Shrunken Heads

 
  • Deutscher Titel: Shrunken Heads
  • Original-Titel: Shrunken Heads
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  • Regie: Richard Elfman
  • Land: USA
  • Jahr: 1994
  • Darsteller:

    Tommy Larson (Aeryk Egan)
    Bill Turner (Bo Sharon)
    Freddie Thompson (Darris Love)
    Vinnie (A.J. Damato)
    Booger Martin (Bodhi Elfman)
    Podowski (Tony Fromin)
    Mr. Sumatra (Julius Harris)
    Big Moe (Meg Foster)
    Mitzi (Leigh Allyn Baker)
    Mr. Larson (Paul Linke)
    Mrs. Wilson (Billye Ree Wallace)


Vorwort

Zu Full Moon Entertainment (und den anderen Unternehmungen des umtriebigen Herrn Charles Band) hab ich mich ja schon des öfteren lang und breit ausgelassen. Unser heutiges Opus nimmt im Ouevre des Meisters allerdings einen Sonderplatz ein.

Um 1994 rum war Full Moon dank des Vertriebsdeals mit Paramount als verlässlicher Lieferant weitgehend unterhaltsamer Low-Budget-Spässe, vor allem dank der vergleichsweise lukrativen hauseigenen Franchises Puppet Master, Trancers und Subspecies, bekannt und bei den Fans recht beliebt. Aber Charles Band gelüstete es nach mehr, immer nur mit chronisch unterfinanzierten Direct-to-video-Produktionen in Verbindung gebracht zu werden, reichte ihm nicht aus, und deswegen fielen ihm, finanziell unglücklicherweise ungefähr zeitgleich, zwei Schritte ein, die Reputation seiner Filmschmiede zu mehren. Zum einen errichtete Band im Billiglohnland Rumänien sein eigenes Studio, wo fortan der grösste Teil des Full-Moon-Schaffens entstand (mit eher dubiosem „künstlerischen“ Erfolg…), zum anderen wollte Mr. Direct-to-video Band nun auch die Kinos dieser Welt erobern und gab daher nicht eine, sondern zwei „grosse“ Kinoproduktionen in Auftrag, für die er sein Geldsäcklein weit öffnete und die für Full-Moon-Verhältnisse unerhörten Budgets von je einer Million Dollar bewilligte (für Full Moon ein Quantensprung, und wenn man bedenkt, dass der durchschnittliche aktuelle Full-Moon-Klopper zwischen 15.000 und 30.000 Dollar kosten darf, weiss man, wie tief Maestro Band inzwischen gesunken ist). Die beiden fraglichen Werke, mit denen Band sich ein grösseres Publikum als das der Videofreaks erhoffte, waren der SciFi-Western Oblivion (mit einem wahren Staraufgebot, wohlgemerkt für Full Moon) und eben Shrunken Heads. Zweifellos hoffte Band darauf, sein Vertriebspartner Paramount würde ihm den Gefallen tun und die Filme ins Kino bringen. Falsch gehofft. Blöderweise fiel nämlich die Fertigstellung der Filme so ungefähr auf den Beginn des Zerwürfnisses zwischen Full Moon und Paramount (dem die Welt verdankt, dass viele Perlen aus der Full-Moon-Hochzeit noch immer nicht auf DVD erhältlich sind) und der Major hatte natürlich angesichts der gespannten Lage (Band beschwerte sich u.a, dass Paramount die von Full Moon fertig vorgelegten Streifen vor Release gern mal eigenmächtig umschnitt) kein gesteigertes Interesse daran, Bands Prestigeprojekte tatsächlich auf Kinoleinwände zaubern zu lassen, sondern verramschte sie wie die gewöhnlichen Serientitel des Hauses stinknormal direct-to-video (ein weiterer Faktor dürfte wohl sein, dass Shrunken Heads letztendlich nicht das gewünschte PG-13-Rating bekam). Somit trug das wirtschaftliche Fiasko der beiden Grossproduktionen wesentlich dazu bei, dass Full Moon für einige Jahre beinahe völlig in der Versenkung verschwand (als vorübergehend letzte Lebenszeichen meldeten sich 1995 Backlash: Oblivion 2 und Castle Freak zu Wort) und Band seinen Schuppen erst mal durch die leidlich Kasse bringenden und billig zu produzierenden Softsexer von Surrender Cinema finanziell konsolidieren musste.

Nun muss man kein Prophet sein, dass wohl auch ein Kinostart der beiden Filme den Mitte-bis-Ende-90er-Hiatus von Full Moon kaum verhindert hätte – vor allem Shrunken Heads wäre wohl aufgrund seiner Thematik und der Umsetzung derselben gnadenlos gefloppt, aber das muss ja nicht im Umkehrschluss heissen, dass die Streifen den Full-Moon-Fans nicht doch Freude machen könnten. Weil ich mich in meiner Hardcore-Full-Moon-Fanphase (eben genau so um 93/94 rum) nicht dazu durchringen konnte, mir Shrunken Heads zuzulegen, kannte ich vom Film lange nicht mehr als die Trailer, mit denen Full Moon seine Video-Zone-Segmente zukleisterte. Nun aber stiess ich beim mittlerweile schon bekannten Videothekenramschverkauf auf ein deutsches Verleihtape von VPS und schlug gnadenlos zu. Na dann mal los…


