Shark Night 3D

 
  • Deutscher Titel: Shark Night 3D
  • Original-Titel: Shark Night 3D
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  • Regie: David R. Ellis
  • Land: USA
  • Jahr: 2011
  • Darsteller:

    Sara Paxton (Sara Palski), Dustin Milligan (Nick), Chris Carmack (Dennis Crim), Katharine McPhee (Beth), Joel David Moore (Gordon), Donal Logue (Sheriff Sabin), Joshua Leonard (Red), Sinqua Walls (Malik), Alyssa Diaz (Maya), Chris Zylka (Blake)


Vorwort

Die übliche zusammengewürfelte Gruppe College-Studenten meint, einen kleinen Wochenendausflug verdient zu haben – wir hätten Streberleiche Nick, seinen Nerd-Kumpel Gordon, Football-Athlet Malik (der Nick überhaupt erst mitschleift, weil seine Nachhilfe gut eingeschlagen hat), den coolen Blake und dazu passend drei Girls – Maya, Maliks Herzensflamme, Beth und Sara, au deren (bzw. auf der ihrer reichen Eltern) Privatinsel in einem größeren Sumpf-See in Louisana sich die ganze Festivität abspielen soll. Sara war schon drei Jahre nicht mehr vor Ort, aber man erkennt sie wieder – sowohl der gutmütige Sheriff Sabin als auch der narbengezierte Tauchlehrer Dennis (und sein suspekt-reißzahniger Redneck-Kumpel Red) scheinen nicht unerfreut über Saras Wiedererscheinen zu sein. Die Laune ist also allgemein gehoben, bis Malik beim Wellenreiten von einem unerwarterweise im (Salzwasser-)See herumschwimmenden Hai ein Arm abgebissen wird. Nick ist zwar Medizinstudent, aber den (wiedergefundenen) Arm wieder anzunähen, das geht dann doch etwas über seine Kapazitäten. Der Versuch, Malik nebst Freundin Maya per Speedboat zum nächstgelegenen Krankenhaus zu karren, scheitert aufgrund energischer Haiattacke und Maya wird dabei zum Haichappi. Man ruft per Signalpistole um Hilfe und tatsächlich tuckern bald Dennis und Red vorbei, die nach kurzer Peilung der Sach- und Rechtslage auch außerordentlich hilfsbereit sind. Da Mailk mittlerweile transportunfähig sind, wollen die Einheimischen Hilfe aus der nächsten Stadt holen – die semihysterische Beth und der hinsichtlich Beths Möpsen hochgradig interessierte und beschützerisch aufgelegte Gordon gehen mit an Bord.

Dieweil Malik in einem Aufwallen von Rachegelüsten als einarmiger Bandit ins Wasser steigt, um den Killerhai eigenfüßig zu meucheln, stellen Beth und Gordon überrascht fest, dass es mit Dennis‘ und Reds Hilfsbereitschaft nicht so weit her ist wie gedacht. Und Nick realisiert, dass der Hai, den er in Gemeinschaftsarbeit mit Malik tötet, nicht der ist, der Maya gefressen hat. Es ist was faul im Bayou…


Inhalt

Nach dem doch eher überraschenden Erfolg von Alexandre Ajas semiparodistischer Schlachtplatte „Piranha 3D“ war klar, dass Epigonen unterschiedlichster Art nicht lange auf sich warten lassen würden. Asylum schickte pflichtschuldigst den Mega Piranha ins Rennen, aber nicht nur auf dem D2DVD-Markt wurde gearbeitet – das unabhängige Studio Incentive Films (mit dem Ryan-Gosling-Vehikel „Blue Valentine“ ganz erfolgreich gefahren) investierte ungefähr 25 Mio. Dollar in die Teenieslasher-Variante des fröhlichen Tierhorrors, und das dann auch, denn schließlich ist das Gimmick für Horrorfilme praktisch erfunden worden, in Real 3D.

Was selbstverständlich *nicht* Sinn der Übung war, war, wie Aja, ein selbstironisches Metzelfilmchen au die Beine zu stellen, sondern eben anspruchslose, jugendfreie Kost für Leute, die „Jaws“ nur noch vom Hörensagen kennen und damit zufrieden sind, wenn ein paar attraktive Models in knappen Binkins bzw. Badehosen durch’s Bild stapfen. Soll’s ja geben. Immerhin – Regisseur Ellis müsste theoretisch wissen, wie 3D-Horror heute funktioniert, verantwortet er doch Final Destination 4 (und Snakes on a Plane), dafür ist das Autorenteam geradezu überwältigend erfahren im Genre – Will Hayes schrieb für die adult-swim-Trickserie „Assy McGee“ und die VH1-Comedy-Panel-Show „Best Week Ever“ (okay, das qualifiziert sich womöglich als „Horror“), sein Kollege Jesse Studenberg legt mit „Shark Night“ sein allererstes Script vor.

