
- Original-Titel: Shimoneta to Iu Gainen ga Sonzai Shinai Taikutsu na Sekai
- Alternative Titel: Shimoseka (offizielle Abkürzung) |
- Regie: Youhei Suzuki
- Land: Japan
- Jahr: 2015
- Darsteller:
Shizuka Ishigami (Ayame Kajou aka Blue Snow), Yūsuke Kobayashi (Tanukichi Okuma), Satomi Arai (Otome Saotome), Saori Gotō (Hyouka Fuwa), Yui Horie (Kosuri Onigashira), Miyu Matsuki (Anna Nishikinomiya), Kenta Miyake (Raiki Gouriki), Ken Narita (Takuma Ichinose aka White Peak) [Voicecast]
Vorwort
Anime auf Badmovies.de? Dat gab’s ja wohl noch nie, oder? Nö, stimmt nicht ganz, in grauer Vorzeit gab’s den THUNDER PRINCE, zerbröselt von Kollege Myunji_hausen, wo auch immer er heute sein mag, heul. Dann irgendwann mal WANNA BE’S (sic) vom Doc und auch fernöstliche Serien gab’s schon mal, wie die Real(!!)-Serie von SAILOR MOON (uffza, ich glaube man kann’s auch übertreiben). Aber beides in Kombination, also animiertes Material und Serie aus Japan ist was ganz neues für uns und auch ich als Reviewer begebe mich auf Neuland, denn Serien habe ich bisher noch keine besprochen, von Anime ganz zu schweigen. Jetzt bin ich auch weit entfernt davon, der größte Anime-Geek (Teil der Otaku-Kultur) der Welt zu sein, trotzdem, zu dem hier MUSSTE ich einfach was loswerden, so was von einem Hammer das Ding ist. Und damit sind wir auch gleich beim Thema…
Meine gewisse Asien-Affinität ist kein Geheimnis mehr. Mein Faible für Bruce Lee sollte sich rumgesprochen haben, doch wenn man Bruce Lee, Jackie Chan, Bruceploitation und sämtliche Heroic Bloodsheds bzw. Takeshi Kitanos durch hat, dann muss zwangsläufig irgendwo neuer Stoff her. Bei Anime waren meine Fühler irgendwo immer vage in diese Richtung justiert, doch wie anfangen? Ich glaube meine erste größere Konfrontation damit war neben GHOST IN THE SHELL und ANIMATRIX (wir lassen SAILOR MOON und POKÉMON jetzt mal außen vor), festhalten, BIBLE BLACK, das mal auf ’ner Party gelaufen ist (auf was für Partys gehe ich?) doch damals war ich mit so was noch heillos überfordert. Auch ELFEN LIED, das mir subsequent empfohlen wurde, musste ich erst mal liegen lassen, denn mir fehlte einfach noch das Vorwissen, um die Materie entsprechend würdigen zu können. Ich wollte nicht bei so großen Klassikern wie ONE PIECE, NARUTO oder NEON GENESIS EVANGELION einsteigen, denn ihr wisst, je mehr Hype einer Sache vorausgeht, desto größer ist die Hype Aversion (ja, ich lese zu viel TV Tropes) und ich musste irgendwas anderes finden zum Einstieg.
Quasi durch Zufall bin ich dann auf B GATA H KEI gestoßen (haha), das dann sofort mein erster jemals geglotzter (und weiterhin geliebter) Anime gewesen ist. Jetzt überlegen wir mal ganz scharf, was die genannten Titel gemeinsam haben und stellen fest, dass ich eine perverse Drecksau bin, ich weiß es – BIBLE BLACK ist klassischer Hentai Porn, ELFEN LIED ist Medical Horror mit Nudity und Gore-Einlagen und B GATA H KEI verknüpft zwei meiner Lieblings-Tropen of all time, „Loveable Sex-Maniac“ und „This Loser is You“, zu einer kongenialen Einheit (was das nun wieder über mich aussagt?) Mit B GATA H KEI war ich nun endgültig anime-technisch angefixt und ich musste nicht lange suchen nach dem passenden Companion-Anime. Bei SHIMONETA (übersetzt „schmutziger Witz“) war ich anfangs nun skeptisch, denn zuerst dachte ich es ist einfach nur Gross-Out-Humor, der sich bloß in seinen vordergründigen Ekeligkeiten und der Repetition davon verliert, doch da sollte ich mich gewaltig täuschen… [ich glotze übrigens nicht nur versaute Animes falls hier Eindruck entstanden sein sollte, ich habe auch MY TEEN ROMANTIC COMEDY SNAFU und DEATH PARADE durch, eat this!] Der hochelaborierte Untertitel lügt nicht wenn er uns verrät, dass wir uns in einer Welt befinden in der die Political „Correct“ness ganze Arbeit geleistet hat und alle schmutzigen Witze (= nach Lesart der Show alles was irgendwas mit Sex oder sexueller Aufklärung zu tun hat) aus dem Leben verbannt hat. Enter unsere unerschrockene Jeanne-d’Arc-eske Widerstandskämpferin „Blue Snow“ (aka „The Blue of the Snow Field“, „blue“ im Sinne von „blue movie“), die das so schnell wie möglich rückgängig machen möchte, um dieser sterilen Welt mit dem Konzept der schmutzigen Witze (und das IST ein hochstehendes Konzept, für das endlich mal eine Lanze gebrochen werden muss, fertig aus) ein Licht zu scheinen.
Um das Review im Rahmen zu halten werde ich natürlich nicht den kompletten Anime inhaltswiedergeben, da schreibe ich mir erstens einen Wolf und zweitens liest das sowieso keine masturbierende Sau mehr, ich werde also an vielen Stellen abkürzen. Mir liegen nun zwei Fassungen vor: die mit deutscher Synchro (die mit ein paar Abstrichen ziemlich gut ist) und das japanische Original mit englischen Untertiteln, die dummerweise noch stärker zensiert ist als die deutsche [eine komplett unzensierte Fassung war, soweit mir bekannt, nie im Sinne des Erfinders], aber nun mal „original“ ist. Zitate mache ich frei Schnauze aus einer der beiden Versionen (meistens Sub), der englische Dub mag anders klingen.
Außerdem wird dieses Review mit Sicherheit die brandheiße Frage beantworten, wie viele „dirty jokes“ man in ein solches einbauen kann. Wer nämlich meint, ich werde es mir nicht nehmen lassen, mir selbst bei jeder Gelegenheit sex puns aus dem Ärmel zu schütteln (äh…), der liegt goldrichtig. Denn dass dieses Review definitiv sexuelle Sprache beinhalten wird, ist so sicher wie die Pornobrille im Bruceploitation-Film, so let’s get it on. Balls deep!
Inhalt
Episode 1:
In einer nicht allzu fernen Zukunft, genau genommen (ha, schon der erste dirty joke! Offizieller Count steht jetzt bei 1) schlappe 16 Jahre nach der Einführung eines Gesetzes – nein nicht des Battle-Royale-Gesetzes oder der National BIM-Hour – sondern dem „Law for Public Order and Morals in Healthy Child-Raising“, also des Gesetzes über die moralische Ordnung, ist in Japan alles verboten, was in irgendeiner Weise „lewd“ oder „dirty“ ist. Nicht nur für Pornographie sondern für alle erotischen Magazine, Werke der sexuellen Aufklärung und natürlich alle schweinischen Begriffe (sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich) gibt’s was auf die Pfoten. Letzteres wird mit Halsbändern, die zynischerweise sogar noch „Peacemaker“ heißen, minutiös überwacht. Jeder Bürger muss sie tragen und bei jeder unangemessenen Buchstabenkombination rückt sofort die Moralpolizei mit Taser und Gummiknüppel an, die den Delinquenten dann unverzüglich, je nach Schwere des gesagten Wortes, für gewisse Zeit ins Arbeitslager einlädt (die Regierung veranschlagt leider keine offizielle Rangliste, wir können bloß erahnen, welche Ferkelei welche Strafe nach sich zieht). So ist die erste Szene sofort in direkter Referenz auf FAHRENHEIT 451 eine Verbrennung von besagten Magazinen (gegen die selbst die BRAVO noch schlimmer ist) und eine Verknackung der popösen SGuglichen. Das soll laut Voice-over angeblich Japan zum Land mit der höchsten öffentlichen Moral gemacht haben. This is not the 70s, this is 1984!
Wir befinden uns an der fick-tiefen (count 2) Tokioka Academy, der Schule mit dem höchsten Moralstandard im ganzen Land, wo unser Noch-Nicht-Held Tanukichi neu hinverlegt wurde. Er selbst kommt dummerweise von der Schule mit dem niedrigsten Moralstandard (leider sehen wir nie, wie es dort zugeht, doch allzu wild dürfen die es dort auch nicht treiben) UND ist der Sohn des Dirty-Joke-Terroristen (eine verantwortungsvolle Aufgabe) Zenjuro, der von der Regierung inzwischen kaltgestellt wurde. Nun ist es nicht so, dass Tanukichi trotz seines noblen Elternhauses wirklich ernsthaften Knatsch mit denen da oben hätte, ihn interessiert viel mehr wie er bei der holden Maid Anna Nishikinomiya landen kann, der Vorsitzenden der örtlichen Schülervertretung, und die haben viel zu sagen in japanischen Medien, wie jeder bestätigen kann, der mindestens zwei High-School-Animes gesehen hat. Tanukichi ist bereit, sich an die Gepflogenheiten anzupassen, da er ihre Reinheit schätzt (und damit ist nichts mit Waschmitteln gemeint → insert here your own Joke: „Ist der neu?“ – „Nein, mit Pervers gewaschen“, count 3).
Tanukichi wird in der Hochbahn fälschlicherweise des Popo-Grabschens bezichtigt und wird sofort von der Moralpolizei verfolgt (die Typen sind verdammt schnell zur Stelle). Er könnte auch sicher nicht entkommen, würde nicht unsere Heldin Blue Snow auf den Plan treten, die als Staatsfeind #1 ein größerer Fisch ist für die Anstandspolypen. Sie grüßt uns und die Menge mit einem beherzten „Schwänze!!!“ und noch weiteren Saft- und Kraftausdrücken (count 4). Ihr Superheldenkostüm ist etwas eigenwillig: Sie glaubt nicht an Sensual Spandex und trägt den Schlüpper stattdessen überm Gesicht (Unterhose außen ist bei Superhelden nix Neues, aber ist dieser Polizeistaat nicht viel zu lasch, wenn er das ohne Strumpfhose zulässt?) Sie ist eingehüllt in ein Bettlaken, unter welchem sie vollkommen unbekleidet ist, das hat den Vorteil, dass die Kellenschwenker (count 5) sie nicht in den Polizeigriff nehmen können, denn das würde sie entblößen und eine schwere Straftat bedeuten, bestimmt schlimmer als Mord oder schwere Brandstiftung und wird definitiv mit lebenslangem Angezogensein bestraft – Loophole erfolgreich abused und die normale Trope „defeat by modesty“ erfolgreich invertiert.
