SM Sex – Cat Women

 
  • Deutscher Titel: SM Sex - Cat Women
  • Original-Titel: Cat's Eye
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  • Regie: Kaizo Hayashi
  • Land: Japan
  • Jahr: 1997
  • Darsteller:

    Yuki Uchida (Ai), Izumi Inamori (Hitomi), Norika Fujiwara (Rui), Kenta Harada (Toshio Utsumi), Kane Kosugi (Black Fang), Wenli Jiang (Madame Wong), Naoko Yamazaki, Akaji Maro, Shiro Sano, Akira Terao


Vorwort

Am Tag betreiben die drei jungen Schwestern Ai, Hitomi und Rui ein kleines Café namens „Cat’s Eye“, aber in der Nacht werden die Leder- und Latex-Catsuits rausgeholt und mit Hilfe allerhand technischer Gizmos und Gadgets, gesteuert von der Cat-Höhle unterhalb des Cafés aus, japanische Museen ausgeraubt und die Polizei ein ums andere Mal gefoppt.

Nun, letzteres ist nicht SO schwer, da der leitende Ermittler der bekennende Gehirnamputierte Toshio Utsumi und seines Zeichens Hitomis mehr-oder-weniger-boyfriend ist, der den ungeheuer komplexen Gedankensprung vom räuberischen Mädchentrio, das sich „Cat’s Eye“ nennt, und dem schnuckligen Mädchentrio, das ein Café namens „Cat’s Eye“ betreibt, einfach nicht vollziehen kann.

Würde den Herrn für seinen Job auch noch etwas anderes qualifizieren als der Wunsch, keine Waffe zu benutzen und statt dessen mit Basebällen nach Tunichtguten zu werfen, hätte er vielleicht sogar begriffen, dass „Cat’s Eye“ ausschließlich Werke eines ganz speziellen japanischen Kunstmalers mopst, und der ist seines Zeichens der verschollene (und totgeglaubte) Vater des Dreimaderlhauses. Gut, ich gestehe dem Film als Anime-Adaption zu, nicht in dieser unserer rationalen Welt zu spielen, aber – ey, Toshio, wofür zum Geier bezahlen die dich eigentlich? Für gutes Aussehen?

Nun gut, jedenfalls haben die Katzengirls wieder mal den Längeren bei einer spektakulären Verfolgungsjagd gezogen und freuen sich, weil nur noch drei Bilder ihres Papas ihrer Sammlung fehlen. Was genau die Grazien sich davon versprechen, die von ihren Besitzern vermutlich mindestens gutgläubig erworbenen Gemälde in ihrer heimischen Wohnhöhle in einem Schrein aufzubewahren, kann mir auch keiner sagen. Aber auch junge Frauen mit Lack- und Lederfetisch brauchen halt Hobbys.

Verschiedentliche Dinge werden das Lebe unserer Katzenfrauen aber verkomplizieren. Zum einen drängen nicht zuletzt ihre Schwestern bei Toshio darauf, dass er hinsichtlich Hitomi endlich Nägel mit Köppkes und ihr einen Antrag macht. Rui, das Technikgenie des Trios, gabelt in dem taiwanesischen Austauschstudenten Lee eine unerwartete romantic interest auf, und Toshio bekommt Besuch von der Interpol-Agentin Atansi, die mit ihm kooperieren möchte. Sie vermutet, dass Cat’s Eye als Köder für eine antike chinesische Verbrecherorganisation, die sie dringend hops nehmen möchte, fungieren könnte.

Die, der „Drache“, ist auch schon eingetroffen. Lady Wong, die neue Oberhenchbeauftragte der Organisation, räumt gleich mal mit den bisherigen japanischen Platzhaltern auf. Ihr ausführend zur Hand geht dabei ihr Lieblingskiller und Sohn „Black Fang“. Zwar ist Wong vordergründig dem Oberhaupt der Bande, dem „Kaiser“ loyal, aber im Hintergrund spinnt sie bereits die Fäden, um die Kaiserposition ihrem daran eigentlich nicht gesteigert interessierten Sohnemann zuzuschanzen. For reasonz benötigt der Kaiser offensichtlich zwecks allgemeiner Schurkentumlegitimation das „Auge des Tigers“, einen Kristall, der in der ultrasicheren Privatsammlung der „Königlichen Stiftung“ aufbewahrt wird. Und wer sind wohl die Spezialisten für’s Eindringen in ultrasichere Sammlungen?