Inhalt

Nach der Titelsequenz, die majestätisch von einem typischen Danny-Elfman-Theme beschallt wird (wüsste man nicht, dass Danny seinem Bruder Richard den Gefallen zurückzahlte, dass der ihn einst in die Filmbranche lanciert hatte, würde man meinen, dafür allein sei ein Grossteil des Budgets draufgegangen), finden wir uns für die erste Filmhälfte in einer irgendwie an Stand by me erinnernden Teenie-Komödie wieder. Der Teenager Tommy Larson schuftet im Obst- und Gemüseladen seines Vaters und verjubelt das so gewonnene Taschengeld bevorzugt mit seinem Kumpel Bill durch den Erwerb von Superheldencomics am Zeitungsstand des alten Haitianers Mr. Sumatra. Gelegentlich gibt´s Ärger mit Vinnie, dem Chef der lokalen Schlägervereinigung „Vipers“. In Vinnies Schlepptau befindet sich stets dessen Freundin Sally (glaubt man dem Script, ist sie da gerade mal 14 Jahre alt… also, als verantwortungsbewusster Elter tät ich mir Sorgen um den Umgang meiner Göre machen). Als die Vipers dem neu ins Viertel gezogenen schwarzen Jungen Freddy (nebenberuflich Asthmatiker) eine Strassenbenutzungsgebür fürs Fahrradfahren abknöpfen will, mischen sich Tommy und Bill ein. Zu Handgreiflichkeiten kommt es nicht, weil ein Erwachsener „beherzt“ eingreift (Minuspunkte für Vinnies Gang, die ziehen tatsächlich den Schwanz ein, obwohl der Kerl so aussieht, als würde er, bevors hart auf hart kommt, sich lieber um seinen eigenen Kram kümmern). Nun, Freddy wird von Tommy und Bill sofort als neuer Kumpel aufgenommen und bekommt erst einmal einen Crash-Kurs in Sachen Comics verpasst, denn Freddie, man stelle sich vor, kennt nicht mal die „Grüne Leuchte“ (hierzulande, je nach Inkarnation, auch als „Grüne Laterne“ mehr oder weniger, mehr weniger, bekannt). Sumatra, ihr Comic-Dealer, sieht durchaus ein wenig creepy aus, Bill hält ihn deswegen ohne Umschweife für einen Zauberer, während Tommy härtere Fakten auffahren kann, Sumatra war auf Haiti ein Cop. Bevor ich´s vergesse, es wird auch etabliert, dass Bill recht süchtig nach Fruchtgummi ist und sich von Sumatra auch mal exotischere Sorten wie Manok (wie schreibt man das noch mal?) mitbringen lässt.

Die gemeinschaftliche Comic-Schmöker-Stunde, unintelligenterweise von unserem Triumvirat auf offener Strasse etabliert, wird durch den leicht angefressenen Vinnie nebst Gang gestört. Der Gangchef zerfetzt bösartigerweise eins der Comichefte. Sally versucht Vinnie zu beruhigen, und auch Sumatra gröhlt Missfallensbekundungen quer über die Strasse, die Vinnie mit der Antwort „Hätten sie gern Rühreier?“ (was´n Schelm) würdigt. Nixdestotrotz geht die Gang lieber mal stiften (echt mutige Kerle).

Tommy & Co. haben es satt, so gemein drangsaliert und terrorisiert zu werden und wenden sich vertrauensvoll an Mr. Sumatra. Der lässt sich auch nicht lumpen und gibt Kund, wie er ein ähnliches Problem auf Haiti lösen würde – erst Informationen über den Feind einholen, damit zur Ton-Ton-Macoute (der haitianischen Geheimpolizei früherer Tage) gehen, ie Schwachstellen des Gegners kennenlernen und ihn schliesslich vernichten. Har-har-har. Ich bin mir nicht sicher, aber ich denke, die Jungs erhofften sich einen more-down-to-earth approach an die Angelegenheit.

Sally besucht Tommy in seines Vaters Laden (boah, Genitiv-Einsatz, bin stolz auf mich) und entschuldigt sich für Vinnies Verhalten: „Er hat auch gute Seiten!“ Die muss er aber gekonnt unter Verschluss halten… Tommy äussert sein Befremden darüber, dass Sally sich mit dem Tunichtgut abgibt. „Stört dich das?“ fragt Sally begriffsstutzig. Nönö, ist nur so, dass der Typ in dich verknallt ist, Baby. „Denk drüber nach,“ empfiehlt Tommy. Das tut die wohl tatsächlich, denn Sally und Vinnie streiten sich am Abend. Sumatra bekommt das mit, packt ein Voodoopülverchen aus und verhext damit des Bösmanns Kalesche, die sich, mit ihm am Steuer und der kompletten Gang (alle drei Mann, welch eindrucksvolle Streitmacht) selbständig macht und gegen eine Strassenlaterne schraubt. Vinnie findet das verständlicherweise recht unspassig.
Unsere drei kleinen Freunde haben sich inzwischen Walkie-talkies angeschafft – Tommy, ganz offensichtlich der Denker der Drei, will die Vipers beim Böstun beobachten. Freddie und Bill sind sich nicht ganz so sicher, ob das ne gute Idee ist, vor allen Dingen, da Tommy seinen Kumpels die gefährliche Patrouillenarbeit überlässt und die ungefährlichere Aufgabe übernimmt, vor seinem Superman-Poster zu posen. Dieses eher traurige Schauspiel wird von Sally unterbrochen, die über die Feuerleiter zu Besuch kommt und dringenden Gesprächsbedarf anmeldet. „Ich habe mich von Vinnie getrennt,“ gibt sie Kund. „Das freut mich für dich,“ brummt Tommy unenthusiastisch. „Ich mag jetzt jemand anderen,“ setzt Sally fort (so sind sie, die Weiber, flatterhaft und launisch, ob 14 oder 40 ist egal) . „Oh, toll,“ meint Tommy, bei dem der Groschen nicht so recht fallen mag, in einem Zustand sehr überschaubarer Begeisterung. Torfkopp, sie meint DICH, du Nulpe – auch wenn ich das nicht so recht verstehen kann… gut, als Sally ihm ummen Hals fällt und einen Schmatz aufdrückt, begreift auch der dusselige Tommy, was Sache ist. Diese höchst romantische Szene wird spielverderbenderweise von einem Funkruf seiner Compadres gestört, die die Vipers gerade dabei beobachten, wie die ein Auto zerlegen, und nicht ihr eigenes (dass sich die Jungs als Codenamen „Ton-Ton-Macoute“ zugelegt haben, spricht dafür, dass entweder die Kiddies selbst oder der Drehbuchautor mal nachschlagen sollte, ob die haitianischen Geheimbullen historisch ein so nachahmenswertes Vorbild abgegeben haben… naja, sind wir froh, dass Sumatra kein deutscher Emigrant ist und früher bei der Gestapo war…). Tommy lässt die Aussicht auf ein teenieerotisches Erlebnis mit Sally bedenkenlos sausen (Beleg dafür, dass die Schwanzsteuerung bei den Männern doch später einsetzt als die romantischen Gelüste bei den Mädels… hab ich allerdings auch schon selbst in dem Alter rausgefunden), schultert die Videokamera und macht sich auf, das abscheuliche Verbrechen der Vipers zu dokumentieren. Operation gelingt hervorragend, denn Tommy kann einem zufällig vorbeikommenden Cop das Bildmaterial vorführen und der nimmt die Vipers umgehend fest, minus den nicht anwesenden Vinnie. Bill hat einen Anflug von Präkognition: „Wir sind tot.“ Tommy sieht´s lässig: „Ich sterbe glücklich und zufrieden!“ (Darf ich dich da drauf bei Gelegenheit nochmal ansprechen?) Warum? Weil er Sallys Händchen halten darf.

