolltest, Ariasschätzchen?), was Stanton ermöglicht, sich wichtigtuerisch an einen zweiten Arbeitsplatz zu setzen, pathetisch an ein paar Knöpfen rumzuspielen und alle Nase lang „geht´s jetzt?“ zu fragen. Arias hält den Zeitpunkt für einen character moment gekommen und konfrontiert Stanton mit der Gretchenfrage: Wovor zum Henker läuft er weg? Jetzt lässt Stanton die Katze aus dem Sack: „Androiden!“ (Wuuuah! Argh! Ack-Ack!). Versteht Arias nun gar nicht: „Ich hab mit einigen zusammengearbeitet, die waren eigentlich ganz nett!“ (Wenn JETZT noch jemand die nächsten paar Plottwists nicht vorausahnt, kann er sich meinetwegen einsalzen lassen. Als Hardcore-Filmgeek ist er dann jedenfalls ungeeignet). „Die, die ich kenne, sind Kampfmaschinen“, ohne Mitgefühl, ohne Emotion, doziert Stanton unbeeindruckt, denn „einer hat meinen Partner getötet!“ NEEEIN! Verdammt! Wie überraschend! Wie noch-nie-dagewesen! (Würde ich den Film zum ersten Mal sehen, wäre das wieder mal ein Fall für den Dresch-Stirn-gegen-Tischplatte-Modus). „Wie kann man nur Maschinen Veratnwortung über Leben und Tod übertragen?“, ergeht sich Stanton in ethischen Grundsatzfragen (der sollte sich mal mit Will Smith´ Charakter aus I, Robot unterhalten. Ich glaube, die finden gemeinsame Interessensgebiete). Arias erspart sich und uns eine Antwort, indem sie feststellt, dass ihr Plan nicht funktioniert. Man müßte die Energie in der „Relay-Station“ einschalten. Stanton, being the big hero, schickt Arias hin (angesichts der Tatsache, dass zwei durchgeknallte Killer an Bord rumlaufen, ist das sehr edelmütig und selbstlos von ihm. Nicht, dass er ihr ´ne Waffe oder sowas mitgeben würde).
Was immer Arias an der Relay-Station treibt, es scheint zu wuppen, denn auf einmal nudelt der Monitor Code-Kombinationen rauf und runter. Plöd nur, dass der Captain mit Arias als Geisel die Brücke betritt und die Herausgabe des Codes einfordert (alle wollen sie immer doch das eine, wie langweilig). Stanton identifiziert den Captain als den Killer von Tubbs (dazu war jetzt aber auch wieder ´ne größere geistige Kraftanstrengung nötig. Das liegt so ungefähr on par mit der Schlußfolgerung, der nächste Papst müßte wohl katholisch sein [andererseits…]). Der Captain gesteht, aber es war ja auch einfach, spielt Stanton den Hercule Poirot: Arias ist „zu menschlich“, um so etwas grausames wie einen Mord zu begehen (na, da wird sich aber einer noch wundern, höhö), und Drezaks Stil sei´s auch nicht gewesen, dafür war´s zu feige. Trotz all dieser mentalen Superleistungen ist Stanton immer noch geistesgegenwärtig genug, hinter seinem Rücken an einem wackligen Kabel rumzuspielen und so einen Computerabsturz zu simulieren, der den Captain ablenkt und unserem Helden ermöglicht, den fiesen Killer seinerseits relativ unproblematisch zu killen. Also, auf zum Shuttle!
