Sins of a Glamour Girl

 
  • Deutscher Titel: Sins of a Glamour Girl
  • Original-Titel: Sins of a Glamour Girl
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  • Regie: Francis Locke
  • Land: USA
  • Jahr: 2005/2019
  • Darsteller:

    Monica Mayhem (Carla), Frank Fortuna, Amber Michaels, Ann Marie Rios, Alex Ryan, Suzette Spencer, Cherokee, Jacklyn Lick


Vorwort

Das weltberühmte Lingerie-Model Carla hat schon ein hartes Leben. Überall sind Paparazzis hinter ihr her, was auch dazu führt, dass ihr neuester Fotoshoot in einer Bruchbude am Arsch der Welt (zumindest soweit es L.A. angeht) stattfinden muss, damit überhaupt die Chance besteht, vernünftig arbeiten zu können. Ihr Fotografen-Macker ist allerdings unzufrieden – seiner Meinung nach führt Carla einen zu unsteten Lebenswandel, was sich auf ihr Aussehen auswirkt. Nichts schlimmeres, seiner Meinung nach, als den ganzen Tag durch den Sucher auf Carlas müden Body starren zu müssen. Der müde Body finanziert des Fotografen Ferrari, erinnert Carla, und überdies hindert sie das Perma-Gezicke zwischen ihr und Knöpfchendrücker nicht daran, nach Feierabend noch vor Ort heiße Liebesspiele zu betreiben.

Warum tut sich Carla das an? Das fragt sich zumindest Billy, des Fotoknilchs Assistent, und er fragt es auch Carla. Der Fotokerl, der keinen Namen bekommen hat, den ich mitgekriet hätte, ist zwar ein Idiot, stimmt Carla zu, aber eben auch ein talentierter Idiot. Talentierte Idioten gibt’s aber zu Hauf, erinnert Billy, z.B. ihn, denn wer sorgt dafür, dass Licht, Kameraaufbau usw. überhaupt hergeben, dass El Fotologo was zum Knipsen hat? Na, eben, er, Billy. Dafür ist dann auch ein Belohnungsfick drin

Nachdem der Fotograf Carla ganz besonders übel gefoppt hat (er hat sie einer Meute hungriger Fotografen fast nackt zum Fraß vorgeworfen), und nachdem Carla sich auch auf einer Jetset-Party königlich gelangweilt hat, kommt sie aufgrund eines Fernsehwerbespots auf die Idee, einen längeren Urlaub einzuschieben. Mit ihrer Bestie Sara reist sie also ins beworbene „Escapades“-Resort auf einer tropischen Insel, nur, um dort sofort vom Schlag getroffen zu werden.

Das „Escapades“ ist kein Luxus-Resort, sondern eine Bruchbude, und Eigentümer Fred ist in Personalunion auch Rezeptionist, Page, Barmann und beinahe Mädchen für alles (zumindest die beworbenen Spezialmassagen übernimmt sein Kumpel, ebenfalls Billy, aber ein anderer) – und Carla und Sara sind sogar die ersten offiziellen Gäste. Während Sara entschlossen ist, den Urlaub trotzdem zu genießen (von der Insel weg kommt man mangels Boot eh nicht), grummelt Carla vor sich hin – bis zu einem klärenden Gespräch mit Fred, der auf einen zahlungskräftigen Investor hofft, der die Anlage zu ungefähr dem macht, was Fred in seiner Fernsehwerbung behauptet. Während im Hotel fröhlich quer durch die Betten gepoppt wird, entwickelt Carla die Idee, ihren eigenen reichhaltigen Reibach in die Anlage zu stecken.

Dieweil diese Storyline ohne Anflug einer Resolution damit abgewickelt wäre, schalten wir um zu irgendwelchen anderen Tusneldas, die in ihrer Wohnung über ihre Freundinnen lästern, was selbstverständlich (theoretisch, s.u.) in einem lesbischen Foursome kulminiert. Dann begeben wir uns zu einer attraktiven Geschäftsfrau, die in ihrem Büro einen Putzmann encountered. Selbiger arbeitet mit musikalischer Unterstützung, und nach einmal Probehören ist die Dame begeistert von der Mucke. „Ein neuer unbekannter Künstler, DJ ESP“, erklärt der Putzteufel, und wie’s der Putzteufel halt so will, das ist niemand anderes als er selbst. Das qualifiziert für einen Bürofick. Der Putzi hängt der Ansicht nach, dass der einmalige Popp so etwas wie a) eine Beziehung und b) eine Zusage der Förderung seiner weiteren Musikkarriere ist, aber da hat er sich getäuscht, vielmehr wird er achtkantig aus dem Büro geworfen. Und das, weil die Chefin mit einem ihrer Untermanager (nehme ich an) poppen will. Womit das Lichtspiel endet. Ah ja.


Inhalt

Zu den weniger nachvollziehbaren Entscheidungen, die Charles Band in seinem Business-Leben getroffen hat, zählt die jüngste Wiederbelebung seines Softsex-Unterlabels Surrender Cinema. In den 90ern war Surrender zuverlässiger Lieferant halbwegs erbaulicher Softcore-Schlonzer, und auch wenn Pat Siciliano, Bands ausführender Exekutivscherge, die Akkordproduktion von solchen Zwei-Drei-Drehtages-Wundern zum Gegenteil einer Kunstform entwickelte, konnte der undiskriminierende Kunde aus den Endprodukten gewissen Unterhaltungswert ziehen. Stuff wie FEMALIEN, EXOTIC TIME MACHINE oder PLEASURECRAFT war gewiss billig und schundig, aber viele der Filme hängten sich ein unterhaltsames Genre-Mäntelchen aus SF oder Fantasy um, und die Starlets wie Jacqueline Lovell, Nikki Fritz oder Holly Samspon mochten auch, eh, chirurgisch verbessert worden sein, waren aber sympathisch und/oder hatten gewisse Ausstrahlung, gewisses Charisma. Fans dieser Mädchen stellten sich die DVDs ins Regal, und Kabelsender konnten damit ihre Late-Night-Sendeplätze füllen. Win-win for everyone.

