Soldiers of Fortune

 
  • Deutscher Titel: Soldiers of Fortune
  • Original-Titel: Soldiers of Fortune
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  • Regie: Maxim Korostyshevsky
  • Land: USA/Russland
  • Jahr: 2012
  • Darsteller:

    Christian Slater (Craig McCenzie), Sean Bean (Dimidov), Ving Rhames (Grimaud), Dominic Monaghan (Tommy Sin), Colm Meaney (Mason), James Cromwell (Sam Haussman), Charlie Bewley (Vanderbeer), Freddy Rodriguez (Reed), Ryan Donowho (Ernesto), Oksana Korostyshevskaya (Cecilia), Sarah Ann Schultz (Magda), Gennadi Vengerov (Colonel Lupo)


Vorwort

2008 paukt Captain McCenzie in Afghanistan in höchster Not seinen Kameraden, Kumpel und direkten Untergebenen Reed aus einer prekären Situation – dessen im-wahrsten-Sinne-des-Wortes-undercover-Einsatz (unter einer Burka) stört jedoch eine CIA-Operation und deswegen wird die Rettungsaktion McKenzie als Insubordination ausgelegt, womit die glorreiche Soldatenlaufbahn beendet wäre.
Vier Jahre später verdingt McCenzie sich als erfolgloses privates Securityunternehmen und Reed droht die Zwangsversteigerung seiner Hütte. So kommt’s, dass die beiden sich notgedrungen auf ein eher zweifelhaftes Unterfangen einlassen: Cecilia und Ernesto veranstalten für adrenalinsüchtige Milliardäre Spezialreisen – in ein echtes Kriegsgebiet! „Snake Island“, eine kleine Schwarzmeerinsel irgendwo zwischen Rumänien und der Ukraine, wird vom fiesen Colonel Lupo und dessen Söldnerarmee terrormäßig beherrscht und Lupos Sicherheitschef ist niemand anderes als Ex-CIA-Mann Mason, der McCenzie damals in Afghanistan übel mitspielte. Die Milliardäre finanzieren den Widerstandskampf einer kleinen Rebellentruppe und für ihren Obolus dürfen sie auch mitballern. Damit den Geldsäcken dabei aber nichts passiert, sollen McCenzie, Reed und ein paar andere gedungene Profis auf sie aufpassen.

Die Truppe, die McCenzie schützen darf, ist ein wild zusammengewürfelter Haufen – Metallmagnat Dimidov, der schon mal zum Spaß vor Somalias Küsten Piraten aufmischt, Wallstrett-Fondsmanager Vanderbeer, ein schnöseliger Jung-Geldadeliger, Killerspielprogrammierer Tommy Sin (nach dessen Spielen bereits fünf Jugendliche ihre Eltern enthauptet haben), dem seine Therapeutin ob seiner Videospielsucht etwas harsche Realität verordnet hat und der sich blöderweise kurz vor Antritt der Reise einen Haxen gebrochen hat, Sam Haussman, der mit einem Todesfall im Kriegsgebiet den Ehevertrag mit Besen Nummer 5 austricksen will und, last, but not least, Waffenhändler Grimaud, persönlich angepisst, weil Lupo bei ihm zwar zahlreiche Waffen gekauft, selbige aber nicht ordnungsgemäß bezahlt hat.
Nachdem McCenzie und Reed aus der laschen Versagertruppe in hartem Training halbwegs vorzeigbare Soldaten gezimmert haben, kann’s mit dem Einsatz losgehen. Doch Verrat! Die vermeintlich sichere Ladungszone wird von Mason unter Feuer genommen – die teure Waffenlieferung für die Rebellen sowie die Bodyguards (und der arme Reed) machen sich auf die Reise gen Meeresgrund – und McCenzie hat alleine die fünf Milionarios am Hals. Die Rebellen sagen zu, die reichen Pinkel zu evakuieren, doch schon am nächsten Morgen wird das Widerstandsnest von Lupos Truppen angegriffen – und die Multimililonäre mitten drin in der echten, ungeschönten und lebensgefährlich bleihaltigen Bredouille..


Inhalt

Man kann darüber dikutieren, ob „The Expendables“ Ursache oder Wirkung waren, jedenfalls erlebt der gute alte 80er-Randale-Actionfilm in praktisch jeder erdenklichen Form sein Comeback. Publisher wie 20th Century Fox verdienen sich an Neuauflagen ihrer Action-Bibliotheken eine goldene Nase, alte Kämpen wie Stallone und Schwarzenegger wollen’s nicht nur im Ensemble, sondern auch solo wieder wissen („Bullet to the Face“ bzw. „The Last Stand“ respektive), und auch im Indie-Bereich wird der gute alte Ballerspaß auf einmal wieder hoffähig.

Nun, dass man gerade in Russland (obwohl so viele der alten Reißer Kalter-Krieg-Geschichten erzählten) auf den großkalibrigen Actionkrempel steht, ist kein Geheimnis (oder sollte es zumindest seit shot-by-shot-Remakes wie Phantom Commando – Die Rückkehr nicht sein); am Zaster und am Willen für ordentlichen Materialaufwand scheitert’s bei den neureichen Russen auch selten, und der Rubel kann mittlerweile auch ein vielköpfiges Sammelsurium Zweiter-Reihe-Stars aus Hollywood nach Osteuropa locken – es ist kein schlechter Cast, den Maxim Korostyshevsky für ein Filmchen, das gaaanz entfernt nach Vanity-Projekt für die Ehefrau des hier debütierenden Regisseurs duftet, für das von der IMDb mit bescheidenen 8 Mio. Dollar (das mag ich kaum glauben) veranschlagte Unterfangen zusammenstellen konnte.

Das Autorentrio ist wild zusammengestellt – Joe Kebley schrieb 1999 einen Comedy-Kurzfilm und sonst nix, Robert Crombie zeichnet verantwortlich für eine englisch-ukrainisch produzierte Trickfilm-Adaption des „braven Soldaten Schweijk“ und Alexandre Coscas war bei dem erwähnten Comedy-Kurzfilm Kebleys Co-Autor (bei dem er auch Regie führte), ehe er bei Nu Image Lohn und Brot als Assistent der Herren Avi bzw. Danny Lerner fand (und so immerhin bei Produktionen wie „John Rambo“, „Conan“ und … „The Expendables“ über die Schultern des Lerner-Clans blicken durfte).
Unter diesen Voraussetzungen stelle ich mir die Entstehung von „Soldiers of Fortune“ ungefähr so vor: So um die Jahrtausendwende herum schrieben Kebley und Coscas das ursprüngliche Drehbuch zu „Soldiers of Fortune“, bekamen es aber nicht verkauft und nicht selbst realisiert. Als Coscas dann erkannte, dass Post-„Expendables“ Baller-Action wieder verkäuflich sein könnte, bot er das Script wieder feil – und Korostyshevsky, auf der Suche nach einem Vehikel für sein Frauchen, schlug über seinen West-Agenten Crombie, der das Script dann so überarbeitete, dass es an russischen bzw. ukrainischen Locations gedreht werden konnte, zu. Dass Kebley und Coscas ihre Geschichte offensichtlich im lateinamerikanischen Bereich ansiedelten und Crombie vergass, die Namen der Schwarzmeer-Rebellen vom hispanischen Idiom ins Östlichere zu ändern, naja… Eifer des Gefechts, kann man ja mal übersehen, und überhaupt, wer wird denn kleinlich sein. Heißt man eben auf der Krim Lupo, Ernesto und Cecilia. Kann einer von Euch das Gegenteil beweisen? Na? Hä?

Wenn man mal von diesem „unforced error“ absieht, bedient das Script durchaus die notwendigen Klischees des 80er-Jahre-Actionfilms. Die Charaktere, besonders die der Millionäre, sind Karikaturen (der eklige geldgeile Yuppie, der vergnügungssüchtige Oligarch, der Computersoftware-Popstar [auch das datiert das Script in goldene dotcom-Tage zurück. Wer war der letzte Spieleprogrammierer mit Mainstream-Appeal?], der alte Zyniker, der die gierigen Erbgeier foppen will und der offen Kriminelle) – nicht, dass die Widerstandskämpfer, McCenzie (oder Hero’s Best Friend Reed, der von der ersten Szene an so tot ist, dass man sich nur wundert, dass er nicht schon während der Trainingsmontagen draufgeht) oder gar die Bösmannsfraktion (wie Mason vom CIA-Agenten zum Schergen eines hergelaufenen Dritte-Klasse-Diktators wurde? No friggin‘ idea) irgendwie differenzierter wären.
Aber wen juckt’s im Rahmen eines 80er-Style-Actionfilms? Wen interessiert, ob Henchman Nasty McEvilson ’ne schlimme Kindheit hatte? Wir brauchen ein paar halbwegs interessante Figuren, gerne reine Archetypen oder over-the-top-/larger-than-life-Charaktere, verteile sie auf Gut und Böse, gebe ihnen große Wummen in die jeweiligen Patschhände und Feuer frei.

