Space Mutiny

 
  • Deutscher Titel: Space Mutiny
  • Original-Titel: Space Mutiny
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  • Regie: David Winters, Neil Sundstrom
  • Land: USA/Südafrika
  • Jahr: 1988
  • Darsteller:

    Dave Ryder (Reb Brown)
    Elijah Kalgan (John Phillip Law)
    Mac Phearson (James Ryan)
    Alex Jansen (Cameron Mitchell)
    Lea Jansen (Cisse Cameron)
    Scott Devers (Graham Clark)
    Lt. Lemont (Billy Second)
    Steve Godell (Rufus Swart)
    Mortuary Keeper (Arthur Hall)
    Joseph Enforcer (Norman Anstey)
    Chief Engineer (Rick Skidmore)
    Kalgan´s Bodyguard (Guy Pringle)
    Female Lieutenant (Claudia Jacobs)
    Blake (Chip Mitchell)
    Ranger (Gary D. Sweeney)
    Jennera (Madyelene Reynel)


Vorwort

A aaach… SPACE MUTINY. Dieses Review hab ich relativ lange vor mich hergeschoben… nicht, weil mich die blosse Vorstellung, mir den Film anzuschauen, kalte Schauer über den Rücken jagen würde – eher das Gegenteil. SPACE MUTINY ist einer meiner all-time-favourites. Und deswegen wollte ich mir das Review eigentlich für eine special occasion aufheben, aber – irgendwann ist es einem einfach danach und heute war es soweit. Immerhin nahm ich mir vor, den Film so anzusehen, als sei es „das erste Mal“ und das ist recht schwer, wenn man einen Film schon sicherlich zehn-zwölfmal gesehen und liebgewonnen hat. Trotzdem hat´s funktioniert, meine Notizen waren ausgesprochen umfangreich (mehrfach musste ich, ganz entgegen meiner Angewohnheit, den Film stoppen und erst mal ein paar Gedanken zu Papier bringen – btw: die Notizen waren rekordverdächtig lang, also wird wohl auch das Review rekordverdächtig lang werden… zum Vergleich: für THE KILLER SHREWS benötigte ich vier Tage in dem jetzt von mir verwendeten Tages-Kalenderbuch, SPACE MUTINY brauchte schlappe neun Tage ;-)).

SPACE MUTINY zählt zu den ewigen Fan Favourites der US-Kultserie MYSTERY SCIENCE THEATRE 3000, die hierzulande ja nur durch den dazu entstandenen Kinofilm vertreten ist. MST3Ks Konzept war ja, für die, die´s nicht kennen, dass in einer Rahmenhandlung ein paar Roboter und ein von Ausserirdischen entführter Erdling die schlechtesten Filme aller Zeiten betrachteteten und hämisch kommentierten (die besten Episoden sind in den USA auf Video und DVD erhältlich) – die Screenshots, die ich auftreiben konnte, stammen aus MST3K-Vidcaps und featuren daher die Silhuetten der Kommentatoren. Viele Menschen behaupten, SPACE MUTINY könne man sich ausschliesslich in dieser Form zu Gemüte führen. Neeee… das macht viel mehr Spass, wenn man die MST3K-Rolle selbst übernimmt… Denn glaubt mir, sowas wie diesen Film sieht man wirklich nicht alle Tage…


Inhalt

Die vermutlich schäbigsten Opening Credits der Filmgeschichte (jeder damals Achtjährige, der je einen Commodore 64 mit SIMON´S BASIC besessen hat, wird sich totlachen) werden durch das vertrauenserweckende Insert „An A.I.P. Production“ (was hier natürlich für „Action International Pictures“ steht, klar) eingeleitet. Bitte beachtet den tollkühnen Effekt, mit dem der Name des Regisseurs David Winters ins Bild geWHOOOSHt wird…

Danach befinden wir uns in heftiger Stock Footage aus KAMPFSTERN GALACTICA (man gewöhne sich daran, bitte), sprich die Galactica brummt durchs Bild, dazu unterrichtet der obligatorische Erzähler ein wenig Background über die Galactica, eh, „Southern Sun“, wie sie hier heisst, ein Generationenraumschiff, das Woher-Auch-Immer auf dem Weg nach Wohin-Auch-Immer ist. That´s as much background as we get, so ya better forget it right away. Wir schalten um auf die Brücke, die … nicht wirklich nach Galactica aussieht. Vielmehr hat jemand ein paar ausgediente Flugzeugsessel vor ein paar Personal Computer aus dem Jahr 1988 gestellt (niemand machte sich die Mühe, das vielleicht etwas … futuristischer zu gestalten). Hübsch auch die „Uniformen“ der Besatzung – die weiblichen Besatzungsmitglieder tragen grösstenteils knapp taillierte Badeanzüge und der Captain ist der Weihnachtsmann. Nein, ehrlich, so stellt man sich Santa Claus persönlich vor, nur trägt er statt des roten Mantels ´nen blau-silbernen Umhang. Der Scheff is er trotzdem.

Nothing of interest happens here, also begeben wir uns in den Maschinenraum, der verdächtig nach einer stillgelegten Fabrik aus dem Jahr 1872 aussieht. Durch die Oberlichter flimmert friedlich das Tageslicht und zwischen den ganzen Catwalks (uh-oh), Rohren, Pipelines, Generatoren und dem weiteren Zeug, das nicht gerade nach High-Tech aussieht, schleicht ein finster aussehender Geselle mit verschlagenem Blick. Gestatten, Kalgan, unser EVIL INCARNATED für die nächsten knapp eineinhalb Stunden. Damit wir gleich den richtigen Eindruck von unserem Schuft erhalten, klatscht er eine Bombe (highly sophisticated: ein Bündel Plastiksprengstoff mit dem üblichen 0,98-Cent-Digitalwecker als Zünder) an ein wurmstichiges Ventil.

Das Galactica-Shuttle Nr. 356 (das einzige, das es ja jemals beim Krampfstern zu sehen gab), eh, will sagen, die Raumfähre „Landser“ (!!) ist im Landeanflug mit irgendwelchen Überlebenden eines nicht näher spezifizierten Desasters (es könnte dieser Film gewesen sein). Da aus naheliegenden Gründen keine Footage zur Verfügung stand, in der „eigene“ Darsteller das geklaute Shuttle verlassen, informiert uns HINREISSENDE PRIMITIV-C-64-VEKTORGRAFIK, die selbst zur Entstehungszeit des Films hoffnungslos outdated war (und für die trotzdem jemand im Nachspann seinen Namen hergab), dass die sogenannten „Bellerianerinnen“ aussteigen.

