Sieben Tote in den Augen der Katze

 
  • Deutscher Titel: Sieben Tote in den Augen der Katze
  • Original-Titel: La morte negli occhi del gatto
  • Alternative Titel: Seven Dead in the Cat's Eye | Seven Deaths in the Cat's Eye | Cat's Murdering Eye |
  • Regie: Antonio Margheriti (als Anthony M. Dawson)
  • Land: BR Deutschland/Italien/Frankreich
  • Jahr: 1973
  • Darsteller:

    Corringa (Jane Birkin)
    James (Hiram Keller)
    Lady Mary (Francoise Christophe)
    Reverend Robertson (Venantino Venantini)
    Suzanne (Doris Kunstmann)
    Dr. Franz Hertz (Anton Diffring)
    Inspektor (Serge Gainsbourg)
    Lady Alice (Dana Ghia)
    N.A. Konrad Georg
    N.A. Luciano Pigozzi


Vorwort

Da hab ich wieder was angefangen. Kaum hab ich meinen ersten „richtigen“ Giallo besprochen (Das Schloss der blauen Vögel, Murder Rock von Fulci ist ja kein typischer Giallo), schon werde ich bedrängt, in der Richtung weiter tätig zu werden. Hab ich irgendwann mal behauptet, dass mir das Spaß macht? (Kleiner Cherz am Rande).

Wenden wir uns heute also einem Film zu, den´s als offizielle DVD-Veröffentlichung meines Wissens nirgendwo gibt (vielleicht in Italien, aber was die Nudelschubser so an DVDs rausbringen, entzieht sich meiner Kenntnis. Man muss auch nicht alles wissen), der dafür aber vom umtriebigen Forumsmod Razor, Quäler Eures Lieblingsreviewers, im Bayerischen Rundfunk (of all places!) geortet wurde. Also mal wieder den guten alten Videorecorder angeworfen, was auch erklärt, warum´s mit Screenshots eher schlecht aussieht.

Sieben Tote in den Augen der Katze (ein Titel, der mit Sicherheit noch für zahlreiche hochkarätige Gags meiner Wenigkeit herhalten muss) ist kein reinrassiger italienischer Giallo, sondern wurde auch mit bundesdeutschen (deswegen steht oben Luggi Waldleitner unter den Produzzern) und französischen Mitteln von Antonio Margheriti, dem gemeinen Filmfan unter seinem anglophilen Pseudonym „Anthony M. Dawson“ sicher bekannter (und das hauptsächlich deswegen, weil „Dawson“ einen Ruf als „Meisterplagiator“ [Hahn/Jensen] genießt, der jedes gerade angesagte Filmgenre einigermaßen kostengünstig und kassentauglich schnellschußmäßig imitieren konnte), inszeniert, wobei sich die französische Beteiligung wohl hauptsächlich auf die Zurverfügungstellung des einstigen Skandalpärchens Jane Birkin/Serge Gainsbourg (keine 60er-Jahre-Plattensammlung ist komplett ohne das orgiastische Gestöhne der Birkin auf der Schmusimusikuschelfummelnummer „Je t´aime mon non-plus“ (keine Garantie für richtige Schreibweise, hab jetzt keinen Nerv, die Single aus´m Plattenregal zu kramen) beschränkt. Deutschland steuerte neben Kohle noch Charakterdarsteller Anton Diffring und Starlet Doris Kunstmann bei und fertig war der elitäre Traumcast. Gerüchtehalber soll der Story ein Roman von Peter Bryan (von wem?) zugrundeliegen, aber, naja, Argentos Bird with the Crystal Plumage soll ja angeblich auch eine Bryan-Edgar-Wallace-Vorlage haben.

Wenn Razor mich schon so heimtückisch-fies angrinst, während er mir die Cassette rüberreicht, wird das sicherlich ein für mich weniger erfreulicher Kuck-Nachmittag und Review-Schreib-Abend (und vermutlich noch -kommender-Vor-bis-Nachmittag) werden. Wenn ich in 24 Stunden noch nicht fertig bin, benachrichtigt bitte meine nächsten Angehörigen.


Inhalt

Lustig ist schon mal der eingedeutschte Vorspann – ich weiß nicht, ob Razor bei der Aufnahme gepennt hat oder der deutsche Titel tatsächlich die Beteiligung des größten Stars, mithin also der Birkin, zugunsten der Herausstellung von Doris Kunstmann (die ja bei aller Liebe nicht wirklich zu den tausend bekanntesten deutschen Filmschauspielerinnen gehören dürfte) unterschlägt. Falls ja, reiche ich an die Titelmacher hiermit ein Nudelholz mit der Bitte zum Selbst-über-die-Birne-dreschen.

Ansonsten vollzieht sich während der Titeleinblendungen offensichtlich ein Mord. Wenn ich´s nicht besser wüßte, würde ich beim Konjunktiv bleiben, denn die Kombination „obskure Kamerawinkel“, „wirrer Schnitt“, „Dunkelheit“ und „schlechte Bildqualität des Videos“ macht die Szene doch mehr zum Ratespiel. Was sicher ist – irgendwer haut irgendwem ein Rasiermesser irgendwohin, und am Ende liegt eine Leiche tot im Keller und wird von Ratten graphisch angenagt (was auch so ungefähr der einzige Ausflug in Gore-Gefilde ist, den der Film sich leistet. Schon blöd, wenn das Special FX-Budget schon nach zwei Filmminuten erschöpft ist). Das alles wird von einer extrem häßlichen (und ich bin Katzenfan) orangenen Perserkatze kritisch beobachtet (jaja, der Titel ist extrem wörtlich gemeint. Muss man bei Italo-Giallos aber schon dankbar sein, wenn die Titel rudimentär etwas mit dem Filminhalt zu tun haben. Frag nach z.B. beim bereits zitierten Argento).

Später lässt sich ein junges Frauenzimmer durch die angeblich schottische (aber doch dezent mitteleuropäisch-bis-italienisch aussehende) Pampa kutschieren, und zwar per Pferdedroschke. Ziel der Tour ist die hochherrschaftliche Burg „Dragenstone“ (zumindest sprechen alle Beteiligten das so aus), Stammsitz derer von und zu MacGrieffs (ich bin geneigt, diesen Sippennamen als Wortspiel zu nehmen, von wegen „grief“ = „Trauer“). Kutscher Angus bekreuzigt sich sicherheitshalber, als von Dragenstone und dem Clan der MacGrieffs die Rede ist (was etwas bescheuert ist, da der Kerl in späterer Folge ein Angestellter oder Bediensteter der McGrieffs sein wird. Der käm ja normalerweise aus´m Bekreuzigen gar nicht mehr raus). Die Ankunft des Mädels (dessen Unterhaltung mit dem Kutscher übrigens auch andeutet, dass das Bildformat beabsichtigterweise doch etwas breiter war als das über´n Daumen gepeilte 1.85:1 der TV-Ausstrahlung) wird von der Burg aus von einem Kerl in einem miserablen Gorillakostüm, eh, natürlich von einem Affenmonster o.ä., beobachtet (der Affe sieht ungefähr so realistisch aus wie in einem Ed-Wood-Film. So ich bislang noch Hoffnungen für diesen Film gehabt haben, lasse ich sie nunmehr fahren).

Im großen Salon der Burg wird dieweil angestrengt konferiert. Sippenoberhäuptin Mary MacGrieff plagt nämlich ein offenbar wenig vorübergehendes Finanzdefizit, weswegen sie ihre aus Urlaubsgründen hier verweilende Schwester Alice MacGrieff anzupumpen versucht. Alice allerdings kann oder will ihrem Schwesterherz nicht unter die Arme greifen, sondern empfiehlt vielmehr den Verkauf des „scheußlichen“ Schlosses. Mary stellt miesepetrig die Frage, warum Alice, wenn´s denn gar so garstig ist, ihre Ferien hier verbringt. Bevor Alice sich mit einer hastig aus den Fingern gesogenen Antwort um Kopf und Kragen reden kann – immerhin wiederholt sie ihre Verkaufsempfehlung, das sei auch besser für einen gewissen James, schwingt sich allerdings die erwähnte Jungmaid in den Salon. Die hört auf den (sicherlich extrem schottischen) Namen Corringa (Namen ham die Leut´. Einen solchen Rufnamen erwarte ich vielleicht bei einem brasilianischen Fußballkicker, aber nicht bei einer schottischen Junggräfin) und ist Alices trautes Töchterlein. Marys Begeisterung über Besuch ist sichtlich gespielt: „Wir haben sicher ein Zimmer für dich, auch wenn du unangemeldet bist!“ Das nennt man einen subtilen Wink mit dem Zaunpfahl, würd´ ich sagen.

