Shark Exorcist

 
  • Original-Titel: Shark Exorcist
  •  
  • Regie: Donald Farmer
  • Land: USA
  • Jahr: 2015
  • Darsteller:

    Angela Kerecz (Ali), Bobby Kerecz (Father Michael), James Balsamo (Randy), Alaine Huntington (Mother Mary), Roni Jonah (Nancy Chase), Christy Moritz (Sister Blair), Channing Dodson (Emily), Lexi Nimmo (Holly), Julia Contrenchis (Jane), Madison Carney (Lauren), Donald Farmer (Brian Bennett)


Vorwort

Irgendwo in Tennessee treibt eine serienkillende Nonne ihr Unwesen. Von der Polizei als amtlicher Satansbraten identifiziert, lustwandelt die Nonne an einen See, sticht dort die erstbeste Tusnelda, die sie als mordende Habitträgerin erkennt, ab und opfert den Kadaver per couragierter Ins-Wasser-Schubsung dem Beelzebub, verbunden mit der Bitte um einen kleinen, freundlichen Rächer für den Hausgebrauch. Prompt materialisiert sich im See ein Hai mit dämonisch glühenden Augen (allerdings im Gegensatz zum Covertext mit Sicherheit kein Großer Weißer, sondern ein überraschen bräunliches Exemplar. AfD-Hai?).

Ein Jahr später (ächt). Die Schwestern Emily und Ali nebst ihrer BFF Lauren ausflügeln an einen gewissen See (in der putzigen Logik, die dem Film innewohnt, ist dieses Gewässer offensichtlich gleichzeitig weitgehend unbekannt und nur per längerer Autofahrt erreichbar, andererseits aber auch direkt aus der Stadt per kurzem Fußlauf zu finden). Während Emily und Lauren sich dem Sonnenbad widmen, stürzt sich Ali in die Fluten und plantscht. Was begreiflicherweise die Aufmerksamkeit des Hais erregt, der ihr ein wenig an der Laufstelze knabbert. Zutiefst geschockt, aber nur minimal beschädigt wird Ali von Emily aus dem Wasser gezogen. Dieweil Ali schnell aus dem Hospital entlassen wird und sich nur ein wenig wundert, dass ihre Verletzungen in erstaunlicher Geschwindigkeit abheilen, macht die Geschichte um den Süßwasserhai die Runde in der Sensationspresse – zumal wir auch jetzt erfahren, dass der Killerhai schon einige Male zugeschlagen hat und bereits drei Frauen getötet hat (warum man uns das nicht gezeigt hat? Es hätt Geld kosten können). Die Berichterstattung ruft Nancy Chase auf den Plan, eine professionelle (naja) TV-Geisterjägerin (schlorch). Nancy sieht klar – da Haie normalerweise nicht in Binnenseen ihr Flossenwerk treiben, MUSS es sich hier zwangsläufig um einen Fall dämonischer Besessenheit handeln (damit liegt sie zwar völlig richtig, aber völlig lückenlos erscheint mir die Kausalkette nicht). Mittels ihrer medialen Fähigkeiten versucht sie, die Seelen der dahingerafften Opfer zu channeln, nimmt aber statt dessen Verbindung mit dem Satanshai direkt auf, der ihr mittels growlender Stimme und epileptischen Zuckungen mitteilt, dass der See „sein“ sei.

Indes entwickelt Ali befremdliche Eigenarten, die Emily Sorgen bereiten. Eigentlich mit einem festen Freund zusammen gabelt Ali per Daumen-Express einen jungen Burschen auf und nötigt den unter Aussicht auf sexuelle Gefälligkeiten zu einer Spritztour zum See. Der verhinderte Stecher wird aber wenig überraschend zu Haifutter, während Lockvogel Ali auf übernatürliche Weise zurück in ihre Mädchenzimmer teleportiert wird. Nun war der junge Tunichtgut nicht irgendwer (naja, schon), sondern der leibliche Bruder von Father Michael, einem waschechten Pfaffen mit Gütesiegel (der mich allerdings dadurch irritiert, auf seinem Schreibtisch neben der Bibel stapelweise Bücher über die Kunst der Schauspielerei gebunkert zu haben. Genutzt haben die augenscheinlich nix). Michael wird von der Benachrichtigung über das Ableben seines Bruderherzes tief getroffen und entscheidet sich, da die Umstände des Todesfalls allgemein als mysteriös angesehen werden, zur persönlichen Recherche vor Ort. Michael kommt, wie auch immer, schnell in Kontakt mit Emily und fragt sich über die Haiattacken aus. Inzwischen ist aber auch Nancy Chase vom Luzifer okkupiert und bringt eine TV-Konkurrentin, eine Debunkerin paranormalen Humbugs, um, während der Hai sich an einer Sorority-Schwester vergreift, die gerade zwei Applikantinnen durch eine kleine See-Schwimmeinlage initiieren wollte.

