Son of Dracula

 
  • Original-Titel: Son of Dracula
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  • Regie: Robert Siodmak
  • Land: USA
  • Jahr: 1943
  • Darsteller:

    Lon Chaney jr. (Graf Alucard/Dracula), Robert Paige (Frank Stanley), Louise Allbritton (Katherine „Kay“ Caldwell), Evelyn Ankers (Claire Caldwell), Frank Craven (Dr. Harry Brewster), J. Edward Bromberg (Prof. Laszlo), Samuel S. Hinds (Judge Simmons), Adeline DeWalt Reynolds (Madame „Queen“ Zimba), Pat Moriarity (Sheriff Dawes), Etta McDaniel (Sarah), George Irving (Colonel Caldwell)


Vorwort

Die Südstaaten-Sippe der Caldwells erwartet auf Einladung der älteren Tochter Katherine, genannt Kay, Besuch vom alten Kontinent – den ungarischen Grafen Alucard. Der schickt aber zunächst nur sein voluminöses Gepäck, glänzt aber persönlich mit Abwesenheit. Kay sucht Rat bei ihrer privaten Zigeunerin „Queen“ Zimba, die sie aus Ungarn importiert hat. Zimba warnt: Alucard sei ein Todesengel: „Ich sehe dich einen Leichnam heiraten“, düstert sie, ehe sie von einer Fledermaus angefallen und in den spontanen Herztod getrieben wird.

Auch beim abendlichen Empfang zu Alucards Ehren ist der Guest of Honor immer noch abwesend. Der kränkelnde Colonel Caldwell, Kays (und ihrer Schwester Claires) Vater, zieht sich auf eine letzte Zigarre vor dem Schönheitsschlaf zurück. Während Kays Verlobter Frank seine Holde damit zu beeindrucken sucht, Alucard als Hochstapler enttarnt zu haben (ein Graf dieses Namens ist in Ungarn nicht bekannt), hat der sich sich in Fledermausgestalt Einlass verschafft und sorgt für das Ableben des Colonels, wobei der Versuch, die Angelegenheit als Zimmerbrand zu tarnen, aufgrund zeitiger Entdeckung allerdings scheitert.

Der clevere Dr. Brewster, Freund der Familie, enttarnt das raffinierte Anagramm „Alucard“ und kontaktiert den ungarischen Wissenschaftler Laszlo, der Alucard sofort mit der Dracula-Legende in Verbindung bringt. Zwar sei der letzte transsylvanische Blutsauger im 19. Jahrhundert vernichtet worden, dennoch mahnt Laszlo zu unbedingter Vorsicht. Dieweil wird Caldwells Testament eröffnet – Kay liefert zur Überraschung des Richters einen neuen letzten Willen, der statt der strikten hälftigen Vermögensteilung vorsieht, dass Kay die Plantage erbt, während Claire die Moneten bekommen soll. Claire ist skeptisch und vermutet, dass Kay ihre Heiratsabsichten Frank gegenüber noch einmal kritisch überdacht hat. Dr. Brewster vermutet, dass Kay sich eher den Grafen ausgekuckt hat und den im Gästehaus der Plantage versteckt. Dort finden sich zwar seine leeren Koffer, aber keine Anhaltspunkte für physische Anwesenheit des Europäers. Nichtsdestotrotz empfiehlt Brewster Claire, Kay sicherheitshalber entmündigen zu lassen (harte Sitten).

Alucard versteckt sich im nahen Sumpf, wartet dort auf Kay und düst mit ihr zum Friedensrichter, um siich unbürokratisch trauen zu lassen. Alles Bestandteil des raffinierten Masterplans – durch die Ehe mit Kay hat Alucard nun einen gesetzlichen Anspruch auf die Herrschaft über die Caldwell-Plantage. It probably beats a run-down transsylvanian castle… Frank ist verständlicherweise über diese Entwicklungen ungehalten – die Konfrontation endet aber tragisch. Beim Versuch, Alucard zu erschießen, treffen seine Kugeln nur seine geliebte Kay. Entsetzt flieht Frank, wird von Alucard in Fledermausform auf einen Friedhof gejagt – allerdings sollten Vampire ihre Jagdgründe geschickter wählen. Auf einem Friedhof gibt’s bekanntlich jede Menge Kruzifixe, und die tun einem untoten Blutsauger nicht gut. Alucard muss das Weite suchen. Frank schleppt sich zu Brewster und bindet dem die Story ans Bein. Brewster eilt zur Plantage, schnüffelt herum und wird von Alucard ertappt. Der führt dem neugierigen Arzt nur zu gern die quicklebendige Kay (natürlich längst vampirisiert) vor. Kay erklärt, dass sich ihre früheren Freunde inkl. Frank in Zukunft vom Anwesen fern halten sollen. Unspezifizierte wissenschaftliche Forschungen werden es ihr und ihrem Neumänne leider unmöglich machen, ein gesellschaftliches Leben zu führen. Und Alucard ergänzt diese freundliche Bitte um ein paar charmante Drohungen.