Die Masse kreischt in Panik, Blue Snow brüllt noch mehr Schweinkram raus und verteilt ein paar erotische Ansichtskarten im Volk, nix explizites natürlich, aber doch so, dass es den aufsammelnden Leuten heiß unter der Gürtellinie wird. Wir halten fest: Blue Snow ist die pure Anarchie und das Gesetz hat ihr wenig entgegenzusetzen, doch leider ist sie auf sich allein gestellt und braucht Hilfe von… Tanukichi natürlich, der nun bald gezwangsfreiwilligt wird, mit Ayame Kajou (so Blue Snows bürgerlicher Name, sie ist selbstredend Stellvertreterin in der Schülervertretung und hat somit Zugang zu allen Plänen dieser) die Schlüpferterror-Organisation „SOX“ (= „Sex most often happens on X-mas“, der Roman weist uns darauf hin, dass „White Christmas“ bei Blue Snow was anderes heißt (count 6), aber es gibt leider keine Weihnachtsfolge) zu gründen, um die Dunkelheit dieser Welt zu erleuchten. „SOX“ ist eine Parodie auf die SOS-Brigade aus THE MELANCHOLY OF HARUHI SUZUMIYA, ein von vielen Seiten gefeierter Anime, den ich noch vor mir habe. Das Schriftzeichen „O“ wird in Japan oft zur Zensur verwendet.
Bevor es nun so weit ist, lernen wir noch meinen absoluten Lieblingscharakter des Animes kennen. Es handelt sich um Hyouka Fuwa, die offizielle Wissenschaftlerin der Schule, die nur eine Sache im Kopf hat: Sex, Sex und nochmals Sex ABER natürlich nur aus reinem wissenschaftlichen Forschungsinteresse – und so ironisch sich dieser letzte Satz anhört, die Ironie in diesen Worten wird immer fragwürdiger, je öfter man sie zu sehen bekommt, denn sie scheint WIRKLICH ohne Netz (count 7) und doppelten Boden nur rein wissenschaftliches Erkenntnisinteresse zu haben, uns aber durch ihre etwas seltsame Art immer im Dunkeln lässt, was nun wirklich über ihre internen futuristischen Datenautobahnen flitzt (count 8). Das führt u.a. auch dazu, dass sie keine besonderen Tabus in puncto Personal Space kennt, sprich sie taucht einfach in ihrem Establishing Character Moment unter Tanukichis Bank zwischen seinen Laufextremitäten auf und fragt ihn, ob er ihr als Abtrünniger der dreggeligsten Schule im Land nicht das Geheimnis der Schwangerschaft enthüllen (count 9) kann. Sie hat als einziger Charakter im Film eine unnatürliche Haarfarbe (seegras-grün), trägt immer Laborkittel und hat Tränensäcke so dick wie Straußeneier (count 10). Außerdem redet sie immer in demselben monotonen Tonfall, egal was das Thema ist und das ist wie bereits erörtert, fast immer das, was die Säugetiere im Geschwader auf dem National Geographic Channel treiben.
Tanukichi zitiert aus dem Lexikon, dass wenn Mann und Frau sich ganz doll gerne haben, daraus ein Kind der Liebe entspringen kann. Hyouka wirft ihm vor, genauso verlogen wie der Rest der Gesellschaft zu sein, da ein abstraktes Konzept wie Liebe unmöglich so was wie die Rauskanonierung von den kleinen Hosenkackern erklären kann. Sie hat auch schon Schwangere (die es tatsächlich noch gibt) in einer Klinik befragt, wurde aber überall rausgeworfen (!) und wenn Tanukichi sich nicht mit Worten auszudrücken im Stande (count 11) ist, ist sie auch zu Experimenten bereit… Sie vermutet inzwischen, dass es was mit Gurken (in der deutschen Fassung „Kiefernpilzen“) zu tun hat, aber als Wissenschaftlerin kann sie das natürlich nicht ohne empirischen Beweis akzeptieren.
Okay, ich muss sagen, absolut grandios. Bei ihrem Auftritt liege ich immer noch wiehernd vor Lachen am Boden (selbstverständlich lache ich MIT dem Anime, gelle). Sie repräsentiert natürlich die Neugier des Zuschauers aber auf eine Weise, die einfach nur genial ist. Hyouka rockt, rockt, rockt, allein schon wegen ihr MUSS man diesen Anime sehen, kann ich dem noch irgendwas hinzufügen?
Währenddessen will Anna Tanukichi nun für die Schülervertretung gewinnen, denn sie selbst hat durch das hochgestochene (count 12) Etepetete verlernt, was genau die Welt aus ihren moralischen Fugen heben kann und was nicht. Der Schülervertretung gehört auch Raiki an, der mindestens doppelt so alt aussieht wie er ist und der Tanukichi vom Start weg misstraut, aber keine Wahl hat (im Laufe der Geschichte wird so ziemlich jeder Charakter homoerotischen Subtext zwischen den beiden unterstellen, was Tanukichi erfolglos von sich weist). Auch Ayame gehört zur Anstandstruppe, sie tarnt ihre geheime Identität mehr schlecht als recht durch das Aufsetzen einer Brille, das Zusammenbinden ihrer Haare, dem Tragen eines längeren Rockes und das Absetzen des Höschens – das muss ja auch mal in die Wäsche.
Sie verfolgt andere Pläne und weiht Tanukichi in ihrem Stammlokal („Felersio“, sprecht das mal laut aus) in ihr Geheimnis ein, nicht ohne ruckzuck eine Kostprobe ihrer hohen Wortakrobatik abzugeben, nachdem Tanukichi sein köstliches Getränk von sich prustet: „Whoa, ejaculating on my face after 4 seconds of talking? You really are eager!“ Tanukichi will sofort anrufen – nein, nicht bei der Virgin Hotline aus MARRIED WITH CHILDREN (Episode DIAL B FOR VIRGIN) –, wird von Ayame überwältigt, muss sich geschlagen geben (und Ayames Butler sieht nun wirklich genauso aus wie Alfred aus BATMAN) und sich am Stuhl gefesselt noch mehr Schweinigeleien anhören. Ayame hat die lobenswerte Angewohnheit, immer prinzipiell alles was er sagt, absichtlich misszuverstehen und eine sexuelle Anspielung draus zu machen, wobei er es ihr auch leicht macht mit seinen Steif- äh Steilvorlagen (count 13) wie z.B. „and stop being so anal with your references“ (WTF?!)
An der Stelle erfahren wir auch Ayames Vorgeschichte. Sie selbst kann trotz PM verbotene Wörter in den Mund nehmen (und nur die Wörter), da ihr Vater, der inzwischen unschuldig im Ächz sitzt für das angebliche Pimpern eines Schulmädchens, obwohl doch jeder weiß, dass er grundsätzlich nur MILFs bespringen würde, ihr ein Handy geschenkt hat, um ihre Aussagen auf drei Minuten täglich zu begrenzen (wobei sich hier die verschiedenen Sprachfassungen nicht einig sind, ob ihr Vater das nun gut oder schlecht findet, in jedem Fall scheint es für ein aufgeklärtes Elternhaus zu sprechen). Mit dem kann sie täglich drei Minuten die Sender der Regierung lahmlegen, wie auch immer das technisch funktionieren soll (aber fuck it). Ayame prangert an, dass jeder verrückt werden muss, wenn er nicht aus vollem Hals „Fotze“, „Muschi“ oder ähnliches rausflöten (count 14) kann und: „I can’t change who I am, so I decided to change the world instead“ – einen Satz, den sich jeder Mensch gerahmt überm Bett aufhängen sollte (aber nicht zu viel wichsen dabei, gell?)
Ayame fordert ihn zur Kollaboration auf, obwohl sie sich erst seit kurzem kennen (fällt das jetzt eigentlich schon unter „gonzo“?) und stellt ihm ein Ultimatum, entweder er partizipiert oder sie zieht den Telefon-Joker und übergibt ihn der Sittenpolizei als Perversling. Tanukichi wird es nicht wagen, ihre wahre Existenz zu verraten, denn das könnte seine Annäherungsversuche an Anna jäh zunichtemachen. Ayame unterstellt ihm, dass er sowieso nur das eine bei Anna im Sinn hat, schwer zum Ärgernis von Tanukichi. Dann wird Ayame, die bisher nur voll auf die Kacke gehauen hat, plötzlich vollkommen ernst und redet ihm zu melodramatischer Musik ins Gewissen: „Feelings of love, and the desire to rub someone’s body all over… those are perfectly pure and healthy feelings“, den „Sex is good“-Tropos perfekt ausspielend und ihre tieferen Gedankengänge preisgebend. Dem Zuschauer wird an der Stelle warm ums Herz, und Tanukichi muss es ja nicht gleich zugeben wie sehr er diese warmen Worte teilt. Fürs erste reicht es, wenn er Ayame bei ihrem ersten Schlüppi-Attentat zur Seite steht (count 15).
Obwohl Ayame überall ihre Ansichtskarten verteilt, verbreitet sich die Wahrheit über die schönste Hauptsache der Welt nicht, da die „Andockszene“ darauf nicht zu sehen ist. Ayame meint, man könnte doch Hyoukas Fliegen, die sie in ihrem Labor seit neuestem beim Rohrverlegen beobachtet, als Anschauungsmaterial verwenden. Sie will Hyouka nicht direkt in ihr Team aufnehmen, da sie sie für ziemlich verrückt hält [zu dem Plotpunkt werde ich mich in der Anal-yse (count 16) noch ausführlich ergießen (count 17)]. Sie hackt eine Kundgebung der Schulleitung unter Aufsicht der Schülervertretung, schleudert (count 18) die pimpernden Fliegen überdimensioniert auf die Leinwand und macht einen Live-Kommentar (!!) aus laszivem Stöhnen, Lechzen und Dirty Talk, um den anwesenden Schülern (die alle noch meinen, dass Geschlechtsverkehr was mit der Straßenverkehrsordnung zu tun hat) die Freuden des Fleisches urbar zu machen. Lady Bitch Ray wäre bestimmt schwer beeindruckt. Hebt die Stimmung und die Latte (count 19), denn visuell wird uns dies mit einem brechenden Damm, einem ausbrechenden Vulkan, einer startenden Rakete und einem feuerspuckenden Godzilla (!!!!) untermalt, um dem orgiastischen Schauspiel die richtige Stoßrichtung (count 20) zu verleihen. Tanukichi, der als Ablenkungsmanöver als Blue Snow verkleidet (das sieht ziemlich scharf aus) merkwürdige Symbole auf den Sportplatz malt (?!), muss inzwischen peinlich berührt zugeben, dass er die Sache ziemlich geil findet, auch wenn er es nicht zugeben kann/will/darf/soll/whatever.
Im absolut genialen Abspann des Animes liefert Blue Snow einen granatenmäßigen Song („The Inner Urge“) und zwar unter einer Disco-Kugel (!), wo auch ein orangefarbener Wurm leicht phallisch rhythmisch immer wieder aus seinem Erdloch hervorkommt, um sich beim Wort „SOX“ unerklärlich zu verdreifachen.