Vor die Shuttlebesteigung hat der liebe Gott allerdings ein klemmendes Schott gestellt. Stanton beweist seine übermenschlichen Kräfte, indem er das Ding mit Muckikraft aufhebelt (es wäre ja fast zu schön, wenn Stanton selbst ein Android wäre, aber den Mut wird ein fünftklassiger C-Film nicht haben). Auf der anderen Seite des Schotts wartet Drezak, mit Schaum vor´m Mund und Terminator-Gedächtnis-Make-up. Surprise, surprise, der Kerl ist auch ein Android, und das sagt er Stanton auch (obwohl er überhaupt nicht wissen kann, dass Stanton auf die künstlichen Menschen einen Hals schiebt), während er beiläufig Arias mit einem als Knüppel verwendeten Rohr umschubst und sie damit umbringt (die Mädels in der Zukunft halten aber auch nix mehr aus). Okay, es ist also Zeit für den Schlußkampf. Stanton findet während des Zweikampfs noch Zeit, seinen Gegner zu fragen, warum zum Geier es für eine Maschine wichtig wäre, um jeden Preis zu überleben (berechtigte Frage. Vermutlich, weil man da wieder mit den Robotergesetzen geschludert hat. Susan Calvin müßte den Knaben mal untersuchen. Und zwar die ECHTE, aus den Büchern). Nur Überleben ist wichtig, behauptet der Android, ohne die Frage damit wirklich erschöpfend zu beantworten (siehste, nicht mal dem Drehbuchautor fällt ´ne vernünftige oder auch nur ´ne unvernünftige Antwort ein) und meint, Ähnlichkeiten zwischen sich und Stanton zu erkennen: „Nur, dass ich den Tod fürchte und du – DAS LEBEN!“ Nein, welche Dramatik! Für einen Androiden ist Drezak aber mächtig blöde, denn er stellt sich unbedrängt direkt vor die Luftschleuse und so kann Stanton ihn ohne gesteigerte Schwierigkeiten ins Vakuum raussaugen lassen… boy, war das intense. Ich hab ja fast in mein Kissen gebissen vor Spannung (yaaawn).
Tscha. Damit wäre Stanton der einzige Überlebende (wer hätt´s gedacht). Trauernd beugt er sich über Arias´ Leiche und muss feststellen – Blondie war ein Android! Ha! How´s that for a plot twist? (Ich revidiere mein obiges Statement: Nicht die Mädels der Zukunft halten nichts aus, die Androiden sind verdammt lasch konstruiert. Einmal angestupft und die Dinger fallen tot um. Wie kommt sowas durch die Qualitätskontrolle? Alles Ausschuß!) Ein nachdenklicher Stanton muss sich eingestehen, dass nicht alle Androiden böse sind.
Das reicht unseren Filmemachern als bittersüßes Ende aber noch nicht, nein, wir müssen noch eins draufsetzen (es könnte ja Leute geben, die die Moral von der Geschicht immer noch nicht verstande haben. Sie ist ja auch so subtil). Stanton packt sich ins Shuttle und düst los und bemerkt, dass eine Videobotschaft auf den Piloten wartet – sie ist von Arias und eigentlich an Tubbs gerichtet. Und dem hat die Androidin ihr Metallherz ausgeschüttet. Der Maschinist wusste nämlich um ihre wahre Existenz, hat aber die Klappe gehalten. Dafür gelobte sie, sich um Stanton zu kümmren, in den sie sich vielleicht verliebt habe (so genau kann sie das als Maschine nicht wissen, versteht sich). „Ich bin verwirrt, beinahe menschlich,“ seufzt sie… tja, da hat unser Stanton sicher ´ne ganze Menge zum Nachdenken während der langen langen Heimreise…
Nostalgische Verklärung kann was wundervolles sein, aber auch ziemlich nerven. Beispiele für letzteres? Gern. Was hab ich z.B. den auch hier besprochenen SF-Horror-Heuler Nightflyers gesucht, nachdem mein alter Universum-VHS-Player die Cassette fraß? Und wie hab ich mich, nachdem ich Jahre später endlich die Laserdisc auftrieb, gefragt, warum zum Geier ich eigentlich so hinter dem Film her war? Oder Buckaroo Banzai… in meiner Erinnerung ein furioses Meisterwerk des schrägen Humors, nach Erwerb der DVD doch nur eine verzweifelt auf Kult getrimmte verschenkte Chance…
Bei Space Rangers (ich bleib mal beim deutschen Titel, mit dem identifizier ich den Film) liegt´s ein wenig anders – ich wußte IMMER, dass der Film übel ist (und nicht mal ein besonders spaßiger Trashheuler), aber ich konnte mich nie dazu durchringen, ihn wirklich schlecht zu finden. Und jetzt, nach Ansicht der DVD, bin ich wieder in meiner Ansicht bestätigt, dass der Streifen nichts taugt und trotzdem kann ich´s ihm nicht wirklich krumm nehmen. Der Film hat etwas sympathisch-unbeholfenes an sich, eine „wir-können´s-halt-nicht-besser“-Attitüde, die ihm objektiv betrachtet keinen Millimeter weiterhilft, aber verhindert, dass ich den eigentlich fälligen Vollverriß runterleiern kann.
