Shark in Venice

 
  • Deutscher Titel: Shark in Venice
  • Original-Titel: Shark in Venice
  • Alternative Titel: Der weiße Hai in Venedig |
  • Regie: Danny Lerner
  • Land: USA
  • Jahr: 2008
  • Darsteller:

    Stephen Baldwin (David Franks), Vanessa Johansson (Laura), Hilda van der Meulen (Lt. Sofia Totti), Giacomo Gonella (Vito Clemenza), Ivaylo Geraskov (Rossi), Atanas Srebev (Captain Bonasera), Michael McCoy (Dekan Flathers)


Vorwort

Bei Unterwasser-Ausgrabungsarbeiten in Venedig wird Professor Franks nebst Gehülfen durch den Fleischwolf gedreht. Schiffsschraube, meint die Polizei, aber Professorensohn David, nebst Herzensdame Laura zwecks Identifikation einer potentiellen Leiche angereist, weiß es besser – das waren Haie! Begreiflicherweise ist Polizeicaptain Bonasera von der Aussicht, einen spinnerten Yankee, der von Killerhaien im Canale Grande faselt, in der Stadt zu haben, wenig begeistert – deswegen gibt er Franks nur 48 Stunden Zeit für eigene Recherchen und über die hat David gefälligst die Klappe zu halten, insbesondere gegenüber den Medien, und als Anstandswauwau wird Lt. Sofia Totti, die attraktive Seite der Polizia, ihn begleiten.

Zunächst mal durchsucht die Troika des Professors Wohnung und ermittelt, dass der Verblichene auf der Suche nach dem Schatz der Medici war, den diese 1271 während des achten Kreuzzugs erbeutet und irgendwo unter der Lagunenstadt versteckt hatten. Bei einem Tauchgang entdeckt David den Schatz, wird aber von einem Hai angefallen und verletzt. Laura wäre dafür, die ganze Geschichte jetzt durch umgehende Heimreise abzukürzen, doch da schaltet sich der Mafiapate Don Vito Clemenza ein – der hat nämlich des Professors Unternehmen finanziert, natürlich nicht aus philanthropischen Gesichtspunkten, sondern weil er auf den Medici-Klunker scharf ist. Und Don Vito WEISS, dass David auf den Schatz gestoßen ist. Soll auch Davids Schaden nicht sein, zehn Prozent würde der Pate Patrone abdrücken.
Laura verbietet ihrem Herzensschönen aber strikt, über das Angebot auch nur nachzudenken. Also lässt Vito Laura kidnappen und auf den in eine Art Schutzhaft genommenen David ein Attentat verüben. David gelingt erstens die Flucht und findet zweitens heraus, wo die Mafiaschergen seine Geliebte gefangen halten. Dort erhält er allerdings hauptsächlich eins auf den Nüschel und findet sich unter unerfreulichen Begleitumständen in Vitos Zentrale wieder – dito Laura und die verräterische Totti. Vito eröffnet dem verblüfften David, dass er selbst die Haie als „Wächter“ ausgesetzt hat. Das dürfte doch aber bei der Wieder-Entdeckung des Medici-Schatzes, die David doch nun bitte, körperliche Unversehrtheit Lauras sicherlich wünschend, durchführen möge, nicht weiter stören…


Inhalt

Au Backe. Nu Image sind ja praktisch dafür verantwortlich, dass Syfy seit über zehn Jahren einen Hai-Film nach dem anderen ins Programm nimmt („Shark Attack“ war 1999 der erste von Nu Image für damals noch den Sci-Fi-Channel produzierte Haihorrorfilm) – und wenn der Laden für etwas bekannt ist, dann, eine einmal als „erfolgreich“ identifizierte „Idee“ auszulutschen, bis sie auch wirklich dem letzten Videokunden in Burundi zu den Ohren rauskommt. Dann eben auch „Shark in Venice“ oder, wie’s ehrlicher betitelt wäre, „Indiana Jones sein Schwager sein Frisör und der Kreuzzug der Haie“.