Of course no one else als unsere Katzenmädchen, die durch schiere Erpressung in den Dienst der bösen Sache gepresst werden. Nicht nur, dass Wong mittels exzellenter Maske Hitomi, die im Kerker der Drachenbande schmachtet, ersetzt hat, nein, man redet den Girls auch noch ein, Informationen über den Verbleib ihres Vaters zu haben, der augenscheinlich ebenfalls ein Gefangener der Drachen ist. Ai, Rui und Hitomi-Vorgauklerin Wong dringen also in die Stiftung ein, wo die legitimen Cat’s Eye-Girls bald merken, dass mit ihnen falsches Spiel getrieben wurde und man sie nach Ausführung des Jobs auch liebend gern abmurksen will. Ob die echte Hitomi sich befreien kann? Kann Oberniete Toshio helfen?


Inhalt

In Japan gehen die Uhren bekanntlich anders und kein obskurer Anime, der mehr als drei Folgen erlebt hat, ist vor einer Realverfilmung sicher. So eben auch „Cat’s Eye“, ein an mir völlig vorbeigelaufener Genrevertreter, der unter dem Titel „Ein Super Trio“ sogar im deutschen Fernsehen vorstellig wurde. Für jemanden, der zu dieser Zeit allerdings ausschließlich „Mila Superstar“ huldigte, blieb die Serie jedoch unsichtbar.

Was zwanglos bedeutet, dass ich mir diesen Film nicht aufgrund irgendwelcher nostalgischen Kindheitserinnerungen oder allgemeinem Anime-Fantum zugelegt habe. Nein, er wanderte bei einer Einkaufstour bei m einem Lieblings-99-Cent-DVD-Verhökerer in den Einkaufskorb und das primär, weil er unter dem Titel „SM SEX – Cat Women“ firmierte. Das gepaart mit einer FSK-16-Freigabe macht neugierig, zumindest mich, weil das nach idealem Stoff für diese Seite müffelt. Und schließlich mach ich das ja alles nicht für mich, sondern für meine Millionen Leser (selbstbeweihräucher), und da kann ein wenig clickbait ja nie schaden.

Sei’s drum – dass ich hier keinen vergessenen Teil der „Flower & Snake“-Serie, sprich ein seriöses Bondage-SM-Movie bekommen würde, war mir relativ klar, nicht allerdings, was mir statt dessen geboten werden würde, böswillig gesagt nämlich eine Art Garagensampling der „Charlie’s Angels“-Remakes, garniert mit typisch japanischen Schrulligkeiten. Muss prinzipiell ja erst mal nicht schlechtes sein, ist dann aber leider doch relativ stümperhaft umgesetzt und phasenweise sogar recht nervig.

Aber der Reihe nach. Die Geschichte und, was sicherlich keinen Menschen auf Gottes Erdboden überraschen wird, der zugrundeliegende Manga wuchsen auf dem Mist von Tsukasa Hojo, dessen größter internationaler Erfolg zweifellos „City Hunter“ sein dürfte, ein Manga, der sowohl in Anime- als auch Realfilmform schon mehrfach adaptiert wurde (u.a. von Wong „Bekloppti“ Jing mit Jackie Chan in der Titelrolle, aktuell ist eine neue Anime-Version in der Mache, die 2019 auf die Menschheit losgelassen werden soll). Auf dem Regiestuhl nahm Kaizo Hayashi Platz, der nun nicht gerade eines der größten Lichter des neuen Nippon-Kinos ist. Er verantwortete u.a. „Zipang“, „The Trap“ und „The Most Terrible Time in My Life“, außerdem durfte er bei zwei Episoden von „Power Rangers Time Force“ Hand anlegen. Da keines der großen japanischen Studios im Hintergrund stand, dürfte der finanzielle Aufwand im überschaubaren Rahmen geblieben sein und das sieht man – leider – einem Film, der nach spektakulären Actionsequenzen und Effekte-Overkill schreit – auch an.