Naja, ich versuche mal, mich dem Streifen sachlich zu nähern. Wer sich tatsächlich durch die, wenn ich meinem Textprogramm glauben darf, zehn oben stehenden A4-Seiten gekämpft hat, dem sag ich jetzt sicher nix neues – originell ist an der Plotte wenig bis nichts. Die Story ist nach dem Baukastenprinzip zusammengebaut: Wir nehmen das Grundprinzip der klassischen Arthur C. Clarke-Story Trapped in Space (in den 90ern auch zu einem semikompetenten TV-Film verwurstet), garnieren das mit dem üblichen gerüttelt Maß Alien und streuen als Geschmacksverfeinerer eine Prise Blade Runner oben drüber, voilá, fertig ist der filmische Fast-Food-Eintopf – und die erweist sich als nicht wirklich leicht verdaulich.
Ein großes Manko von Script und Film ist die unglückliche Struktur – in den ersten fünfundvierzig Minuten passiert, wenn wir ehrlich sind, nichts. Und zwar gar nichts (wenn man von den Flashback-Träumen Stantons absieht). Klar, es ist eigentlich ganz löblich, wenn sich ein billiger B-Film bemüht, die Charaktere ausführlich vorzustellen und nicht gleich in seinen Body Count einzusteigen, aber diese erste Filmhälfte zieht sich schon sehr wie ein geschmacksneutraler Orbit ohne Zucker, denn so vielschichtig sind die Charaktere nun auch wieder nicht (ganz im Gegentum, sie sind allesamt eindimensionale Klischeefiguren), und so grundkompliziert ist das Set-up der Situation ebenfalls nicht, dass man nicht diese Auftaktphase auf schlappe 20 Minuten hätte beschränken können. Und dabei war der ganze, hüstel, Aufwand mit der langwierigen Auftaktphase völlig umsonst, denn auch in der zweiten Filmhälfte, in die sich notgedrungen der ganze, hüstel, Plot und Body Count drängt, kommt kein Tempo auf, auch dann plätschert der Streifen mehr oder minder am Zuschauer vorbei, weil das Script kaum Überraschungen bieten kann. Mit der späten Einführung des Androiden-Gimmicks versucht das Script verzweifelt, für den Showdown noch das ein oder andere moment-de-surprise einzubauen, aber das kommt so aus dem Nichts (da die ebenfalls reichlich sinnlosen Flashbacks, die Stantons diesbezügliches Trauma ja vorbereiten bzw. erklären sollen, keine Rückschlüsse auf androide Tätigkeit zulassen. Sie erwecken mehr den Eindruck, als hätte Stanton die Rangers verlassen, weil sein Partner getötet wurde, und zwar einfach DARUM, und nicht, weil daran irgendwelche künstlichen Menschen beteiligt gewesen wären. Wieder mal ganz abgesehen davon, dass wir im Film ja nicht explizit sehen, DASS sein Partner ins Gras beißt. Ist wieder was für die Freunde des Zwischen-den-Zeilen-Lesens), dass es keinerlei Wirkung mehr auslöst außer einem sich heftig an die Stirn patschenden Zuschauer, der sich resigniert fragt, warum die Filmemacher jetzt auch das noch auf Teufel komm raus einbauen müssen.
