Snakes on a Train

 
  • Deutscher Titel: Snakes on a Train
  • Original-Titel: Snakes on a Train
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  • Regie: The Mallachi Brothers
  • Land: USA
  • Jahr: 2006
  • Darsteller:

    Brujo (Alby Castro)
    Alma (Juliana Ruiz)
    Frank (Stephen A.F. Day)
    Klara (Carolyn Meyer)
    Lani (Lola Forsberg)
    Nancy (Madeline Falkskog)
    Mitch (Derek Osedach)
    Juan (Jay Costelo)
    Chico (Jason S. Gray)
    Raz (Nick Slatkin)


Vorwort

Abt. Schneller als der Tod

The Asylum – das ist ein Name, den sich moderne badmovies-affecionados hinter die Löffel schreiben sollten. Nicht nur, weil das höchstwahrscheinlich der Ort ist, an dem sie ihren Lebensabend verbringen werden, nein, auch, weil es der Name einer Produktionsfirma ist, die sich der hehren Aufgabe verschrieben hat, die geneigte Videokundschaft mit billigen Rip-offs von Genre-Blockbustern zu versorgen und das, in bester Tradition eines Roger Corman, BEVOR die Originale überhaupt ins Kino kommen. Beispiele? Aber gern… When a Killer Calls und When a Stranger Calls. Exorcism: The Possession of Gail Bowers und The Exorcism of Emily Rose. The DaVinci Treasure und The DaVinci Code. Und natürlich Snakes on a Train und Snakes on a Plane.

Mittlerweile scheint die Company genügend Öre zu verdienen, um sich „Stars“ wie Lance Henriksen und C. Thomas Howell einkaufen zu können (die Budgets eiern so bei vermuteten 1 bis 1,5 Mio. Dollar), also scheint man den Leuten, die, und anderes kann man´s ja kaum erklären, aus plumper Unwissenheit zum billigen Imitat greifen, sogar einen gewissen Gegenwert für den Ausleih- oder Kaufobolus liefern zu wollen. Oder so. Oder wenigstens manchmal. In Snakes on a Train sucht man derartig qualifizierte schauspielerische Kapazitäten vergebens. Aber was soll´s? Um im Terminus des Net-Hypes um den Schlangenfliegerhobel zu bleiben – it´s mothafuckin´ snakes on a mothafuckin´ train!

Der Doc scheute keine Kosten & Mühen und organisierte sich ein Exemplar des stolzen Werkes zwecks persönlicher Inaugenscheinnahme. Immerhin attestieren die US-Kritiker dem Vorbild schon, genuine campy fun zu sein, wie, ähm, lustig muss dann erst noch ein billiger Schnellschuss-Abklatsch sein (man benachrichtige bereits an dieser Stelle meine nächsten Angehörigen)? I mean, snakes on a TRAIN! Yowsa!

Also dann, bitte einsteigen, von der Bahnsteigkante zurücktreten, Türen schließen selbständig. That´s gonna be a killer ride. Auf die eine oder andere Art…


Inhalt

Ah, das wird ´ne wüste Angelegenheit. Zumindest spielt´s schon mal in eine solchen. Ein bärtiger Typ schleppt seine offensichtlich gesundheitlich mittelschwer angeschlagene Schickse vorbei an Kakteen (zwecks allgemeiner Verwirrung des Publikums sind immer wieder Einstellungen von wild wuselnden Schlangen und Bahngleisen eingeschnitten; vermutlich, damit der Zuschauer weiß, dass er den richtigen Film in den Player gelegt hat) bis zur Grenze zwischen Mexiko und den gottgesegneten United States of America. Da ist wohl eine kleine illegale Einwanderei im Gange. Der bärtige Knabe deponiert seine Holde in einem günstig gelegenen Autowrack und bemüht sich, ihr sichtliches Leid zu lindern (trotzdem könnten die beiden, wenn´s nach mir geht, Englisch reden. Oder muss ich auf mein alten Tage echt noch spanisch lernen, nur um B-Movies ordnungsgemäß besprechen zu können?). Ich nehme zumindest an, dass er dieses tut, möglicherweise zündet er sich auch nur aus purem Fez sein Pfeifchen an und pustet Qualm in ihr Gesicht (dabei gefährdet Passivrauchen doch die Gesundheit). Die Dame reagiert empfindlich auf das Angeblase und kotzt wunderbar grünen Schleim aus (ich glaub, die ist nicht gesund), belässt es aber nicht bei der Absonderung bunten Glibbers, sondern würgt, wo sie gerade dabei ist, noch eine Schlange aus (so´n kleinen Mini-Aparillo, 20 cm lang, ´nen halben cm im Querschnitt). Jessas. Ich hatte mich in meinen kühnsten Träumen auf eine Plotte um irgendwelche genmanipulierten Kriechtiere, die einem Regierungsexperiment auskommen o.ä, eingestellt, aber ich hab die Befürchtung, dieser Streifen wird meine Erwartungen, ähm, übertreffen… Bartmann packt die ausgekotzte Schlange und packt sie in, wie schon zuvor den grünen Schmodder, in ein Einmachglas. Von der Sorte hat er schon ein paar (vielleicht ist er Lieferant einer Tierhandlung?). Unser Freund rhabarbert etwas über „los otres serpientes“ (oder so), aus dem ich mir möglicherweise etwas zusammenreimen könnte (bevor einer mosert: yes, I know it means „die anderen Schlangen“. Ganz blöd bin ich ja auch nicht [… – der Lektor]), täte ich die spanische Sprache beherrschen, ist aber auch egal, denn die Schlangenauswürgerin antwortet mit einem entschiedenen „No!“ (und das hab ich sogar verstanden!).

Die lauschige Idylle ausgebranntes Autowrack, Lagerfeuer und Schlangengekotze wird von einem Cowboy gestört. Der reagiert auf das entzündete Feuer allergisch, nicht, weil er von Smokey Bear zum obersten Brandbekämpfer für die Grenzregion ernannt wurde, nein, vielmehr, weil er der US-Kontaktmann unserer illegal aliens ist und befürchtet, das Feuerchen könnte unerwünschte Störenfriede, z.B. die Grenzpatrouille auf den Plan rufen. Bartman tut so, als verstünde er kein Englisch (dabei wird er später, im Bedarfsfall, sich beinahe akzentfrei en anglais artikulieren können), übersieht aber ob der kleinen Auseinandersetzung, das seine Herzensschöne schon wieder eine Schlange erbricht und diese sich unbeobachtet aus dem Staub machen kann.

Cowboy und Bartmann gestalten nachfolgend eine couragierte Diskussion über das weitere Vorgehen. Barty wünscht (weiterhin espanol parlierend) samt seiner schlangenkotzenden Schnepfe gen Los Angeles transportiert zu werden, Cowboy steht auf dem Standpunkt, der geschlossene Dienstleistungsvertrag erschöpfe sich in einer Mitfahrgelegenheit nach El Paso. Für einen vernachlässigbaren Obolus von 500 Dollar würde er das Pärchen aber sogar auf einen Zug schubsen [für den lumpigen Preis von 150 Dollar sogar VOR den Zug. – der Lektor]. Und weil ihm das Mädel so leid tut, geht er mit dem Preis sogar noch auf 300 Kiesel runter, der wohltätige Samariter. Die Verhandlung erübrigt sich aber, weil die vorhin entfleuchte Schlange kurz des Westmanns Bein erklimmt und ihre Fangzähne in seine Wade schlägt. Der Stetsonträger kann grad noch überlegen, ob´s eine Klapperschlange war (aber sie hat nicht geklappert, fällt sogar ihm auf), bevor er tot umfällt. Für Bartmann (okay, es wird mir peinlich – obwohl mich der Schlag treffen soll, wenn der Herr im gesamten Film einmal mit Namen angesprochen wird, es sei denn, es ist in irgendwelchem spanischen Geblubber untergegangen, er heißt wohl Brujo) vereinfacht das die Entscheidungsfindung – „rapido“ soll´s nach Los Angeles gehen (wenigstens verrät er uns noch, dass die Schlangenmaid Alma heißt).

