Sindbad and the War of the Furies

 
  • Deutscher Titel: Sindbad and the War of the Furies
  • Original-Titel: Sinbad and the War of the Furies
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  • Regie: Scott Wheeler
  • Land: USA
  • Jahr: 2016
  • Darsteller:

    John Hennigan (Sinbad), Jamie Bernadette (Jax), Josh Fingerhut (Manta), Wayne „Crescendo“ Ward (Ace), Georgia Thompson (Tisiphone), Chloe Farnworth (Alecto), Ashley Doris (Megaera), Derek Russo (Cy), Terrance K. Richardson (Nick), Van White (Sebastian), Jennifer Dorogi (Jinn)


Vorwort

Sinbad war mal ein aufstrebender Archäologe, aber nachdem ausgerechnet der Vater seiner Freundin Jax seine Theorien klaute und als eigene Werke veröffentlichte, hat er der edlen Wissenschaft frustriert adé gesagt und fristet nun sein Dasein mit seinem Kumpel Nick als freischaffender Schatzjäger für schnöden Mammon. Gerade ist er in Mexiko unterwegs, um eine ganz besonders alberne Theorie zu verifizieren – nämlich, dass der griechische Sagenheld Perseus aufgrund fortschreitender Altersparanoia seinen Schatz in der Neuen Welt versteckt habe. So beknackt das ist, als so richtig stellt es sich heraus. Der Schatz ist zwar für meine Begriffe eher übersichtlich, aber egal. Wichtiger ist, dass Sinbad nicht der erste ist, der ihn gefunden hat. Vor ihm war der russische Schatzjäger Manta da und der betrachtet den Schatz begreiflicherweise auf „wer zuerst kommt“-Basis als sein gottverdammtes Eigentum. Und er ist gewillt, diesen Eigentumsanspruch handgreiflich durchzusetzen (bzw. durchsetzen zu lassen, durch seinen einäugigen Bodyguard Cy).

Sinbad und Nick gelingt die Flucht mit Müh, Not, einer Handvoll Goldmünzen und einem riesigen Edelstein, den sie umgehend über die Antiken-Hehlerin Lyta an den afro-amerikanischen Sammler Ace verhöker. Ace identifiziert den Klunker als das „Herz der Medusa“ und warnt, dass Manta nicht aufgeben wird – denn Manta hält antike Relikte für „magische Vernichtungswaffen“. Das hält Sinbad für groben Unfug (kuck mal, wer da dusselige Theorien aufstellt…), ebenso wie die Vermutung Aces bei Sinbad handele es sich um einen leibhaftigen Nachfahren des originalen, echten sieben-Meere-besegelnden Sinbad aus 1001 Nacht. Solang die Kohle stimmt, kann die Medusa Manta sein oder umgekehrt, das ist ihm wurst.

Ebenso das plötzliche Auftauchen von Jax, die unspezifizierte Versöhnungsanstalten macht, bei Grumpy Sinbad aber auf stabilen Granit beißt. Der nächste Damenbesuch im Hause Sinbad ist glatt noch unerfreulicher – drei seltsame kreischende Grazien drohen Nick und Sinbad umzubringen, falls letzterer das Herz der Medusa nicht wieder rausrückt. Sinbad lenkt das Trio Infernal in Richtung Lyta. Für die ist das keine gute Idee, denn das nächste, was Sinbad – von Jax – hört, ist dass Lyta tot ist, mutmaßlich von wilden Tieren attackiert. Sinbad vermutet ganz Manta hinter dem Mord und den drei wütenden Ladies, wohingegen Jax durchaus eine mythologische Erklärung ins Kalkül zieht.

Die drängt sich, außer bei „I O U 1 Brain, signed God“-Sinbad, durchaus auf, denn woher sollen die Mädels schon auf offener See kommen, als sie Sinbads Boot angreifen… Nick geht über Bord und Sinbad ist immerhin clever genug, ein Angebot von Ace anzunehmen, bei ihm unterzutauchen, bis Gras über die Sache bzw. Manta gewachsen ist.