Episode 2:
Ayame ist hochzufrieden mit ihrer nimmersatten Hechelorgie, schließlich muss jetzt sogar der Doofste kapiert haben, wie das mit den Blümchen und Bienchen flutscht. Tanukichi lässt die Fresse auf halb acht hängen und meint, sie soll nicht so erotisch ihr Eis mampfen, aber Ayame kontert, es braucht einen Perversen um einen Perversen zu erkennen. Das wird sich immer mehr zum Running Gag auswachsen, während Tanukichi seine Purheit (ist das ein Wort?) betont, hält ihm Ayame permanent vor, im Geheimen ein über-fickeriger Wüstling zu sein und beginnt auch einige Sätze mit „since you’re such a pervert, that must really arouse you“, gefolgt von seiner energischen Zurückweisung. Ayame schwelgt in schönen Erinnerungen („the first time I ran through the school shouting ‚Dick! Dick!‘ I was so overcome with satisfaction that I spaced out“ – ich weiß es auch noch so wie gestern) Nun sehen wir das erste Mal den Episodenvorspann, wo Ayame in Jeanne-D’Arc-Pose (!) laut die Losung, die ihre Revolution vereint („SCHWÄNZE!!!“), kundtut und bei Tanukichi mit dem Lineal genau Maß nimmt, um das dann mit einer Banane, einer Karotte und schließlich einem Rettich (!!!) zu vergleichen. Ja, der Pillemann, ohne ihn würden die Jungs niemals rechnen lernen. Dazu hören wir auch den Song der mit dem Wort „Sexcalibur“ endet. Wer hier nicht lacht, der ist gemeint von der Show. Habe ich erwähnt, dass ich diesen Anime liebe?
Tanukichi gewährt uns Einblicke in seine Vorgeschichte. Nachdem sein Vater, der ihm rudimentäres Wissen übers Fummeln mitgeteilt hat, von den Prüden beim Brüllen von obszönen Worten und Verteilen von Lümmeltüten (ein sicher lohnenswertes Unterfangen) ins Ächz verpackt worden ward, wurde Tanukichi zum Außenseiter und traf Anna auf dem Spielplatz, woran sie sich allerdings nicht mehr erinnern kann. Er scheint einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Tanukichi beschloss damals für sich, ebenso tugendhaft zu werden wie sie (tja, DAS ist wohl gründlich schiefgegangen), um ihr ihre Liebe zu beweisen. Ayame hat nun einen neuen Plan, sie weiß aus sicherer Quelle, dass sich irgendwo noch Schmuddelhefte verbergen, die scheinbar letzten ihrer Art (hat ihr Vater ihr die Info gegeben?), mit denen man die Marmelade der Schüler noch mehr hochpumpen kann (count 21). Tanukichi, der die Kacke natürlich wieder ganz alleine ausbaden muss, wird fündig und sie verstecken die heiße Scheiße überall in der Schule, sodass die Leute es finden müssen. Das Zeug nur zu kopieren ist auf die Dauer keine Lösung, sodass originäre Zeichnungen her müssen, nur blöderweise können die PMs auch Handbewegungen aufspüren (!), somit ist die Sache etwas zu riskant, was Ayame zur Verzweiflung bringt über die dunklen Zeiten in der sie sich befindet (ich kann’s dir nachfühlen, Mädchen, die Zeiten in denen wir leben müssen sind nicht minder beschissen!)
Man muss schnell handeln, denn die allerzugeknöpfteste von allen, Annas Mutter, will schon wieder ein neues Gesetz beschließen, weil die Prüdokalypse so noch nicht schlimm genug ist. Demnach dürften die PMs nun komplett alles und jede Aktivität aufzeichnen, d.h. wenn sich Tanukichi beim Anblick eines scharfen Girls mal gepflegt seinen Lurch wedelt, dann lässt sich punktgenau nachvollziehen wie viele Mütze-Glatze-Bewegungen er vollführt hat, und diese peinliche Info könnte jederzeit gegen ihn verwendet werden. Wobei doch eben etabliert wurde, dass die PMs Zeichnen möglicherweise detektieren können, dann sollten doch Hobel-Aktionen schon längst auf der schwarzen Liste stehen? Scheinbar nicht, denn Ayame legt behände (count 22) eine Statistik vor, wie genau die Jungs am liebsten ihr tägliches Fünf-gegen-Willi-Spiel vollziehen (85 % in der Morgendusche und nur 1 % im eigenen Schlafgemach, ob diese Zahlen wirklich stimmen?) Jedenfalls wird das für alle Zeiten verhindern, dass SOX die Jugend Japans sexuell erleuchten kann „until our society is full of ignorant babies“ [DAFÜR muss man aber nicht unbedingt ein Gesetz erlassen, es reicht voll und ganz, sich einen Präsidenten zu wählen, der am falschen Ende des Dunning-Kruger-Effekts operiert und den Lebensstil entsprechend vorlebt].
Ayame hat noch mehr Statistiken parat, nämlich über die Größe von ganz bestimmten Körperteilen („62 % Fish Sausage“ – dafuc?) und die Dauer der durchschnittlichen Schüttelei. Es wäre interessant zu erfahren, wo sie diese Zahlen hernimmt, sind sie vielleicht aus erster Hand (badumtiss und count 23)? Ziel des nächsten Ab- äh Anschlags (count 24) ist ein Gesundheitscheck, wo Ayame ein Ablenkungsmanöver startet und Tanukichi, abermals als Blue Snow maskiert, unterdessen die brandheißen Infos unters Volk bringen soll, es aber nicht richtig gebacken kriegt und statt „Vagina“ nur „Vagin“ buchstabiert (insert hier your own joke: „Und dann hat Oma einen Waggon“, count 25), was natürlich die zu Belehrenden völlig im Dunkeln tappen lässt, als hätte Edward Nygma die Nachricht höchstpersönlich ausgesprochen. Tanukichi muss vor Anna und Raiki aufs Dach fliehen, wo er von Otome beobachtet wird, die örtliche Zeichnerin und bald auch neues Mit-Glied (count 26) von SOX, zuständig für das Anfertigen Wollust induzierender Zeichnungen (und gut einen halben Meter kleiner als Ayame), denn Kameras scheinen wohl auch überwacht zu sein.
Episode 3:
Nachdem Otome nun Tanukichi an der Kette (!) in ihr Kunstzimmer verschleppt hat, um ihn zu erpressen, soll er sie nun für SOX rekrutieren. Laut Ayame muss er ja vollkommen drauf abfahren, arme, kleine, unschuldige Mädchen komplett zu versauen und Ayame bekräftigt ihre Mutmaßung, dass er seine Bratwurst in Annas Sauerkraut tunken möchte („you want to whip out your dick-sausage and shove it into Anna’s pussy-bun, don’t you?“) Tanukichi stellt abermals klar, dass er nicht DAS bei ihr im Schilde führt und Ayame fällt aus allen Wolken, denn das heißt für sie im Umkehrschluss, dass er Annas Hintertürchen aufbüchseln möchte wie eine Dose Ölsardinen. Tanukichi verteidigt sich vergeblich, denn laut Ayame: „you can’t omit the nuts and bolts from boy-girl relationships“ und „in the end, she loves a pure hard-on and look up her skirt“.
Doch dann wird sie wieder völlig ernst und dramatische Musik beginnt zu spielen als sie sagt: „Sex is not a dirty thing. When two people gradually reveal their intimate parts until their most sensitive areas interact with each other, it’s their continued acceptance of each other that forms a deep bond. And it’s not just a physical thing. It’s a bond of hearts, too. So don’t you see? That’s why dirty jokes are so beautiful!“ Und wir dürfen annehmen, dass diese Worte Tanukichi sogar noch mehr in verschwitzte Nervosität versetzen als jeder laute „Schwänze Schwänze“-Ruf. Ayame erzählt, dass sie sich mit Anna damals angefreundet hat, als sie drüber schmollte, keine schmutzigen Witze mehr machen zu dürfen (und DAS muss für Ayame wirklich eine schwere existenzielle Krise gewesen sein!) Wegen Anna kann sie in der Gesellschaft halbwegs roboten, aber kaum das vollführen, was sie unter dem Begriff „leben“ versteht.
Otome gesteht Tanukichi, auf Anna scharf zu sein und auch Ayame kommt auf diesen Trichter (count 27). Tanukichi meint, sein Instinkt sagt ihm, dass Otome so was nie tun würde. Ayame: „Instinct can be pretty reliable. It’s also known as your ‚libido’“ und er soll seinen Instinkten vertrauen [die deutsche Synchro ist hier etwas merkwürdig, dort sagt sie nämlich, dass sie es gut findet dass Tanukichi seinem Instinkt mehr vertraut als seinem Verstand, was ich nu‘ wieder nicht so dolle finde, aber ohne bessere Japanischkenntnisse muss ich das so stehen lassen]. Im Versuch, den ominösen Stalker ding-fest (count 28) zu machen, muss sich nun Tanukichi (wer auch sonst?) als Frau verkleidet im Park auf den Präsentierteller legen, womit nun schon zum dritten Mal zum Crossdressen gezwungen ist (davon ist sogar Raiki peinlich berührt). Da mit uhrwerkhafter Präzision auch in der nahen Zukunft alles schiefgeht, was nur immer schiefgehen kann, tauchen zwei Parkschläger auf. Im wilden Getümmel fällt Tanukichi und landet… auf Anna, Körper auf Körper und Lippen auf Lippen [das Motiv „person A landing on person B equals sexual predatory“ kennen wir bereits aus B GATA H KEI]. Anna, eher ficktorianisch (count 29) erzogen, hat so eine intime Begegnung erwartungsgemäß noch nie erlebt, aber hat sofort Feuer gefangen ob der lodernden Begierde in ihr. Sie ist also aus ihrem Dornmöschen- äh Dornröschenschlaf (count 30) wachgeküsst, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Sache hat nur einen klitzekleinen Haken, wie wir gleich noch sehen werden,
Episode 4:
Hyouka, die nicht nur in den Gynäkologien sondern in ALLEN medizinischen Einrichtungen der Stadt Hausverbot hat, besucht Tanukichi im Krankenhaus, um ihm den Korallenwurm aus dem Abspann zu bringen (hä???) Sie hat auch die besondere Wärme zwischen ihm und Raiki bemerkt und hypothetisiert, das könnte dem Geheimnis der Schwangerschaft das entscheidende Vordringen (count 31) bescheren. Während Tanukichi das schwer von sich weist („leave cucumbers out of this!“) hat Anna begonnen, den Kampf gegen Schmutz und Schund noch vehementer zu führen, denn nur dann wird Tanukichi sie als seiner würdig akzeptieren [in einer Briefwechselunternehmen-Krediten-Szene sucht Hyouka das Gespräch mit Anna und fragt sie, warum sie solchen Diktaturgesetzen zustimmt. Anna antwortet, dass nur wenn sie die hammerharte (count 32) Linie fährt, Tanukichi ihre Liebe akzeptieren wird. A strange kind of love that is.]
