Shock Treatment

 
  • Deutscher Titel: Shock Treatment
  • Original-Titel: Shock Treatment
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  • Regie: Jim Sharman
  • Land: USA
  • Jahr: 1981
  • Darsteller:

    Janet Majors (Jessica Harper)
    Brad Majors/Farley Flavors (Cliff de Young)
    Cosmo McKinley (Richard O’Brien)
    Nation McKinley (Patricia Quinn)
    Judge Oliver Wright (Charles Gray)
    Betty Hapschatt (Ruby Wax)
    Nurse Ansanlong (Nell Campbell)
    Rest Home Ricky (Rik Mayall)
    Bert Schnick (Barry Humphries)
    Emily Weiss (Darlene Johnson)


Vorwort

Let’s do the time warp again! Okay, streng genommen befassen wir uns heute nicht wirklich mit der Rocky Horror Picture Show, aber um die Ecke gedacht dann halt doch… ich hatte eigentlich seit Jahren, quasi seit dem Pleistozäikum von badmovies.de vor, die Rocky Horror Picture Show zu besprechen, aber auf der einen Seite wüsste ich nicht, was ich zu diesem Streifen ausführen sollte, was nicht hunderte andere Reviewer vor mir (und vermutlich besser) schon breitgewalzt haben, und zum anderen bin ich ein bekennender Fan des Kultmusicals… und weil Euer Lieblingsdoc, wie mir zugetragen wurde, im Allgemeinen eher der Verrisse denn der Lobeshymnen wegen gelesen wird (was ja bei einem Projekt wie „badmovies“ auch irgendwo naheliegt), hab ich’s dann doch lieber gelassen und seit Ewigkeiten vor, mich der Thematik dem Site-Thema angemessener von anderer Seite zu nähern. Womit wir bei Shock Treatment wären, dem wenig bekannten offiziösen Sequel der Rocky Horror Picture Show, das von den paar Leuten, die es gesehen haben, wohl ohne weiteres auf den badmovies-Stapel gepackt würde…

Machen wir mal den Umweg über die Historie. Nachdem sich die Rocky Horror Picture Show trotz des Zögerns und Zauderns des produzierenden Studios Fox, dem scheinbar nicht wirklich wohl bei dem war, was sie mit ihrer Kohle da auf die Menschheit losgelassen hatten und deswegen sicherheitshalber praktisch keine Promotion für den Streifen machte, durch Mundpropaganda zum Kulthit und damit auch zum ansehnlichen Moneymaker entwickelt hatte, warf man foxseitig die Skrupel über Bord und gab bei Richard O’Brien eine Fortsetzung in Auftrag. Dem Mastermind hinter „Rocky Horror“ mangelte es auch nicht an Ideen für einen Plot, der alle Beteiligten (inklusive des eigentlich gemeuchelten Frank’n’Furter) wieder ins Boot holen würde, aber ganz so einfach gestaltete sich die Operation dann doch nicht. Tim Curry verspürte wenig Neigung, sich wieder in Drag zu werfen, Susan Sarandon hatte sich längst Richtung Hollywood-A-Liste verabschiedet, Barry Bostwick stand ebenfalls nicht zur Verfügung und auch Regisseur Jim Sharman machte aus seiner Unlust, das gleiche Terrain nochmals zu beackern, zunächst keinen Hehl (wen O’Briens unrealisierte Rocky-Horror-Sequel-Plots interessieren, dem empehle ich die englischsprachige Wikipedia). Nach längerem Hin und Her einigten sich O’Brien, Sharman und Fox schlussendlich auf Shock Treatment, dessen Plot die phantastischen Elemente des Original weitgehend außen vor ließ und sich darauf konzentrierte, vielleicht seiner Zeit etwas voraus, das US-Fernsehen satirisch aufs Korn zu nehmen. Bostwick und Sarandon wurden durch Cliff de Young und Jessica Harper ersetzt, von der Rocky-Horror-Belegschaft wurden Charles Gray (der ersichtlich als einziger wirklich seine Ursprungsrolle wieder aufgreift), Little Nell Campbell, Patricia Quinn und, natürlich, Richard O’Brien wieder vor die Kamera geholt. O’Brien verwendete Songs, die ursprünglich für das „richtige“ Sequel geplant waren (und die deswegen mehr oder weniger schlüssig in den neuen Narrative integriert werden mussten), ein üppiges Budget stand erneut nicht zur Verfügung und so kam es, wie es kommen musste…

Shock Treatment floppte erbärmlich, kassierte selbst von Rocky-Horror-Liebhabern üble Verrisse (was sich sowohl auf Film an sich als auch auf O’Briens Songs bezog) und verschwand praktisch über Nacht wieder in der Versenkung. Im deutschen Sprachraum wurde der Film anscheinend niemals aufgeführt, denn die aktuelle DVD-Veröffentlichung muss ohne deutsche Tonspur auskommen.

Hört sich doch nach idealem badmovies-de-Material an, oder? Deswegen lauerte ich schon eine ganze Weile auf eine günstige Gelegenheit, des Dramas habhaft zu werden – über Jahre hinweg war das ungeliebte Stiefkind des „Franchise“ rar wie die sprichwörtliche Seuche; ein paar der Songs aus dem Soundtrack verirrten sich als Bonustracks auf die Jubiläums-Neuauflage des Rocky Horror-Soundtracks und verstärkten mein Interesse… nun, was lange gärt, wird manchmal Wut, manchmal aber auch eine halbwegs günstige DVD. Das oben angesprochene aktuelle Release von Fox kommt zum Doc-sozialverträglichen Preis von schlappen 8 Euronen ins Haus und wurde daher pflichtschuldigst verhaftet und zwangsvorgeführt. Ich erwarte nicht unbedingt eine Schockbehandlung, aber kann der Streifen wirklich so schwach sein wie sein Ruf? We’ll see…


Inhalt

Wenn wir uns die „Rocky Horror Picture Show“ noch mal vor Augen halten, wissen wir, dass eines nicht schaden kann – ein omnipräsenter Erzähler, der uns mit Pathos und Verve durch die Handlung leitet. Haben wir hier auch. „Vor langer langer Zeit“, so informiert uns dieser (wenn auch auf Englisch, weil’s nicht für ’ne deutsche Tonspur nicht gelangt hat), „lebte ein wirklich schneller Typ, selbst sein Essen war schnell (womit wir schon mal klar stellen, welches Niveau unsere heutigen Gags haben werden“. Der Fast-Food-Fan ist aber, so unser Erzähler weiter, mit der Gesamtsituation dennoch unzufrieden, denn er möchte seine „Philosophie“ mit einem wunderschönen Mädchen teilen. Haken dran: die Olle hat ’nen anderen (sowas kommt vor, hab ich mir sagen lassen).

Womit wir uns in ein Fernsehstudio beamen. Noch ist nicht’s los, aber das große Billboard im Hintergrund legt den Verdacht nahe, dass wir uns in Denton, „the home of Happiness“, befinden. Die Crew hängt noch gelangweilt rum, obschon man sich in den Vorbereitungen für die Show zu beifnden scheint, und nun wird auch das Studiopublikum eingelassen, das prompt die Hatz auf die besten Plätze eröffnet (hm, bei den Fernsehaufzeichnungen, die ich mit meiner persönlichen Präsenz veredelte, ging das gesitterter zu) – unter den ungeladenen Gästen auch zwei bekannte Gesichter: Brad und Janet (naja, eigentlich unbekannte Gesichter, alldieweil beide von neuen Darstellern, Cliff de Young, bzw. „Suspirias“ Jessica Harper gemimt werden).

Und schon vollzieht sich der erste Song, „Denton USA“, ein Surfschlager im besten Beach-Boys-Stil, der uns, quasi als Credit-Sequenz des „Denton Dossier“, einer Daily-Show des lokalen TV-Senders „DTV“ (das Kürzel hatte ironischerweise 1981 noch nicht die Bedeutung von heute), dargeboten von in „Alltagskostümen“ gehüllten Statisten, die Vorzüge des Lebens in diesem entzückenden Städtchen darbringen soll. Moderatoren der Sendung sind u.a. Ralph und Betty Hapschatt (letztere ehedem Betty Munroe, und wir RHPS-Veteranen erinnern uns, mit Ralphs und Bettys Hochzeit fing das ganze Elend an). Im Publikum zeigt Brad nicht nur eine extrem debile Visage (die quasi noch posthum das Andenken Barry Bostwicks schändet, auch wenn der noch lebt), sondern beweist uns auch, dass er sogar zum rhytmischen Klatschen zu doof ist, der Spack.

Betty, zuständig für den örtlichen Klatsch und Tratsch, führt im Anschluss an den zwar netten, aber nicht sonderlich memorablen Song, eine „in depth discussion“ mit Richter Oliver Wright (Charles Gray, der „Narrator“ aus RHPS und seines Rollenzeichens „Sozialwissenschaftler“. Oh je, ein Sozpäd???). Wright, bekanntermaßen moralische Instanz sondershausen, eröffnet seiner Gesprächspartnerin sein Missfallen an den allgemeinen Verführungen und Lügen der Gesellschaft, dieweil Brad und Janet sich mit Nelly unterhalten, einer Bekannten Janets, die offenbar damit beschäftigt ist, mit zwei Hiwis das komplette DTV-Programm quasi making-of-technisch zu dokumentieren. Thema des Palavers ist die angesagte Gameshow „Marriage Maze“, und Nelly hält Brad und Janet, zwischenzeitlich verehelicht (Beileid!), für perfekte Kandidaten.

