Slash

 
  • Deutscher Titel: Slash
  • Original-Titel: Slash
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  • Regie: Neal Sundström
  • Land: Südafrika
  • Jahr: 2002
  • Darsteller:

    Steve Railsback (Jeremiah MacDonald), James O’Shea (Joseph „Mac“ MacDonald), Zuleikha Robinson (Suzie), Craig Kirkwood (Keith), Neels Clasen (Ian), Nina Wassung (Candy), Nick Boraine (Billy Bob), Brett Goldin (Carl), David Dukas (Rod), Jocelyn Broderick (Jessie), Anton Voster (Killer), Milan Murray (Karen), Guy Raphaely (Ray), Danny Keogh (Jethro)


Vorwort

Joseph MacDonald ist Frontmann der Emo-Rock-Truppe „Slash“ und zufrieden mit sich und der Welt – die hübsche Band-Kollegin Suzie ist seine Freundin, und ein Plattenmogul hat einen potentiell karriereförderlichen Auftritt arrangiert. Mitten in die schönsten Feierlichkeiten platzt der Hinterwäldler Billy Bob mit der bedauerlichen Nachricht, seine Tante Edith hätte sich in die nächste Welt verabschiedet und sein Vater, den er seit vierzehn Jahren nicht mehr gesehen hat, sähe in freudiger Erwartung seinem Eintreffen zur Beerdigung entgegen.
Wie jeder verantwortungsbewusste Jungrocker, dem sich eine Gelegenheit bietet, dem entfremdeten Erzeuger die Hand der Versöhnung entgegenzustrecken, schleppt Mac seine gesamte Band (plus Groupie und Tarot-Legerin Candy) auf die alte MacDonald-Farm, wo die Bestattung von sich gehen soll. Während der Trauerfeier kommt’s zum Eklat – Jessie, örtliches „crazy woman“, rhabarbert daher, dass mit Josephs Eintreffen „der Teufel“ zurückgekehrt sei und das schändliche Werk seine Großvaters Jethro, der vor vierzehn Jahren (hint-hint) bei einem Brand verschmurgelte, von neuem beginnen werde. Papa MacDonald kann nur mit Müh und Not daran gehindert werden, eine spontane Doppelbeisetzung zu arrangieren und gibt sich ausgesprochen verschlossen, was die mysteriösen Umtriebe der vorhergehenden MacDonald-Generation angeht. Bei Mac selbst ist hirntechnisch Sperre angesagt – er kann sich an die damaligen Ereignisse nicht erinnern, ist aber uncharakteristisch abweisend den Mitmuckern und speziell Suzie gegenüber, sondern interessiert sich verdächtig für’s Holzhacken.
Da der Bandbus einen unerwarteten Einspritzpumpenschaden erleidet, muss die Rückreise in die Zivilisation verschoben werden, für den großen Auftritt soll halt im Schuppen (dem, in dem Jethro einst verbrannte) geprobt werden. Schon bald zickt sich die Band munter an – dem schießwütigen Möchtegerngangster und Band-Keyboarder Keith wird’s zu blöd, er klaut Billy Bobs Motorrad und will stiften gehen, macht aber schon bald die Bekanntschaft der sensenschwingenden Vogelscheuche. Bis die verbleibenden Slash-Mucker schnallen, dass auf dem alten MacDonald seiner Farm akute Lebensgefahr herrscht, dauert’s noch ein wenig, doch dann beginnt der Überlebenskampf und das Ratespiel, wer der geheimnisvolle Killer ist…


Inhalt

Hurra, noch ein Slasherfilm. Und dann noch so kreativ betitelt (immerhin, auf die Idee, ihr Werk Slasher zu nennen, kamen dann erst ein paar Jahre später deutsche Dumpfnasen). Und noch dänner ein Film von Neal Sundström, der auf ewig in den badmovies.de-Annalen seinen Ehrenplatz haben wird, handelt es sich doch um den ruhmreichen Co-Director von Space Mutiny, dem von jedem Trash-Fan, der etwas auf sich hält, heiliggesprochenen gurkigsten aller Gurkenfilme diesseits von Turkish Star Wars (und „Howling V: Rebirth“ hat er auch auf dem Kerbholz. Und weil Trash-Talent gern in der Familie bleibt, inszenierte sein Bruder Cedric „American Ninja 3 und 4“.).

Sicherheitshalber erwartet man als geneigter Konsument entweder nichts oder bestenfalls eine unterhaltsame Trash-Granate zum Schönsaufen. Um so überraschter – und auch erfreuter – ist man, wenn sich herausstellt, dass sich „Slash“ entgegen aller Voraussetzungen als echter Film klassifizieren lässt, und sogar als einer, der – ick bin jeplättet – über weite Strecken recht gut unterhält.