Ace hat eine formidable Sammlung antiker Relikte (einschließlich Original-Manuskripte aus der niedergebrannten Bibliothek Alexandrias) und stimmt Jax zu, dass es sich bei den drei Plagegeistern um die mythologischen Furien handelt, verfluchte Frauen, die der Original-Sinbad einstmals mit dem Herz der Medusa (sprichwörtlich jenes) erschlug. Sinbad, so Ace, muss also akzeptieren, ein Nachkomme des legendären Sinbad zu sein, dann ist er auch in der Lage, dessen Relikte einzusetzen, so z.B. die Wunderlampe (äh, war das nicht Aladin?), dessen weiblicher Djinn zwar aus Djinn-Regel-Gründen nicht persönlich eingreifen, aber immerhin gute Ratschläge erteilen kann, oder den fliegenden Teppich (äh, war das nicht *auch* Aladin?). Möglicherweise sind die Furien aber Sinbads kleineres Problem, denn auch Manta taucht wieder auf – er und Jax (!) möchten aus dem Herz der Medusa eine Waffe basteln und selbige dann meistbietend verhökern. Eine Gefahr für den Weltfrieden!!1 Sieht so aus, als müssten die Furien und Sinbad ihre Differenzen temporär beilegen und sich gegen einen gemeinsamen Feind verbünden…


Inhalt

Oh, oh, Asylum. Ich bezeichne mich ja durchaus und ironiefrei als „Asylum-Fan“, aber auch ich muss zgueben, dass der Output des kalifornischen Irrenhauses zu 90 % Schrott ist und davon nun auch noch ein beträchtlicher Anteil unter „nicht anschaubare Kacke“ zu sortieren ist. Aber es gibt sie halt die lichten Momente eines „Sharknado 3“, eines „Battle Los Angeles“, die einen die „Ready 2 Die“‘s oder „Martian Land“‘s durchstehen lässt.

Heute also mal wieder Sinbad. Der Seefahrer ist ja kein gänzliches Neuland für Asylum, schon 2010 hetzte Asylum Patrick Muldoon durch sieben ganz doll aufregende Abenteuer in „Sinbad: The Legend oft the Seven Seas“, gedacht als Mockbuster zu „Prince of Persia“ und hierzulande originellerweise als „Die geheimnisvolle Insel 2“ vermarktet. Nun also ein zweiter Anlauf mit neuem Sinbad – John Hennigan. Der ehemalige WWE-Wrestler (unter den Namen „Johnny Nitro“ und „John Morrison“, zuletzt bei Lucha Underground als „Johnny Mundo“ und Impact Wrestling als „Johnny Impact“ aktiv) versucht ja auch schon seit ein paar Jahren, sich ein zweites Standbein mit der Schauspielerei aufzubauen. So war er z.B. in der zu Recht hochgelobten Netflix-Serie „G.L.O.W.“ zu sehen und gab für Asylum schon einen anderen legendären Helden, Hercules in „Hercules Reborn“ (will da jemand der nächste Lou Ferrigno werden?).

Wenn ich’s nicht besser wüsste, hätte ich darauf spekuliert, dass dieser „Sinbad“-Film Asylums Antwort auf den neuen „Tomb Raider“ sein soll, aber dafür ist „Sinbad and the War of the Furies“ schon ein paar Tage zu alt und außerdem hat Asylum für diese Zwecke ja bereits „Tomb Invader“ am Start. Was gab’s denn 2016 an großen Abenteuerfilmen, an die man sich hätte anhängen können? Drawing a blank here…

Soll aber auch egal sein. Drehbuchautor Scotty Mullen ist jedenfalls normalerweise Asylums Casting Director, schrieb aber auch schon „Zoombies“, „The Fast and the Fierce“ und „Sharknado 5“. Regisseur Scott Wheeler hingegen ist eigentlich einer der umtriebigsten Low-Budget-CGI-Visual-FX-Hexer und steuerte 2008 bis 2010 für die meisten Asylum-Filme FX bei, seit 2017 ist er wieder für den Laden tätig. Als Regisseur inszenierte er für Asylum „Journey to the Center of the Earth“, „Transmorphers: Fall of Men“, „MILF“ und „Celebrity Sex Tape“, zuletzt auch „Martian Land“.

Nun sollte man meinen, mehr als hundert Jahre Filmgeschichte hätten genug Anhaltspunkte dafür geliefert, wie man einen fantasievollen Abenteuerfilm, auch mit wenig Piepen, aufzieht, aber… es ist schon ein ziemlich dröges Garn, das man uns hier vorsetzt, und mit „Fantasie“ hat’s auch recht wenig zu tun. Ich will jetzt nicht gleich soweit gehen und behaupten, dass jede beliebige Folge „Relic Hunter“ mehr Abenteuer, mehr Spaß und respektvolleren Umgang mit antiker Mythologie aufweist, aber, heck, verdammt, doch, ich will es sagen…