Mit der ungünstigen Struktur des Scripts geht folgerichtig eine enorme Redseligkeit des Films einher – in der ersten Filmhälfte wird beinahe ausnahmslos gelabert (wenn der Regisseur nicht mit seinen genialen Montagen leerer Sets etc. Zeit schindet) und das leider Gottes auf eher unterirdischem Niveau. Man bemerkt das Bemühen, die Stimmung unter der Crew zu kopieren, wie sie auf der „Nostromo“ in Alien herrschte, aber wo man dort das Gefühl hatte, den glaubhaften Spannungen einer Mannschaft aus Durchschnittstypen beizuwohnen, Typen, die man nicht unbedingt alle ins Herz schließen wollte, aber bei denen man einfach ahnte und wußte, dass es aus dem, hüstel, „Leben“ gegriffene Figuren sind, herrschen bei Space Rangers dumpfe Klischees, üble Platitüden und ein lausiger Sinn für Humor vor – das macht halt den Unterschied aus zwischen einem ausgezeichneten Drehbuchautor, der prima Dialoge schreiben kann, und einem untalentierten Behelfsschreiberling, der weder davor noch danach einen anderen Writer-Job ergattern konnte, aus. Dabei stecken selbst im vermurksten Skript von Space Rangers noch zwei-drei gute Ideen drin – der überforderte und unter Komplexen leidende Captain, der seine zweifelhafte Autorität nur durch Drogengebrauch aufrecht erhalten kann, die Androidin Arias, die sich als „menschlicher“ erweist als der Großteil ihrer humanen Kollegen, das sind vielleicht nicht unbedingt bahnbrechend neue Einfälle, aber aus denen hätte man mit etwas mehr Sorgfalt gewinnbringendes machen können, so bleiben aber beide Ideen mehr oder weniger „throwaways“, Bälle, die seitens des Drehbuchautoren in die Luft geworfen, aber nicht wieder aufgefangen werden.
Gut, es wird also viel gequatscht und wenig davon ist wirklich hörenswert, ist aber nicht das einzige Problem, das der Film hat. Sein billiger Look muss da schon auch erwähnt werden. Okay, wir wollen nicht vergessen, dass der Film nicht gerade viel Öre gekostet haben kann (mich würde wundern, wenn die Produzenten mehr als einen mittleren sechsstelligen Dollarbetrag verbraten konnten, und dafür dürfte doch schon ein gewisses Pfund für die Darstellergagen draufgegangen sein), aber es schon ein wenig arg mau, was der Film an, cough-cough, optischen Glanzlichtern setzt. Von den Szenen auf der Erde (dem immer wieder bewährten und ultrabillig zu filmenden Lagerhausset) mal abgesehen, ist auch das Raumschiffinterieur nicht gerade ein Augenschmaus. Wenn mein SF-Film schon zum Entstehungszeitpunkt technisch veraltet aussieht, hab ich als Produzent ein kleines Problem… vorchristliche Computer, die zwar irgendwie den „realistischen“ Approach unterstützen könnten, wenn man´s den richtig gemacht hätte, Sets, die verzweifelt versuchen, bei prominenten Vorbildern abzukupfern (die Messe und der „Schlafraum“ aus Alien fallen da ein), das wirkt peinlich. Was schon fast wieder die perfekte Überleitung zu den Spezialeffekten darstellt. Die Weltraumtricks sind für eine Produktion dieser Preisklasse noch verhältnismäßig brauchbar – das hat man schon, auch in Low-Budget-Ware viel besser, aber auch schon viel übler gesehen (trotzdem sehen die Tricks halt nach dem aus, was sie sind, Modelltricks in einem billigen SF-Film). Schlimmer ist da schon der singuläre Creature-FX (Tubbs´ Haustier), bei dessen Anblick man schon einen Stoßseufzer gen Himmel ausstößt und dafür dankbar ist, dass wir es wenigstens nicht mit einem Monsterfilm zu tun haben (sonst würde da vermutlich ungefähr so aussehen wie in Alien Terminator. Gleiches gilt auf den einzigen Gore-Effekt des Films (den angefressenen Bauch des armen Tubbs), der doch einige Rückschlüsse auf das Können (bzw. die Abwesenheit selbigens) der Trickkünstler zulässt (und zudem noch, wenn er denn aus technischer Hinsicht funktionieren würde, was er nicht tut, echt deplaziert wäre, weil er überhaupt nicht in die, äh, Stimmung des Films paßt). Über die „Make-up“-Effekte für die Androiden breite ich den Mantel der Barmherzigkeit.
