- Deutscher Titel: Some
- Original-Titel: Some
- Regie: Yoon-Hyang Chang
- Land: Südkorea
- Jahr: 2004
- Darsteller:
Soo Go (Kang Seong-Ju), Ji-hyo Song (Seo Yu-jin), Dong-kyu Lee (Min Jae-il), Shin-il Kang (Chief Oh), Seong-jin Kang (Officer Lee), Kyeong-hun Jo (Officer Chu), Myeong-jun Jeong (Chief Kim)
Vorwort
Aufruhr sowohl in Seouls Unterwelt als auch bei deren Widerpart, der Verbrechensbekämpfungsbehörde. 10 Millionen Dollar aus einem Drogendeal sind verschwunden und keiner weiß, wohin. Der ehemalige hochrangige Bulle Oh steht (warum auch immer) unter chronischem Verdacht, doch dessen beruflicher Ziehsohn Kang glaubt an die Unschuld seines Mentors. Hinter den vermißten Reibach sind natürlich auch die, die sich für dessen rechtmäßigen Eigentümer halten, also die Gangster, her. Das ist schon unübersichtlich genug, aber noch nicht alles an Komplikationen – der jungen Yu-jin wird eines Morgens von einem wenig vertrauenserweckenden Subjekt ein MP3-Player in die Hand gedrückt. Der ist Eigentum ihres Vormieters, eines lockeren Bekannten ihrerseits, und soll selbigem wieder zugeführt werden. Doch dadurch wandert Yu-jin geradewegs auf die Abschußliste der verschiedenen Parteien, denn auf dem MP3-Player befindet sich in Dateiform ein Foto, das denjenigen identifizieren könnte, der sich das Drogengeld angeeignet hat. Kang und Yu-jin laufen sich zufällig über den Weg, als er ihr bei einer ersten Gangster-Attacke zu Hilfe eilt. Yu-jin ereilt bei Kangs Anblick ein deja vu. Fortan wird sie von geheimnisvollen und stets auf die ein oder andere Weise in Erfüllung gehenden Visionen heimgesucht und an deren Ende steht sowohl Kangs als auch ihr eigener Tod. Können die beiden dem Schicksal entgehen?
Inhalt
Und wieder mal Gehyptes aus Asien, genauer gesag aus Südkorea. Ich weiß nicht, wie’s Euch geht, aber mittelrweile hängt mir der Trend, nun wirklich jeden asiatischen Durchschnittsschmu (und asiatischer Durchschnittsschmu wird momentan ja regelrecht in Massen auf den deutschen Markt geworfen) zu einem epochalen und nicht-zu-verpassenden Filmereignis zu stilisieren, ein wenig zum Hals raus. Nüchtern betrachtet ist die Erfolgsquote des asiatischen Kinos auch niht höher als die des „normalen“ Hollywood-Kintopps. Der Reiz des Neuen (sofern man selbigen überhaupt gespürt hat – als jemand, der seit gut 20 Jahren regelmäßig filmische Asia-Snacks zu sich nimmt, tut man sich da etwas schwer) ist weg, die eigene speziell-asiatische Duftnote nimmt dabei sowieso immer weiter ab, da sich speziell das moderne asiatische Action-Kino in seinem hochglanz-geschniegelt- und gestriegeltem Look immer näher an Hollywood annähert. Hinzu kommt, dass selbst bei herausragenden neuen Asia-Werken wie „Old Boy“ die von mir oft und gern geschilderte Problematik, dass es Japaner, Koreaner und wie-sie-auch-alle-heißen bis heute noch nicht geschafft haben, ein wirklich amtliches Drehbuch hinzupfriemeln.