Am Bahnhof von El Paso unternehmen unsere tapferen mexikanischen Immigranten den Versuch, auf eigene Faust einen Zug (eine Mischung aus Passagier- und Frachtzug. Keine Ahnung, ob das in Amerika wirklich so mischpokenmäßig gehandhabt wird. Bei der DB gäb´s so was jedenfalls nicht) zu besteigen. Dumm nur, dass auch das Schwarzfahren in Bahn-Güterabteilen in Texas streng reglementiert ist. Ein glatzköpfiger hispanischer Sonnyboy namens Chico stellt sich dem Paar in den Weg und macht den Weg nur gegen Erwerb eines virtuellen Tickets für 20 Dollar pro Nase frei (was ich für einen günstigen Preis für eine 16-Stunden-Bahnfahrt halte, selbst im Güterabteil). Allerdings mangelt es Brujo und Alma an zählbarer Penunze, man appelliert an das Mitgefühl das Glatzenkönigs. Der erinnert sich an seine Gutmenschenerziehung und lässt Gnade vor Geld ergehen. „Wenigstens haben wir was hübsches anzuschauen“, brummt er angesichts Alma (obwohl die nicht wirklich fit aussieht). Leider ist Chico nicht der alleinige Herr und Kondukteur über die blinden Passagiere. Da gibt´s auch noch einen gewissen Juan und einen dritten Kerl, dessen Namen ich nun wirklich nicht mitbekommen habe. Juan ist offenbar der Wortführer der Gang und erheblich weniger sozial veranlagt. Zaster will er sehen, sonst fliegen Bruja und Alma im hohen Bogen wieder raus. Alma offeriert ihre gesamte Barschaft, allerdings in mexikanischen Pesos und die sind diesseits der Grenze, wie Juan sich eloquent ausdrückt, maximal zum Arschabwischen gut (aha, Wechselstuben sind in den USA noch nicht erfunden worden?). Da schaltet sich ein weiterer Passagier ein, ein gewisser Miguel, und offeriert seine finanzielle Unterstützung: „Sie sind meine Freunde!“ Für einen Moment (und das nachfolgende Gespräch seiner Wenigkeit mit Alma) dachte ich tatsächlich, Miguel kennt Alma von früher, aber das ist wohl ein Trugschluss meinerseits. Chico lehnt die Mäuse gönnerhaft ab, nicht aber der geldgierige Juan. Aber zumindest mal ist die Weiterreise für´s erste gesichert und Alma kann Miguel ans Knie nageln, dass sie und Brujo aus dem Chiapas (der Zapatisten-Hochburg) kommen und verheiratet sind. Whatever. Get going, movie!

Die Tagline des Streifens verspricht vollmundig „hundert Passagiere“, aber für mehr als ein knappes Dutzend hat´s dann, so rein darstellermäßig, doch nicht gereicht. Diese trudeln jetzt ein, weswegen es sich anbietet, die ganze Bagage en bloc vorzustellen. Da hätten wir zunächst mal eine Dame, von der ich auch bis zum Abspann keinen Namen gehört habe und die ich daher, gemessen an Style und Aussehen, in meinen Notizen die Bezeichnung „classy lady“ zugedacht habe (im folgenden „CL“ genannt). Dann hätten wir den Eisenbahningenieur Mr. Dubble (oder so), auf dem Weg zu einer hochspannenden Eisenbahningenieurskonferenz und persönlicher Bekannter des singulären Schaffners Frank (der Film ist komisch… einer der wenigen Charaktere, der eindeutig einen Namen zugewiesen bekommt, wird im Nachspann als „The Conductor“ gebillt). Für Stimmung in der Bude bzw. im einzig belegten Wagen sorgen drei texanische surfer dudes auf dem Weg zu den Pazifik-Wellen (auch wenn ich bezweifle, dass texanische surfer dudes ausschließlich like im kalifornischen Surfer-Slang inkl. Akzent parlieren [so isser, der Doc. Kein Spanisch können, aber hochwertige sozio-linguistische Forschungen anstellen. – der Lektor]). Besondere Freude bereitet mir die dreiköpfige Familie, die als nächstes zusteigt und als einzige Passagiere ein Schlafwagenabteil gebucht haben (Kapitalistenschweine!). Freude deshalb, weil das vielleicht fünfjährige Töchterlein des Hauses mir innerhalb von anderthalb Sekunden als eins meiner beliebten „an-die-Wand-klatschen“-Bälger ans Herz wächst (nicht nur, dass das Mädel nicht spielen kann, sie kuckt auch noch doof und will scriptbedingt, keine halbe Minute an Bord des Zuges, sofort aufs Klo. Erinnert mich an den blöden Steppke aus Death Ship, der, gerade einem Schiffsuntergang entronnen, auch als erstes ans Pinkeln dachte). Hope she dies painfully, obwohl ich da kaum Hoffnung habe. Man bringt doch im Film keine kleinen Kinder um. Nächster Delinquent ist ein vage arabisch aussehender Typ, den ich in meinen Notizen als „sinister guy“ (im folgenden: „SG“) bezeichnet habe und dessen Entry von einem angemessenen „das-ist-bestimmt-ein-Terrorist“-music cue begleitet wird. Damit wir auch was zu kucken haben, stellen sich zwei recht knackige Mädel vor – Summer und Crystal, zwei junge Dinger auf dem Weg nach L.A. für Party und den ganzen Kram (sollten sich mit den surfer dudes zusammentun; und, jou, Crystal ist ein cutie. Die dürfte mal bei mir übernachten). Schaffner Frank, in Sachen Ticketkontrolle ein scharfer Hund, ist bei den beiden Grazien etwas genauer als nötig und nicht unbedingt ein Ausbund an Dienstleistungsmentalität, was Crystal dezent anpisst. Allerdings ist der Bahnbedienstete schnell vergessen, denn Crystal bemerkt, dass SG sie und Summer anstarrt und ist davon, nicht mit dem stabilsten Nervenkostüm ausgestattet, die Gut´ste, leicht ausgefreaked. Um dem stechenden Blick des SG zu entkommen, schlägt Summer Korpusverlagerung in den Fresswagen vor.

Frank möchte zur Abfahrt blasen, doch da ist noch ein last-minute-Passagier – ein weiterer Cowboy, d.h. Stetson-Träger, der in allerletzter Sekunde an Bord hüpft (aber im Besitz eines gültigen Fahrausweises ist. Und scheinbar werden die Dinger in Amiland tatsächlich auf Namen ausgestellt. Noch mehr überrascht mich allerdings der bedenkliche äußere Zustand des Zuges. Eingedellt, halbverrostet… AmTrak passt auf seinen Krempel wohl auch nicht mehr auf. Naja, wer fährt in den USA noch mit´m Zug?). And off they go…

Im Frachtabteil widmet sich Alma wieder ihren körperlichen Qualen und ihre Ehemann vollführt zwecks allgemeiner Steigerung des Seelenfriedens diverse schamanistische Rituale, wenigstens jetzt teilweise auf Englisch, so dass wir zumindest verstehen, dass er von „snakes inside you“ palavert (oookay, das hatten wir schon bemerkt. Danke.). Abgesehen davon: SPEAK LOUDER, GODDAMMIT, wenn du schon mit heftigem spanischen Akzent nuscheln musst. „I must make you stronger“, verkündet Herr Medizinmann. Hm, indem er ein Crack-Pfeifchen anzündet? Ja, ist ja gut, ist ein schwer magisches Ritual-Pfeifendings, dass er da ansteckt, und bestimmt noch vom alten Montezuma persönlich geweiht worden. Außerdem schmiert er Alma irgendwelchen Glibber ins Gesicht und drückt ihr ein good-luck-charm-Holzkettchen in die Patschhand. Irgendwie hab ich in den Kerl ungefähr so viel Vertrauen wie in einen amerikanischen Kabel-TV-Wunderheiler. Vor allem, wenn er jetzt auch noch anfängt, Atomic-Kitten-Songtitel zu zitieren. Die Schlangen, erläutert er nämlich, sammle er deswegen auf, weil er Alma damit „whole again“ zu machen gedenke (mir kommen auf Anhieb ein paar nicht jugendfreie Gedanken). Andererseits muss er einräumen, als Medizinmann nicht gar so viel zu taugen wie sein Onkel, der mittlerweile in L.A. ansässig ist (und vermutlich als Kabel-TV-Wunderheiler amtiert), weswegen die Stadt der Engel das Reiseziel unserer, äh, Helden (?) ist. Zumindest haben wir das mal geklärt. Dachte schon, jeder mexikanische Einwanderer kommt mit Schlangen im Dünndarm über die Grenze.