Andererseits bringt die Anwesenheit von Alices Lendensproß Mary auf finstere Gedanken. Corringa ist nämlich die eigentliche Erbin von des MacGrieff-Vermögens, insoweit Alice da ihre Hand drauf hat. Ein Schelm, wer böses bei dem verschlagenen Blick Marys denkt. Alice ihrerseits hat nichts besseres zu tun, als Corringa gleich mal auf die Nase zu binden, eine „unerfreuliche Unterhaltung“ mit Tante Mary gehabt zu haben. Außerdem wird Corringa eine gewisse Suzanne vorgestellt, ihres Zeichens vermutlich Anthony M. Dawsons Vorstellung von einer Sexbombe und „Französischlehrerin“ von James (kann mir schon orstellen, welche Art „französisch“ da gemeint ist). James, den wir immer noch nicht gesehen haben, wird von allen Parteien als Träger eines mittelschweren Dachschadens charakterisiert (Heute im Maggi-Kochstudio: „Wir backen uns einen Hauptverdächtigen“).

Corringa, offensichtlich intelligenzmäßig verbesserungsfähig ausgestattet, erzählt Suzanne gleich vertrauensselig, dass sie mitnichten, wie der Mutter gegenüber ausgeführt, wegen plötzlich ausgebrochener Bauarbeiten in der besuchten Klosterschule vorzeitig in die Ferien entlassen, sondern vielmehr wegen unerlaubter Entfernung vom Schulort in Begleitung von … Jungen (waah!) fristlos gefeuert wurde. Die Aussicht auf eine unberührte Klosterschülerin lässt in der mindestens bisexuellen Suzanne (schön, wenn manche Dinge gar nicht erst angesprochen werden müssen, sondern einfach plain obvious sind) schon mal die „haben-will“-Gelüste aufkommen. Rein vom Intellekt her dürfte Corringa allerdings für Suzanne kaum eine Herausforderung darstellen, denn in sicherer Kenntnis einer auf sie wartenden umfangreichen Erbschaft kann Corringa fröhlich plappern, dass ihr der Schulverweis relativ wenig ausmacht: „Zuviel Bildung ist für eine Frau nur von Nachteil!“ Oh Alice Schwarzer, da braucht noch jemand dringend ein paar Nachhilfestunden und ein EMMA-Abo.

Wie gesagt, das Ende der Schulzeit lässt Corringa relativ kalt, sie verbrennt sogar feierlich ihre Schulbücher im offenen Kamin (sowas ähnliches hab ich auch durchgezogen, allerdings erst nach meinem Abschluß). Doch – SCHRECK! GRAUS! HORROR! Versehentlich hat Corringa auch ihre Bibel ins Feuer geworfen! Welch Missetat! Welch Frevel! Welch dunkles Vorzeichen und böses Omen! Und auch Corringa ist angemessen entsetzt über ihr Unglück. Dieser Film wird Ihnen präsentiert von der Katholischen Kirche?

Scheint so, denn in der nächsten Szene wird der neue Pfaffe für die Schlosskapelle vom örtlichen Oberpfaffen in seine neue Stellung eingeführt (haha, ich bin wieder soooo doppeldeutig heute). Robertson heißt der neue Mann und ich frage mich schon, warum ein abgelegenes Provinzschloss mit einer regulären Besatzung von 5 Personen einen hauptamtlichen Pfaffer spendiert bekommt. Ich dachte immer, die Kirche hat zu wenig Würdenträger. Nun, vielleicht liegt´s daran, dass die MacGrieffs strenge und brave Katholen sind und, wie Oberpfaffe ausführt, einen Fels in der Brandung des teuflischen Protestantismus, der die Insel ansonsten fest in der Fuchtel hat, darstellen. „Ich bin mit der Familiengeschichte vertraut“, offenbart Robertson, „besonders der der letzten paar Jahrhunderte!“ (Das sollte auch reichen, es sei denn, die MacGrieffs gehen noch bis auf den ollen Braveheart zurück). Und er kennt auch den dunklen Aberglauben des primitiven Volkes: die MacGrieffs seien… Vampire! (Vampire, Affenmonster, schlichte Geldgier, Rache des Herrn fürs Bibelverbrennen, Verrückter, wir haben die ganze Bandbreite an möglichen Plotentwicklungen. Naja, man muss sich wohl Optionen offen halten).

Das abendliche Dinner verläuft nicht gerade in entspannter Atmosphäre, denn Corringa hat offensichtlich gestanden, ihre Bibel verbrannt zu haben (die Story möchte ich allerdings gehört haben, sie kann ja wohl schlecht erzählt haben, das im Zuge einer spontanen Schulbuchverbrennung erledigt zu haben), weil Mary das für ein „Sakrileg“ hält (ja, hier wird noch ernstlich GEGLAUBT), aber der Oberpfaffe beruhigt, das sei nicht so schlimm (feuern, den Mann, der betreibt ja Geschäftsschädigung. Andererseits – vielleicht hat er ´nen Bibelverlag in der Hinterhand). Corringa hält es für eine gute Idee, jetzt auch noch die Vampirlegende in den Raum zu werfen, was erstens einige ominöse Kameraeinstellungen quer über das Dinnertable, zweitens eine Präzisierung der Sage ermöglicht: MacGrieffs sind nicht von Haus aus Blutsauger, sondern nur, wenn sie von einem Blutsverwandten ermordet werden, kommen sie als scharfzähnige Untote zurück. Robertson findet das reichlich faszinierend, dieweil Corringa – SCHRECK – plötzlich den Kretin im Gorilladreß, eh, den Affen, ins Eßzimmer spähen sieht. Der Affe ist aber quick verschwunden, dafür James da. Und er scheint ein wirklich leutseliger Knabe zu sein: „Willkommen in meinem Haus, auch wenn ich euch nicht eingeladen habe!“ Mary würde James, der das ist, was im italienischen Horrorfilm so ungefähr als „handsome lead“ durchgeht (also für den Rest der Welt nicht sooo „handsome“), und abgesehen davon ihr Sohn, am liebsten wieder auf die Stube schicken, aber James entdeckt dat lecker Corringa-Mädel. Man sollte sich theoretisch aus gemeinsamer Kindheit kennen (und da gab´s wohl noch eine Schwester von James, die jetzt aber nimmer da ist… shudder), aber James plagt eine diesbezügliche Amnesie.

James´ behandelnder Arzt, Dr. Frank Hertz, dem Mary in romantischer Absicht zugetan schein, versucht, das Verhalten des jungen Mannes zu erklären, wird aber von James abgebürstet, der sich in seiner Party-Pooper-Rolle sichtlich wohlfühlt (kann man den Kerl mieten? Der bringt Schwung in jede trübe Fete) und dabei besonders Alice (mit einem nett gemeinten „Hau ab!“) auf den Kicker nimmt. Alice flüchtet tatsächlich irritiert auf ihr Zimmer und Mary rüffelt ihren Junior, der dafür aber nur ein müdes Lächeln und die Empfehlung übrig hat, Mary möge doch ihrer Schwester der Pfunde (und zwar der englischen Pfunde in Geldform) wegen hinterherlaufen. Wo er gerade so gut in Form ist, beleidigt er noch Suzanne und den alten Oberpfaffen und zieht sich auf den ausgesprochene bequemen Standpunkt zurück, als offiziell „verrückt“ tun und lassen zu können, was immer ihm gefällt. Robertson versucht sich bei James einzuschleimen, indem er ihn als „für mich zurechnungsfähig“ bezeichnet. James outet noch schnell die Liebesbeziehung zwischen Hertz und Mary, ehe er, erfolgreich die Dinnergesellschaft in Trümmer gelegt, zum Matrazenhorchdienst schreitet. „Ein sonderbarer Mensch“, meint Robertson treffend. „Er ist verrückt und gefährlich“, kommentiert Hertz.

Auf dem Weg in ihre Kemenate gabelt Alice die Hauskatze Kitty (den bewußten orangenen Staubfänger von Perser) auf und erzählt der gelangweilten Mieze diveres dummes Zeug, das uns nicht weiter interessieren muss, zumal dramaturgisch bzw. verdachtserweckend wichtiger ist, dass Hertz sich in die Fraktion einreiht, die Mary zum Verkauf des Gemäuers bewegen will, aber auf granit beißt. Niemals wird verkauft, beschließt Mary, „und koste es mein Leben!“ (Maggi-Kochstudio Teil 2: „Wir backen uns noch mehr Verdächtige“).

Alice pennt in ihrer Suite den Schlaf der Ungerechten, dramatische Musik spielt auf und der geheimnisvolle unbekannte Killer schickt sich an, die Schlafende mit einem Kissen zu ersticken. Weil aber auch der taffste Mörder ein gewisses Geltungsbedürfnis zu haben scheint, wartet er damit, bis sie ob seiner Präsenz aufwacht. Kitty kuckt mit dem bewußt desinteressierten Blick, den Katzen nun mal drauf haben, zu.

Corringa wird von merkwürdigen Geräuschen geweckt und starrt geradewegs ins Antlitz von James, der sie vom Balkon aus anstiert. Bis Corringa sich aufgerappelt und zwecks persönlicher Inspektion das Fenster in die sturmumtoste Nacht geöffnet hat, ist James natürlich längst spurlos verschwunden. It´s all mightily creepy, I guess (ich hab wesentlich spannendere Edgar-Wallace-Filme mit Eddi Arent gesehen).