Jetzt könnte man natürlich der Meinung sein – wozu braucht ein Haihorrorfilm überhaupt noch Autoren? Schließlich ist das Genre seit Spielberg selig so in unabänderlichen Konventionen gefangen, dass sich so’n Ding eigentlich von selbst schreibt. Man ermittelt per Telefonbuch oder Ouija-Brett ein paar Charakternamen, würfelt die Reihenfolge aus, in der sie gefressen werden, überlegt sich, wie man den Hai am Ende abmurkst und fertig. Kann so schwer ja gar nicht sein. Schließlich wird ja niemand ernstlich *originell* sein wollen…

Oder vielleicht doch? Den Autoren von „Shark Night“ war die übliche Formel dann doch zu abgedroschen. Das findet prinzipiell mein Wohlgefallen, denn obschon ich Tierhorrorfilme, bei denen ich jede Plotentwicklung mit zehn Minuten Vorlauf ansagen kann, schätze, um mich in meiner intellektuellen Überlegenheit suhlen zu können, sind so’n paar neue, frische Ideen doch gar nicht so schlecht. Nun, der Ansatz, den Hayes und Studenberg wählen, ist dann aber jetzt auch nicht die sprichwörtliche Wucht in Tüten – es reicht grad eben für „Jaws“ meets „Hostel“. Und ob das jetzt eine wirklich gute Idee ist, sei dahingestellt. Ich gebe mal für’s folgende Gelaber eine grundsätzliche SPOILER-Warnung ab.

Es gibt also, das macht ja schon die Inhaltsangabe oben deutlich, mehr als nur einen Hai (und zwar *deutlich* mehr), und die eigentlichen Schurken sind nicht die Kiemenatmer, sondern ein verbrecherisches Menschen-Konsortium, das die Haie im See ausgesetzt, ihnen Kameras angetackert und die Aufnahmen von ihren Zerfleischungsaktionen (und klare Sache, dass unsere Böslinge dafür sorgen, dass die Haie auch was zum Zerfleischen haben) für teuer Geld an geisteskranke Reality-Show-Freaks verhökern (vermutlich per Internet). Und ebenso natürlich gehört *jeder*, der irgendwie ansatzweise mit unserer Kanonenfuttergruppe, äh, unseren Protagonisten zu tun hat, zu der fiesen Verschwörung – Dennis und Red, der Ladenbesitzer am Hafen und natürlich auch der joviale Sheriff. Die Idee ist, wenn man sich mal über die grundsätzlichen Unglaubwürdigkeiten (deren geringste es noch sein dürfte, wie zum Teufel ein paar Bayou-Hillbilly-Yokels einen Schwung diverser seltener und geschützter Haie importieren konnte. Sowas dürfte aufgrund der heftigen Illegalität ein paar Scheinchen kosten) gehievt hat, gar nicht mal *so* schlecht für die Verbindung zweier vermeintlich inkompatibler Genremotive.