Die Story selbst leidet unter einer klassischen Krankheit von Anime-Adaptionen. Die Trickserien können sich 20-30 Episoden Zeit lassen, um einen Plot und die natürlich notwendigen Dutzende Sub- und Sideplots auszuerzählen, auch mal eine ganze Episode für eine einzige Actionszene verschwenden, während der Realfilm den gleichen Plot in 90 Minuten durchhudeln muss. Da bleibt Nachvollziehbarkeit, Logik und natürlich auch Sorgfalt in Charakter- und Storyentwicklung denknotwendig auf der Strecke. Anders ausgedrückt – ich gehe davon aus, dass man wesentlich mehr Spaß an „Cat’s Eye“, dem Realfilm haben wird, wenn man die Animeserie kennt und zumindest weiß, wer welcher Charakter ist und welche Funktion er ausübt. In der Realfilmversion wirkt vieles zusammenhanglos – wo auf einmal die taiwanesisch-chinesischen Gangster herkommen und was sie wollen, wie das alles mit dem Vater unserer Girls zusammenhängt (was natürlich auf den most obvious plot twist ever hinausläuft), woher die Interpol-Agentin weiß, dass Cat’s Eye für den Drachenclan arbeitet, bevor der überhaupt seinen ersten dahingehenden Move gemacht hat, warum Toshio blöd genug ist, das offensichtlichen Doppelleben der Girls nicht aufzudecken und Rui nicht schnallt, dass ihr Verehrer Lee und der Bösmannskiller Black Fang (für dessen Künstlernamen ich mich nicht verbürgen kann… ich hab’s schon wieder vergessen, ob der wirklich „Fang“, „Face“ oder was auch immer heißt) ein und dieselbe Person sind (huch, SPOILER?). Ebenso ist fraglich, in welcher „Welt“, in welcher „Zeit“ der Film spielen soll – sieht zwar alles grundsätzlich so aus wie in der relativen Gegenwart, aber die Gadgets und Gimmicks der Girls haben einen expliziten Steampunk-Einschlag

Dabei geht’s sogar recht stimmungsvoll los, mit einer animierten (und rasanten) Intro-Sequenz, die während des Vorspanns dann in die live action übergeht (was Zyniker als den exakten Moment bezeichnen könnten, an dem der Film krachen geht). Es ist halt die Krux, dass live action für all den Kram, der gezeichnet auch nicht schwieriger oder aufwendiger hinzudeichseln ist als eine Dialogszene, alle möglichen technischen Hilfsmitteln wie wire-stunts und greenscreen einsetzen muss, und das sind dann halt die Momente, in denen man das Budget bzw. den Mangel an demselben, förmlich körperlich spüren kann. Man ahnt, dass Actionsequenzen wie die große Verfolgungsjagd, in deren Verlauf die Girls ihr „Catmobil“ absprengen und die Flucht auf Rollschuhen mit motorisierten Scootern fortsetzen (und dabei fröhlich alle Regeln der Physik ignorieren und in Tunneln an den Seitenwänden und der Decke fahren), dabei von Toshio auf einem offiziellen Polizeiskateboard verfolgt werden (nachdem sein einsitziges Mini-Auto ebenso verschrottet wurde wie ein requiriertes Fahrrad), in Zeichentrickform funktionieren könnten, die Real-Umsetzung dann aber ob fehlender technischer Expertise und/oder monetärer Mittel einfach nur mies und fake aussehen. Da kann man den Disbelief suspendieren wie man will, man kann’s nicht mehr, naja, ernst nehmen ist in einem Film, der sich nun auch selbst nicht seriös spielt, sondern auch komödiantische Elemente einbaut, das vielleicht falsche Wort, aber ich denke, Ihr versteht, was ich meine.

Auch Rückprojektionen, die in den 50ern alt ausgesehen hätten (und nur eingeschränkt als künstlerisches Stilmittel durchgehen) und eine bewusste Stilisierung auf detailarme Umgebungen (oft genug finden Szenen einfach nur vor neutralem schwarzen Hintergrund statt) sehen weniger nach so gewünschter künstlerischer Entscheidung aus als vielmehr nach „it’s cheaper, so let’s do it that way“. Die Actionszenen selbst sind nicht so überkandidelt wie z.B. in „So Close“, spotten aber oft genug, wie schon angedeutet, jeder realen Physik. Die wenigen Kampfszenen leiden unter dem kaum vorhandenen Talent der Darstellerinnen für wirklich dynamische, flashy Martial-Arts-Gefechte. Aber die Mädels sehen in den hautengen Lack- und Lederkostümen, in die man sie gepresst hat, heiß aus. Ist doch auch was.

