She-Freak

 
  • Original-Titel: She-Freak
  •  
  • Regie: Byron Mabe
  • Land: USA
  • Jahr: 1967
  • Darsteller:

    Claire Brennen (Jade Cochran), Lee Raymond (Blackie Fleming), Lynn Courtney (Pat „Moon“ Mullins), Bill McKinney (Steve St. John), Claude Smith (Greasy), Ben Moore (Advance Man), Van Teen (Babcock), Madame Lee (Snake Charmer), Marsha Drake (Olga), Felix Silla (Shorty), William Bagdad (Pretty-Boy)


Vorwort

Eine Kellnerin (Claire Brennen) hat ihren Job und ihr Leben satt, sie möchte noch einmal neu anfangen und nimmt deswegen einen Job beim Zirkus an (eine wirklich geniale Idee der Drehbuchautoren. Schmeißt ihren Job in der Hoffnung auf einen gesellschaftlichen Aufstieg hin, um auf dem zum Zirkus gehörenden [Café? Restaurant? Pilsstube? Verrate es uns, G! – Der Doc] als – Trommelwirbel! – Kellnerin zu arbeiten. Äh, ja klar).

Nachdem wir uns endlos lange verschiedenen Kamerafahrten quer durch die Location ausgesetzt sehen und wir unsere „Heroine“ gefühlte 17 Stunden lang beim Arbeiten beobachten dürfen, lernt sie (endlich!) den Zirkuschef näher kennen und lieben. Dieser ist eng mit einigen Artisten und Künstlern, die für ihn arbeiten, befreundet, unter anderem einem Liliputaner, der sich Shorty nennt. Schon bald heiraten Jade (so heißt unsere Kellnerin) und ihr Geliebter. Ihr frisch angetrauter Bräutigam hat aber keine Ahnung, dass seine holde Gattin schon länger eine Affäre mit einem anderen Mann hat. Gemeinsam planen Jane und ihr Geliebter die Ermordung ihres Ehemannes, die ihnen auch gelingt. Jade wähnt sich bereits am Ziel, aber leider hat sie die Rechnung ohne Shorty gemacht. Dieser schmiedet mit einigen Freunden einen furchtbaren Racheplan…(insert demonic laughter here).


Inhalt

Bist du deppert, war das schlecht. Ich würde es ja gerne weniger drastisch sagen, aber der hier besprochene Film lässt mir echt keine andere Wahl. Diese Zelluloidschändung ist langweilig, schlecht in Szene gesetzt und eine totale Themenverfehlung. Dass dieses Machwerk ein Remake von Brownings Meisterwerk „Freaks!“ sein soll, macht die Sache nur noch schlimmer. Nehmen wir den Film mal der Reihe nach auseinander:
Das Drehbuch hat lediglich Teile des Grundgerüstes vom Original übernommen und den Rest mit eigenen Ideen aufgefüllt, die – vornehm ausgedrückt – nicht die besten sind. Vor allem fehlt dem Film aber die wichtigste Essenz des Browning-Filmes: DIE FREAKS! Man kann doch keinen Film über Sideshowfreaks drehen und dann keine zeigen. Man vergisst bei einem Weihnachtsfilm doch auch nicht auf die Bescherung. Okay, nicht alles was hinkt ist ein Vergleich, aber ungefähr so hab ich mich beim Ansehen gefühlt. Nicht unbedingt aus voyeuristischen Gründen, aber aufgrund der Vorlage hab ich mir das – da ich ohne zuvor Infos über den Film einzuholen die DVD gekauft habe – eigentlich erwartet. Während Browning es schafft, den Zuschauer mit behutsamer Hand an die „Freaks“ heranzuführen und das Publikum die „normalen“ Menschen als die eigentlichen „Missgeburten“ empfindet, während Sideshow-Künstler als normale Menschen mit Gefühlen dargestellt werden, lassen Produzent Friedman und Regisseur Mabe erst ganz am Schluss – neben dem Liliputaner Shorty – einen Schwertschlucker und eine Schlangenbeschwörerin auftreten. So kann man natürlich keine Sympathien für sie entwickeln.
Die mit Abstand dümmste Idee des Filmes war es aber, vom Original abzuweichen und Jade den Besitzer und nicht Shorty heiraten zu lassen. So wird die Rolle von Harry Earles quasi in zwei Teile gespalten: In die des in die falsche Frau verliebten Mannes und in den Rächer ohne Gewissen. Durch diesen faulen Kompromiss verliert der Film dieses gewisse subversive Element, welches Brownings Klassiker so auszeichnet. Verdammt, der Film aus den dreißiger Jahren ist hier um einiges mutiger als dieses Möchtegern-Grindhouse-Filmchen! Man hat hier alles Gute am Original weggelassen und den Streifen mit eigenen Dummheiten aufgefüllt.

Dazu kommt noch, dass die Handlung offenbar längst nicht genug Stoff für einen vollen Spielfilm hergab (wen wunderts) und so sehen wir Jade beim Kellnern, beim Spazierengehen, dann machen Kamerafahrten mit dem Karrusell, nur um danach die Hilfsarbeiter stundenlang bei Auf- und Abbau des Zirkuszeltes und dergleichen zu beobachten. Natürlich laufen diese Szenen alle als Stummfilm ab, damit man nur ja nicht in die Verlegenheit kommen könnte, den Charakteren so etwas wie Dialoge in den Mund zu legen. Ist wohl auch besser so, denn wenn sie mal das Maul aufmachen, kommt eh nichts gescheites dabei raus. Die Schauspieler sind alle so steif wie das sprichwörtliche Brett und einige von ihnen nuscheln sich einen zurecht, dass es eine echte Freude ist. Die schauspielerischen Leistungen urteile ich gleich pauschal ab: Unnatürlich steif (wie schon erwähnt) und dadurch unglaubwürdig, vor allem aber sind fast alle DarstellerInnen extrem unmotiviert. Vor allem Felix Silla, der Liliputaner, stinkt hier im Vergleich zu Harry Earles ganz gewaltig ab. Das gleiche gilt für Bill McKinney, der eigentlich die ganze Zeit so wirkt, als ginge ihn der Film gar nichts an (selbst John Saxon in „Asphaltkannibalen“ wirkt im Vergleich hierzu wie das blühende Leben). Ein wenig will ich Claire Brennen von dieser Kritik ausnehmen, die sich wenigstens Mühe gibt, ihrer Figur so etwas wie Leben einzuhauchen. Aber ansonsten gilt für alle: Setzen, Nicht genügend!

