- Original-Titel: Huan wo shao lin
- Alternative Titel: Shaolin vs. Manchu |
- Regie: Chiu Jun Lee
- Land: Taiwan
- Jahr: 1984
- Darsteller:
Man-Hoi Ling (Rocky), Frankie Poon, Kuo Ming Sun, Cheng-Hua Chou, Man-Kit Fung, Shu-Pau Ho, Ying-Lung Lau, Kin-Hing Lee, Tzu-Hui Ming, Kwai-Hing Suen, Tak-Sing Tam
Vorwort
Wieder einmal ein Rührstück aus der Zeit nach der Manchu-Eroberung Chinas. Den neuen Herrschern ist der Shaolin-Tempel als potentielle Brutstätte des Widerstands und natürlich als Ausbildungseinrichtung für formidable Kämpfer ein Dorn im Auge. Doch die Manchus haben einen raffinierten Plan…
Im Tempel bereitet der hochbetagte Abt seine Nachfolge vor – zur gelinden Überraschung seiner vier Ältesten will er keinen von diesen zum neuen Abt berufen, weil die Herren zwar sehr gute Fighter sind, aber der Tempel in erster Linie ja noch zu Ehren Buddhas amtiert, und mit der Frömmelein hapert’s bei den Ältesten. Deswegen hat der Abt sich einen gewissen Rocky ausgekuckt, einen Jungspund, der zwar nicht der beste Kämpfer ist, dem aber in Sachen Spiritualität und Religiösität keiner was vor macht. Da der Shaolin-Chef notgedrungen aber auch kampftechnisch Vorbild sein muss, sollen die Ältesten ihn in sechs Monaten auf Vordermann bringen (offenbar ist es einfacher, zum Top-Flight-Shaolin-Kämpfer zu werden als seine Frömmigkeit zu steigern).
Rocky macht sich ganz gut und eilt auch einer bedrängten Damsel zur Hilfe, die von einem Trupp Manchu-Krieger einem rustikalen Gangbang unterzogen werden soll. Doch der Fluch der guten Tat ereilt Rocky umgehend am Tag der Weihe – ebenjene Damsel bezichtigt Rocky der Vergewaltigung und legt als Beweisstück eine Perlenkette vor, die Rocky ihr als good-luck-charm geschenkt hatte. Zur Verblüffung seiner Kameraden gesteht Rocky die Missetat, wird streng mit Schlägen bestraft und unsanft vor die Tempeltür geworfen. Rocky zieht notgedrungen bei seiner Mama/Tante (der Film ist sich da wie so oft in dieser Materie nicht einig) ein und versucht, das Beste aus der Situation zu machen.
Wem man allerdings kein X für ein U vormachen kann, ist der Abt – der weiß, dass Rocky die Schuld nur auf sich genommen hat, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden und vermutet eine Manchu-Intrige. Womit er auch absolut ins Schwarze trifft, denn niemand geringeres als sein Ältester „Nummer 1“ ist in Wahrheit Manchu-Hauptmann Lee, der erfolgreich den Tempel und die Hierarchie infiltriert hat. Die Erkenntnis bringt den Abt nun allerdings auch nicht weiter, weil Lee ihn umbringt, sich unbürokratisch zum neuen Chef aufschwingt und prompt daran geht, die Machtstrukturen im Tempel in seinem Sinne umzubauen – die alten Ältesten werden gefeuert bzw. auf eine Mission nach Weit Weit Weg geschickt und minderbegabte Speichellecker auf die Machtpositionen gesetzt.
Dies natürlich nur, damit die Tempelverteidigung herzlich unorganisiert ist, als die Manchu mit x-tausend Kriegern angreifen, den Tempel zerstören und ein amtliches Mönchs-Massaker anrichten, dem nur wenige der Shaolin entkommen.
Einer, alter Freund von Rocky, rettet sich zu dem, der mittlerweile auch seine Anklägerin aufgenommen hat, nachdem er sie von einem Mordversuch (unerwünschte Zeugin, newa) gerettet und ermittelt hat, dass sie gezwungen wurde, gegen Rocky auszusagen. Rocky eilt zum Shaolin-Tempel und findet den in Ruinen, was eine mittlere Lebenskrise auslöst, ehe er sich fängt und finstere Rache schwört.
Nun haben’s die anderen überlebenden Mönche (namentlich die von Lee ernannten Neu-Ältesten) nicht so mit dem Sterben und stehen Rockys Ansinnen eher skeptisch gegenüber – zumindest solange, bis einer der ursprünglichen Ältesten von seiner Mission zurückkommt und die schöne Bescherung entdeckt. Der alte Mann stellt klar – zumindest die heiligen Shaolin-Relikte, die in die Hände der Manchu gefallen sind, müssen un-be-dingt zurückerobert werden…
Inhalt
Kucken wir mal wieder in die wunderbare Welt des Low-Budget-Kampfkunstfilms. Obwohl es eigentlich kein ausschweifendes Review bräuchte (und der Film als solcher auch nicht viel Ansatzpunkte für gehaltvolle Auseinandersetzungen mit dem Inhalt hergibt), denn wenn ein Streifen „Shaolin vs. Manchu“ heißt, weiß man, was Sache ist. Entweder das interessiert einen Zuschauer *immer noch*, nachdem er schon drölftausendachtzighundert gleich gelagerte Klopper gesehen hat, oder eben nicht.