„Shark in Venice“ kommt ohne die Unterstützung eines undiskriminierenden Kabelsenders aus, Nu Image hoffte also, allein mit der beknackten Prämisse (gut, beknackte Prämissen sind für neumodische Haihorrorfilme praktisch zwigende Voraussetzung) und der Star-Power von Baldwin und Johansson auf zahlreichen Reibach. Dumm halt nur, dass nicht Alec Baldwin und Scarlett Johansson die Hauptrollen spielen, sondern deren mindertalentierte Geschwister Stephen (nicht mal den dicken Daniel mochte Nu Image sich leisten und *der* spielt doch schon fast alles) bzw. Vanessa. Man muss nehmen, was man kriegt.

Was man storytechnisch kriegt, ist eine unausgegorene Idee von Danny Lerner, die der Les Weldon (Replicant, The Order, Raging Sharks) in Drehbuchform pressen musste. Haie in Venedig… hm, nicht unbedingt die Plotprämisse, die mich pausenlos vom Stengel fetzt, aber man hat schon Bescheuerteres auf die Videokundschaft losgelassen (möglicherweise nicht *viel* Bescheuerteres), wenngleich ich mich schon ganz grundsätzlich frage, ob Don Vito noch alle Latten am Zaun hat – schön, er weiß offenbar so *ungefähr*, wo der Schatz liegt und will nicht, dass dort jemand rumschnüffelt. Haie als „Wachtposten“ – I don’t know… soviel ich weiß, können die noch nicht unterscheiden, wer unbefugt taucht und wer auf der Gehaltsliste der Mafia steht (weswegen die meisten Opfer ja irgendwelche Henchmen des Mafiosi sind). Vielleicht hasst der Kerl ja nur sein Personal.
Was mich aber mehr stört als eine idiotische Grundidee ist der Umstand, dass das ganze Haigedöns eindeutig hinter dem Möchtegern-Indiana-Jonesen und Mafiablabla hintansteht – die Haie haben letztlich mit der Story nicht ursächlich zu tun (und daher ist es auch ganz drollig, dass der Film damit happy-endet – SPOILER voran – dass Vito vom Hai gefressen wird. Die Haie selbst dürfen weiter die Kanäle Venedigs unsicher machen, das interessiert weder den Helden noch die Polizei und schon gar nicht den Film einen Zentimeter Zelluloid weit). Anstelle fetziger Hai-Action kommen uns Lerner und Weldon mit einer abgegriffenen Schatzsucherplotte, die dann auch noch auf selten uninteressante Art durchgezogen wird. Die einzige „Leistung“ des Helden ist, dass er den von seinem Vater „versteckten“ Koffer mit ein paar Hinweisen findet – über die Schatzkammer selbst stolpert er sprichwörtlich rein zufällig auf der Flucht vor ’nem Hai (okay, insofern hat das Schuppenviehzeug doch eine gewisse Plotrelevanz).

Nicht geholfen wird dem Script durch den bedauerlichen Umstand, dass sich sämtliche Figuren, egal auf welcher Seite des Gesetzes sich zu positionieren gedenken, als hirnamputierte Flachzangen allererster Qualität gerieren – dass von dem ganzen Haufen trauriger Gestalten irgendjemand es auch nur in der Früh aus dem Haus schafft, ohne sich beim Schuheschnüren den Hals zu brechen, ist ein reines Wunder. Und wenn das Buch dann überraschenderweise mal jemandem einen Hauch Kompetenz zubilligt, versagt der Film bei der kinematischen Umsetzung – vgl. hier im speziellen die „Entführung“ Lauras, die wohl das lächerlichste Kidnapping seit Erfindung der Freiheitsberaubung-gegen-Gegenleistung darstellt. Muss man irgendwie schon wieder gesehen haben.

