Soul Guardians

 
  • Deutscher Titel: Soul Guardians
  • Original-Titel: Soul Guardians
  •  
  • Regie: Kwang-chun Park
  • Land: Südkorea
  • Jahr: 1998
  • Darsteller:

    Sung-kee Ahn (Park), Hyun-joon Shin (Hyun), Sang Mi Chu (Seung-hee)


Vorwort

Eine Satanssekte begeht im Rahmen eines okkulten Rituals Massenselbstmord – die Polizei kommt zu spät, kann aber immerhin noch eine schwangere Frau retten, die bei der sofort eigeleiteten Notfallgeburt aber ebenfalls das Handtuch wirft. 20 Jahre später ist aus der als Waise aufgewachsenen Seung Hee ein attraktives Frauenzimmer (und ’ne Kfz-Mechanikerin) geworden, die von den grauenvollen Umständen ihrer Geburt nichts ahnt. Dafür aber andere… denn irgendjemand bringt die Überlebenden und/oder Aussteiger/Verräter der Satanssekte systematisch um. Park, der einst als Arzt Seung Hee auf die Welt brachte, sich für Fälle satanischer Besessenheit zu interessieren begann und zum Priester wurde, ahnt, dass Satan himself seine Griffel im Spiel hat und beabsichtigt, mit Pauken und Trompeten auf apokalyptische Weise in die Welt zurückzukehren – und dafür muss das damalige Ritual beendet werden, sprich, Seung Hees Typ wird verlangt. Aber er ist nicht der einzige, der über die finsteren Umtriebe des Höllenfürsts im Bilde ist – Hyun betätigt sich als freiberuflicher Dämonen- und Satansbraten-Killer und steht auf dem Standpunkt, wenn man zur Verhinderung des Schlimmsten Seung Hee umbringen müsste, bevor Satan ihrer habhaft wird, dann soll das halt so sein, was Gottesmann Park nicht ohne weiteres akzeptieren will. Während Park unter Assistenz des universell paranormal-magisch begabten Dreikäsehochs Cheng nach einem Ausweg aus dem Dilemma sucht, hat Hyun ein ganz anderes Problem – Detective Ming hält den betrenchcoateten Rächer (nicht völlig zu Unrecht) für einen zur Strecke zu bringenden Serienkiller und eine attraktive Reporterin interessiert sich für die Zusammenhänge zwischen den aktuellen Morden und dem Satansritual von vor 20 Jahren…


Inhalt

Und mal wieder was aus der Abteilung Asia-Snacks. Auch „Soul Guardians“ feierte seine Deutschlandpremiere vor einigen Lenzen beim Fantasy-Filmfest, was aber nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal per se darstellen muss. Aber wir sind ja Berufsoptimisten. Das Regiedebüt von Kwang-chun Park, der seitdem nur noch ein Liebesdrama namens „Madeleine“ auf die Beine gestellt hat, zieht dem geneigten Zuschauer, nach durchaus vielversprechendem Beginn, relativ schnell die Schuhe aus, und, wie sich aus dem Kontext dieses Satzes sicher schon ergeben hat, nicht unbedingt in positiver Hinsicht.

Ich sage die folgenden Worte an dieser Stelle nicht zum ersten und ganz bestimmt auch nicht zum letzten Mal, aber verdammt noch mal, es muss doch im ganzen Kontinent Asien irgendwo EIN EINZIGES schlüssiges, nachvollziehbares, intelligentes Drehbuch rumliegen, das irgendeiner der im Dutzend billiger aufzureibenden visuell talentierten Regisseure unfallfrei verfilmen könnte. „Soul Guardians“ ist ein ganz besonders extremes Beispiel für die „die-können-da-drüben-einfach-nicht-schreiben“-These, die man nach storytechnischen Debakeln wie „Versus“, „Battle Royale II“, „Ong Bak“ (obwohl’s in DEM speziellen Fall nicht gar so schlimm ist) etc. aufstellen kann. Dieser Film verwechselt nämlich einmal mehr ein komplexes Script mit einem konfusen, da werden Szenen wirr und ohne geringste Ansätze interner Logik aneinandergereiht, die beim Zuschauer nur noch Rätselraten auslösen, ohne dass Erklärungen oder Auflösungen auch nur angedeutet werden Schönes Beispiel dafür: Der Steppke Cheng, dessen Erscheinen sowieso für mich insofern bemerkenswert ist, als es beweist, dass asiatische Autoren mühelos in JEDE Story einen nervenden Kenny einbauen können und der hier ist mal wieder ganz besonders nervtötend, und sein erstaunliches Spektrum okkulter Fähigkeiten [der Knabe kann „magische Schilde“ basteln, Videospielmonster zum Leben erwecken, telekinetischen Mumpitz treiben und ist ein wandelndes Lexikon des Übersinnlichen] erhalten nicht mal eine einzige klitzekleine Zeile eines etwaigen Backgrounds. Heck, man weiß nicht mal, ob und ggf. wie er mit Hyun oder Park verwandt ist; mal ganz abgesehen davon, dass der Junge wirklich den fürchterlichsten altklugen Kennyschwatz von sich gibt, den ich diesseits eines 70er-Jahre-Godzilla-Schinkens mitanhören musste (dass seine deutsche Synchronstimme die furchtbar komplizierten Wörter, die sie zu nuscheln hat, nicht mal unfallfrei aussprechen kann, hilft nicht wirklich).