„Shaolin vs. Manchu“ ist ein ziemlicher Spätzünder, denn 1984 war das Thema traditioneller Kung-fu-Film dank Jackie Chan eigentlich durch und Filme mit kontemporäreren Settings gewannen in Hongkong die Oberhand. Taiwan sah sich wohl als traditionellerer Markt – allerdings hatte der taiwanesische Kampfsportfilm in den 80ern seine besten Zeiten (die waren wohl Ende der 60er bis Mitte der 70er) auch schon ein Weilchen hinter sich. Und auf dem Regiesessel hockte auch nicht gerade ein King Hu, sondern ein gewisesr Chiu Jun Lee, der in seiner Karriere ganze drei Filme inszenierte und sich ansonten mit kleinen Rollen als Henchman o.ä. in Filmen wie „Drunken Master“ oder „The Magnificent Butcher“ über Wasser hielt. Bekannte Nasen im Cast sucht man ebenfalls vergebens.
Wundert einen also nicht, dass die Kampfszenen so ziemlich der größte Schwachpunkt des Streifens sind – sie sind wenig spektakulär, eher mäßig choreographiert und dann auch noch ziemlich luschig mit der Soundspur synchronisiert – da gibt’s für den Freund der gepflegten Dresche wenig Grund zur Freude, zumal der FIlm sich auch bei der Verbindung Story/Action ziemlich ins Knie schießt, alldieweil die angeblich so superben Shaolin-Fighter von den Manchus regelmäßig aber sowas von die Hucke vollbekommen, dass man sich schon fragt, worauf sich der legendäre Ruf des Tempels denn eigentlich begründet, wenn jeder drittklassige Manchu-Fußsoldat augenscheinlich ein adäquater Gegner für erstklassige Kampfmönche ist (auch, weil die Shaolin sich vermutlich totlachen – lustig-buntere Manchu-Uniformen gab’s selten. Aber ihre Hüte/Helme sind prima zum Schabernack treiben).
Der Film kann das allerdings bis zu einem gewissen Punkt ausgleichen, denn er hat für die Verhältnisse des Klopperfilms eine ganz patente Story – ich bin normalerweise nicht der ganz große Freund von Shaolin-Tempel-Innenpolitik, aber hier wird das ziemlich gut. Sowohl der eigentlich offensichtliche Konflikt zwischen dem friedlichen Ideal des Buddhismus und der hohen Kampfkunst der Shaolin als auch das jeder Organisation – und damit auch einem Buddha-Kloster – innewohnende Machtgeplänkel kommen zur Geltung, und der Manchu-Plan zur feindlichen Übernahme des Tempels von Innen ist einigermaßen clever (auch wenn Lee nach seiner Inthronisierung wirklich sehr überhastet vorgeht – andererseits ist das verständlich, weil ihm, wie sich herausstellt, der asketische Mönchslebensstil, den er zwangsweise über Jahre pflegen musste, mittlerweile gediegen auf den Senkel geht). Das ist alles tatsächlich recht interessant geschildert, so dass die Schalten zu Rocky und seinem neuen Zivilleben schon fast ärgern, weil der nun wirklich ein elender Gutmensch mit Gütesiegel auf dem gelben Hintern, gegen den Jesus ein radikales Mitglied des schwarzen Blocks ist, abgibt.
Liegt natürlich auch ein bisschen daran, dass der Darsteller des Rocky (leider sind die Credits sehr sehr vage, so dass ich keine Zuordnungen vornehmen kann) eine charismafreie Trantüte erster Kajüte ist. Der Rest des Casts ist auch nicht gerade eine Ansammlung erstklassiger Mimen, einzig der Lee-Darsteller befleißigt sich einer respektablen darstellerischen Leistung, aber als Schurke hat man halt immer mehr Möglichkeiten und mehr Spaß.
Der Print, der auf amazon prime herumlungert, ist alles andere als gut und im Gegensatz zur Katalogbeschreibung auch nicht in Originalfassung mit englischen Untertiteln, sondern englisch synchronisiert.
Kampfsportlich ist „Shaolin vs. Manchu“ ein ziemlicher Verlierer, aber wer mal eine etwas interessantere und verwinkeltere Geschichte als die üblichen Racheplots im Genre sehen will, findet hier zumindest ein wenig intellektuelle Stimulanz.
(c) 2017 Dr. Acula
BOMBEN-Skala: 7
BIER-Skala: 5
Review verfasst am: 18.07.2017