Soviel mal als grundsätzliche Ansprache vorab, ab jetzt beschäftige ich mich ausschließlich mit „Some“, dem dritten Film von Regisseur Yoon-Hyun Chang, der in einschlägigen Asia-Kreisen für seinen Thriller „Tell me something“ von 1999 gelobt wird – sein Debütfilm von 1997, „The Contact“, ist dem Vernehmen nach eine koreanische Variante von „e-m@il für dich“). Da müht sich jemand um Genre-Vielfalt im Ouevre. „Some“ versteht sich als übersinnlich angehauchter Action-Thriller, wobei man den Teilbegriff „Action“ deutlich relativieren muss – arg viel Krawumm im Wortsinne gibt’s nämlich nicht (ein paar semi-spektakuläre Autostunts und zwei-drei Prügeleien von eingeschränktem Neuigkeitenwert). Aber der Reihe nach – wie so oft Filmen aus dem fernen Osten hab ich meine Hauptprobleme mit dem Drehbuch. Und das liegt noch nicht mal, wie man jetzt vermuten möchte, am Kunstgriff, mit der hellseherisch veranlagten Yu-jin einen Hauch Übernatürliches in den Film implantiert zu haben – im Gegentum, das ist mit die beste Idee des Films, sie wird auch, ähm, „plausibel“ eingebaut und ist für die Story bzw. die Auflösung derselben tatsächlich wichtig – zunächst könnte man auf die Idee kommen, eine Crime-Variante des guten alten „Murmeltiers“ präsentiert zu bekommen, aber das entwickelt sich dann doch deutlich anders (die einzigen Gemeinsamkeiten sind, dass „Some“ ebenfalls nur den Zeitraum eines einzigen Tages behandelt und die Protagonistin gewisse Ereignisse vorhersieht. Dagegen gibt’s aber nur einen „Durchlauf“ :-)). Schwerer wiegt da schon die Unübersichtlichkeit und irgendwie unnötig wirkende Komplexität des Scripts mit einer Vielzahl undurchschaubar miteinander verbundenen Charaktere. Es ist wieder mal ein Film von der Sorte, bei der man in regelmäßigen Abständen auf die PAUSE-Taste kloppen und sich ein Organigramm anlegen sollte, um im weiteren Filmverlauf die „wie-warum-wer-und-überhaupt“-Fragen, die sich unweigerlich einstellen (wird ja für uns Europäer durch die exotischen Namen und die nicht immer einfach unterscheidbaren Personen nicht einfacher), durch Nachschlagen beantworten zu können. Die Auflösung wirkt etwas holprig und klärt für meinen Geschmack nicht alle offenen Fragen (z.B. die, warum Chief Oh überhaupt unter Verdacht steht). Die Dialoge gewinnen keine Originalitätspreise, die Charaktere kennen wir aus zahlreichen anderen asiatischen Cop- und Gangsterfilmen.
Zur Optik des Streifens – gerade erst gestern habe ich zu „Kontroll“ ausgeführt, dass es sich dort um einen Film handelt, bei dem sich brillante Optik dem Film und seiner Geschichte unterordnet. Bei „Some“ ist es umgekehrt. Die edle High-Tech-Kameraführung mit all ihren Tricks und Kniffen sieht zwar auf den ersten Blick toll aus, aber zu oft gerät sie zum Selbstzweck. „Some“ ist ein in seine opulenten Visuals selbstverliebter Streifen, der in hervorragend gefilmten, aber letztlich unnötigen Einstellungen schwelgt (brauchen wir wirklich Großaufnahmen von in Zeitlupe arbeitenden Scheibenwischern oder einen Zoom ins Profil eines Motorradreifens?). Nicht ganz auf dem Nervigkeits-Level, wie es sich manchmal bei Kitamura und seiner „schaut-her-was-ich-kann“-Attitüde einstellt, aber einfach oft übertrieben. Neon-Video-Clip-Ästhetik schön und gut, aber oftmals hat man bei „Some“ den Eindruck, nicht einem Spielfilm, sondern einem überlangen Automobil-Werbespot beizuwohnen (denn ein Faible fürs Abfilmen schneller Autos hat Chang ohne Frage). Über all den tollen Einstellungen und Aufnahmen geht Chang dann konsequenterweise etwas der eigentliche Handlungsfaden verloren – bei einer auch nicht gerade kurzen Laufzeit von fast zwei Stunden leistet sich der Film, trotz der komplexen oder besser komplizierten Story, die die ein oder andere erklärende Szene gut gebrauchen könnte, einige Längen – nicht, weil nichts passiert, sondern weil der Zuschauer (zumindest ich, hehe) aufgrund der verworrenen Handlung dem Geplänkel on screen nicht mehr wirklich folgen mag. Der Spannungsbogen fetzt auch nicht vom Stengel – die entscheidende Enthüllung kommt, ohne dass vorher großartig Hinweise verteilt worden wären, gut 40 Minuten vor dem Ende, so dass sich zwangsläufig Spannung nur noch aus der Frage schöpfen lässt, ob Autor und Regisseur es wagen, ein Downer-Ende zu zelebrieren oder nicht und das Finale sich demzufolge ziemlich zieht.
Wie schon gesagt, Action im Wortsinne ist vergleichsweise Mangelware (der Film ist denn auch konsequenterweise FSK-12 freigegeben. Die verkaufsfördernde (?) KJ-Freigabe verdankt das Doppel-DVD-Set vermutlich den beigepackten Trailern). Die Auto-Stunts sind teilweise recht nett anzusehen (auch wenn ihnen teilweise mit CGI nachgeholfen wurde), werden aber das Cobra-11-Stuntteam auch nicht in die Berufsaufgabe treiben, die Martial-Arts-Kloppereien kommen mehr von der dirty streetfight-Schule als aus der hochchoreographierten Kampfkunstecke.