Noch mehr Betrieb für die Landemannschaften, denn ein Geschwader Stingray-Viper-Kampfschiffe (immerhin hat man den Original-Namen dieser schmucken Fighter recycled… Glen A. Larson, wo sind deine Anwälte?) kehrt von irgendwoher zurück und eines der Schiffe hat einen gewissen Professor Spooner an Bord. Scheinbar eine wichtige Konifere, äh, Koryphäe für Something-or-Other, denn die Tochter des Weihnachtsmanns, eh, Captains, Lea, ein leidlich attraktives Frauenzimmer mit Wespentaille und einer in den späten 50er Jahren von der Genfer Konvention verbotenen Frisur und einem reichlich dämlichen Grinsen ist freudestrahlend auf dem Weg zur „Kopplungsstation“, wo sich laut Borddurchsage alle einfinden sollen, die „das eintreffende Stingray-Viper-Geschwader begrüssen“ wollen.

Bevor allerdings die Landung über die Bühne gehen kann, werden die Stock-Footage-Vipers von einem Haufen Stock-Footage-Cylonen angegriffen. Eh, meine natürlich von „Weltraumpiraten“. Ein zünftiges Space Battle nimmt seinen Lauf, courtesy natürlich by Stock Footage Galore. Diverse Sachen explodieren, diverse Vipers & Cylonen werden zu „Astro-Dust“ (no kiddin´, zumindest in der OF), auf der Brücke sieht man dem Treiben ungefähr so emotional beteiligt zu, als würde auf dem Hauptbildschirm das Pre-Season-Freundschaftsspiel zwischen dem DJK Grün-Weiss Niedersörup und Werder Bremen übertragen (no offense intended), Kalgan pflanzt ne weitere Bombe in einer (mit einem hübschen aufgehängten Schild „RESTRICTED AREÄ) offensichtlich vitalen Zone, wo er noch einen ahnungslosen Crewman zappt.

Das Shuttle mit Professor Spooner und dem eifrig an diversen Kontrollen in einem Ed-Wood-mässigen Viper-Cockpit fiedelnden Piloten scheint als einziges die Piratenattacken überstanden zu haben und wird von Fliegerlieutenant Lemont (die mir als weibliche Hauptdarstellerin wesentlich lieber gewesen wäre…) per absolut sinnfreiem Technobabble („Erhöhen sie den Ladedruck auf 500 Pfund“. Turbo-Viper?) eingewiesen. Kalgan hält es für eine gute Idee, jetzt seine Bomben zu zünden. Obligatorischer Energieverlust, sämtliche Systeme inklusive der „Notlandemagnetschwelle“ (!) fallen aus. PANIK! Der Pilot fiddelt an mehr Kontrollen herum, muss aber nach ungefähr 0,7 Sekunden Bedenkzeit die Entscheidung fällen, sich mit dem Notausstiegs-Beam-System (!!) aus dem Schiff zu retten.

Während die Viper-Stock-Footage sich durch eine Explosion in traurige rauchende Trümmer in einer Fabrikhalle, die nur äusserst vage Ähnlichkeit mit einem Hangar oder so etwas ähnlichem hat, verwandelt, materialisiert der Pilot, jetzt kann ich´s ja verraten, namens Dave Ryder und unser nomineller Held, im zweitschlechtesten Beam-Effekt aller Zeiten (nach „Infra Superman“) auf dem in allgemeinem Chaos befindlichen Landedeck. Wiiir schaaalteeeen uuum iiiin eeeeiiiineeee Zeeeeiiitluuuupeeenseeeequeeeenz, denn Lea, in tiefer Sorge um den Prof, der noch in den brennenden Trümmern hockt (R.I.P.), stürmt gen Unglücksort, wird aber von Ryder getackled und aus der Gefahrenzone beeeefööördeeert.

Kalgan ist zufrieden, auf der Brücke rätselt man. Könnte es Sabotage gewesen sein? (Nö, nicht doch). Vielleicht sollte man noch anmerken, dass Kalgan hauptamtlich der Kommandant der Exekutivkräfte der Southern Sun (also sowas wie der Bordpolizei) ist. Einer seiner Männer rapportiert vollkommenen Blödsinn über die Bellerianerinnen.

Die Brücke, in Form von Santa Claus und seinem Ersten Offizier, Rudolph, the red nosed reindeer, eh, Captain Devers, sind immer noch am Grübeln. „Wer immer das war, muss sich gut mit Raumschiffen auskennen“, spekuliert Devers. Is nich wahr! Wie kommt man nur auf solch brillante Gedanken? Tja, aber was ist Motiv, fragt sich Santa, und Devers, gerade „on a roll“, was Geistesblitze angeht, stellt „ein Attentat?“ fragend in den Raum. Echt? Sicher? Pure Genius At Work.

Die Bellerianerinnen erfahren derweil die legendäre Southern-Sun-Gastfreundschaft, denn das Rudel Kapuzinermönche, äh, -frauen, wird in einen sprichwörtlich leeren Lagerraum geleitet, in dem sich NIX-NADA-NIENTE befindet. Nichtsdestotrotz telepathiert die Chefin der Mädels ihrer Eskorte, dass der Raum ausreichend sei und sie sich nunmehr verpfeifen sollen.
Der Weihnachtsmann geht mit der Zeit, hat sich nen neuen Mantel angeschafft und seine Nordpol-Werkstatt mit High-Tech-Computern ausgestattet
Kalgan trifft einen seiner wichtigsten Komplizen, den verräterrischen Chefingenieur MacPhearson, der natürlich EVIL sein muss, da er sich an humpelnderweise an einem Krückstock fortbewegt. (Hier fiel mir erstmals auf, wie unangenehm das Southern-Sun-Uniform-Logo an SS-Runen erinnert). Man ist allgemein begeistert, wie gut alles funktioniert hat, denn für die nächsten zwei Wochen ist das Landedeck gesperrt, niemand kann rein, und noch besser, niemand kann raus aus der Southern Sun. HAR-HAR-HAR. Bei der Gelegenheit verrät uns Kalgan auch etwas von seiner, öhm, Motivation. „Ich wurde im Weltraum geboren, aber ich werde nicht im Weltraum sterben, um Reichtum und Macht jenseits aller Vorstellungskraft anzuhäufen“. HAR-HAR-HAR. (Eh? Warum schnappst Du dir nicht das nächste Shuttle und landest? Kann doch nich so schwer sein?)

