Sharkzilla

 
  • Deutscher Titel: Jurassic Shark 3
  • Original-Titel: Megalodon
  • Alternative Titel: Sharkzilla | Killing Sharks |
  • Regie: Pat Corbitt, Gary J. Tunnicliffe
  • Land: USA
  • Jahr: 2002
  • Darsteller:

    Leighanne Littrell (Christen), Robin Sachs (Peter Brezier), Al Sapienza (Russ Elliott), Mark Sheppard (Mitchell „Mitch“ Parks), Jennifer Sommerfeld (Amanda „Maz“ Zablenko), Evan Mirand (R.P. McGinnis), Steve Scionti (David Collen), Fred Belford (Jake Thompson), Gary J. Tunnicliffe (Grady Harper), Yasmine Delawari (Maria Barrera), Stanley Isaacs (Robert Armstrong)


Vorwort

Peter Brezier, Vorsteher des Nexocon-Ölkonzerns, plant die Einweihung seiner neuen supersicheren Offshore-Bohrplattform „Colossus“, die ein riesiges Ölvorkommen unter dem Eismeer ausbeuten soll. Natürlich laufen die Umweltschützer Sturm, die Meeresbiologen heulen Zeter und Mordio und angeblich ist die ausgekuckte Stelle auch seismisch eher unruhiges Gebiet.

Zu allgemeinen Publicity-Gründen lädt Brezier daher die Fernsehreporterin und Investigativjournalistin Christen nebst Kameramann ein, um die Inbetriebnahme der Plattform zu filmen. Was als exklusives Interview geplant war, wird aber schnell zu einer Art pissing contest – Brezier ist angefressen, weil Christen offenbar nicht wirklich an unvoreingenommene Berichterstattung denkt, sondern jede Gelegenheit nutzt, ihm wegen potentieller Umwelt-Risiken ans Bein zu pinkeln, und Christen ihrerseits scheint’s zu wurmen, dass sie trotz motivierter Suche nicht wirklich einen Grund findet, Brezier und seine Plattform medienwirksam in die Pfanne zu hauen.

In der Tat scheint auf „Colossus“ alles bestens zu laufen – der menschliche Faktor ist durch den maximalen Grad an höchsttechnisierter Automatisierung praktisch ausgeschaltet und Breziers Mitarbeiter sind sich einig, dass ihr Chef sicherheitstechnisch so ziemlich an alles Denkbare gedacht hat. Und so beginnt das große Bohren in fünftausend Fuß Tiefe, das dank eines Spezial-Glas-Fahrstuhls direkt vor Ort beobachtet werden kann.

Aber es kommt doch zu Problemen – eine Leitung muss wegen akuter Verstopfung repariert werden. Das Stück wird auf der Plattform untersucht und die Ursache der Blockade freigelegt – ein Fisch, allerdings kein harmloser Kabeljau, sondern ein fieser Raubfisch, der mutig versucht, einem der Ölbohrer die Hand abzubeißen. Russ Elliott, U-Boot-Pilot und Experte für alles, was unter Wasser kreucht und fleucht, identifiziert den Fisch als Jungtier einer längst ausgestorben geglaubten urzeitlichen Art, und als besonderen Bonus hat es wohl ebenso urzeitliche Bakterien mitgebracht, die die Wunde des Verletzten infiziert haben und auf Antibiotika nicht ansprechen.

Die schlechten Nachrichten reißen auch nicht ab – wenig später geht der Plattform ihr Bohrkopf verloren und rauscht mitsamt dem U-Boot von Russ‘ Eheweib Maz in eine unterseeische Höhle. Maz entdeckt in der Höhle allerlei unbekannte Arten von Quallen und sonstigen floureszierenden Tiefseefischen, kann aber aus eigener Kraft wieder auftauchen.

Wenig später wird die Plattform von weiteren seismischen Aktivitäten erschüttert. Ein neuer Tauchgang zum Nachkucken wird angeordnet, und dabei stellt die Crew entsetzt fest, dass zu den aufgeschreckten Höhlenbewohnern ein zwanzig Meter langer Hai Marke Megalodon, also ebenfalls Urviech, gehört, und der ist eher so aggro eingestellt. Schlecht für U-Boot-Fahrer und Leute, die in eher zerbrechlichen Aufzügen knapp zweitausend Meter unter der Oberfläche stecken…


