Sorority House Massacre

 
  • Deutscher Titel: Death House
  • Original-Titel: Sorority House Massacre
  •  
  • Regie: Carol Frank
  • Land: USA
  • Jahr: 1986
  • Darsteller:

    Angela O’Neill (Laura Beth Henkel), Wendy Martel (Linda Dawn Grant), Pamela Ross (Sara Mason), Nicole Rio (Tracy)


Vorwort

Wer diese Seite öfters aufruft, dem wird der Name Roger Corman natürlich nicht nur vom Hörensagen geläufig sein. Nein, er wird zu einer Wahrscheinlichkeit von 99,9% zumindest schon mal einen Film aus der unendlichen Liste der Filmographie des B-Movie Königs gesehen haben, ob wissentlich oder nicht. Schließlich hat Corman die Filmwelt seit den 50er Jahren mit dutzenden Schundfilmen aus allerlei Genres bereichert und immer in genau der Riege, die gerade angesagt war. Kaum kam ein neuer Trend auf, war er bereits zur Stelle, um mit ein paar Dollars schnell etwas herunterzukurbeln, um es dann in die Drive-in-Kinos oder Videotheken zu schmeißen: Ob Monsterfilme, Gothic-Horror oder Tierhorror, es gab immer eine Thematik, die sich schnell zu Geld machen ließ.
So verwundert es aber doch, dass Corman anscheinend eine Genrewelle vermied, sich ihr beziehungsweise erst später anschloss: Nämlich der Slasher-Welle der späten 70 er und 80 er Jahre. Nach den Megaerfolgen von HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS (1978), oder FREITAG – DER 13. (1980) wäre für ihn eigentlich der perfekte Zeitpunkt gewesen, um ein paar Schlitzer-Filme auf die Welt loszulassen.
Das geschah dann erst 1982 mit THE SLUMBER PARTY MASSACRE, der zudem Slasher-unüblich von der Regisseurin Amy Holden Jones gedreht wurde. Sie schrieb auch das Drehbuch und besonders ist, dass sie den Film ursprünglich als eine zeitgenössische Kritik am Horrorfilm andachte, aber Corman verwässerte diese Aussagen, um genretypische Schauwerte bieten zu können.
Danach blieb es weiterhin ruhig um Corman und dem Slasher-Genre, dessen Welle ab 1984 sowieso weiter abebbte und zumeist eh nur noch sehr billige Direct-to-Video Produktionen erlebte. Und genau hier schlug Corman 1986 dann wieder mit besagtem DEATH House aka THE SORORITY HOUSE MASSACRE zu.


Inhalt

Es ist abends und die Kamera bewegt sich, während die Crew-Namen unter gruseligen Musikklängen präsentiert werden, auf ein größeres Haus zu, dessen Fenster hell erleuchtet sind, aber das dennoch verlassen scheint.
Der eigentliche Film beginnt dann mit Beth, die einen Krankenhauskittel trägt und traurig dreinblickt: Eine Miss Laurence kommt hinzu und fragt, wie „das passiert ist“ – Beth fängt die Geschichte nun zu erzählen an, dass alles begonnen habe, als sie das Haus betreten hat.
Und in der Tat scheint mit dem Studentenwohnheim, das Beth nach dem Tod ihrer einzigen verbliebenden Verwandten, ihrer Tante, nun aufsucht, nicht alles in Ordnung zu sein. Als sie es abends mit ihrem Gepäck betritt, zeigen sich erste Wahnvorstellungen: Puppen am Essenstisch, blutende Decken, das übliche in verfluchten Häusern eben. Da dürfen auch die gruseligen Kinder im Vorgarten nicht fehlen, die vor dem Haus warnen. Gleichzeitig bekommen wir auch zu sehen, wie ein Mann in einer Irrenanstalt im Bett herumschreit und schließlich ruhiggestellt werden muss – und genau dieser Mann begegnet Beth bald in ihren alptraumhaften Visionen. Ein böses Omen?