Unter Almas Haut wuselt es verdächtig (brrr… das ist wie in Die Mumie, Stephen-Sommers-Version, und aus unerfindlichen Gründen creeped mich die Vorstellung von unter der Haut wuselnden … Dingern immer noch mächtig out, selbst in einem Grützefilm wie diesem hier), weswegen Brujo ein bissl mehr mystisches Voodoo veranstaltet, aber nicht verhindern kann, dass seine Angetraute mehr grünen Schleim und Schlangen erbricht. Yucky-yucky-yum. Erstaunlicherweise fällt diese eher unappetitliche Attitüde Glatzenkönig Chico auf. Der wollte ja schließlich was „hübsches“ anschauen und schleim- und schlangenkotzende Bräute sind auf der Hitliste hübsch anzusehender Bräute nicht unbedingt in den Top 10. Chico bittet also um Aufklärung, was an möglicherweise ansteckenden Krankheiten er da eingelassen hat, aber Brujo befiehlt im Kasernenhofton umgehende Entmaterialisierung des Kopfhaarlosen. Der mag nicht hören und droht Hinzuziehung seiner Kumpane zwecks Verabreichung des ein oder anderen denkfördernden Schlags auf den Hinterkopf an. Brujo greift in seinen Medizinbeutel und blendet den Plattenträger mit in die Augen gepustetem magischen Mumpitzstaub. Die Wirkung ist eher kontraproduktiv, ruft Chicos konsequentes „ich-seh-nix-mehr“-Geplärre erst recht Juan und den dritten Fiesewicht auf den Plan. Es kommt zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf Brujo auch den beiden anderen Ganoven den Elfenstaub in die Augen hustet und sie in einen günstigerweise angebrachten Käfigverschlag im Wagen sperrt. Indem er grünen Kotzschleim auf das Seil, das den Käfig wenig professionell verschließt, schmiert, macht er da provisorische Gefängnis auf automagische Weise ausbruchssicher. Miguel erscheint und macht zur Szene große Augen, aber Brujo düst schon ab, um die im Kampfgetümmel entkommenen Schlangen sowie den geflüchteten Chico wieder einzusammeln.

AmTrak-Züge, die heutzutage im Einsatz sind, gehören offenbar einer hierzulande längst vergessenen Bahngeneration ab – zwischen den Wagen gibt´s tatsächlich noch Plattformen „im Freien“, auf denen man sich herrlich prügeln kann. Das tun Chico, sichtmäßig immer noch beeinträchtigt, und Brujo nun auch ausgiebig, versuchen sich gegenseitig vom Zug zu schubsen, bemühen sich um Wrestling-Moves und Box-Punches, fallen beinahe vom Waggon, können sich grad eben so nach am Handrail festhalten usw. usf. Nach einer Weile semiaufregendem Pseudostuntworks gelingt es Brujo, Glatzo den entscheidenden Tritt zu verpassen. Abgang Chico. Ich kann mir nicht helfen, but I feel Brujo is overreacting a bit.

Nach so viel aufregender Action (und wahnsinnig viel „snakes on a train“, gell?) ist´s Zeit, ein paar bedeutungslose Klischee-Katastrophenfilm-Subplots abzuspulen, damit wir nicht zu viel der Laufzeit mit budgetträchtigen FX-Szenen totschlagen müssen, nicht wahr? Mr. Dubble entdeckt seine Hormone und schickt sich an, CL anzubaggern. Seine Aufreißer-Line „Wissen sie zufällig die Uhrzeit?“ wird von ihr angesichts seiner deutlich sichtbaren Armbanduhr als genau die laue Ausrede für einen Smalltalk-Flirt identifiziert, die sie ist, aber da sie scheinbar auch nix besseres zu tun hat und das Magazin, das sie liest, wohl auch langweilig ist, lässt sie sich milde amüsiert auf ein unverbindlich-belangloses Gespräch ein (andererseits bietet sie ihm „Brownies von Mama“ an. Vergiftungsversuch?). In die schönste Zweisamkeit platzen die zugedröhnten Surfer Dudes. Irgendetwas wuselt am Boden vorbei. Eine Ratte, glaubt Surfer Dude #1. „Cool“, kommentiert Surfer Dude #2 und schiebt die tierische Vision auf gerade eingeworfene Drogen: „I told you that shit was good!“

Schalten wir um zu meinem Lieblingscharakter des Films – Lani, der kleinen blasenschwachen Nervensäge. Die ist mal wieder im Waschraum, aber diesmal im elterlichen Auftrag. Zähneschrubben lautet der Befehl, nur leider wird das nicht nur blasen-, sondern auch nervenschwache Kind, dem ich immer noch einen möglichst blutigen Tod an den Hals wünsche, von einer um die Dillerschüssel wuselnden Schlange ins Bockshorn gejagt. Vielleicht sollte man Kinderdarsteller anheuern, die wenigstens überzeugend „panisch wegrennen“ können. Eingedenk ihrer schauspielerischen Künste wundert es vermutlich nur Lani, dass ihr ihre Mama die wilde Story vom zahnhygieneverhindernden Reptil im Bad nicht abkauft. Papa Mitch versucht, und mein vollstes Verständnis und meine besten Wünsche begleiten ihn, die sich anbahnende Familiendiskussion durch Vortäuschung gesegneten Tiefschlags zu ignorieren, aber es kann der Frömmste nicht in Frieden ignorieren, wenn es der Ehefrau nicht gefällt. Die Mama wünscht ein väterliches Machtwort. „Sinkeineschlangenimzug,“ nuschelt Mitch ins ein Kopfkissen, „wie sollten die auch reinkommen?“ Gut, an kotzende Mexikanerinnen denkt man da nicht als erstes. „Nie glaubt ihr mir“, heult Lani, aber anstelle ihr jetzt die ein oder andere körperliche Züchtigung zukommen zu lassen, lässt sich Mama breitschlagen, das Balg als Anstandswauwau ins Bad zu begleiten.

Tja, und was soll ich sagen? Mama ist NOCH hysterischer als ihre doofe Tochter (aber wenigstens weiß man jetzt, wo das schlechte Erbgut herkommt. Papa ist unschuldig), denn die macht sich schon in den Schlüpfer, als im Bad eine Klorolle aus dem Regal fällt (hm, eine Zugfahrt kann rumpelig sein, da fällt schon mal was von einem Brett), klemmt sich die Tochter unter´n Arm und flüchtet mit der lauen Ausrede „Zähne putzen kannst du auch morgen früh“ (Karius und Baktus heizen schon mal die Schlagbohrmaschine an) zurück ins Abteil. Gut, in der runtergefallenen Rolle versteckt sich tatsächlich eine Schlange, aber trotzdem… Und dann bemerkt die Olle noch nicht mal, das ein weiteres Kriechtier ihrem Männe unter die Bettdecke krabbelt.

Nachdem wir jetzt zumindest mal etabliert haben, dass tatsächlich ein paar Mini-Schlangen im Zug unterwegs sind und theoretisch jeden Moment damit anfangen könnten, die Passagiere zu dezimieren (und wenn das nicht bald anfängt, werd´ ich sauer), kann Brujo uns ja auch mal erklären, was eigentlich Sache ist bzw. warum seine Schickse das seltsame Hobby Schlangenauswürgen pflegt. Stellvertretend für uns darf sich Miguel die tragische Geschichte anhören – wie wir bereits wissen, sind Brujo und Alma Mann und Besen, eh, Frau, aber Alma leidet unter der von Antje Schäffer-Kühnemann bislang noch nicht vorgestellten Krankheit „serpentes diabolica“ (dann doch lieber „santanico pandemonium“), und die holt man sich nicht wie ´nen gewöhnlichen Tripper. Vielmehr sei Alma bereits einem anderen Knaben versprochen gewesen, weil sich Alma aber der arrangierten Zwangsehe der lieben Liebe wegen entzogen hat, habe ihre wohlmeinende Familie mit einem Fluch belegt (in einem erzkatholischen Land wie Mexiko hantiert man mit okkulten Voodoo-Flüchen? Meinetwegen. Der Fluch macht, aus Sicht der „bösen“ Familie, übrigens nicht den geringsten Sinn, speziell, wenn man sich noch kommende Plotentwicklungen vor Augen hält). Ich kann Miguel nicht verdenken, dass ihm auf diesen gequirlten Kuhdung in verbaler Verabreichung nicht mehr als ein vermutlich als „oookay, ich glaube, du bist reif für die Anstalt“ gemeintes „sorry“ einfällt. Die beiden gefangenen Ganoven begehren unterdessen Auslass aus ihrem Käfiggefängnis und unterstreichen diesen Wunsch, bzw. hauptsächlich Juan tut dieses, mit ein paar sehr generischen Drohungen. Alma meldet sich mal kurz aus ihrem Wachkoma und stellt die auf Reisen immer wieder beliebte Frage „Sind wir bald da?“ [ist nur dann wirklich gut, wenn man zwischen dem Fragezeichen und dem nächsten „Sind“ maximal 0,3 Sekunden Zeit lässt und das ganze oft, sehr oft wiederholt. – – der Lektor] Sind wir nicht, und deswegen ist Brujo besorgt: „Zuviel von dir ist in den Schlangen!“ Dem verständnislosen Miguel erklärt Brujo, dass die von Alma ausgekotzten Schlangen wieder in die Holde zurücktransferiert werden müssen, sonst wird Alma nicht überleben (ich weiß nicht, wie gut es sich MIT einem Rudel Schlangen in den wichtigsten internen Organen lebt), das entsprechende Begleitritual hat er aber leider nicht so wirklich auf der Pfanne, im Gegensatz zu seinem Onkel. Womit das auch erschöpfend geklärt wäre.