Nach einem Commercial für „Farley Flavors“ (fast food), das uns, der subtile Holzhammer trifft uns genau zwischen die Augen, mit einem Pseudo-Hakenkreuzlogo („5F“ – aber wenigstens gottgefällig auf rot-weißen Streifen), präsentiert wird, erfahren wir, dass Ralph und Betty mittlerweile ihr gemeinsames Eheleben ad acta gelegt haben, weswegen sich Betty für massgeblich qualifiziert hält, den ca. 30 Jahre älteren Wright eindeutig zweideutig anzubaggern.

Und da kommt auch schon der überaus populäre Showmaster von „Marriage Maze“ – Bert Schnick, ein blinder Knallkopp in Klamotten, gegen die Jürgen von der Lippes Hawaiihemden ihn für die Moderation des Worts zum Sonntag qualifizieren würden (okay, I get it – Schnick IST blind), und ungefähr so sympathisch wirkt wie eine Kreuzung aus Tom Gerhardt und Atze Schröder, nur ohne deren intellektuellen Scharfsinn. Aber egal – das Publikum (darunter sogar waschechte Ayatollahs… woah, diese poltische Satire fetzt mich pausenlos vom Stengel) rastet aus und auch Ralph Hapschatt und seine neue Mitmoderatorin Macy Struthers fahren auf den Kerl ab (aber bei denen könnte man natürlich entschuldigend anführen, es sei ihr Job). Betty zickt in Richtung Ralph und Macy: „The weaker the man, the dumber the girl!“ (Überdenkenswerte These) Damit dürfte auch klar sein, dass Macy (blond, latürnich) die Schlampe ist, die ihr Ralph abspenstig gemacht hat. Wright entdeckt Brad und Janet im Publikum und ist erfreut: „Sie repräsentieren die alten Werte dieser Stadt!“ (Soviel also zu „Darkness has conquered Brad and Janet“.) Kein Wunder, dass Brad und Janet zu Brads überschaubarer Begeisterung umgehend als Kandidaten für „Marriage Maze“ ausgewählt werden. Janet hält die Sache aber mindestens für die lustigste Idee seit „Amerikas lustigste Autopsievideos“ und zerrt den bedauernswerten Ehehansel auf die Bühne.

Bert hält sich nicht lange mit großen Rede auf und brandmarkt Brad ohne weiteres als „emotionalen Krüppel“. Brad lacht nervös, aber Bert fährt, wozu das Studiopublikum tobt und sich totlacht, damit fort, die Majors-Ehe nach allen Regeln der Kunst zu beleidigen und in den Schmutz zu ziehen (im übrigen wäre ich sehr dafür, wenn sich Bert Schnick mal entscheiden würde, ob er sich an deutschem oder französischem Akzent versucht). Der Moderator spricht das Machtwort: Brad wird umgehend zu den „Neurospezialisten“ McKinley verbracht. Janet ist das ein wenig too much: „Er ist ja ein wenig langweilig, aber ist das nicht zu heftig?“ (Diskutabel).

Nö, denn sonst käme unser Film nicht in die Puschen. Wir verlassen sofort das gerade erst aufgebaute Gameshow-Thema und schalten um in generelle TV-Satire, denn nun sind wir in „DENTONVALE“, und Dentonvale ist eine … Krankenhausserie. Wright plagen dunkle Vorahnungen. Brad spielt weiter die allgemeine Spaßbremse: „Ich brauch keine Behandlung“, nölt er und wirft prompt tolpatschig eine Wasserflasche um. Für Janet ist die Maß, eh, das Maß voll – Brad hat sie oft genug (durch seine Tumbheit?) gedemütigt, jetzt ist schulz und behandelt wird nun, bis die olle Schwarte kracht.

Für Brad Grund genug, in einen Song auszubrechen. „Dear Blender“, heißt der wohl und in ihm stellt Brad mehr oder weniger an den Haaren herbeigezogene Verbindungen zwischen den potentiellen Gewinnen (Haushaltsgegenständen) und seiner anscheinend wirklich eher freudlosen Ehe mit Janet her. Mitten in das schönste reggaelastige Selbstbemitleiden platzt Janet duettierenderweise und freut sich: „Brad, I’m glad to say, is on his way!“ (It’s been quite a way from „Dammit Janet“ to here…).

Bert schnick erfreut uns mit einem Beispiel seiner erstaunlich unlustig gereimten one-liner: „Brad will learn how to care in the surgical chair!“ (Was, wie wir gleich noch bemerken werden, ziemlicher Lötzinn ist, alldieweil von Operationen keine Rede mehr sein wird. Es geht, ich verrate was, eher um Psychotherapie).

Also, nu endgültig ab nach „Dentonvale“, wo wir (ein running gag des Films) der Episode „The Arrival“ beiwohnen dürfen. Stars der Serie sind die Dottores Cosmo und Nation McKinley, und wem bei den beiden eine gewisse Ähnlichkeit zu Riff Raff und Magenta auffällt, der hat vermutlich Richard O’Brien und Patricia Quinn wiedererkannt. Die McKinleys sind Geschwister und machen auf jeden Fall nicht den Eindruck, als könnte man sich bei ihnen guten Gewissens in Hoffnung auf Dachschadenglättung auf die Couch legen. Brad insistiert beim „Vorstellungsgespräch“, dass mit ihm alles in allerbestester Ordnung sei. Leider kriegt er nicht mit, dass er hinterrückserweise eine Spritze in seinen wertvollen Korpus gejagt bekommt, so dass er an Ort und Stelle auf dem Schreibtisch kollabiert. „Macht er das öfter?“, erkundigt sich Cosmo scheinheilig. Janet verneint. „Dann besteht noch Hoffnung!“ Der erfolgreichen Klatschenkurierung steht nach Ansicht der Fernsehdoktoren nur noch die Unterzeichnung des „Life Contract“ im Wege. Die McKinleys erkundigen sich nach lebenden Angehörigen des Mr. Majors, der schon in den „Terminal Ward“ gerollstuhlt wird – all dies beobachtet auf dem Fernsehschirm von Mr. Farley…

Ich habe gelogen – wir kommen doch noch mal auf die Gameshow-Thematik zurück. In einer Schnellquizrunde befragt Bert gerade Janets Eltern nach Brads speziellen Extremen. Sein „Hinweis“: „mentale Instabilität“. Das bringt Mama Weiss auf die richtige Spur – Brad wurde doch seinerzeit adoptiert, was sie schon immer irritiert hat. Wie man von „adoptiert“ zur richtigen Lösung „infantile Regression“ (an der leide ich auch… das würde Mrs. Doc vermutlich bedenkenlos unterschreiben) kommt, erschliesst sich mir zwar nicht auf den ersten Blick, aber ich bin auch nur Dr. Acula und nicht Seelendoktor Acula. Der Volltreffer bringt den glücklichen Eltern aber den Hauptgewinn ein – einen Aufenthalt in der Serie „Happy Homes“ (das Konzept des Films KÖNNTE lustig sein, albeit it isn’t yet).

In Dentonvale amüsieren sich die McKinley-Geschwister und Bert köstlich… Cosmo freut sich schon auf Brads Behandlung, auch wenn Bert offenbart, dass es nicht auf seinem Mist gewachsen ist, dass Brad als Kandidat ausgesucht und den McKinleys zugeführt wurde – und auch nicht Janets (duh). Vielmehr hat Farley, DTVs Generalsponsor, den unglücklichen Brad als ersten Patienten für sein neues Programm „Faith Factory“ ausgewählt. Cosmo, a bit out of character, äußert leichte Verstimmung ob dieser Art der Patientengewinnung (nicht, das wir darauf handlungsrelevant noch mal zurückkommen würden).

Janet singt dieweil ihre erste Solo-Nummer, dieweil sie Brad, der out cold im Rollstuhl in einer Art gigantischen Vogelkäfig hockt, umrundet. „I’m sorry I met you“, säuselt sie, während der Song recht verzweifelt versucht, wie early Blondie zu klingen, „don’t tell me you love me“ (woah, sind das tiefschürfende Lyrics), verkündet sie so, und dann lässt’s der Text so richtig krachen: „Don’t sell emotion, you can’t buy devotion“ (das ist schon ungefähr Modern-Talking-Text-Niveau). Aber Brad soll sich nicht grämen, denn „I still love you in my own way“. Das wird den Knaben jetzt sicherlich schwer beruhigen.