Otome, inzwischen von Ayame angelernt, braucht für ihre Zeichnungen reale Vorbilder und außerdem ’nen Weg, die PMs zu umgehen. Der menschliche Körper sollte sicher vielseitig genug sein, um dem Problem Abhilfe zu schaffen (sie wird später mit dem Mund zeichnen und nicht mit dem, was Ayame zunächst vorgeschlagen hat, wenn ihr wisst, was ich meine). Ayame informiert Tanukichi über ihren Pager über ein neues Projekt (wer das letzte Wort ihrer Ansage erraten kann, bekommt 200000 BM-Gummipunkte), während gerade eine seltsame glitzernde und schimmernde Flüssigkeit über seinen Balkon träufelt, da wird doch nicht etwa…?
Ayame hat wieder ein neues Depot in Yatsuga Forest mit offiziellen Tittenmagazinen auf der Karte, diesmal angeblich sogar mit echten Andockszenen und, Schockschwerenot, Tentakel-Play (kein Anime ohne 20-schwänziges Tentakel-Monster!!) SOX wird Infos über diesen geheimen Goldschatz in der Schule versprühen (count 33), sodass die Schüler „zufällig“ das Material entdecken, um sich voll und ganz dem erotischen Sinnestaumel hingeben. Inzwischen hält Annas Mutter eine Rede (vor einem riesigen durchgestrichenen „H“, was eine japanische Chiffre ist für Sex, wie in B GATA „H“ KEI, die Dame scheint nicht viel Freude zu haben in ihrem Leben). Wenn das neue Sittengesetz in Kraft tritt werden alle neue PMs bekommen, nämlich Trommelwirbel… mechanisierte Keuschheitsgurte, denn sonst könnte die nächste Generation noch irgendwelche letzten sexuellen Gelüste ausleben. Und das darf ja wohl nicht sein! Annas Mutter braucht zur Ratifi(c)kation (count 34) die Unterschriften der Schülerschaft – in dieser Diktatur offensichtlich immer noch notwendig, aber es ist nix neues, dass Diktaturen sich irgendwo immer noch einen Anstrich von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit geben, auch wenn es diese längst nicht mehr gibt.
Da Otome immer noch blockiert ist (nein, nicht was ihr denkt), müssen drastische Maßnahmen getroffen werden: Tanukichi soll einen Zettel („I love you too. Come in. It’s unlocked.“) an seine Wohnungstür heften, die den ominösen Stalker anlocken und Otome Zeuge des Stalkers und ggf. einer echten sexuellen Erregung (die des Stalkers oder die von Tanukichi?) werden lassen soll, wobei hier Ayame den Ernst der Lage hier etwas unterschätzt, denn Stalker, und besonders dieser hier, können doch ziemlich ein Schmerz im Arsch sein, wenn mir diese Übersetzung einer bekannten englischen Phrase erlaubt sei. Die Stalkerin ist wie erwartet Anna, die Tanukichi fesselt und sich aus ihrer Wäsche schält und sich über ihn hermacht. Tanukichi stellt es das Zelt auf (dargestellt durch eine sich aufrichtende Robbe), Anna ist etwas verwundert über dieses merkwürdige Naturschauspiel („do all boys have these objects attached to their abdomens?“) und weiß nicht, wie es weitergeht. Okay, das ist jetzt eigentlich gar nicht mehr so lustig, aber das kommt halt raus dabei, wenn man so eine oppressive Regierung mit der sexuellen Erziehung unserer Jugend beauftragt. Enter Ayame, züchtig gekleidet und mit Brille, die die Situation empfindlich stört. Anna flieht in Verwirrung und Ayame bekommt die volle Sicht auf Tanukichis 40mm-Glattrohr (wieder die Robbe und mit riesigem Schatten über Ayames Gesicht, als würde sie gleich vom Koloss von Rhodos erschlagen werden, aua), was ihr einen gigantischen Schrecken versetzt, von dem sie sich so bald nicht erholt – langsam zum Mitschreiben: Blue Snow, die Meisterin des versauten Witzes und Kämpferin für eine Welt ohne unterdrückten Sinnesrausch kommt selbst nicht klar damit, wenn sie mit der richtigen Sache konfrontiert wird. Wer hätte darauf seine Eier verwettet?
Episode 5:
Ayame muss einräumen, dass die Sache ziemlich schief gelaufen ist und dass sie so was auch noch nie in realiter gesehen hat und damit de fuckto (count 35) die brennende Frage beantwortet hat, dass sich ihr Blümchen noch an Ort und Stelle befindet (die Jeanne d’Arc soll ja der Sage nach auch Jungfrau gewesen sein) und gelobt schlussendlich, Tanukichi in keine solch brenzligen Situationen mehr zu bringen und bietet ihm später sogar an, aus SOX einen Rückzieher (count 36) zu machen, weil die Sache für ihn zu gefährlich wird. Anna hat inzwischen für ihn und Ayame Kekse gebacken. Es sind nicht irgendwelche Kekse, sondern extra für Tanukichi mit einer besonderen Zutat angereicherte – einer vollen Dosis von ihrem „Liebeshonig“ („love nectar“), also der glitzernden Flüssigkeit, die ihre Wege auf Schritt und Tritt begleitet hat. Ja, ein paar gute Plätzchen in Ehren kann niemand verwehren, doch Tanukichi wird von allen verfügbaren Peitschenhieben getroffen (der arme Kerl muss aber auch wirklich ALLES ausbaden, was in dieser Welt an Gemeinheiten aufgefahren werden, das ist übrigens auch die Szene, die oft genug als „signature scene“ des Animes bezeichnet wird, ich kann mir gar nicht erklären warum?)
Frisch gestärkt durch das gute Süßgebäck will Tanukichi weiter Bildchen in der Schule verbreiten, doch Anna folgt ihm auf Schritt und Tritt, denn sie will dass er ihren Liebeshonig kostet (und sie hat gleich eine ganze Flasche davon dabei, Fridge Horror ick hör dir trapsen) und will nun auch seinen Liebesnektar kosten (die nächste Folge könnte heißen: „Spritzgebäck vom Fickolaus“, count 37), sprich, er hat keine Chance mehr sich frei in der Schule zu bewegen. Also genauso wie es seiner Wünschelrute in dieser Welt gehen muss. Tanukichi ist am Boden zerstört, dass seine ach so reine und pure Anna doch nicht ganz so rein und pur ist und Otome hat nun komplett Blut geleckt und zeichnet wilder denn wild, nur warum sie sich deswegen jetzt ein Stirnband wie Bolo Yeung in BLOODSPORT aufsetzen muss, verstehe ich nicht.
Die Pläne von Yatsuga Forest fallen sowohl Hyouka als auch der Sitte in die Hände (unabhängig voneinander, also anders als ich zuerst meinte). Hyouka nutzt die allgemeine Verwirrung, um selbst (!!) eine Horde Pubertierender zur Quelle des Lichts zu führen, sodass niemand an der Unterschriftenaktion für das verschärfte Hack-ihn-ab-Gesetz teilnimmt. Sie schafft es sogar, die Uni(n)formierten auf den Holzweg oder sogar in die Sackgasse (count 38) zu locken, um den lasziven Schatz zu bergen (Kommentar Ayame: „When they search an area, no pubic hair is left unturned.“) Hyouka steht unmissverständlich auf der Seite von SOX, sollte daran irgendjemand Zweifel gehabt haben und zieht sich als Zeichen ihrer Verbundenheit ebenfalls einen Liebestöter übers Gesicht (!!!!), wobei ihre seegrasgrünen Haare und ihr Laborkittel immer noch leicht verräterisch wirken.
Anna stellt Blue Snow und droht ihr mit Demaskierung. Tanukichi findet währenddessen in einer leicht nach dem weiblichen Geschlechtsorgan aussehenden Höhle (ganz sicher nur Zufall) das Corpus(sy) deficti (count 39) UND kurioserweise ein Superhelden-Kostüm, sogar mit eingebautem Eierwärmer. Er muss sich in dieser misslichen Lage entscheiden: wird er Blue Snow ans Messer liefern und dafür seiner Wege ziehen können oder weiter die Saubär-Anarchie unterstützen? Er entscheidet sich für letzteres und muss peinlicherweise zugeben, noch keinen Namen zu haben. Auch wenn Anna Ähnlichkeiten zwischen ihm und Tanukichi feststellt, ist sie doof genug, auf seine Verkleidung reinzufallen und ist völlig fassungslos, dass ihr Körper wieder diese kitzligen Gefühle produziert. Sie springt einen Abhang runter und der fließende Liebeshonig zieht einen Regenbogen (!!!!!!!) hinter sich her (es ist so schön naiv und süß), sodass sich sogar Blue Snow an den Kopf fassen muss. Hyouka gratuliert den beiden zur Gründung der Organisation und hat inzwischen wieder genug Larven gesammelt, um wieder Fliegen beim Knick-Knack [langsam gehen mir die Begriffe aus, dem Dialekt meiner Heimat wird ja nachgesagt, ein wahres Füll-Horn (count 40) an romantischen Begriffen dafür zu sein, aber es soll ja der Sachse auch verstehen] zu beobachten, denn die anderen sind bei einer feindlichen Laborreinigung abhanden gekommen. Ayame gibt Tanukichi das wundervollste Kompliment, das sie einem Menschen geben kann: „You… have the most beautiful dirty mind!“
Zu guter Letzt darf SOX noch die landesweite Unterschriftenaktion sabotieren (indem sie die Zettel mit Unterschriften durch Otomes Zeichnungen ersetzen), und Annas Mutter bis auf die korsettierten Knochen blamieren, die sogar Ärger mit dem Gesetz bekommt, weil die Chose live im Fernsehen gelaufen ist, das Gesetz beißt sich mal wieder selbst in den Arsch…
Episode 6:
Da die Jugend entsprechend aufgegeilt ist, ist es nun an der Zeit Masturbationshilfen herzustellen. Nachdem die Idee, in der eigenen Küche Handmuschis aus Kartoffelstärke herzustellen (die Anleitung dafür gibt’s im Abspann dieser Folge!) nur be-dingt (count 41) erfolgreich ist, soll „Meisterbater“ Tanukichi Hyouka dazu verführen (count 42), Vibratoren („for health and beauty“) für SOX zu konstruieren, was sie bereitwillig tut, aber eine klitzekleine Gegenleistung von ihm verlangt, die überhaupt kein Geld kostet. Nämlich sie möchte gerne sehen wie sich „[s]eine Kanone auf Gefechtsstation begibt“ („let me observe your cucumber as it readies itself for battle“), was Tanukichi etwas aus der Fassung bringt, v.a. weil Hyouka unter ihrem Laborkittel nur ihr Eva-Kostüm trägt, allerdings absolut nichts falsches daran finden kann (sie hat ihre Wäsche zum Trocknen aufgehängt) und Tanukichi bereitwillig einen Blick auf ihre Forschungsgrotte gibt (zensiert). Tanukichi, der sich in der Situation gewaltigt am Riemen reißen muss (count 43), möchte sein Brunzgeschirr lieber im Körbchen behalten, just in dem Moment taucht Anna auf um das kleine Techtelmechtel zu unterbrechen. Sie zerbricht sich den Kopf darüber, was genau diese merkwürdigen Geräte sind und an dieser Stelle…
…breche ich mit der Inhaltsangabe ab, guckt den Rest gefälligst selber, ihr geilen Zuchthengste!