Und es creept auch gleich munter weiter, denn weitere Geräusche regen Corringa zu einer Examination ihres Schlafgemachs und zur Entdeckung der obligatorischen im Bücherregal eingebauten Geheimtür an. Das Miauen von Kitty lockt sie die dunkle Stiege hinunten (hätte sie anstelle der bunten Laterne einen Kerzenleuchter in der Hand, könnte das glatt eine Jean-Rollin-Szene sein. Das Nachthemd stimmt jedenfalls). Kitty führt Corringa erwartungsgemäß zur rattenangenagten Leiche aus dem Prolog, ehe sie von irgendetwas, das ich der Kamerawinkel und der Dunkelheit wegen (wie halt im Prolog auch schon) nicht eindeutig identifizieren kann, angegriffen wird, auf der Flucht lang hinschlägt und von dem Dienstpersonal in Form des Küchen- und Butlerpärchens Mrs. & Mr. Campbell entdeckt wird. Das waren jetzt dramatische Höhepunkte en bloc serviert, ich denke, wir können uns wieder auf mindestens ´ne halbe Stunde gepflegte Langeweile einstellen.

Naja, vielleicht serviert man uns ja wenigstens etwas Plot. Mary palavert mit ihrem Doktor Hertz und macht düstere Andeutungen, die sie auf der Verdächtigenliste ganz weit nach oben katapultieren: „Alice wird nict weggehen, ich weiß es. Corringa ist hier, jetzt werden sich einige Dinge ändern!“ Vor allem hat Mary mitbekommen, dass James auf Corringa steht, jetzt muss man nur noch dafür sorgen, dass Corringa sich auch in James und seinen Lordschaftstitel verknallt und schon wären alle finanziellen Probleme gelöst. Und natürlich tut Mary das, was sie tut, nur für ihren Her(t)zbuben.

Die Campbells spekulieren dieweil, wer was warum Corringa angegangen haben könnte. Vielleicht James, wo der doch „immer wieder plötzlich auftaucht und verschwindet“? Ich habe kaum einen Fernsehkrimi gesehen, der seine Verdächtigen mit schwererer Hand aufbaut als dieser Film. So offensichtliche red herrings, wie sie sowohl Mary als auch James sind, können gar nicht die Täter sein…

Corringa wird zurück in ihr Zimmer verfrachtet, wo sie erstens ihr Bewußtsein wiederfindet (wenn man auf seinen Krempel auch nicht aufpaßt) und zweitens ihrer Glaubwürdigkeit einen empfindlichen Dämpfer verpaßt, als sie davon labert, „durch die Wand gegangen“ zu sein (Mädel, das war jetzt irgendwie ungeschickt formuliert). Mrs. Campbell will Alice Bescheid sagen und… entdekc tnatürlich die soeben Verblichene, was zu Panik, Hysterie, allgemeinem Aufruhr und mehreren ominösen Zooms (wir lieben italienische Zoom-Künstler) führt.

Der hinzugerufene Dr. Hertz sieht klar – Alice wurde ermordet. Das ist Mary aber aus Gründen des auf sie zu lenkenden chronischen Verdachts gar nicht recht – sie besteht darauf, dass der Doktor eine natürliche Todesursache diagnostiziert, was Hertz auch tatsächlich tut.

Und so kann Alice schon in rekordverdächtiger Zeit (gut, mit der Schilderung von Zeitabläufen haben´s solche Filme selten, kann also genauso gut eine Woche später sein) unter die Erde bzw. in die mausoleumsähnliche Familiengruft der McGrieffs verbracht werden. James wohnt der Zeremonie nur aus sicherer Entfernung vom nächsten Hügel aus bei (und hat sich dabei in sein Phantom-der-Oper-Gedächtnis-Outfit geworfen… oder ist es Zorro?). Kitty hockt auf einem Baum und springt, gerade als der Trauerzug die Krypta entern will, demonstrativ auf den Sarg. „Du Bestie“, kreischt Mary und das tumbe Bauernvolk gibt schon die nächste örtliche rural legend zum besten – wenn eine Katze einem Sarg folgt, ist der Sargbewohner ein Vampir (nun könnte man auslegungstechnisch streiten, ob „auf einen Sarg springen“ das selbe ist wie „einem Sarg folgen“ und inwiefern man die MacGrieff-Legende dahingehend präzisieren muss, dass das verstorbene Clansmitglied erstens von einem Blutsverwandten gemeuchelt und dann zweitens von einem felinen Vierbeiner auf dem letzten Weg begleitet werden muß, um vampirisiert zu werden). Mary kündigt ihrer Hauskatze das Anstellungsverhältnis und beauftragt Angus, das begräbnisstörende Katzenvieh in der Gruft einzuschließen, was der widerwillig tut. Kitty findet sich also in der kühlen MacGrieff-Gruft wieder und scheint das nicht sonderlich zu mögen (aber ich denke, verhungern wird sie nicht. Da gibt´s doch sicher Mäuse…).

Corringa, die das Ableben ihrer Mama nach erster Hysterie verblüffend gelassen quittiert, durchstreift das Schloss und inspiziert dabei auch James´ Zimmer. Plötzlich wird sie vom Gorilla angegriffen! Aber Fehlalarm. Der Gorilla ist sicher in einem Käfig untergebracht und, nach Auskunft seines Besitzers James, der sich promptestens einfindet, tut der auch nix, außer, man reizit ihn. Das Tier ist ein ehemaliger Zirkusaffe, dessen sich James angenommen hat, nachdem es einen Wärter umgenietet habe, ihm allerdings sei der Affe ein loyaler Gefährte, weil „Verrückte verstehen sich!“ (wenn das nicht die lausigste Ausrede ist, einen Kerl im Affenkostüm in einen Film einzubauen, seit Olli Kahn einen Profivertrag unterschreiben durfte, will ich meine Mighty Peking Man-DVD essen). Wo Corringa schon mal da ist, zeigt James ihr sein Domizil. Oh je – James ist ein Künstler. „Malerei und Musik“ zählt er zu seinen Hobbies, auch wenn er bezüglich seiner Fähigkeiten als Kunstmaler realistisch ist: „Vielleis ist dilletantisch“. Da liegt er absolut richtig – vor allem, was sein Aktportrait Suzannes angeht (manche Leute sind zur Malerei nicht geboren. Ich auch nicht, deswegen zeichne ich heutzutage keine Comics und steh mir nicht bei Vernissagen die Beine in den Bauch, sondern schreibe dusslige Reviews). Egal, die ganze Malerei ist nur ein locker in den Raum geworfenes Dingens, das keine gesteigerte Bedeutung hat, außer, dass es James Gelegenheit bietet, klarzustellen, daß er sich selbst durchaus für bekloppt hält und das prinzipiell auch ganz gut so findet (logisch, kann sich wie gesehen bei Dinnerpartys Aufführen wie Axt im Walde und sich lässig auf den „ich bin doch irre“-Standpunkt zurückziehen). Corringa allerdings führt die Schrulligkeit ihres Cousins nur auf dessen Einsamkeit zurürck, und da könne sie relaten, außerdem sei er der einzige des ganzen Clans, der offen und ehrlich seine Meinung sagt und deswegen hält sie ihn für einen potentiellen Verbündeten dabei, den Mord an ihrer Mutter aufzuklären (wieso Mord? Dass es Mord ist, davon wissen genau drei Leute – Mary, Dr. Hertz und der Killer, sofern der nicht eh schon einer der beiden Vorgenannten ist. Die wird doch nicht wieder ins Drehbuch gelinst haben, die kleene Corringa?). James rät ihr, schleunigst Dragenstone zu verlassen. Corringa fällt jetzt doch wieder ein, dass sie die sprichwörtliche Leiche im Keller (den Rattenzerfressenen, you remember) gesehen hat (hatte sie bis dato verdrängt, oder was? Ich meine, dafür könnte sich ggf. jemand interessieren). James zuckt mit den Schultern und rät ihr, die Polizei einzuschalten. Wäre nix neues, da die MacGrieffs eine gepflegte Familientradition in Sachen Mord hegen würden. Eine schrecklich nette Familie.

Bekanntlich darf keiner der Beteiligten (abgesehen mal von der unschuldigen Heldin) in einem solchen Film das sein, was er scheint. Und so fickt uns Doktor Hertz eben auch Suzanne und macht der Matratze schwere Vorwürfe: „Kein Wunder, dass das mit James nicht klappt, da wird ja jeder Mann zum Eisberg“. In der Tat zeigt Suzanne nicht gerade libidofördernden Enthusiasmus beim Beischlaf, abgesehen davon etablieren wir, dass Suzanne bewußt als Sexualobjekt auf James angesetzt wurde (warum auch immer. Ich meine, es würde Sinn machen, Corringa mit James zu verbandeln, der Kohle wegen, aber doch nicht bei Suzanne?). Nicht entgangen ist dem Doktor, dass Corringa bei James auf erheblich mehr Gegenliebe stößt, was Suzanne aus unerfindlichen Gründen für lustig hält und vorschlägt, sie könnte sich ja spaßeshalber an Corringa ranmachen (was Suzanne, so wie ich sie einschätze, ganz recht wäre – da wären Spaß und Arbeit miteinander verbunden). „Pervers genug dafür wärst du“, hat der Doktor eine hohe Meinung von seinem Bettvorleger, eh, seiner Bettgefährtin, insofern dass Suzanne auch (oder sogar bevorzugt) auf Mädels steht und dies eine Perversion darstellt. Suzanne findet an einer Ausrichtung auf weibliche Sexualpartner nichts verwerfliches: „Das tust du doch auch!“ (Treffer versenkt). Dass Suzanne zwanglos daraus schließt, dass „wir gleich“ seien, ist dem Doktor dann aber doch zu viel des Schlechten und er scheuert ihr eine.