Wären nicht ein-zwei etwas blutigere Szenen, insbesondere wenn der schwarze Killer zuschlägt, wäre die ganze Chose allerdings so squeaky clean, dass man sie ab 12 freigeben und im Nachmittagsprogramm zeigen könnte. So viel also zum „SM Sex“…

Bemerkenswert wäre dann noch der Score, der ein fetziges (aber etwas unterproduziertes) Titellied bietet und ansonsten bemüht scheint, jede Szene mit der möglichst unpassenden Musik (oder gar nicht) zu untermalen. Kudos immerhin dafür, dass eine Actionszene mit 16-Bit-Super-Nintendo-Gefröckel-liker Mucke beschallt wird.

Für die drei Mädchen in den Hauptrollen war „Cat’s Eye“ jeweils der erste „big break“ nach den üblichen Modelling-Idol-Karrieren, die gefühlt jedes zweite japanische Girl hinter sich bringt. Yuki Uchida (Hitomi) hat das am besten in eine substantielle Karriere umsetzen können und hauptrollt bis heute regelmäßig in japanischen TV-Serien. Norika Fujiwara, Miss Japan 1992, ist ebenfalls noch gut im Geschäft und auch Izumi Inamori (Ai) ist regelmäßig im Nippon-TV aktiv. Alle drei sind aber selten auf der großen Leinwand zu sehen. Fujiwara war immerhin 2000 in „China Strike Force“ dabei, Inamori drehte 2008 wieder mit Hayashi den Gangsterfilm „The Code: Angou“, während Uchida zum festen Ensemble der erfolgreichen Krankenhaus-Comedy „Doctor X“ gehört.
Kenta Harada spielt den trotteligen Toshio immerhin sympathisch genug, um nicht zu nerven. Ein bisschen Martial-Arts-Expertise gibt’s in Form von Kane Kosugi, der den Black-Fang-Killer mimt. China-Leihgabe Wenli Jiang staubt immerhin einen „and“-Credit ab, was eine kleine Rolle in „Farewell, my Concubine“ zu dieser Zeit wohl eigentlich gar nicht her gab. Später war sie in Jackie Chans Historien-Epos „1911 Revolution“ mit dabei.

Die DVD von Laser Paradise macht dem Spitznamen des Hauses „Laserparasiten“ mal wieder alle Ehre. Ein liederlicher Letterbox-4:3-Transfer, den man offenbar von einem abgeranzten VHS-Tape gezogen hat, dunkel und kontrastarm ausgefallen ist, und zudem mit einer Synchro garniert wurde, bei der man sich fragt, warum die Hitomi-Sprecherin nicht ersetzt wurde, wenn sie sich hörbar während der Synchroarbeit eine schwere Nebenhöhlenvereiterung zugezogen hat.

Extras gibt’s nicht, nur ein „Highlight-Reel“, das direkt nach dem Filmende automatisch abgespult wird.

Ist man also nicht ein Hardcore-Fan des „Supertrios“, braucht man sich diesen Film sicher nicht auf den Einkaufszettel zu schreiben. Selbst im nicht unbedingt qualitätstriefenden Film der Anime-Live-Action-Adaptionen ist das eine ziemliche Gurke, der’s einfach in jeder Form an der notwendigen Power (finanziell, technisch, darstellerisch, dramaturgisch) fehlt, um eine rasanten Action-Comedy-mit-Gimmicks-Vorlage auch nur halbwes adäquat umzusetzen. Mindestens konfus, oft einfach nur nervend, und leider viel zu selten amüsant.

© 2018
Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 8

BIER-Skala: 3


mm
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TaiFei
TaiFei
4. Juni 2019 13:55

„Bemerkenswert wäre dann noch der Score, der ein fetziges (aber etwas unterproduziertes) Titellied bietet “
Die Original-Version von 1983 ist bester Citypop von Anri, das Album heißt Timely, findet man inzwischen auch auf YT, da sich Citypop seit einigen Jahren sogar im Westen großer Beliebtheit erfreut.