Ich werde allerdings weiterhin in der Analyse massiv spoilern.
Analyse
Okay, bei manchen Dingern (count 44) weiß man einfach, dass sie genau für einen gemacht wurden und als ich gecheckt habe, wo bei SHIMONETA der Rammler (count 45) lang hüpft (count 46) war ich so Feuer und Flamme wie schon lange für keine Show mehr und ich habe die Serie fast an einem Tag gebinged, was ich sonst nur sehr selten tue, und das schließt sogar B GATA H KEI mit ein. Was haben wir hier? Alleine schon eine Geschichte über eine Widerstandsgruppe in der nahen Zukunft zu erzählen (mit allen Punk- und Resistance-Tropen, die einem einfallen) ist ohne Wenn und Aber immer gut, aber das in eine sexlose Welt zu verlegen, in der, ihr wisst es, das Konzept der „dirty jokes“ nicht existiert und gnadenlos zwischen versautem Auf-die-Kacke-Hauen und „Sex is good“ zu wechseln, kann man einfach nur als genial bezeichnen. Da muss ich die Waffen strecken, that’s exactly my thing. Aber man hätte das Konzept auch gehörig in den Sand setzen können, z.B. indem man einfach nur ein paar dreckige Witze vom Stapel lässt und voll auf die Zugkraft davon vertraut, aber genau das macht die Show eben nicht. Okay, Blue Snows Charakterdesign (das sie seltener verwendet als angenommen, und im Manga noch weniger) IST in der Tat gewöhnungsbedürftig (und jetzt schmeißt euer Kopfkino an, wenn ich euch mitteile, dass es auch Blue-Snow-Cosplayerinnen gibt…), aber wenn man merkt, dass die Show das Thema Sex doch eher behutsam anfasst und nicht nur für den schnellen Flachwitz missbraucht, dann zündet die Serie umso mehr. Ich meine, natürlich finde ich Flachwitze geil, aber NUR auf Flachwitze zu setzen ist eben doch ein bisschen dünn, vor allem wenn man ein solches Set-up zur Verfügung hat.
Klar bringt die Show, die eine Reaktion ist auf verschärfte Regeln, was im Anime gezeigt werden soll/darf (und das ist nicht ohne, wie wir wissen) viele versaute Witze, wäre auch seltsam wenn nicht, und man muss schon einiges wegstecken können (count 47), trotzdem ist die Serie erstaunlich relevant und aktuell. Während man B GATA H KEI vielleicht mit viel Fantasie irgendwo als Metapher auf die behauptete sexlose japanische Gesellschaft interpretieren könnte (weil sie alle wollen aber aufgrund schlechter Kommunikation und starkem sozialen Rollendruck es nicht gebacken kriegen), so MUSS man SHIMONETA als solche interpretieren. Also, in der nahen Zukunft hat die japanische Regierung einen 1984-mäßigen Polizeistaat aufgebaut in dem jede Erwähnung von anrüchigen Worten, Betrachten von Wichsvorlagen, Anziehen revelierender Kleidung usw. verboten ist und vor allem – die sexuelle Aufklärung so vernachlässigt aus Angst davor, man könnte ja was popö-ses (count 48) von sich geben, dass keiner der Beteiligten mehr Bescheid weiß, was zu tun ist [und dabei würde dieser Artikel doch alle Fragen auf einen Bums (count 49) beantworten: http://www.stupidedia.org/stupi/Geschlechtsverkehr].
Das stellt die Bevölkerung vor das grundsätzliche Problem, wie dann überhaupt noch ihre Art erhalten erhalten werden soll. Es gibt definitiv noch Schwangere in dieser Welt, doch die werden von der Regierung schwer unter Quarantäne gehalten. Klar, die Story mag übertrieben sein, aber ist sie wirklich so weit hergeholt? Ich glaube nicht, man nehme nur mal die mittelalterliche Sexualfeindlichkeit, das viktorianische Zeitalter (das auch nicht viel gegen Prostitution oder Pornographie tun konnte) oder den bis heute nachwirkenden amerikanischen Puritanismus. Dort weigern sich tatsächlich viele besonders konservative Leute, im Unterricht das Thema Sex zu behandeln oder nur mit „abstinence only“, was alles tut, aber nicht aufklärt (und bloß dazu führt, dass die Leute eben keine Ahnung haben und sich dann durch Pornographie „aufklären“ müssen, wo auch nicht immer klinisch-sachdienliche Information geboten wird) und die Leute letztlich zum Lügen erzieht.
Ich kann jetzt nicht wirklich die Situation in Japan beurteilen, Fakt ist aber, dass Studien rausgefunden haben, dass japanische Paare am wenigsten Sex in der entwickelten Welt haben (guckst du hier: https://www.theguardian.com/world/2017/feb/14/record-numbers-of-couples-living-in-sexless-marriages-in-japan-says-report, hier: https://www.theguardian.com/world/2013/oct/20/young-people-japan-stopped-having-sex und hier: https://www.japantimes.co.jp/news/2016/09/16/national/social-issues/sexless-japan-almost-half-young-men-women-virgins-survey/), die Geburtenrate extrem rückläufig ist (hier: https://www.theatlantic.com/business/archive/2017/07/japan-mystery-low-birth-rate/534291/ und hier: http://www.independent.co.uk/news/world/asia/japans-falling-birth-rate-posing-serious-problems-for-economy-a7770596.html) und sich immer mehr Männer als „herbivore“ identifizieren (= Männer die sich von allen Dates fernhalten, hier: http://www.slate.com/articles/news_and_politics/foreigners/2009/06/the_herbivores_dilemma.html), und die Trivia-Sektion der Imdb vermeldet, dass Gerüchten zufolge die Moralgesetze in Japan verschärft werden sollen (ohne Quelle, daher mit Vorsicht zu genießen), da haut der Anime mit Sicherheit in eine heftige Kerbe und manche Leute behaupten gar, der Anime wurde nur produziert, um die Geburtenrate Japans zu steigern. Dass es natürlich wieder an der High School spielen muss, mag man als abgegriffenes Klischee werten, aber es zeigt auch dass der Schützengraben zwischen junger und älterer Generation auch hier eine gewisse Rolle zu spielen scheint, zumal sich die meisten Gesetze direkt auf die Jugend beziehen (in japanischen Medien absolut nix Neues, siehe etwa BATTLE ROYALE). Nachdem der Anime ständig aus der Sicht der Resistance erzählt wird, ist die Position davon klar: seht mal, das kommt dabei raus, wenn wir den Leuten zu starken sozialen Rollendruck aufzwingen und keine vernünftige sexuelle Aufklärung betreiben im Namen einer wie auch immer gearteten „Korrektheit“, die die Leute für blöd hält, alles mit Bedienungsanleitungen versehen will und immer nur triviale Aspekte der Sache wegzuzensieren versucht, um sich mit der Realität dahinter nicht mehr auseinandersetzen zu müssen und am Ende doch kläglich versagt, da sie anderen Bedrohungen völlig hilflos gegenübersteht, wie etwa in unserer ach so geilen Welt, wo einem Donald Trump zwar (zurecht) auf die Finger gehauen wird für seine schwulen-/frauen-/ausländer-/whatever-feindlichen Äußerungen, aber dem unerträglichen Anti-Intellektualismus, den dieser Mann mit der Abrissbirne vorlebt, absolut nix entgegenzusetzen hat.
Mit unserer Heldin Blue Snow (die ich für die wirkliche Protagonistin halte, nicht Tanukichi) steht und fällt natürlich die ganze Serie. Sie repräsentiert das Punkterum in uns, die eine „Wenn der Himmel brennt“-Attitüde vorlebt, dass man einfach mit muss. Sie sorgt natürlich für einen Haufen komische Momente mit ihrem kruden und oft genug schwarzen Humor. Sie ruft uns immer wieder in Erinnerung „hey Leute, wir sind hier bei SOX, wenn wir keine schmutzigen Witze machen, wer dann?“, und fordert uns auf, faschistische Strukturen nicht zu akzeptieren und Widerstand zu leisten auch wo kaum noch Abhilfe möglich ist. Sie funktioniert deshalb so gut, weil man ständig überlegen muss, woran man bei ihr ist, sie wechselt sich immer wieder ab mit batshit-crazy Sexkommentaren um Tanukichi (und natürlich den Zuschauer) die Ruhe zu nehmen und mit Kommentaren der Schule „gegenseitiges Begehren ist das purste Gefühl auf der Welt“, die sie zwar selten bringt, aber dafür umso einprägsamer. Bei ihr MUSS man Stellung beziehen (count 50), sie konfrontiert einen hart (count 51) mit diesen Ideen und egal wie der eigene Standpunkt ausfällt, sie ringt einem einen ab [count 52, und das ist auch genau der Grund warum SECRETARY ein so 1000-mal besserer Film als FIFTY SHADES OF GREY ist, bei ersterem wird man damit konfrontiert das Schmerzen geil sind und MUSS als Zuschauer Farbe dazu bekennen, bei zweiterem läuft alles gleichgültig an einem vorbei (count 53) ohne dass man dies tun müsste].
Mit „dirty jokes“ meint sie nicht nur dreckige Witze sondern so ziemlich alles, was den Drang zu sexueller Betätigung betrifft. Mit „Sex is good“ macht sie eine eigentümliche aber doch völlig selbstverständliche Verdichtung (und nein, das ist kein versauter Witz), sodass man annehmen darf, dass Sauglocken läuten zu „sex is good“ führt und umgekehrt. Und es gibt keinen schlagkräftigen Anhaltspunkt, dass „sex is good“ NICHT ihre wahre innere Auffassung ist. Festzustellen bleibt aber, dass das Moralgesetz auch an Blue Snow nicht spurlos vorübergegangen ist, sie wirft zwar völlig ungebremst mit Schweinereien um sich, ist selbst jedoch eher konservativ, wenn es um ihre eigene Sexualität geht (aus der letzten Folge, Tanukichi: „You’re the girl who runs around naked under a sheet and screams obscenities.“ – Ayame: „Th-That’s a different matter entirely!“) Da mag der philosophische Gedanke dahinter stecken „das was den Sinn ermöglicht kann selbst keinen Sinn haben“, sprich, die Dame die uns von unseren Ketten befreit bleibt selbst unberührt, nur das mag jeder für sich selbst beantworten.
Ihr Schlussmonolog („I want to become a dirty joke!“) ist etwas kompliziert formuliert, aber soweit ich sehe, will sie uns sagen, dass sie so lange die „Böse“ spielt, solange es notwendig ist in dieser Sozietät und dass dreckige Witze aufhören toll zu sein, in dem Moment, wo sich keiner mehr drüber aufregt („Because they’re devilish, they shine. Because they’re twisted, they entice us. That is why I vowed to become the ‚devil‘ to crush this boring world where…“) Das scheint dann anscheinend der Punkt zu sein, wo sie final zum „sex is good“ übergehen kann, freilich wohlwissend, dass es noch ein Weilchen dauern kann, bis es so weit ist und dass auch ihre Jugend eine verlorene ist, trotz der täglichen 3 Minuten. Am Schluss wirft sie wieder mit ihren Kärtchen. Heißt das, dass auch eine Blue Snow nicht aus ihrer Rolle raus kann? Ist das der Grund, warum sie Tanukichi als Partner haben will? Will sie noch was für die Schülerschaft zu tun übrig lassen? Hat jeder sicher seine eigene Interpretation dafür. Das Ende hat natürlich ein bisschen was von V WIE VENDETTA, aber das kann mein anarchistisches Herz nur erfreuen.