Die Story ist nicht gerade originell – immerhin ist das Band-Setup mal eine kleine Abwechslung zum sonstigen Charaktereinerlei der DTV-Slasher-Hexenküche, aber die üblichen Stereotypen werden natürlich trotzdem ausgebreitet: wir haben Kiffer, Spanner, den Quoten-Schwarzen mit begrenzter Lebenserwartung (und Sneaker- plus Schusswaffentick), das übersinnlich interessierte Mädel, das „straighte“ Mädel, dem „final girl“ quer über die Stirn geschrieben steht (obschon der Streifen, und jetzt SPOILERe ich schon an dieser Stelle, nach meiner Rechnung einen neuen Rekord für Slasher-Überlebende aufstellt. VIER! Bedeutet natürlich im Umkehrschluss, dass der Body Count sich in Grenzen hält), dazu werden noch Redneck-Klischees ausgegraben (aber ad absurdum geführt), und im Großen und Ganzen alle Genre-Versatzstücke aufgefahren, die sich seit dem von „Scream“ ausgerufenen großen Slasher-Revival etabliert haben.

Was „Slash“ aus dem weiten Feld unterbelichteter Schlitzer-Derivate heraushilft, ist ein erfreulich lockerer Umgang mit der Materie, ohne dabei in anbiedernde Selbstreferentialität oder plumpes Parodieren zu verfallen. Dass die ganze Chose nicht hundertprozentig ernst gemeint ist, erschließt sich schon aus dem (nach einem Prolog kommenden) Teaser-Kill, in dem ein zukünftiges Opfer mit „Scream“-Ghostface- und Jason-Masken hantiert – und die wilde Jagd in ein Maisfeld führt -, was die einzige echte Anspielung an bekannte Genre-Antagonisten bleibt (es sei denn, man rechnet Farm-Setting automatisch als „TCM“-Referenz, aber dann wäre auch der Ultralangweiler All the Boys love Mandy Lane eine „TCM“-Hommage und nicht nur öder Murks). In der Folgezeit bedient sich „Slash“ eines spielerischen Umgangs mit den erwähnten Klischees (Billy Bob ist der essentielle Hinterwäldler, aber besserer Schütze als Pistolennarr Keith und auch ein besserer Keyboarder…) und eines generell flockigen Umgangstons, der, obwohl an und für sich kaum gehaltvoller und/oder intelligenter als bei den meisten Genrerivalen, hier seltsamerweise viel natürlicher wirkt – und, was mich als alte Spaßbremse in dieser Disziplin ganz besonders wunderte, „Slash“ verfügt über comic relief-Charaktere, die tatsächlich *witzig* sind. Speziell wenn Billy Bob und Keith aufeinander losgelassen werden (in Dialogform), wird’s meistens lustig, aber auch Keith alleine hat etliche wirklich spaßige Lines; ich schäme mich nicht zuzugeben, dass ich bei „Slash“ öfter über den Film und seine beabsichtigten Gags gelacht habe als in allen „Scary Movies“ zusammengerechnet (gut, da alle „Scary Movies“ zusammen vielleicht auf dreieinhalb lustige Gags kommen, mag das jetzt nicht die unüberwindliche Messlatte sein, aber ich denke, Ihr versteht, worauf ich hinauswill). Die Interaktion innerhalb der Gruppe (in diesem Fall im Wortsinne der Band) passt, die Konfrontation zwischen Landeier-Mentalität und pseudohippen Rockmusikern verläuft in nie übertriebenen Bahnen, das wirkt im Rahmen eines low-budget-Slashers stimmig (mal abgesehen davon, dass sich eine Band, die auf ihren Durchbruch noch wartet, im echten Leben wohl keinen riesigen Tourbus leisten kann…)