Aber damit sind wir beim Thema – schlimmer als der idiotische Plot (sind wir ja von Haifischhorror gewohnt und die Verbindung mit Mafiakrimigedöns macht die Sache zwar nicht von Haus aus besser, verdient sich aber einen halben Originalitätspunkt) ist die Umsetzung. Ich erwarte von Nu Image gewisse professionelle Routine. Die Jungs werkeln nicht erst seit gestern an B-Filmen und auch nicht an Monsterplotten – aber leidenschaftsloser, als sie hier zu Werke gehen, hab ich das Nu-Image-Team noch nicht erlebt, nicht mal bei mehr oder weniger sinnlos aus eigenen Archivaufnahmen zusammengeschraubten Resteverwertungen wie Operation Delta Force 5: Random Fire (allenfalls Lethal Ninja wäre noch ein Kandidat, aber der ist fünfzehn Jahre älter). Ja, ich hab Verständnis dafür, dass Nu Image nicht die Kohle hat, um den Film *tatsächlich* on Location in Venedig zu drehen. Hey, ich find’s, ganz im Gegenteil, relativ töfte, dass man wenigstens ’nen Kameramann und ein paar Komparsen in die Lagunenstadt verschickt hat, um einiges an second-unit-Krams, establishing shots und „atmosphere“ einzufangen. Blöd halt nur, wenn die eigentlichen Hauptdarsteller, wie bei Nu Image halt immer, in irgendeiner bulgarischen Altstadt, durch die seit 1763 keiner mehr mit’m Besen oder ’nem Farbeimer durchgegangen ist, durch die Gassen stapfen (jou, ich weiß, auch das echte Venedig hat Viertel, die die Tourismusbehörde eher nicht auf Poster und Postkarten drucken lässt). Nicht jedes alte Gemäuer schreit automatisch „pittoresker Palast“, und schon gar nicht, wenn man die in Venedig gemeinhin vorausgesetzte aquatische Umgebung per lausigem Digitaltrick hinschummeln muss.

Ganz besonders peinlich wird’s dann, was niemanden überraschen wird, wenn der tatsächlich on location gedrehte 2nd-unit-stuff mit dem „richtigen“ Film interagieren muss – z.B. wenn Laura und David über einen „venezianischen Markt“ (d.h. irgendeine Hinterhofgasse in Sofia) schlendern und die dazwischengeschnittene Footage eines auf ihre Beschattung angesetzten Henchmen den Zuschauer mit verzweifelter Anstrengung davon überzeugen soll, dass Laura und David *ganz ehrlich und echt, ich schwör* über den Markusplatz flanieren. Sieht ungefähr so glaubwürdig aus wie die Aussicht auf eine CDU/LINKE/Piraten-Koaliton als nächste Bundesregierung (ich liebe es, meine Reviews zu datieren).
Dabei verpatzt „Shark in Venice“ nach Kräften jede Chance, dabei wenigstens seinen eigentlichen selling point prominent ins Bild zu setzen – wir haben, laut Script, fuckin‘ HAIE in fuckin‘ Venedig und was bietet uns der Film in der Hinsicht? Zweimal lausige, mit dem Restfilm nicht in Verbindung stehende Kills, in denen armselige CGI irgendwelche Komparserie in einem fünftklassigen Hinterhof-Kanal futtert. Wo sind die ikonischen Shots, frag ich da! Wo ist der Hai, der ’ne ganze Gondel samt „O sole mio“ knödelndem Gondoliere verputzt? Wo ist der Hai, der ein paar vorwitzige Touristen von der Rialtobrücke pflückt? Verdammich, wo ist freakin‘ ASYLUM, wenn man sie mal braucht? Die wüssten wenigstens, wie man das Gimmick ausbeutet.

Danny Lerner und seine Leute setzen aber auf langweilige Sicherheit statt Spaß am Monster-Trash – ergo nutzen sie für ihre Hai-Szenen überwiegend stock footage aus den üblichen Tier-Dokumentationen. Wer jetzt scharf nachdenkt, hat, glaub ich, eine gewisse Vorstellung, warum das gerade bei einem in VENEDIG!!1 angesiedelten Film nicht so hundertprozentig hinhaut…
Die eigenen CGI und Animatronics sind bieder bis armselig, der ganze Film entwickelt keinen Schwung, keine Dynamik und hält im Zweifelsfall seine „Mafia-auf-Schatzsuche“-Plotte für wichtiger als die Haie (zumal ein Flashback in Medici-Zeiten Lerner die Möglichkeit bietet, Kreuzritter-stock-footage, die, wenn mich nicht alles mächtig täuscht, ursprünglich mal für das van-Damme-Vehikel The Order entstanden, einzubauen).