Richtig ist, dass man nicht alles, was sie tut, toll finden oder jede ihrer Schlussfolgerungen gut finden muss, da gab’s schon so Stellen, wo ich mir den Kopf zerbrochen habe, ob man dieses oder jenes noch gelten lassen kann, doch der Punkt ist es, eben einem die Dinge vor den Latz zu knallen und geht davon aus, dass wir den Sinn der Sache hier komplett ohne Gebrauchsanleitung wie welche Szene nun vom Zuschauer zu bewerten ist versehen und kackt deshalb geflissentlich auch Disclaimer oder sonstiges. Und man sollte nicht außer Acht lassen, dass es in einer Zukunft 16 Jahre nach einem sehr einschneidenden Gesetz spielt. Ich sehe den Anime insgesamt eher als Fallstudie, wie Leute sich in einer solchen Situation verhalten werden/würden und ihre versuchte Überwindung davon, und nicht, dass man jedes Wort und jede Aktion jedes Charakters unbedingt sofort völlig kritiklos bejubeln muss, im richtigen Leben werden wir uns natürlich immer dem „sane safe consensual“ bekennen. Und Ayame, die auch Dinge tut, die moralisch fragwürdig sind aber im Ernstfall auch oft genug wieder einlenkt, wird bestimmt nie diejenige sein, die neue Gesetze schreiben wird, sie ist nur die, die bisherige Ordnung zu beseitigen versucht (um dann imho selbst eine Charakterentwicklung zum „sex is good“ zu nehmen, die wir nur niemals zu sehen kriegen werden). Es wird Leute geben, die danach suchen werden, wen diesen Anime genau als zu negativ darstellt, aber der Anime macht sich exakt über eine Personengruppe lustig: Leute, die meinen im Namen irgendeiner Korrektheit alles zu zensieren und zu verbieten. Mit drastischen Mitteln zweifellos, und auch nicht so, dass manche Sachen nicht diskussionswürdig wären, aber so, dass die Message dahinter unimissverständlich rüberkommt.
Was aber die Serie absolut richtig macht – und das ist mit Sicherheit eine große Überraschung – Ayame besitzt kein Love Interest und dafür muss man absolut dankbar sein. Das Skript hätte so viele Möglichkeiten, sie mit Tanukichi zu verbandeln, aber das hätte den Fokus von ihrer Causa weggenommen. Ich bin mir sicher, dass die Macher das bedacht haben. Verdammt, noch nicht mal Anna und Tanukichi finden zusammen und auch Otome geht völlig leer aus, das gäb’s im normalen High-School-Anime sicher nicht zu sehen…
Dem Anime wird oft angekreidet, dass Tanukichi eher ein schwacher Protagonist ist und somit nicht viel taugt, aber da habe ich doch ’nen anderen Blickwinkel drauf. Zwar ist Tanukichi tatsächlich kein besonders spektakulärer Charakter und hat auch keine besonderen Skills, lediglich wie er einen Mook per Suplex (!) auf die Bretter schickt, hat was für sich (und gibt dem Begriff „Unterhosen-Wrestling“ eine völlig neue Bedeutung). So funktioniert aus meiner Sicht die Story besser, weil er damit nie Gefahr läuft, Blue Snow oder Hyouka die Show zu stehlen, und das sind die konkurrenzlosen Stars der Show. Außerdem akzeptiert man es als Zuschauer dann eher, dass er immer alles ausbaden muss. Die Situation Person A macht sexuelle Kommentare und Person B reagiert pikiert darauf ist bekannt aus B GATA H KEI (dort mit Yamada und ihrer besten Freunden Takeshita), doch auch seine Rolle als Perversling, der das absolut nicht zugibt, spielt er sehr gut. Er repräsentiert den Durchschnittsbürger, der sich mit der herrschenden Ordnung abgefunden hat und die schimmernde Fassade der blankpolierten Bürgersteige für bare Münze nimmt, solange er halbwegs durchs Leben kommt und nie sich dem Untergrund erheben würde, würde Blue Snow ihn nicht dazu bringen. Dass diese ihn für SOX zwangsrekrutiert, mag man als nicht unbedingt die feine Englische ansehen, doch es erweist sich am Ende als gerechtfertigt, wo Tanukichi aus freien Stücken Ayame seine Gefolgschaft zusichert. Das führt dann auch zu einem der großartigsten Dialoge, die ich je in irgendeinem Medium gehört habe: Ayame will kurz vor der letzten Schlacht gegen White Peak noch mal alle Kräfte bündeln und stellt Tanukichi in einem ernsten Tonfall, als ob ihr Leben davon abhängen würde, die Frage aller Fragen und fleht ihn förmlich an, bitte unbedingt ehrlich zu sein: Ayame: „Tanukichi… Do you like dirty jokes?“ – Tanukichi: „Like shit, I do.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
Annas Stern strahlt etwas weniger als Ayames, aber gut, muss man mit leben. Was ziemlich krass ist, ist ihr Wandel von der unkorrumpierbaren Purheit zur psychopathischen Aggro-Braut, das ist mit Sicherheit übertrieben, trotzdem kann man es noch akzeptieren, da eines der zentralen Themen der Show sowieso Chaos ist. Mit ihr leistet sich die Show sogar einige Brüche im Ton, denn was sie in Folge 4 tut (und auch später noch mal) ist absolut nicht lustig, macht der Anime aber dann auch irgendwo so konsequent, dass es knallhart zeigt, zu welcher Doppelmoral unterdrückte Sexualität und verpasste Aufklärung führt, auch wenn es im Zweifelsfall immer wieder die sonstige Tonlage über Bord werfen muss (und immer bedenken: nicht die Moral eines Charakters mit der Moral des ganzes Werkes verwechseln). Selbst Ayame muss einräumen, dass sie die Sache gewaltig unterschätzt hat und bietet Tanukichi an, auszusteigen.
Otome hat ihre Momente als „Mad Artist“. Erstaunlich ist, dass sie sich ziemlich schnell ins Team einfindet und auch nicht besonders überrascht zu sein scheint über Blue Snows geheime Identität. Sie versteht auch ohne weiteres sämtliche Aussagen von Blue Snow, was darauf schließen lässt, dass sie schon vorher Kennerin der Flachlage äh Sachlage (count 54) war. Sie stimmt schnell in Ayames Chor ein und nimmt auch die Entblößung von Tanukichis Fleischtorpedo anders als Blue Snow mit professioneller Gelassenheit. Doch als Ayame einen ihrer typischen Vergleiche bringt („das ist genau so, als ob man den Mund schon voll Sperma hat und gleich den nächsten Schwanz hingehalten bekommt“) verschluckt selbst sie sich an ihrem Baguette. Am Ende zeichnet Otome ein Heftchen mit Tanukichi und Raiki in der Hauptrolle mit dem Titel „Please don’t hate my banana“ (lol), auf das sogar Hyouka (!) abfährt. Dafür dass sie so klein und zierlich ist, ist sie allerdings ganz schön gefräßig.
Der absolute Knaller ist ohne Frage Hyouka als Repräsentation von „man meets nature“. Sie allein schafft es, die Show zu einer absoluten Granate zu machen, und zwar auch genau deshalb, WEIL sie einem so viele Rätsel aufgibt. Nicht nur dass sie völlig anstandslos unter Tanukichis Tisch auftaucht und sofort direkt nach dem Rätsel um die kleinen Schreihälse fragt, sie scheint überhaupt kein Nacktheits-Tabu zu besitzen, wie sie in der Szene in Folge 6 eindrucksvoll unter Beweis stellt, Durch ihren ständig komplett emotionslosen Ausdruck sind wir immer gezwungen und zu fragen, was sie sich denkt. Weiß sie inzwischen, wie der Akt der Kopulation funktioniert? Das ist eine ganz schwere Frage, aber soweit ich es sehe, sie scheint es zu wissen, aber sie akzeptiert es erst, nachdem sie den empirischen Beweis dafür vorgelegt bekommen hat. Genau sagen wird uns das niemand. Oder weiß sie, dass Tanukichi und Ayame bei SOX sind? Ich würde sagen ganz vorsichtig ja, nach ihrer Beobachtungsgabe, aber es ist ihr egal, da es für ihre Forschung keine Rolle spielt. Jedenfalls unterstützt sie SOX, wo sie nur kann, und ich hätte mir am Ende noch eine größere Rolle für sie gewünscht, etwa indem sie mit irgendeiner Erfindung die Technikzentrale der Regierung lahmlegt, aber man kann nicht alles haben.
Dass Ayame sie nicht bei SOX aufnimmt, ist so ’ne Sache. Einerseits bin ich mit ihrer Begründung nicht ganz einverstanden (sie meint dass Hyouka ihr zu seltsam ist, aber Kosuri nimmt sie auf), allerdings funktioniert Hyouka tatsächlich als Charakter besser, wenn sie SOX immer nur von außen, quasi a tergo (count 55) unterstützt. Das gibt ihr die Möglichkeit, zu den völlig seltsamsten Zeitpunkten einfach so aus dem Nichts aufzutauchen, sogar einmal aus einem Gully (!), also denselben Stealth-Hi/Bye-Charakter spielt wie Klaus Kinski in dem Wallace-Film den wir am Festival gesehen haben (DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN WITWE). Möglich ist (das ist aber reine Spekulation), dass sie Blue Snow schon nach dem heiligen Gral befragt hat und die ihr jede Auskunft verweigert hat. Das würde jedenfalls erklären, warum sie sich immer nur an Tanukichi anheftet und Blue Snow auffällig von ihrem Wissendrang verschont.
Bleibt nur die Frage: Wird die Wissenschaft hier in ein negatives Licht gerückt? Nach viel Nachdenken komme ich zu dem Schluss: Nein, wird sie nicht und das sage ich, der da momentan etwas empfindlich ist. Klar, Hyouka ist seltsam und „weird“ und gerade deshalb will Ayame mit ihr nicht viel zu tun haben, aber sie rettet mehr als einmal den Tag, repräsentiert die wissenschaftliche Neugier des Zuschauers und spielt den „For Science!“-Tropos mehr für den Lacher. Wenn sie die ganze Gesellschaft als verlogen bezeichnet (in ihrem ersten Dialog!), liegt sie voll auf der Wellenlänge Ayames und spielt auch ohne ironische Brechung den absoluten Pro-Intellektualismus-Tropos erfolgreich aus, nämlich „Awesomeness by Analysis“ (wenn sie Kosuris Spielchen durchschaut oder den entführten Bus befreit). Somit kann man vielleicht sagen, dass auch wenn Intellektuelle und Rebellen nicht immer dieselbe Sprache sprechen, so brauchen sie sich doch gegenseitig. Ist das nicht eine herzerwärmende Botschaft?