Im Hauptquartier der örtlichen kriminellen Vereinigung regiert Big Moe (Meg Foster! Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Meg nun einen schwulen Kerl oder eine lesbische Frau darstellen soll… einerseits umgibt er/sie sich mit einem treudoof-blonden Girlie namens „Mitzi“, was für „Lesbe“ spricht, andererseits wird er/sie/es gelegentlich als „Schwuchtel“ tituliert und mir ist bislang noch niemand untergekommen, der Lesben für Schwuchteln hält… Aber auf jeden Fall muss man Meg so gesehen haben – vor allem wegen der Frisur, ´ne schönere Schmalztolle hat wohl noch keine Frau in einem Film spazierengetragen). Vinnie wird vorstellig und heult sich aus, dass man seine komplette Gang verhaftet habe (kommt davon, wenn man eine sooo umfangreiche Privatarmee hat) und dringend 3000 Mäuse zwecks Stellung der Kaution benötigen würde. Big Moe rät pragmatisch, doch mal zu einer Bank zu gehen. Nachdem Vinnie durch Überstehen eines beherzten Griffs in die Familienjuwelen bewiesen hat, kein Weichei zu sein, lässt sich Big Moe breitschlagen, die Kautionsknete rauszurücken und, sofern Vinnie die Kids anschleppt, den petzenden Gören einen Denkzettel zu verpassen.

Und so werden Tommy & Co., nachdem die Vipers feixend den Knast verlassen, von der Strasse weg gekidnappt und zu Big Moe gekarrt. Moe ist in echter Gönnerlaune und erteilt nicht mehr als eine gelbe Karte und die Empfehlung, sich zukünftig aus Gangsterangelegenheiten rauszuhalten, was Freddie und Bill sichtlich für eine ausgezeichnete Ideehalten. Tommy allerdings kann seine Klappe nicht halten (als sein Kumpel hätte ich ihm längst schon mal deftig vors Schienbein getreten) und schwadroniert munter daher, was Vinnie für eine üble Type sei und doch dringendst seine Luft zukünftig gesiebt einatmen sollte (einerseits muss Liebe wirklich Berge versetzen und Flügel wachsen lassen, aber andererseits ernsthafte Wahrnehmungsprobleme auslösen… selbst der sprichwörtliche Blinde mit´m Krückstock sollte doch erkennen, dass Vinnie ein ganz kleiner Fisch und Moe der Oberkäse hier ist). Moe ist beeindruckt: „Du solltest für mich arbeiten“. Tommy lehnt dankend ab und konsequenterweise lässt Moe die Jungs in einen Lagerraum bringen und fesseln, um später mit ihnen zu spielen. Freddie und Bill jammern berechtigerweise vor sich hin, Tommy gelingt es, sich und die anderen loszubinden und zu beobachten, wie Moe ein paar Polizisten schmiert. Ausserdem stolpern unsere Helden über ein paar Säcke mit Wettscheinen und das bringt Tommy auf eine weitere ganz grandiose Idee. Wenn man jetzt diese Wettscheine klaut, kann Moe nicht mehr nachvollziehen, wer auf was gewettet hat, müsse demzufolge alles an Wetten auszahlen und sei damit ruiniert. Der Denkfehler dieses Plans geht sicherlich jedem mit mehr als drei Gehirnzellen ausgestatteten Fünfjährigen auf – glaubt Tommy ernsthaft, Moe würde nicht zwei und zwei zusammenzählen, wenn er und Kumpels sowie Wettscheine nicht mehr da sind und das dann einfach auf sich beruhen lassen? Schön blöd. Solche Typen wie Tommy gehören aus dem Genpool entfernt. Tja, und so kommt es dann auch, wie es kommen muss. Unsere Helden verdünnisieren sich samt den Wettscheinen, Moe findet das absolut unchefmässig und beauftragt, um zwei Fliegen mit einer Klatsche zu erledigen und dem schwächelnden Vinnie eine Bewährungschance zu geben, die Kids unbürokratisch umzunieten.

Begünstigt durch die Tatsache, dass Vinnie und seine Vipers im Gegensatz zu unseren jugendlichen-dynamischen Helden über einen fahrbaren Untersatz verfügen, können sich die Schufte bequem auf die Lauer legen und als die säckeschleppenden Kurzen eintreffen, selbige unter Einsatz grosskalibriger Feuerwaffen in den Orkus blasen.

Vinnie liefert unter erheblichen Gewissensbissen die zurückgeklauten Wettscheine bei Moe ab (wo Moe zwecks Hebung des allgemeinen Komedy-Faktors Mitzi wortreich versichert, dass ganz bestimmt niemand, und schon gar keine Kinder, umgebracht worden wären – das fände Mitzi nämlich nich´ in Ordnung). Weil Vinnie aber so brav war, befördert Moe ihn zu seiner rechten Hand und überträgt ihm die Eintreibung der Schutzgelder von Geschäftsleuten in seinem Viertel (die Schutzgelder sind für einen so schlimmen Finger wie Moe von bescheidener Natur: 1 Prozent vom Umsatz. Gibt es wirklich Schutzgelderpresser, die sich bei ihren Tarifen am Umsatz orientieren? Was machen die mit einem Händler, der Verluste schiebt? Gutschriften austeilen?).

Die Jungs erhalten eine gar hübsche Gemeinschaftstrauerfeier (haltet Ihr das für wahrscheinlich? Zumindest bei Freddie ist es fraglich, denn der kannte die anderen doch erst seit einem oder zwei Tagen!). Sumatra kondoliert und wünscht sich und dem trauernden Mr. Larson, dass die Verbrecher ihrer gerechten Bestrafung zugeführt werden. Und dafür fühlt sich Sumatra persönlich zuständig. Und so schleicht er nachts in die Leichenhalle, öffnet die Särge und zückt die Knochensäge. Wäre da nicht der Titel des Films, würden wir uns vielleicht fragen, was er da treibt, aber mein Gott, ein Film, der „Schrumpfköpfe“ heisst, wird wohl was mit solchen zu tun haben. Jup, Sumatra sägt den Kinderleichen die Rüben ab und schmeisst sie (bescheuerterweise off-screen – wenn´s aus Rating-Gründen gewesen wären, würde man sicher nicht drei Szenen weiter die friedliche im Topf schwimmenden Köpfe zeigen) in seine vorgefertigte Zaubersuppe (5-Minuten-Terrine ist das sicher nicht).