Aber mittlerweile haben wir 2019 – selbst der Hardcore-Filmmarkt ist ob der Gratis-Konkurrenz von Pornhub, XHamster & Co. zusammengebrochen, wer zum Henker braucht da noch Softcore? Nichts hat sich so sehr überholt wie das simulierte Aufeinanderrumgerutsche nackter Menschen, wenn der real deal einen Mausklick entfernt ist. Wieso also, zum Henker, produziert Charlie NEUE Surrender-Titel?

Antwort: Tut er nicht. Charlie mag seltsame Anwandlungen haben, aber völlig geistesgestört ist er doch noch nicht. Was Surrender Cinema heute auf DVD und auf Streaming-Portalen wie ROKU anbietet, sind Re-Releases und Zusammenschnitte von 2005/2006 vom Softcore-Strategen Francis Locke reihenweise heruntergekurbelter (höhö) Nichtigkeiten, denen Charlie einen neuen Titel verpasst (und teilweise gefakete Darstellercredits), und sie auf zahlende Kundschaft los lässt. SINS OF A GLAMOUR GIRL, zumindest das, was den, hihi, „Hauptteil“ der, muwa-haa-haa, „Handlung“ ausmacht, nannte sich in seiner ursprünglichen Inkarnation SEXUAL ESCAPADES, der kurze 4er-Lesben-Part stammt höchstwahrscheinlich aus ALL GIRLS AFFAIR, die Eröffnungsszene um die Fotoshoots könnte aus SEXUAL AWAKENINGS stammen, und die Schlusssequenz um den Putzmann und das Businesswoman womöglich aus LEGAL SEDUCTION. Sei es, wie’s sei, es ist auf jeden Fall ein „Frankenfilm“ ohne auch nur die Vortäuschung eines dramaturgischen Zusammenhangs (verknüpft sind allenfalls die erste und zweite Episode, und das kann auch eine per ADR nachträglich hingeloopte Dialogzeile sein).

Aber auch so zeigen Lockes „Werke“, welch elefantöser Unterschied zwischen einer, ähm, qualitativ hochwertigen Surrender-Produktion und einem hingeschluderten „wir-drehen-einen-Nachmittag-und-nennen-das-dann-Film“-Rotz. Wo Classic Surrender Geschichten erzählte, die sich zwar zwanglos um Sex drehten, aber als solche erkennbar waren, in vernünftigen Kulissen filmte, sich Gedanken um Kostüme machte, und als DarstellerInnen Leute verpflichtete, die zumindest ein bisschen Screenpräsenz mitbringen, um auch in Nicht-Sex-Szenen völlig durch den Rost zu fallen, ist hier das direkte Gegenteil zu vermelden. Es gibt keine Geschichte(n), gedreht wurde in billigsten Sets, die schon vom scharf ankucken zusammenzubrechen drohen, und es spielen, was die Mädels angeht, wirklich nun irgendwelche tätowierten Hardcore-Porn-Schlampen (aus diesem Millieu verpflichtete Locke seine Schauspielsimulantinnen vorwiegend), denen ich nicht mal im Vollsuff eine halbe Cola spendieren würde, hirnlose Bimbos, denen man auf einer Pornoseite keinen zweiten Blick zuwerfen würde, und nicht minder tumbe Kerle. Hin und wieder erlaubt sich das Script ein-zwei Lines, die lustig sein könnten, würden sie von jemandem gesprochen, der aussieht, als würde er nicht zum ersten Mal auswendig gelernte Texte aufsagen, aber meistens ist für „Dialoge“ keine Zeit, weil zwischen den Sexszenen vielleicht fünfundvierzig Sekunden „Drama“ passieren dürfen, ehe dringend wieder simuliert gefickt werden muss.

Und die Krönung des Ganzen: die simulierte Fickerei dürfen wir nicht mal sehen (zumindest nicht, wenn wir den Schmu auf amazons Full-Moon-Channel ankucken). Es bleibt bei ein bisschen Titten, hauptsächlich von „Monica Mayhem“, zumeist zu Beginn in den Fotoshoots, ansonsten wird weggeschnitten, sobald die beteiligte Dame ihre Bluse geöffnet hat. I don’t know what tot hink… Ich hab gewisses Verständnis für „jugendfrei“ geschnittene Hardcore-Filme, aber… Softcore-Filme OHNE Softcore? Wer soll das brauchen? Gibt es tatsächlich so verklemmte Katholenpriester, die sich darauf einen runterholen können? No, I don’t get it. Nicht, dass ich angesichts der erwähnten minderqualitativen Girls SO scharf auf tiefere Einblicke gewesen wäre, aber, verdammt, das ist doch irgendwie die einzige Existenzberechtigung von Softcore? Was zur Hölle soll ich mit geschnittenem Softcore? Was? *in-Rage-schreib*

Egal. SINS OF A GLAMOUR GIRL ist Zeitverschwendung, und zwar von der ärgerlichen Art, die ich Charlie Band persönlich übel nehme. Solchen Etikettenschwindel hat er nicht nötig, nicht mal, um irgendwelche Streamingdienste vollzukleistern. Stay away + be warned!

© 2019 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 0


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