Genug Exposition für den Moment, Zeit für einen weiteren sinnlosen Subplot. Für den erklären sich Crystal und Summer zuständig. Crystal lenkt das Speisewagengespräch unglückseligerweise auf das erfreuliche Thema „Jungs“ und speziell ihren Loverboy Mark. Den kann Summer nun gar nicht ab, und schon gar nicht findet sie lustig, dass Mark den Trip der beiden Grazien mit fünftausend druckfrischen US-Dollars sponsert. Summer verfügt über die ein oder andere funktionierende Gehirnzelle und rechnet sich aus, dass Mark die Penunze nicht aus purer Menschenfreundlichkeit rausrückt, und in der Tat, Crystal räumt ein, dass sie für Mark „etwas“ nach LA transportieren sollte. Okay, Crystal ist nicht nur cute, sie ist auch stupid, können wir schönen und intelligenten Menschen zwanglos folgern, dass es sich bei dem „etwas“ um illegale Substanzen handelt. Summer reagiert angemessen genervt. „Ich tue es für UNS“, nölt Crystal (klar, die 20 Jahre Knast bringen die Freundschaft sicher auf Trab. Und man kommt sich evtl. sexuell näher… [haben wir wieder zu viel Ilsa gesehen? Oder wahweise „The L-Word“? – der Lektor]), mit der Kohle kann man sich nämlich ein nettes Büdchen mieten und Crystal soll auch nur einmal pro Monat Kurier spielen. Und wenn ihr noch ein kleines bisschen lauter sprecht, muss Cowboy seine Ohren auch nicht mehr ganz weit aufstellen, um das Palaver mitzubekommen…

Dieweil die ein oder andere Schlange durch den Zug kraucht, behauptet der Schamane, weil Miguel verständlicherweise nicht ganz durchblickt, „die Schlangen sind sie!“ Miguel würde die Einschaltung eines diplomierten Humanmediziners vorschlagen, aber Brujo widerspricht augenrollend: „Sie hat SCHLANGEN!“ [bei Würmern würd ich auch zu nem normalen Arzt gehen… – der Lektor] Nicht ganz zu Unrecht doziert Brujo, dass herkömmliche Weißkittel für diesen Fall vermutlich eher keine passende Therapie auf Lager haben (höchstens Dr. House), schließlich handele es sich um einen „alten Fluch“ (bei neuen Flüchen sind die Doktoren aber sicher auf Zack). Außerdem braucht Alma was gehaltvolles zwischen die Kauleisten. Fleisch! Fleisch ist bekanntlich ein Stück Lebenskraft, und, na ja, so wie Alma aussieht, könnte ihr wahrhaftig schlimmeres widerfahren als die Zuführung von ein wenig raw lifeforce. Brujo befiehlt Miguel, schmackhaftes totes Tier zu besorgen (obwohl der genauso wenig ´ne gültige Fahrkarte hat wie Brujo). Irgendwie, wie auch immer, ist es dieweil Juan und dem dritten Galgenvogel gelungen, sich aus dem ausbruchssicheren Käfiggefängnis zu befreien. Keiner weiß wie. Auch egal, Juan und sein Komplize suchen bereits ein geeignetes Versteck. Stolz hält Juan seinem Gehülfen Brujos Medizinbeutel vor die Visage, den hat er im Vorbeigehen geklaut. Der Komplize plädiert dafür, den Beutel schleunigst zurückzugeben, von wegen dem schlechten Mojo usw. Juan lehnt ab und befiehlt dem ängstlichen Gefährten vielmehr, die im Beutel befindliche Schachtel zu öffnen. Heraus springt kein jack-, sondern eine snake-in-a-box und fährt dem entsetzten Kleinkriminellen direkt am Handgelenk unter die Haut. Splät! Ja, jetzt fahren wir sogar die Gore-Karte auf – Juan versucht, seinem geschockten Kumpan die Schlange aus der (sofort blutig verunstalteten) Flosse zu ziehen, aber Nächstenliebe und Samariterbereitschaft zahlt sich halt nicht immer aus. Die Schlange ist wenig wählerisch und schlitzt sich ihren Weg in Juans Gräte (und da´s mehr als eine Schlange gibt, hat auch der Komplize nicht sonderlich viel von der Aktion). Die ganze Unter-die-Haut-Kriecherei scheint fürchterlich weh zu tun, jedenfalls werfen sich beide Gangster auf die respektiven Rücken und plärren wie am Spieß, was unseren Schamanenfreund Brujo auf den Plan ruft. Dessen Hilfsbereitschaft ist mit Vorsicht zu genießen. Brujo labert zunächst mal ein aztekischen Voodoo-Gebet o.ä. runter und greift dann mit bloßer Patschhand in Juans lebenswichtige Innereien, um das ein oder andere schlangenverseuchte Organ spontan zu extrahieren (es scheint sich um Juans Herzelein zu handeln, das da von den Kriechern umwuselt wird – die Explantation scheint Juan durchaus zu schmerzen, aber ansonsten nicht zu sehr zu beeinträchtigen; übrigens fahren wir jetzt wirklich die explizite Gore-Schiene, auch wenn technisch eher die effektiv-schlichte Variante gewählt wird. Juan liegt so günstig am unteren Bildrand, dass die Tricktechniker da mit einem Dummy-Torso arbeiten können und nicht zu großen Make-up-Sudeleien am lebenden Objekt gezwungen werden). Der schlangenversuchte Arm des Komplizen verrottet dieweil blitzartig vor sich hin (more yucky FX) und Brujo erklärt mehr oder weniger sein Handeln und Tun: „Sie braucht alle ihre Schlangen zurück, aber eure eigenen könnt ihr behalten.“ Das ist entweder einer der schlechtesten (und längsten) one-liner der Filmgeschichte oder ein schwer moralisch-philosophisches Statement. You decide [ich nehm ersteres, wenn´s recht ist. – der Lektor].

Crystal und Summer sind noch damit beschäftigt, sich über die Drogenkurierdienste zu fetzen. Eine optische Überprüfung ergibt, dass der transportierte Stoff nicht nur vergleichsweise harmloses Gras, sondern mindestens Koks ist. Summer ist restlos bedient, Crystal versucht noch einmal, ihre „ich hab´s für uns getan“ (seid ihr ein lesbisches Pärchen oder was?)-Ausrede anzubringen, kommt damit aber an die falsche. Crystal soll Stoff und Kohle zurückbringen und Mark herzlich ausrichten, dass er sich eine andere doofe Blonde suchen soll. Wird schwierig, gibt sich Crystal zerknirscht, von den fünf Riesen hat sie nämlich drei schon auf den Kopf gehauen (soviel zu „ich tu´s für uns“. Selbstsüchtige Ego-Zicke). Nachdem der Cowboy den Schicksen vermeintlich humorig den Weg in den Passagierwagen blockiert, disponieren sie auf einen weiteren Kaffee im Speisewagen um. In dieses Idyll platzt allerdings Juan und verbreitet mit seinen inkohärenten „arghargh, Schlagen, arghargh“-Schreien Frohsinn, vor allem bei der weiblichen Servicekraft, die von Juan gern ein Ticket sehen würde (? Tickets für den Speisewagen?). Juan kümmert sich nicht drum, sondern stolpert krakeelend weiter. „Ganz schön gruslig“, grinst der Cowboy und setzt sich mit gewinnendem Lächeln zu Summer und Crystal an den Tisch, um seinen Dienstausweis der Texas Ranger zu flashen. Capital, well done, Crystal. Jetzt hast du die Bullen am Arsch (und selbiger wird dann wohl ein paar Jahre einfahren, höhö). Summer kommt der Ranger nicht koscher und vor allem visuell nicht cop-mäßig genug vor. Er muss ihr tatsächlich erklären, dass es in undercover-Kreisen durchaus schicklich gilt, sich dem Erscheinungsbild der Klientel, unter der man verkehrt, anzupassen. Von Summer will er abgesehen davon nix, Crystal ist ein Zielobjekt, und das hasselt er in einen unbelegten Wagen.