Es tauchen noch andere Charaktere auf, z.B. wird ein neuer Bösewicht eingeführt (count 56), „White Peak“ von der Organisation „Gathered Fabric“, der die beste Schurkenmotivation der Geschichte des bewegten Bildes hat: Er ist nämlich ebenfalls Schlüpferterrorist und will in einer Welt leben in der man ungehindert den Unterhosen fröhnen kann (ja, das Klischee dass in Japan Leute auf das Beschnuppern getragener Unterwäsche abfahren, wird auch hier lang und breit zelebriert), seine Kleidung ist selbst nur aus geklauten Sexy-Hosen zusammengesetzt, dem etwas vorne raushängt. Es ist immer zensiert, aber es könnte sich um seine Fleischpeitsche handeln. Könnte. Er ist schwer kultiviert und trinkt ganz elegant ein Glas Wein, in dem ein (vermutlich monatelang ungewaschenes) Höschen schwimmt. Die wahren Weinkenner! Blue Snow will mit ihm nichts zu schaffen haben, denn er hat anders als SOX nicht vor, die Massen zu unterrichten, sondern nur sich am Duft der Lingerie zu laben, was die Allgemeinheit gegen SOX aufbringt. Am Ende kämpft SOX schließlich gegen Gathered Fabric, um dem japanischen Volk der Zukunft zu beweisen, dass man auf der richtigen Seite steht und nicht wie White Peak Busse entführt, Waffen einsetzt usw. zum eigenen Lustgewinn. Hier könnte man auf die Idee kommen, der Anime ist falsch abgebogen, da es ein wenig vom bisherigen Fokus (die Schülerschaft und Ayames Innenleben) abkommt und Ayame ihre Selling Points nicht mehr richtig ausspielen kann, doch hier muss ich einhaken.
In diesen Episoden (7 ff.) wird das Pacing noch mal angezogen, sodass man die im Prinzip an einem Stück (count 57) durchglotzen muss, und es droht, alles im Chaos zu versinken. Irgendwas stört mich hier, aber ich schwanke ein wenig hin und her was genau. Ein Punkt ist sicherlich die bereits erwähnte Kosuri, die sich nach anfänglichen Guerilla-Attacken unter Schutz der Gruppe „The Squirting Men“ (die haben da irgendwas missverstanden) ebenfalls SOX anschließt, nur um dann bald zu Gathered Fabric überzulaufen um am Ende ganz verschämt ihre Fehler einzugestehen. Sie kann teilweise ein wenig nerven, denn es ist von vorneherein klar, dass sie nichts als Ärger be-reiten (count 58) wird und wenig Konstruktives beiträgt. Blue Snow nimmt sie (trotz anfänglichem Misstrauen) ein bisschen zu schnell ins Team auf (ihre Frisur sieht leicht phallisch aus, was dem Begriff „Pimmelfrau“ ’ne völlig neue Bedeutung gibt, count 59), ihre Screentime ist zum Glück begrenzt. Der Anime ist dann immer noch gut, und irgendwie müssen die Dinge auch außer Kontrolle geraten (denn auch eine Blue Snow kann nicht alles so haben wie sie will, count 60). Trotzdem sind die Folgen ziemlich gut, unerklärlicherweise gerade im Plenum.
Wir erfahren noch mehr über die Geschichte, etwa dass es noch andere Terrorgruppen gibt, die alle sehr fantasievolle Namen haben wie „Advancement ASSembly“ (sic), „Absolute Hemlines“ (= absolute Rocklänge), „The Mammals“ (was für Hyouka?) und, mein Favorit „The Committee of the Bacon Lettuce Moms“. Auf Deutsch heißen die: „die Hintermänner“, „die verbotene Zone“, „die Säuger“ und „das Mütterkomitee für Schinkensalat“ (!!!) Erstens: welcher Idiot denkt sich solche Namen aus? Und hätte zweitens „Herrensahnedressing Muschisalat“ (count 61) nicht besser gepasst? Das hätte ich gerade noch eingesehen. [Update: Ich habe mir inzwischen sagen lassen, dass „Bacon Lettuce“ mit denselben Buchstaben beginnt wie „Boy’s Love“, was ein Manga-Genre ist („yaoi“), dem auch das zuzuordnen ist, was Otome über Tanukichi und Raiki zeichnet.]
Präfektin Oboro ist ein als Frau verkleideter, jede eigene denkerische Leistung eingestellt habender Yes-Man, der/die an die Schule kommt, um noch die letzten unkeuschen Gedanken aus den Hirnen der SGuglichen zu pressen, indem sie Volleyball-Netze, Basketball-Körbe und Klopapierrollen als unzüchtig beschlagnahmt, aber natürlich nix dagegen unternimmt, dass Anna sich an dem fast wehrlosen Tanukichi ergötzt, um genau den Punkt zu machen, den ich schon vorher über die PC-Kreuzfahrer verloren habe. Der Anime lässt keinen Zweifel daran, dass die Zensoren die wahren Freaks sind, nicht die, die ihren Trieb frei ausleben wollen. Sie repräsentiert die völlige Sterile in jeder erdenklichen Hinsicht und auch wie sich das Gesetz selbst in den Arsch beißt (wie etwa Annas Mutter bestraft wird für Schweinerein die klar von SOX verbrochen wurden) und die Referenz auf YELLOW SUBMARINE (ehrlich!) werde ich nie vergessen. Trotzdem schafft Oboro es für SOX zur ernsthaften Bedrohung zu werden, denn je mehr SOX zur Aufklärung beiträgt, desto mehr können die Schüler die Aktionen von SOX vorhersehen und bei ihr denunzieren, sodass SOX der Präfektin den (friedlichen) Krieg erklären muss („this will be hardcore… war“), die sich am Schluss mit ihren eigenen Waffen schlägt.
Der Humor ist jedenfalls sehr eigen und auch erfrischend pubertär, was ich keineswegs negativ meine. Durch jahrelanges Badmovies.de-Lesen sind wir alle in (oder sogar vor?) der Pubertät stehengeblieben, dann passt das alles wieder. Ich habe definitiv nicht alles an doppeldeutigen Anspielungen und visuellen Innuendos gespoilert, die die Serie zu bieten hat. Okay ich gestehe, an manchen Stellen, z.B. wenn sich Ayame mal auf dem Boden wälzt und 20 Mal vor Freude „Schwänze Schwänze Muschi Muschi“ ruft , kreativ reimend über den Flur rennt, Tanukichi im gekaperten Bus vor White Peak rettet (und das ist eine sehr interessante Methode!) oder Kosuri mit ihrem Pimmelkopf so tut, als würde sie die kalten Bauern aus der Hüfte schießen (in Wahrheit ist es Tanukichis Vanillemilch oder so), kommt man sich teilweise schon ein bisschen vor wie im Irrenhaus, ABER ich denke, wir können das aushalten. Trotzdem wird der Ton immer wieder gebrochen, was gut ist.
Ist der Anime nun perfekt? Nun, selten ist jemals irgendwas wirklich perfekt und neben den bereits angesprochenen Sachen, gibt’s da schon ein paar klitzekleine Dinge, die aber alle nicht stark ins Gewicht fallen, etwa das technische Problem mit den PMs, die ein Wort verbieten und das andere nicht oder die Story mit den Handbewegungen, trotzdem müssen wir das so akzeptieren. Auch dass Otomes Liebe für Anna irgendwann keine Rolle mehr spielt oder dass ich mir den Move „Hyouka zieht sich den Schlüpper übers Antlitz“ für später aufgehoben hätte, könnte man anführen. Nach reiflicher Überlegung finde ich die erste Hälfte des Animes etwas besser als die zweite. Aber ob man manche Plot-Entwicklungen nun mag oder nicht, sie sind perfekt durchdacht und man hat immer das Gefühl, dass es eine sinnvolle Erklärung gibt und dass die Macher einen Sinn fürs Geschichtenerzählen haben und wissen, was funktioniert und was nicht. Und man kann’s nie jedem rechtmachen. Jedenfalls reichen diese Punkte bei weitem nicht, um meine Liebe für den Anime irgendwie zu schmälern.
Das führt mich zum einzigen wirklichen Schwachpunkt: die letzte Folge ist deutlich schlechter als die anderen elf. Die Folge ist zunächst mal schwer in die Narrative einzugliedern (count 62), denn der Hauptplot (SOX besiegt Gathered Fabric) ist mit Episode 11 zu Ende, da man sich fragt, was hier noch kommen soll (count 63). Außerdem scheint vor Folge 12 irgendwie der Reset Button betätigt worden zu sein, denn Tanukichi ärgert sich plötzlich wieder über Ayames Witze. Ich meine, mir gefällt die von Solar Punk angehauchte Szenerie und die stellenweise fast schon träumerische Atmosphäre und auch Hyouka hat einen genialen Auftritt (sie läuft mit Safari-Hut durch die Gegend und fängt Schmetterlinge), trotzdem: Haben SOX und der Rest der Schülervertretung wirklich nichts Besseres zu tun in dieser Lage als Urlaub zu machen, wenn auch auf „Einladung“ eines neuen Bösewichts („Base Black“)? Wieso muss hier SOX schon wieder einen schmuddeligen Schatz bergen (auch wenn sich der als bedeutender als die anderen rausstellt)? Warum nicht endlich mit der Moralpolizei abrechnen oder näher an die Schülerschaft herantreten? Zweimal diesen Turn zu bringen mit dem Schatz (Folge 2 und 4) kann ich ja gerade noch so akzeptieren, aber ein drittes Mal? Und wenn ich in der letzten Folge schon einen neuen Bösewicht einführe, warum muss der dann fast genauso aussehen wie White Peak? Einmal war das lustig, aber ist Unterhosen schnüffeln wirklich der einzige Fetisch, den ein Mensch haben kann? Am Ende stellt sich raus, dass der ein alter Freund von Tanukichis Vater ist und SOX den Schatz zeigen will. Schön, aber könnte man das nicht vorher irgendwann etablieren? Woher weiß der, welche Mitglieder SOX hat? Wieso lädt er Anna und Raiki mit ein? Und wieso verkrümelt er sich einfach wieder in das leere Nichts, aus dem er gekommen ist?
Aber das größte Problem ist sicher, dass die Spannung bereits weg ist, zumal gerade Folge 7 die Schrauben des Pacings noch mal ordentlich angezogen hat. Ich kann den Gedanken hinter diesem Move verstehen – man wollte dem ganzen kein Happy End sondern eher ein „Ray of Hope“-Ending in Kombination mit einer „No MacGuffin No Winner“-Wendung geben, um zu zeigen, dass SOX leider doch nicht so viel ausrichten konnte (ist ein bisschen so wie bei MISSION ADLER – DER STARKE ARM DER GÖTTER, wo auch der Schatz am Ende verschütt‘ geht). Blue Snow meint hier „the world is not ready“, im Prinzip nicht die schlechteste Idee, da der Zuschauer hier die Story weiterdenken muss, trotzdem ist das ein Move den man echt nur verdammt schwer befriedigend (count 64) spielen kann und hier fehlt einfach völlig der Build-up.