Zumindest solange, bis „Slash“ sich so zum Ende des zweiten Aktes daran erinnert, dass er dem Namen nach ein Slasher sein will und langsam, aber sicher, von der Musikerkomödie zum Horrorpart übergeht (zwischenreingepackt wird zwar ein Kill an der verrückten Jessie, aber der dient wirklich nur dazu, damit wir nicht vergessen, dass hier ein gemeiner böser Sichel- und Axtkiller umgeht) und wir notgedrungen Witze und Situationskomik im Gitarrenkoffer verstauen und die Mordgeräte auspacken. Ab hier wird’s dann etwas dusselig – zwar gibt’s noch eine gelungene Szene, in der Roadie und Busfahrer Carl sich den Killer mitten in den aufgebauten Instrumenten mit einer Gitarre (also Axt gegen Axt, newa) vom Hals zu halten versucht, aber auf der anderen Seite wird nun schmerzlich deutlich, dass die Mythologie, die das Script sich für seine Killergestalt aufgebaut hat, nicht gänzlich stimmig zu sein scheint; Motivation des finsteren Meuchelmetzlers ist offensichtlich ein alter Aberglaube, wonach frisches Blut der Ernte zuträglich sei, aber wie sich daraus entwickelt hat, dass er (also der Mörder) sich die passende Anlage zusammengebaut hat, aus den von ihm erlegten Leichen das Blut abzuzapfen – und warum er gerade jetzt wieder mit der Killerei anfängt -, bleibt ein bissi sehr vage (erinnerte mich aber wenigstens ein klein wenig an den alten Trasher „Invasion der Blutfarmer“, den ich ungefähr seit der mittleren Kreidezeit besprechen will) und so wie der Mörder teilweise vorgeht, ergibt das nicht immer Sinn. Ebenso schmerzhaft ist z.B., dass unsere Helden sich auf der Flucht vor dem Killer in *den* Keller flüchten, den sie keine zehn Screen-Minuten vorher als den ausgemacht haben, in dem ebenjener Mördersbursch die Leichen seiner Opfer zwecks Abzapfung verwahrt; ganz besonders tut allerdings weh, dass in den (eher enttäuschenden) Showdown ganz entscheidend ein Requisit aus dem Teaser-Kill spielt, das derjenige, der’s verwendet, nicht kennen kann, und der, der’s besser wissen müsste, drauf reinfällt [SPOILER für die Neugierigen: Opfer#1 aus dem Teaser hatte ein Theatermesser bei sich. Das liegt nun im Keller. Mac verwendet’s absichtlich an Suzie aus Gründen, die etwas zu ausschweifend wären, um sie hier auszuführen und ausgeplaudert gänzlich jeden Spannung aus dem Film nehmen würde, obwohl er nicht einmal ahnen kann, dass es sich bei dem Ding nicht um einen echten Aufschlitzer handelt, und der Killer, der nun eigentlich wissen MUSS, dass das Messer nicht echt ist, schluckt es). Ein selten doofes Kicker-Ende macht den Braten dann zwar nicht mehr wirklich fett, erfreut aber des Rezensenten Herz auch nicht sonderlich.

Aber sei’s drum, es ist insgesamt recht kurzweilig und von Sundström wider Erwarten auch mehr als ordentlich inszeniert. Zwar könnte der Look des Films insgesamt etwas, äh, „filmischer“ sein, aber insgesamt zieht Sundström aus dem Farm-Setting guten Nutzen und sorgt für einige unerwartet atmosphärische Sequenzen. Die Kameraführung von Mark Lennard (der interessanterweise auch schon einen HR-„Tatort“ fotografierte) ist sehr gefällig, dito der Schnitt von Andrew Traill (obschon eine Parallelmontage im Schlussakt, beim Carl-Kill, eleganter hätte gelöst werden können). Eine Tempogranate ist „Slash“ nicht, nach dem flotten Auftakt mit dem Prolog und der anschließenden Teaser-Sequenz nimmt sich der Film viel Zeit für die unterhaltsamen Eskapaden mit Band und Rednecks (mit dem eingestreuten Zwischenkill), so dass der eigentliche Slasher-Part im Finale ein wenig gedrängt wirkt. Wie gesagt – „schnell“ ist ‚was anderes, aber langweilig auch, dafür trifft „Slash“ zu oft mit den gewollt lustigen Elementen ins Schwarze.

Der Score ist unauffällig, im Soundtrack sind einige mittelprächtige Emo-Rocker zu hören (zwei werden auch „live“ gespielt).

Gore- und Splatterfans sitzen nicht unbedingt in der ersten Reihe – abgesehen von der Teaser-Sequenz, in der’s einen hübschen Effekt (und ein sehr hübsches Mädel im „Sheena, Queen of the Jungle“-Outfit) zu bewundern gibt, bleiben die Kills ziemlich unblutig (und werden gerne in Totalen gefilmt); die Ausnahme von der Regel ist der nette Einfall, einen Charakter per Mähdrescher abzuservieren (SCHLOP!). Vielleicht ist das die richtige Stelle, um schnell noch auf den Killer an sich einzugehen – „Slash“ passt in der Hinsicht in die Welle der „Scarecrow“-Horrorfilme (die mittlerweile ja auch ein eigenes C-Franchise spendiert bekommen haben), das Aussehen des Killers (der nicht demaskiert wird) passt durchaus, wirkt angemessen creepy, ohne dabei zu sehr ins Comichafte abzugeleiten. Für die Identität des Killers bekommen wir im übrigen drei Verdächtige serviert, aus denen man sich den „Richtigen“ aussuchen kann (und dabei wahrscheinlich zumindest teilweise falsch liegt). Die einzige Andeutung einer Sexszene wird durch Macs Unwillen, an selbiger zu partizipieren, kurzgeschlossen.