Im Passagierwagen sind Mr. Dubble und seine CL mittlerweile beim erfreulichen Thema „Ehe“ bzw. dem offenbar folgerichtigen Nichtfunktionieren dieser Institution angekommen. Glücklicherweise werden derartige Themen durch das Hereinstolpern des nicht gesund aussehenden Juan abgebrochen (wie schon gesagt, dafür, dass Brujo ihm zumindest temporär Organe entnommen hat, ist er noch ziemlich gut zu Fuß). Frank, der Schaffner, macht sich nützlich und pinnt den Hustenden auf einen Sitz: „Ich hab ihn!“ (Toll, und jetzt?). El Grande Conductore macht sich selbstverfreilich weniger Sorgen um den Gesundheitszustand des Aufgegriffenen als vielmehr die Tatsache, dass sich erkennbar schwarzfahrendes Gesindel (und dann noch vermutlich illegale Immigranten) in seinem Zug herumtreibt. Per Sprechfunkverbindung zur Lok beansprucht er einen bald möglichen Nothalt, um das unerwünschte Subjekt den Behörden übergeben zu können. Als Juan allerdings damit beginnt, sich dekorativ die Haut vom Gesicht zu pellen, leuchtet auch Frank ein, dass der Knabe vermutlich nicht nur schlechten Fusel erwischt oder im Zugrestaurant gespeist hat.

Miguel hat sich inzwischen die Zeit damit vertrieben, Almas Gesichtswunden zu bandagieren. Zum Unwillen von Brujo, dem angesichts der Ersthelferversuche des Reisegefährten die Gesichtszüge entgleisen, das läuft augenscheinlich seiner naturalistischen Heilmethode entgegen. Alma beruhigt den Göttergatten: „Ich fühle mich dadurch besser!“ Was die Patientin sagt, ist Brujo wurscht – dass die Olle aber wirklich nicht mehr gut in Schuss ist, merken wir auch durch den dezenten Kameraschwenk auf ihren auch bereits im fortgeschrittenen Auflösungszustand befindlichen Arm, durch dessen Löcher im Fleisch fröhlich die Knochen schimmern. Brujo verordnet eine Brotdiät unter der Auflage, dass Alma nur einen Bissen bekommen soll, mit dem Rest soll Miguel (unter dem „die Schlangen sind sie“-Gesichtspunkt) die Reptilienzucht füttern. Außerdem gibt´s Probleme – der Zug wird anhalten und, weil der gute Schamane sich von seinen Voodoogöttern inspirieren hat lassen, ahnt er, dass die Behörden sich die Rechnung „wo ein Schwarzfahrer ist, sind auch mehr“ den Zug durchsuchen werden. Dies wiederum würde bedingen, dass Alma und Brujo sich außerhalb des Zuges verstecken müssten, bis die Durchsuchung vorbei ist und diese Verzögerung des Zeitplans wird Alma nicht gut bekommen. Ergo beschließt Brujo – einen außerplanmäßigen Halt wird er nicht zulassen.

Crystal bezahlt dieweil für ihre fortgeschrittene Blödheit. Der Ranger stellt die gute alte, immer wieder gern genommene Frage x Jahre Knast oder Kooperation. Crystal plädiert für die zweite Variante; der Bulle möchte nunmehr entweder ein paar verhaftungsfähige Namen wie Lieferant und Abnehmer des Drogenpäckchens, und, wenn´s dafür nicht reicht, ist er ja durchaus kompromissbereit – ein bissl Sex könnte ihn auch versöhnlicher stimmen. Crystal sieht zwar nicht so aus, als würde sie im Zölibat oder zumindest in absoluter vorehelicher Treue leben, plagt sich aber dennoch mit Gewissensbissen. „Es ist okay, ich bin ein Cop“, lässt der Cowboy verlautbaren und obwohl das jetzt nicht gerade das K.O.-Argument ist, für das er es vielleicht hält, fährt Crystal aus ihrem Oberteil und zeigt uns ihre Titties (no complaints from this reviewer) [muss ich auch mal probieren. „Es ist okay, ich bin Student…“ – der Lektor]. Der Cowboyranger hat nur leider nicht so furchtbar viel von dem Anblick, weil ihm justamente in diesem unpassenden Moment eine Kanone an die Rübe gehalten wird. Eigentümer der Wumme ist SG – man (d.h. Cowboy und Ganove) kennen sich. Ich kann leider nur spekulieren (weil Herr Drehbuchautor sich um klare Ansagen drückt), ob SG ein gedungener Komplize Marks (des Drogenlieferanten) als personifizierte Transportversicherung sein soll oder nur prinzipiell jedem Texas Ranger, der sich Titten zeigen lässt, seine Knarre zeigt.

Dieweil leidet Juan (nicht wirklich still und leise) vor sich hin und stammelt immer wieder „serpientes“, womit er die versammelte Passagierschar dezent verunsichert. Erst recht, als er zur Freude Franks damit beginnt, Schlangen zu kotzen. Frank ergreift sowohl die Initiative als auch den Kranken, scheucht ihn in den nächsten (leeren) Wagen und drückt ihm eine Kotztüte in die Hand. Die wird Juan sicherlich helfen. Brujo hat sich dieweil unbeobachtet (an der ganzen Commotion vorbei, ohne aufzufallen?) in den Führerstand geschlichen und arbeitet an seiner Operation „Räder müssen rollen für den Sieg“, indem er den Lokführer tötet (nur mal der Nachfrage halber: Brujo soll so was ähnliches wie ein Sympathiecharakter sein?). Frank entdeckt kurz danach die schöne Bescherung, lässt dadurch aber notgedrungen Juan allein, der seinerseits eine weitere unheimliche Begegnung mit Brujo hat. Diesmal spielt der Schamane aber nicht Hobby-Chirurg, sondern stellt nur offensichtliches fest: „Du bist voller Schlangen, die raus wollen.“ Das hätte Juan jetzt vermutlich ohne fremde Hilfe nicht bemerkt.

Indes kommen wir zum „snakes on a train“-Part des Films, auf den wir ja schon seit Stunden händeringend warten. Einer der surfer dudes fühlt sich unsittlich am Bein berührt. „Was immer es war, es ist grad an mir vorbei“, kommentiert CL die slither-Geräusche. Ladies & Gentlemen, wir kommen endlich zu Potte.

Frank hat sich ans Radio gehängt und die frohe Kunde durchgegeben, dass der Zug außer Kontrolle ist. Fällt auch im Passagiercompartment auf, den Amateur-Bahntechniker Brujo hat nicht nur den Lokführer gekillt, sondern auch die kompletten Armaturen zerschlagen, was sich nach B-Movie-Logik in fortgesetzter Beschleunigung des Zugs manifestiert (aber wenigstens bricht er nicht durch die Schallmauer wie die U-Bahn in Highlander 2). Probleme überall – Dubble berichtet über die Schlangenplage (und die Biester bleiben nicht handlich-klein, sondern wachsen in Minutenschnelle von handlicher Ringelnatter-Größe in Boa- oder Anaconda-Format). Schön, meint der Schaffner, zwei Sorgen sind immer besser als eine (auch wenn er eher diplomatisch von „einem Problem in der Lok“ faselt).

SG hingegen beabsichtigt, ein Problem zu lösen, nämlich das in Gestalt von Cowboy. Er sperrt den Drogenbullen in den hinlänglich bekannten Käfig und entpuppt sich als Moralist. „Ich mach mich nicht an kleine Mädchen ran“, schenkt er dem frustrierten Bullen ein und veranstaltet als Crystals persönlicher Rächer ein lustiges kleines Payback-Spielchen: jetzt darf der Cop das Hemd ausziehen, weil mit nacktem Oberkörper erschossen zu werden, dem Schaden noch den Spott hinzufügt. Also jagt er dem Bullen eine Kugel in den Schädel. Blöderweise hat SG vorher den Wagen nicht ordnungsgemäß überprüft – Alma und Miguel sind zu lästigen Zeugen geworden, und Gangster mit Herz für bedrängte Mädel hin oder her, Zeugen sind immer schlecht. Deswegen würde er die beiden gern umlegen, doch in der Tradition von Filmfiguren, die trotz einer aus einem Meter Entfernung quer durch´s Gehirn gefeuerten Kugel noch für die ein oder andere gute Tat gut sind, rafft Cowboy sich noch einmal auf und erschießt seinerseits SG (schön blöd von SG, dass er Cowboy die Kugelspritze gelassen hat), bevor er selbst verscheidet. Miguel wird die Atmosphäre im Waggon zu bleihaltig, er schlägt Evakuierung vor. Alma jammert um „meine Schlangen“ (Sorgen hat die Frau…), aber das Gezücht wird zurückgelassen.