Was macht ein unglückliches Frauenzimmer, wenn der Männe unpässlich ist und guter Rat teuer ist? Richtig, zu Mama gehen, heulen. Fällt nur leider auf äußerst unfruchtbaren Boden, denn Mama Weiss ist in aller-allerbester Laune, nicht nur, dass sie jetzt in der Tat IM Studio-Set von „Happy Homes“ (und das ist genauso idyllisch-eklig wie es sich anhört) lebt, nein, gleich fängt noch ihre Lieblingsserie an… und das IST natürlich „Happy Homes“, heute guest starring Janet Majors (wir dürfen uns das also quasi so vorstellen, dass Janet nun permanent unter Kamerabeobachtung steht, quasi Big-Brother-Gefechtsbedingungen. Mei, ist dieser Film seiner Zeit voraus). Brad, mittelschwer katatonisch, wird indes gefüttert. Papa Weiss kommt nach „Hause“, packt den Golfschläger aus und übt im Wohnzimmer das Einlochen (GOLF, ihr Schweine!). Wie die allermeisten Väter ist er mit der Wahl seiner Tochter eh nie wirklich glücklich gewesen: „She’s got a weirdo, not a husband“. „Ich hatte nie Zeit für einen Nervenzusammenbruch“, beschwert er sich zudem.

Nun wird uns eine ziemlich beknackte kurze Geschichte über einen Typen erzählt, der „mit 15 Mexikanern hinter einer Bäckerei“ gefunden wurde. Papa Weiss reagiert echauffiert (wegen des „Mexikaner“-Parts der Geschichte), setzt einen Putt meilenweit daneben und geht zum Abreagieren Rasenmähen. Die ganze Episode kann man exemplarisch dafür sehen, wie krampfhaft der Film zusätzliche Songs einbaut – Papa Weiss singt uns nämlich nun ein – absolut komplett überflüssiges, sofern wir Nebensächlichkeiten wie einen stringenten Plot oder überhaupt einen nachvollziehbaren Narrative bevorzugen – gar lustig Country-Liedchen, indem er uns seine Redneck-Mentalität erläutert: „Men should be the misters and the masters of the sisters“, ist nämlich seine Devise und Schwule, na, die hat unser starker Mann eh gefressen: „Faggots are maggots!“ (Wie schön sich das alles reimt…).

Gut, dass wir drüber gesprochen haben…

Dieweil, im Klinik-Set, wird Dinner serviert. Cosmo McKinley ist weiterhin unglücklich über Farleys Sponsoring (warum auch immer), aber Bert erinnert ihn an die positiven Seiten des Arrangements: Nun, wo Farley sich für Psychokladderadatz interessiert, wird „Dentonvale“ für immer laufen (weil’s ja auch völlig unmöglich ist, dass Farley eines Tages sein Interesse an der Seelenheilkunde verliert).

Wright und Betty Hapschatt diskutieren – zwar off-air, aber trotzdem – immer noch. Der ehrenwerte Richter wittert eine Verschwörung, weil „Charaktere aus den Serien“ verschwinden! (Das gibt so mancher Daily Soap eine völlig neue Bedeutung). Bert hingegen erläutert gerade den McKinleys den Plan – Janet soll das „Gesicht“ der neuen Psychotherapiesendung „Faith Factory“ werden – angeblich hat sie den perfekten girl-next-door-Look, dem niemand, insbesondere Farley, widerstehen kann – und Brad ist da halt im Weg (welch finsteres Ränkespiel!).

Aus purer Boshaftigkeit schauen Ralph und Macy bei Betty und Wright vorbei, nicht nur, dass sie demonstrativ Turteltäubchen spielen und man freundlich Beleidigungen austauscht, Ralph bringt auch noch einen blauen Brief – „Denton Dossier“, Bettys Klatschrubrik, wurde ersatzlos gestrichen (gut, vorhin sah’s noch so aus, als wäre „Denton Dossier“ der Titel des gesamten Programms, aber ich bin ja flexibel). Shock!

Zurück in „Dentonvale“, guest starring Janet Majors. Die möchte nämlich nun doch mal gern ihren Ehemann sehen, aber „der schläft“. Und schießlich, verklickern die bösen Docs und Bert der Holden, „it’s you we’re concerned about!“ Janet ist verwirrt, ist sie sich doch recht sicher, „glücklich“ zu sein. Cosmo und Nation verneinen im Gleichklang: „Es gibt zahllose Menschen, die glauben, sie wären glücklich, sind es aber nicht!“ Und genau für die hat niemand anderes als Mr. Farley die Lösung parat, und per Videomessage setzt er Janet ihre angedachte Rolle auseinander: Sie soll als Gesicht seiner Kampagne dafür sorgen, dass Millionen „mental health packages“ vertickt werden. Okay, also ist Farley ein langweiliger Evil Capitalist. Vergleichen wir das mal mit dem schillernden Frank’N’Furter – seufz…

Aber wenigstens kann Farley auch den Rock’n’Roll singen – „You’re not looking at a king, you’re looking at an ace“, heißt seine große Nummer und wenn ich den Text einigermaßen richtig begreife, so strebt Farley nach nichts geringerem als der Weltherrschaft via Massenpsychoanalyse. Na, wenn’s denn schee macht…

Janet ist zumindest interessiert… „Farley Flavors is fairly flattering“, stabreimt sie (gut, „V for Vendetta“ ist das noch nicht gerade), aber trotzdem will sie zu Brad. Nation stellt die Gretchenfrage: „Will er dich sehen?“ Sie ist sich da nicht wirklich sicher, oder „frankly said – he hates you!“ „Classic textbook case“, ergänzt Cosmo und wundert sich, dass Janet in Tränen ausbricht: „Das ist eine extrem negative Reaktion.“ Bert sekundiert und macht Janet weiß (höhö), dass Brad gern einen populären Fernsehstar zur Frau haben will („he needs a girl of exceptional desireability!“ Stellt sich die Frage, wie Blindschleiche Bert das beurteilen können will).

Betty räumt indessen unter Fluchen und Zähneklappern ihr Büro. Wright, der ihr nicht von der Seite weicht, meint allerdings, dass die Guteste ein wenig überreagiert (hm, ich kann ihm da nicht wirklich folgen. Wann sollte sich Betty DENN aufregen?).

Man eröffnet Janet, dass ihre neue Karriere als Mediendarling schon am nächsten Morgen im Frühstücksfernsehen beginnen soll. Ist soweit ok mit Janet, außer, dass sie gerne noch mal nach Brad sehen möchte (die ist aber auch penetrant), ehe sie zuhause die verdiente Mütze voll Schlaf nimmt. „HOME?“, entsetzt sich Bert und Nation sekundiert – hier im Studio ist das Nervenzentrum der ganzen Operation, da kann Janet sich unmöglich ‚von subtrahieren. Und nach Brad, meint Cosmo, kann sie immer noch am Morgen sehen. „MORGEN?“, regt sich Bert auf (mich regt mehr Bert auf. So hat jeder sein Kreuz zu tragen. Wenn jemand „Käsekuchen“ sagen würde, täte der jetzt entsetzt brüllen: „KÄSEKUCHEN?“).

Betty und Wright schleichen durchs Studio. Während man aus Wrights Sicht wohl eher auf der Pirsch nach Hinweisen auf fortgeschrittenes Übeltun seitens Farley und Konsorten ist, mag Betty den nächtlichen Ausflug auch gerne für romantische Avancen nutzen und Wright mit gar poetischer Poesie zutexten.

Im Hospital-Trakt bereitet man sich auf die gepflegte Nachtruhe zu. Alle Beteiligten schlafen in Krankenzimmern. Nation und Cosmo teilen sich eine Bettstatt und bereiten sich auf einen kleinen Inzest unter Freunden vor – ein bissl SM schadet dabei nie, und wenn man sich dann noch gegenseitig bewundernd „you’re no good“ an den Kopf singen kann, ist der Spaß doch geradezu vorprogrammiert. Auch in den anderen Zimmern wird gesungen, Janet ist eher traurig, Little Nell (die hier die undankbare Rolle einer Krankenschwester spielt), geht mit einem der Fernsehfritzen in die Heia und Brad wackelt lobotomisiert in seinem Rolli im Käfig – und nicht mal das Studiopublikum wird rausgelassen, die Zuschauer haben die Ehre, in ihren Sitzen ratzen zu dürfen (da würd‘ ich auch nur einmal hingehen). Oder kurz gesungen ausgedrückt: „Nighty-night, it’s time for bye-byes, it’s been a great day, thanks a heap!“ Wenn das der geneigte DVD-Betrachter an dieser Stelle auch sagen könnte, wär’s nett, aber, mal ganz unter uns, bis jetzt ist das eine erstaunlich witzlose Angelegenheit…

Ähnliches dürfte sich auch Wright gerade denken, denn der wird von Betty immer noch mit traurigen Gedichten gequält – jedenfalls so lange, bis der Studiosecuritycop mit einem toten Vogel in der Hand auftaucht und scharf fragt, ob der Tierkadaver eventuell Betty gehören könnte. Die schreit sicherheitshalber mal und reißt den friedlich entschlafenen Wright aus Morpheus‘ zärtlicher Umarmung (schlechte Poesie kann ich auch, bah).

Am nächsten Morgen… Bert Schnick macht sich ein Späßchen daraus, Janet unter der Dusche zu beobachten, ehe er von Nation ertappt wird. Also, ganz so blind scheint mir der Haubentaucher also doch nicht zu sein (damit fällt auch jegliche Entschuldigung für seine geschmacksresistenten Outfits weg). Brad hockt immer noch in seinem Käfig und ist mittlerweile auch geknebelt (er scheint mir in diesem Streifen wohl eher kaum noch eine aktive Rolle zu übernehmen).