„Slash“ muss mit nur einem echten bekannten Namen auskommen. Steve Railsback, der immerhin schon Charles Manson UND Ed Gein gespielt hat (nicht in *einem* Film, verstehet sich), und der sich offensichtlich damit zufriedengegeben hat, seinen „name value“ aus kleinen „Klassikern“ wie „Deadly Games“, „Turkey Shoot“ oder „Lifeforce“ für kleine Reißerproduktionen (wie King of the Lost World) herzugeben, spielt einen Charakter wie Jeremiah MacDonald vermutlich im Schlaf, aber das eben auch zuverlässig und trotz allem mit sichtlicher Spielfreude. Der Rest des Ensembles setzt sich aus größtenteils „namenlosen“ Akteuren aus der zweiten bis dritten Reihe zusammen, die ihre Sache aber überwiegend gut machen. James O’Shea (Mac, „Ice Planet“, „House of the Dead 2“), Craig Kirkwood (Keith, „Remember the Titans“) und vor allem Nick Boraine (Berserker, Operation Delta Force 5: Random Fire, „Sweepers“) sind hervorzuheben, wobei Kirkwood und Boraine hauptsächlich durch ihr komisches Talent überzeugen. David Dukas (Rod, Operation Delta Force 3: Clear Target, „Operation Delta Force 5“, „Berserker“) gehört zu den erfahreneren Akteuren, fällt aber nicht sonderlich auf. Zuleikha Robinson (Suzie, „The Lone Gunmen“, „Hidalgo“, „Rom“) ist für mich etwas zu brav. Aber insgesamt blamiert sich niemand offensichtlich, und das ist mehr, als man über den Cast der meisten Billigslasher behaupten kann (gefreut hätte ich mich allerdings, wenn mehr von Milan Murray [„Snake Island“] gesehen hätte, die fällt nämlich ganz klar in mein Beuteschema… ähm)..

Bildqualität: „Slash“ teilt sich in der Universal-„Horror-Box“ die Disc mit Hitcher Returns und Chasing Sleep. Die Bildqualität ist ziemlich gut ausgefallen, der anamorphe 1.85:1-Transfer ist frei von Störungen oder Verschmutzungen, angemessen scharf und mit gutem Kontrast gesegnet. Die Kompression ist für die Verhältnisse einer „3 auf 1“-Scheibe okay.

Tonqualität: Die deutsche Synchronfassung könnte wie üblich im Ghetto der DTV-Slasher etwas besser sein, hält sich aber im Rahmen des Erträglichen. Die Klangqualität (Dolby Digital 2.0) ist passabel – kein Rauschen, aber dafür speziell bei den Songs sehr drucklos.

Extras: Wie immer bei diesen Boxsets nichts.

Fazit: „Slash“ erfindet das Genre, dessen Namen der Film trägt, sicherlich nicht neu, aber angesichts der Umstände (südafrikanische Produktion, bis auf Railsback kaum bekannte Leute im Cast, Autoren, die die Welt bestimmt noch nicht aus den Angeln gehoben haben und Neal friggin‘ „Space Mutiny“ Sundström am Ruder) eine angenehme Überraschung; dass der ganze Kram in seinen Non-Horror-Parts besser funktioniert als in den Teilen, wegen derer man sich gemeinhin einen Slasherflick ansieht, ist schon bemerkenswert und ein Indiz dafür, dass die Autoren zwar durchaus grundsätzlich die Mechanismen des Slasherfilms kennen und verstanden haben, es ihnen aber nicht wirklich darum ging, ihr Publikum in Angst und Schrecken zu versetzen, sondern hauptsächlich unterhaltsame 90 Minuten zu bescheren. Etwas in mir sperrt sich dagegen, „Slash“ wirklich eine Horror-Komödie zu nennen, aber dass Sundström und seine Schreiberlinge das Werk nicht bierernst gesehen (aber professionell durchgezogen) haben, ist unverkennbar. Leichte Genre-Kost für Zwischendurch, gut verdaulich, und nicht so stumpfsinnig, wie man aufgrund des Titels erwarten konnte – das ist wesentlich mehr bzw. besser, als ich befürchtet hatte. Knapper Daumen hoch, aber wer seinen Slasher-Horror gut blutig mag, ist mit anderen Filmen besser bedient.

3/5
(c) 2009 Dr. Acula


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