Das fängt schon mal damit an, dass das Script keine Ahnung hat, ob es sich jetzt an griechischer oder arabischer Mythologie vergreifen will und beides munter durcheinanderwirft (und, nun, sind wir mal ehrlich, der legendäre Sinbad hat nicht viel mit griechischen Sagen und Helden zu tun. Das wären dann eher die Koryphäen Herkules, Odysseus oder Jason, gelle?). Naja, letztlich sind die Griechen primär durch die Furien vertreten (deren neue Entstehungsgeschichte, eh, sagen wir mal, „interessant“ ist). Blöd ist auch, dass der ganze Sums, mit dem’s Sinbad aufzunehmen hat und die diversen magischen Gegenstände, auf die er stößt, nun auch nichts mit der üblichen Sinbad-Lore zu tun haben. Wir haben’s ja schon weiter oben erwähnt- Wunderlampe und fliegender Teppich sind wesentliche Zutaten in der Geschichte von Aladin, wodurch man schon auf den Gedanken verfallen kann, dass das ursprüngliche Script Aladin zum Helden hatte, man bei Asylum aber Angst vor den mächtigen Anwälten von Disney bekam und daher jedes „Aladin“ sorgsam durchstrich und durch ein“Sinbad“ ersetzte. Warum Sinbad nun auf einmal in Verbindung mit griechischen Gestalten wie den Furien, Perseus und Medusa steht, kann mir Scotty Mullen vermutlich nicht erklären. Bei einem Syfy-Movie-of-the-Week wird man nicht für schlüssige Bearbeitungen antiken Volksguts bezahlt. Andere Dummheiten scheinen weniger Scriptschwächen als Faulenzerei des Prop-Departments zu sein (warum z.B. in Mexiko ein amerikanischer Cop mit Streifenwagen an einem Mordschauplatz aufkreuzt oder warum die verschollenen Manuskripte aus Alexandria gebundene Bücher und nicht authentische Schriftrollen sind).

Auch über den Plan von Bösens müssen wir uns mal unterhalten. Manta will also aus dem Herz der Medusa eine Waffe basteln. Soweit, so gut. Der Plan ist (und wird auch so umgesetzt), den Edelstein in eine Superwumme einzusetzen, die für jeden Schuss ein wenig von der Substanz des Steins abkratzt, auf dass das getroffene Opfer zu Staub zerfällt. Das ist alles schön und bös‘, aber… als Massenvernichtungswaffe, die 100 Millionen Dollar bringen soll? Man kann damit immer noch bestenfalls einen Typen nach dem anderen abmurksen, wie mit einer handelsüblichen Kugelgebe auch, und ewig reicht der Stein ja auch nicht, wenn bei jedem Schuss ein bisschen abgekratzt wird. Ich würde also mal raten, man kann mit dem Ding maximal 10.000 Leute umbringen, bis der Stein verbraucht ist, und das auch nur, wenn die sich brav hintereinander aufstellen, und jeder Schuss kostet einen dann umgerechnet 10.000 Dollar. Es muss billigere Methoden zum Massenmord geben…

Aber, altes Mantra, das könnte mir alles herzlich egal sein, solang ein unterhaltsamer Film bei rumkommt. Was hier nur eingeschränkt der Fall ist – wofür ich Mullen loben kann, ist ein Rudel spritzig-witziger Dialoge (für deren Qualität ich mich allerdings nur hinsichtlich der englischen Originalfassung verbürge), die in Sachen „wit“ deutlich über dem Asylum-Durchschnitt stehen (leider verbock er auch diversen Blödsinn und lässt Jax über die „griechische Göttin Dionysos“ fabulieren. Der griechische Pantheon ist bekanntlich recht schamlos, aber Geschlechtsumwandlungen waren da doch noch nicht üblich, wenn ich mich recht erinnere), aber der Mensch lebt nicht vom Wort allein (zumindest nicht, wenn er einen Asylum-Film ansieht) und möchte schon auch ein bissl was Interessantes sehen. Und da hapert’s dann doch, weil Wheeler nicht wirklich adäquate set pieces bieten kann (man fragt sich sogar, woraus die Jungs ihren üblichen money-shot-Trailer gebastelt haben…). Theoretisch sollten das wohl die Angriffe der Furien sein, aber die sind leider extrem lame (und ich hätte es durchaus angenehm gefunden, wenn die Oberfurie und die einzige mit wesentlichem Text ein bisschen hübscher ausgefallen wäre, ähem) und auch nicht, wie man vielleicht denken könnte, sexuell aufgeladen. Vielmehr belassen es die Mädchen bei vage mystischen Handbewegungen, Kreischen, aufgerissenen Augen und gelegentlich eingesetzten Monster-Zahnreihen, aber das sie irgendwie kinematisch beeindruckend wären, könnte ich nicht sagen.