Cosmo und Janet treffen sich in der Garderobe, wo der polierte Glatzkopf sich probehalber in eine eindrucksvolle Uniformjacke mit ausschweifenden Epauletten wirft und damit herumstolziert. Janet legt mal wieder die „Brad-sehen-will“-Platte auf, die Cosmo inzwischen so langweilt, dass er nicht mehr darauf eingeht und sie vielmehr für ihre Schönheit komplimentiert. „Ich wünschte, Brad würde mal sowas sagen“, schnieft Janet. Wird er schon noch, versichert Cosmo, aber erst mal geht’s darum, Denton in der Morgenshow mit einem impressiven Auftritt zu plätten. „Was soll ich nur sagen?“, fragt sich Janet, und, natürlich noch viel wichtiger, „was soll ich anziehen?“

Da kommt sie bei Modeberater Cosmo natürlich grad an den richtigen, bietet ihm das doch die einmalige Chance, in den (ursprünglich als zentrale Musicaleinlage des „richtigen“ Rocky-Horror-Sequels geplanten) Huldigungssong über das „kleine Schwarze“ auszubrechen – „Little Black Dress“ (eins der wenigen Lieder aus dem Soundtrack, das man als beinharter Fan sogar schon kennen könnte). Surfsound ist wieder angesagt – und ich geb’s ja zu, Miss Harper macht im kurzen schwarzen Kleidchen keine schlechte Figur… Bert schon eher (nein, er zieht nicht auch den „little black dress“ an, das wäre selbst mir zuviel), er nervt vielmehr dadurch, unbedingt eine Strophe beitragen zu müssen (und man kann über alle Beteiligten der originalen RHPS sagen was man will, die konnten ALLE singen. Bert kann’s nicht) und mit O’Briens offenbar neu entdecktem Fimmel für schlehte Wortspiele zu glänzen (oder wieso muss Berts Strophe sich um Kaviar drehen und in der Bezeichnung „little black mess“ kulminieren? Und ich denke noch nicht mal versaut…).

Man weckt das Saalpublikum – der neue Star beehrt Janet beehrt die Show. Da Betty offiziell „indisponiert“ ist, soll Macy die Anmoderation übernehmen. Janet, durchs Anziehen des schwarzen Minifummels anscheinend gehirngewaschen und schon in bester J-Lo-Divenmanier allüriert (äh, ist das ein Wort?), gibt herrisch zu verstehen, dass sie keine Anmoderation braucht. „Ich wusste es“, zischt Betty (dafür, dass die gefeuert wurde, hängt die immer noch recht zwanglos im Studio rum).

Janets große Nummer ist leider ein ziemlich vergessenswerter early-80er-Discopamp-Aufguss und zirkelt lyrisch um ihr neuentdecktes Ego: „This is the me of me, me, me!“ (und jessas, sind die Background-Tänzerinnen ugly). Farley, der das ganze Treiben wieder aus seiner Senderzentrale überwacht, ist schwer überwältigt und leckt sich die Lippen. Und als Janet gar zur Streitaxt, will sagen Gitarre, greift, bringt das sogar die billigen Kulissen zum Einsturz. Everyone and his stupid brother ist begeistert, nur Betty und Wright machen böse Miene zum bösen Spiel.

Nach dem Auftritt wird Janet nur so mit Komplimenten überschüttet, dass sogar der bescheidenste tibetanische Bergmönch Starallüren bekommen würde, so dann auch unsere Protagonistin. Betty erkundigt sich nach Brads Gesundheitszustand, doch der eingekerkerte Hubby interessiert Janet nicht mehr die Bohne. Janets Eltern sind zwar stolz wie nix gutes auf ihr Tochter, doch dass der Studio-Hot-Dog-Verteiler das Mädel glatt „sexy“ nennt, geht den Weissens dann doch ein wenig zu weit. Ganz andere Sorgen hat Betty, die sich vom Speiser der Hungrigen gern einen Kaffee ausschenken lassen würden, doch da sie „off the air“ ist, wird sie nicht mehr bedient. „We’ve been“, beginnt sie düster und Wright schlussfolgert: „written out?“ Ich hab den Dumpfen, so viel Glück habt ihr zwei nicht…

Zurück nach Dentonvale, zur Episode „The Mission of Mercy“, starring Janet Majors. Deren Eltern besuchen nämlich grad den unglücklichen und immer noch geknebelten Brad, als Janet hereinplatzt, um ihrem geschundenen Angetrauten nur mal kurz auf die Nase zu binden, „how fabulous I am“. Papa Weiss (of all people, konnte er doch Brad noch nie leiden) stellt die versammelten Doktoren McKinley zur Rede, aber Janet springt den Ärzten verteidigend zur Seite, es sei doch alles nur zu seinem Besten. „Er war in Gefahr, sich selbst etwas anzutun“, behauptet Cosmo, ohne zur roten Ampel zu werden, was all-watching-Farley amüsiert.

Cosmo erläutert nun singenderweis seine Behandlungsmethoden – d.h. wir zelebrieren nun den Titelsong „Shock Treatment“ (ein bissl New Wave, ein bissl early Power Pop, ein paar leichte punkige Einflüsse). Es verblüfft uns nicht, dass der Text sich darum dreht, dass ein gesunder Schock die beste Therapie ist – am lebenden Exempel demonstriert an Bert, dem man mal kurz ein heftiges Blitzlicht vor die Sonnenbrille knallt und schon, was für ein Wunder, kann der Paradiesvogel wieder sehen! Das ist schon einen Gruppentanz rund um Brads Käfig wert, und Bert führt die Parade an. „Er kann sehen“, entfährt es Betty und Wright findet das ziemlich „makaber. Die Blinden führen die Blinden!“

Für die anstehende „Faith Factory“-Sendung wird ein gigantisches Farley-Foto als Backdrop aufgehängt. Janet, ganz der eingebildete Star, will eins in gleicher Größe haben – kann sie auch fordern, schließlich gröhlt das Publikum bereits „We want Janet!“. Ralph muss sich mit einer Backing-Tänzerin hrumschlagen, der er eine „Introduction“ versprochen hat. Eine Journalistin erkundigt sich bei Janet, was genau sie eigentlich in der Sendung vorstellen wird. „Sanity for today“, erwidert Janet lächelnd und kryptisch. Bert, Ralph und ein weiterer Komplize nehmen Verbindung mit Farley auf, der befiehlt, wie geplant vorzugehen. Die McKinleys, erfahren wir so nebenbei, sind nicht mehr als simple „Werkzeuge“ und gehören scheinbar nicht dem „inneren Zirkel“ Farleys an. Nichtsdestotrotz sind die Doktoren willfährig, aber wohl auch nicht really evil, denn sie erinnern Janet daran, für wen sie dies eigentlich tut, nämlich für Brad. „Diesen emotionalen Krüppel?“ Das wüsste Janet aber – sie macht das alles für sich und ihr persönliches Vorwärtskommen. Sogar den skrupellosen Seelenklempnern läuft ob Janets plötzlicher 180-Grad-Wendung ein kalter Schauer über die Kopfhaut.

Janet gibt für ihre Fans ein Reprise ihrer Ego-Hymne „Me, me, me“ zum Besten, bis ihr die Knie weich werden. Nation schlägt eine Ruhepause vor, dieweil Macy und Ralph bereits für „Faith Factory“ Reklame laufen – Farley strebt, so schaut’s aus, auch einen neuen Modelook an. Ob das Karl Lagerfeld gefallen würde? Richter Wright jedenfalls ist arg skeptisch: „The false promise of a new dawn often leads to a bloody sunset“ (das hat er schön formuliert). Er schlägt Betty eine „Maskerade“ vor (den lustigen Pratchett-Roman oder das langweilige Running-Wild-Album?)

Ich würde ja herzlich gern etwas spannendes oder lustiges schreiben, aber ich muss mit dem arbeiten, was ich habe, und das liefert mir nicht gerade viele Vorlagen…

In Dentonvale läuft die Episode „Parental Predicament“. Die Weiss-Eltern laufen Ehrenrunden um den unter seinem Knebel stöhnenden Brad. Mama Weiss, mitfühlende Seele, möchte ihm „noch ein Beruhigungsmittel“ verpassen, und bei der Show wird sie ihn ganz doll vermissen. Papa Weiss ist besorgter, was die Wahl seiner Garderobe für den großen Auftritt seiner Filia angeht. Der gefesselte Brad hat Visionen von Janet und ihrem „how fabulous I am“-Auftritt. Janet, bewusstseinstechnisch momentan von der Realität abgekolppelt, erleidet ihrerseits ebenfalls verdiente Visionen und Nachtmahre, die in einer Vision ihrer selbst im Rolli und im Käfig enden, wo es Brad ist, der ihre „fabulous“-Catchphrase verwendet. Da kann man dann auch im emotionalsten Alptraum nur noch einen Blues anstimmen – „it’s no fun to be the chosen one“ (das dürfte Jesus auch gesagt haben. Und Neo.)

Wieder unter den Lebenden erhält Janet einen Krankenbesuch einer Teenie-Band (namens, festhalten, „Oscar Drill and the Bits“. Ich-lach-mich-tot). Oscar und seine Bohrer möchten wissen, ob Janet Freunde hat. Aber logo, meint sie. „Nicht mehr lange“, düstert die Teenkapelle (die mir trotzdem allemal sympathischer ist als Kyoto Jugendherberge, äh, Tokio Hotel).