Crystal fällt nach längerer Überlegung auf, dass weder Cowboy noch SG zurückkommen, um sich um sie auf die eine oder andere Art zu kümmern (da stellt frau sich moralisch auf ´ne kleine Vergewaltigung unter Freunden ein, und dann wird man sogar vom Rapisten sitzen gelassen. Was ´ne Scheißwelt), verfällt auf die Idee, sich wieder zu Summer zu gesellen, wird aber von bösen Schlangen angegriffen. Ihre Schreie wecken die Familie im Schlafwagen, zumindest die zwei, die noch am Leben sind. Papa Mitch hat sich dank der unter die Bettdecke gekrochenen Schlange nämlich bereits in ein halbverwestes blutiges Etwas verwandelt. Da macht die Mama KREISCH, aber nicht lange, weil sie dann über die Schlange, die sie selbst am Wickel hat, kreischen kann. Hm, vielleicht bringt der Film das nervige Gör bei der Gelegenheit gleich mit um? Ich wär´ schwer dafür.

Während ich mir immer noch den Kopf zerbreche, dank welchem aztekischen Zigeunerfluch der Autor mir erklären möchte, wie Mini-Nattern in Boa Constrictors mutieren können, rettet Summer (leider, weil aus puren Blödheitsgründen hätte die süße Blonde durchaus verdient, Reptilfutter zu werden) ihre Freundin aus größter Bedrängnis und stellt Brujo mit einem herzlichen „Dios! Almas serpientes!“ fest, dass die Schlangenbrut den Zug offiziell invasioniert hat. Beherzt sackt er ein, was er an Schlangen greifen kann, denn wir wissen ja, zur Gesundung der Verfluchten ist es notwendig, das ganze Pack wieder in die Maid hineinzustopfen (wie er das mit einer soliden 3-Meter-Boa o.ä. bewerkstelligen will, mag er mir zwar bei Gelegenheit erklären, aber´s eilt nicht).

Im Güterwaggon findet er eine ganze Menge Alma-förmige Luft und die ein oder andere Leiche vor (es ist immer wieder erstaunlich, wie in diesem Film Leute in einem Zug aneinander vorbeilatschen können, ohne sich zu sehen). Gefrustet packt er den noch nicht ganz hinüberen Cowboy und begehrt Auskunft über Almas Verbleib. Gerade damit beschäftigt, endgültig abzukratzen, kann der Cowboy keine befriedigende Auskunft liefern. Brujo droht, ihm mit seinem Ritualmesser den Hals aufzuschneiden, was das potentielle Opfer angesichts der Sach- und Rechtslage wenig beeindruckt: „Tu´s doch!“ Brujo tut nicht, sondern macht sich vom Acker, um Alma zu finden. Was er findet, sind jede Menge von ihren serpientes, aber ihr lautes Stöhnen ist ein guter Wegweiser. Währenddessen verdient sich der Film bei mir eine ganze Gazillion Zusatzpunkte, indem er tatsächlich das Nervbalg Lani, und das noch ziemlich blutig, abserviert. Respekt (und tausend Dank)!

Brujo eilt durch den Zug, sammelt links und rechts Schlangen ein und stolpert über diverse hysterische Passagiere. Miguel schleift Alma, die rapide verfällt, durch die Gänge und Dubble, als Eisenbahningenieur nicht völlig unqualifiziert, was die Technik angeht, versucht im Führerhaus zu retten, was angesichts der total demolierten Armaturen nicht zu retten ist. Brujo nervt alle Passanten mit dummen Fragen nach Almas Aufenthalt, dieweil ein expendable cannon fodder-Passagier von den Schlangen getötet wird. Miguel beschäftigt sich damit, einer Riesenschlange im Speisewagen fortgesetzt einen Blechteller (oder Mülleimerdeckel o.ä.) über den Dez zu ziehen, mit erwartungsgemäß eher bescheidenem Erfolg. Wir nähern uns, das kann ich guten Gewissens feststellen, dem Showdown.

Brujo entdeckt Alma, die Miguel irgendwo abgestellt hat. Man freut sich über´s Wiedersehen („Ich hab dich vermisset!“ – „Ich dich auch!“ Rührend…), Alma speziell auch darüber, dass Brujo an ihre Kuschelschlangen gedacht hat. Leider ist Brujo, was Almas kurzfristige Zukunftsaussichten angeht, eher pessimistisch (warum jetzt auf einmal? Hast doch dafür gesorgt, dass der Zug nicht anhält) und bereitet sie seelisch-moralisch auf´s Sterben vor („du wirst in eine bessere Welt gehen“). Alma hat aber nicht wirklich Bock auf die ewigen Jagdgründe und überredet Brujo wider dessen besseres Wissen, das Schlangenrückführungsritual, das eigentlich ja nur sein Onkel beherrscht, durchzuführen. Blödblinse Brujo lässt sich breitschlagen. Das kann ja nur schief gehen. Alma packt also ein paar Schlangen und schluckt eifrig (tja, unter „swallow the snake“ versteh´ ich ja was anderes, harhar), wozu Brujo seinen mystischen Mumbo-Jumbo absalbadert. Scheinbar hat Brujo aber die falsche Seite aus seinem Exorzismus-für-Dummies-Handbuch auswendig gelernt, jedenfalls geht´s Alma nur insofern besser, als sie plötzlich Vampir-Fangzähne aufweist (!) und Brujo, reichlich ungehörig für ein domestiziertes Eheweib, attackiert und tötet. This film is really stoopid (Future Doc: you ain´t seen nothin´ yet).

Miguel spielt immer noch mit seiner Riesenschlange im Speisewagen. Dem Monster wird´s verständlicherweise zu blöd, dauernd auf den Kopf geschlagen zu werden, durchbricht ein Fenster und windet sich um den Zug. Dabei verwandelt sie sich noch in eine lausige CGI-Kreatur, schubst den Zug von den Schienen und steckt vorwitzig ihren Kopf ins Führerhaus. Dubble gibt sich gelinde überrascht und Miguel unterbreitet den Vorschlag des Jahres – nämlich sofortige Verpissung. Gute Idee, denn die CGI-Schlange legt noch mal einen kleineren Wachstumsschub ein und beginnt allen Ernstes damit, den Zug AUFZUFRESSEN, und zwar von Kuhfänger-Lok bis Gepäckwagen-Poller. Oh my friggin´ God (wenn´s denn wenigstens gut aussähe, aber die CGIs sind wahrlich schauderhaft). Für die Passagiere beginnt ein Wettlauf mit der Zeit (denn man kann ja unmöglich aus einer Seitentür springen, sondern muss zum letzten Wagen rennen und dort aus der Hecktür jumpen, und selbst da muss es sich der ein oder andere noch gut überlegen, denn es gähnt ein „Abgrund“ von gut und gern zwei Metern lichter Höhe. Also, wenn in meinem Rücken eine Riesenschlange gerade damit beschäftigt ist, einen kompletten fuckin´ ZUG zu fressen, ich müsste nicht nachdenken). By means of more crappy CGI verdaut die Schlange den Zug. Was nun? Miguel zückt das Good-Luck-Charm-Kettchen, das er in einem unbeobachteten Moment wohl Alma abgeluchst hat, hält es in die Sonne und prompt öffnet sich ein „Portal“ am Himmel, das die Riesenschlange einsaugt und in eine andere Dimension o.ä. hext (hopefully eine mit besseren Effekten). Uffza.

Zeit, die Überlebenden zu sortieren – geschafft haben es neben Miguel noch Dubble, die CL, ein blonder Surfer Dude, Crystal und Summer. Miguel latscht los. Wohin des Weges, erkundigt sich Summer. Miguel erinnert sich an das gemeinsame Reiseziel: „Los Angeles!“ Weil keiner der anderen Überlebenden was besseres zu tun hat (wie z.B. auf sicher bald eintreffende Rettungskräfte zu warten, schließlich weiß man bei der Bahngesellschaft, dass der Zug ein Problem hatte), stolpern sie hinterher… doch Crystal hat an ihrer Wade eindeutige Schlangenbissmale… (WOW! How shockin´! Zumal das nach Logik des Films eigentlich nur bedeutet, dass sie krepieren wird). Mama mia…

Ach du lieber Herrjemine. Euer Doc ist ja, nicht erst in den knapp sechseinhalb Jahren, in denen diese Seite nun besteht, einiges an doofen Filmen gewohnt, aber die Herrschaften von The Asylum (treffender Name für die Klitsche) haben mit Snakes on a Train das Kunststück fertig gebracht, mir ein ums andere Mal die Kinnlade bis ins Wohnzimmer meiner Nachbarn unter mir klappen zu lassen (und Ihr könnt mir glauben, man kommt sich ziemlich doof vor, wenn man andauernd bei den Nachbarn klingeln und um freundliche Rückgabe der Kinnlade bitten muss. Und ohne Kinnlade sieht man sowieso doof aus). Das schafft heutzutage nicht jeder hergelaufene Popelklopper, da muss ein Film schon einiges bieten…

Nun spricht ja rein prinzipiell nichts dagegen, wen findige Filmemacher Motive großer Blockbuster aufgreifen und des schnellen Dollars wegen preiswert Rip-offs produzieren. It keeps people occupied and money in circulation, wie Terry Pratchett sagen würde, und ist deswegen in Ordnung. Die Frage ist halt immer wieder, wie man´s macht, und dass Snakes on a Train beinahe alles falsch macht, was man nur falsch machen kann, nun, das habt Ihr Euch sicher schon zusammenreimen können.