Dieweil, auf dem Friedhof. Angus hat sich daran erinnert, dass er eingetragenes Mitglied des schottischen Tierschutzvereins ist und beabsichtigt, die arme Kitty aus ihrem gruftigen Gefängnis zu befreien. Dazu muss er begreiflicherwiese die Krypa entern und kann dort entsetzt feststellen, dass Alicens Sarg aufgebrochen wurde und der Kadaver die Mücke gemacht hat (wir könnten das theoretisch auch feststellen, wenn von den italienischen Filmfuzzis einer wüßte, wie man eine Kamera so aufstellt und die Einstellungen so schneidet, dass man als Zuschauer auch was sehen kann. Blankes Ratespiel und wenn´s razor mir nicht gesagt hätte, ich wüßte heute noch nicht, was in der Szene zu sehen ist). Während die Katze die Flucht in die Freiheit antritt, wird Angus von einem Killer mit Rasiermesser gemeuchelt – und zwar von jemandem, den Angus kennt (er labert ihn nämlich noch an: „Ach du bist´s, ich dachte schon AAARGH!“). Selbstredend äußert sich der Mord für uns unbeteiligte Zuschauer in der Weise, dass wir sehen, wie ein Humpen Blut gegen die Kryptawand geschleudert wird.

Kitty hat sich diewel unproblematisch ins Haus eingelassen und in Corringas Zimmer vorgearbeitet, wo sie ins Bettchen des Mädels hüpft, sie solange anstiert, bis sie aufwacht und ihr dann in den Hals beißt. Dieses Vieh entwickelt beinahe badmovie-Kater-Pucki-mäßige Kampffähigkeiten. Solchermaßen heimtückischerweise von einem Vertreter der Schnurrbrigade mißhandelt, fällt Corringa umgehend in tiefen Schlaf und einen Alptraum, indem ihr ihre blutbeschmierte Mutter quasi-vampirisiert erscheint, für aufmerksamkeitsschwache Zuschauer noch mal die Geschichte mit „von-Blutsverwandten-gekillte-MacGrieffs-kommen-als-Vampire-zurück“ rezitiert, allerdings mit der Pointe, dass diese Vampire die singuläre Aufgabe haben, ihren jeweiligen Mord zu rächen, und der verblüfften Corringa eröffnet, dass diese nun auch in der Lage sei, die vorgesehene Rachearbeit zu übernehmen (soviel also zu Vampiren, schätze ich mal).

Kreischend erwacht Corringa aus ihrem Traum, was den Doktor auf den Plan ruft, der sich verständlicherweise aus dem inkoherenten Gebrabbel um „ich habe meine Mutter gesehen“ und „die Katze hat mich erschreckt“ keinen gesteigerten Reim machen kann und daher am liebsten ein paar Psychopharmaka verabreichen würde.

Mary wundert sich über die Anwesenheit des Samtpföters, der ja eigentlich in der Gruft entsorgt sein sollte. Sherlock Hertz kombiniert – jemand muss die Gruft geöffnet haben. Fragt sich nur wer und warum? Eine Frage, die am besten durch persönliche Inspektion des Mausoleums geklärt werden kann. Leider wird die aus ihm und Mary bestehende Expedition bereits am Friedhofstor von einem segelohrigen Polizeiinspektor (Serge Gainsbourg) abgefangen, der von einem Mord berichtet, der per anonymen Telefonanruf gemeldet wurde, und um Identifikation der Leiche bittet. Dr. Hertz nimmt den Abgang des Kutschers ziemlich gelassen hin und diagnostiziert recht ungerührt Tod durch Kehle-durchschneiden. Sieht man in seinem Job vermutlich alle Tage. Mary wird ein bissl übertrieben hysterisch, der Inspektor spielt Kühlschrank (er IST cool) und wünscht sich von Dr. Hertz die Ausstellung eines Totenscheins (haben die Bullen für sowas nicht eigene Medizinmänner?), den er dann auch morgen abzuholen gedenkt.

Corringa wandert ziellos durch die weitläufigen Parkanlagen des Schlosses, sieht James, der aber sofort Reißaus nimmt, und landet statt dessen in der aus ihrer Sicht weniger wünschenswerten Gesellschaft von Suzanne, die erste Annäherungsversuche unternimmt und recht unbefangen daherplappert, ob Corringa denn schon von Angus gehört habe. Hat sie nicht und muss daher aufgeklärt werden. Seltsamerweise geht Corringa bei der Nachricht vom gewaltsamen Ableben des Droschkenchauffeurs emotional stärker aus dem Leim als bei der vom Tode ihrer Mutter.

Dr. Hertz plagt indes sein schlechtes Gewissen – der Inspektor könnte im Zuge der Ermittlungen auf den Trichter kommen, dass auch Alice keines natürlichen Todes gestorben sei, was naturgemäß ein schlechtes Licht auf den von ihm dahingehend ausgestellten Totenschein werfen würde. Eigentlich ein valider Punkt, hätte der Doktor den Totenschein für Alice bereits irgendeiner Behörde übergeben. Hat er aber nicht und daher wäre es ihm ein leichtes, schnell einen anders tenorierten Zettel auszufüllen (ok, er müsste sich dann noch fragen lassen, warum er den Mord nicht gemeldet hat, aber das wär im Zweifel doch besser als heftigen Verdacht erweckende Urkundenfälschung). „Dieses Mal war es kein Selbstmord“, brummt er Mary an (? Wieso „dieses Mal“? Wer hat sich denn schon umgebracht? Bitte schön, könnten italienische Drehbuchautoren EINMAL in ihrem Leben ein Script noch mal LESEN, nachdem sie es fertiggeschrieben haben und wenigstens den gröbsten Schwachfug eliminieren? Danke). Der Doktor stellt jedenfalls die Gretchenfrage: Wer ist der Mörder. Keine Ahnung, kunftet Mary aus, jedenfalls nicht ihr Sohnemann. Der Arzt bleibt skeptisch.

Corringa konferiert mit Pfarrer Robertson über den vampirischen Alptraum, denn der Pfaffe als genau jenes klassifiziert, einen bedeutungslosen Alptraum eben. Ah-haa, triumphiert Corringa, und warum trägt sie dann auf einmal das „Zeichen des Vampirs“ an ihrem Hals? Man sollte Blödbirne Corringa daran erinnern, dass sie die KATZE gebissen hat und kein Blutsauger. „Seltsame Dinge passieren hier“, resümmiert Robertson (da pflichte ich ihm bei – andererseits stellen wir fest: der Herr ist Experte für messerscharfe Analysen). Corringa sucht James auf, der ist jedoch nicht in seinem Zimmer. Dafür aber ein – shudder – blutiges Rasiermesser!!! Plötzlich steht James hinter ihr und klärt auf: „Das ist nur Farbe!“ (Tä-tää). Schmalzige Musik quillt von der Tonspur, dieweil James sein geliebtes Corringalein noch mal eindringlich bittet, doch aus purem Selbstschutz die Burg zu verlassen. Er outet sich als Entdecker von Angus´ Leiche und anonymer Polizeinformant. Corringa besteht allerdings weiterhin darauf, den Mord an ihrer Mutter klären zu wollen (der nach allgemeinem Erkenntnisstand als solcher ja immer noch nicht bekannt ist, es sei denn, Corringa glaubt wüsten Alpträumen von Vampiren mehr als purer Ratio). Deswegen müsse sie die Grabstätte ihrer Mama aufsuchen, um ein für alle Mal zu klären, ob an der Vampirlegende was dran ist. James hält dieses Unterfangen für ziemlich bescheuert (und für „bescheuert“ dürfte er ja der Experte sein), aber nach einem weiteren kurzen Hinweis darauf, dass der Mörder von Angus und der von Alice identisch sein könnten, fallen sich die beiden Turteltauben zu einem vom Gorilla (den James entgegen zoologischer Faktenlage übrigens konsequent als „meinen Orang-Utan“ bezeichnet) argwöhnisch beobachteten Kuss um den Hals.