Dass SOX die Welt nicht verändert hat, wird nach Folge 11 schon klar, weil die Regierung oder die Moralpolizei eben nicht besiegt sondern nur blamiert werden, aber Folge 12 ruft uns das noch stärker ins Gedächtnis, z.B. weil Tanukichis und Ayames jeweilige Erzeuger ihre Unterhosen mit gesiebter Luft schnuppern müssen. Das ist sicher nicht ganz unrealistisch, so traurig das auch ist, trotzdem wirkt das Ganze wenig durchdacht und stimmig. War die Folge mal konzipiert als OVA („Original Video Animation“, also Bonus-Folgen die oft für eine andere/breitere Zielgruppe produziert worden sind)? Dagegen spricht, dass sie selbst extrem fanservice-heavy ist. Ich habe bekanntlich nix gegen Fanservice, nur die Ausrede dafür, warum alle im Bikini rumlaufen müssen, ist mehr als fadenscheinig. Sollte das ein Sequel Hook sein? Oder musste man einfach ein Ende haben, egal welches?
Die Episode kommt in ähnlicher und imho besserer Form im (vom Autor der zugrundeliegenden Bücher geschriebenen) Manga vor, bricht aber ziemlich abrupt mitten in der Story ab, sodass es klar ist, dass hier was fehlt. Geht die Story also noch weiter oder wurde hier einfach abgebrochen? Für einen Fortgang spricht, dass es auch hier zwei neue Charaktere gibt, die der Anime komplett ignoriert. Letztendliche Klarheit werde ich erst haben, wenn ich die Light Novels gelesen habe, mehr von dem Manga auftaucht oder eine zweite Staffel kommt. Ich würde der (Anime-)Folge wahrscheinlich immer noch 5/10 geben, also nicht wirklich schlecht, trotzdem wäre da deutlich mehr drin gewesen.
Der Anime ist eine Adaption von der 11-bändigen Light-Novel-Serie (das ist so ’ne Mischung aus japanischem Pulp Magazine und Jugendroman) von Hirotaka Akagi, der dafür prompt einen Preis abgestaubt hat. Da bisher sage und schreibe ein einziges Kapitel übersetzt worden ist, kann ich natürlich nicht beurteilen, wie es sich zum Anime verhält. Außerdem weiß ich nicht, ob dann dort der Plot noch weitergeht, denn viele Leute hecheln nach einer zweiten Staffel. Das Manga von Hirotaka Akagi, das auch auf den Light Novels basiert, liefert anders als bei B GATA H KEI (das im Gegensatz dazu auf keinem Light Novel zugrunde liegt, der Anime verarbeitet ca. 60% des Mangas) keine weitere Story mehr, die noch zu verbraten wäre, man müsste also (vermutlich) eine ganz neue Geschichte schreiben. Klar würde ich es mir ansehen, aber könnte es der 1. Staffel das Wasser reichen? Ich weiß es nicht, auf jeden Fall müsste SOX dann direkt die Moralpolizei angreifen und nicht wieder einen neuen White-Peak-Klon. Außerdem muss dann das zu bekehrende jugendliche Fußvolk wieder mehr in den Vordergrund gerückt werden und deren persönliche Entwicklung. Wenn’s allerdings keine Weihnachtsfolge gibt, laufe ich auch zu Gathered Fabric über.
Zu den technischen Meriten schiebe (count 65) ich voraus (count 66), dass ich nicht der größte Experte in dieser Materie bin. Es ist alles sauber gezeichnet und die Animationen sind zum größten Teil flüssig, also denke ich für ein 2015er-Anime absolut Standard, da gibt’s nix zu meckern. Gefällig sind die Lichtstimmungen v.a. in Abendszenen und vielen Totalen, die viel zur Atmosphäre beitragen. Gefallen tun auch die vielen kleinen Details, die durch das extrem schnelle Pacing beim ersten Mal (count 67) auf der Strecke bleiben. Man merkt einfach, dass da mit viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde und das in einer Industrie von der wir wissen, da auch die meisten Beteiligten unter Druck stehen (count 68).
Die Sprecher sind allesamt gut, ich kann aber nix sagen zum englischen Dub, solange er nicht so mies ist wie der von B GATA H KEI (soweit ich den gehört hab) bin ich mit allem zufrieden.
Der Soundtrack ist natürlich auch super, der End-Song „The Inner Urge“ (gesungen von Sumire Uesaka, die auch Oboro spricht) rockt das Haus, Inhalt irgendwie: „spreng die Ketten der Oppression, sei ehrlich zu deinen Gefühlen“ etc., übersetzte Lyrics gibt’s hier https://www.musixmatch.com/lyrics/Sumire-Uesaka/Inner-Urge/translation/english. Auch die komponierten Stücke sind ziemlich gut und man sollte sie sich zu Gemüte führen und allgemein gewinnt der Anime deutlich durch seinen Soundtrack, v.a. in den späteren Folgen.
Der Anime ist, wie bereits gesagt, zensiert. Spötter mögen bemängeln, dass eine Show die gegen Zensur wettert selbst keine Zensur verwenden sollte. SHIMONETA ist sich dieser Problematik bewusst und es war wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, die Show auf den diversen Anime-PayPerViews oder PayPerVers (count 69) zu zeigen. Die Zensuren sind zumeist comichaft: Es wird einfach eine Zeichnung des betreffenden Charakters drübergelegt, was seinen eigenen Humor entwickelt, aber wenn mitunter fast das ganze Bild bedeckt wird, ist es etwas neben der Spur. Die Zensuren sind oft willkürlich (wieso manche Gesten, wie die „Feige“ zensieren, ist das so schlimm?) und sinnlos (man kann trotzdem erkennen, was für Bewegungen es sind, that’s a bit self-fulfilling). In Deutschland hat man SHIMONETA mit FSK 16 durchgewunken (count 70) also alle Bedenken mangelnder Jugendfreiheit zerstreut, und das mit deutlich weniger Zensuren (hier sind Nippel das höchste der Gefühle, aber auch some glimpses of beaver hätten bei der FSK wahrscheinlich kein höheres Rating eingefahren). Der Anime ist sowieso harmloser, als sich das hier wahrscheinlich liest. Soweit ich weiß, gibt es weltweit keine komplett unzensierte Fassung. Seltsam, denn B GATA H KEI zeigt (zumindest in der letzten Folge) Nudity, wurde aber nicht zensiert. Fakt ist trotz allem, dass die Serie definitiv nix für Kinder ist. Wer meint, dass Anime nur YUGI-OH und DRAGON BALL Z ist, wird hier sein blaues Wunder (hihi) erleben…
In Deutschland erschien die Serie bei diversen Anime-Streams und auch als DVD und BluRay, doch merkwürdigerweise auf 4 Scheiben, statt auf 2, wie andere, wieso auch immer, das bedeutet gerade mal drei schlaffe (count 71) Folgen pro Scheibe. Billig ist der Spaß nicht, auf Amazon kosten alle 4 Discs zusammen satte 100 Öcken, da krieg ich viel Hentai für. Bild und Ton sind absolut brauchbar, die Synchro professionell (es bestimmt eine ziemliche Gaudi sein, so was zu synchronisieren), Extras gibt’s nur drei Trailer pro Disc.
Die Serie wurde produziert von J.C. Staff, seit 1986 im Geschäft und Schöpfer anerkannter Kapazitäten wie REVOLUTIONARY GIRL UTENA, DAPHNE IN THE BRILLIANT BLUE, SKY GIRLS, FOOD WARS und PRISON SCHOOL (das bin ich aber irgendwie in Folge 5 oder so ausgestiegen, that was even too much for me). Regie führte Youhei Suzuki, Anime-Veteran. Hirotaka Akagi schrieb Light Novels und Manga und wurde auch auffällig mit NIDOME NO NATSU, indem es auch um die Rebellion gegen soziale Zwänge gibt. Der Anime schrieb Masahiro Yokotani, seit 2000 Drehbuchschreiber im Dauereinsatz, seltsamerweise für alle Folgen außer Folge 6 (hä?? Folge 12 hätte ich mir noch erklären können…) Die Voice-Actors sind dem Anime-Kenner sicherlich ein Begriff, mir sagen sie leider (noch) nichts. Sowohl Shizuka Ishigami (Ayame), Saori Gotō (Hyouka) als auch Yūsuke Kobayashi (Tanukichi) waren alle bei FOOD WARS am Start, Ishigami ist noch bei JOJO’S BIZARRE ADVENTURE oder WATAMOTE, Goto bei SKY GIRLS und sogar METAL GEAR SOLID: PORTABLE OPS, Kobayashi bei INTERVIEWS WITH MONSTER GIRLS. Der Anime wurde durch FUNimation distributiert, die einzige Gemeinsamkeit die ich mit B GATA H KEI finden konnte.
Bei einer ganzen Serie ist die Bewertung natürlich nicht so einfach, da es immer bessere und schlechte Momente gibt und man kaum alles auf einen Durchgang glotzen wird. Bei den Bieren gibt’s wenig zum Rütteln (count 72), bei den (Sex?-)Bomben (count 73) muss ich einräumen, noch nicht so viele Animes gesehen zu haben, ich habe mich daran orientiert, wie ich die bewerten würde, die ich gesehen habe und irgendwie muss ich auch ELFEN LIED fair bewerten (was echt happig ist) und somit habe ich mich auf zwei Sprengsätze wider die herrschende Ordnung eingependelt, auch wenn ich für die merkwürdigen Zensuren und das lazy writing der letzten Folge streng genommen (count 74) eine dranklatschen (count 75) müsste.
Fazit: SHIMONETA scheint in seiner Brillanz und sollte so schnell wie möglich von jedem angesehen werden, auch wenn man mit Anime völlig unbeleckt (count 82) ist (ich stehe auch erst am Anfang meiner Anime-Laufbahn). Der erste Eindruck von der Show mag trügerisch sein, doch dann bekommt man ein sehr intelligentes Stück (schon wieder, count 83) Animation mit tatsächlicher Relevanz und verdammt viel krudem und schwarzem Humor, das stellenweise zum Schreien komisch ist, immer seinem Punkertum verpflichtet bleibt. Es mag einige Schwachpunkte geben, die vom Gesamtergebnis nicht viel weg nehmen, und man muss auch nicht mit allem hier vorbehaltlos einverstanden sein, trotzdem rockt das Ding und auch wenn Sachen wie NEON GENESIS EVANGELION oder DEATH NOTE mit Sicherheit animationshistorisch viel relevanter sind, wird SHIMONETA zweifelsohne immer eines meiner Favs bleiben. Doch empfindlich darf man auf keinen Fall sein, wenn man sich an dieses Teil wagt, denn auch wenn es harmloser ist als man annehmen könnte, it’s still not for the faint of the heart. Schwänze!!! (final count 84)
(c) 2018 Diamond Bentley
BOMBEN-Skala: 2
BIER-Skala: 9