Hauptproblem bleibt aber weiterhin Ali, die sich auf einem Rummelplatz vampirisch betätigt. Michael und Emily gelingt es, Ali irgendwie zu überwältigen. Jetzt packt der Priester den Exorzismus aus…


Inhalt

Manche Menschen setzen sich Lebensziele, wohl wissend, sie nie erreichen zu können. Ich z.B. leide unter der zwanghaften Neurose, jeden jemals für dreidollarfuffzich heruntergekurbelten Hai-Horrorfilm sehen zu müssen. Das hat mir schon manch schöne Stunde Tiefschlaf eingebracht („Shark Swarm“, ich rede mit dir!), und, klar, in dem Genre lassen die meisten Filme „Sharknado 3“ wie „Jaws 1“ aussehen, aber man muss ja auf irgendwas hinarbeiten. Und dann dieser Titel… „Shark Exorcist“… so lange ein Film nicht „Werk, das die persönlichen Wünsche und Fetische von Doc Acula akkurat befriedigt“ heißt, ist das the next best thing. Wer, der sein Herz dem Filmtrash und Trashfilm verschrieben hat, könnte diesem Titel widerstehen? Ich jedenfalls nicht…

Natürlich war mir klar, dass das fetzige Cover mit dem Film ungefähr so viel gemein haben wird wie das britische „Fist of the Reich“-Cover mit Uwe Bolls zahmer Max-Schmeling-Biographie und das filmische Produkt, das mir entgegenflimmern würde, wahrscheinlich nicht mal mit „Sharkansas Woman’s Prison Massacre“ mithalten können würde, was production values, acting power und special FX angeht. Aber auf das Desaster, das sich mir in der Folge darbieten sollte, war nicht mal ich vorbereitet.

Dabei hat der Regisseur mal richtige Filme gedreht – Donald Farmer gab schon vor vielen vielen Jahren mit „Unter Mordverdacht“ seine Visitenkarte bei badmovies.de ab, und das war zwar ein billiger Softsexthriller mit Brigitte Nielsen ihren abgetakeltsten Tagen, aber fraglos als Spielfilm zu identifizieren. Von „Shark Exorcist“ kann man das nicht sagen. Gerade mal 67 Minuten dauert das stolze Werk und ziehen wir den Abspann (und die Mid- und Post-Credit-Szenen, die sich der Streifen gönnt, als wäre er Marvels „Avengers III“) ab, bleiben gerade noch 58 Minuten für das, was wir mal, großzügig, wie wir auf diesen Seiten sind, „Story“ nennen wollen (und streng genommen stimmt auch das nicht, denn die Story um Ali und Father Michael endet sehr abrupt nach ungefähr 51-52 Minuten, und dann schlagen wir noch ein paar Minuten mit einem Pseudo-Kicker-Ende um die alles auslösende Nonne, die auf einmal auch wieder da ist, nachdem wir sie eigentlich schon vergessen hatten, tot). Die paar Minuten, die dann noch für Handlung übrig sind, erschöpfen sich dann auch in Schwachsinnigkeit, dem Verzicht auf jegliche interne und externe Logik und einem ziemlich Kotz-Fetisch. Klar, Erbsensuppe frontal ausblöken gehört seit Linda Blair selig zum guten Ton des Exorzismus-Films, aber ich glaube, ich habe fünf Kotzszenen gezählt – bei einer Stunde Spielzeit ist das mehr Begöbeln als mir zumindest lieb ist.

Wie gesagt, Sinn macht nix, Szenen enden ohne Verbindung zur darauffolgenden Sequenz (geradezu großartig ist das vor dem, äh, „Showdown“. Grad noch beißt Ali ein Opfer, Schnitt, Ali hängt gefesselt an einem Baum und wird von Michael exorziert. Wie kamen wir dahin? Was ist mir Alis Opfer? Warum schau ich mir den Krempel an? Fragen über Fragen), die Dialoge sind von einer solchen Erbärmlichkeit, dass Marcel Walz zu „Camp Corpses“-Zeiten resigniert den Kopf schütteln würde, sofern man sie denn überhaupt versteht, denn abgesehen von dem aus unerfindlichen Gründen (miserabel) nachsynchronisierten Father Michael bekommen wir nur den direkten Drehton mit allen Nebengeräuschen (gerne Wind, der jedes Wort übertönt, aber auch munteres Treiben abseits des Bildausschnitts, wenn wir gerade eine Szene an einem einsamen verlassenen Fleckchen haben), und über die Effekte… eh. Wollen wir wirklich über die „Effekte“ reden?