Als die meisten Studentinnen dann über das Wochenende verreisen, bleibt Beth mit drei weiteren der Verbindung alleine im Haus zurück. Doch trotz der aufkommenden guten Stimmung plagen sie weiterhin böse Vorahnungen…

Besprechung:

Tja, durch die kurze Inhaltsangabe beziehungsweise Zusammenfassung der ersten kruden Minuten von DEATH HOUSE, lässt sich eigentlich schon der gesamte weitere Handlungsverlauf zusammenreimen, wenn man zumindest schon mal einen einzigen Slasher gesehen hat. Der Film vermengt zahlreiche genretypischen Klischees und Storylines, die sich mit den ersten Klassikern etabliert hatten: Ein paar Teenager in einem einsamen Haus und ein irrer Killer. Am Ende offenbart sich natürlich noch, dass es eine „verborgene“ Verbindung zu den Opfern gibt. Subtil ist das hier natürlich nicht und es ist sehr schnell klar, was die Hintergründe sind, zudem diese bei IMDB sowieso direkt gespoilert werden, wenn man sich kurz die Inhaltsangabe durchliest. Hinzu kommt etwas okkulter Mischmasch und Vorahnungen in Träume, abgekupfert aus A NIGHTMARE ON ELM STREET (1984).
Der Film kopiert also und vermengt die geläufigen Slasher-Szenarios, ohne irgendwie wirklich Neues einzubauen. Das wäre nicht weiter schlimm, doch auch sonst mangelt es dem Machwerk an vielem. Angefangen bei der Inszenierung an sich: Dass Corman für eine solche Produktion nicht viel Geld für das Budget hat springen lassen ist klar, letztendlich waren es wohl um die 300.000 Dollar, doch das kann keine Entschuldigung sein, wenn man bedenkt, dass HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS lediglich 25.000 Dollar mehr auf der Brust hatte.

Atmosphärisch ist das Ganze leider zu keinem Zeitpunkt. Die Locations beschränken sich auf das langweilige Studentenwohnheim und die Irrenanstalt, von der man kaum mehr zu Gesicht bekommt, als das kärglich eingerichtete Zimmerchen des Mörders, der zudem auch nicht wirklich gruselig wirkt. Er scheint eine Art telekinetische Kräfte zu haben und durchgehend in einem „halben Schlafzustand“ zu stecken. Sein Gesicht sieht man kaum, aber er ist keine Art von Mörder, der wirklich furchteinflößend auftritt.

Es gibt also kaum Abwechslung in der öden Szenerie und die kruden Traumsequenzen können mit den seichten „Schockeffekten“ nichts Spannendes bieten.
Auch sonst gibt es nicht viel, was schocken könnte. Nachdem die POV-Perspektive oft andeutet, der Mörder könnte endlich seinem Tagewerk nachgehen, enttäuscht sein Auftritt letztendlich dann doch. Die Kills erweisen sich nicht nur als unkreativ, sondern auch als sehr zahm und blutleer. Als einzige Mordwaffe dient ein Messer, das nur dazu verwendet wird, um es den dummen umherirrenden Jugendlichen in den Wanst zu rammen. Auch sonst erfüllt er alle weiteren Kriterien eines Slasher-Mörders nach dem Vorbild Michael Myers: Er ist langsam, kommt ein paarmal aus der Ohnmacht zurück, und fällt sogar einmal vom Fenster in den Garten (nicht aus dem Fenster zwar, aber immerhin von einer Leiter, die zum Fenster führt).