Gut, wir sind´s gewohnt, ein Drehbuch, am Ende gar noch ein gutes, ist bekanntlich so ziemlich das letzte, woran ein Rip-off-Filmer, dessen kreatives Potential sich darauf beschränkt, aus dem „Plane“ einen „Train“ zu machen, mehr als nur die dringendst notwendigen Gedanken verschwendet, aber seien wir ehrlich – das Konzept „snakes on a train“ ist ein surefire-thing, das kann man theoretisch gar nicht verbocken. Dachte ich zumindest. Denn was braucht man mehr als einen Haufen cannon fodder, ein paar designierte Helden und einen halbwegs plausiblen Grund, warum das giftige Gezücht sich im Zug (deckungsgleich im Flugzeug, was den Big-Budget-Hobel anbetrifft, aber ob´s die dort besser machen, weiß ich erst in zehn Tagen oder so…) ausbreitet. Und bei „halbwegs plausibel“ bin ich gewillt, einiges zu fressen. Genmanipulierte Militärexperimente, im Gepäck versteckte Tropenviecher, die ausbüxen, Kuschelschlange Damien von Jake „The Snake“ Roberts, damit könnte ich leben. Aber nein, unsere Asylum-Freunde wollen ganz besonders pfiffig sein und aus dem apostrophierten Tierhorror-meets-Katastrophenfilm-Szenario (an dieser Stelle fällt mir übrigens ein, dass Snakes on a Plane sein Konzept derbe vom „scorpions on a plane“-Streifen Tail Sting, in der Jungsteinzeit der Site besprochen, klaut. Nicht, dass das jetzt und hier sonderlich was zur Sache tun, aber ich denke nun mal grad dran, also wird´s aufgeschrieben) unbedingt einen okkult angehauchten Horrorschocker machen. Ja, seid´s ihr narrisch? Muss man unbedingt einen alten Maya-Fluch (ich hab, glaub ich, oben von Azteken gesprochen, aber das nimmt sich ja nur ein paar Jahrhunderte…) bemühen, um gottverdammte Schlangen in einen Zug zu bekommen? Noch dazu möge mir bitte irgendjemand mit tieferen mythologischen Maya-Kenntnissen erklären, welchen SINN dieser Fluch haben soll… es muss doch einfachere Methoden geben, jemanden zu strafen, als Schlangen in ihn hineinzuhexen, die er dann auskotzt und die man, ritualbegleitet, wieder in ihn hineinstopfen kann [einfachere bestimmt, aber Mayazteken schätzten einen guten joke genau so stark wie jeder andere. – Quetzakolektor] . Alte Umstandskrämer, die Mayas… Als Ausrede für einen Plot ist das jedenfalls so ziemlich das bescheuertste, was mir in den letzten paar Jahren unter die Pupillen gekommen ist – zumal der Fluch keinerlei „interner Logik“ unterliegt. Manch einer wird von den ausgewürgten Schlangen einfach gebissen und ist hin, in andere fahren die Schlangen gar grauslig-gorig hinein, und wieder andere können nach Schlangenbiss noch den Aufhänger für eine eventuelle Fortsetzung spielen (und nein, warum Alma sich in einen Vampir verwandelt und wieso von den freikriechenden Schlangen eine zur Riesenschlange mutiert und den Zug frisst und wieso Miguel weiß, dass er mit der Halskette diese Raum-Zeit-Vortex oder was immer das sein soll öffnen kann, um sie wegbeamen zu lassen, das alles erklärt sich mir nicht, und ich schätze, ich will das alles auch gar nicht so genau wissen. ´Cuz it´s so goddamn stupid).

Aber okay, selbst mit diesen Voraussetzungen könnte man noch einen charmant-trashigen Horrorhobel bewerkstelligen. Leider fiel es dem Filmemacherkollektiv nicht ein, einen auch nur halbwegs sympathischen Charakter einzubauen, der als leading man (oder woman) durch den Film führen und den Zuschauer emotional bei der Stange halten könnte. Alma fällt wegen fortgeschrittener Passivität aufgrund dämonischer Besessenheit ja von Haus aus aus, Brujo – na, ich bitte Euch, der killt und meuchelt selbstsüchtigerweise jeden, der die Reise aufhalten könnte, egal, ob er´s verdient hat oder nicht (zumal mir der ganze Anlass für die Verfluchung auch nicht gerade Tränen des Mitgefühls über die Wangen treibt. Nennt mich den herzlosen Harry), Miguel ist nur personifiziertes Plot Device ohne Background (und mit vielleicht einem Dutzend Dialogzeilen), tja, und die versammelte Schar der Passagiere hat mit der eigentlichen Filmstory eh nix zu tun und dient nur dazu, mit mehr oder weniger bedeutungslosen Subplots (Dubbles und CLs langweiliges Smalltalk-Gelabere, Crystals blöde Drogenkuriergeschichte, die auch nicht wirklich aufgelöst wird) Laufzeit zu schinden. Generell fällt mir recht unangenehm ein latent rassistisch anti-mexikanischer Unterton in der ganzen Plotte auf, aber das passt wohl in den amerikanischen Zeitgeist.

Generell darf man selbstredend bemängeln, dass das, was wir eigentlich sehen wollen, viel zu spät in die Gänge kommt. Okay, wir sind binnen zehn Minuten im Zug und schon wenig später wuselt die erste Schlange (lustig genug: es sollen wohl Klapperschlangen sein, werden in der Filmtagline als „Vipern“ beworben und sind im Endstadium eindeutig tropische Riesenschlangen. Naja, Fluch halt…) durch die Gänge, aber der body count, der lässt viel zu lange auf sich warten. Bis die Schlangen endlich damit anfangen, fröhlich Leute zu killen, dauert´s bis beinahe zur letzten Viertelstunde, und dann wird´s furchtbar unübersichtlich (wann wer ins Gras beißt, blieb mir bei manchem Charakter verborgen). Davor alternieren wir halt zwischen der eigentlichen Hauptplotte und den diversen Nebenkriegsschauplätzen (der Drogenschmuggel-Subplot erfreut uns zumindest mit einer der blödesten Blondinen seit einer frühen „Tutti Frutti“-Ausgabe).

Unter den gegebenen Umständen überrascht es freilich nicht, dass sich so etwas wie „Spannung“ nicht einstellen will. Der Background der Story bleibt undurchschaubar, die Charaktere sind entweder Blödbratzen, denen wir den Tod schnellstmöglich an die Backe wünschen, Fieslinge oder eigenschaftslose Pappnasen – selbst die dümmlichsten Slasherfilme versuchen es ja meistens wenigstens, wenigstens ihre designierten Überlebenden als halbwegs sympathische Figuren zu zeichnen, mit denen der Zuschauer ein bissl mitfiebert (gut, es gelingt den wenigsten…), aber hier reduziert sich die emotionale Beteiligung wirklich auf das minimalistische „hoffentlich-erwischt´s-den-auch-bald“-Syndrom. Dafür sind die (wenigen on-screen) Kills dann aber wieder nicht spektakulär genug…

Tja, „spektakulär“ ist dann wenigstens der Showdown. Zwar hauptsächlich „spektakulär“ wie in „spektakulär bescheuert“, aber immerhin „spektakulär“. Über die letzten Minuten des Films kann man sich wahlweise, hat man bis dahin versucht, dem Film einigermaßen interessiert als Horrorfilm zu folgen, die Schrankwand über den Schädel planieren oder, ist man Trashfan, dem hysterischen Gegacker ergeben. Dramaturgisch, inhaltlich und im Sinne eines ernsthaften Horrorfilms fährt sich Snakes on a Train mit der Mutation der Riesenschlange und der Zugmampferei souverän gegen eine atombunkermäßige Betonwand…

Verantwortlich für das Script ist ein gewisser Eric Forsberg, der neben dem Asylum-Klopfer Alien Abduction u. (wenig) a. die Endemol-Produktion The Aquanauts (eine Dokumentar-Abenteuer-Serie) schrieb. Na ja. Dafür, ein nerviges Gör von einer Schlange fressen zu lassen, bekommt er zwar ein Anerkenntnungskärtchen, mehr aber auch nicht.