Vinnie spielt den zerknirschten Trauerkloss und äussert Sally gegenüber sein tiefstes Bedauern über die schröckliche Ermordung ihres neuen Freundes. „Ich habe nachgedacht,“ schnieft er, „es hätte genauso gut mich treffen können“. Und deswegen werde er jetzt anständig werden. Sally befindet, dass ihr Ex gequirlten Lötzinn murmelt.

Vorhang auf zu einer der witzigeren Szenen des Films – Sumatra wird an der Haustür von Nachbarn abgefangen, die sich über den strengen Geruch aus seiner Wohnung beklagen. Geistesgegenwärtig zückt Sumatra die tote Katze (ersichtliches Plüschtier), die er als Zutat für seinen Voodoosuppe braucht: „Die Katze ist krank, deswegen riecht´s so streng.“ Kaum in der Wohnung, geht das Katzenvieh (das eine entfernte Ähnlichkeit mit badmovie-Kater Pucki, der sich also in Acht nehmen sollte, aufweist) im Kochtopf schwimmen. Gut, langsam tun wir Butter bei de Fische, Sumatra schrumpfkopft die Köpfe unserer drei ermordeten Kids, träufelt, in vollem Voodoopriesteroutfit, ein paar Tropfen seines Blutes über die Schädel und beginnt mit seinem Ritual, das im Namen „des heiligen Haile Selassie, des heiligen Duvalier (Anmerkung: der Knabe war nu mit Sicherheit alles andere als „heilig“) und der heiligen Ton-Ton-Macoute“ die Schrumpflinge zum Leben erweckt…

Verfluchte Kacke, das wird wieder ein Review von Krieg-und-Frieden-Ausmassen – hab grad mal ein Drittel meiner Notizen abgearbeitet… Okay, Tommy erwacht als erster und wundert sich, nachvollziehbar, geb ich zu, darüber, dass er seinen Körper nicht mehr spürt. „Du bist jetzt ein Geist,“ erklärt Sumatra und an Tommys Stelle wäre ich jetzt *unheimlich* beruhigt. Bills Wiedererweckung muss Sumatra mit ein wenig Fruchtgummi nachhelfen, ist aber schlussendlich auch „dä und, genauso wie Freddie, der nach Hause zu seiner Tante will, wenig begeistert über sein Nachleben: „Ich will lieber tot sein.“ Kann unser Voodooman gar nicht verstehen, schliesslich seien doch immense Kräfte zu entdecken. So z.B. die Kraft, durch blosse Willenskraft zu fliegen. Und die vermittelt Sumatra seinen Schützlingen, in dem er sie einfach in die Luft wirft – nach dem Motto, wenn ihr euch keine Beulen holen wollt, dann lernt besser fliegen (wie heisst es so schön bei Douglas Adams: fliegen ist ganz einfach, man muss sich nur gen Boden stürzen und nicht treffen). Unsere Wunderkids meistern diese Aufgabe und lernen in der Folgezeit diverses Tricks wie z.B. wie man Dummies in den Hals beisst: „Eure Menschlichkeit wird euch verlassen,“ freut sich Sumatra – soll ich für den Knaben wirklich „cheeren“?

Ein Jahr später (wir entern also nun unser eigentliches Crow-ähnliches Rache-aus-dem-Reich-der-Toten-Szenario). Die Vipers kassieren recht unangefochten die Schutzgelder, nur an den irgendwie unheimlichen Sumatra trauen sich Booger und Podowski, Vinnies Elite (naja, zwei von dreien…) nicht ran. Und das ist Vinnie, inzwischen voll „Geschäftsmann ein Dorn im Auge. Auch der komische Zausel soll gefälligst löhnen. Der hat inzwischen die Ausbildung seiner Schrumpfgermanen abgeschlossen (und wohl auch die Gehirnwäsche, denn viel mehr als „Ja, Meister“ sagen die Jungs selber nicht dazu) – Zeit, um die Schrumpfköpfe in die Welt hinauszuschicken, um seinen Willen auszuführen. Ja, ein wahres Vorbild. By means of nicht wirklich spektakulärer Spezialeffekte düsen die Köpfe durch die nächtlichen Strassen einer Modellstadt (ungefähr an Detailreichtum on par mit besseren Godzilla-Filmen) und eilen einer bedrängten Frau zu Hilfe, die zwei Crooks zu berauben und sexuell zu nötigen gedenken. Da wirbeln unsere Köpfe und wir bewundern Bills mächtige Reisszähne und das Messer, das Freddie quer zwischen den Zähnen trägt und mit dem er einem der Möchtegernvergewaltiger die Kehle aufschlitzt. Bill beisst zu und Tommy schiesst elektrische Entladungen in die bedauernswerten Kriminellen. „Unsere Verwandlung geht schneller voran, nachdem wir das erst mal getötet haben,“ stellt Freddie fest und Bill ergänzt: „Je stärker der Hass in uns wird, desto mehr verlieren wir unsere Menschlichkeit.“ Hm, sollte das ein erstrebenswertes Ziel sein? Die Moral dieses Streifens ist bedenklich…

Tommy entschuldigt sich kurz und fliegt mal eben in Sallys Schlafzimmer. Was er dort sieht, entzückt ihn nicht, denn um Sallys zarten Hals baumelt ein Kettchen mit Anhänger und selbiger wird von den romantischen Worten „Für Sally von Vinnie“ geziert. Angepisst saust Tommy von dannen und übersieht dabei leider sein Foto, das auf Sallys Nachtkästchen parkt. Vielmehr ist Tommy nun überzeugt, dass wirklich nur noch Rache bleibt. Mit einem Horn, das auch von den alten Wikingern stammen könnte, ruft Sumatra seine Helferlein zurück und ist sehr zufrieden mit deren Fortschritten.

Die gekillten Kriminellen dagegen sind weniger zufrieden, denn sie sind untot. „Diesmal sind wir wirklich angeschissen,“ bemerkt der eine Zombifizierte und beginnt, mit senem Kumpel … die Strasse zu reinigen??

