- Deutscher Titel: Shotgun
- Original-Titel: Shotgun
- Regie: Addison Randall
- Land: USA
- Jahr: 1989
- Darsteller:
Stuart Chapin, Riff Hutton, David Maxwell, David Marriott, Rhonda Gray, Metanel Ryan
Vorwort
Der schmierige Winkeladvokat Levington ist ein schlimmer Finger – abgesehen davon, dass er Anwalt ist (böse Zungen könnten behaupten, das reicht sowieso) hat er seine dreckigen Griffel auch in Drogen- und Waffengeschäften und übernimmt mal eben mit seinen schwerbewaffneten Schergen ein ganzes mexikanisches Dorf. Auch sein Sexualleben ist eher von der unsympathischen Sorte – der Herr lässt sich von seinem Adjutanten Rocker Nutten zuführen, die der studierte Jurist dann im Sado-Maso-Outfit krankenhausreif prügelt. Die Cops Billings und Jones nehmen die Spur des Nuttenschlägers auf und für Jones wird die Sache schnell extrem persönlich – seine Schwester IST nämlich zufälligerweise Angehörige des horizontalen Gewerbes und nach einem unerfreulichen Encounter mit dem Lederfreak ziemlich tot. Ehrensache für Jones, den Fall lösen zu wollen und nicht überraschend, dass seine eher rüden Methoden nicht den Beifall der Dienstaufsichtsbehörden finden. Jones wird suspendiert und heuert in der Privatwirtschaft als Kopfgeldjäger an. Nach einer Weile kreuzen sich sein neuer Job und sein altes Bestreben, denn der zwischenzeitlich mal festgenommene Rocker geht nach gestellter Kaution stiften. Da muss Jones schon die Schrotflinte auspacken…
Inhalt
Wieder einmal liegt uns ein Frühwerk der verdienstvollen B-Action-Schmiede PM Entertainment vor, heute verbrochen von Addison Randall, der uns bereits den extrem doofen, aber nicht ununterhaltsamen No-Budgeter „Payback“ (produziert von Pepin und Merhi, aber noch nicht unter dem PM-Banner) bescherte. Auch „Shotgun“ ist ein haarsträubendes Sammelsurium wirrer Ideen, das sich zur Aufgabe gestellt zu haben scheint, möglichst viele bekanntere Vorbilder abzukupfern und das ganze mit den videokompatiblen Zutaten „Gewalt“ und „nackte Tatsachen“ zu garnieren. Die Folge ist, dass die Story reichlich konfus geraten ist – „Shotgun“ beginnt als (für frühe PM-Verhältnisse) breit ausgewalzte Action-Orgie (nämlich gleich mit einem nicht unblutigen Shoot-out), verwandelt sich unumwunden in einem Sadomasothriller, nimmt eine kurze Auszeit als Cop-Drama, ehe ins durch Colt Seavers einem breiten deutschen Publikum bekannt gemachten Kopfjägergenre gewechselt wird, bevor zum Finale hin „A-Team“-mäßig Panzerfahrzeuge gebastelt werden und in einem weitgehend sinnfreien, aber dafür laut knallenden und Leichenberge auftürmenden Showdown alles auf die „Ein-Mann-sieht-rot“-Karte gesetzt wird.