Auf der Brücke geht derweil der herzigste Technobabble diesseits einer TNG-Folge vonstatten, als Lemont die Schäden an Devers rapportiert: „Zwei der RLM5000-XRAM-Triebwerke sind beschädigt, was unsere VIXRON-Impulsgeneratoren beeinträchtigt.“ Na bewahre! Gottseidank ist offenbar der Flux-Kompensator unbeschädigt… ansonsten ist aber so ziemlich alles im Eimer, nicht mal mehr ne Bildverbindung kriegt man zustande..

MacPhearson hält indes eine Versammlung seines Ingenieursstabes ab (reine Spekulation meinerseits) und findet dort offenkundigen Beifall für die Idee einer baldigen Landung der Southern Sun, auch wenn dies gegen das „Gesetz des Universums“ (!) ist. Hm. Bislang ging ich davon aus, dass Gesetze des Universums mehr unter die Abteilung „Naturgesetze“ einzuordnen seien, aber man kann sich ja irren. Ein gewisser Paulsen begehrt auf und meint, da das ja eindeutig Meuterei wäre, müsse er dies melden. Dösbaddel. Natürlich stürzt sich sofort die ganze Blage auf ihn und prügelt auf ihn ein und MacPhearson erledigt den Rest, indem er den Verdummten mit seinem Krückstock pfählt. Yeah, that man is a psycho. Dann schleicht er von dannen, um sich auf der „Commander-Brücke“ zu melden. Erks. Wer erfindet nur diese Dialoge?

Unser Held Ryder ist zwischenzeitlich auf der Brücke angekommen und berichtet Erstatt. Devers verlangt nach seiner „Raumstatuskarte“, die prompt ausgehändigt wird (offenbar eine Art Ausweis). Diese Karte hat die Ausmasse einer durchschnittlichen Telefonkarte und wird offenbar in der Weise, äh, ausgelesen, dass man sie halb in ein 5-1/4-Zoll-Diskettenlaufwerk schiebt (I don´t make this up, Freunde!) – die Methode scheint aber immerhin zu funktionieren. Man hält es für eine gute Idee, eine Unglücksanalyse durchzuführen (chefmässiger Gedanke), indem man sich die lächerlichen Vektorgrafiken von vorhin nochmal zu Gemüte führt.

Die Bellerianerinnen haben zwischenzeitlich ihre Kutten zu einem Gebetsteppich vernäht und ihre Kristallkugeln ausgepackt (wo immer die sie auch hatten… Gepäck hatten sie zumindest nicht). Damit transmittiert sich die Anführerin in die Träume eines ahnungslosen Exekutiv-Offiziers, der einen schönen erotischen Traum mit Lapdance präsentiert bekommt und sich so im Schlaf zum Quartier der rätselhaften Frauen lotsen lässt. Bevor die allerdings schlimmeres mit ihm anstellen können, reisst ihn ein Kollege aus der Trance. This scene is officially extremely POINTLESS.

Zeit für etwas mehr süsses Technobabble. Ryder erklärt Santa Claus auf der Brücke, dass sein „Hi-Density-Deatomisierungs-Rettungssystem“ (argh, das Script muss ein fünfjähriger Erdschiff-Giganto-Fan verbrochen haben… obwohl, Giganto war cool :-)) nur für den Piloten funktioniert. Zum dramaturgisch angemessenen Zeitpunkt erscheint die wutentbrannte Lea auf der Brücke und beschimpft in übelster Weise den „feigen Piloten“, der den armen Prof hat einfach sterben Lassen. Ryder ist sauer genug, um deutlich zu machen, dass wir hier eine unsterbliche Love Story in Anbahnung verfolgen, nölt etwas von sich nicht rechtfertigen zu müssen, tut´s natürlich trotzdem und wenn die „sheeshenden“ Türen sich irgendwie zuknallen lassen würden, hätt´ er selbiges nach seinem „Und jetzt muss ich meinen Bericht schreiben“ sicherlich getan.

So, jetzt muss Kalgan mal wieder etwas schurkiges tun. Die Gelegenheit bietet sich, als ein gewisser Caldell per, eh, Telefon (okay, zumindest mit Bildübertragung) bei Lt. Lemont anklingelt und etwas von mysteriösen Munitions- und Sprengstoffdiebstählen dahererzählt, und er habe auch eine Ahnung, wer dahinter steckt. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt Lemont, dass er sich persönlich bei ihr meldet. Dumm nur, dass Kalgan mithört und dafür Sorge trägt, dass dieses Treffen nie zustandekommt. Sein Brutaltrupp, stilecht mit Wollmützen und Skimasken Modell Janne Ahonen ausgerüstet (BITTE? Nein, das darf nicht wahr sein. Zwickt´s mi, I glaab i traam…), hat den pesky kid bald gestellt, Kalgan stellt ihm das übliche Ultimatum „mit uns oder tot“ und Caldell ist blöde genug, den Helden spielen zu wollen, was dazu führt, dass Kalgan ihn von einem der Laufstege schubst (ich wusste, dass wir darauf zurückkommen). Caldell geht fliegen und seine lieblichen Ausdrucke Endlospapier (wow, technischer Fortschritt allenthalben) werden wohl nie von Lemont begutachtet werden können. All das wird von einer kompletten Fensterbreitseite liebevoll mit Tageslicht beleuchtet.

Lea sitzt im Gewächshaus (idyllisch, ungefähr drei Quadratmeter gross, nebst diversen Rohren und Pipelines und sicher schwerlich in der Lage, einen Klops von Galactica- Grösse zu versorgen) und wird von Ryder aufgesucht, der ein Versöhnungsangebot unterbreiten will. Aber da er nunmal ein Kerl ist, verfällt er noch vor seinem zweiten Wort in die „Das-hilft-ja-eh-nix-und-warum-bin-ich-überhaupt-auf-diese-blöde-Idee-gekommen“-Routine und dampft wieder ab. Another pointless scene (naja, fast… wir lernen eine zukünftige Location kennen).

Die nächste Szene führt uns in die… BORDDISCO! Yeah! Hier sind die 80er alive wie sie zu ihrer echten Zeit nie waren. Grauenhafte Tanzmusik. Exzentrische Outfits. Hula-Hoop-Reifen! (Nein, ehrlich!). Dress Code wird in diesem Etablissement ganz offenkundig nicht enforced, denn Ryder steht formal ausgesprochen „korrekt“ im Unterhemd an der Bar. Lea hat ihre Trauer um den Prof. erstaunlich schnell überwunden und tanzt sich den Wolf (nein, und es sieht nicht nach Frustbewältigung aus, sondern nach Spass, so wie sie Ryder ihren Hintern förmlich ins Gesicht drückt). Immortal Dialogue to follow:

Lea: „Kann eine Frau einen Mann in dieser Galaxis zu einem Drink einladen?“

Ryder: „Das kommt ganz darauf an.“

Lea: „Worauf?“

Ryder: „Ob ich mich einladen lassen will.“

GNADE! THAT IS TOO MUCH!