Jo, genau das, und das verblüfft auch die Fernsehnachrichten, die erstaunt von einer neuen Krankheit unter den Kriminellen berichten. Symptome: schlurfender Gang, unkontrollierte Blähungen und ein unstillbares Bedürfnis, Strassen zu reinigen und Graffitis zu entfernen (klingt nach dem feuchten Traum von Jörg Schönbohm). Vinnie, der inzwischen in Big Moes HQ residiert, lädt Sally ins Kino ein und scheisst Booger an, der immer noch nicht bei Sumatra kassiert hat. Auch Moe ist mit der Entwicklung seines/ihres Protege´s zufrieden. Booger und Podowski suchen schweren Herzens Sumatra auf und versuchen dem ausgesucht höflich die Vorteile der Schutzgeldzahlung auseinanderzusetzen. Sumatra eröffnet den „Vipern“, ihnen die Zungen rausreissen zu wollen, diese zu rösten und die Gehirne, „sofern ich bei euch eins finde“, zum Nachtisch zu futtern. Booger und Podowski kommen zu dem Schluss, dass Vinnie sich um diesen Gesellen doch lieber persönlich kümmern sollte und verziehen sich in Boogers Bude, wo jener sich in die Dusche verkriecht und Podowski sich Robot Jox in der Glotze ansieht (ja, Charlie Band wusste schon immer, wie man sich schamlos selbst promoted). Homoerotiker mögen hineinlesen, was sie wollen, Fakt ist, dass es relativ wenig Filme gibt, in denen nackte Kerle in der Dusche attackiert werden, wie es Booger jetzt passiert. Die Schrumpfköpfe verpassen ihm die Hals-aufschlitz-beiss-und-Elektroschock-Nummer und legen sich dann gemütlich auf die Lauer, bis drei Stunden später Podowski aus seinem Fernsehschlaf erwacht und mal nachsieht, ob Booger vielleicht in der Dusche ersoffen ist. Needless to say, er findet einen Zombie-Kumpel und teilt rasch dessen Schicksal.

Indes stellen wir fest, dass die wiedererblühte Beziehung Vinnie/Sally eine immer noch gar krisengeschüttelte ist. Vinnie würde nämlich gern mal zum Stich kommen (spricht wieder gegen seine bösartige Begabung, wenn er in einem Jahr da noch nicht entscheidend weiter gekommen ist), aber Sally, obwohl schon fast 16 (! Wenn Britney Spears das mal gehört hätte) bleibt standhaft. Vinnie hat die Schnauze voll und vollzieht eine impromptu-Trennung, die von Sally auch dankend angenommen wird. Dann fällt dem fiesen Vinnie auf und ein, dass seine Jungs noch nicht von Sumatra zurückgekommen sind. Ergo schreit er den Haitianer aus dem Bett (Sumatras Reaktion: „Was willst du Verfemter?“) und begehrt Information über den Verbleib seiner Kumpels. „Sie erleiden Höllenqualen für ihre Sünden, und das blüht dir auch,“ theatralisiert Sumatra, bevor er Vinnie in die nächste Gasse lotst. Dort sind Booger und Podowski mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt und wirken irgendwie nicht ganz gesund. Vinnie nimmt die Beine in die Hand, als sie ihm nahelegen, dass Sumatra gern mit ihm sprechen würde (grad war doch ´ne günstige Gelegenheit? Umstandskrämer!).

Sally wird vom schlechten Gewissen geplagt und sucht Tommys Grab auf, um Blumen niederzulegen und allgemeine Liebesschwüre von sich zu geben. Da schwirrt auch schon Tommys Schrumpfkopf ein – verständlicherweise reagiert Sally ein wenig panisch, aber Tommy kann ihr telepathisch zwecks Erklärung der Sach- und Rechtslage seine Erninerungen übertragen (!), was dem cleveren Producer Charles Band natürlich die Möglichkeit bietet, für die Leute mit der kurzen Aufmerksamkeitsspanne im Publikum ein zweiminütiges Highlight-Reel der bisherigen Ereignisse als Flashback einzubauen. Danke, Mr. Band, war wirklich nötig. Einen Wunsch hätte Tommy auch noch auf dem (nicht mehr vorhandenen) Herzen: er möchte noch einmal Sally berühren. Ihr Einverständnis wartet er gar nicht erst ab und kraucht unter ihre Bluse (yuck! – that´s disgusting!). Dann braust er auch schon wieder weg.

Angesichts ihrer neuen Kenntnisse stellt Sally Sumatra zur Rede (gar niedlich finde ich übrigens das kopfüber an seine Wohnungstür gekreuzigte Huhn… was manche Vermieter durchgehen lassen? Okay, es ist innen, aber trotzdem… die Wohnungsbegehung möchte ich miterleben). Sumatra stellt sich erst doof, aber Sally lässt sich nicht abwimmeln. Vor allen Dingen ist sie sauer: wenn Sumatra schon wusste, dass Vinnie ihren Tommy auf dem Gewissen hat, warum hat er sie dann nicht vor ihm gewarnt? Sumatras Antwort ist eine von der eher kryptisch-wenig hilfreichen Sorte: „Manchmal verlieben sich Mädchen in die falschen Jungs.“ Was hat das mit Sallys Frage zu tun? Naja, das ist anscheinende geklärt und Sumatra zeigt Sally die Schrumpfköpfe, die friedlich im Regal stehen. „Sie sind grausam,“ vorwirft Sally, aber der findet seine Vorgehensweise ganz in Ordnung, schliesslich hätten die Schrumpfköpfe kein Mitgefühl oder ähnlichen Firlefanz mehr, sondern seien ganz auf Vergeltung aus. „Tommy ist anders,“ kreischt Sally, „er liebte seine Freunde!“ Sumatra zuckt die Ascheln: „Liebe kann viele Dinge schaffen.“ Tommy schwebt aus seinem Regal an und Sally gesteht ihm, ihn immer noch zu lieben (bizarre Vorstellung). Als Liebesbeweis knöpft sie sich die Bluse auf und lässt Tommy an ihren Knospen schnuppern (bizarrer Anblick, aber der BH bleibt an, ist ja schliesslich kein Kinderporno). Sumatra ist zutiefst gerührt: „Ich lass euch beide jetzt allein!“ Was sich dann abspielt, bleibt der perversen Phantasie des Zuschauers überlassen (und das ist auch gut so).