Inhalt

Haifilme sind für mich wie Pokémon. Gotta catch them all. Gut, Kritiker meiner Person mögen behaupten, dass das auf so gut wie alle Filme zutrifft (und haben dabei nicht völlig unrecht), aber Haie sind trotz alledem eines meiner Lieblingssteckenpferde (äh). Das scheint einer Menge Leute so zu gehen, denn seit „Jaws“ selig ist das Genre nicht totzukriegen, und der Umstand, dass Haifilme immer noch ein solider Garant für zumindest Unkosten wieder einspielenden Reibach sind, ist natürlich auch ein gefundenes Fressen für skrupellose Distributoren, die das gute alte „Umtitel“-Spiel bemühen, um eine schon vor über zehn Jahren für unverdaulich befundene Fischsuppe erneut wie heißen Backfisch anzupreisen. Z.B. eine englische Klitsche namens „High Fliers Films“, die den 2002 gedrehten und 2004 erstmals erschienenen „Megalodon“ neuerdings als „Sharkzilla“ verkloppt. Und einem solchen Titel kann ich nun schon dreimal nicht widerstehen (aber wenigstens hatte ich den Film nicht schon in einer früheren Inkarnation in der Sammlung. Und ja, das passiert mir gelegentlich. Ich hab halt die OFDb immer noch nicht auswendig gelernt).

Verantwortlich für diesen Low-Budget-„Spaß“ sind zwei hauptamtliche Effektkünstler. Pat Corbitt besorgte FX für großartige Lichtspielwerke wie „Alien Apocalypse“ (ürgh), „The Man with the Screaming Brain“ oder „Megiddo: The Omega Code 2“ (yikes), sein Co-Regisseur Gary J. Tunnicliffe arbeitete an DTV-Ware wie „The Prophecy 4/5“, „Candyman 3“ und diversen „Hellraiser“-Sequels (deren nächstes er auch inszenieren darf), an „Wishmaster“, „Pulse 2/3“, aber auch an Großproduktionen wie „Mission Impossible II“, „X-Men Origins: Wolverine“, „Olympus Has Fallen“ oder „Gone Girl“. Tunnicliffe schrieb mit Stanley Isaacs („Raptor Island“) auch das Drehbuch.

Nun könnte man meinen, es gäbe kaum ein Genre mit eingefahreneren Bahnen als den Hai-Film, aber Corbitt und Tunnicliffe entscheiden sich zumindest für einen halbwegs originellen Ansatz, sofern man bei Haifilmen überhaupt noch von Originalität sprechen kann. Statt als Splatter-Horror oder Bodycount-Orgie versuchen sie, „Megalodon“ hauptsächlich als Katastrophen-Thriller mit SF-Einschlag zu gestalten (und rutschen damit natürlich automatisch in eine andere Klischee-Ecke, nämlich des „Monster-an-abgeschiedenem-Ort“-Subgenres, wo Klassiker wie „The Thing“, aber auch Gurken wie „Targoor“ oder „Spacetek“ grüßen lassen). D.h., sie lassen sich auch Zeit damit, ihr Monster in Erscheinung treten zu lassen – der Hai als eigentliche Bedrohung taucht erst nach 50 von 75 Minuten Netto-Spielzeit auf und da die meisten Charaktere des Films nicht blöde sind und nicht jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um freudestrahlend ins Wasser zu jumpen und sich dem Hai als Snack für zwischendurch anzubieten, bedeutet das, dass der Film versucht, von Atmosphäre und Spannung und nich von shocks-a-minute und Gore zu leben.

Was ihm halt dummerweise nur sehr eingeschränkt gelingt – das Tempo bis zum ersten Auftauchen des Hais ist schon mäßig und obschon die Geschichte sich müht, auch zuvor schon Interesse zu erwecken, bleiben diese Bemühungen wohl bei den meisten Zuschauern ohne Erfolg. Gerade der an sich löbliche Kniff, auf einen menschlichen Bösewicht, der für zusätzliches Drama und Konflikte sorgt, zu verzichten (Brezier wäre zwar designiert für einen klassischen „evil capitalist“, aber er ist ein vernünftiger Kerl, der nur das Beste will und alles tut, was möglich ist, um seine Leute außer Gefahr zu bringen), bringt den Film nicht entscheidend weiter – man kann den Streifen als Paradebeispiel dafür anführen, warum ein „Evil Capitalist“ oder „Evil Army Guy“ im Genre so gern benutzt werden. So eine Figur bringt einfach mehr Drive, mehr Dynamik in eine solche Plotte – benehmen sich die Figuren wie „richtige“, vernünftige Menschen, mag das aus Sicht der Klischeebrechung erfreulich sein, aber es nimmt einer Geschichte eine wichtige Möglichkeit, den Plot am Laufen zu halten und die stakes für die Helden zu erhöhen – sowas fällt eben aus, wenn alle am gleichen Strang ziehen.

