- Deutscher Titel: Sie kamen von jenseits des Weltraums
- Original-Titel: They Came From Beyond Space
- Regie: Freddie Francis
- Land: Großbritannien
- Jahr: 1967
- Darsteller:
Robert Hutton (Dr. Curtis Temple), Jennifer Jayne (Lee Mason), Zia Mohyeddin (Farge), Bernard Kay (Richard Arden), Michael Gough (Master of the Moon)
Vorwort
In Cornwall geht ein Meteroitenschauer nieder. Wäre normalerweise nur interessant für Hobbyastronomen, aber die Felsbrocken haben sich in perfekter V-Formation auf dem Erdball niedergelassen. Weil Meteoriten dies normalerweise nicht tun, möchten die Behörden gern den Weltraumexperten Dr. Curtis Temple einschalten. Der hat allerdings vom Doktor ein Reiseverbot aufgebrummt bekommen, weil er seit einem kürzlichen Unfall eine Stahlplatte in der Rübe trägt. Temple schickt statt dessen seine Assistentin und Geliebte Lee, die sich auch frisch und fromm ans Werk macht.
Die ersten Ergebnisse über Aufprallwinkel und -geschwindigkeit lassen darauf schließen, dass die Meteoriten vom Mond kamen (soviel zu „beyond space“)! Doch dann trudeln keine neuen Nachrichten mehr von der Einschlagstelle ein. Was daran liegt, dass Lee und ihre Hiwis versucht haben, einen der Meteoriten aufzukloppen und das wurde offenbar übelgenommen. Binnen Sekunden sind Lee und ihre Mitstreiter von außerirdischen Bewusstseinen übernommen worden – und die haben einen Plan.
Als erstes bringen die Aliens einen Bankdirektor unter ihre Fuchtel, um über unbegrenzte finanzielle Mittel verfügen zu können. Von der Regierung requirieren sie zudem in ihrer Maske als Wissenschaftler allerhand Material von Zement bis hin zu Maschinenpistolen. Der Versucht, den nichtsahnenden Temple zu entführen, scheitert, weil seine Stahlplatte ihn vor unbefugter Brägenschändung schützt.
Nichtsdestoweniger interessiert sich Temple brennend für die seltsamen Vorgänge in Cornwall, aber vor Ort wird er unter Androhung von Waffengewalt verscheucht. Er trifft einen Geheimagenten, der ebenfalls auf die Sache angesetzt ist, doch bevor der sich entscheiden kann, seine Informationen weitergeben zu dürfen, wird er Opfer einer plötzlich auftretenden tödlichen und hochansteckenden Seuche. Nur Temple ist mal wieder immun.
Der Regierung fällt nichts besseres ein, als die Leichen zur Entsorgung den von den Aliens übernommenen Wissenschaftlern zu überlassen. Temple bricht in die Anlage ein und beobachtet einen Raketenstart – ja, innerhalb der paar Tage haben die Aliens einen kompletten Weltraumbahnhof errichtet. Temple hat von seiner Entdeckung erst mal nicht viel, da er von den Aliens gefangen genommen wird. Seine Erkenntnis, dass die Strahlenpistolen der Aliens auch gegen sie eingesetzt werden können, verhilft ihm zur Flucht, und unter den Arm geklemmt hat er sich die renitente Lee.
Mit Hilfe seines Wissenschaftlerkumpels Farge gelingt es Temple nicht nur, einen Helm zum Schutz vor feindlicher Übernahme zu entwickeln, sondern auch einen Alien-Detektor und die erbeutete Strahlenwaffe so zu modifizieren, dass sie den Geistesparasiten vernichtet und den Körper seinem ursprünglichen Besitzer zurückgibt. So wird Lee befreit und ein Plan geschmiedet – mit ihrer neuen Ausrüstung wollen die drei das Alien-HQ infiltrieren und in die vermeintlichen Invasionsplanspeichen den ein oder anderen Stock schieben. Doch dummerweise erkunden unsere Helden die Rakete der Aliens justament, als die mal wieder zum Mond starten…
Inhalt
Man behandelt die britische Produktionsschmiede Amicus ja gern als die Zweitligavariante von Hammer und selbst, wenn man im Großen und Ganzen dem Subotsky-Verein ein wenig Unrecht tut (schließlich ist z.B. das Feld des Anthologiehorrors eine Amicus-Spezialität), so tat das Studio manchmal doch einiges für den Ruf als Hammer-Imitator.
„They Came from Beyond Space“, der rare Foray des Studios in Science-fiction-Gefilde, lässt sich unschwer als Versuch identifizieren, Hammers „Quatermass“-Trilogie zu out-quatermassen. Insbesonders eine gewisse geistige Verwandschaft zu „Quatermass II“ darf Milton Subotsky, der das Drehbuch höchstpersönlich nach einer Romanvorlage des amerikanischen All-Genre-Autors Joseph Millard, „The Gods Hate Kansas“, in die Tasten gehauen, nicht verleugnen.