Vinnie wird indessen von Zombies verfolgt und macht die Genrefreunden bereits weidlich bekannte Erfahrung, dass man Untote nicht so einfach erschiessen kann. Als sich auch noch die Schrumpfköpfe einfinden (war wohl doch ein Quickie bei Sally und Tommy), klappt Vinnie zusammen: „Rufen sie ihre Monster zurück, Sumatra, ich tu alles, was sie wollen!“ Dummerweise will Sumatra, wie es Tommy eloquent ausdrückt, Vinnie den Kopf absägen und den dann kochen. „Das macht Spass,“ versichert unsere Kopfbrigade. Sumatra pantscht tatsächlich wieder ein Süppchen zusammen und hat sich zur Feier des Tages in die Uniform der Ton-Ton-Macoute geworfen (wenn wir dem Film glauben können, waren Jake und Elwood Blues auch Mitglieder dieser Truppe). „Heute werden die Rechnungen beglichen“, düstert Sumatra und Sally drängt sich als Hilfsrächerin auf. Kommt nicht ungelegen, denn Sumatra braucht dringend eine Jungfrau und Sally erfüllt diese Qualifikation noch (naja, Tommy wird´s schwerfallen, an dem status quo was zu ändern). „Sie wollen mich doch nicht etwa opfern?“ schreckt Sally auf, aber nein, er möchte nur, dass sie sich in sein Schlafzimmer begibt (jaja, so fängt´s doch immer an) und sich in ein dort bereitliegendes weisses Kleid hüllt (der Voodoopriester von Welt ist offenbar gerüstet und hat weisse Kleider für Jungfrauen jeglicher Konfektionsgrössen parat).

Vinnie hat sich panisch zu Big Moe geflüchtet und gibt dort einen reichlich exaltierten Report von dem, was ihm zugestossen ist, von sich (erinnerte mich auch mal wieder an The Crow… wie sagte Michael Wincott doch so treffend dort: „Maybe we should videotape it and play it back in slow motion?“). „Du bist ein wenig überarbeitet,“ stellt Moe fest und empfiehlt einen Kurzurlaub. Aber Vinnie muss gar nicht erst überlegen, ob er nach Mallorca oder an die Ostsee fahren soll, denn schon platzt Sumatra ins Areal, verpasst dem ersten Typen, der hinter der Tür steht, unprovoziert einen Kopfschuss (!) und verkündet, für Vinnie und Moe einen dringenden Termin zur Zombifikation ausgemacht zu haben (Ärger, und ich dachte immer, das Wort „Zombifikation“ hätte ich erfunden!). Sumatras Zombiearmee und die Schrumpfköpfe brechen ein und kicken ass (so sehr ein nicht wahrhaft agiler Zombie halt ass kicken kann). Die Köpfe wollen ihre patentierte Spiralkreissäge vorführen, und Vinnie, der von Booger und Podowski gehalten wird, soll das Opfer sein. Aber Moe ist auf Zack, schnappt sich Sally als Geisel und schiesst Sumatra in den Wanst. Dadurch wird die Macht über die Zombies gebrochen, die nur noch dumm rumstehen. Moe, Vinnie, Mitzi und Geisel Sally flüchten, Köpfe und der angeschlagene, aber nicht ausgeschaltete Sumatra nehmen die Verfolgugn auf. Womit erwiesen wäre, dass es bei gutem Willen möglich ist, auch in einen Schrumpfkopfplotte eine Autoverfolgungsjagd einzubauen, die in der Tat aber auch einen der besseren Gags einfiedelt: unsere Kontrahenten drängen nämlich im Laufe der Jagd einen altersschwachen Bus von der Strasse, der von der Kirche des Tempels der Apokalypse gechartet wurde und dessen Insassen sich unter der Führung des Regisseurs selbst auf das Ende der Welt vorbereiten. Als der Bus in den obligatorischen Abgrund stürzt, sind die Apokalypsen-Jünger vor Begeisterung schier aus dem Häuschen…

Freddie, being the knife guy, eh, head, beschäftigt sich damit, den Reifen von Moes Fluchtkalesche aufzuschlitzen. Moe wehrt sich mit Feuerwaffen und schiesst erst mal den nervenden Bill vom Acker. Freddie endet überfahren und zermatscht. Bleibt noch Tommy, aber der ist nicht so leicht loszuwerden. Angefeuert von Sally stürzt er sich durch die Windschutzscheibe direkt in Vinnies Mund! Wir wünschen guten Appetit. Vinnie kann mit diesem Handicap einsehbarerweise nicht mehr für ordnungsgemässe Fahrzeugführung sorgen und crasht das Vehikel. Big Moe schlägt Verhandlungen vor – wenn Sumatra verspricht, ihn nicht zum Zombie zu machen, will er Sally gehen lassen. Während Tommy Vinnie intern elektrokutiert, eröffnet Sumatra Moe, dass er ihn gar nicht zu einem solchem Zombie machen will: „Die fallen nach einer Weile auseinander und lösen sich in braunen Schleim auf. Für dich hab ich was viel schlimmeres!“

Die Entscheidung zuungunsten Moes fällt, als Sally die Sprache darauf bringt, dass Moe den Mord an den „Kindern“ beauftragt habe und da hört für Mitzi bekanntlich der Spass auf. Sie entwindet ihm seinen Schiessprügel, was Tommy Gelegenheit gibt (irgendwie hat er sich aus Vinnies Speiseröhre befreit), Moe ebenfalls den Elektroschock zu verpassen. Mitzi darf, weil sie nix schlimmes gemacht hat, gehen („Okay, ich geh dann. Ciao!“). Auf der Heimfahrt werden die geplätteten Bill und Freddie eingesammelt. „Werden sie wieder wie vorher?“ fragt Sally angesichts der zermantschten und zerschossenen Köppe. „Natürlich,“ grinst Sumatra, „sie sind immer noch tot.“ Scherzkeks, haitianischer.

In Sumatras Wohnstube behandelt der alte Herr seine Schussverletzung mit ein paar Kräutern und Ölen, während Moe und Vinnie wie die Klorollen-Mumien, äh, mumifiziert werden. Sally, als neuer Hohepriesterin des Voodoo, fällt die Aufgabe bei, a) die Zauberformel auszusprechen, die die Fieslinge ihrem grausligen Schicksal zuführen soll („Seite 97“, wie Sumatra hilfreich anmerkt) und b) zukünftig auf als Beschützerin der Schrumpfköpfe zu fungieren. Sally rezitiert die schon angesprochene komische Heiligenlitanei und stellt sich anschliessend auf den Balkon, während die Schrumpfköpfe fröhlich durch die Nacht wirbeln, um für ein eventuelles Sequel zur Verfügung zu stehen.