Frank hat sich mittlerweile selbst dem Sheriff ausgeliefert und den Mord an Kay gestanden. Brewster erklärt, dass er Kay gerade eben noch gesprochen habe und versucht vergeblich, eine dienstlich-polizeiliche Inspektionstour zu verhindern. Schlecht für ihn, denn anstelle einer lebendigen Kay finden die Gesetzeshüter nur eine eingesargte. Der Mordverdacht gegen Frank ist erhärtet und Brewster wird der Komplizenschaft, zumindest aber des Versuchs, Frank zu decken, beschuldigt. Auf Brewsters Einladung ist mittlerweile Laszlo eingetroffen – die beiden Wissenschaftler sind sich einig, dass Alucard ein echter Dracula ist und das leergesaugte Transsylvanien verlassen hat, um sich zukünftig am Blut einer jüngeren und stärkeren Rasse, mithin den Amerikanern, zu weiden. Dracula platzt in die traute Besprechung und trachtet Brewster nach dem Leben, doch Laszlo kann den Vampir mit einem Kruzifix vertreiben. Laszlo theoretisiert, dass Kay, die immer schon ein wenig „morbide“ gewesen sei, sich freiwillig hat beißen lassen und liegt damit völlig richtig. Nur ihre Motive sind überraschend…

Kay besucht, was dank der auf sie übergegangenen Fähigkeiten, sich nach Bedarf in eine Fledermaus oder auch nur eine Rauchwolke zu verwandeln, Frank in seiner Zelle und erläutert ihren perfiden Plan. Sie hat alles nur eingefädelt, damit sie und Frank, den sie wirklich liebt, gemeinsam ein ewiges Leben führen können. Dracula war für sie nur Mittel zum Zweck und nun hätte sie den Grafen gern wieder los. Das soll Frank besorgen, weswegen sie ihm ein paar diesbezüglich praktische Tipps gibt. Ein Besuch Claires unterbricht die Planung des weiteren Vorgehens – auf Geheiss der beiden Vampirologen möchte sie Kays Leiche einäschern lassen, was Frank entsetzt. Und auch Kay findet das nicht lustig: „Es könnte sein, dass wir Brewster und Claire eliminieren müssen!“ Aber zunächst ist Dracula dran. Kay befreit Frank und der macht sich auf, Dracula Grab bzw. Sargversteck zu finden – denn vernichtet er es, bevor der Vampir nach harter Nachtarbeit es zwecks einer Mütze gesunden Tagesschlafs aufsuchen kann, geht der Untote hops. Brewster und Laszlo eilen hinterher, um Frank vor Dracula zu retten und zu verhindern, dass er weitergehende Dummheiten macht…


Inhalt

Die Inhaltsangabe ist für ein Kurzreview heute mal etwas länger, da der Film wohl nicht den Bekanntheitsgrad diverser anderer Universal-Horrorklopper aufweist.

Obwohl von Universal in den Kanon seiner klassischen Horrorfilme aufgenommen und durchaus auch so vermarktet, ist „Son of Dracula“, satte sieben Jahre nach dem letzten Universal-Vampirfilm („Dracula’s Daughter“) kein Sequel zum Lugosi-Film, sondern vielmehr eine eigenständige Geschichte, die mit dem Bram-Stoker-Roman rein gar nichts mehr zu tun hat, sich vielmehr sogar den Gag erlauben kann, Stokers Roman als Quelle über den Dracula-Mythos zu referieren (das kann man schon fast als einen Vorgriff auf „Blair Witch 2“ nehmen, indem ein auch im Filmkontext fiktives Horrormotiv als Plotpunkt herangezogen wird). „Son of Dracula“ spielt also sozusagen eine eigenständige, alternative Geschichte, und macht das, um’s vorwegzunehmen, ziemlich gut.