Positiv zu vermelden ist der effektive Einsatz des Soundtracks. Für das Closing-Credit-Theme versicherten sich die koreanischen Filmemacher sogar der Mithilfe von Massive Attack.
Schauspielerisch reißt das Ensemble auch keine Bäume aus. Soo Go, für den zumindest die IMDB keine weiteren Screencredits verzeichnet (was im Asia-Bereich nun auch wieder nichts heißen muss), wirkt mir für die Rolle eindeutig zu blass. Irgendwie wirkt der gute Mann für mich wie ein typischer „model-turned-actor“, d.h. er versucht nur mit seinen Looks zu überleben, ohne größere dramatische Bandbreite aufzuweisen. Ji-hyo Song ist niedlich anzusehen und müht sich redlich um emotionale Wirkung. Die Vertreter der „bösen“ Seite wirken mir durch die Bank ein wenig gelangweilt.
Bildqualität: Sunfilm legt auch diesen Film in einer Doppel-DVD-Edition vor (auch da sollte das Label aufpassen, das wird langsam schon zu sehr zur Gewohnheit), wieder mal mit einem schicken Pappschuber. Der Hauptfilm wird in anamorphem 2.35:1-Widescreen präsentiert. Farben und Kontrast stimmen, Detail- und Kantenschärfe sind auf den ersten Blick in Ordnung, allerdings ist der Transfer ein wenig auf der grobkörnigen Seite. Leider ist die Kompression mal wieder etwas schlampig ausgefallen – bei schnellen Bewegungen gibt’s fast immer Nachzieheffekte, die sich besonders am PC-Monitor von ihrer liederlichsten Seite zeigen (und z.B. auch das Anfertigen von Screenshots aus den Action-Szenen praktisch unmöglich machten). Das muss nicht sein. Besonders peinlich ist natürlich ein grober Masteringfehler – das Bild scrollt horizontal – am linken Bildrand ist der rechte Bildrand zu sehen. Ist bei herkömmlichen Fernsehgeräten wie meinem im Overscan-Bereich, fällt aber z.B. am PC auf.
Tonqualität: Wie eigentlich immer bei Sunfilm gibt’s deutsche Synchro (recht steril und lieblos ausgefallen, vom Probehöreindruck) in Dolby 5.1 und dts sowie den Originalton mit optionalen Untertiteln in Dolby 5.1. Die Tonmischung überzeugt, wobei der Film an sich etwas fettere Soundeffekte auffahren könnte, das wirkt manchmal ein wenig schwächlich (ist aber kein Problem der Disc). Rauschfreiheit ist gewährleistet.
Extras: Neben der Trailershow auf Disc 1 findet sich der Rest des Bonusmaterials auf Disc 2 und im Gegensatz zu „Kontroll“ lohnt sich der zweite Silberling quantitativ mit ca. 100 Minuten Spielzeit durchaus. Neben einem 36-minütigen Making-of wird ein siebzehnminütiges Interview mit dem Regisseur geboten (das interessanterweise einige meiner oben geschilderten Gedankengänge bestätigt und auch, dass „Some“ in Korea kein sonderlicher Kinoerfolg war, was der Director auf „Kommunikationsprobleme“ zwischen ihm und dem Publikum zurückführt. Ebenfalls bestätigt der Regisseur meine These, dass ihm Stil über Inhalt geht), außerdem ein Gespräch des Regisseurs mit den vier Hauptdarstellern über den Dreh (ca. 15 Minuten und, ähnlich wie das Regisseurs-Interview kein reines Promo-Geplänkel, sondern recht ehrlich), eine Vielzahl von Featuretten (Stunts, Kamera, Art Direction, CGI-Effekte, Premierenfeier), eine Fotogalerie und den Originaltrailer. Interessantes Material.
Fazit: Die vom Cover versprochene „atemberaubende Mischung aus Mystery, Thriller und Action“ erweist sich letzen Endes als eher mittelmäßig spannende Angelegenheit, die ihre wirklich gute Idee (den „Mystery“-Part) leider in einem zu verästelten, nicht immer völlig ausformulierten Script versenkt. Meines Erachtens hätte man, um das Potential der Story voll abzuschöpfen, da noch den ein oder anderen Rewrite vornehmen sollen. Darüber hinaus geht die effektheischende „Optik über alles“-Inszenierung auf die Dauer etwas auf den Senkel. Als Style-Clip und Kamera-Showcase nicht ohne Reiz, aber als Film an sich ein wieterer Beweis, dass „Made in Asia“ nicht von Haus aus Grund für vorauseilende Lobeshymnen ist. Die Sunfilm-DVD besticht durch ihre gute Ausstattung, verliert aber deutlich Punkte im Bild-Bereich. Was die KJ-Freigabe soll, wissen die Götter.
3/5
(c) 2006 Dr. Acula