Jedenfalls macht sich Corringa auf, die Gruft zu untersuchen und entdeckt dort – schreckpanikkreisch – den aufgebrochenen und leeren Sarg. Hysterisch läuft sie James in die Arme, der eine mindestens ebenso hysterieerzeugende Hiobsbotschaft zu überbringen weiß: „Jemand hat meinen Orang-Utan freigelassen!“ Aus Corringas Sicht wäre jetzt, nur mal nach meiner bescheidenen Meinung nach, eine dieser Nachrichten geringfügig bedeutungsvoller als die andere und, ohne den Tierfreunden zu nahe treten zu wollen – die Laustüte wäre mir in dem Moment echt relativ wurscht.

Mary indes versucht Dr. Hertz zu belabern, sie nicht zu verlassen (hä? Wieso? Nur, weil er jetzt auf einmal wegen der Totenscheinfälschung moralisch wird, heißt das doch nicht, dass er sie sitzen lässt) und wird von obskuren Geräuschen, die vom Friedhof herüberschallen, ins Bockshorn gejagt.

Ich befürchte, ich muss den Rest des Films etwas oberflächlicher berichten, ich hab doch wieder ziemlich geschmiert (und ausnahmsweise kann ich ja den Film nicht noch mal einlegen und nachkucken). Corringa und James labern ein bißchen dummes Zeug über ein „teuflisches Spiel“, das irgendwer nach James´ Ansicht betreibt, Corringa heult rum, dass sie sich so alleine fühlt, da kann James natürlich mitfühlen, man wird romantisch und gesteht sich die gegenseitige Liebe. Hach. Könnte mal bitte irgendwer irgendjemanden umbringen? It gets boring.

Dr. Hertz entschuldigt sich bei Mary – er müsse ganz dringend noch was erledigen. „So spät?“, wundert sich die Lady des Hauses (und wundern tu ich mich über die ambitionierte, hüstel, Kameraführung mit vielen Drehs und Schwenks. D´Amato war das nicht). Mary klopft an Corringas Zimmertüre – dummerweise ist James da noch drin, das könnte eine peinliche Situation ergeben, deswegen verzupft sich James durch die Geheimtür. Endlich eingelassen, behauptet Mary, Dr. Hertz zu suchen, der angeblich bei Corringa sein wollte. Mindestens genauso wie Corringa wundert sich der Zuschauer, da Hertz zumindest on screen nichts dergleichen hat verlauten lassen. Mary dampft ab und Corringa, von einer Ahnung getroffen, schleicht ihr prophylaktisch hinterher. Laute Grammophon-Schlagermucke lotst die beiden Damen gen Salon, wo der Doktor gerade dabei ist, eine wiederholte Besteigung des Mt. Suzanne ohne Sauerstoffgerät vorzunehmen (in seinem Alter reife Leistung). Ich weiß jetzt nicht, ob ich unbedingt, wenn ich einen vorzugsweise geheimzuhaltenden Beischlaf im größten und zentralsten Zimmer des Schlosses bei fröhlicher Pary-Mucke zelebrieren würde (mir dünkt, das könnte * dezent * unauffälliger gehen), aber ich bin ja auch weder Medizinmann noch Französischlehrerin. Der Doc packt eine Brust des Mädels aus (das Maximum an nackter Haut in diesem Film. Ein italienischer Giallo, der nicht nur blutarm, sondern auch prüde ist? Verreck Kaffeehaus…) und bekundet, entgegen aller bildhaften Beweise, dass Suzanne heute regelrecht leidenschaftlich sein (dieweil Suzanne steif wie´n Brett die Befummelungen über sich ergehen lässt). Suzanne fragt sich anzüglich, was wohl Mary für´n blödes Gesicht machen würde, tät sie das hier sehen (that being ironic and stuff, da die ja schon zukuckt) und ob sie von Mary, würde sie sich zu einem Dreier hinreißen lassen, vielleicht noch was lernen würde können. Außerdem spricht sie die Todesfälle an. „Laß uns nicht mehr von Leichen und Mumien reden“, stöhnt der besamungswillige Doktor charmant.

Jetzt platzt Mary doch die Hutschnur und sie in die traute Fummelei. Des Doktors Erklärungsversuche mag sie sich nicht anhören und rauscht beleidigt ab. Seltsamerweise ist es nun am Doktor, Rache zu schwören und finstere Andeutungen zu machen (excuse me, if I´m stupid, aber sollte das nicht eher umgekehrt sein?), wobei vor allem die Drohung, James zu verraten, was WIRKLICH mit seiner kleinen Schwester (von der wir bislang ja nur in EINEM Nebensatz mal was gehört haben. Da hätte man vielleicht doch mal die Einblendung „Achtung, Plotpoint“ gewinnbringend einsetzen können) geschehen ist, eine gewisse dramaturgische Wirkung verspricht. „Sie wird bezahlen“, keift der Doktor, denn er wird jetzt mit der Wahrheit, der ganzen Wahrheit und nichts als der Wahrheit herausrücken (ich könnte mir vorstellen, dass es damit nix mehr wird). Und als erstes soll sich mal gefällist Suzanne verpissen. Suzann verpisst wunschgemäß und wird bei Corringa vorstellig, um dort aus eigenem Antrieb, jetzt, da, welch finst´re Pläne Hertz mit Suzanne auch immer hegte, selbige im Eimer sind, den jungen Hüpfer zu vernaschen. Schließlich sei es ganz natürlich, wenn Frauen sich zu Frauen hingezogen fühlen würden, da müsse frau sich nicht genieren usw. usf. Corringa bleibt standhaft heterosexuell und Suzanne packt ihre Verführermiene (die auch nicht soooo arg verführerisch ist, wenn man mich fragt) wieder ein und geht. Das war toll.

Ein Close-up auf die Miezekatze folgt, d.h. wir dürften höchstwahrscheinlich endlich wieder einen Mord bekommen. Wird auch wirklich Zeit. Das Opfer ist der Doktor, der bei James die Schwester-Nummer petzen will, aber bevor er auch nur piep sagen kann, das Rasiermesser in den Hals gerammt bekommt und unter den gelangweilten Augen der Pussykatze verscheidet.

Mary erleidet dieweil ein paar Audioflashbacks zur in-flagranti-Situation zwischen Hertz und Suzanne, um sich später mit Robertson zu unterhalten, der sich wiederum höflich anerbietet, den von Mary als weiteren Gesprächspartner gewünschten James zu apportieren. In dessen Zimmer er prompt über eine mit einer Plane abgedeckte Gestalt stolpert. Und über James. „Jemand wurde ermordet!“ No shit, Einstein. Aber es ist… N ICHT der Doktor, sondern der Gorilla/Orang-Utan/Scherge-im-schlechten-Faschingskostüm. Jetzt wird´s wirklich verwirrend. James knurrt den Pfaffen an, er solle Mary nichts vom toten Affen erzählen, „damit sie sich nicht aufregt“. James ist allerdings ein Zyniker vor dem Herrn und fügt erklärend hinzu, dass er seiner Mutter prinzipell keinerlei ehrlichen Gefühlsregungen zutraut, rät dem Pfarrer, nun bitteschön en Luftloch zu bilden und Mary auszurichten, dass mit James´ wertem Erscheinen nicht zu rechnen sei.

Dafür ist wenigstens Corringa zum Kaffeeklatsch eingetroffen und Mary bindet ihr auch brühwarm die „delikate“ Nachricht vom unappetitlichen Verhältnis von Dr. Hertz und Suzanne ans Bein (bin ja wieder nur ich, aber, wie gesagt, das wäre mir an Corringas Stelle sowas von egal), was von einem ominösen PING der Tonspur untermalt wird, als wäre das jetzt eine besonders aufmerksamkeitserfordernde Szene (aber vielleicht will man auch nur die bereits selig Entschlafenen unter den Zuschauern wieder aufwecken. Nötig wär´s. Bin froh, dass ich den Film nachmittags sehe und nicht mitten in der Nacht). Suzanne sei eine vulgäre Schlampe, die Mary nicht länger im Haushalt dulden könne. Wenn man vom Esel spricht, kommt er gerannt, auch wenn er eine bisexuelle Frau ist. Suzanne lässt eine „was-geht-mich-deine-selbstgefällige-verlogene-Heuchelei-an“-Rede vom Stapel, schließlich könne sie ja nix dafür, wenn sich Marys Liebhaber in sie verkucken würde, und außerdem, wendet sie sich bedeutungsschwanger an Corringa, wurde Alice ermordet, was der Doktor bestätigen könne (hat der Doc ihr das erzählt oder saugt sie sich das gerade aus den Fingern?). „Interessant“, findet das der Inspektor, der justament diesen Moment gewählt hat, um die bestellten Totenscheine abzuholen und fühlt sich durch dieses Statement veranlasst, eine weitere Expedition in die Familiengruft zu starten. Dagegen hat Corringa etwas einzuwenden, was den Inspektor verwundert. Corringa erklärt, dass der Sarg aufgebrochen und die Leiche verschwunden sei. Mary starrt finster vor sich hin.