Verantwortlich hierfür sind zu mindestens gleichen Teilen Autor und Regisseur, und die mussten gut harmonieren, schließlich sind sie Verwandte. Die Geschichte besorgte Curt Siodmak, der nicht nur den berühmten (und verfilmten) SF-Roman „Donovan’s Brain“ schrieb, sondern auch für zahlreiche phantastischen Filme der 30er bis 50er Jahre inhaltlich verantwortlich zeichnete (von zugegeben unterschiedlicher Qualität, da Siodmak auch immer wieder Auftragsarbeiten für B-Filme ablieferte; aber ein durchschnittliches Siodmak-Script ist halt meistens intelligenter als die Konkurrenz) und auch einige Streifen wie „Bride of the Gorilla“ (nicht mit dem von Ed Wood geschriebenen „Bride of the Beast“, auch als „Queen of the Gorillas“ bekannt, zu verwechseln) inszenierte (die Drehbuchfassung erarbeitete Eric Taylor, der einige Beiträge der „Ellery Queen“- und „Dick Tracy“-Reihen verfasste und für die Universal- Horror-Abteilung „Phantom of the Opera“ und „Ghost of Frankenstein“ schrieb), die Regie übernahm Curts Bruder Robert, dessen memorabelster Hollywoodfilm vermutlich der Thriller „The Spiral Staircase“ („Die Wendeltreppe“) sein dürfte und der in den 60er Jahren zurück diverse Karl-May-Filme und den vielleicht letzten grossen Monumentalfilm „Kampf um Rom“ drehte.

Angesichts der Beteiligung prominenter deutscher Emigranten ist es nicht besonders verblüffend, dass „Son of Dracula“ nicht nur einfach der nächste belanglose Vampirschinken aus der Universal-Hexenküche wurde. Schon allein das Setting macht klar, dass die Siodmaks sich von den Vorgängerfilmen distanzieren – anstelle, wie’s im Universal-Horror bis dahin üblich war, die Story irgendwo im fernen (und impliziert rückständigen) Europa anzusiedeln, lassen die Siodmaks den Vampirismus die neue Welt erreichen, sie entziehen damit dem amerikanischen Publikum damit die schützende Distanz zum Geschehen. Gleichzeitig verlagern sie die Geschichte in eine schon von Haus aus unheimliche und unwirtliche Gegend, die Sümpfe der Südstaaten, die auch ohne Vampire schon genügend Gruselstimmung verbreiten (und ähnlich wie bei Frank Wisbars bemerkenswertem Ultra-Low-Budget-Mood-Chiller „Strangler of the Swamp“, auch ein Werk eines deutschen Exilanten, gewinnt „Son of Dracula“ durch die im Studio reproduzierten Sumpfkulissen eine eigenartige, unwirkliche Atmosphäre). Die Siodmaks verpflanzen also bewusst den Vampirmythos an sich aus seiner angestammten gothischen Umgebung und kommen so gar nicht erst in die Versuchung, schon 1943 althergebrachte Klischees zu bedienen und zu kopieren.

Zwangsläufig verschieben sich dadurch auch die Perspektiven der Geschichte – der Vampir ist nicht die zentrale Figur der Geschichte – und schon gar nicht die alleinige „Schurkengestalt“. Durch den geschickt eingeführten Plottwist wird Dracula (die Titelbezeichnung „Sohn des Dracula“ ist irreführend. Da der Streifen in keiner Sekunde Bezug auf die Vorgängerfilme nimmt, ist die Theorie, bei diesem Dracula täte es sich sozusagen um Lugosis Filius handeln, hinfällig. Dieser Dracula ist einfach „ein“ Dracula, ohne historische oder genealogische Einordnung) nicht nur Täter, sondern auch Opfer. Der Vampir wird hier von Kay manipuliert, ist nur eine Schachfigur in einem Ränkespiel (aus Liebe? Najaaaa…), die, nachdem sie aus Kays Sicht ihre Schuldigkeit getan hat, wieder aus dem Spiel genommen werden muss. Es gibt der (ansonsten in dieser Story eher sträflich vernachlässigten) tragischen Komponente des Vampirs eine neue Facette, auch wenn sie nicht ursächlich auf die spezifischen Eigenheiten des Vampirs zurückzuführen ist, sondern auch in anderem, nicht übernatürlichen Kontext, funktionieren würde. Für den an und für sich normalerweise hochmoralischen B-Horror ist es aber zweifellos ein neuer Ansatz – Kay ist nicht die damsel in distress, die es zu retten oder wenigstens zu erlösen gilt, sondern eher die berechnende femme fatale, die – sprichwörtlich – über Leichen (und sogar ihre eigene…) geht, um ihr übergeordnetes Ziel zu erreichen. Man kann sagen, was man will, für einen B-Chiller von 1943 ist das ungewöhnlich und nimmt, wenn man so will, Tendenzen des späteren film noir vorweg.