Na gut, auf jeden Fall tauscht man sofort dümmliches Gekichere und Grinsen aus und „fängt noch mal von vorn an“. Lea fragt, ob´s Ryder hier gefällt und das scheint so (mir deucht, der Film etabliert hier, dass Ryder nicht von der Southern Sun ist).

Dieweil wird im Hintergrund der Disco Lemont vom Abzappeln weg von der Exekutive verhaftet. Ryder und Lea sind suspicious, warum auch immer, und folgen. Lemont wird um die nächste Ecke geführt, wo Kalgan sie mit seinem Laser zapped. Ryder und Lea können nur noch die Leiche begutachten. Kalgen schwingt sich in seinen elektrobetriebenen Grossraumbürofussbodenwischer, eh, will natürlich sagen „Enforcer“, Ryder und Lea schwingen sich in einen praktischerweise herumstehenden weiteren „Enforcer“. Die nachfolgende Verfolgungsjagd findet auf der hauseigenen Kartbahn der Southern Sun statt, auf jeden Fall dreht man einige Runden um den selben Block (hm, vielleicht ist das auch eine Hommage an SILENT RUNNING)… nach der fünften Runde wird´s Kalgan zu blöd, er schiesst irgendein Rohr um, das als Strassensperre fungiert und funkt dann an sein Hauptquartier, dass man einen „69er“ (sic) habe, und schon ziehen die Janne-Ahonen-Fans mit den Wollmützen wieder auf. Ryder und Lea geben in ihrem Enforcer Fersengeld und geben Zeugnis der ausgefeilten Continuity des Films. Das Ryder-Gefährt trägt die Nummer Enforcer 7, aaaber bei einer Nahaufnahme ist es plötzlich Enforcer 4, dann wieder Enforcer 7. Mein Verdacht: da man nur zwei dieser Kübel zur Verfügung hatte (und nach was anderem als Kübel sehen die Teile auch nicht aus), pinselte man auf die eine Seite die Nummer 4 und auf die andere die Nummer 7. Dumm nur, wenn man in der selben Szene beide Seiten abfilmt. Na gut, Lady Luck will es, dass Lea einen Raketenwerfer findet und selbigen auch bedient, wir bekommen einen Shoot-out und jede Menge Salto schlagende Stuntmen, die durch die Gegend purzeln. Ryder und Lea suchen hinter hübsch gemauerten Ziegelmauern (!) Deckung, es knallt und explodiert an allen Ecken und Enden usw.

Auf der Brücke kriegt man davon natürlich nichts mit. Lt. Lemont sitzt friedlich an ihrem Arbeitsplatz (und höchst lebendig, natürlich) – nein, sie ist kein Zombie, im Schneideraum hat man hier offenbar ein paar Szenen falsch aneinandergekittet. Santa Claus und Devers diskutieren den Unglücksbericht, der den Beweis liefert. Beweis für was? Keine Ahnung. Auf jeden Fall sind der Weihnachtsmann und sein Gehilfe der festen Überzeugung, dass jemand den Kurs der Southern Sun ändern und eine Landung auf „Corona Borealis“ einleiten will – aber das ist doch Piratenterritorium! Shocking! Wer könnte das sein? Devers unterstreicht erneut seine Funktion als offizielles „Brain Department“ der Kommandoabteilung. „Es müsste jemand sein, der davon profitieren könnte!“ NEIN! Wie kommt er nur darauf!!! Santa Claus weiss, dass das nur der Befehlshaber der Exekutive sein könnte, aber das müsse man momentan unter Verschluss halten. Hm, wäre eine Warnung nicht vielleicht besser? Oder noch besser, sollte man den Kerl nicht einfach aus dem Verkehr ziehen? Gut, ich gebe zu, dass ist das, was ich und vermutlich Du machen würden, aber natürlich nicht der Nordpolbewohner mit dem Geschenkeverteilungstick.

Ryder und Lea haben sich irgendwie in Sicherheit gebracht und stolpern in einen Bereich, den ein alter Zausel sort-of bewacht. „Kann ich ihnen helfen, sie herumführen, ein Tässchen Tee anbieten?“ (Ehrlich!). Die Sightseeing-Einladung wird angenommen und so können unsere Helden die Privatsammlung tiefgefrorener Intimfeinde Kalgans begutachten. Madman, der er ist, foltert Kalgan seine Gegner, sind sie ihm dann unnütz, bläst er sie in den Weltraum, aber die, die man noch mal brauchen könnte, legt er hier auf eis. Die alte Plaudertasche gibt noch zum besten, dass Kalgan schlappe 38 Mann seiner Exekutivtruppe, die ihm nicht hörig waren, aus dem Verkehr gezogen hat und jetzt noch 200 Mann hat, die ihm treu ergeben sind. Nach dieser Exposition verabschieden sich die Helden. „Danke für den Besuch, beehren sie mich wieder.“

Ryder ist sich im klaren, was die Stunde geschlagen hat. „Wir müssen Waffen besorgen“. Wäre einfacher, wenn Kalgan mit seinen Schergen ihnen nicht hart auf den Fersen wären und wir einen weiteren Shoot-out mit mehr fliegenden Stuntmen erdulden müssten. Zum Glück stehen ein paar Gasflaschen mit dem daran gelehnten Schild „Gefahr! Methan-Gas“ rum, die Ryder quick in die Luft jagt (I don´t know if I would do that on a spaceship, aber die Southern Sun scheint ja ne stabile Konstruktion zu sein… [das mit den Brick Walls erinnert mich sowieso an dieses nicht verfilmte Alien-3-Screenplay von Vincent Ward mit einer Raumstation aus Holz).