Regisseur David Hue zeichnet u.a. auch für Karate Wars und das Gary-Daniels-Vehikel Full Impact (demnächst in diesem Theater) verantwortlich, ist aber zwischenzeitlich in den Produzentensessel gewechselt und hat in dieser Funktion u.a. die Daniel-Bernhardt-Trashgranate Future War (mit der klassikerverdächtigen Tagline „Past Alien. Past Predator. Future Terminator“. Frechheit siegt) und den hier jüngst zurecht vernichteten Heuler The Protector auf dem Kerbholz. Als Regisseur ist Meister Hue eine echte Schnarchtasse. Gut, mit dem Drehbuch, das aber immerhin auf einer Idee des Herrn selbst basiert, ist nicht wirklich viel anzufangen, aber es noch langweiliger umzusetzen als Hue es tut, das stellt eine echte Herausforderung dar (Joe D´Amato hätte das vielleicht gekonnt). Hue beherrscht nicht die simpelsten Mittel zur Spannungserzeugung, hat keinen Stil, kein handwerkliches Können, das über „halten-wir-die-Kamera-mal-dahin-und-schauen-was-passiert“ hinausgeht, kann keine Atmosphäre erzeugen, offenbar auch seinen Schauspielern nicht wirklich vermitteln, was er von ihnen will und schon gar keine potentiell brauchbare Szene vernünftig vorbereiten und aufbauen. Eine ziemliche Null-Lösung, womit wir schon beim nächsten Kritikpunkt wären, nämlich den Action-Szenen.
Wenn man mit Richard Norton einen kapablen Martial Artist zur Verfügung hat, der sicher berühmter ist für seine Hand- und Fußkantenschwingereien als für seine große dramatische Bandbreite, dann sollte man doch versuchen, aus diesen Fähigkeiten Gewinn zu ziehen. Immerhin hat auch sein designierter Gegner Don Stroud einen Schwarzgurt in Karate und müßte daher theoretisch ungefähr wissen, wie man einen Kampf führt, aber Hue und Stunt-Koordinator Jeff Imada (heutzutage einer der ganz großen seiner Zunft und bei zahllosen Blockbustern für die Stunts zuständig gewesen; die kleine Rolle des Matt Cheng übernimmt Imada selbst, wer den Jungen also schon immer mal sehen wollte, wird hier fündig) entscheiden sich leider nicht für den optisch interessanteren Kampfkunst-Approach, sondern für den des „realistischen dreckigen Straßenkampfs“, d.h. die Actionszenen wirken weniger choreographiert als vielmehr wie sinn- und verstandlos geführte Schulhofprügeleien, die zwar schmutzig, unter Zuhilfenahme allerlei fieser Tricks, geführt werden, aber halt nicht wirklich interessant anzuschauen sind. Auch hier also: verpaßte Chanec, zumal David Hue auch nichts einfällt, womit er die Fights visuell mit kleinen Spielereien aus der Regietrickkiste hinguckenswerter gestalten könnte (und die Auflösung des Schlußkampfs ist schon eine mittlere bodenlose Unverschämtheit).