Aber bevor jetzt gleich der Jubel ob eines originellen Konzepts ausbricht – es ist nun nicht so, als ob „Shark Night“ aus seiner Prämisse großartig Gewinnbringendes entwickeln würde. Die Motivation der Schurken ist halt die Motivation der Schurken, weil Schurken eine Motivation brauchen, wenn Ihr versteht, was ich meine – das ist nix, was sich irgendwie folgerichtig entwickelt hätte. Die Backstory von Sara und Dennis versucht, große Melodramatik (Sara ist verantwortlich für Dennis‘ verunstaltende Gesichtsnarbe) zu etablieren, aber die Geschichte, die dazu erzählt wird, ist ebenso vage wie uninteressant – die restlichen Figuren erhalten, wie sich das für einen belanglosen Teeniehorror gehört, keine Eigenschaften, die über Ein-Wort-Attribute („der Athlet“, „der Nerd“ etc.) hinausgehen. Immerhin – ich verleihe einen halben Anerkenntnispunkt dafür, dass der Film es schaffte, mich an der Schurkeneigenschaft der Schurken mal zweifeln zu lassen, und einen weiteren halben dafür, dass die Figuren zwar Dummheiten begehen, aber Dummheiten, wie sie „echte Menschen“ in einer Situation, auf die sie nicht vorbereitet sind und die sie überfordert, und nicht Dummheiten, wie sie nur „schlecht ausgedachte Figuren in schlechten Horrorfilmen“ begehen. This being said, ist Maliks privater einarmiger Rachefeldzug (nachdem er zwei Minuten zuvor praktisch beinahe tot war und der Film zumindest so tut, als würde er halbwegs in diesem unserem Universum spielen) völlig unglaubwürdig, ganz besonders eben, weil „Shark Night“ versucht, ein einigermaßen realistisches Gesamtbild zu zeichnen (die Haie sind keine 20-Meter-Kaventsmänner, sondern „normale“ Vertreter ihrer jeweiligen Gattung). Bei aller Freundschaft – dreieinhalb Jahrzehnte nach „Jaws“ ist es schlicht unmöglich, einen Haihorrorfiilm, ganz besonders einen, der die Teeniehorror-Karte ausspielt, „straight“ zu spielen. Eigentlich bin, was selbstreferentielle Horrorfilme angeht, gründlich bedient, aber „Shark Night“ ist so ein Fall, wo’s dem Gesamtprodukt besser täte, wenn der Film einfach selbst glauben würde, das er ist, was er ist, nämlich ein ein Rip-off eines schon parodistisch gemeinten Rip-offs/in-name-only-Remakes, und mit diesem Konzept einfach ein wenig mehr Spaß haben (und machen) würde. So zu tun, als wäre man mit dem aufgesetzten torture-porn-angle irgendwie „edgy“, „gritty“ oder gar gesellschaftlich relevant, hilft einem Film wie „Shark Night“ (ganz besonders, wenn er noch in 3D daherkommt, also in einem Format, das praktisch für in-your-face-volle-Kanne-Horror erfunden wurde) nicht weiter.

An Ellis‘ Regiearbeit scheitert’s sicher nicht, die Probleme liegen eher im Script, das eidneutig zu lang braucht, bis es überhaupt mal ein Szenario aufbaut (bis zur ersten Hai-Attacke ist der erste Akt nämlich ‚rum), von dem sich aus die Geschichte weiterspinnen lässt – sind wir erst mal an dem Punkt angekommen, zieht das Tempo auch durchaus an, wenngleich echte, wirklich herausragende Höhepunkte fehlen (was auch für das recht enttäuschende Finale gilt). Es ist alles nicht *schlecht*, aber schon ein wenig mit angezogener Handbremse geschrieben, da hatten selbst Italo-Kandidaten wie Killer Crocodile mehr Spaß mit ihrem Sujet. Die Location ist großartig – die Sumpf-See-Landschaft der Bajous ist von einer Fotogenität, die ihresgleichen sucht und trotzdem noch nicht zu Tode gefilmt ist (lustig allerdings, dass ich rein zufälligerweise einen Tag später einen anderen Hai-Film in identischem Setting betrachtete. Dazu bald mehr). It just looks fantastic.

Die FX sind in Ordnung – aber auch nicht mehr; die Haie werden von stock footage, Animatronics und CGI gemimt, je nach Bedarf; für eine ordentlich finanzierte Produktion wirken die CGI zumindest verbesserungsfähig (wir ignorieren mal freundlich, dass in „Shark Night“ viele Haiarten, die im echten Leben nicht mal in ihren kühnsten Alpträumen einen Menschen anknabbern würden, zum Buffet schreiten). Dass „Shark Night“ als „Piranha“-Teen-Variante in Sachen Gore und Splatter nicht aus sich heraus gehen würde, war klar, allerdings ist der Streifen sowohl was den Blut- als auch den nackte-Tatsachen-Gehalt angeht, recht prüde (für die Voyeure: mehr als Bikini bzw. top-freien Damenrücken gibt’s nicht, dafür darf allerdings eine Frau den sadistischten Tod sterben, ist doch auch was). Das 3D-Format ist mal wieder nicht unbedingt *nötig*. Ein paar wenige klassische 3D-Horror-FX, und insgesamt ein angenehmes, nicht störendes Gefühl räumlicher Tiefe, aber in 2D funktioniert der Streifen sicherlich exakt gleich.

Den Score steuert auf bewährt-zuverlässige Manier Graeme Revell bei, dazu gibt’s das übliche mehr oder weniger hip-angesagte Song-Assortment (plus ein Cast-Hip-Hop-Video im Nachspann, das mein Player sicherheitshalber verweigerte).