Da wie dort haben wir eine schleichende Alien-Invasion mit der bewussten Prise „body snatchers“, wobei Subotsky (bzw. Millard) mit der Seuche, die allerdings kaum mehr als MacGuffin ist, der der Geschichte über den Mittelakt hilft, noch ’ne Schippe an Bedrohung drauf legt. Anerkenntnispunkte verdient sich Subotsky dafür, dass er zumindest versucht, lange offen zu halten, ob die Motive der Aliens nicht vielleicht doch „benevolent“ sind, wie sie zumindest selbst behaupten.
Allerdings muss man diese Punkte dann doch wieder umgehend abziehen, denn wie Subotsky die Geschichte entwickelt, ist dann doch sehr tranig und des öfteren unlogisch (warum Temple z.B. durch seine Stahlplatte augenscheinlich auch gegen die Seuche immun ist, ist eine sehr weit offen stehende Frage). Allerdings kann man auch Regisseur Freddie Francis, eigentlich erprobter Hammer-Kämpe, nicht exkulpieren, denn auch ihm fällt relativ wenig ein, um die Story in Schwung zu bringen und energisch voranzutreiben.
„They Came from Beyond Space“ verschreibt sich vielmehr einer vielleicht typisch britisch unterkühlten Herangehensweise, die wir auch aus etlichen Fernsehserien dieser Zeit kennen, erlaubt sich kaum mal einen wirklich packenden emotionalen Moment, hat nicht das Interesse an einer wirklich zwingenden Action-Sequenz und befleißigt sich insgesamt einer vielleicht sympathisch entspannten, aber eben nicht für terrifizierendes Spannungskino bürgenden „komm ich heut nicht, komm ich morgen“-Attitüde. Der Streifen behauptet, dass, was er erzählt, sei irgendwie spannend, aufregend und ein knalliges Bedrohungsszenario, ohne dass das, was uns tatsächlich gezeigt wird, diese Behauptung untermauern könnte. Nur die kurze Sequenz, in der die Seuche in wenigen Sekunden ein halbes Dutzend Dorfbewohner niedermäht, ist mal für einen Augenblick eindringlich, aber da die Seuche selbst dann auch wieder bis auf ein paar Dialoge komplett aus dem Fokus fällt, ist das dann auch eine konzeptionelle tote Leiche. Ein echter Spannungsbogen wird aber nicht aufgebaut, und das Ende… okay, it’s well intentioned, I’ll give you that, aber auch ziemlich unbefriedigend.
Immerhin – das Alien-Compound und ihr Hauptquartier auf dem Mond sorgen dafür, dass wir wenigstens ein paar schicke (wenn auch preiswert gebaute) 60er-Retro-Future-Sci-Fi-Sets bewundern dürfen.
Was natürlich auch nicht hilft, sind die beklagenswerten darstellerischen Leistungen. Robert Hutton („Der Koloss von New York“, „Invisible Invaders“, „The Slime People“) wirkt ausgesprochen müde, kämpft merklich mit seinen Dialogen und sieht deutlich älter aus als die 47 Lenze, die er zum Drehzeitpunkt zählte – er wirkt eher wie 60, und das macht dann seine Rolle als „dynamischer Actionheld“ (ja, es gibt ’ne Prügelszene, und ja, sie ist peinlich) ziemlich unglaubwürdig. Was natürlich auch auf die strikt behauptete Liebesbeziehung zu Lee alias Jennifer Jayne („The Crawling Eye“, „Dr. Terror’s House of Horrors“) gilt. Jayne ist zwar „nur“ elf Jahre jünger, aber dank Huttons geriatrischer Performance wirkt der Altersunterschied deutlich größer und unglaubwürdiger. Auch Jayne bekleckert sich schauspielerisch nicht gerade mit Ruhm.
Zia Mohyeddin, ein gebürtiger Pakistani, der auch in „Lawrence von Arabien“ zu sehen wird, darf eine überraschend proaktive Rolle als Farge spielen, Bernard Kay („Dr. Schiwago“, „Der Hexenjäger“) liefert als von Aliens übernommener Regierungsbeamter eine der besseren Vorstellungen, eine kurze und nicht besonders eindrucksvolle Gastrolle spielt Michael Gough (Alfred in den Burton- und Schumacher-Batmans) als Oberindianer der Mondmenschen.
Mir stellte sich der Film in der Reihe „Elvira’s Movie Macabre“ vor, in der ausgesuchte „Perlen“ aus Elviras Horror-Hostess-Show mit den Hostsegmenten (aber wahlweise auch ohne) auf DVD gebannt werden. Die Bildqualität ist so lala, aber grad noch okay für einen kommerziellen Release, Extras gibt’s keine, aber Elviras schnippische Kommentare sind ganz lustig.
Der Film selbst ist aber eigentlich keine große Beachtung wert – SciFi war ersichtlich nicht Amicus‘ „strong suit“ (schon die „Doctor Who“-Filme waren ja nicht ungedingt super), und ein desinteressierter bis überforderter Cast kombiniert mit fußlahmer Regie und einem reichlich blahen Drehbuch ergibt dann doch ein recht zweifelhaftes „Vergnügen“. Bleiben wir dann doch lieber bei Quatermass…
(c) 2017 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 3
Review verfasst am: 10.06.2017