Aus seiner Ausgangssituation macht der Film auch charaktertechnisch zu wenig – der Konflikt zwischen Brezier, der sich wünscht, dass Christen schlicht objektiv berichtet, und der Journalistin, die argwöhnisch nach einem potentiell ausschlachtbaren Skandal fahndet, wird viel zu schnell (und noch bevor die Lage wirklich brisant wird) ad acta gelegt, dabei wäre ein bisschen „headbutting“ gerade im ersten und zweiten Akt durchaus nötig gewesen, damit da etwas *mehr* passiert als dass die Figuren sich gegenseitig ständig versichern, dass alles in Ordnung wäre, nix schiefgehen könne usw. usf. Positive Einstellung gut und schön, aber man kann alles übertreiben.

Ein bisschen unter Wert schlägt sich auch die interessanteste Figur, Russ Elliott. Der ist quasi ein ultra-radikaler Umweltschützer, der aber mittlerweile zu dem Schluss gekommen ist, dass eh schon alles zu spät ist, der Planet unumkehrbar im Arsch ist und man dann auch mehr oder weniger guten Gewissens mit der Scheiße weitermachen kann, weil eh egal. Von seiner „Philosophie“ hätte ich gern mehr gehört (immerhin ist er die einzige Figur, die etwas Background mit auf den Weg bekommen hat), aber auch da belässt es der Film bei der Etablierung dieser Tatsache, ohne dann noch verstärkt damit zu arbeiten.

Splatterei ist, wie gesagt, die Sache des Films nicht. Ein bissi herumgesuppt wird beim Angriff des kleinen Raubfisches und später gibt’s noch mal eine klaffende Halswunde, aber den Gorebauern von Welt wird das nicht beeindrucken. Tunnicliffe und Corbitt wollten offenbar weniger mit ihren Make-up-FX-Künsten, als mit ihrem CGI-VFX-know-how Eindruck schinden. Für eine Low-Budget-Produktion aus dem Jahr 2002 sieht das auch ganz okay aus (also für „heute“ ziemlich veraltet) – wäre das „damals“ Videogame-Graphic gewesen, man wäre vor Begeisterung vom Hocker gefallen. Aber es sieht dann halt mit heutiger Pupille eben so aus wie ein verdammt gutes Videospiel von 2003/2004/2005, und nichts dated schneller als Videogame-Graphic von gestern. Es ist alles flüssig animiert, aber kombiniert mit den Studioaufnahmen, die dann tatsächlich ein wenig wie cutscenes wirken (und einen sehr sterilen Seifenoper-Look haben) wirkt das schon ziemlich altbacken.

Die Darsteller sind größtenteils keinen sonderlichen Schuss Pulver wert, mit Ausnahme von Robin Sachs, dem bedauerlicherweise 2013 verstorbenen britischen Schauspieler, der in „Babylon 5“, „Buffy“ oder „Galaxy Quest“ zu sehen war (oft aber unter schwerem make-up), der mit der gazen Ernsthaftigkeit eines ausgebildeten Insel-Profis an die Sache herangeht, und Al Sapienza (spielt den Russ), der nicht von ungefähr mittlerweile gefragter TV-Akteur ist und in höherwertigen Serien wie „The Sopranos“, „Person of Interest“ oder „The Brotherhood“ größere Rollen spielt. Mark Sheppard ist „okay“, sollte sich aber in späteren TV-Auftritten in „Doctor Who“, „Battlestar Galactica“, „Leverage“, „Warehouse 13“ oder „Supernatural“ doch deutlich steigern. Je weniger Worte man über Leighanne Littrell („Wild America“), die das mit der Filmerei dann auch hat anschließend bleiben lassen, verliert, desto wohlmeinender ist das; das gilt auch für Fred Belford, der mittlerweile seine Miete durch Gag-Schreiben und als Produzent (u.a. von Russell Brands TV-Show) verdient. Gary J. Tunnicliffe und Stanley Isaacs treten auch im Film auf – Isaacs als Meeresbiologe, der über Breziers Vorhaben zürnt, Tunnicliffe als U-Boot-Pilot, der Haifutter wird.

Bild- und Tonqualität der britischen Cheapo-DVD sind ausgezeichnet, Extras gibt’s nullinger. In seiner aktuellen deutschen DVD-Inkarnation ziert sich der Streifen des Titels „Jurassic Shark 3“.

Was sagen wir also dazu? Hmpf. Hmpf ist immer ein gutes Wort. Ich respektiere den Willen, einen Hai-Film mal mit einem anderen Ansatz anzugehen, aber ich konstatiere auch, dass es eben einen guten Grund hat, warum die meisten Hai-Filme so aussehen und sich so spielen, wie sie’s tun. „Megalodon“ ist leider ziemlich träge, wenig spannend und hat freilich auch seine Halbwertzeit als Grafik-CGI-Demo längst überschritten. Only für Komplettisten.

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 7

BIER-Skala: 3


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