Während die Kamera anfangs noch ganz gut ist und mit POV-Shots und längeren Kamerabewegungen etwas Dynamik entwickelt, wird sie zum lahmen Ende hin starr und tritt auf der Stelle, sodass das 0815 Ende noch weniger einprägsam wird als ohnehin schon. Zu allem Überfluss ist es auch noch sehr schlecht beleuchtet, sodass man an einigen Stellen nicht alles sehen kann, insofern es überhaupt von Interesse wäre.
Immerhin sind die Schauspieler kein Totalausfall, aber in einem solchen Low-Budget Slasher hat man für gewöhnlich ja auch keine hohen Erwartungen. Angela ’O Neil, die die Hauptakteurin Beth spielt, macht ihre Sache dahingehend sogar ganz gut und mimt ihre unterschwellige Angst und das Unwohlsein ganz gut und overacted nicht, auch wenn man das erwarten könnte. Nach DEATH HOUSE hatte sie aber nur noch 6 weitere, vergleichbar unbedeutende Schauspielrollen. Der Rest des Trupps dient dann eigentlich nur als Kanonenfutter und ihm wird nichts abverlangt. Aber es ist zu sagen, dass es keine Totalausfälle gibt. Einige Akteure hatten hier auch ihren ersten und zeitgleich letzten Filmauftritt. Zu erwähnen wäre vielleicht noch Marcus Vaughter, der einen aus der männlichen Gruppe spielt, und auch in NIGHTMARE SISTERS auftrat, der hier ja ebenfalls schon besprochen wurde.

Die Regie wurde auch hier von einer Frau übernommen, und zwar von einer gewissen Carol Frank, die hier ebenfalls das Drehbuch schrieb und aus dem Umfeld von Amy Holden Jones kommt, und schon bei SLUMBER PARTY MASSACRE in der Crew dabei war. Von daher dürfte sie bei ihrer ersten (und letzten) Regiearbeit durchaus Ambitionen gehabt haben und man mag es ihr auch nicht absprechen, aber der Versuch kann nur als gescheitert gewertet werden. Sicherlich könnte man aber auch sagen, dass Corman hier wieder etwaige unterschwellige, kritische Töne durch seine Taktik, Schauwerte zu bieten, unterbunden hat, aber selbst so bietet der Film diese ja ohnehin kaum. Einzig und allein die Tatsache, dass sich das Frauenzimmer als deutlich einfühlsamer als in vielen anderen Slashern präsentiert, und die Sorgen von Beth ernst nimmt, ist übriggeblieben.

Aber immerhin scheint der Film so erfolgreich gewesen zu sein, dass die Frau von Roger Corman, Julie Corman, 1990 einen zweiten Teil produzieren ließ. SORORITY HOUSE MASSACRE II hat inhaltlich wie zu erwarten nichts mit dem ersten Teil zu tun, fährt aber wieder dieselbe Geschichte auf: Mehrere junge Frauen werden in einem Sudentenwohnheim von einem Killer bedrängt. Ob das jemand außer Corman gebraucht hat, ist fraglich.
In Deutschland erschien der Film bei CMV Laservision, sowohl als Mediabook als aus als normale Amaray-Version. Die Bild- und Tonqualität wird dem Film dabei nicht gerecht, sie ist nämlich durchaus gut.

Fazit:

Letztendlich kann man leider nur sagen, dass DEATH HOUSE ein 0815 Billig-Slasher nach Schema-F ist, der allerlei Klischees und genretypische Storylines auf knapp 70 Minuten herunterkurbelt. Eine längere Laufzeit hätte man kaum noch sinnig füllen können und auch so sind sie eher dröge denn annähernd spannend. Nicht wirklich so schlecht, dass man sich übermäßig ärgern müsste, aber somit eben durch und durch vergessenswert. Auch der Slasher-Fan kann sich DEATH HOUSE getrost sparen. In Cormans Œuvre lediglich eine Randnotiz.


BOMBEN-Skala: 5

BIER-Skala: 4


mm
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Xwing
Xwing
18. März 2023 11:05

Mir scheint, der Zuschauer wird hier auch in einen „halben Schlafzustand“ versetzt. :freak: