- Deutscher Titel: So gut wie tot - Der Film
- Original-Titel: Dead Like Me: Life After Death
- Regie: Stephen Herek
- Land: USA
- Jahr: 2009
- Darsteller:
Ellen Muth (George Lass), Callum Blue (Mason), Sarah Wynter (Daisy Adair), Jasmine Guy (Roxy Harvey), Britt McKillip (Reggie Lass), Cynthia Stevenson (Joy Lass), Henry Ian Cusick (Cameron Kane), Christine Willes (Delores), Crystal Dahl (Crystal), Jordan Hudyma (Hudson Hart), Vlasta Vrana (Gregor), Shenae Grimes (Jennifer Hardick)
Vorwort
Fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass George Lass an ihrem 18. Geburtstag von der Klobrille der MIR erschlagen wurde und ihr untotes Leben als „Seelensammlerin“, die gewährleisten soll, dass die Verstorbenen auch den Weg „ins Licht“ finden, und in der Abteilung für unnatürliche Todesfälle jobbt, antrat. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sie sich damit – und mit ihren Kollegen, dem Junkie Mason, der durchgeknallten Möchtegernschauspielerin Daisy und der burschikosen Polizistin Roxy – arrangiert. Doch eines Morgens… ist der alltägliche Treffpunkt der Seelensammler, das Fastfood-Restaurant „Der Waffle House“ abgebrannt und von Chef-Seelensammler Rube fehlt jede Spur. Die verblüfften Sammler werden von einer Limousine abgeholt und in ein piekfeines Restaurant gekarrt, wo sie ihr neuer Boss, Cameron Kane, erwartet. Kane, ein typischer Investment-Banker-Yuppie, will die Abteilung in Schwung bringen: Rubes antiquiertes Post-it-System ist History, ab sofort werden die Aufträge per Smartphone erteilt. Gleich Georges erster Einsatz geht mächtig schief – Hudson Hart, der High-School-Quarterback, hat seinen Unfall schon gehabt, als George an Ort und Stelle eintritt und wird siech ins Krankenhaus gefahren, ehe sie seine Seele einsammeln kann. Kane sieht das eher weniger als ein Problem an und seine Einstellung, die zwar einerseits um Effizienz bemüht ist, andererseits ein gewisses „laissez-faire“ erlaubt, färbt schnell auf die übrigen Teammitglieder ab. Daisy vernachlässigt ihren Job, um eine Hauptrolle als Lady Macbeth am Theater anzunehmen, Mason lässt sich nach einem Auftrag von einer Überwachungskamera dabei filmen, wie er die Kasse des gerade erschossenen Ladenbesitzers plündert (bzw. dem ursächlich für den Todesfall verantwortlichen Räuber die Beute abknöpft), Roxy beginnt, die Leben ihrer Todeskandidaten zu retten und macht Karriere. Nur George gerät in immer größere Schwierigkeiten – nicht nur, dass Hudson einfach nicht abnippeln (und seine Seele nicht rausrücken) will, in ihrem „Ziviljob“ bei der Zeitarbeitsfirma „Happy Time“ verursacht sie als Vertretung für ihre Chefin Delores (die sich um ihren todkranken Kater kümmern muss) eine Mobbing-Klage, und im Zuge ihrer Versuche, an Hudsons Seele ranzukommen, entdeckt sie, dass der verunfallte Football-Jock der heimliche Geliebte ihrer kleinen Schwester Reggie war/ist. Da Reggie sich gerade mühselig mit dem Tod ihrer Schwester abgefunden hat, droht der neuerliche Verlust sie endgültig aus der Bahn zu werfen… George sieht keinen Ausweg, als ihr Geheimnis zu lüften.
Inhalt
„So gut wie tot“ ist ein schönes Beispiel dafür, dass sich Qualität im Fernsehen – trotz „House“, „Psych“, „CSI“ und den ersten paar „Monk“-Staffeln – nicht immer durchsetzt. Das Geisteskind von Bryan Fuller (der sich seine ersten Sporen als Writer und Producer bei „Star Trek: Voyager“ verdiente und somit eindrucksvoll bewies, dass nicht jeder verloren sein muss, der mit dieser Serie in Kontakt kam) erblickte das Licht der Welt beim US-Kabelsender Showtime – die skurril-morbide Dramödie wurde von ihren Fans zwar abgöttisch geliebt, aber es waren – wie so oft – zu wenige. Fuller verabschiedete sich im Streit nach der ersten (großartigen) Staffel und wandte sich den nicht minder wohlgelittenen, aber ebenso gefloppten Shows „Wonderfalls“ und „Pushing Daisies“ (wo er seiner Liebe für morbiden schwarzen Humor weiteren Ausdruck verlieh) und scheint nun bei den „Heroes“ sein Glück gefunden zu haben. „Dead Like Me“ hangelte sich durch eine zwar noch immer sehr sehenswerte, aber inkonsistente zweite Staffel (in der sich die neuen Autoren des öfteren in der Continuity verhedderten) und wurde dann ohne großes Trara gecanceled. Obwohl MGM schon frühzeitig an internationale Vermarktung dachte und die schon nach kurzer Zeit erhältliche UK-DVD-Boxen deutschen Ton aufwiesen, schien man in Deutschland mit dem Stoff nicht viel anfangen zu können – erst Jahre nach der DVD-Veröffentlichung in England erbarmte sich der SciFi-Channel und versendete die Serie bei täglicher Ausstrahlung in knapp fünf Wochen (und wiederholte sie mittlerweile etliche Male) – immerhin wohl mit positiven Reaktionen, denn etwas später landete „So gut wie tot“ dann doch noch im Free-TV, wenn auch nur bei RTL II.
Auch wenn der Serie kein durchschlagender Erfolg vergönnt war, so entwickelte sie sich zu einer kleinen Kultshow und so wurde bereits 2007 bekannt gegeben, dass sich der Großteil des Casts für einen abschließenden TV-Film (da die Serie ohne befriedigendes Ende auslief) zusammenfinden würde. Es dauerte ein Weilchen, bis „Life after Death“ dann endgültig im Kasten war, aber was lange währt, wird gut usw. und liegt nun in silbriger Scheibenform vor dem geneigten Fan.
Die Voraussetzungen waren nicht die allerschlechtesten – von den Hauptdarstellern der Serie fehlen unentschuldigt nur Mandy Patinkin (Rube) und Laura Harris (die originale Daisy, die ihrerseits schon Ersatz – allerdings als komplett neuer Charakter – für die nach sechs Episoden ausgestiegene Rebecca Gayheart war), die Schreiberlinge John Masius und Stephen Godcheaux gehörten zum Stammautorenpersonal der Original-Serie und Regisseur Stephen Herek hatte zwar mit dem Stoff bislang nichts zu tun, hat sich aber immerhin bei so unterschiedlichen Stoffen wie „Critters“, „Bill und Teds verrückte Reise durch die Zeit“, „Mighty Ducks“ oder „101 Dalmatiner“ einen Namen gemacht (andererseits ist „Life after Death“ nach „Young MacGyver“ schon seine zweite Direct-to-DVD-TV-Serien-Verwurstung. Er hat also schon mal bessere Zeiten erlebt).
Erstaunlicherweise spielt sich der Film nicht wie der erwartete „wrap-up“, der diverse Storylines der Serien zusammenführt und abschließt, sondern eher wie ein kompletter Reboot – alte Zöpfe werden radikal abgeschnitten. Gut, dass Mandy Patinkin auf ein kleines Serienrevival, das direct-to-DVD geht, nicht wirklich Bock hatte, ist verständlich und somit ist nachvollziehbar, dass man bei der zweitwichtigsten Figur der Show auf einen Re-Cast verzichtete und die Figur lieber ausgesprochen endgültig herausschrieb, aber fast noch schmerzlicher ist der Abschied vom „Waffle House“, das eigentlich schon ein liebgewonnener Charakter für sich allein war. Das größte Umdenken findet in der Person von Cameron Kane statt, der nun etwas ist, was die ursprüngliche Serie nie hatte – ein klassischer Antagonist, bei dem von Anfang an klar ist, dass er irgendeinen sinistren Plan verfolgt und unsere Protagonisten in seinem Sinne zu manipulieren versucht. Der Haken – das wäre ein passabler Aufhänger für den übergreifenden Storyarc einer ganzen Staffel gewesen, muss hier aber in knapp 85 Minuten von Alpha bis Omega abgearbeitet werden. Demzufolge entwickelt sich alles viel zu schnell – Mason, Daisy und Roxy werden in Windeseile korrumpiert (aber immerhin gelingt es ihnen selbst, sich aus Kanes Einfluss zu lösen und zu Gegenmaßnahmen zu schreiten), und ebenso hastig muss dann die Auflösung dieser Plotline erfolgen, was dasnn wiederum bedingt, dass Kanes „Ursprung“; seine Ziele, seine Motivationen ausgesprochen vage bleiben. Schon in herkömmlicher Spielfilmdramaturgie wäre das alles ein wenig hektisch, aber in „Life after Death“ ist das gerade einmal der B-Plot, mit dem die Darsteller abgespeist werden, die nicht Ellen Muth heißen. Die darf sich nämlich, zwar verursacht durch Kanes neue Attitude, aber in der Folge weitgehend davon losgelöst, durch ihre eigene Storyline kämpfen, die – wie üblich in der Serie – stark auf die persönliche Ebene geht und (zumindest das schafft der Film erfolgreich) die Beziehung zu ihrer Familie befriedigend auflöst (wir erfahren z.B., dass Joy, Georges Mutter, deren Tod durch das Schreiben eines Buchs verarbeitet hat und nun Eltern, die ähnliche Verluste erlitten haben, in quasi-therapeutischer Manier beisteht, versucht, an Reggie zu „überkompensieren“, aber trotzdem *immer* noch übersieht, was Reggie wirklich bewegt). Vermeidbarerweise laufen Masius und Godcheaux im Bemühen, alle wesentlichen Elemente aus der Serie in komprimierter Form in den Film zu bringen, oft und gern gegen die Wände der etablierten Regeln (die schon die Serie nicht immer einhält – so richtig einig, was das Seelensammeln eigentlich ist, was es bewirkt und wie es „funktioniert“, scheinen sich die Autoren nie geworden zu sein. Der Film impliziert, dass die „Todeskandidaten“ nicht sterben können, ehe ihre Seele eingesammelt ist, was die Serie schon von Anfang an für Tinnef erklärte, und mittlerweile ist es sogar möglich, dass die Seelensammler eine Seele zurück in den Körper schubsen können); auch die Charaktere sind nicht immer spot-on getroffen – speziell Daisy und Mason, die in der zweiten Staffel einen Reifeprozess durchzumachen schienen, sind eher wieder drei Schritte zurück gegangen: Mason ist wieder der total verantwortungslose Junkie mit der Leck-mich-am-Arsch-Attitüde, Daisy wieder die selbst- und sexsüchtige Bimbo-Zicke – wir waren da eigentlich schon mal weiter gekommen.
Obwohl wir also einerseits viel Plot für einen Eineinhalbstünder haben, ist es andererseits schon wieder etwas zu wenig; das vermeintliche Paradox erklärt sich dadurch, dass speziell der B-Plot, wie angesprochen, nicht sonderlich entwickelt wird, und der A-Plot (der „George-Plot“) nicht genügend Substanz hat, um mehr als eine „gewöhnliche“ 45-Minuten-Folge zu tragen; ein wenig Leerlauf ist daher unvermeidlich. Es gelingt Herek zum Teil, dies auszugleichen – denn einige herrliche Szenen hat „Life after Death“ schon: der „Eröffnungstod“, bei dem sich ein erfolgloser Erfinder mit einer Rube-Goldberg-Maschine zu Tode befördert, ist eine Meisterleistung (leider aber auch die einzige Remineszenz an die Serientradition der skurrilen, schon fast „Final Destination“-mäßigen Tode), wir bekommen erstmals, wenn ich mich recht erinnere, kurze Einblicke in das, was die Verstorbenen „danach“ erwartet, die Gruftlinge treiben Schabernack, und jenseits des schwarzen Humors schafft Herek es, aus absurd gewollten Szenen kleine, emotionale Highlights zu machen – sicherlich auch dadurch begünstigt, dass auch wichtige Nebenrollen wie Happy-Time-Abteilungsleiterin Delores mit den altbewährten Darsteller besetzt werden konnten und durch die Serienerfahrung enorme chemistry einbringen können.
Optisch bewegt sich der Streifen auf angenehmen Niveau; die Kameraführung hat einige wache Momente, die Spezialeffekte sind durchaus überzeugend, wenn man berücksichtigt, dass sicherlich nicht die ganz dicke Kohle zur Verfügung stand, und der Einfall, die komplette Einleitung mit Rekapitulation der Backstory sowie auch im folgenden einzelne kurze Sequenzen im Graphic-Novel-Style in gezeichneter Form zu präsentieren, ist heutzutage nicht mehr ganz neu, aber doch immerhin recht pfiffig umgesetzt. Einen Minuspunkt gibt’s für den etwas einfallslosen Score, der sogar auf das einprägsame Serien-Theme verzichtet.
Darstellerkritik – Ellen Muth schlüpft problemlos wieder in die Rolle der George Lass und erweckt die Figur mit ihrem eigenwilligen Charme (den ich nicht wirklich definieren kann) zum Leben; besonders in den gemeinsamen Szenen mit ihrer Serien-Schwester Brett McKillip (die erfreulicherweise ebenfalls wieder gewonnen werden konnte und sich zu einem hübschen jungen Mädchen entwickelt hat, das auch gut schauspielern kann) finden sich die schauspielerischen Highlights (McKillip war zwischendurch auch im FFF-Beitrag „Trick’n’Treat“ zu sehen). Callum Blue („The Tudors“, „Smallville“) hat leider nicht sonderlich viel zu tun als ein paar Junkie-/Kiffer-Stereotypen zu bedienen (nur in einer Szene darf er mal wirklich emotional werden – da überzeugt er dann aber voll), Sarah Wynter („The Sixth Day“, „24: Day 2“, „The Dead Zone“) tritt als neue Daisy in etwas zu große Fußstapfen (wobei ihr auch nicht hilft, dass die Figur, wie schon gesagt, in ihrer Entwicklung einen deutlichen Rückschritt genommen hat). Jasmine Guy („Harlem Nights“) ist als „passiv-aggressive“ Roxy einmal mehr ein reines Vergnügen, Christine Willes („Reaper“, „Wicker Man“) und Cynthia Stevenson („Men in Trees“) führen ihre Serien-Figuren einwandfrei fort. Neuzugang Henry Ian Cusick („Lost“, „Hitman“) ist mir persönlich etwas zu wenig einprägsam für den apostrophierten Antagonisten; den „Investment-Banker“ mag ich ihm noch abkaufen, aber den, der noch einen eigenen bösen Plan verfolgt, schon nicht mehr.
Bildqualität: Fox legt „Life after Death“ in anamorphem 1.78:1-Widescreen vor – keine Makel, keine Fehler.
Tonqualität: Geboten wird deutscher, spanischer und englischer Ton jeweils in Dolby Digital 5.1. Die deutsche Synchro bedient sich dankenswerterweise der aus der Serie gewohnten Sprecher, ist kein Feuerwerk an Surroundeffekten und insgesamt auf der etwas leisen Seite, aber schön abgemischt und rauschfrei.
Extras: Neben einem Audiokommentar mit Stephen Herek und Ellen Muth erfreut uns der Verleiher mit einem ca. 15-minütigen Making-of.
Fazit: Die Höhen der ersten Staffel der TV-Serie konnte der „Dead Like Me“-Film schon allein aufgrund des fehlenden Inputs des Series Creator nicht erreichen. Für Freunde der Serie ist „Life after Death“ trotzdem ein hochwillkommenes Wiedersehen mit (den meisten) liebgewonnenen Freunden; die Ausdehnung eines „typischen“ Serienplots auf knapp 90 Minuten und die Hinzufügung eines B-Plots, der im umgekehrter Weise dann wieder nicht ausreichend entwickelt werden kann, tun dem Film an sich nicht besonders gut, aber eine Fülle guter, hintergründiger Gags und einige selbst im Serienkontext erstaunlich wirksame emotionale Szenen rechtfertigen im Verbund mit den guten schauspielerischen Leistungen speziell der „wiederkehrenden“ Akteure durchaus, dass man den Film neben den Staffelboxen ins Regal stellt. Es hätte vielleicht ein bisschen geist- und temporeicher sein können, einige Continuity-Patzer wären vermeidbar gewesen und dass man weder ein „richtiges“ Ende für Rube noch eine greifbare Motivation für Kane bringt, führt ebenfalls zu Abzügen in der B-Note, aber gute drei Punkte kann ich allemal vertreten und den Serienfans doch guten Gewissens einen nach oben gehenden Daumen vor die Nase halten…
3/5
(c) 2009 Dr. Acula