Der Weihnachtsmann, äh, Captain Jansen konsultiert seinen allwissenden Computer und lässt sich, warum auch immer, über die Bellerianerinnen briefen. Der Computer allerdings kann auch nicht viel mehr an Infos bieten, ausser dass die Tussis „keinen festen Heimatplaneten“ haben und „Beherrscherinnen der Magie“ sind (argh!). Cue in eine telepathische Seduction. Der Weihnachtsmann wird von Bellerianerin bestiegen (appetitliche Vorstellung, gelle?). Diese stellt sich als Jenna´ra, die vierzehnte Hohepriesterin vor und gibt den typischen verquasten Blödsinn von sich. „Die Menschen an Bord der Southern Sun können nicht mehr zwischen Licht und Schatten unterscheiden. Die Crew fällt der Dunkelheit zum Opfer.“ Soso. Jenna´ra stellt irgendwelchen Hokuspokus an. „Zusammen finden wir den Weg zur Wahrheit. Jetzt ist es Zeit, Kalgan zu bekämpfen.“ Ich glaub, selbst Papa Santa Claus hätte das auch ohne diese nuzlose Intermission-Scene herausgefunden. Nichtsdestotrotz beruft der Captain umgehend eine Konferenz ein.

Hm. Sowas ähnliches. Unter einer „Konferenz“ stelle ich mir eigentlich, zweifellos durch zuviele Star-Trek-Episoden vorbelastet, vor, dass ein paar Typen um einen grossen Tisch, vielleicht mit ein paar Computerdisplays, herumsitzen und palavern. Nicht hier. Zwei Dreierreihen Flugzeugsessel stehen sich im Abstand von ungefähr einem Meter gegenüber und darauf hocken unsere Protagonisten und palavern. Darunter auch MacPhearson, der natürlich noch nicht als Bösmann enttarnt ist. MacPhearson tut natürlich unschuldig, gibt ein paar Allgemeinplätze a la „ich hab euch ja immer vor Kalgan gewarnt und jetzt ist er zu mächtig“ von sich und entschuldigt sich. Santa genehmigt den Abgang, salbadert was von „ich bin ein Mann des Friedens und nicht des Krieges“ (stimmt, das war der Weihnachtsmann schon immer) und ernennt Ryder zum neuen Flieger-Commander (was offensichtlich, ohne dass wir das bisher gewusst hätten, einer der zahlreichen Jobs Kalgans war). Lea ist begeistert und fällt ihrem Schatzi um den Hals.

Nun folgt tatsächlich eine Lautsprecherdurchsage, die vor Kalgan warnt (und „stilvoll“ über einige selektierte „Alltagsszenen“ der Durchschnitts-„Bevölkerung“ der Southern Sun gelegt wird – dazu gehört u.a. das Herumspielen mit Nunchakos). Kalgan wird offiziell von all seinen Ämtern entbunden und dann erweist sich der Captain als Politiker alter Schule und hofft auf „Vertrauen und Zuversicht in ihren Captain“. Hätte Gerhard Schröder nicht schöner formulieren können.

Rätselhafterweise ist Kalgan tief beeindruckt ob dieser Rede, als er sich mit MacPhearson berät. „Ich hab ihn wohl unterschätzt.“ MacPhearson weiss, Ryder ist an allem schuld und natürlich sogar an seiner alten Beinverletzung, damals, als… wir werden es nie erfahren. Hauptsache, Ryder ist auch daran schuld. Also gibt Kalgan das Kommando aus, Ryder und das Mädchen zu finden.

Auf der Brücke schätzt man die allgemeine Sachlage nicht als bedrohlich genug ein, um auf eine Neue-Flieger-Commander-Ernennungs-Party mit allen Zutaten, die man braucht (also Schampus und Cocktails) zu verzichten. There is a suspicious absence of Lea, zumindest für Ryders Geschmack, aber Jansen und Devers pointen den Hero in the right direction. Ryder bedankt sich und dampft ab. Der Weihnachtsmann seufzt. „Können Sie sich daran erinnern, so jung gewesen zu sein? Für mich ist es wie gestern.“ Uff. Du siehst ja auch nur aus wie 120, Adama-für-Arme.

Ryder findet Lea im Gewächshaus (wo sonst?) und natürlich macht man sofort passionate love (naja, wir dürfen uns das ausmalen). Lea schwärmt in nostalgischen Erinnerungen an diese Stätte und Ryder widerspricht seinem vor ein paar Minuten aufgebauten Charakterbild, nicht von der Southern Sun zu sein (was aber auch schon MacPhearson mit seiner Anschuldigung angekratzt hat), indem er von seiner alten Leidenschaft, der Kopplungsstation schwärmt. Okay, is mir auch wurscht, wo der Blödmann herkommt.

Wir schalten um zu einer weiteren sinnlosen Bellerianerinnen-Sequenz, die telepathisch zwei weitere von Kalgans Männern zu sich lotsen, um mit ihnen gemeinschaftlichen sinnlichen Ausdruckstanz vorzuführen. Als weitere Kalgan-Schergen die Typen bei den Girls finden, sind diese out cold und werden prompt zu Folter und Auf-Eis-Legung verbracht.

Die Southern Sun nähert sich indes der „Alpha-Delta-Zone“ (logisch) und das ist Piratenland. Prompt kommt die Funk-Drohung (im Original: „Surrender or be blown to astro-dust“ und schon greifen die Cylonen-Basisschiffe, eh, Piraten-Mutterschiffe an. Another Stock Footage Battle is on the way, Explosionen galore, die Produzenten hauen for good measure gleich noch mal die „Absturzszene“ vom Beginn (inklusive der auf das Wrack zustürmenden Lea von hinten) in Getümmel. Der Weihnachtsmann ist nachdenklich. „Selbst unter diesen Umständen hasse ich die Gewalt“. Philosoph, pseudo-moralischer! Jedenfalls macht er die Raketen der Southern Sun scharf und bläst damit die Basisschiffe in den Orkus. Die Überzeugungskraft dieser Sequenz wird dadurch gemindert, dass die „Raketenabschüsse“ durch Stock-Footage von Galactica-Viper-Starts dargestellt werden.

Auf jeden Fall allgemeiner Jubel und Ryder macht sich auf zu einer Motivations-Ansprache für seine Leute (alle ungefähr sieben davon), die ein Football-Coach nicht schöner halten würde (wobei ein Football-Coach vermutlich etwas mehr als sein Unterhemd anhätte). Drei Gruppen bildet er aus seinen Leuten, die eine soll Waffen bauen (!), die zweite als Soldaten fungieren (!!) und die dritte Lebensmittel beschaffen. Ausserdem will man den Maschinenraum abriegeln“Geht raus und zeigt´s ihnen!“ Ja! Jubel! Nur nicht bei MacPhearson, der ein „Mistkerl“ brummt und zu Kalgen petzen geht.