Die staatlich autorisierten Grabschänder machen sich also auf zur Gruft und stellen dort folgendes fest: Ja, der Sarg ist aufgebrochen. Aber nein, ´ne Leiche liegt drin. Dummerweise nur nicht die des rechtmäßigen Sargeigentümers, sondern die von Dr. Hertz. Mary stürzt sich in eine derart übertrieben chargierte Hysterie, dass ich an dieser Stelle mein linkes Bein darauf verwettet hätte, dass sie die Mörderin ist. Aber das wäre zu, naja, schlüssig. Corringa, verständlicherweise von besserer Auffassungsgabe als diejenigen, die dafür bezahlt werden, sowas zu sehen (mithin also die Bullen), spottet ein Indiz: einen von James´ Manschettenknöpfen! Wuhaa! Womit wir wieder bei den zwei üblichen Verdächtigen sind, die´s eigentlich nicht sein können, alldieweil der Film dadurch Sinn ergeben würde und das kann ich mir beim besten Willen bei einem Giallo nicht vorstellen.

Suzanne hat sich abgeseilt und sucht aus unerfindlichen Gründen nach Mr. Campbell. Mrs. Campbell möchte Suzanne aus noch unerfindlicheren Gründen davon abhalten, im Keller nach Mr. Campbell zu suchen. Suaznne setzt sich durch, steigt in die Katakomben und findet dort den gewünschten Hausangestellten, der allerdings blutbesudelt ist. „Es ist nicht so, wie sie glauben“, stammelt Campbell (als ob DER Satz schon jemals jemandem geholfen hätte, zumal, wenn jemand sagt: „Es ist nicht so, wie sie glauben“, man gepflegt seine Patschhand auf´n Grill packen kann, DASS es so ist, wie man glaubt). Suzanne möchte doch bitte niemandem erzählen, dass Campbell „ihn“ gefunden habe (nicht, dass man uns verrät, wer „er“ ist, ich gehe aber davon aus, dass es der Rattenimbiß ist. Müsste der nicht langsam streng riechen?), aus der ganzen Situation könnte man doch gemeinsam Profit schlagen (hä? Nun wird´s wirklich doof).

Corringa konfrontiert James mit dem schlagenden Beweis des Manschettenknopfs. James hat aber schon die passende Ausrede am Start – er habe den Doktor tot in seinem Zimmer gefunden und ihm sei kein besserer Platz eingefallen, wo er die Leiche hätte verstecken können (wieso die Leute eigentlich immer so versessen drauf sind, die Leichen zu verstecken? Einfach die Bullen rufen tut wohl heute auch keiner mehr…). Und den Orang-Utan habe der Killer getötet, um den Mord an Hertz zu vertuschen (okay, wir merken, es geht auf´s Ende zu, nun löst sich der Film und mit ihm sein Drehbuch endgültig in Wohlgefallen auf). Der Killer benutze konkret den Aberglauben der Eingeborenen (inwiefern der allerdings etwas mit als Orang-Utans getarnten Gorillas zu tun hat, weiß vermutlich auch nur James). Der Inspektor möchte nun James verhaften – James verschwindet mit einem „Ich kenne die Wahrheit“ (warum sagt er sie dann nicht einfach?) in den Geheimgängen.

Der Inspektor, der Corringas Unschuldsbeteuerungen für James eher gelangweilt gegenübersteht (damit ist er in bester Gesellschaft mit dem Publikum), lässt die Schlosseingänge abriegeln, dieweil James in den Katakomben von Heulen und Wehklagen geleitet wird. Urheber desseben ist Campbell, der einen niedergeschlagenen (und vermutlich auch -gestochenen) Eindruck macht und James anröchelt, er möge doch bitteschön „sie“ retten, denn „er“ wolle sie töten. Mann, ist dat spannend wieder heute. Möchte sich jemand über das Wetter unterhalten?

Okok, es wird ja jetzt mächtig spannend, intensiv und überhaupt, denn wir eilen mit Riesenschritten auf den Showdown zu. Mary beamt sich in ihre Kemenate, um dort über Sinn und Unsinn des Films zu reflektieren, da aber die Miezekatze auch da ist, dürfte sie ein Problem bekommen. Zwei Kammern weiter packt Suzanne ihre Koffer und erschreckt sich, weil sie die blödeste Tucke des Universums ist, gleich mal selber in Grund und Boden. Dann geht mirakulöserweise das Licht aus, die Katze schleicht rein und Sekunden später ist Suzanne schon (enorm einfallsreich) per Rasiermesser hingerichtet (langsam traue ich diesem Film zu, die Katze als Mörder zu outen. Alter schottischer mystischer Gestaltwandler oder sowas). Corringa hört irgendwas, geht dem ganzen auf die Spur und findet Mary über die tote Suzanne gebeugt, mit der Tatwaffe in der Hand. Eine zugegeben kompromittierende Situation, die Mary auch nicht wirklich elegant auflöst, sondern sich auf Corringa zubewegt, die angemessen panisch unter „MÖRDERIN! MÖRDERIN!“-Rufen die Beine in die Hand nimmt. Dass Mary sie verfolgt, wird Corringa auch nicht als entlastendes Indiz werten. Corringa flüchtet sich in einen Geheimgang und landet im Keller, wo die Prologleiche immer noch angeknabbert wird (eigentlich dürfte von dem schon gar nix mehr da sein…) und, welch große Überraschung, auch die Leiche von Alice aufgestapelt rumliegt (also doch nix mit Vampir. Hab ich mir doch gleich gedacht).

Auch James kraucht durch die Geheimgänge und kommt am Friedhof zum Vorschein, wo er sofort der Polizei in die Arme läuft. Wie das sprichwörtliche HB-Männchen hüpft James aufgeregt auf und ab, blökt, dass der Mörder noch im Schloss ist, auch wenn ihm das der Inspektor nicht glauben sollte, und rennt ebendahin. Der Inspektor strahlt die personifizierte Gelassenheit aus: „Ich glaube ihnen ja, aber wenn sie dauernd wegrennen, kann ich´s ihnen nicht sagen!“ (Der Mann ist COOL.)

So, seid Ihr bereit für die finale und gar unerwartete Enthüllung der Identität des geheimnisvollen Killers? Mir ist´s eigentlich schon fast wurscht, aber andererseits ist man ja wieder neugierig, welches deus ex machina die Italiener heute aus dem Köcher zaubern. Also… Corringa steht dem Killer gegenüber und es ist… Pfarrer Robertson!!! Ich wußte immer, katholischen Pfaffen ist nicht zu trauen. Mary hat er auch schon gekillt, behauptet er zumindest (damit wären wir dann auch bei sechs Toten, sieben, wenn man den Gorilla mitzählt). Und warum? Tja, haltet Euch fest, der Kerl IST gar nicht der Pfarrer, der echte Gottesmann ist nämlich der von den Ratten angenagte Kellerbewohner. Und „Robertson“ ist in Wahrheit ein entfernter Verwandter der MacGrieffs aus der kanadischen Seitenlinie (blame Canada) und sein schnöder Plan ist´s, alle lebende MacGrieffs umzulegen, weil er dann selbst als letztes Mitglied des Clans Corringas Vermögen erben würde. Na, das ja mal ein ganz neuer Plan (und umständlicher ging´s auch nicht). Allerdings verteidigt sich der Kanadier, alle Opfer, außer Corringa, die sei nun wirklich unschuldig, aber Schwund ist überall und man kann´s nicht jedem Recht machen, hätten den Tod verdient und endlich erfahren wir auch, was Mary mit der ominösen Schwester von James angestellt hat. Die hat Mary nämlich persönlich gekillt und es James in die Schuhe geschoben, weswegen der als gaga gilt (was Mary davon eigentlich hatte, ist mir genauso unklar wie die Frage, woher „Robertson“ das weiß).

Doch gerade, als er Corringa killen will, kommt der finale Rettungsschuß seitens der berittenen Gebirgsmarine, eh, der Polizei, der Killer ist tot, der Inspektor labert ein dummes Schlußwort, und wenn wir uns einen Abspann leisten könnten, käme der jetzt. Konec.
Bewertung

Kann es eventuell sein, dass nur ich mit dem Subgenre „Giallo“ nichts anfangen kann, hab ich das Pech, nur die blödesten Vertreter dieser Schule vor die Pupillen zu bekommen oder ist der ganze Giallo-Kram durch die Bank für den Eimer? Fragen über Fragen, die sich nach dem zweifelhaften Genuß von Sieben Katzen in den Augen des Toten (oder wie auch immer) aufdrängen. Eins ist jedenfalls klar – der zweiflehafte Genuß von Sieben Augen in den Toten der Katze lässt mich zu dem Schluss kommen, dass ich Das Schloss der blauen Vögel sträflich unterbewertet habe. Im Vergleich zu Sieben Tote in den Katzen der Augen wirkt der Kinski-Heuler nämlich wie das Musterbeispiel eines raffiniert konstruierte, tighten und extrem spannenden Thrillers.