Von der technisch-handwerklichen Seite wirkt der Streifen für ein vermutetes Winz-Budget (das sollte mal so wieder in der 1-Mio-Dollar-Preisklasse spielen, eher noch weniger, weil nun wirklich kein einziger auch nur achtelwegs bekannter Akteur seine Nase vor die Linse hält) erstaunlich geschmeidig. Die Mallachi Brothers, von denen man sicherlich auch noch nie etwas gehört haben muss, inszenieren zwar nicht gerade um ihr Leben, wie es bleistiftsweise David Flores im überstylten Boa vs. Python tat, stehen ihrem Stoff aber auch nicht mit so sichtlichem Desinteresse gegenüber wie der zuletzt gewürdigte Jim Wynorski bei Komodo vs. Cobra. Die Gebrüder Mallachi bemühen sich um einen gewissen visuellen Style, der sich zwar nach einer halben Stunde irgendwie totläuft, aber sie halten zumindest ihre Linie durch. Es ist nicht ihre Schuld, dass der Streifen mangels wirklich kinematischer Locations und Sets optisch nicht viel hergeben kann – es mangelt an finanzieller Masse, wirklich tolle Sachen zu zeigen. Immerhin sieht der Film nicht so billig aus, wie er wahrscheinlich war und macht handwerklich (bis auf noch zu würdigende Ausnahmen) einen professionellen Eindruck. Dass die ganze Chose nicht wirklich ICE-mäßig Fahrt aufnimmt, sondern mehr im Schienenbus-Gartenzaunexpress-Tempo daher kommt, liegt nicht an den Regisseuren, sondern an der ungünstig strukturierten Plotte (das wäre vielleicht mal ein Film gewesen, den man nicht linear erzählen, sondern die Hintergrundgeschichte in Form von Flashbacks aufdröseln hätten sollen. Das hätte so manchen Leerlauf erspart).

Was mich zugegeben gelinde überraschte, ist die erstaunliche Ruppigkeit der eingestreuten Gore-Effekte. Snakes on a Train ist kein Splatterfestival, aber die eingebauten Nettigkeiten sind hübsch drastisch; technisch fraglos auf der schlichten Seite, aber wie ich immer sage – besser einfache Effekte, die ich mit meinem Budget auch bewerkstelligen kann, als was kompliziertes, für das mir Geld und Können fehlt. Insofern sind sowohl die halbverwesten Körperteile als auch die Organ-Rausrupf-Sequenz nichts, was man noch nie gesehen hätte, aber eben unerwartet explizit. Das allgemeine Ekelempfinden wird durch eine inflationäre Anzahl von Kotz-Szenen bedient, wobei man sich hier im Gegensatz zu Genossen Schnaas nicht auf „realistisches“ Erbrechen spezialisiert, sondern seine Darsteller grünen und schwarzen Schleim sowie eben halt Schlangen auswürgen lässt. Mir persönlich hätten ein paar weniger Einlagen dieser Art auch gereicht (nach dem dritten Mal hat man´s nun mal begriffen), aber wer seinen Horror gern eklig-anwidernd hat, kommt auf seine Kosten.

Nun zu den angekündigten Einschränkungen, was die Professionalität der Machart angeht. Ich hab´s ja oben im Inhaltszusammenfaselungstext schon mehr als nur angedeutet – die CGI in Snakes on a Train geht gar nicht, da weiß man erst wieder, was man an den Künsten der russischen Trickhexer in Komodo vs. Cobra (deren FX gegen die hier vertretenen wie Schöpfungen von Industrial Light & Magic wirken) hat. Speziell, wenn´s an die zugvertilgende Riesenschlange geht, darf man sich schon dezent fragen, ob die CGI-Werkler ihre Kreation ernst gemeint haben oder absichtlich die Weiche auf die camp-comic-Schiene umgelegt haben. Obwohl, das ist schon nicht mal mehr comic (wie z.B. die Riesen-CGI-Schlange aus Sumuru, das ist einfach nur peinlich. Selbiges gilt für den „Schlange-wird-von-dem-was-auch-immer-es-für-ein-Loch-im-Nichts-sein-soll-eingesaugt“-FX (der ja, davon gehen wir mal aus, zusammen mit dem Zugfressen der money shot des Film sein dürfte. Schon dumm, wenn grad die beiden voll ins Höschen gehen). Angemessenerweise lässt sich der Visual FX Supervisor dann auch als „Alan Smithee“ kreditieren. Tja, lief wohl nicht so wie gewollt…

Darstellerische Leistungen, von denen ernstlich zu berichten wäre, sind nicht zu überliefern. Gut, mit dem murksigen Script und den dämlichen Charakteren würde sich wieder mal eine Riege verdienter Oscar-Preisträger schwer tun, also sollten wir´s wie Lehrer, die über ihre Zöglinge nichts gutes sagen wollen, aber auch nichts schlechtes sagen dürfen, halten – das Ensemble bemüht sich. Dass niemand sich auch nur für tragende Rollen in Hundefutterwerbung aufdrängt, verwundert nicht, hat doch niemand auch nur ansatzweise etwas von Bedeutung in seiner Vita stehen. Die meisten Akteure gehören zur Asylum-Stock-Company – Alby Castro (Brujo) z.B. debütierte im DaVinci Treasure und wird im anstehenden Asylum-9/11-Film The 9/11 Commission Report spielen (angesichts seines dortigen Rollennamens „Ali“ möchte ich auf eine Terroristen-Rolle tippen) – dass er als ziemlicher Arsch rüberkommt, liegt an der Rolle, nicht (primär) am Darsteller; Stephen A.F. Day (als Schaffner Frank einer der spielfreudigeren Aktiven) gab sich im Asylum-Horror Shapeshifter die Ehre. Die siebenjährige Lola Forsberg (Lani; nervig, wie erwähnt) spielt derzeit in einem Horror-Hobel mit dem (mich auf vielfältige Weise erschreckenden) Originaltitel Night of the Leben Tod (!), ihre Filmmutter Madeline Falkskog versucht sich wenigstens an einem vielseitigen Oeuvre und wird demnächst im Actionfilm Taken by Force, dem post-9/11-Drama The Seekers und dem Thriller Tumbling After zu sehen sein (wie gesagt, für höhere Weihen * aufdrängen * ist aber auch bei ihr was anderes). Derek Osedach (Mitch) hat´s nach fünf Zeilen Text hinter sich – der Asylum-Spezialist (der dort auch als assistant director und Produzent fungiert) zierte bereits When a Killer calls oder Pirates of Treasure Island). Ich könnte jetzt noch etliche Namen und ihre bedeutungslosen Lebensläufe herunterbeten (Sean Durrie z.B. hat anschließend die epochale Rolle „Zombie in Door“ im sicherlich von Milliarden Menschen antizipierten 3D-Remake von Night of the Living Dead übernehmen, Juliana Ruiz [Alma, zumindest überzeugend hustend, röchelnd und kotzend] verdankt ihren überschaubaren Ruhm einer argentinischen Reality-Show [offenbar der dortigen DSDS-Ausgabe, Juliana drang ins Finale vor]), aber es hat nicht wirklich Wert. Niemand ist ganz offensiv schlecht (okay, der Kerl, der den Eisenbahningenieur Dubble spielt, womöglich; die kleine Lola ist altersbedingt entschuldigt), so dass ich ihn unbedingt mit meiner Baseballkeule von weiteren schauspielerischen Aktivitäten abhalten möchte (es müssen halt nicht unbedingt Hauptrollen sein), aber ich muss auch keinen so schnell wieder sehen…

Also, heute mal ohne großes Gedöns zum Schlusswort – Snakes on a Train hat außer seiner „Idee“, Snakes on a Plane das Gimmick zu klauen (und zu versauen), nichts auf der Pfanne. Der ganze Terz ist zwar bis auf die CGI technisch recht anständig, aber die Story ist einfach so Banane, so hirnlos, und in den letzten zehn Minuten geht der ganze Film, so man ihn bis dahin, ähm, ernst genommen hat, so was von krachen, wie ich´s lange nicht mehr erlebt habe – da fällt es schwer hartgesottenen Schundologen schwer, Aspekte zu finden, über die man sich wenigstens beömmeln kann; dafür sind die Dialoge zu schlecht, die Subplots zu langweilig; mit ein paar Liter Alk kann man sich das sicherlich, na ja, nicht schön-, aber vielleicht MST3K-mäßig lustig saufen, andererseits – es muss auch nicht wirklich sein. Da gibt´s einfach sympathischere Kandidaten.

(c) 2006 Dr. Acula


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