Grundlegend ist die Geschichte zwar nicht ein fröhlich sprudelnder Quell der Originalität, aber nicht der schlechteste Ansatzpunkt, zumal schon allein der Kunstgriff, eine „christlich motivierte“ Horrorgeschichte aus asiatischer Sichtweise zu erzählen, für ein gewisses Staunen gut ist – im Endeffekt fällt koreanischen Filmemachern zum Thema auch nichts wesentlich unterschiedliches zu klassisch „abendländischen“ Kollegen ein, außer, dass die Koreaner allen möglichen okkulten Schmarrn um „magische Siegel“ und anderen Schabernack, der in einem Anime nicht ganz so out-of-place wirken würde, einbauen. Schlimmer als die offenkundige Einfallslosigkeit im Umgang mit der Story ist neben teilweise wirklich schlimmen Klischeedialogen („In deinen Augen sah ich deine Sehnsucht und Verzweiflung“, wuaaah, „meine Motorik ist blockiert“ – „Was soll ich tun?“ – „Tauch mich in heißes Wasser“… wobei ich den Koreanern den benefit-of-doubt gebe, dass die Synchro da eher verschlechtert denn verbessert hat) ihre hanebüchene Strukturierung – wenn ich’s nicht besser wüßte und nach allen mir zur Verfügung stehenden Quellen zum Schluß komme, eine ungeschnittene Version des Streifens gesehen zu haben, ich würde „da fehlt mindestens zwanzig Minuten Handlung“ schreien. Anstelle einer sich zusammenfügenden komplexen Story gibt’s einzelne Vignetten, die zwar irgendwie miteinander in Verbindung stehen, aber das „wie und warum“ erschließt sich in keiner Sekunde, vielmehr hat man öfters den Eindruck, zum Verständnis der Plotte wesentliche Anschlußszenen (nach dem Motto „wieso ist dieser Charakter auf einmal da und dort“) verpaßt zu haben – es geht nichts zusammen, und dadurch kann die Story auch nie richtig Fahrt in Richtung Suspense aufnehmen (an dieser Stelle der kurze und völlig zusammenhanglose Hinweis, dass „Soul Guardians“ nicht ganz ohne weiß gekleideten schwarzhaarigen Frauengeist auskommt. Für die „Ringu“-Freunde…).

Was allerdings auch daran liegt, dass Kwang-chun Park wie viele seiner asiatischen Genossen zwar, wie schon angedeutet, ein absoluter Visuals-Guru ist, der den Film in einem edlen Hochglanz-Look förmlich zelebriert, aber vom spannungsvollen Set-up eines Scares weniger versteht als ich von der Zubereitung eines Straßenköters-süß-sauer. Der Mann ist, ähnlich wie sein japanischer Geistesbruder Kitamura, viel zu selbstverliebt in sein visuelles Können – wenn eine Charakterszene zwischen Hyun und Park, die theoretisch nicht ganz unwesentlich für das Verständnis des Plots wäre, aus keinem anderen Grund außer „because I can“ aus Deckenperspektive mit sanft rotierender Kamera gezeigt wird (und das ca. 3 Minuten lang), hakt sich mein künstlerisches Verständnis aus und erdolcht sich. Auch Park ist also einer der Leute, die sinnvolle Plotentwicklung und Szenenaufbau jederzeit einer coolen Kameraeinstellung opfern. Das geht manchmal gut (z.B. bei einer wirklich eindrucksvollen 360-Grad-Kameradrehung rund um den seinen Gott um Beistand anflehenden Park in einer Kirche), öfter aber nicht. Nur eine einzige der aktionsgeladeneren und horrorintensiveren Szenen wird wirklich packend (leider ist die bereits im ersten Filmdrittel zu finden), bei den restlichen „money shots“ bewundert man als Zuschauer vielleicht (vielleicht auch nicht) die visuelle Gestaltung, den ein oder anderen (kamera-)technischen Kniff, fühlt sich aber überhaupt nicht ins Geschehen einbezogen. Es fehlt an Dramatik, es fehlt an Suspense, und ganz besonders schlimm ist’s im Showdown, der den geneigten Konsumenten (e.g. meine Wenigkeit) seltsam unberührt lässt (obwohl nicht mehr und nicht weniger als das Schicksal der gesamten Menschheit auf dem Spiel steht). Es „klickt“ einfach nicht, es reißt nicht mit, es spult sich halt einfach nur ab.