Und weil die Jungs und Mädels von VPS wirklich clever sind, ersparen sie uns freundlicherweise die sich nach den Credits anschliessende Schlusspointe, die allerdings so dolle auch nicht ist – da entdeckt nämlich Mitzi im Gespräch mit ihrer neuen Freundin Moe und Vinnie beim fröhlichen Strassenreinigen…

Der Weisheit letzter Schluss ist Shrunken Heads sicherlich nicht, auch wenn man – mit dem üblichen Vermerk „für Full-Moon-Verhältnisse“ – schon die grösseren Production Values und den allgemein erhöhten Aufwand gegenüber den übrigen Produktionen des Hauses erkennen kann. Im Gegensatz zu den meisten anderen Full-Moon-Filmen dieser Epoche beweist Shrunken Heads durchaus Gefühl für stellenweise ganz aparte düstere Atmosphäre, die Kamerafahrten durch die zwar offensichtliche, aber zumindest professionell gestaltete Modell-Stadt sind nicht gerade atemberaubend, aber – ich sollte mir „für Full-Moon-Verhältnisse“ auf nen Tastatur-Shortcut legen, schätze, das brauche ich noch öfter – ansehnlich und selbst Richard Band zaubert einen ganz annehmbaren Score – schadet nicht, dass er desöfteren mal Danny Elfman zitiert und auch bei Leonard Bernstein (kreditiert, was für Richard Band auch Neuland ist, siehe sein Rip-off des klassischen Hermann´schen Soundtracks von Psycho für Re-Animator) wildert. Manchmal trägt der Score etwas zu dick auf, aber meistens bleibt´s passend.

Das grösste Problem des Films ist, man kann es sich wohl denken, dass es schlechterdings kaum eine geeignete Zielgruppe für den Streifen gibt, ein Problem, das er z.B. mit dem als Teenie-Komödie startenden und dann in einen reinrassige Zombiestreifen übergehenden Night Life teilt. Wenn Band mal im Sinne hatte, eine PG-13-taugliche Gruselkomödie für die ganze Familie zu drehen, so entgleitet ihm und seinem Regisseur Elfman dieses Unterfangen spätestens bei der ersten durchgeschnittenen Kehle – auch wenn das ganze ziemlich gore-frei bleibt, sind das einfach Plotelemente, die in einem Film für Kids nichts zu suchen haben (von Sumatras unprovoziertem Kopfschuss mal ganz zu schweigen) – von der flockigen Teeniegeschichte wechselt der Streifen zu abrupt in ein düsteres Selbstjustiz-Rachedrama a la The Crow (wenn letzerer nicht etwa zeitgleich entstanden wäre, hätte ich fast von rip-off gesprochen. So aber ist wahrscheinlicher, dass Charles Band mal ein Crow-Comic in die Hände fiel und er daraus in seinem durchaus eingestandenen Versuch, comic-book-movies zu machen, seine „original story ideä entwickelte). Ein weiteres gravierendes Script-Problem ist der Mangel an Identifikationsfiguren – keinem Charakter, nicht einmal dem von Tommy, möchte ich zugestehen, ein „positiver“ Charakter zu sein, durch die Bank sind die Figuren, wie der Englischsprachler so schön sagt, „mean-spirited“ (und ganz besonders gilt das für Mr. Sumatra – ich weiss nicht, zum „Helden“ taugt der für mich nicht – er reitet die Jungs eigentlich durch seine blödsinnigen Ton-Ton-Macoute-Geschichten ins Unglück, erweckt sie wider deren Willen, zumindest was Bill angeht, zum Leben und erzieht sie praktisch zu seinen Killer-Sklaven – wie man vielleicht merkt, bin ich kein Anhänger der These „der Zweck heiligt die Mittel“, zumindest nicht im Rahmen einer für ein juveniles Publikum gedachten comicartigen Mär, in der die Helden doch eigentlich den Finsterlingen moralisch überlegen sein sollte – das sehe ich hier absolut nicht; zumal, wenn man drüber nachdenkt, Sumatras Vergangenheit als haitianischer Geheimpolizist auch eher dubios ist). Selbst Sally mutiert von der mässigenden „Stimme der Vernunft“ zum eiskalten Racheengel (und die ganze Vor-Schrumpfkopf-Liebesgeschichte von Tommy und Sally bleibt ausgesprochen unglaubwürdig, da unterentwickelt).

Auf der positiven Seite ist zu vermelden, dass sich der Streifen wie viele der ansehnlicheren Full-Moon-Werke nicht sonderlich ernst nimmt (wäre bei einem „comic“-Film auch noch schöner, newa). Zwar erweist sich der Streifen nach seinem lockeren Auftakt relativ schnell als weitgehend humorfreie, da sehr düstere Angelegenheit, erlaubt sich aber den ein oder anderen witzigen Spruch oder auch mal einen sight gag, wobei man sich fragen kann, was letztendlich besser gewesen wäre: weniger exaltiert-überzeichnete Charaktere a la Moe und dafür konsequenter durchgehaltene Düsternis, oder ein stärker comic-book-approach, um die eigentlich sehr finstere Geschichte ein wenig aufzuhellen. Ist vermutlich Geschmackssache – ich fand den düsteren Look des Films eigentlich sehr gelungen und, wie man kann ersten Crow-Film nachschlagen kann, muss eine gewisse Ernsthaftigkeit nicht automatisch im Widerspruch zu überzeichneten Charakteren stehen – Crow: City of Angels ist allerdings die totale Antithese hierzu – dort waren die Schurkencharaktere dermassen over the top, dass sie dem Film jegliche Atmosphäre nahmen; Shrunken Heads steht irgendwo dazwischen.