Womit wir nahtlos bei den Akteuren angekommen wären (mann, ist das heute alles im Fluß hier, dafür, dass ich die letzten drei Absätze zum zweiten Mal schreibe, weil wieder mal mein toller Rechner abgestürzt ist. Ich HASSE Windows XP). Zu Richard Norton, dem australischen Kampfkünstler, hab ich ja schon einiges gesagt. Ich mag den Kerl, er hat eine natürliche likeability und ist ein talentierter Martial Artist. Was er braucht, ist ein Regisseur, der ihn auch gut aussehen lässt, der vernünftige Kampfszenen inszenieren kann. Da ist er bisher eigentlich beinahe ausnahmslos in Hongkong fündig geworden (es kommt nicht von ungefähr, dass Martial-Arts-Ikonen wie Jackie Chan oder Sammo Hung Norton schätzen und immer wieder gern verpflichten), während seine US-Vehicles meistens ziemlich bodenlos-grützig daher kommen (kleine Ausnahme: die China O´Brien-Filme, wo er Cynthia Rothrocks Sidekick spielt. Das sind aber auch keine Kampfkunst-Epen, sondern kleine bescheidene, aber unterhaltsam-flotte Actionfilmchen, die eine prima Vorlage für eine TV-Serie abgegeben hätten, wenn man mich fragt. Aber mich fragt ja wieder mal keiner). Ein großer charismatischer Schauspieler ist er gewiß nicht (und wenn, liegen seine Stärken, wenn man mich fragt, eher im komödiantischen Bereich) und deswegen sitzt er mit einem Script, das seine Fight-Fähigkeiten beinahe komplett außer Acht lässt und von ihm verlangt (ich trau mich fast nicht, es zu schreiben), eine „tiefgründige“ Charakterrolle zu spielen, ziemlich auf dem Trockenen. Seine likeability hilft ihm ein wenig über die Untiefen des Films hinweg und so kann er den Streifen mit halbwegs intakter Würde verlassen.
Sein nomineller Gegenspieler ist Don Stroud, ein routinierter Veteran, der seine Laufbahn als Surfer begann und bei Roger Corman seine ersten schauspielerischen Meriten verdiente. In dem nicht zu Unrecht als kleinem Klassiker eingestuften WK-I-Luftkampf-Drama The Red Baron spielte er die zweite Hauptrolle als John Phillip Laws (Richthofen) englischer Erzfeind, spielte nochi n einigen anderen Corman-Produktionen und arbeitete in den 70er und 80er Jahren viel für´s TV, wo er Hauptrollen in TV-Serien wie der kurzlebigen Mrs. Columbo-Reihe und der 80er-Auflage von Mike Hammer spielte. Nach dem Ende der Spillane-Serie und dem Flop einer Dragnet-Neuauflage kehrte er in den B-Film-Bereich zurück und „veredelte“ Filme wie Mob Boss (von Fred Olen Ray), King of the Kickboxers (dt. „Karate Tiger 4“), Carnosaur 2 oder National Lampoon´s Men in White mit seiner Präsenz. Hyper Space lässt ihm in einer Rolle, die bereits zum Drehzeitpunkt nur noch tumbes Klischee war, kaum Möglichkeiten, sich irgendwie auszuzeichnen, sein Charakter nervt einfach nur und Stroud müht sich auch nicht wirklich, ihm irgendwelche Facetten zu verleihen.
Recht interessant ist auch die Besetzung von Arias mit Lynn-Holly Johnson, die in den 70er Jahren Eiskunstlaufprofi war und 1978 in dem in eben jenem Sujet ansässigen Tearjerker Ice Castle die Hauptrolle spielte. 1981 reichte es immerhin noch zum Bond-Girl in For Your Eyes Only, aber danach ging´s, wie bei so vielen Bond-Gespielinnen, rasch abwärts. 1983 traf sie Stroud schon beim Dreh des Pilotfilms zur neuen Mike Hammer-Serie, gab sich 1987 in Alien Predator die Ehre und war zuletzt 1996 in den B-Filmen The Criminal Mind (mit Lance Henriksen) und Fugitive X (wieder mit Richard Norton) zu sehen. Abgesehen von leicht vorstehenden Schneidezähnen (ja, ich achte manchmal auf Details) ist sie zumindest einigermaßen nett anzusehen (auch wenn sie sich züchtig-hochgeschlossen zeigt) und nervt nicht allzusehr.