Wright und Betty sind dieweil im Kostümfundus des Senders auf der Suche nach einer passenden Tarnung. Betty plagen dunkle Ahnungen – schaffen sie es nicht, Brad und Janet aus dieser „Hölle“ zu befreien, werden sie „verschwinden“ (trotzdem will sich bei mir nicht wirklich elektrisierende Spannung einstellen. Kann es sein, dass mir DIESE Janet und DIESER Brad ziemlich am breitgesessenen Hinterteil vorbeigehen?). Wright ist am Grübeln… McKinley, McKinley, den Namen hat er doch schon mal irgendwo gehört. „Das war ein Präsident“, hilft Betty dem ehrenwerten Richter auf die geistigen Sprünge – und es wirkt! Denn, obwohl mir nicht wirklich ein vernünftiger (oder unvernünftiger) Grund dafür einfällt, ist Wright der Überzeugung, dass jetzt „langsam alles einen Sinn ergeben würde“ (der muss ’nen anderen Film sehen als ich).

Auch Farley brezelt sich für den anstehenden Event angemessen auf, schließlich habe er „ein Date mit der Vergangenheit“ (aha? Großartige Plotenthüllungen ahoi, oder wie?).

In der Garderobe herrscht dieweil schiere Freude an der Verkleidung, die von den beteiligten Pärchen (Betty/Wright, die Weiss-Eltern, Ralph/Macy, Little Nell/ihr mir namentlich unbekannter Lover aka Rik Mayall) selbstverdingslich auch sangestechnisch ausgelebt werden muss. Was in der ersten Strophe noch halbwegs was mit der Story zu tun haben könnte (alldieweil es da wohl um den Spaß geht, den man am „in-andere-Rollen-schlüpfen“ hat), verabschiedet sich der Song spätestens zum Chorus ins Nonsense-Land, bzw. ein Refrain namens „The angels got the voices, but the devil got Rock’n’Roll“ passt eher auf ein Meat-Loaf-Album – oder in ein „richtiges“ Rocky-Horror-Sequel – denn in diese Storyline. Summa summarum hüllen sich alle Beteiligten in Krankenschwester- bzw. -pfleger-Uniformen (was zumindest bei Little Nell auch IN der Story tinnef ist, alldieweil die ja wirklich eine ist). Nation erinnert Janet in ihrer Privatgarderobe daran, dass Brad ein emotionaler Krüppel ist (die Doktoren scheinen sich auch nicht ganz einig zu sein, auf wessen Seite sie nun stehen) und die sichtlich noch mental und körperlich angeschlagene Janet wird von ihren Freunden mit Psychopharmaka minderer Güte versorgt. Die Qualitätsbeurteilung übernimmt insoweit Nation, die Janet die Pillen prompt wieder wegnimmt und sie mit dem RICHTIGEN Stoff versorgt.

Im Studio wird das Publikum vom warm-upper mächtig angeheizt: „Gimme a J! Gimme a A! Gimme a N!“ (You get the picture), indes Betty sich heimlich vor einen Computer (damals noch was ganz doll neues) geschliche hat und im 1981-Äquivalent von Google (hüstel) nach den McKinleys forscht. Die Kurzbio der Doktoren ergibt, dass selbige schon ziemlich weit rumgekommen sind – England, Deutschland, Südafrika… „Oh my God“, entfährt es Betty, „character actors!“ (Is that meant to be * funny *?). Da dies vielleicht nicht ganz die dramatische Offenbarung ist, mit der man ein dahinsiechendes Publikum zum Finale hin aufwecken könnte, sucht Betty weiter nach Hinweisen, unter dem Stichwort „Farley Flavors“. Der Computer antwortet lapidar und ominös: „See Brad Majors“. Betty folgt dem „Link“ und landet auf einem Mikrofilm aus Ike Eisenhowers Zeiten. Die Schlagzeile soll uns vermutlich gar trefflich vom Hocker fegen: „TWINS SEPERATED!“ brüllt es uns da in BLÖD-Zeitungs-kompatiblen Lettern entgegen (muss ein echt mauer Nachrichten-Tag gewesen sein, wenn das auf die Titelseite kommt). So you really all got the dramatic revelation? Brad und Farley sind Zwillingsbrüder. Juppheister und herrjemine.

Auf der Bühne dürfen Oscar Drill und die Bits die Meute weiter in Fahrt bringen, was sie mit einem mäßigen Rock’n’Roll-Stück, das mehr oder weniger davon handelt, dass man auf Pump und Bluff ganz gut leben kann, wenn man’s richtig anstellt, erledigen. Wichtiger ist da schon, dass Wright den armen Brad endlich befreit und eine eher geistig abwesende Janet für die Show eingekleidet wird. Brad, auch noch nicht ganz da, fragt, wo’s denn nun wieder hin geht. „Zu einer Familien-Wiedervereinigung“, erläutert Betty.

Während das Publikum noch die Drillbits feiert, halten die Bösen einen letzten Kriegsrat. Farley erklärt, warum er sich Janet als Face für seine Kampagne ausgekuckt hat: „Sie repräsentiert alles, was unsere Kunden wollen: Unschuld, Anstand und die Illusion eines Happy Ends!“ Und hinter ihrem „Image“ wird man sich mit der Therapie nicht nur dumm und dusslig verdienen – schließlich wird die starke Hand eines „Überlebenden der Diplomatie“, Bert Schnick, alles kommandieren (hä? Ich hab ehrlich gesagt immer noch nicht wirklich einen Schimmer, welch‘ gar grässliche Schandtaten Farley nun beabsichtigt. Will er einfach nur Kohle machen oder steckt hinter seinem Therapie-Konzept ein größerer Plan?)

Neely interviewt Farley. Ihr deucht durchaus, dass Farley mehr vor hat, als nur eine neue TV-Show zu präsentieren. Aber hallo, bestätigt ihr der Mogul, „we’re planning to put sanity back on the national schedule!“ (Das könnte in Amerika manchmal in der Tat nicht schaden). Wie Janet da reinpasst? „Sehr hübsch,“ grinst Farley. Janet macht aber gerade nicht so den hilfreichen Eindruck. Immer noch geistig im La-La-Land fragt sie großäugig nach Brad.

Der bekmmt gerade von Wright und Betty erklärt, dass Janet all das darstelle, was Farley in all den bitteren Jahren seit der Trennung der Twins verwehrt gewesen wäre (okay, DAS ist also die lächerliche Ausrede von Motivation für unseren Schurken? Verdammt, und sowas tritt die Nachfolge der Exaltiertheit in Person, Frank’n’Furter an… das würde ich noch nicht mal ’ner Matlock-Folge durchgehen lassen).

Nation ist MC der Sendung und kündigt „Miss Mental Health“, demzufolge Janet an, deren Eltern vor lauter Stolz fast die Korsettstangen wegspringen. „She walks in beauty“, säuselt Nation und stellt ihrem Publikum die Frage: „Who do we love?“ Janet, natürlich. Und einen Spezialgast gibt’s auch noch anzukündigen, niemand geringeres als den PRÄSIDENTEN. Man erhebt sich ehrfurchtsvoll von den Sitzen, doch wer da das Studio betritt, ist ein Idiot im lächerlich sitzenden Anzug (okay, es könnte IMMER noch George W. Bush sein) und stellt sich als „Irwin Lapsey, Präsident von Lapsey Autos“ vor (darf ich Euch dezent darauf hinweisen, dass das noch einer der besseren Gags des Films ist? Ja, das Nie-wo ist so traurig). El Präsidente möchte Miss Mental Health ein Fahrzeug aus seinem Repertoire stiften, und zwar „an almost brand-new convertible“ mit allen Schikanen, die man sich so in den 70ern als sinnloses Zubehör vorstellen konnte. Cosmo allerdings greift sich den Schlüssel und der Präsident stapft missmutig, weil er nicht zu Janet herself durchdringen konnte, ab. Janet möchte ein paar Worte an die Audience richten, aber Ralph weiß es zu verhindern: „Sie ist völlig sprachlos!“ Im Gegensatz zu jemandem, der sehr wohl etwas zu sagen habe… „den allwissenden und jetzt auch all-sehenden Bert Schnick!“

Während Wright, Brad und Betty durch die labyrinthartigen Korridore des Kliniktrakts irren, entert Bert die Bühne und erklärt seine Wunderheilung als Geschenk von Farley! Der lässt sich nicht lumpen, sondern vielmehr feiern und betritt nun in Person die Bretter, die die Welt bedeuten.