Kalgan ist weiter beeindruckt. Wenn der Maschinenraum abgeriegelt ist, können die GUTEN mit wenig Männern eine ganze Armee aufhalten. Wäre an sich ganz prima für die Good Guys, hätte der Plan nicht die obligatorische Schwachstelle, auf die MacPhearson hinweist. Die Lüftungsschächte des Heizkesselraums (! Ich hab´s geahnt, die Southern Sun ist ein Dampfschiff!) sind unbewacht!

Währenddessen wird Lea im Gewächshaus von ein paar Kalgan-Thugs, darunter einem Punk mit Irokesenschnitt (ich wusste immer, die Bundeswehr ist zu forsch im Umgang mit exotischen Frisuren), gekidnappt. Prompt macht Kalgan eine kleine Werbesendung in eigener Sache, zwölf Stunden hat Jansen um aufzugeben, ansonsten geht´s Lea an den Kragen. „Wir müssen uns wehren,“ weiss Devers, wie immer für die Denkarbeit zuständig. „Nur ein Mann kann uns helfen!“ Wer könnte das wohl sein!

Schon ist Ryder unterwegs gen Kalgans Hauptquartier, lässt sich in diverse lahme Faustfights mit verschiedenen Kalgan-Wollmützenträgern verwickeln, während Lea auf eine Trage gefesselt in den „Folterraum“ geschoben wird, wo Kalgan sie mit seiner „Lasersonde“ bekannt macht. Kalgan kennt immerhin seine Filmklassiker, namentlich den „Marathon-Mann“, denn diese Sonde funktioniert genau so wie ein altertümlicher Zahnbohrer, nur vielleicht noch schmerzhafter (hm, ich hätte gedenkt, die Dentaltechnik hätte in der Zukunft Fortschritte gemacht. Naja, dann eben nicht). Nun gut, Kalgan beginnt damit, Leas weisse Zahnreihen zu bearbeiten und begehrt zu wissen, wie die Notfalleinsatzpläne des Captains aussehen.

Ryder versteckt sich hinter mehr Ziegelmauern (eine Glühbirnenlampe baumelt allerliebst von der Decke), schaltet noch einen Exec aus und schnappt sich dessen Uniform (die natürlich passt), verzichtet aber auf die eigentlich einleuchtende Tarnung mit der Mütze und der Maske. Kalgan foltert vor sich hin, als MacPhearson auftaucht, kurz hüstelt und dann eigentlich nur sagt, dass er in den Maschinenraum geht. Kalgan, Gentleman alter Schule, bietet sich an, ihn hinzubringen (ist das doof oder ist das doof? Natürlich dient dieser Auftritt nur dazu, dass Kalgan die Folterei einstellt und wird die Möglichkeit zur nun folgenden KOMEDY-Szene haben). Alleingelassen bis auf einen leicht fetten Exec, beginnt Lea natürlich umgehend, selbigen zu verführen. (Inklusive der üblichen „Wer ich?“-Reaktion des Angegangenen). Kicher-kicher, mann ist das lustig, Lea bringt den Kerl dazu, sie nicht nur loszubinden, die Hosen runterzulassen und ihre Stiefel zu lecken („Stiefel! Stiefel! StiefeLLL!“) und schwuppdidupp hat sie seine Knarre und alles unter Kontrolle, just bevor Ryder um die Ecke in den Folterraum stolpert. Natürlich passt die Exec-Uniform des Fettsacks Lea wie angegossen, der ihr noch ein „Flittchen“ nachschmeisst, bevor Alarm ausgelöst wird (natürlich stilecht mit den Star-Trek-Klaxons). Diverses Lasergezappe (natürlich passt da nirgendwo einer der „Lasereffekte“ zu der Richtung, in der die Protagonisten ihre Kanonen halten), die wilde Verfolgungsjagd führt durch die Disco, wo verschiedene Getränkebehältnisse zerballert werden, dann gibt´s ein Kämpfchen in einem Lagerraum (der entweder absolut unpraktisch in einem Durchgangszimmer eingerichtet ist oder die Southern-Sun-Crewmembers sind ungefähr so faul wie ich und stellen alles einfach irgendwohin, wo grad ein Quadratmeter Platz ist). Nachdem Ryder und Lea ungefähr achtunddreissig Fieslinge ausgeknockt haben, kommen sie doch schon auf die Idee, sich die Masken und Mützen anzueignen, aber das hilft ihnen wenig, da am nächsten Checkpunkt nach „ID-Karten“ gefragt wird, die sie natürlich nicht haben. Ein paar Kicks und Punches später schmeissen die beiden die nutzlosen Tarnutensilien also wieder in den Müll.

Kalgan ist angefressen („ich werde von meinen eigenen Untergebenen unterminiert!“), befiehlt aber trotzdem den Angriff. Ryder liefert Lea bei Papa ab (Family Reunion, ach wie herzig) und endlich wird dem Brückenvolk enthüllt, dass MacPhearson ein fieser Verräter ist. „Verdammt,“ entfährt es Devers, „dann kennt Kalgan unsere Notfalleinsatzpläne!“ Eh. Ja. Schon. Warum wollte er die dann von Lea wissen? Ach ja, ich weiss… weil er ein sadistischer Psychopath ist. Ryder, Hero der er ist, erklärt, es allein mit der Streitmacht des Fieslings aufnehmen zu wollen, was allgemeinen Segen findet.

Die Bellerianerinnen schwurbeln etwas von „niemand kann seinem Schicksal entfliehen“ daher (und mein Karma ist es, Shogun zu sein, ich weiss), Kalgen brüllt zum Angriff. MacPhearson stolziert noch immer unbehelligt im Maschinenraum umher (gibt das da nicht irgendwo eine Kommunikationsmöglichkeit? Muss doch machbar sein…). Ryder führt seine Truppen an (eh, allein?), fliegende Stuntmen in rauhen Mengen, denn die Execs greifen an. Geballer an allen Fronten und Enden, live verfolgt auf der Brücke vom Captain (hm. Bildverbindung funktioniert. Also warum nicht auch Audio? Dann könnte man MacPhearson doch schon mal aus dem Verkehr ziehen!). Captain Weihnachtsmann kriegt wieder mal seinen moralischen… „Viele Menschenleben werden vergeudet. Aber so ist der Krieg. Er fördert immer das schlechteste am Menschen zutage.“ No kiddin´.