Der Cast erfüllt die üblichen Klischees – die Helden sind dynamisch-jung-attraktive Models (sogar die, die als Nerds und/oder Streber eingeführt werden), die Schurken alt-hässlich-verunstaltet. Sara Paxton, die mich in The Innkeepers noch begeistert hat, beschränkt sich hier darauf, ihren Körper im Bikini spazieren zu führen – das ist nichts, worüber ich mich speziell beschweren würde, aber sie *kann* mehr, darf oder will es aber hier nicht zeigen. Dustin Milligan (Repeaters, „Butterfly Effect 2“)) erfüllt den Anspruch eines leading boy in einem belanglosen Teenhorrorfilm ebenso klaglos wie unmemorabel, Chris Carmack (lustigerweise Milligans „Nachfolger“ im „Butterfly Effect“-Franchise, außerdem bekannt und beliebt aus „Into the Blue 2“ oder „Lovewrecked – Liebe über Bord“) qualifiziert sich auch nicht unbedingt für die Top 10 der eindrucksvollsten Filmbösewichter. Er macht das okay, aber eben auch nicht mehr. „American Idol“-Alumni Katherine McPhee (filmtechnisch bislang hauptsächlich in „House Bunny“ aufgefallen) verdient sich immerhin meinen Respekt dafür, dass sie als Reality-TV-„Star“ für die Rolle des blutigsten Todes zugesagt hat. Ansonsten – sie mag vielleicht signen können (kann und will ich nicht beurteilen), die Schauspielerei sehe ich eher nicht als ihre Zukunft. Joel David Moore (Chillerama, Julia X 3D), der seine Meriten ja eher im Indie-Horror zu verdienen schien (gut, er war auch in „Avatar“ dabei. Den kann man wohl eher nicht Indie nennen…) ist derjenige, der am ehesten versucht, mit seiner Klischeerolle Spaß zu haben. Donal Logue („Life“, „Zodiac – Die Spur des Killers“) als Sheriff agiert adäquat und Joshua Leonard („Hung“, „Shaggy Dog – Hör‘ mal, wer da bellt“) hat sich schöne Zähne machen lassen… Sinqua Walls („The Secret Life of an American Teenager“), der sich sicher freut, dass er zwar Opfer der ersten Haiattacke, aber nicht erster Toter wird, liefert einen soliden Job ab.

Bildqualität: Universums 3D-Blu-Ray lässt in Sachen Bild kaum Wünsche offen – der 1.85:1-Transfer ist scharf, mit schönen Farben und – bei 3D ja immer ein kleines Fragezeichen – auch hell genug. Die 2D-Fassung wird übrigens mitgeliefert, falls man den Streifen lieber flach sehen möchte.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton in DTS 5.1 HD, zumindest was die Originaltonspur angeht, ohne Fehl und Tadel, Untertitel leider nur deutsch. Das halte ich bei einer Major-Veröffentlichung anno 2012 für unangemessen.

Extras: Making-of, FX-Featurette, „Shark Night Survival Guide“ (hab ich nicht gekuckt), B-Roll und Cast-&-Crew-Interviews. Durchaus rundes Package.

Fazit: „Shark Night 3D“ kann und will dem Genre des Haihorrors nicht wirklich neue Impulse geben – die Verbindung mit dem „Hostel“-/Detour-torture-porn-angle ist zwar modisch, aber letztlich für den Film nicht sonderlich wichtig. Die Darsteller könnten sicherlich mehr, als sie hier leisten müssen und auch Regisseur Ellis hat bereits bewiesen, dass er schwungvolleren 3D-Horror inszenieren kann. Der Streifen ist nicht wirklich schlecht, er ist nur von einer formvollendeten Durchschnittlichkeit, die auf ihre Weise schon wieder bemerkenswert ist, weil es wirklich nichts, keine Teildisziplin, keinen Aspekt gibt, der in irgendeiner Form aus dem Mittelmaß – nach oben oder unten – herausragt. Das bedeutet, dass „Shark Night 3D“ durchaus, wenn man anspruchsloses Entertainment sucht, als time-waster taugt, andererseits ein 3D-Film durch die Brillen-Thematik dazu zwingt, sich auf den Film zu konzentrieren, anstatt ihn, was zu „Shark Night“ besser passen würde, als Nebenher-/Hintergrundberieselung laufen zu lassen. Alleskucker können getrost zuschlagen, da sie wenigstens formal Bundesliga-Klasse erhalten, für richtig spannenden Wasser-Horror greife man dann doch lieber zu Altmeister Spielberg, für lustig-blutigen Horrortrash eben zu Aja.

3/5
(c) 2012 Dr. Acula


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