Will sagen – wenn die blauen Vögel langweilig waren, sind die toten Katzen ungefähr auf einem Entertainmentlevel mit der Beobachtung einer Europalette Alpinaweiß beim Trocknen anzusiedeln. Dieser Film ist eine echte Geduldsprobe, da verwandeln sich 90 unschuldige Minuten in das Äquivalent eines Wartezimmeraufenthalts beim Facharzt ohne Termin. Gegen diesen Film macht sich Die Rückkehr des Königs wie ein Kurzfilm, den man mit zweimal Blinzeln verpaßt. Es – ist – zum – Gähnen – für diesen Film sollte man sich ein gutes Buch bereitlegen, in dem man zwischen den einzelnen Mordszenen, und die sind ja auch nicht der Rede wert, schmökert, weil man ob des kaninchengleich aus dem Hut gezauberten Plottwist zum Ende ja absolut nichts handlungsrelevantes verpaßt, das ganze Geblubber zwischen den Morden ist letztlich total überflüssig. Da gibt´s keine Hinweise auf die wahre Identität des Killers zu erraten, da tut sich aber auch sonst nichts, was auch nur annähernd hinguckenswert wäre, da geht schlicht und ergreifend gar nichts mehr. Das ist Zeitstillstand in cineastischer Form.

Wie schon bei den Vögeln ausgeführt, bedient sich auch Sieben Augen in den Katzen der Toten eines eigentlich klassischen Edgar-Wallace-Plots (ich möchte mal fast spekulieren, dass der Urheber der literarischen Vorlage, Peter Bryan, ein Zeitgenosse Wallaces war und auf ähnlichem Terrain wilderte) – diverse Schurkereien rund um das erkleckliche Erbe einer hübschen jungen Dame, auf deren Zaster es irgendwie alle abgesehen haben. Der ganze restliche Schmu um den „verrückten“ James, die unspezifizierten Pläne von Dr. Hertz und Suzanne (was DIE eigentlich wollen, wird nie richtig klar, denn was hätten sie davon gehabt, wenn James auf Suzie abfährt?), die Finanzklammheit Marys, der Gorilla (!) und vor allem der verzweifelt ausgeworfene übernatürliche Blubber um den Vampiraberglauben (eigentlich ist´s doch seit Todd Brownings legendärem Mark of the Vampire bei Todesstrafe untersagt, mit Vampiren zu werben, um das dann im Filmverlauf oder spätestens zur Auflösung über Bord zu werfen, oder?), das alles sind lächerliche, nicht ausgearbeitete Nebenkriegsschauplätze, die davon ablenken sollen, dass die Geschichte letztlich nicht mehr als die vermutlich älteste aller Kriminalstorys überhaupt ist. Und selbst die ist dämlich.

Es liegt vielleicht gar nicht so neben der Sache, was razor vermutete: dass Margheriti und seine Produzenten überraschend die Gelegenheit erhielten, zwei Wochen in einem Schloß Urlaub zu mach-, äh, zu drehen, und sich dann schnell, mehr oder weniger on the spot, eine mehr oder weniger pasende Geschichte aus den Fingern saugen mussten. Denn ich bestreite entschieden, dass dieser Film ein Drehbuch besessen hat, das man im Wortsinne als solches bezeichnen darf – also ein solches, in dem eine plausible, schlüssige Geschichte drinsteht, über die sich die Herren Autoren ernstlich länger als fünf Sekunden Gedanken gemacht haben. Vielmehr macht die ganze Chose den Eindruck, als hätten Margheriti und sein Co-Autor bei einem gepflegten Joint (oder anderen bewußtseinserweiternden Drogen nach Wahl) mal zusammengefasst, was sie alles an möglichen Plot-Angles schon mal gehört oder gesehen hatten (anders ist z.B. auch nicht zu erklären, dass der komische Gorilla in die Story kam, der mit dem Rest des Films nun wirklich nicht mal rudimentär was zu tun hat), das irgendwie in eine enzige Geschichte zu packen versuchten und dann feststellten, dass sie ob der diversen unterschiedlichen Schwachmatigkeiten kein Ende hatten und sich dann einfach die Sache mit dem entfernten Verwandten aus dem Daumen lutschten. Auf jeden Fall ein schönes Beispiel dafür, wie man Spannungskino auf keinen Fall aufbauen sollte, denn nichts ist frustrierender für den Zuschauer, als erleben zu müssen, dass das ganze Spektakel, dass er, und dann noch auf so langatmige Art und Weise, über sich ergehen lassen musste, mit der eigentlichen Auflösung des Rätsels so ziemlich zip-nada-zilch-niente-rien-garnüscht zu tun hat.

Die diversen angerissenen Subplots könnten theoretisch ja ganz interessant sein, wenn, ja wenn das Autorenteam sich tatsächlich damit beschäftigt hätte und sie nicht nur völlig nebensächlich und uninteressiert einfach mal ins Script geschrieben hätten. Z.B. die Geschichte mit James´ kleiner Schwester. Worum´s in dem Plot-Punkt eigentlich geht, wird auch erst dadurch klar, dass „Robertson“ die Geschichte in seiner Schlußansprache aufklärt. Vorher haben wir nur Andeutungen in Nebensätzen – Corringa, die erwähnt, dass es eine Schwester gegeben hat, Dr. Hertz, der andeutet, dass, was auch immer mit der passiert ist, auf Marys Mist gewachsen ist und dann schließlich eben die Enthüllung durch den Killer. Dass James „Verrücktheit“ darauf begründet ist, dass er angeblich seine Schwester umgebracht hat, wird niemals deutlich, obwohl das durchaus Potential hätte, die Geschichte zu befeuern (indem es James´ Glaubwürdigkeit untergräbt) – und die Plotte hätt´s in der Tat dringend nötig. Ähnliches gilt für den schon angesprochenen Plan von Dr. Hertz und Suzanne (wenn´s überhaupt einen gab und was auch immer er, wenn existent, sein sollte), der ebenso diffus bleibt wie die Frage, was auch Mary sich davon versprochen hat, Suzanne auf James anzusetzen (wenn wir mal davon ausgehen, dass Mary wußte, dass es hier hauptsächlich um die sexuelle Komponente ging). Total unklar bleibt auch, wieso Campbell auf einmal erpresserische Gelüste bekommt (ich nehme zumindest an, dass er „Robertson“ auf die Schliche kam und dann wohl versuchte, sich ein Scheibchen vom Reibach abzuschneiden) und wieso er Suzanne in dieses Geheimnis einweihen wollte. Völlig neben der Spur ist der schon angesprochene Gorilla (oder Orang-Utan, meinetwegen auch Zwergpavian. Das Ding ist jedenfalls das schlechteste Gorillakostüm seit Menschengedenken) und, wie gesagt, auch der übernatürliche Aufhänger des Vampirismus läuft völlig hohl, da nun wirklich von der ersten Szene an klar ist, dass der Killer mit Sicherheit alles mögliche ist, aber kein Vampir. Aber mit ein bissl mystisch-verbrämten Schmonzes kann man halt immer ein paar Minuten Screentime füllen.

Nichts aussetzen kann man eigentlich an den filmischen Mitteln – der Streifen weist eine durchaus gelungene Kameraführung auf und könnte theoretisch sogar eine hübsche gothische Schaueratmosphäre erzeugen, wenn er denn (ich reite drauf rum, aber mein Gott, die Wahrheit muss gesagt werden) eine dazu passende Story hätte. Dem routinierten Kamermann Carlo Carlini (fotografierte u.a. den originalen Black Emmanuelle) gelingen tatsächlich einige überraschende Einstellungen, die dem Zuschauer stellenweise eine Dynamik vorgaukeln, die der Film tatsächlich nicht hat (auf jeden Fall eine Wohltat gegenüber den statischen „nur-nicht-versehentlich-die-Kamera-mal-bewegen“-Orgien eines Joe D´Amato). Stellenweise obskurer Schnitt (vor allem in den Mordszenen, aber das dürfte wohl, hüstel, künstlerische Absicht gewesen sein) relativiert den optischen Genuß wieder etwas – ich muss zwar nicht unbedingt immer alles sehen, was sich abspielt, aber ich hätte doch gern wenigstens eine ungefähre Ahnung, und in zwei-drei Szenen ist wirklich nur erkennbar, DASS irgendwas passiert, aber ums Verrecken nicht, was passiert. Sowas mag ich nicht.

Antonio Margheriti, der Regisseur, erweist sich einmal mehr als solider Handwerker, was ihn ja immer wieder zum gefragten Mann für schnell gestrickte, kommerzielle Nachzieherprodukte wie Killer Fish, Geheimcode Wildgänse, Indio oder Alien from the Deep machte (von seinem Ausflug ins Kannibalenfach Asphaltkannibalen, wollen wir mal nicht reden, auch nicht von Einer gegen das Imperium, dem ungekrönten König der Grabbeltisch-Fantasy), aber die ansonsten bei ihm durchaus vorhandenen Fähigkeiten, einen Film relativ schmissig und temporeich, wenngleich ohne Tiefgang und Anspruch, über die Runden zu bringen, scheinen ihm bei Augen in den sieben Katzen der Toten gänzlich verlassen zu haben. Wie schon ausgiebig angemerkt, ist der Film derart tödlich langweilig, dass ich mir glatt lieber noch mal Schindlers Liste ansehen würde (nicht, dass ich den Film für schlecht halten würde, also Schindler jetzt, aber einmal sehen langt mir da völlig) als auch nur einen etwaigen Trailer von Katzenaugen in den Toten der Sieben begutachten zu müssen. Ich habe Testbilder gesehen, die spannender inszeniert waren.