MacPhearson stiehlt sich in den Maschinenkontrollraum (oder sowas ähnliches, wird uns nicht verraten) und ballert alle dort anwesenden Hilfsingenieure ab, die auch brav warten, bis sie an der Reihe sind (sie drehen sich sogar erst dann in Richtung MacPhearson um, wenn er gerade auf sie zielt. Diese Jungs sind offenbar wirklich in ihre Arbeit vertieft.). Ryders Leute liefern den Kalgan-Truppen einen guten Kampf, vor allem, da sie auch mit Flammenwerfern ausgerüstet sind und sogar Kalgan fällt tot zu Boden. Seine Armee kämpft aber weiter, da man schon direkt vor dem Schild „Engine Room“ steht, das an die nächstbeste Tür gepinnt ist. Doch natürlich kann der Irokesen-Punk seine Genossen davon überzeugen, dass sie verloren haben, da Kalgan ja tot ist. Wahrhaft motiviert, die Kerle.

Lea setzt sich von der Brücke ab, was ihr Papa mit einem Achselzucken und „Liebe kann man nicht aufhalten“ kommentiert.

MacPhearson sitzt im Maschinenkontrollraum und knallt alles ab, was da rein will, doch die Bellerianerinnen schicken ihm eine Botschaft: „Deine Zeit ist gekommen, du bist der Erste!“ Der erste was? Egal. Out of nowhere seilt sich Lea von der Decke ab (WOHER? Ich dachte, es gäbe nur einen Eingang zu dem Raum?) und bringt damit das nötige Ablenkungsmanöver zustande, damit Ryder eindringen kann. MacPhearson verkriecht sich in den „Gasleitungstunnel“ (was es nicht alles gibt), der sich durch den ganzen Raum zieht und wimmert um Gnade. „Muss es denn so enden? Ich kann alles erklären!“ Ryder ist nicht nach Erklärungen zumute. Er dreht den Gashahn auf und setzt das Gas in Brand. MacPhearson seinerseits hat keine Lust, aus dem ungefähr sechzig cm tiefen „Tunnel“, der mehr eine „Grube“ ist, wieder rauszuklettern, sondern wartet, bis das brennende Gas ihn erreicht und er abfackelt.

Happy End? Mitneffen, liebe Freunde, bzw. mitnichten. Kalgan erwacht und er ist MEAN und looking for revenge.

Lea heult rum, sie habe noch nie jemanden verbrennen sehen (naja, du hast ungefähr 20 Mann gekillt, das reicht) und Ryder mosert sie an, warum sie nicht, so wie er´s wollte, auf der Brücke geblieben ist. Das übliche Geplänkel („Du bist undankbar!“ – „Du bist doof!“) wird unterbrochen, als Kalgan (insert Bellerianerinnen: „Deine Zeit ist gekommen, Kalgan!“) seinen Enforcer sattelt. Ryder hüpft in seinen, wird aber von Kalgan mittschiffs gerammt. Eine weitere Verfolgungs“jagd“ mit diesen putzigen Gefährten, die in ihrer Rasanz und Klasse jedenfalls KEINE Remineszenzen an BEN HUR weckt, entbrennt, man rammt sich, Lea läuft sinnlos rum und steht schliesslich mitten auf der Fahrbahn und versucht, Kalgan zu zappen. Beide Fahrer müssen komplizierte Ausweichmanöver um Lea veranstalten (ich frage mich zwar, warum Kalgan sie nicht einfach über´n Haufen fährt…). Ryders Karre scheint den Geist aufzugeben. Kalgan fährt jetzt DOCH Lea über´n Haufen, obwohl er jetzt zielen musste. Cartoon-Funken sprühen, wo die „Enforcer“ über den Boden schlittern. Ryder beschleunigt seinen Schlitten, bringt ihn auf Kollisionskurs und springt ab. Der Enforcer rammt Kalgans Schleuder und JETZT explodieren die Teile natürlich bei der ersten Berührung (klar, das Manöver wurde ja auch von einem GUTEN eingesetzt). Flammendes Inferno. „Lass ma abhauen,“ meint Ryder und der Weg führt klarerweise zu einer Rammeleinlage (geht nix über Sex nach der Schlacht) ins Gewächshaus…

Doch! Nein! Shock Ending!!! Nach einer geschlagenen Minute, die die Kamera über etliche Rohre etc. streift, sehen wir an einem Ventil … KALGAN lehnen, verbrannt, aber lebendig und grummelig… Nein, no sequel please!!!

Jesus, was soll man sagen? Schon allein das Herkunftsland dieses Streifens ist ein mittleres Geheimnis. „Offizielle“ Quellen wie das Videocover oder die IMDB vermelden die USA als Urheber, manche andere Websites „blame Canada“, ein ziemlich guter Guess scheint als tatsächliches Herkunftsland Südafrika zu sein (südafrikanische Produktionen wurden ja zu gottseidank überstandenen Apartheids-Zeiten desöfteren als US-Werke getarnt, um sie international besser vermarkten zu können) und ein ganz besonders wagemutiger Reviewer (Haiko´s Filmlexikon) schreibt den Streifen sogar der Filmproduktion Zaires zu (das wage ich aber nun doch etwas zu bezweifeln, denn das Genosse Mobutu tatsächlich nix besseres zu tun hatte, als SciFi-Trash zu finanzieren, scheint mir highly unlikely, es gab doch bestimmt ein paar political prisoners zu foltern oder so was…). Ist ja eigentlich auch egal.

Bei diesem rekordverdächtig langen Review (es ist mit Sicherheit Rekord, hehe) ist es Euch vermutlich schon aufgefallen, SPACE MUTINY ist einer dieser hübschen Filme, an denen GAR NICHTS stimmt. Der Film hat keine Continuity, keine interne Logik, kein schlüssiges Drehbuch, dafür aber Dialoge, die die Deblitätsgrenze mehr als einmal locker überspringen (Maria Danté, I stand impressed – soviel dummes Zeuch muss man sich erst mal ausdenken), keinen einzigen halbseiden kompetenten Schauspieler, mehr Stock Footage aus KAMPFSTERN GALACTICA als eine durchschnittliche Folge der Fernsehserie, strotzt nur so vor Goofs und ist dabei auch noch absolut straight gespielt. Klarer Fall – der Streifen macht mehr Spass als ein Installment der NACKTEN KANONE nach Wahl.

Dabei hat David Winters zumindest mal einen recht vernünftigen Film gedreht, den hier auch schon besprochenen „The Last Horror Film“ (auch als MANIAC 2 oder LOVE TO KILL bekannt), und das war ein kompetenter Horrorfilm mit gelegentlichen Anflügen von Intelligenz! Und dann das. Intelligent ist an SPACE MUTINY gar nichts. Kann natürlich daran liegen, dass Winters nicht allein verantwortlich für das Debakel war (obwohl er den Streifen selbst produzierte), denn mit Neal Sundstrom wird ein Co-Regisseur im Nachspann versteckt aufgelistet und Sundstrom wiederum war verantwortlich für HOWLING 5: THE REBIRTH. Zwei Regisseure tun einem Streifen bekanntlich selten gut, obwohl der Film ausgesprochen kohärent darin ist, ein absoluter Haufen Schwachfug zu sein.