Da sich diese unterschiedlichen Elemente nie zu einem flüssigen Ganzen verbinden, hat man beim Ansehen irgendwie das Gefühl, mindestens drei Filme gleichzeitig zu sehen. Das könnte hochgradig unterhaltsam sein und ist es aufgrund zahlreicher zum Schreien (unfreiwillig) komischer Szenen auch (z.B. wenn eine Hausfrau sich todesmutig auf die Kühlerhaube ihres eben vom Schurken geklauten Auto wirft oder kurz vor Schluß ein alter Kumpel des Helden aus dem Hut gezaubert wird, der mit Jones zur Panzerbastelstunde schreitet), kommt aber nicht ohne die PM-Filmen aus den späten 80ern gewohnten Längen aus. Wie schon öfters an dieser Stelle erwähnt, war PM damals budgetär noch nicht in der Lage, Nonstop-Action auf Video zu bannen, sondern musste sich auf ein-zwei aufwendigere Szenen beschränken und den Rest mit Füllmaterial, eh, füllen (merkt man auch daran, dass DER klassische PM-Stunt, das sich aus einem Feuerball heraus überschlagende Auto, hier noch nicht implementiert ist. Dafür setzen die Jungs allerdings ihren dauerangemieteten Hubschrauber wieder mal ins Bild. Ist doch auch’n alter Bekannter). Das Füllsel ist hier allerdings aufgrund seiner schlichten Abstrusität unterhaltsamer als in Werken wie „L.A. Heat“ oder „Midnight Warrior“ – und ebenfalls nicht zu verachten ist der Lachfaktor, den „Held“ Stuart Chapin an sich darstellt – wenn der bärtige Zotteltyp die stahlharte Kampfmaschine mimt und dabei aussieht wie eine Mischung aus Rübezahl, Chuck Norris-Imitator für Arme und Spät-70er-Beach-Boy oder -Bee Gee und dabei krampfhaft versucht, „gefährlich“ und „cool“ zu wirken, kommt man weniger in die Versuchung, vor Ehrfurcht zu erstarren als vielmehr in der Hosentasche nach 1,20 Euro zu suchen, um dem armen Penner eine Obdachlosenzeitung abzukaufen. Manche Leute mögen knapp 2 Meter groß sein und ein breites Kreuz haben, sind aber dennoch nicht zum Action-Helden geboren (ich versuch mich ja auch nicht als neuer Stallone)…
Addison Randall hat rein regietechnisch von „Payback“ zu „Shotgun“ nicht wirklich viel dazu gelernt. Die Actionszenen sind zwar recht flott inszeniert und bieten für den überschaubaren „Buck“ ziemlich viel „Bang“ (auch wenn schon auffällt, dass im Showdown gerade mal zwei Schrottkarren in die Luft gejagt werden), will sagen, für das vermutete Budget knallt’s recht ordentlich, aber zwischen den Actionszenen geht Randall die Puste aus, eine Hand-to-hand-Combat-Szene könnte er nicht inszenieren, wenn sie ihm Jackie Chan und Jet Li vorzelebrieren würden, und die ein oder andere eher mysteriös zu nennende Einstellung stellt sich genauso ein wie teilweise obskurer Schnitt (und der liegt nicht an der Zensur). Nicht wirklich geholfen wird ihm durch den extrem billigen Videolook – die meisten billigen 80er-Jahre-TV-Serien sehen kinematischer aus als dieser Film.
Was den Film von vielen anderen PM-Werken abhebt, ist ein ziemlich hoher Sleaze- und Exploitation-Faktor – neben technisch eher mangelhaften, aber dafür recht graphischen Shoot-outs geizt der Streifen nicht an nackter weiblicher Haut, traut sich was mit den SM-Prügel-Einlagen (auch wenn die wirklich üblen Dinge natürlich off limits bleiben) und liefert mit der ausführlichen Vorstellung des Schläger-Opfers Sheri eine Rundumansicht eines heftigst ausgepeitschten Mädels, wie ich’s in der Drastik in so manchem nominellen Frauenfolterfilm nicht gesehen habe. Recht harter Tobak für eine schnell hingerotzte PM-Produktion.
Übel stößt mal wieder die (ebenfalls typisch für frühe PM-Filme) grauenhafte Musik auf. Den souldiscofunkigen Themesong für „Shotgun Jones“ sollte man mal gehört haben (und da bietet der Film, der da Theme ungefähr dreitausendachthundertzwölfmal anspielt, reichlich Gelegenheit; besser als die „Midnight Warrior“-Hymne ist er allemal, und der Text ist lustiger), für zwei Szenen in einer (hüstel) Szene-Disco (da kann man übrigens einen Haufen Blödpfeifen beim „Tanzen“ beobachten. Da schämt man sich fast im Nachhinein für die 80er) und die seltsame Eigenart des Films, die meisten Gewaltszenen mit obskuren verzerrten Heavy-Metal-Gitarrenriffs zu unterlegen, geht einem mit fortschreitender Laufzeit ziemlich auf den Senkel.