James „ich trage einen großen Namen“ van Patten ist Sohn von Dick van Patten (der wiederum bekannt ist aus zahlreichen Mel-Brooks-Filmen und Weird-Al-Videos), konnte diesen Vorteil aber nie in gute Rollen ummünzen. Gewichtigeren Auftritten in unwichtigeren B-Filmen wie Nightforce, Twisted Justice (wo er wieder auf Don Stroud traf) oder Freedom Strike stehen kaum wirklich bedeutsame Auftritte in größeren Filmen gegenüber (am ehesten vielleicht noch an der Seite von Telly Savalas in The Dirty Dozen IV), auch wenn Mel Brooks den Sohn des alten Kumpels in Bit Parts in Life Stinks und Men in Tights einsetzte. Sein Captain Scully wäre (aus oben angesprochenen Punkten) ein halbwegs interessanter Charakter, wenn das Script ihm mehr Substanz gegeben und van Patten sich nicht für eine one-note-Performance als Hysteriker von nebenan entschieden hätte. Aber immerhin sieht er dem jungen Treat Williams ähnlich, find´ ich.
Zu Rebecca Cruz als Lobos ist nicht viel zu sagen, außer dass sich die Dame, die mit einem „introducing“-Credit vorgestellt wird, obwohl sie zuvor schon zwei Filme (Valet Girls und Dangerously Close abgedreht hatte (danach aber nix mehr, hätte man also eher statt „erstmalig“ „letztmalig“ nehmen sollen, hähä), für die zwei Sekunden gratitious nudity hergibt und ansonsten die üblichen Klischees einigermaßen solide erfüllt.
Die Rolle des speziellen Gaststars übernimmt Superfly Ron O´Neal persönlich, der nach seiner kurzen, aber heftigen Blaxploitation-Karriere nur noch selten vernünftige Rollen vor die Flinte bekam (am einprägsamsten sicher noch in The Final Countdown, dem spannendsten Werbefilm, den die US-Navy je drehte) und so um 1987 rum endgültig im B-Film-Fach angekommen war und Streifen wie Trained to Kill, Up Against The Wall drehte und sich sogar für eine Mini-Rolle in Puppet Master 5 hergab. Ron O´Neal gibt den Tubbs recht sympathisch, aber sein Charakter ist halt einfach so platt und vorhersehbar (der könnte sich gleich ein „ich bin tot“-Schild um den Hals hängen), dass ihm auch nicht wirklich Möglichkeiten bleiben, sich über die „ich bin der Kerl, der als erster ins Gras beißen muss, um ein bissl emotionale Wirkung zu erzeugen“-Karte hinausgeht.
Wrestling-Freunde erfreuen sich an den ausgesprochen sinnlosen Auftritten von Big John Studd und Professor Toru Tanaka in den Flashback-Sequenzen und wenn ich jetzt noch kurz Jeff Imada als Schauspieler erwähne, hab ich den kompletten Cast abgearbetiet. Auch nicht schlecht.
Die Überraschung am DVD-Release ist noch nicht mal unbedingt so sehr, dass der Heuler überhaupt das Licht der Laserwelt erblickt, sondern dass er nicht von Best Entertainment oder Madison, die von Rechts wegen eigentlich für Grütze dieser Art zuständig wären, vertickt wird, sondern vom renommierten Qualitätslabel EuroVideo (und das auch nicht mal besonders billig, 14 Euro will amazon.de für die Scheibe haben). Wer sich deswegen aber Hoffnungen macht, die Disc könnte halbwegs erfreulich aussehen, der wird spätestens vom „ScreenPower“-Logo, mit dem sie sich meldet, eines besseren belehrt.