Na gut. Der arme Mensch von der BBFC, der die englische Altersfreigabe („15“) ausgeknobelt hat, ist vermutlich bei Ansicht des Stoffes sanft entschlafen oder hat sich die Sichtung vielleicht ganz gespart und nach Titel und Inhaltsangabe geurteilt, denn von „strong infrequent gore“, wie’s das DVD-Cover in der offiziellen BBFC-Notiz behauptet, kann nicht mal ansatzweise die Rede sein. Die „brutalsten“ Szenen sind ein paar Messer-Morde, und von denen sehen wir auch nur die sehr himbeersaftmäßige schöne Bescherung danach. Der Hai kann schlechterdings nicht persönlich in Bild angreifen, da es für maximal 15 Sekunden originäre Hai-CGI (die dann auch ordentlich ruckelt) gereicht hat und natürlich nie zu der entsprechenden Attacke passt (die Sorority-Tussi wird angeblich von OBEN, also einem aus dem Wasser gesprungenen Hai angegriffen).

Sofern die Story mal eine halbseidene Idee hat (eigentlich nur die Figur der TV-Geisterjägerin, deren feindliche Übernahme aber ebenso unerklärlich bleibt wie der Restfilm, und deren, hihi, „story arc“ auch keinerlei Abschluss findet), macht er nix draus. Kann natürlich auch nichts werden, wenn mehr oder weniger jede Szene im Film davon abhängt, wem man eine Drehgenehmigung aus dem Kreuz leiern konnte (weswegen der Film teilweise in einer Spielhalle und auf einem Rummelplatz spielt, ohne dass dies von der Handlung irgendwie gedeckt wäre) – oder eben gleich in öffentlichen Freiflächen. Wie man aus diesen Einschränkungen und der allgemeinen Stupidität der Story eine halbwegs schlüssige Dramaturgie basteln wollte, erschließt sich mir nicht, und offenbar auch Donald Farmer nicht, weshalb er’s gar nicht erst versucht hat. Naja, und zur Frechheit, ans „Ende“ des „Films“ praktisch drei „Bonus-Szenen“ zu packen, will ich nicht mehr Worte verlieren als dass die „mid-credit-Szene“, in der eine bis dato nicht aufgetretene Dame durch das Aquarium von Chatanoogaa streift, gefühlt stundenlang Fische anstarrt und die Plüschhaiabteilung des Souvenirshops plündert, tödlich ist – die dauert gut sechs Minuten, in denen streng genommen (und weniger streng genommen auch) NICHTS passiert, außer dass wir uns als Zuschauer offensichtlich zusammenreimen sollen, dass die Grazie jetzt auch besessen ist (wie oder warum weiß sicher auch Farmer nicht).

Der Score ist nervtötend, das Acting gereicht jeder siebtklassigen Laienspielschar der Royal Shakespear Company von Niedersorüp zur Schande. Ich will hier niemanden spezifisch in die Pfanne hauen, das sind alles bestenfalls Amateure, die gerade mal in US-Hobbyproduktionen (die bekanntlich nicht besser sind als deutsche) aufgetreten sind. „Ali“ Angela Kerecz, die immerhin eine unkreditierte, aber einigermaßen regelmäßige Rolle in der TV-Serie „Nashville“ hatte und zumindest einen Agenten beschäftigt, der sie gelegentlich in Großproduktionen wie „Hot Tub Time Machine 2“, „Wild Card“ oder „Planet der Affen: Revolution“ unterbringt, ist die Ausnahme (auch ihr Ehemann Bobby Kerecz, hier Father Michael, hat ein paar solcher besseren Komparsenjobs abgegriffen), aber spielen, oh mein Gott, spielen tut sie auch nicht besser.

Lästig ist zudem noch, dass ein Film, der schon nicht durch Splatter und Gore „aufgewertet“ wird, dann auch noch auf jegliche Nudity verzichtet, mehr als Bikinimädels gibt’s nicht.

Die Bildqualität ist angemessen Heimvideo-Kamera-mäßig, der Ton wie erwähnt mies. Als „Extra“ gibt’s den Trailer.

Ergo: das Ding ist totaler Kokolores, leider nicht auf der lustigen Seite des Trash anzusiedeln, sondern auf der „67 Minuten meines Lebens und 3 Pfund, die ich NIE WIEDER zurückbekomme“-Seite zu verorten. Hardcore-Masochisten mit ähnlichem Komplettismusfimmel wie meinereiner mögen vielleicht mal reinschauen wollen, aber ich wiederhole ausdrücklich – there’s absolutely NO FUN to be had with „Shark Exorcist“. Und aus einem solchen Konzept eine total trübe Frohsinns-Wüste zu machen, das ist die größte Sünde, die man als Filmemacher begehen kann. Da weiß man erst wieder, was man an Asylum hat…

(c) 2017 Dr. Acula


BOMBEN-Skala: 10

BIER-Skala: 0


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