Insofern macht „Soldiers of Fortune“ ja sogar noch Überstunden, indem er auf Heldenseite Leute positioniert, die man nicht auf Anhieb für die sympathischten Protagonisten unter der Sonne halten dürfte – „One-Percenter“, schamlos, was das Vorzeigen ihres materiellen Wohlstands angeht und die kraft ihrer Bankkonten gewährten Privilegien ohne jegliches schlechtes Gewissen ausnutzend. Dass wir zum Finale hin eigentlich den Geldsäcken (abzüglich natürlich der fiesen Verräterbacke, die sich selbstredend in die Truppe eingeschlichen hat) stärker die Daumen drücken als unserer nominellen Identifikationsfigur, dem tapferen Soldaten McCenzie (apropos… finde nur ich es ein wenig bizarr, dass ein russisch inszenierter Actionfilm seinen amerikanischen Helden in der Prologsequenz halb Afghanistan abknallen lässt?), der gegen die lustigen Multimillionäre ein ziemlich farbloser Geselle bleibt, ist sicherlich primär Verdienst des noch zu würdigenden Ensembles, wird aber vom Script auch nicht aktiv untergraben. Und das Gimmick des Films an sich (dass die Superreichen sich praktisch in einen Krieg einkaufen können) ist nicht übel und, wie Freddy Rodriguez im Making-of zurecht anmerkt, jetzt kein SO großer Gedankensprung von durchaus realen Freizeitaktivitäten für Leute mit viel zu viel Kohle wie Astronautentraining nebst anschließendem ISS-Flug.

Wie jeder 80er-Actionfilm, der etwas auf sich hält, geizt „Soldiers of Fortune“ nicht mit humorigen-komödiantischen Einlagen, konzentriert diese jedoch überwiegend auf die Trainingsszenen; wenn’s „ernst“ wird, also die Invasion der Insel angegangen wird, gibt’s immer mal wieder ’ne juxige Situation oder einen netten one-liner, es wird aber nie eine Action-Komödie aus dem Streifen – den ein oder anderen quotablen Spruch nimmt man freilich gerne mit.

Für einen First-Time-Director schlägt Korostyshevsky sich beachtlich – der Streifen ist stilsicher-modern inszeniert, mit den zu erwartenden Remineszenzen an „CSI“-Style, HD-Panoramashots und schnellem Schnitt. Die für Westeuropäer „neuen“ Locations an und um die Insel Krim (auf der es, so sangen es IFA Wartburg „nicht so schlimm“ ist), wirken, zugegeben, kaum exotischer als das übliche lateinamerikanische oder asiatische Umfeld (Colonel Lupos Hauptquartier würde allerdings beinahe jedem Bond-Schurken zur Ehre gereichen. Cooler Bunker…); der Großteil der Action wird eh unter freiem Himmel bestritten. Das Tempo ist hoch, Pausen für dramatische Charakterentwicklungen gibt’s kaum (die Millionäre dürfen sich mal kurz über ihre jeweiligen Motivationen austauschen, aber das dauert zwei Minuten und ist dann auch wieder vorbei. Das muss für’s Bonding reichen), der Score von Sam Raimis Haus- und Hofkomponisten Joseph LoDuca („Tanz der Teufel 1/2“, „Army of Darkness“, „Xena“, „Hercules“, „Boogeyman 1-3“, „My Name is Bruce“) geht pathetisch und symphonisch in die Vollen (für die Credits gibt’s unvermeidliches Nu-Metal-Gedöns der zweiten Liga).

Die Action selbst ist dynamisch inszeniert und ordentlich knackig – Kopf- und anderweitige blutige Einschüsse in inflationären Mengen, vom Revolver bis zum Panzer und Raketenwerfer bleibt keine Waffe un-eingesetzt, und der Bodycount dürfte sich locker im dreistelligen Bereich einpendeln. Technisch ist das auch ganz passabel gelöst (bis auf einen oder zwei Fälle von CGI-Blut, wiewohl überwiegend praktische Effekte gentuzt werden – außerdem gibt’sein paar Fälle von „offenem Feuer“ aus dem Computer, und weiß der Geier, warum die Pixelschieber das seit Erfindung der CGI nicht glaubwürdig hinkriegen) und dürfte den Fan gewalttätiger FSK-18-Unterhaltung durchaus zufriedenstellen.