Und wahrlich, ich aber sage Euch, eine schlechtere Scheibe in der Preisklasse müsst Ihr erst mal finden. Als Master diente ganz offensichtlich die alte Videocassette von Highlight. Der Vollbildtranfer ist eine einzige Frechheit – unscharf, mit verwaschenen Farben, mangelndem Kontrast, zahlreichen Bilddefekten und Artefakten und vor allen Dingen einer Kompression, die schon beim 1,5-fach-Zoom so in die Knie geht wie eine durchschnittliche Grabbeltischscheibe bei vierfacher Vergrößerung. Dass sich dadurch natürlich auch Nachzieher einschleichen, ist selbstverständlich – schlimmer geht´s eigentlich nimmer (okay, Bests Lizenzgeber hatte es ja bei Crackdown Mission geschafft, das Tracking zu verjustieren, also geht´s eigentlich doch schlimmer). Jedenfalls sieht das Teil unwesentlich bis gar nicht besser aus wie meine alte VHS-Kopie – wenn die Scheibe für´nen Fünfer auf den Wühltischen verramscht würde, täte ich da ja noch gar nichts sagen und wäre hauptsächlich froh, dass solcher Kram überhaupt veröffentlicht wird, aber EuroVideo will für diese Scheibe genauso viel Öre wie für eine wunderbare anolis-Hammer-Edition oder einen aktuellen Blockbuster zu investieren ist, und das, liebe Freunde, ist eine Frechheit, die man nicht tolerieren sollte. Wenn schon bei normaler Auflösung der Hintergrund fröhlich verschwimmt und alles, was irgendwie in Bewegung ist, zu farbigen Klecksen verkommt, dann greif ich doch fast noch lieber zum VHS-Band. Schlimm (ich hoffe, die Screenshots machen einigermaßen deutlich, wo der Hase da läuft – Anm. des Verfassers: Ja, doch, ich denke, sie machen es – ich musste nämlich lang genug selektieren, um überhaupt vorzeigbare Screenshots, sprich solche, auf denen man ETWAS sieht, im Screenshot-Folder zu finden) – am PC merke ich soeben auch, dass am unteren Bildrand tatsächlich auch hier ein übler permanenter Fehler im Master liegt (am TV ist das dankenswerterweise im Overscan-Bereich).
Zumal der Ton auch nicht besser ist – zwar vermeldet das Cover stolz Tonspuren (deutsch in 5.1er-Upmix und 2.0-Dolby), davon weiß die Scheibe aber nichts – es findet sich ausschließlich der verrauschte, undynamische (und technisch natürlich völlig überflüssige) Upmix auf der Disc. Nicht gerade ein Ohrenschmaus, da doch ein ziemlich deutliches permanentes Grundrauschen zu vermelden ist und die Dialoge manchmal etwas knarzen, aber gerade eben noch so als zweckdienlich einzustufen.
Als Extras finden sich unvollständige Filmographien von Richard Norton und David Hue sowie eine recht ausführliche Trailershow.
Der Film sieht in zwei-drei Gewaltszenen geschnitten aus, ist aber wohl das vollständigste, was weltweit erhältlich ist (wie gesagt, die in den USA erhältliche Version läuft 81 Minuten NTSC).
Letzte Worte – ich komme wieder auf meinen Eingangsabsatz der „Analyse“ zurück. Space Rangers ist, objektiv betrachtet, ein fürchterlicher Film, der so ziemlich alles, was man auch nur ansatzweise falsch machen könnte, gnadenlos versemmelt und nicht mal richtig Spaß macht, weil er dafür einfach zu langweilig ist. Und trotzdem – ich kann dem Film nicht böse sein und weiß nicht, warum. Ja, der Film IST langeweilig, ja der Film hat keinen Drive, kein Tempo, keine wirklich guten Darstellerleistungen, keine brauchbaren Effekte und ja, der Film ist nicht mal unfreiwillig komisch, dass man ihn als lustigen Trash genießen könnte. Stimmt ja alles, bin ich der erste, der´s zugibt. Aber ich bring´s nicht über´s Herz, ihn zu verdammen. Die Unbeholfenheit, mit der alle Beteiligten an die Sache gehen, entbehrt nicht eines gewissen Charmes, der ihn nicht wirklich zum Vergnügen macht, aber mir irgendwie verbietet, im die eigentlich verdiente maximale-drei-Bier-Wertung zu verleihen. Ich bleibe daher wertungstechnisch einigermaßen neutral und schließe mit den Worten, dass der Film einer gewissen Klientel, die auf unterbelichtete SF-Klopper steht, gefallen könnte, die DVD aber erbärmlich ist und ich deswegen meinen Zorn nicht auf den Film selbst, sondern auf die DVD-Umsetzung von EuroVideo ventiliere. Dafür 14 Euro zu verlangen, das gehört eigentlich in die gleiche Schublade wie Hartz IV, Gesundheitsreform und Maut-Desaster…
(c) 2004 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 8
BIER-Skala: 5
Review verfasst am: 01.01.2004