Der Kameramann bemüht sich zwar, die Rummelplatzatmosphäre gekonnt einzufangen, aber dabei gibt es das grundsätzliche Problem, dass all diese teils sehr schönen Einstellungen und Kamerafahrten als reine Zeittotschläger benutzt werden und viel zu lange sind. Dennoch: Für einen Film dieser Güteklasse keine schlechte Arbeit, nur wird dadurch auch nichts mehr herausgerissen. Schade um die schönen Bilder, wenn jemand mal Stock Footage für eine Kirmesdoku braucht, dann kann er oder sie sich dort ganz gut bedienen.

Der Score von William Castleman ging mir schon nach 10 Minuten gewaltig auf den Keks. Seine „Musik“ steigert den Drang, sich während des „Filmgenusses“ eine Stricknadel in den Gehörgang zu rammen, in regelmäßigen Abständen ins Unermessliche.
Kommen wir zu den „Effekten“: Kurz vor Schluss sieht man Claire Brennen als „Two-Face“ (jemand Batman 3 gesehen?) für Arme. Das wars. Auch hier bietet der Film genau nada!

Die DVD ist auch ein ganz spezielles Kapitel. Ich hab sie auf Ebay in nem Shop ersteigert (natürlich war ich der einzige Bieter, aber genauso natürlich habe ich diesen Wink des Schicksals mit dem Zaunpfahl geflissentlich ignoriert). Alles an dieser DVD schreit eigentlich „BOOTLEG!“, aber ich will dennoch auf die Technik eingehen, da es sich wohl trotz allem um eine offizielle DVD zu handeln scheint. Die Scheibe von 23rd Century kommt in einem billigen Slimcase daher, das Cover bekomme ich mit Photoshop schöner hin. Außerdem ist Produzent Friedman auf der Vorder- und der Rückseite oben fett falsch geschrieben („Freidman“ Und der Satz darunter, „A great Exhibition of Horrors“, ist auch allerliebst. Soll „Horrors“ die Mehrzahl von „Horror“ sein, oder wie?). Das Menü ist ein besonderes Gustostückchen der Hässlichkeit. Unterlegt mit einer extrem augenkrebsfördernden Farbe steht dort nur das Wort „Play“. Drückt man dann auf „Enter“, beginnt der Film. Als ich den Film zum ersten Mal sah, hab ich erstmal drei Minuten das Menü angestarrt, weil mir nicht klar war, dass dieser Testbildverschnitt tatsächlich eben jenes Menü darstellen soll. Jede „Red Edition“ DVD wurde da ästhetischer gestaltet. Das Bild weist eine erbärmliche Qualität auf. Offenbar hat man von einer uralten Videokassette gemastert und zwar ohne sich dabei eine Sekunde um das Produkt zu scheren. Verschmutzungen, Nachzieheffekte, Unschärfe und ein miserabler Kontrast, der alle Details verschluckt, dominieren hier.

Der Ton gibt einem dann endgültig den Rest. Der ist so was von leise, verrauscht und durch ein regelmäßig zu vernehmendes Knacken auf der Tonspur dermaßen schlecht, dass in Verbindung mit den – wie schon erwähnt – nuschelnden Schauspielern wahrhaft einzigartige Ergebnisse erzielt wurden. Verdammt, sogar bei voller Lautstärke versteht man die Hälfte der Dialoge nur sehr schwer (ob das nicht vielleicht das Beste für den oder die Zuschauer ist, steht auf einem anderen Blatt. Ich jedenfalls wollte den Schwachsinn den die da labern, gar nicht mehr verstehen). Ein Scheißfilm auf einer Scheißscheibe von DVD. Zum Brüllen ist auch folgender Satz auf dem Cover unter den Bildern neben dem Klappentext: „The image on the sleeve may not necessarily correspond with the film“ Oder anders ausgedrückt: „Uns ist wurscht, ob die Fotos zum Film gehören. Hauptsache sie schauen hübsch aus.“

Fazit: Der Film ist Dreck, die DVD ist Dreck. Mit diesem Remake hat man Brownings Film ordentlich gef…. (man möge mir wieder mal die drastische Wortwahl verzeihen). „She Freak“ ist ein langweiliger Haufen Müll. Es gehört ja eigentlich ziemlich viel dazu, dass ein Film mich durch seine bloße Existenz zutiefst beleidigt, aber „She Freak“ gehört nun amtlich zum erlauchten Kreis der Filme, die das geschafft haben (damit sind es schon zwei Mitglieder in diesem Club, dem neben „She Freak“ eigentlich nur noch „Jochen Tauberts Pudelmützenrambos“ angehört). Schaut euch lieber Brownings Original an und vergesst am besten so schnell wie möglich, dass es diesen Film gibt. Ich versuche schon seit einiger Zeit mein Bestes, diesen „Horrorfilm“ zu verdrängen. Bislang war ich dabei (leider) erfolglos.

1/5
(c) 2009 G


mm
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