Farley spielt den „benevolent dictator“ und verkündet, dass diese Nacht der Anfang etwas GROSSEN sei: „Whenever the phrase ’sanity and vanity‘ will be uttered, it will be linked to this night, this station and this beautiful face!“ (Trotzdem schreit das nicht gerade EPISCHER KINTOPP). Brad nutzt diesen Moment des Triumphs seines Zwillingsbruders, um dekorativ durchs Pappmache-Backdrop zu stürzen und Farley ein „Verführer!“ an den Kopf zu werfen. Die beiden beharken sich eine Weile lang mit sich auf „-ser“ reimenden Anschuldigungen, bis Farley die Verhaftung des Störenfrieds feuert. Jetzt misst sich Janet ein, die nun endlich begriffen hat, an wessen Seite sie gehört – und sie schenkt Farley ein, dass sie den Lebenszeitkontrakt nie unterschrieben habe. Farley bestätigt Brad daraufhin, dass er Janet nur seinetwegen (also Brads wegen) ausgewählt habe (das gefällt schätzungsweise jeder Frau).

Das brüllt geradezu nach einem konfliktauflösenden climax-Song-Duett-Duell zwischen Brad und Farley. Farley singt Brad an: „You’ve lost your cause, you’ve lost your heart, you’ve lost your baby, so say bye-bye“, aber Brad kontert mit: „We lost our mum and dad, if I’m losing you… too bad!“ In einem sind sich die ungleichen Zwillinge aber einig: „The best thing you could do is die!“

Farley fordert das gespannte Publikum auf, Brad zu ignorieren, denn der sei bekloppt. „Ich bin so gesund wie du, sogar noch gesünder,“ verteidigt sich Brad und Cosmo versucht zu retten, was zu retten ist: „Und er war nur einen Tag bei uns!“ Bert fügt seinem Fundus an memorabel-dämlich-undurchschaubaren Lines die Gemme „Die werden bei Morgengrauen an die Donau geschickt“ hinzu. Das kapiert nicht mal Ralph. „Nur Erinnerungen“, entgegnet Bert (ich werde den Gedanken nicht los, das irgendwo in dem Konzept „Bert Schnick“ ein interessanter Charakter steckt, der raus möchte).

Farley lässt sich die Butter nicht vom Brot nehmen und dreht die Situation zu seinen Gunsten – Brad und Janet seien perfekte Beispiele für das, was er mit seinem neuen Programm zu bekämpfen beabsichtige. Während Brad, Janet, Wright und Betty unter den Buh-Rufen des Publikums (denn Farley hat die Crowd voll unter Kontrolle) von der Bühne geführt werden, verspricht Farley seinen Jüngern, dass man auf diese Weise auch den „Rest unseres Hauses, inklusive OBEN“ aufräumen werde (aha, also doch eine politische Dimension). Zu Neelys bitterer Verzweiflung wählt Farley spontan Macy zum Impromptu-Janet-Ersatz. Das bringt ihr den Stinkefinger Bettys ein, und Mama Weiss ist ma heulen, Janet hat versagt. Papa befiehlt ihr, die Schnauze zu halten und vielmehr „einer Erfolgsgesichte“ ergriffen zu lauschen. „Das könnte noch schlimmer werden als die alte Serie“, stöhnt Nation (hm? Du bist doch bei der Siegerpartei, oder?), aber Cosmo grinst sie bis über die polierte Platte an: „In der alten Serie hatten wir kein ‚convertible‘!“ Farley küsst Macy und gibt das Kommando aus: ab in eine „hygienische Zukunft“, mir nach nach Dentonvale! Die totale Begeisterung bricht aus (nur nicht bei Neely, die realistisch feststellt, dass alles Gute immer anderen Leuten passiert. Fast wie im richtigen Leben), das komplette Saalpublikum (und die TV-Crew) lässt sich enthusiastisch in die Klinik einweisen und reißt Farleys Komplizen wie beim Wühltisch bei Woolworth die Sträflings-Klinikklamotten aus der Hand.

Das bringt Brad auf eine Idee – der sie bewachende Security Guard ist eh schon hin- und hergerissen zwischen Pflichterfüllung und dem Drang, sich ebenfalls mental voll überholen zu lassen. Brad stösst ihn in die richtige Richtung – „nur nicht den Anschluss verpassen!“ Der Guard lässt seine Gefangenen stehen und hüpft freudig in die Klinik.

Zum allgemeinen Happy End können Brad und Janet einerseits, sowie die nun offenbar ernstlich romantisch verkuppelten Wright und Betty ihr Schlussthema „We’re gonna do it anyhow“ anstimmen und durch’s leere Studio singen und tanzen. Oscar Drill and the Bits, die in letzter Sekunde Farleys übles Spiel durchschaut und sich abgesetzt haben, stimmen in das fröhlich Lied mit ein, dieweil in Dentonvale der Rest-Cast in Zwangsjacken, eingekerkert, aber glücklich ein Reprise von „Denton USA“ zum Besten gibt, das sich in ein Medley mit „We’re gonna do it“ wandelt. Unser Helden schließen den convertible kurz und entkommen in die (geistige) Freiheit. Das Schlusswort spricht Wright: „The sun never sets for those who ride into it“ (das können Millionen Cowboys sicherlich bestätigen).

Dann läuft auch schon zu den Klängen von „Shock Treatment“ der Abspann und ich bin irgendwie nicht schlauer oder „unterhaltener“ als vorher…

Ich sag’s immer wieder und gerne, und nie hört jemand auf mich – Kult ist nicht kalkulierbar und schon gar nicht beliebig reproduzierbar. Wenn man also den seltenen Glückstreffer gelandet und erfolgreich einen „Kultfilm“ zu Wege gebracht hat, heißt das noch lange nicht, dass man das dieses Kunststück noch mal fertig bringt. Und dennoch – ein Sequel zur „Rocky Horror Picture Show“, vom selben kreativen Team und einem gerüttelt Maß an wieder auftretendem Talent aus dem Vorgängerfilm, derart … lasch auf die Leinwand zu bringen, das ist auf seine eigene Art und Weise schon wieder ein Kunststück.

Woran scheitern Richard O’Brien und sein Director Jim Sharman letztlich so (un-)spektakulär? Kurz gesagt – an allem…

Zunächst mal ist „Shock Treatment“ konzeptionell eine ziemliche Totgeburt, auch wenn sie ihrer Zeit zweifellos mächtig voraus war: 1981 bereits ein „stadtumfassendes“ (auch wenn das im Film nie ganz so raus kommt, ist es wohl so intendiert) Studio vorauszusehen, in dem 24 Stunden am Tag Reality-TV betrieben wird, ist schon ein wenig prophetisch (und gleichzeitig wohl auch ein Grund für den phänomenalen Flop des Films, weil sich 1981 noch niemand ein solches Szenario vorstellen konnte. Nun, nach der „Truman Show“, Big Brother und allem ähnlichen Gedöns erscheint einem diese Vorstellung nicht besonders aufregend).

Die Schwierigkeit dabei ist allerdings, dass O’Brien und sein Mitschreiber Sharman mangels realem Vorbild wirklich etwas satirisch-witziges aus der Situation zu ziehen; heutzutage wäre es sicherlich einfacher, einen lustigen Film in dem Setting eines solchen Studios zu drehen und die angerissenen Ideen wie „Leben in einer Serie“, „Herausschreiben von Charakteren“ und „Verbannung in eine ‚Nowhere-Serie‘ mit Leben zu erfüllen. Obwohl das Schreiberteam, angesichts der Massen an Songs, nur knapp 45 Minuten Film mit Plot füllen muss, ist es arg wenig, was am Ende ‚bei rumkommt. Da wäre es mir entschieden lieber gewesen, hätte man den ursprünglichen Anreißer, das Thema einer sadistischen Gameshow, in der ein entfremdetes Ehepaar durch allerlei schräge Aufgaben gejagt wird, um sich am Ende „wiederzufinden“, konsequent verfolgt (vom Gameshow-Thema ist spätestens nach „Bitchin‘ in the Kitchen“ nichts mehr zu hören und sehen).

So aber hat „Shock Treatment“ inhaltlich gar nicht das Potential, wie die RHPS Standard-Plotelemente (dort: gothischen Grusel, mad scientist-Stuff, SF-Elemente) bewusst zu „pervertieren“ und dadurch ins Groteske zu übersteigen, weil einfach die Bezugspunkte fehlen. Anstatt mit einem erprobten Baukasten zu arbeiten, den er nach Herzenslust schänden konnte, muss O’Brien mehr oder weniger ins Blaue fabulieren und scheitert dabei (auch wenn der den Film ebenfalls durchziehende Gedanke, den amerikanischen Wahn zur Psychotherapie zu karikieren, durchaus sympathisch ist).