Ohne jetzt nochmals alles im Detail analysieren zu wollen (ich hab oben schon genug dramaturgischen, drehbuchtechnischen, technobabblischen und sonstigen Ausschuss identifiziert), will ich als Beispiel nur mal die Bellerianerinnen aufführen. Die haben mit dem Film absolut nichts zu tun, agieren bis auf jansen mit keinem der sontigen wesentlichen Darsteller, spielen more or less die Rolle eines „greek chorus“ und sind für die Handlung komplett unnötig. Da diese Sequenzen aber eine ganze eigene Stab-Abteilung in den Credits haben (inklusive eigenem Kameramann, 2nd-Unit-Director etc.) vermute ich fast, dass diese Szenen entweder ursprünglich für einen anderen Film gedacht waren oder nachgedreht wurden, um die Laufzeit des Films noch um ein paar Minuten unaufwendig zu strecken (für erste Theorie spricht, dass Jennaras Charakter in der Originalfassung nicht von der Person gesprochen wird, die sie spielt, für die zweite, dass sie immerhin zumindest mit Jansen interagiert).

Ansonsten ist alles, aber auch alles an diesem Film so lächerlich und wird noch lächerlicher dadurch, dass scheinbar alle Beteiligten, sowohl Schauspieler als auch Stab, alles so fürchterlich ernst nahmen: die grauenhaften Klein-Mäxchen-Computergrafiken, die ich selbst nicht peinlicher hätte programmieren können, die lahmen Action-Szenen, in denen die bad guys at random von irgendwelchen Laufstegen fallen oder Purzelbäume schlagen, die grauenhafte Ausstattung der Brücke (die vermutlich trotzdem einen Grossteil des Budgets verschlungen hat, immerhin sind das ein paar echte Personal Computer, und die waren 88 noch nicht so billig wie heute…), die Schlampigkeit der Innenaufnahmen mit Oberlichtern, Ziegelmauern etc, die dusselige Marathon-Mann-Gedächtnis-Szene, ach, ich könnte stundenlang fortfahren, aber dann würde dieses Review eh noch länger und Euch interessiert vermutlich eh nur noch die Bewertung…

Na gut, ich muss aber trotzdem vorher noch ein Wort zu den sogenannten Schauspielern verlieren. Reb Brown, auch körperlich einer der am wenigsten beeindruckenden Action-„Stars“ des Z-Kinos, verdiente in den 80ern seine Brötchen in Hauptrollen von ungeniessbaren Schwachsinnsactionern wie CAGE FIGHTER oder DER KAMPFGIGANG und war auch mal in zwei absolut verachteten Superheldenschändungen als CAPTAIN AMERICA am Start. Der Jung kann nix. Nix. Naja, er kann sich vielleicht zwei Zeilen Text merken, mehr hat er selten hintereinander.

John Phillip Law hätte mal ein anständiger Schauspieler werden können. Er war durchaus beachtlich als Engel Pygar in Roger Vadims herausragendem Soft-SX-Trasher BARBARELLA und gab einen durchaus guten Richthofen in DER ROTE BARON von Roger Corman, versumpfte dann aber im weiteren „Karriere“-Verlauf in Z-Filmen aller Art und war auch für meinen Lieblingsschundregisseur Fred Olen Ray (in dessen vermutlich schlechtstem Film seiner Karriere, ALIENATOR), vor der Kamera. Law chargiert sich durch bodenlose Dialoge, dass es einem schon fast leid tun kann, immerhin muss ja auch Law seine Miete zahlen.

Cisse Cameron (Lea) hat ausser einer (zugegebenermassen recht beeindruckenden) Wespentaille nur noch zwei (hervorragende) Talente und verdankt selbst in einer Null-Budget-Produktion wie dieser ihre Rolle sicherlich nur der Tatsache, die Tochter von Cameron Mitchell zu sein, der wiederum jedem studentischen Weihnachtsmann hier ein echtes Role Model gibt – oh Cameron, wie tief bist du gesunken? Selbst deine diversen Sandalen-Filme für italienische Dünnbrettbohrer waren cineastische Highlights.

Gut, I think you get the picture. SPACE MUTINY ist eine filmische Gesamtkatastrophe und damit praktisch by default auch ein filmisches Gesamtkunstwerk, das sich in seiner Einzigartigkeit vielleicht nur noch mit Eddie Woods PLAN 9 FROM OUTER SPACE messen kann. SPACE MUTINY bietet sich in seiner charmant-konsequenten Doofheit, in der sich der Film jedem Anflug von Kompetenz verweigert, jeder Trashfilmrunde das Aha-Erlebnis des Jahres. Und immerhin muss man Winters und Sundstrom zubilligen, dass sie aus SPACE MUTINY einen wahren Roller Coaster gemacht haben, denn es gibt schlicht nicht einen langweiligen Moment – entweder haben wir eine schlechte Action-Szene, schwachsinnige Dialoge, schauspielerische Nullitäten in Bestform oder einfach Weltraum-Action courtesy by GALACTICA (die amerikanischen Videoverleiher waren frech genug, den Film mit den Worten „breathtaking special effects by the team that brought you STAR WARS“ zu vermarkten – ironischerweise ist das gar nicht mal so verkehrt, denn unter den Effektleuten von STAR WARS war ein gewisser John Dykstra, der später von ABC für die Special Effects für KAMPFSTERN GALACTICA angeheuert wurde… go figure!) vor Augen – nicht eine Sekunde Film, die nicht auf irgendeine (bizarre) Art unterhält.

Der Film ist erstaunlicherweise vor ca. 10 Jahren als Kaufcassette von Bild am Sonntag-Video aufgelegt worden (eine passende Kombination, wenn es denn eine gibt) und scheinbar scheint man den Streifen immer noch auf Video erwerben zu können. In diesem Sinne: ran an den Speck, denn keine Trashsammlung ist ohne diesen Weltraumspass übelster Sorte komplett. Und nun beantworte ich noch die grosse Frage nach der Bewertung – natürlich ist SPACE MUTINY der erste und vermutlich für lange Zeit auch einzige Streifen, der hier den Double-Strike schafft. 10 Bomben und 10 Bier, das muss erst mal eingeholt werden. Ich lach mich jetzt noch schlapp…

(c) 2002 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 10


mm
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