Die Story ist in sich stimmig und präzise durchkonstruiert, die wesentlichen Charaktere sind gut geschrieben und verhalten sich schlüssig. Auf comic relief wird dankenswerterweise verzichtet (ich hatte schon das schlimmste befürchtet, als schwarze Dienstboten eingeführt wurden; mit denen trieb Hollywood seinerzeit ja gerne mal übelsten Schindluder).

Von der technischen Seite her weiß „Son of Dracula“ durchaus zu überzeugen. Siodmaks Inszenierung ist nicht unbedingt die eines „edge of the seat“-Thrillers, aber sie rollt flüssig und behende voran, hält sich kaum mit Nebensächlichkeiten auf und sorgt sogar, was man bei Kintopp aus Opas Mottenkiste aus heutiger Sicht nicht immer behaupten kann, für ein gerüttelt Maß an Spannung. Dass der ganze Spaß hochgradig atmosphärisch geraten ist, ergibt sich durch das Studio-Sumpf-Setting beinahe automatisch, jedenfalls erlaubt es einige memorable Bilder, die von Universal-Horror-Stammkameramann George Robinson gelungen eingefangen werden. Es fehlt, wenn man mosern möchte, vielleicht an einer großen „Vision“ wie sie die Whale-Frankensteine aufwiesen oder dem gelegentlich durchschimmernden Genie eines Karl Freund bei „Dracula“, aber Robinson liefert grundsolides und modern aussehendes Handwerk ab.

Beeindruckend für die Entstehungszeit sind die Spezialeffekte – John P. Fulton, bekanntermaßen Schöpfer der noch heute erstaunlichen Tricksequenzen des „Unsichtbaren“ ist für die photographischen Tricks verantwortlich und liefert hier einige echte Kostproben seiner Kunst. In „Son of Dracula“ wird nicht mehr schamhaft weggeblendet, wenn das Script einen (z.B. im 31er „Dracula“ unpraktikablen) Effekt verlangt, hier wird’s gezeigt. Und es ist immer noch sehr eindrucksvoll, wenn man sich vor Augen hält, mit welch vergleichsweise primitiven Mitteln die Tricktechniker seinerzeit operieren mussten. Und doch verwandelt sich in „Son of Dracula“ eine Fledermaus on-screen in die Gestalt des Grafen Dracula (da hilft Kollege Zeichentrick mit, aber es wirkt immer noch ansprechend), und besonders beeindruckend sind die Sequenzen, in denen sich die Vampire (auch Kay verfügt nach ihrer Vampirisierung über diese Fähigkeit) aus Rauchwolken bilden oder sich in solche verwandeln. Die Umsetzung dieser Szenen ist auch über sechzig Jahre später noch aller Ehren wert, verdient höchsten Respekt und entlockt dem filmhistorisch interessierten Fan ein anerkennendes Pfeifen.

Der Score von H.J. Salter ist mir persönlich ein wenig zu dick aufgetragen, aber das ist dem Zeitgeist geschuldet.