Die zerrissene Struktur des Films mit seinem flotten halben Dutzend mehr oder minder gleichberechtigten Hauptfiguren verhindert, dass Tempo aufkommt, so dass letztlich alles an der Qualität der visuellen Umsetzung und den Effekten liegt. Die Kameraführung ist stellenweise durchaus atemberaubend, wenn man den erwähnten edlen Hochglanzlook mag, die Digitaleffekte schwanken zwischen mittelprächtig und ganz in Ordnung (wobei man natürlich berücksichtigen muss, dass seit der Entstehung des Films schon wieder sechs Sommer ins Land gezogen sind und die Meßlatte behende immer höher gehängt wird), die fehlende Jugendfreigabe verdient sich der Streifen durch einige angemessen harte Blut- und zwei recht kompetente Gore-Szenen. Kein Schlachtefest von „High Tension“-Ausmaßen, aber die KJ steht da nicht zu Unrecht.

Zu bemerken ist noch die musikalische Untermalung, die – wie so oft bei Asia-Filmen – für unsereins recht unpassend wirkt und zudem recht gekonnt die „falschen Szenen“ beschallt. Wenn ich mir ob der Action on-screen ein großes symphonisches Theme wünschen würde, bleibt die Soundtrackspur oft still, dafür wird an allen möglichen anderen Stellen ein „romantisches“ Thema angestimmt, bei dem ich jedes Mal in ein „my heart will go on and on and on“ ausbrechen möchte. Ganz abgesehen davon, dass die Musik viel zu leise ist.

Schauspielerisch wird auch nicht gerade Weltklasse (nicht mal gehobener Asia-Standard) geboten. Sung-kee Ahn (Park), dem man quasi als einziger Figur auch ein bissl character background mitgegeben hat, un den Asien-Freunde aus „Musa the Warrior“ kennen könnten, müht sich redlich, den innerlich Zerrissenen einigermaßen glaubhaft darzustellen und verfällt dabei wenigstens nie ins gepflegte asiatische Overacting. Hyun-joon Shin („Legend of Gingko 2“) ist mir als Hyun einerseits zu hölzern und in anderen Szenen etwas zu bewußt „cool“, Sang Mi Chu („Dogma #7 – Interview“) ist nett anzusehen (vor allem im Showdown, o la la), leistet aber rein darstellerisch wenig memorables. Den „Kenny“, wer immer das Pech hat, ihn zu spielen, kann man, wie eigentlich immer, an die Wand klatschen.

Bildqualität: VCL legt den Film in anamorphem 1.85:1-Widescreen vor. Bei VCL muss man rein grundsätzlich ja auch immer mit dem Schlimmsten rechnen, aber auf den ersten Blick sieht’s ganz ansprechend aus – der Kontrast ist überdurchschnittlich, Detail- und Kantenschärfe liegen auf einem immerhin noch durchschnittlichen Niveau. Mit zunehmender Laufzeit schleichen sich aber einige Fehler ein – stellenweise flimmert das Bild, ab und zu mal gibt’s heftige Wischer dank verhunztem Mastering und einige Störblitze sind auch zu verzeichnen. Die Kompression arbeitet zumindest recht klaglos.

Tonqualität: Entgegen der Coverangabe überrascht VCL mit der kostenlosen Dreingabe des koreanischen Dolby-2.0-O-Tons zum deutschen 5.1er-Mix. Leider kann man den Korea-Ton umgehend wieder gepflegt knicken, weil keine Untertitel mitgeliefert werden (und sich die Anzahl koreanisch parlierender Bundesbürger sich in gewissen Grenzen halten dürfte, zumindest solcher, die man sich zum Simultandolmetschen in die Bude bestellen kann). Der deutsche Mix „besticht“ durch viel zu stark in den Vordergrund gemischte Dialoge, die die eh schon nicht sonderlich laute Musik beinahe komplett ins Nirvana schieben. Auch die Soundeffekte sind viel zu saft- und kraftlos. Die Sprachqualität ist allerdings okay.

Extras: Neben einer Slideshow und dem deutschen Trailer für „Soul Guardians“ nur eine (selten benutzerunfreundlich gestaltete, da man wirklich raten muss, welchen Titel man aufruft, keine optische Entscheidungshilfe!) Trailershow für andere VCL-Titel.

Fazit: „Soul Guardians“ ist ein Paradebeispiel für das Dilemma vieler asiatischer Regisseure, die sich im phantastischen Genre versuchen – sie haben visuell was drauf, aber niemanden, der ihnen ein auch nur halbwegs ordentliches Script hinsetzt. Auch dieser Film versinkt nach okayem Beginn in der völligen Konfusion siener Story, die sinn- und zwecklos irgendwelche Szenen aneinanderreiht, ohne den Zusammenhang plausibel zu machen. Außer einigen zugegeben wunderschönen Bildern und zwei-drei härteren Szenen bleibt nicht viel im Gedächtnis hängen – dafür fehlt es dem Streifen ganz einfach an inhaltlicher Substanz und einer straffen Dramaturgie. Die DVD von VCL bewegt sich summa summarum auf durchschnittlichem Niveau, die fehlenden Untertitel für den O-Ton sind allerdings schmerzhaft.

2/5
(c) 2004 Dr. Acula


mm
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