Die darstellerischen Leistungen sind schauerlich, wobei eine ziemlich grauenvolle deutsche Synchronfassung den agierenden Nasen nicht wirklich hilft. Zu Stuart „Penner-meets-Brummbär“ Chapin hab ich schon ausgeführt (ihn sah man später noch in einer von ihm selbst geschriebenen und inszenierten Zombiecomedy namens „Deadlock“, von der ich noch nie was gehört habe), aber auch seine Co-Stars bekleckern sich nicht mit Ruhm. Riff Hutton muss den schwarzen Partner spielen (schon die Lebensversicherung erhöht?), bemüht sich um eine Mischung aus No-Nonsense-Performance und Richard Pryor-Abziehbild. Hutton agierte später in „Star Trek: Generations“ (als Klingonenstatist), dem Mega-Schmarrn „The Force“ und „Kinder des Zorns 3“. Die Schurkenbrigade David Maxwell und David Marriott bemüht sich um stilvolles Overacting der heiterkeitserregenden Sorte. Die darstellenden Damen sind bis auf wenige Ausnahmen nur dazu da, aus ihren Klamotten zu fahren und sich verdreschen zu lassen. Rhonda Gray spielte immerhin die Hauptrolle in „Twisted Nightmare“ und war später noch im PM-Klopper „Deadly Breed“ (auch hier besprochen) dabei.
Den Film, der früher mal von Scala auf VHS vertrieben wurde, scheint’s auf DVD in verschiedenen Auflagen zu geben. Mir liegt die Best-Ausgabe vor, die wiederum eine 1:1-Übernahme der früheren Eagle-Entertainment-Scheibe darstellt, darüber hinaus gibt’s den Titel nach meinen Recherchen wohl auch noch von VZM. Inhaltlich dürften alle Scheiben identisch sein.
Bildqualität: Die Bildqualität ist unter aller Kanone – ich gehe mal stark davon aus, dass hier auch mal wieder nur ein abgenudeltes VHS-Tape als Master herhalten mußte, anders sind die generalle Unschärfe (das Bild ist elendiglich soft) und gelegentliche Farbverschiebungen kaum zu erklären. Die Kompression ist mal wieder ein Witz, bewegungsintensivere Szenen neigen zu Nachzieheffekten, bei Explosionen wird’s auch schon mal pixelig. Grobkörnig ist der Vollbildtransfer sowieso. Typische Best-Plörre halt, obwohl ursächlich von Eagle.
Tonqualität: Wääh auch hier. Die einzig vorhandene deutsche Dolby 2.0-Tonspur muss von einem tauben Türpfosten abgemischt worden sein. Besonders die Musik (die ja eh nicht besonders ohrenfreundlich ist) knarzt dumpf, schepprig und übersteuert aus den Boxen. Die Dialoge sind zwar gut verständlich, aber von ständigem Grundrauschen begleitet. Macht über die Dolby-Anlage nicht wirklich Frohsinn und ist weiterer Mosaikstein für meine Theorie „alles, was mal im selben Raum mit einer dolbytauglichn Stereoanlage gestanden hat, darf sich Dolby Digital Sound nennen“.
Extras: Außer der üblichen Trailershow, wie gewohnt bei Übernahmen von Eagle Entertainment ausschließlich mit bekannten Trailern aus dem Eagle-Programm, nix gewesen.
Fazit: „Shotgun“ ist ein weiterer ziemlich gülliger früher PM-Streifen, der manch anderem seiner Zeit- und Produktionsschmiedegenossen durch die schiere Absurdität der zusammengewürfelten Themen und der völlig neben der Spur stehenden Besetzung des Hauptdarstellers einen ziemlich hohen Spaßfaktor aufweist. Die vergleichsweise heftigen Ausflüge ins SM-Gefilde könnten für eher bodenständigere Freunde des billigen Actionfilms eher abtörnend sein, verleihen dem Film aber zumindest eine eigenständigere Note und einen ziemlich hohen Sleaze-Gehalt. Summa summarum eine ziemlich krude Mischung, aus der „Shotgun“ geknetet wurde, aber für Trashfreunde durchaus einen Blick wert. Die DVD von Best allerdings ist einmal mehr eine ziemliche Frechheit.
2/5
(c) 2004 Dr. Acula