Das Action-Highlight sind eine Handvoll mano-a-mano-Kampfszenen von John Hennigan, was der als Wrestler natürlich kann und sich auch durchaus eindrucksvoll damit in Szene setzt.

Die visuellen Effekte sind nicht sonderlich zahlreich und auch alles andere als überzeugend – Sequenzen wie das Eindringen von Nick und Sinbad in die Höhle des Perseus oder die Fliegender-Teppich-Szene sehen aus wie schlechte Cutscenes eines Videospiels von 1998. Nicht *ganz* so schlimm wie mein „Lieblings-Effekt“ aus „Almighty Thor“, aber schon recht nahe dran.

Der Score ist mal nicht von Chris Ridenhour, sondern von Mikel Shane Prather („Flight 666“, „Sinister Squad“, „Sharknado 5“) und wirkt wie per Zufallsprinzip über den Film gestreut. Da gibt’s dann schon mal Action-Music zu einer stinknormalen Dialogszene, einen romantic cue über einen harten Zweikampf o.ä. Sehr seltsam. Zu erwähnen sei auch noch die animierte Titelsequenz, was ich einerseits als Einfallsreichtum für Asylum-Verhältnisse loben möchte, andererseits sieht die aus wie für eine Kinderserie, die als Abfallprodukt von „Unterwegs mit Odysseus“ irgendwo im Vormittagsprogramm eines undiskriminierenden Privatsenders verklappt werden soll…

Nun gibt’s aber tatsächlich einen relativ plausiblen Grund, warum man „Sinbad“ vielleicht doch mal anschauen sollte. Der heißt John Hennigan. Der Wrestler ist nämlich mit Engagement bei der Sache, hat gutes Timing speziell für die komödiantischeren Szenen, ein paar wirklich gute reaction shots und, wie gesagt, macht in den Actionszenen durchaus eine gute Figur. So als sympathisch-zerknitterter B-Anti-Held wie in „Hercules Reborn“ oder hier geht Hennigan allemal klar und kann von mir aus auch so weitermachen.

Der Rest des Ensembles… naja. Jamie Bernadette laboriert natürlich an einem Charakter, der am „stupid bitch“-Syndrom leidet, ist aber ganz nett anzusehen. Gespannt bin ich, wie sie sich im anstehenden „I Spit On Your Grave: Deja vu“, einem direkten Sequel zum 78er-Exploitationklassiker, als Camille Keatons Filmtochter machen wird. Josh Fingerhut versucht’s mit drolligem Overacting als Manta, und Wayne „Crescendo“ Ward (eigentlich mal Tänzer gewesen und als solcher in der dance-off-Szene in „Earth Girls Are Easy“ mit Jim Carrey zu sehen) ist passabel, aber auch nicht mehr. Von den Furien Georgia Thompson, Chloe Farnworth und Ashley Doris beeindruckt mich keine sonderlich (weder thespisch noch, eh, anderweitig) und auch Jennifer Dorogi („Martian Land“, „Dragonquest“) haut mich als weiblicher Dschinn nicht von irgendwelchen Fauteuils. Spaß hat und macht allerdings Derek Russo (in dem wohlwollend aufgenommenen Fanfilm „Ash vs. Lobo & The DC Dead“ als Lobo zu sehen), der einige der lustigeren Szenen des Films bewältigt.

Die Blu-Ray ist die mittlerweile übliche Lappen-3D-Konvertierung, die man auf jeden Fall auch im Besitz von 3D-fähiger Hardware, im intendierten 2D ansehen sollte. Die Bildqualität (1.78:1) ist okay, der englische Ton auch, die deutsche Synchro brilliert nach der dreißigsekündigen Stichprobe mit phänomenal fehlbesetzten Sprechern. Als Extras gibt’s nur den Trailer und eine Trailershow. Keine Ahnung, warum man die bei Asylum immer vorhandenen Outtakes und Making-ofs nicht mit lizenziert.

Als „Sinbad“-Film per se ist der Streifen natürlich Katastrophe, als unterhaltsamer Abenteuer-Actionfilm auch eher ein Ausfall, aber als Showcase für die schauspielerischen und Action-Talente von John Hennigan einen Blick wert.

© 2018 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 4


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