Der Cast ist für so’n unabhängiges, international ko-produziertes B-Movie nicht von schlechten Eltern. Christian Slater, der auf seine älteren Tage langsam wie eine Art Mischung von Nic Cage und Liam Neeson auszusehen beginnt, macht als taffer Soldat keine schlechte Figur, hat aber nicht viel Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Die hat dafür Sean Bean (noch dürfen Wetten abgeschlossen werden, ob er den Nachspann erlebt) – es ist halt so, Bean wertet durch schiere Präsenz noch jeden Käse auf, und meistens hat er ja sogar noch Spaß dabei, wie z.B. hier (wobei er seinen größten Lacher mit einer kurzen mimischen Regung erzielt).
„Lost“-Kämpe Dominic Monaghan hat ebenso seinen Fun wie der vielbeschäftigte Ving Rhames („Pulp Fiction“, „Dawn of the Dead“, Zombie Apocalypse). Eine späte Wiedervereinigung unter Gefechtsbedingungen feiern die „Six Feet Under“-Kollegen James Cromwell („Star Trek: Der erste Kontakt“) und Freddy Rodriguez („Planet Terror“).
Oksana Korostyshevskaya, der wir den ganzen Zinnober vermutlich verdanken, erinnert mich frappierend an eine andere Schauspielerin, ohne dass ich auf deren Namen käme (Tracy Scoggins?), und tut ansonsten nicht wahnsinnig viel dafür, sich für künftige Großtaten aufzudrängen.
Auf der Schurkenseite hat Colm Meaney („Star Trek: Deep Space Nine“, „The Limey“) sichtlich Freude daran, mal richtig böse sein zu dürfen; Gennadi Vengerov („Moscow Heat“, „Anatomie“, „Erkan & Stefan gegen die Mächte der Finsternis“, „Crazy Race“, „Hotel Lux“ und sogar ein paar Folgen „GZSZ“) ist als formaler Obermotz der Fieslingsseite ein wenig zu sehr „afterthought“ ohne eigene Wirkung.
Sarah Ann Schultz („Cleaner“, „The Sword and the Sorcerer 2“) als seine noch bösere Tochter könnte diese Wirkung entfalten, gäbe ihr das Script etwas mehr als eine Szene, in der ihr Eviltum vorgestellt wird und eine Actionszene gen Ende (und das die am Ende eine der dümmeren Ideen aus „Waterworld“ zitiert… hm… naja…).
Adleraugen erspähen als einen Ranger im Hintergrund Fred-Olen-Ray-Spezi Tim Abell („Attack of the 60-Foot-Centerfold“, Rapid Assault, „Raptor“).

Bildqualität: Bei aktuellen Releases muss man im Allgemeinen nicht sonderlich bangen – der 2.35:1-Transfer (anamorph), den Pandastorm auf Silberling bannt, ist überwiegend gelungen, es gibt ein paar kleinere Pixelfreezes in extrem schnellen Actionszenen, aber das merkt man wirklich nur, wenn man speziell auf derlei Fehler lauert. Ansonsten ist’s schön bunt, kontrastreich und scharf.

Tonqualität: Die (gelungene) deutsche Synchro liegt in DTS 5.1 und DD 5.1 vor, der englische O-Ton in Dolby Digital 5.1. Untertitel gibt’s auf Deutsch und Englisch. Für meinen Geschmack könnte der deutsche DTS-Track ein bisschen mehr Power in den Tieftönen gebrauchen.

Extras: Leider etwas mager – ein fünfminütiger unkommentierter Clip recht wahllos montierter Behind-the-Scenes-Aufnahmen und doch immerhin gut zwei Minuten (!) Interviews mit Sean Bean, Ving Rhames, Freddy Rodriguez und Dominic Monaghan. Reicht immerhin für einen mehr oder weniger intelligenten Satz per Nase. Dazu noch der Trailer und ’ne Trailershow.

Fazit: „Soldiers of Fortune“ ist kein Arthousekino. „Soldiers of Fortune“ ist knalliges, radauorientiertes, testosterongetränktes und dabei durchaus auch humoriges Actionkino, das nicht angetreten ist, Originalitätspreise zu gewinnen und sicherlich an Aufwand und Effekten nicht mit den ganz großen Retro-Blockbustern wie „Expendables“ & Co. mithalten kann, aber 90 Minuten durchgängig viel Spaß macht – vor allen dank eines wirklich gut aufgelegten Ensembles, das durch die Bank verstanden hat, wie man an einen solchen Stoff herangehen muss. Jede Menge Fun und daher von mir herzlichst weiterempfohlen!

4/5
(c) 2012 Dr. Acula


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