Bevor dieses Review in eine Gütesiegel-Heiligsprechung ausartet, muss ich jetzt doch noch in die Suppe spucken – wir kommen zu den darstellerischen Leistungen. An Robert Paige, vielbeschäftigter Leading Man des B-Kinos der 30er und 40er Jahre, der kaum in wirklich bedeutsamen Rollen agierte (1953 hatte er noch einen prominenten Auftritt in einem der lesser Abbott & Costello-Vehikel, „Abbott & Costello Go To Mars“) liegt’s nicht, für einen der typischen cardboard-Heldenverkörperer des anspruchslosen B-Kintopps schlägt er sich wacker (aber es ist nun mal so: wenn man einigermaßen die richtige Statur und das richtige Aussehen hatte, brauchte man damals – wie heute, ähm – nicht wirklich schauspielerisches Können, um Hauptrollen abzugreifen). Auch Louise Allbritton, die in einigen eher unwichtigen Universal-B-Filmen der 40er agierte, ehe sie sich Ende der 40er ins Privatleben zurückzog und nur noch gelegentlich im Fernsehen auftrat, macht als manipulativer Proto-Goth Kay keine denkwürdige, aber zumindest eine anständige Figur (schauspielerisch betrachtet, gell). Evelyn Ankers („Ghost of Frankenstein“) ist mitsamt ihrem Charakter praktisch komplett unnötig für den Film, Frank Craven (ein Broadway-Schauspieler, der im Zuge des Tonfilmbooms nach Hollywood kam, dort zunächst als „script doctor“ arbeitete und sogar einige Male Regie führte, ehe er als „character actor“ regelmäßige Arbeit fand) und J. Edward Bromberg („The Mark of Zorro“) bilden ein hübsch harmonierendes Duo als Ermittler im Reich des Übernatürlichen. Nein, das Problem des Films ist m.E. Lon Chaney, dem es mit diesem Film zwar gelingt, auch den dritten großen Universal-Horrorcharakter zu mimen (nach dem „Wolf Man“ 1941 und dem Frankenstein- Monster 1942 in „Ghost of Frankenstein“), der aber einfach für den Dracula-Charakter nicht … passt. Chaney, der hier deutlich älter wirkt als die 37 Lenze, die er zum Drehzeitpunkt zählte (man würde ihn eher für einen Mitfünfziger halten mögen), fehlt die notwendige Ausstrahlung. Trotz seines impressiven Auftretens und dem ihm anzusehenden Bemühen um Wirkung will sich die spezielle Aura eines wirklich erfolgreichen Vampir-Darstellers einfach nicht einstellen. Ich kann nicht in Worte fassen, was genau mich an seiner Intepretation des Dracula stört, ich muss mich mit einer Worthülse behelfen. Chaney bringt das „Unwirkliche“, dieses gewisse Etwas, vielleicht kann man es den „larger than life“-Effekt nennen, dass den Vampir in seiner Darstellung von den „Nicht-Untoten“ abhebt, nicht rüber (Lugosi konnte das durch seine Theatralik, Christopher Lee lieferte es auf andere Weise). Chaney „klickt“ einfach nicht als Vampir, von einer wie auch immer gearteten Sexualität bzw. erotischen Ausstrahlung verbietet es sich zu reden, Cape hin, Oberlippenbart her.

Bildqualität: Der von Universal ausgegrabene Print ist mal wieder hochrespektabel. Der Vollbildtransfer kommt mit minimalsten Defekten daher, ist gestochen scharf und kann auch von den Kontrastwerten her voll überzeugen. Gelegentlich macht sich ein minimales Flimmern bemerkbar (eine Seuche bei alten s/w-Filmen), das aber kaum ernstlich stört. Die Kompression arbeitet störungsfrei (Universal packt den Film übrigens mit „House of Dracula“ auf eine DVD).

Tonqualität: Auch da – nichts zu meckern. Der englische Mono-Ton blieb vom Zahn der Zeit unangenagt und ist ausgezeichnet verständlich, auch die dramatisch-pompöse Musik klingt knarz- und schepperfrei aus den Lautsprechern. Deuscher und französischer Ton wird mitgeliefert, dazu etliche Untertitelspuren.

Extras: Als filmbezogenes Goodie gibt’s nur den arg ramponierten Wiederaufführungs-Kinotrailer aus dem Jahr 1948.

Fazit: Man könnte sagen, auch „Son of Dracula“ qualifiziert sich für die kurze Liste von Fortsetzungen, die besser sind als ihr Original, aber da tut man dem Film auch wieder Unrecht, denn er ist einfach kein Sequel zu „Dracula“. Die Siodmaks erdachten sich eine völlig eigenständige Geschichte, die von Bram Stoker eigentlich nicht mehr als den Namen des Titelcharakters übernimmt und ansonsten mit den von den bis dato gesehenen Vampirfilmen aufräumt. Statt eines lauen Aufgusses bekannter Motive präsentiert „Son of Dracula“ eine originelle, intelligente Geschichte und serviert auf gutem handwerklichen Niveau mit bemerkenswerten Spezialeffekten. Eine weitere positive Überraschung aus dem Fundus der Universal-Archive, bei der man angesichts der guten Story und ihrer Umsetzung auch mal geflissentlich darüber hinwegsehen kann, dass die Hauptrolle mit Lon Chaney jr. doch ein wenig fehlbesetzt ist. Aber irgendwas ist halt immer…

3,5/5
(c) 2006 Dr. Acula


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