Die Charaktere sind im Vergleich zu den Gestalten, die den Vorgängerfilm bevölkerten, trotz teilweise erzwungener Ausgeflipptheit (Bert Schnick, der, glaubt es oder nicht ursprünglich Dr. Everett von Scott sein sollte, bis sich auch zu Richard O’Brien herumsprach, dass Jonathan Adams keine Lust hatte, seine Rolle wieder aufzunehmen, und erst dann in die vorliegende Form umgedoktort wurde) blah. Das trifft speziell natürlich auf die Hauptfiguren Brad und Janet zu – okay, auch bei der „Rocky Horror Picture Show“ war es in gewisser Weise gewollt, dass Brad und Janet „Langweiler“ sind, die von Frank’n’Furter erst mal ordentlich umgepolt und zu sinnlichen Genussmenschen gemacht werden, aber bei Barry Bostwick und Susan Sarandon war ihre Langweiligkeit geradezu eine Kunstform, weil sie geschickt genau so weit übersteigert war, um ihre satirisch-komödiantische Wirkung zu entfalten, sie aber trotzdem als Figuren interessant zu halten und das Publikum an sie zu binden. Jessica Harper und Cliff de Young hingegen, wenn ich der Schauspielerschelte einmal kurz vorgreifen kann, agieren größtenteils (soweit sie in diesen Rollen überhaupt agieren können, da man ihnen nicht viel mitgegeben hat und de Youngs Brad eh 90 Prozent des Films gefesselt und geknebelt verbringt) langweilig-langweilig. Da ist keine ironische Überhöhung (auch wenn man Brad als Tolpatsch darzustellen versucht, was auch inkonsistent mit seiner Darstellung in RHPS ist); Janets character turn kommt so plötzlich-unvorbereitet, dass man als Zuschauer überhaupt keine Chance hat, den irgendwie inhatlich zu verarbeiten; es wird nur unzureichend vorbereitet, dass Janet sich von 0 auf Gleich von der leicht weinerlichen Husche zur knallharten Ego-Schlampe verwandelt, so dass es keine Wirkung hinterlässt. Anstelle einer emotionalen Beteiligung muss es der Zuschauer so wohl oder übel beim achselzuckenden Zukucken belassen, so er denn will. Riff Raff und Magenta, eh, Cosmo und Nation, sind ein sehr lahmer Aufguss des Originals – zumindest O’Brien lässt es nicht an Spielfreude mangeln, aber die eher undurchschaubare Anlage der Figuren (sind es, wie Sekundärmaterial zum Film impliziert, wirklich nur „character actors“, die vorgeben, Ärzte – und Geschwister – zu sein? Sind sie willige Partizipanten an Farleys Plan, doch nur Hilfsknechte, identifizieren sie sich mit Farleys Zielen oder nicht?) sorgt dafür, dass auch aus dieser Richtung kein Frohsinn kommt.

Die einzigen Momente, die wirklich ein wenig Vergnügen bereiten, kommen ironischerweise sozusagen aus der dritten Reihe, nämlich von Betty Hapschatt und Judge Wright, die zwar über weite Strecken nicht mehr als eine Art greek choir bilden, der für den Zuschauer, der durch die Songs immer wieder aus der „Story“ gerissen wird, immer wieder rekapitulieren, was geschehen ist und es in einen gewissen Kontext (aus dem man zugegebenermaßen nur selten schlauer wird), aber sich wider Erwarten mit guter chemistry zu einem passablen comic-relief-Duo (dass man so etwas in einem Film dieser Art überhaupt * braucht *, ist erschütternd genug) entwickeln. Des Judges Sprüche mögen gelegentlich kryptisch anmuten, aber sie verleihen dem Film wenigstens für Sekunden die „insanity“, die RHPS im Übermaß besass (was besonders tragisch ist, da das Konzept des Films ja nicht weniger als die „Ausmerzung“ vermeintlicher „insanity“ in den Mittelpunkt stellt… scheinbar haben die powers-that-be Farleys Programm schon erfolgreich durchlaufen).

Wo wir gerade bei Farley sind – es sind schon ganze Galaxien (mindestens von Transsexual bis zur Milchstraße) zwischen Frank’n’Furter, dem bisexuellen Mad Scientist in drag vom anderen Stern und Farley Flavors (auch wenn beide als Initialen FF tragen), einem Medien-Mogul mit Eifersuchtsdilemma. Wo ist da das Ikonische, der larger-than-life-comic-book-Approach? Eine Figur wie Farley passt eher in eine daily soap als in ein durchgeknalltes Rockmusical, was „Shock Treatment“ ja gerne sein möchte – zwar wird dezent mit böser Nazi-Symbolik (seinem 5F-Logo) und vagen politischen Umsturzplänen durch Psychotherapie gespielt, aber das bleibt so vage, so langweilig (von dem gezwungenen Zwillingssubplot mal ganz abgesehen… der ist so hohl, der schwimmt sogar in Milch). Da fehlt’s einfach an der nötigen Grandezza.

Aber man könnte ja über vieles hinwegsehen, auch einfallslose Figuren und ein Konzept, das die Wurst nicht vom Brot zieht, jedoch über eines nicht – der Film ist schlicht und ergreifend nicht WITZIG. Es ist durchaus möglich, sich den kompletten Film reinzuziehen, ohne auch nur einmal laut zu lachen (bei diesem Euren Doc, der ja bekanntlich leicht zu erheitern ist, reichte es für eine Handvoll Grinser) und das ist die tödliche Kardinalsünde. Das Script will auf Teufel komm raus komisch sein, baut zahlreiche Situationen auf, die lustig gemeint sind, aber nicht zünden; die Dialoge und Songtexte wimmeln vor vermeintlichem Sprachwitz, für den Autor O’Brien sich möglicherweise heut noch auf die Schulter klopfen möchte, allein, es wirkt oft einfach nur infantil und gezwungen (z.B. die Tirade sich auf „-ment“ reimender Wörter in „Anyhow“). Sorry, aber da war die RHPS – ja, es ist klar, dass ich die Filme oft und gerne vergleiche, aber verdammt noch mal, das muss ich ja wohl – von ganz anderem Kaliber.

Abgesehen vom Script krankt der Film aber auch in handwerklicher Hinsicht an einem Grundproblem – obwohl lustigerweise „Shock Treatment“ kein Bühnenstück zum Vorbild hatte (im Gegensatz zu RHPS), wirkt der Streifen viel mehr wie ein bloßes abgefilmtes Theaterstück. Natürlich macht es im Script-Kontext Sinn, den Film, wie geschehen, komplett auf einer Soundstage zu schießen, schließlich spielt der ganze Kram ja in einem gigantischen TV-Studio, aber ein paar Außen-Shots (wie sie ursprünglich wohl auch geplant, dann aber aus Kostengründen gestrichen wurden, obwohl das Budget mit 4 Mio.$ jetzt auch nicht im absoluten Armenhaus-Niveau angesiedelt war) hätten nicht geschadet. Jim Sharman, der Director, der auch vom Theater kam und nach dem „Shock Treatment“-Flop auch wieder an die Bühne zurückkehrte und inzwischen als einer der erfolgreichsten Theaterregisseure Australiens gilt, schafft es nicht, dem Film auch vom look & feel her den nötigen Comic-Anstrich zu geben – wenn schon das Script und die Figuren es nicht hergeben, hätte es halt wenigstens visuell klappen mögen. So ist „Shock Treatment“ leider Gottes halt größtenteils auch optisch ziemlich langweilig ausgefallen – hin und wieder versuchen Sharman und sein Cutter, durch ein paar geschickte schnelle Schnitte etwas Rasanz in die fürchterlich lahme Geschichte (denn wir sind uns einig, im Vergleich zur RHPS, die auch die Ereignisse nur einer Nacht dokumentiert, passiert in „Shock Treatment“ nicht viel) zu bringen. Der Film ist handwerklich keineswegs * schlecht *, aber, bis auf wenige originelle Kameraeinstellungen, kaum inspiriert.

Wichtig in einem Musical – die Songs. Auch mit denen werde ich nicht richtig warm, und das primär aus zwei Gründen. Zum einen merkt man deutlich, dass ein Großteil der 16 Songs nicht für „Shock Treatment“, sondern für O’Briens erstes angedachtes Sequel „Rocky Horror Shows His Heels“ gedacht waren und der Herr Songschreiber nicht soviel Hirnschmalz investieren mochte, all diese Lieder für die neue Storyline ernstlich umzudichten (nur „Little Black Dress“ erfuhr wohl eine lyrische Totalüberholung). So kommen wir in den Genuss zahlreicher Songs, die anstatt die Story voranzutreiben, nur ablenken und nichts zum Handlungsfortgang beitragen. Das ist bei Musicals vielleicht zweimal erlaubt, wenn ein Song tatsächlich (also auch im Storykontext) on stage performed wird, aber nicht bei praktisch jedem (Ausnahmen sind vielleicht „Shock Treatment“, „Me Me Me“ und das „Duel Duet“). Problem Numero Due ist der uneinheitliche Stil des Soundtracks – anstatt des runden Rock’n’Roll-Soundtracks der RHPS liefert uns „Shock Treatment“ eine bunte Mischpoke aus klassischem Rock’n’Roll, Surfsongs, Discopop, leichten New-Wave, Punk- und Reggaeeinflüssen und vermittelt so nie das akustische Bild einer zusammengehörenden Produktion; darüber hätte ich vielleicht noch hinweghören können, wenn O’Brien sich die Mühe gemacht hätte, den Charkateren spezifische Stile zuzuordnen, aber das geht so wüst durcheinander (O’Brien selbst bleibt bei seinen Song-Einlagen nicht mal in der selben Stimme. Hört man’s, ohne den Film zu sehen, würde man glatt glauben, es sängen verschiedene Figuren), dass auch dadurch eher so eine Art „Formel-Eins-Film“-Eindruck entsteht; weil die Handlung halt einfach alle fünf Minuten durch einen Song unterbrochen werden MUSS, kommt halt einer, egal, ob die Stelle grad passt oder auch nicht. Davon abgesehen sind die meisten Songs auch nicht sonderlich catchy oder memorabel. Gut ins Ohr gehen eigentlich nur „Denton“, „Bitchin‘ in the Kitchen“ (was ich oben faulerweise als „Dear Blender“ bezeichnet habe), „Little Black Dress“ (mit der Ausnahme der Bert-Schnick-Strophe) und der Titelsong. Kein Song ist ein ohrenmartender Totalausfall, aber der Großteil plätschert halt einfach am geneigten Hörer vorbei (und sonderlich sehenswerte Choreographien werden uns auch nicht geboten).