In Sachen Splatter bietet der Streifen auch nichts bemerkenswertes – außer dem womöglich wüstesten continuity-goof der Filmgeschichte. Nach einer Hai-Attacke sinkt Davids abgerissenes Bein malerisch auf den Kanalgrund… wenig später im Krankenhaus ist unser Held im Vollbesitz seiner Extremitäten. D’oh!

Der Score ist langweilig, exploitation in Sachen Blut & Sex findet nicht statt und die Darsteller…

… oh, die Darsteller. Okay, dass Stephen der unbegabteste der 3547 Baldwin-Brüder ist, ist bekannt und wenn überhaupt, ertrage ich ihn noch am ehesten als Pauly-Shore-Sidekick (was daran liegen mag, dass Shore bereits meinen gesamten Hass auf sich konzentriert und gegen ihn dann *jeder* „gut“ aussieht), man sollte aber meinen, nach 20 Jahren Schauspielerfahrung müsste es wenigstens für den lead in einem billigen B-Movie reichen – doch so wie Baldwin sich durch den Streifen (der’s, zugegeben, auch nicht besser verdient hat) schlafwandelt, ist das schlichte Arbeitsverweigerung. Andererseits – neben einem derartigen Charisma- und Talentvakuum wie Vanessa Johansson wäre wohl auch Robert de Niro überfordert. Hat schon seine Gründe, warum die ältere Schwester von Scarlett über Rollen wie „Receptionist“ im „Day of the Dead“-Pseudo-Remake nicht hinauskommt. Meine Güte, das ist schon ganz schon schlecht.

Hilda van der Meulen („The Mechanik“, „Liberty Stands Still“) ist als blonde Holländerin natürlich die Traumbesetzung für eine italienische Polizistin (Ihr wisst mittlerweile, wann ich sarkastisch bin, oder?), der Italiener (ja, wenigstens einer) Giacomo Gonella („Titus“, „Die Borgias“) geht wohl davon aus, dass diesen Film eh niemand sehen wird, von dem ein zukünftiges Engagement abhängen wird und passt seine „Leistung“ entsprechend an.
Den Rest der Belegschaft bilden (mit Ausnahme von Michael McCoy [„Zombies“, „Im Fadenkreuz II“, „Der Fluch – The Grudge 3“], der eine kleine Rolle als Dekan spielt) mehr oder minder – mehr minder – talentierte bulgarische Nasenbären, angeführt von Atanas Srebrev (The Tournament, „Until Death“) und Ivaylo Geraskov („Command Performance“, „Undisputed II“).

Bildqualität: 3L bringt den Streifen in seiner durchaus löblichen „Bad Beast Collection“ auf DVD. Der anamorphe 1.78:1-Transfer ist etwas schwammig ausgefallen, könnte also schärfer sein. Farben und Kontrast sind in Ordnung, die stock-footage-Passagen fallen natürlich deutlich ab.

Tonqualität: Deutscher und englischer Ton jeweils in Dolby 5.1. Ich habe mal ausnahmsweise den Synchronton gewählt – der hat allein schon gewissen Hysteriewert, weil Engelbert von Nordhausen als Sprecher für Gonella einen dicken Italo-Akzent auf seinen Samuel L. Jackson draufpackt… (auch nicht schlecht, ist dass die deutsche Synchro italienische Polizei-Ränge konsequent anglisiert. „Lieutenant Totti“, „Captain Bonasera“ – wer hat da wieder zuviel Kojak gesehen?)

Extras: Trailer und Trailershow.

Fazit: Ein ebenso dümmlicher wie langweiliger (und miserabel geschauspielerter) Fischheuler, der einen tödlichen Fehler macht, der Asylum nicht mal vor fünf Jahren passiert wäre – er ignoriert nach Kräften sein trashiges Gimmick. Für Nu Image, die ja immerhin eine gewisse Reputation als zuverlässige Lieferanten nicht komplett wertloser B-Filme zu verlieren haben, schon eine arge Enttäuschung und nur für absolute Haikomplettisten genießbar. Ich selbst bleib dann lieber bei Mega Shark versus Giant Octopus & Co., wenn’s um Gimmick-Haihorror geht.

1/5
(c) 2012 Dr. Acula


mm
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