Um so kurioser ist dagegen der bombastische Soundtrack des zweifachen Oscar-Nominenten Riz Ortolani, der sein Orchester schmettern lässt, was die 280-Mann-Besetzung hergibt und mit diesem symphonischen Overkill das, was theoretisch an Atmosphäre durchgehen würde, zukleistert. Damit wir uns nicht mißverstehen – der Score ist nicht schlecht, aber er paßt halt überhaupt nicht zum Film, damit könnte man eher einen heroischen Kriegsfilm o.ä. orchestrieren als einen bescheidenen kleinen Mystery-Thriller.

Bemerkenswert ist der Film in der Ahnenreihe der Giallos, dass er bezüglich den major selling points von italienischen Sleazefilmen mächtig aus der Art geschlagen ist und in Sachen Gewalt und Sex ausgesprochen zurückhaltend ist. Ein winzig-bisserle Gore gibt´s durch die angeknabberte Leiche des echten Pfaffen, ansonsten beschränkt sich der Horrorgehalt auf ein wenig Blutgespritze von off-screen, und in Sachen Sex gibt´s genau eine (in Worten: EINE) unbedeckte Brust zu sehen. Ob da die deutschen und/oder französischen Ko-Produzenten Machtworte sprachen, kann ich nicht eruieren, halte das aber für möglich, da vor allem die deutschen Verleiher die späten italienischen Wallace-Filme, die Vorreiter der Giallo-Bewegung, für hiesige Kinoauswertung ja immer um sämtliche exploitativeren Elemente beschnippelten (was sich leider bis hin zu heutigen DVD-Auswertungen so erhalten hat). Immerhin soll der Streifen in seiner BR-Fernsehausstrahlung ungekürzt gewesen sein.

Wollen wir uns also noch den Darstellern widmen. Jane Birken, Sexsymbol der späten 60er Jahre, spielt hier mal wieder ihr typisches Kindfrau-Image (dank ihrer zierlichen Figur, die manche sogar schon als androgyn bezeichnet haben, nimmt man ihr auch im Alter von 27 Jahren das Schulmädchen noch ganz knapp ab) und hat eigentlich ansonsten nicht viel zu tun, als einen permanent leicht verstörten Gesichtsausdruck spazieren zu tragen. Große dramatische Wandlungsfähigkeit wird jedenfalls von ihr nicht verlangt (dabei ist die Birken eindeutig eine bessere Schauspielerin denn Sängerin, hehe). Ihr damaliger Ehemann Serge Gainsbourg, mit dem sie auch die „Je t´aime“-Single produziert hatte, war es wohl, der sie seinerzeit hauptsächlich in auf ihre Erotik getrimmte Rollen drängte (auch wenn Tote Katzen in den Augen der Sieben, wie erwähnt, dahingehend prüde ist), Credits wie Sex Power, Don Juan 73, Quartett Bestial etc. deuten darauf hin, obwohl die Birken schon in ambitionierteren Werken wie Antonionis Blowup oder 1975 in der grandiosen Pierre-Richard-Komödie Der Tolpatsch mit dem 6. Sinn zeigte, dass sie durchaus eine wandlungsfähige Schauspielerin, die sowohl im Drama als auch in der Komödie überzeugen kann, ist. Jane Birken ist auch heute noch schauspielerisch aktiv, aber ihre Filme erreichen mittlerweile kaum mehr ein internationales Publikum.

Der mir in der Rolle des angeblich verrückten James eindeutig zu farblose und uncharismatische Amerikaner Hiram Keller debütierte 1969 bei niemand geringerem als Fellini in Satyricon, schloss aber keine besonders eindrucksvolle Karriere an. 1970 erschien er neben John Phillip Law und Mimsy Farmer in Der Kurier des Zaren und wurde 1974 noch neben Klaus Kinski in dem SF-orientierten Thriller Lifespan auffällig. Keller verstarb 1997.

Die Rolle der undurchsichtigen Lady Mary spielt die französische Veteranin Francoise Christophe bis auf wenige Aufnahmen (ihr Ausbruch ob der Entdeckung von Hertz) ziemlich gut (jedenfalls gut genug, dass ich sie mir lange genug als mögliche Mörderin auf der Liste behielt, obwohl ich davon ausging, das sie´s, den Konventionen des Genres nach, eigentlich nicht sein kann). Wie für viele französische SchauspielerInnen gilt auch für Christophe, dass sie außerhalb ihres Heimatlandes kaum bekannt ist, da französische Filme halt nur recht selten ein internationales Publikum finden. Ihr bekanntester Film dürfte daher die Louis-de-Funes-Klamotte Fantomas gegen Scotland Yard sein, daneben fällt wohl hauptsächlich die Belmondo/Delon-Kooperation Borsalino noch ins Gewicht.

Venantino Venantini („Robertson“), der viel zu wenig Screentime hat (dafür, dass er eigentlich der Killer ist), um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, hinterließ seine Spuren breitflächig im italienischen Schundfilm. Exemplarisch seien Kampf um die 5. Galaxis, Plattfuss am Nil, Ein Zombie hängt am Glockenseil, Cannibal Ferox etc. genannt.

Doris Kunstmann ist heutzutage hauptsächlich als TV-Schauspielerin aus diversen Tatorten, Männer von K3-Krimis und etlichen Serien wie Edel & Starck, SK Kölsch, Ein Fall für Zwei u.v.m. Bekannt. In den 70ern versuchte Kunstmann sich als internationales Filmstarlet zu etablieren, agierte hierfür u.a. in zwei Simmel-Verfilmungen (Und Jimmy ging zum Regenbogen, Alle Menschen werden Brüder oder der ambitionierten italienischen Hitler-Verfilmung Hitler: The Last Ten Days (sozusagen der Vorläufer von Der Untergang, mit Alec Guinness als Gröfaz!), ohne aber den entscheidenden internationalen Durchbruch zu landen. In Tote Augen in den sieben Katzen bemüht sie sich weitgehend erfolglos um das Image einer verführerischen, zwielichtigen, bisexuellen Sexbombe, die man(n) ihr einfach nicht abkauft. Sie hat einfach nicht „the looks“ dafür (wie Aldo Maccione in Zwei Kamele auf einem Pferd sagen würde: „Da spielt sich nichts ab!“). Dass ihre Rolle, wie der Rest des Films, konfus und undurchsichtig ist, hilft ihr natürlich nicht weiter.

Anton Diffring (Dr. Hertz), ein deutscher Routinier, der vor dem zweiten Weltkrieg nach Amerika emigrierte und eine wenig ambitionierte B-Film-Karriere mit den üblichen Rollen für emigrierte Deutsche machte, Mitte der 60er nach Europa zurückkehrte und u.a. im hier besprochenen Lana – Königin der Amazonen oder Hexen geschändet und zu Tode gequält agierte (und auch im unsäglichen Paul-Breitner-Western Potato Fritz), liefert eine Vorstellung ab, die ein Veteran, der über 30 Jahre im Business ist, vermutlich im Schlaf und mit verbundenen Augen abliefert. Eben routiniert, aber nicht enthusiastisch.

Serge Gainsbourg, wie erwähnt, damaliger legitimer Birken-Bespringer, ist vieles, aber kein Schauspieler (den Herren halte ich als Chansonnier für wesentlich talentierter), was ihn nicht daran hinderte, 37 Screencredits einzuheimsen, wobei Katzentote in den Sieben der Augen allerdings den vorletzten ernsthaften schauspielerischen Versuch darstellt (erst 1980 im Deneuve-Vehikel Je vous aime hatte er eine wirkliche Rolle zu spielen und nicht nur Gastauftritte). Obwohl sichtlich darstellerisch unbegabt, adelt Gainsbourg durch seine trockene Art als Inspektor den Film ungemein – Gainsbourg strahlt wenigstens ein bißchen Unterhaltungswert aus, und den hat der Film bitter nötig.

Der Film scheint, wie gesagt, derzeit nicht erhältlich zu sein, deswegen keine technischen Anmerkungen. Es ist aber auch kein großer Verlust für die Welt – der Streifen ist einfach uninteressant, da langweilig. Für einen „richtigen“ Giallo fehlen dem Film einfach die Elemente, die im „Normalfall“ darüber hinwegtäuschen, dass das Genre nicht wirklich für seine fulminanten Drehbücher, mörderische Spannung und grandiose darstellerische Leistungen berühmt ist – Sex und Gewalt. Ich bin kein Anhänger der These, dass nur Sex und Gewalt einen Film sehenswert machen können, aber DIESEM Film hätte eine große Dosis Blut und Titten, um´s mal klartextlich zu reden, nicht geschadet. So aber – bääääh…. Jeweils ein Ehren-Bier für die Kameraführung und den Score.


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 4


mm
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