Abt. Schauspieler. O’Brien hatte, wie gesagt, ursprünglich durchaus das hehre Anliegen, alle Aktivposten der RHPS wieder an Bord zu holen – Bostwick und Sarandon waren aber aus verschiedenen Gründen unabkömmlich, Jonathan Adams hatte keinen Bock und Tim Curry, dem O’Brien, nachdem das ursprünliche Script mit Frank’n’Furters Auferstehung nicht zustande kam, die Doppelrolle von Farley UND Brad angetragen hatte, sagte schließlich unter der fadenscheinigen Ausrede, sich den amerikanischen Akzent Brads nicht zuzutrauen, komplett ab. Vom ursprünglichen Ensemble blieben also nur die Nebenfiguren übrig – Richard O’Brien war ja selbst der Mastermind und demzufolge verfügbar, Patricia Quinn hatte ebenso wie Little Nell Campbell kaum was besseres zu tun, auch Charles Gray war wohl gern wieder dabei und trotzdem ist laut offiziellem Kanon ausgerechnet Jeremy Newson als Ralph Hapschatt der einzige Darsteller, der seine Rolle aus der RHPS wieder aufgreift (ich bin mir zwar gerade mental fast sicher, dass Gray in der RHPS ein Namensschild mit „Judge Wright“ auf seinem Schreibtisch stehen hatte, aber wenn’s die Welt und die Wikipedia anders sieht, who am I to object?)

In der Einzelkritik: Jessica Harper, die frisch vom Set von Woody Allens „Stardust Memories“ zu „Shock Treatment“ kam, nachdem sie nicht nur in Argentos „Suspiria“, sondern auch dePalmas „Phantom of the Paradise“ Genreerfahrenungen gesammelt hat, ist schnucklig anzuschauen, ruft aber eventuell vorhandenes schauspielerisches Talent kaum ab. Immerhin absolviert sie die Gesangs- und Tanzeinlagen gefällig, aber mehr als ein „pretty face“ ist sie halt nicht (das mag innerhalb des Films sogar so intendiert sein, also muss ich mich möglicherweise zurückhalten). Nach diesem Film arbeitete sie hauptsächlich im US-TV und war zuletzt mit „Minority Report“ groß im Kino.

Cliff de Young absolviert die Doppelrolle Brad/Farley und macht dabei Farley zum klaren Punktsieger. Während er unfairerweise Bostwicks Brad nachträglich zum Hanswurst macht, bei dem selbst die gutmenschigsten Gutmenschen kaum verstehen werden, warum zum Geier Janet sich DOCH wieder für ihn entscheidet, ist sein nach eigener Aussage an Jack Nicholson orientierter Farley an und für sich nicht schlecht, wenn er nicht, wie oben gesagt, mehr oder weniger im falschen Film agiert. Loben muss man die Make-up-Abteilung, die lange erfolgreich verhindert, dass der unvorbereitete Zuschauer (d.h. der nicht von Anfang an weiß, dass es sich um eine Doppelrolle handelt) kaum ahnt, dass es sich bei beiden Charakteren um den gleichen Akteur handelt. DeYoung feierte erste große filmische Meriten in „Harry and Tonto“, spielte sich später noch durch so unterschiedliche Filmware wie „The Hunger“, den spaßigen „F/X“, „Flight of the Navigator“, die güllige „Tommyknockers“-TV-Verfilmung und jede Menge TV-Serien wie „Pretender“, „JAG“ oder „Robocop“. In Wynorskis „Gale Force“ war er auch mit dabei…

O’Brien und Quinn versuchen sich, wie auch schon erwähnt, an einem laschen Abziehbild des Riff-Raff/Magenta-Interplays, wobei selbst die (wenn gleich nicht ganz geklärte) angebliche inzestuöse Beziehung nicht schocken kann. Quinn absolviert den Film mehr oder weniger auf Sparflamme, während O’Brien zumindest engagiert bei der Sache ist (aber es ist schließlich SEIN Film, also kann er das auch gefälligst tun).

Spaß bei der Arbeit hat auch Charles Gray (immerhin mal Blofeld in „Diamonds are Forever“ gewesen und später noch der Gottseibeiuns persönlich im peinlichen Gottschalk-Vehikel „Eine Frau namens Harry“) und auch Ruby Wax („Chariots of Fire“ und mittlerweile Script Editor für die semikultisch verehrte Sitcom „Absolutely Fabulous“) bringt gelegentlich etwas Farbe ins müde Spiel.

In der Neben-Nebenrolle der „love interest“ für die sträflich unterbeschäftigte Little Nell gibt’s eine unauffällige frühe Film-Performance des britischen „alternativ comedian“ Rik Mayall („The Young Ones“, „Whoops! Apocalypse!“, „Eat the Rich“, „Carry on Columbus“) und als Bert Schnick nervt Barry Humphries, später rätselhafterweise durch seine Persona „Dame Edna Everage“ zu Weltruhm gekommen (obwohl erwiesenermaßen völlig unkomisch, wie sich in „Les Patterson saves the World“ eindruckslos bestätigte), bis zum Docerweichen.

In der Nebenrolle als Hot-Dog-Vendor Kirk könnten Alleskucker Eugene Lipinski erkennen, der im miesen „Rollerball“-Remake agierte und immer wieder bit parts in Blockbustern wie „Superman II“, „Indiana Jones and the Last Crusade“ oder „Octopussy“ ergatterte.

Während in den USA die zahlende Klientel mit einer 25th-Anniversary-Edition mit allen Schikanen inklusive eines Audiokommentars des „Shock Treatment“-Fanclubs erfreut wird, wird man in Kontinentaleuropa inklusive Teutonien mit einer lieblosen „da-habt-ihr“-Veröffentlichung abgespeist. Aber seien wir froh, dass wir den Film * überhaupt * mal probekucken dürfen. Versehen mit einem erlesen hässlichen Cover präsentiert sich der Streifen zumindest in feinem anamorphen 1.85:1-Widescreen (das ramponierte Fox-Logo zu Beginn lässt zwar das Schlimmste befürchten, aber der Film selbst kommt ohne Mängel durch den Doc-TÜV). Die Bildqualität stimmt, der Ton, naja, ist brauchbar. Dolby 2.0-„Pseudo-Stero“ ausschließlich auf Englisch wird geboten. Zwar ist’s rauschfrei und gut verständlich (für English-speaker, der Rest muss auf die mitgelieferten Subtitles zurückgreifen), aber nicht sonderlich druckvoll – da hätte ich mir etwas mehr Bums gewünscht, gelle? Als Sonderausstattung liefert man uns wenigstens den US-Kinotrailer mit (bildtechnisch ziemlich abgewirtschaftet, aber zumindest akustisch lauter und knalliger als der Hauptfilm). Tscha. Für 8 Euronen kriegt man von einem Major halt nicht mehr…

Berühmte letzte Worte: ja, das war nix. Am Anspruch, ein würdiger Nachfolger der „Rocky Horror Picture Show“ zu sein, hebt sich „Shock Treatment“ in allen Diszplinen einen gepflegten Leistenbruch. Es ist ja noch nicht mal klar, ob die Ereignisse der RHPS im „Shock Treatment“-Universum überhaupt stattgefunden haben (man möchte meinen, gerade in einem Film, der Psychotherapie in gewisser Weise thematisiert, sollte ein traumatisches Erlebnis wie das, was im Vorgängerfilm geschah, in irgendeiner Form zumindest erwähnt werden) – ein Indiz dafür, dass die RHPS im hiesigen Sinn nicht existiert, besteht schon darin, dass RHPS am Ende eindeutig aussagte, Frank habe zumindest insoweit „gesiegt“, als die reinen Seelen von Brad und Janet von der „Dunkelheit“ korrumpiert werden, sie hier aber wieder als leuchtende Beispiele für Unschuld, Anstand und „die alten Werte“ vorgeführt werden. Das beißt sich. Immerhin bietet „Shock Treatment“ ungewohnterweise ein Happy End für alle Beteiligte, inklusive der nominell Bösen. Sieht man nicht alle Tage, rettet den Film aber nicht. Im direkten Vergleich zur RHPS also ein Versager, für sich allein betrachtet (was allerdings naturgemäß schwer fällt) immer noch ein belangloses Musical, das nicht schockt, aber (mit der erwähnenswerten Ausnahme von Barry Humphries bzw. Bert Schnick) nicht offensiv nervt, sondern einfach vorbeigeht. Anscheinend gewinnt der Streifen mit 25-jähriger Verspätung langsam ein cult following, aber, um’s mit den Worten von Farin Urlaub zu sagen – ich gehöre nicht dazu; ich bin froh, „Shock Treatment“ mal gesehen zu haben, mehr aber auch nicht.

(c) 2007 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 6

BIER-Skala: 5


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