Die Qualität der Spezialeffekte, die immerhin auf dem deutschen Videocover ausgiebig hervorgehoben werden, ist schwankend. Paul Gentrys Visual Effects werden routinierte Vielseher nicht vom Stengel hauen, aber, einmal mehr „für Full-Moon-Verhältnisse“, sind auch nicht so übel – man muss ja mal anmerken, dass Full Moon sich hier digitaler Effekte aus dem Computer bediente, was bei Charlie Band absolut nicht üblich war, im Zweifelsfall griff man dort ja gern auf Stop-Motion zurück. Wenn man sich das immer noch ziemlich maue Budget von einer Mio. Flocken vor Augen hält, relativiert man doch mal seinen Anspruch und stellt fest, dass der optische Eindruck doch ganz okay ist – die Spezialeffekte im Zusammenspiel mit der gelegentlich fast schon rasanten Kameraführung kann man grösstenteils (bis auf die „Wirbeleffekte“, wenn die drei Schrumpfköpfe umeinander kreisen) so stehen lassen. Von der eher peinlichen Sorte sind allerdings die Make-up-Effekte von Full-Moon-Haus-und-Hof-Effektschmiede Alchemyfx – „ökonomischere“, sprich einfältiger-einfachere Zombiemasken kann man sich kaum vorstellen, dagegen wirken die sparsamen Masken in Zombie_Lake wie Meisterwerke von Tom Savini.

Die Regiearbeit von Richard Elfman ist kaum inspiriert zu nennen, was ein wenig enttäuschen mag, angesichts der Reputation, die sein schwarz-weiss-Kultstreifen Forbidden Zone, jüngst von Kollege Borntreger bei badmovies.org besprochen, unter gewissen Kreisen geniesst. Elfman half der Karriere seines Bruders Danny auf die Sprünge, verschaffte ihm die Eintrittskarte ins Filmgeschäft und inszenierte u.a. auch Videoclips der Kapelle seines Bruders, „Oingo Boingö. Neben dem Theme steuert Danny aus Dankbarkeit auch einen Oingo-Boingo-Song zum Soundtrack bei. Elfman inszenierte zuletzt Modern Vampires (in England als Revenant gelaufen) und jüngst Date or Disaster. Dank der annehmbaren Kameraarbeit und einem ganz guten Gefühl für Tempo und Timing kommt gelegentlich Atmosphäre auf, aber richtig mitreissend wird die Sache dann letztendlich doch nicht.

An der Darstellerfront ist natürlich zu allererst Meg Foster zu erwähnen – die gute Meg gehört ja normalerweise zu den Leuten, die man auf Anhieb (anhand ihrer irgendwie etwas seltsamen Augen) erkennt, aber in Shrunken Heads beweist sie Wandlungsfähigkeit – erstens mal spielt sie ´nen Kerl oder zumindest eine ziemliche „butch“-Lesbe, und zweitens dann auch noch, da charakterlich total überzeichnet, auf komödiantische Art und Weise und hat damit ganz guten Erfolg. Zumindest mal eine ganz andere Rolle, als man sonst aus grösseren Filmen wie They Live oder Leviathan gewohnt ist. Meg Foster war auch im anderen gescheiterten Full-Moon-Kinoprojekt Oblivion mit von der Partie.

Julius Harris, der hier den Mr. Sumatra durchaus überzeugend creepy und undurchsichtig gibt, ist ein echter Exploitation-Veteran. Auszüge aus seiner beeindruckenden Vita: Shaft´s Big Score, Superfly, Black Caesar, Hell up in Harlem, Friday Foster, King Kong, und nach einem Ausflug in Charakterrollen wie in Ein Aufstand alter Männer wieder Genre-Kost wie Darkman, Prayer of the Rollerboys, Maniac Cop 3 und Harley Davidson and the Marlboro Man. Eine solche Latte an Exploitation- und Trash-Klassikern muss man sich erstmal zusammenspielen, allein dafür gebührt Respekt und Harris hat an seiner Rolle auch sichtlichen Spass.

Die jugendlichen Hauptdarsteller können mit den prominenten Kollegen kaum mithalten. Aeryk Egan (Tommy), der 1990 in Flatliners in Erscheinung trat, kann kaum überzeugen, er bleibt im Leben etwas zu blass und hat als Schrumpfkopf kaum mehr grosse Möglichkeit zum schauspielern (aber als ein Teil der vermutliche einzigen Frau/Schrumpfkopf-„Liebesszene“ der Filmgeschichte hat er zumindest einen historischen Verdienst). Zuletzt war er im von amerikanischen Genrefreunden gefürchteten Reality-TV-Parodie-Schocker Pinata: Survival Island mit von der Partie. Schon besser fährt da Rebecca „Becky“ Herbst als Sally. Soweit man das heutzutage ungestraft über ein zum Drehzeitpunkt siebzehnjähriges Mädel sagen darf, ohne als Pädophiler zu gelten, ist sie erst mal ein echter Hingucker (wäre sie volljährig gewesen, täte ich „ein echter foxx“ sagen) und auch schauspielerisch zieht sie sich achtbar aus der Affäre, unter Einschränkung der nicht wirklich glaubhaften Liebesbeziehung zu Tommy, aber für die kann Becky nix, die steht ja im Drehbuch. Ihre Kohle verdient Rebecca Herbst mittlerweile seit sechs Jahren in der Belegschaft von General Hospital – wohl ein gesichertes Auskommen.

Das VPS-Videotape, das ich zur Begutachtung hatte, kommt im Vollbildformat (sieht aber so aus, als wäre der Film nicht im Widescreen-Format gedreht), disqualifiziert sich aber durch die Weglassung des Schlussgags zugunsten des VPS-Logos. Die Bildqualität ist zudem nicht gerade umwerfend.

Fazit: Eigentlich weiss ich nicht recht, wem dieser Film letztlich gefallen sollte – wer einen launigen Kiddie-Grusler erwartet, wird von der Düsternis und den für die Verhältnisse dieses Genres doch recht heftigen Gewalttaten abgeschreckt werden, wer angesichts des FSK-18-Siegels aber einen echten reinrassigen Horrorfilm mit blood´n´gore erwartet, dem wird das ganze zu züchtig, prüde und blutarm sein. Zwar hat der Streifen für seine Preisklasse einen ziemlich guten Look und annehmbares Tempo, aber die Uneinheitlichkeit, ob man den nun im weitesten Sinne einen Kinder- oder einen Horrorfilm drehen wollte, führt zu einer gewissen Zerrissenheit, die den Streifen weder auf dem einen noch dem anderen Gebiet voll funktionieren lässt. Full-Moon-Fans, die daran gewöhnt sind, dass die Filme ihrer Lieblings-Filmschmiede selten wirklich viel Sinn machen und einfach eineinhalb Stunden kurzweilige Unterhaltung geboten haben wollen, kommen auf ihre Kosten – kein absolutes Highlight in der Firmenhistorie, aber auch kein negativer Aussetzer. Schlicht und einfach solides Entertainment full-moon-style.

(c) 2004 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 6


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